Warum beschäftigt sich DIE TROMMLER in der April-Ausgabe 2023 mit Polen?

In der März-Ausgabe haben wir festgestellt, dass Roland Jahn u.a. wegen einem Pappschild am Fahrrad, mit dem er durch Jena gefahren ist, in der DDR strafrechtlich verfolgt wurde. Dieses Pappschild zeigt die Verunstaltung der polnischen Flagge.

Dieses Pappschild hatte Roland Jahn an seinem Fahrrad befestigt und ist damit durch Jena gefahren.
Entnommen aus dem Dokumentenheft aus dem Bundesarchiv-Stasiunterlagen-Archiv
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/publikationen/publikation/aktion-gegenschlag/

Da fragt man sich, warum die DDR, auch wenn es damals ein verbündetes Land war, um die polnische Flagge kümmerte. Ob es im Sinne Polens war, bleibt dahingestellt. Polen hatte eine Menge Krisen zu überstehen. Vermutlich interessierte sich in Polen niemand um irgendwelche Radler und Radlerinnen in der DDR, die verunstaltete polnische Flaggen mitführten.

Da dieser Fall von den Strafverfolgungsbehörden der DDR derart aufgebauscht wurde, stärkte das Roland Jahn, anstatt ihn zu schwächen. Roland Jahn ist im Westen nun erst recht bekannt geworden.

Hätte es sich um Staatsinsignien der DDR gehandelt, könnte man harte Maßnahmen verstehen. Aber da es sich um verbündetes Ausland handelte und dort vermutlich nicht von Interesse war, hätte es gereicht diesen Fall als Ordnungswidrigkeit einzustufen und eine Geldbuße auszusprechen.

Die Beiträge zu Polen in der April-Ausgabe 2023 siehe Inhaltsverzeichnis.

Petra Reichel

Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP-polnisch PZPR)

Die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (polnisch: Polska Zjednoczona Partia Robotnicza, kurz: PZPR) war eine von 1948  bis 1990 bestehende Partei in der Volksrepublik Polen, die eine marxistisch-leninistische Ausrichtung vertrat. Als sämtliche Staats-    und Regierungschefs stellende Partei der VR Polen war sie zeit ihres Bestehens die führende politische Kraft im Land.

Logo der PZPR
Bildquelle: Von Zdzisław Otello Horodecki (Flawiuszott1), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1403378

Die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei wurde auf einem Vereinigungsparteitag der Polnischen Arbeiterpartei (Polska Partia RobotniczaPPR) und der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partia SocjalistycznaPPS) vom 15. bis 21. Dezember 1948 im Hauptgebäude der Technischen Universität Warschau gegründet. Die PPR stellte dabei rund zwei Drittel der Gründungsmitglieder, die zuvor durch Flügelkämpfe und Angriffe durch die Staatsmacht geschwächte PPS rund ein Drittel. Die Führungsgremien wurden aber paritätisch besetzt. Programmatisch richtete sich die Partei trotz des sozialdemokratischen Ursprungs der PPS klar auf den Marxismus-Leninismus sowjetischer Prägung aus.[1] 

Zunächst wurde die Partei durch Bolesław Bierut geführt, bevor dieser 1956 in Moskau während des XX. Parteitags der KPdSU verstarb. Unter Bierut wurde die neu geschaffene Partei als auch die von ihr regierte Volksrepublik Polen in enger Anlehnung an die Sowjetunion aufgebaut. Große wirtschaftliche Probleme beim Wiederaufbau des kriegs- und besatzungszerstörten Landes sowie auch die geringe Stärke bereits vor 1948 aktiver kommunistischer Kader führten dazu, dass sich im ZK als auch andernorts in der Partei Strömungen bildeten, die eine weniger enge Anbindung an die Sowjetunion wünschten. Diese wurden von Bierut jedoch erfolgreich bekämpft und konnten erst nach dem Abtritt seines kurzlebigen Nachfolgers, Edward Ochab, in Folge des Posener Aufstands von 1956 ihren Einfluss innerhalb der Partei steigern.

Der Sitz des ZK der PZPR war von 1952 bis 1990 das „Haus der Partei“ (poln. Dom Partii), umgangssprachlich Weißes Haus (poln. Biały Dom) genannt. Das Gebäude war im Stadtzentrum von Warschau nach einem 1947 ausgeschriebenen Architektenwettbewerb aus obligatorischen Beiträgen des ganzen Volkes errichtet worden. Seit 1991 befindet sich im Gebäude das Warschauer Bank- und Finanzzentrum. In den Jahren 1918 bis 1931 stand an dieser Stelle das Gebäude des Verkehrsministeriums und davor, von 1831 bis 1918, des Rechnungshofs.

Das Gebäude des ZK der PZPR in den 1960er Jahren
Bildquelle: Von nieznany/unknown – Warszawski Kalendarz Ilustrowany 1965, Wydawnictwo Warszawskiego Tygodnika "Stolica", Warszawa 1964, p.64, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=122318182

Mit dem erneuten Machtantritt Władysław Gomułkas im Herbst 1956 wurde die enge Bindung an das sowjetische Vorbild gelockert und ein „polnischer Weg“ zum Sozialismus proklamiert. Im Rahmen dieser Politik wurde u. a. die angefangene Kollektivierung der Landwirtschaft abgebrochen, Lockerungen im kulturellen Bereich ermöglicht und die Tätigkeit des Staatssicherheitsapparates etwas beschränkt.

Vor allem aufgrund der ökonomischen Stagnation und den daraus resultierenden konterrevolutionären Umtrieben Dezember 1970 in Polen wurde Gomułka 1970 durch Edward Gierek ersetzt. Seine Zeit als Erster Sekretär des ZK der PVAP war vor allem durch den Versuch einer beschleunigten Modernisierung der polnischen Wirtschaft und die Verbesserung der Kontakte zu den westlichen Ländern geprägt. Nach der misslungenen Rückzahlung der zahlreichen Auslandskredite und der Überschuldung des Landes bei gleichzeitig weiter sinkendem Lebensstandard kam es jedoch bereits seit Mitte der 1970er Jahre zu erneuten Unruhen, die 1976 und 1980 kulminierten.

1980 wurde Gierek kurzzeitig durch Stanisław Kania ersetzt, der jedoch die aufgebrachte Stimmung im Lande und das Anwachsen des Einflusses der Solidarnosc nicht eindämmen konnte. Auf ihn folgte 1981 Wojciech Jaruzelski, der im selben Jahr das Kriegsrecht ausrief und damit das konterevolutionäre Treiben für einige Jahre stoppen konnte. Es wurde jedoch bis Ende der 1980er Jahre trotz verschiedenster Ansätze keine Besserung der wirtschaftlichen Lage erreicht.

Unter Mieczysław Rakowski (1989 bis 1990) schlug die Partei schließlich den Weg der Kooperation mit der politischen Opposition (Konterrevolutionären) ein und besiegelte somit das allmähliche Ende ihrer Herrschaft. 

Am 29. Januar 1990 fand der XI. Parteitag der PZPR statt, auf dem die Umwandlung der Partei vorangebracht werden sollte. Letztlich kam es zu ihrer Selbstauflösung.

Die Folgen, bzw. Nachfolgeparteien und was mit dem Parteivermögen geschah, kann man detailliert aus Wikipedia entnehmen.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

März-Unruhen 1968 in Polen

Der Polnische Oktober brachte vielen Polen die Hoffnung auf konterrevolutionäre Änderungen. Liberale Änderungen von Władysław Gomułka auf dem VIII. Plenum des Zentralkomitees der PZPR initiiert, wie zum Beispiel eine Amnestie für politische Gefangene, die Verbesserung der Beziehungen zur katholischen Kirche, die Begrenzung der Zensur wie eine freiwillige Zurückhaltung der Sicherheitsorgane, erwiesen sich jedoch zunehmend als Hirngespinst. Die neue Führung hatte nicht die Absicht, die Konterrevolution auf den Weg zu bringen. Die Versprechungen infolge des Polnischen Oktober diensten nur dazu die Lage zu beruhigen.

Schon in den letzten Monaten des Jahres 1956 attackierte Gomułka in seinen Reden die Revisionisten und ihr Programm der Liberalisierung des sozialistischen Systems. Die ganzen folgenden zehn Jahre waren eine schrittweise Abkehr von den „Errungenschaften des Oktobers“. Es gab viele personelle Änderungen in der Partei, die Liquidierung der Zeitschriften der Intelligenz „Po prostu“ sowie „Przegląd Kultury“, den Ausbau des Polizeiapparats, verschärfte Zensur, eine Rückkehr zur antikirchlichen Politik, was sich zum Beispiel in der Einstellung des Religionsunterrichts in den Schulen zeigte.

Die Rückkehr zum konsequenten Weg des Sozialismus nahm an Stärke noch zu. Dabei spielte die Außenpolitik eine Rolle. Und zwar der Ausgang des Sechstagekriegs zwischen Israel und den umgebenden arabischen Staaten im Juni 1967. Die UdSSR verurteilte Israel und brach die diplomatischen Beziehungen ab; ebenso hielten es die polnische Regierung. Es wurden Kundgebungen an den Arbeitsstätten organisiert, in denen die „imperialistischen Bestrebungen“ Israels missbilligt wurden. In  Parteikreisen, in Heer und Miliz, auch unter regierungstreuen Katholiken, konzentriert um die Vereinigung „PAX“, wurde Israel verurteilt.

Die sozialistischen Länder waren auf Seiten der Palästinenser, bzw der arabischen Länder.

Die Kirche mit Kardinal Stefan Wyszyński an der Spitze nahm dagegen eher eine proisraelische Haltung ein, so wie die Mehrheit der polnischen Gesellschaft. Einige polnische Juden bekundeten öffentlich ihre Unterstützung für die Operationen der israelischen Armee.

Die gesellschaftliche Stimmung sollte sich nach den Direktiven der UdSSR für die PZPR richten, ohne aber in eine feindliche Stimmung gegenüber der Sowjetunion umzuschlagen. Im Verlauf der Debatte hielt Władysław Gomułka eine Rede auf dem VI. Kongress der Berufsverbände. Er vertrat darin die These, es bestehe in Polen „eine zionistische Fünfte Kolonne“ (eine Formulierung, die in der Presse nicht auftauchte), die die israelische Aggression gegenüber den arabischen Ländern akzeptiere und unterstütze. Er stellte fest, „die Aggression Israels sei das Resultat der reaktionärsten Verschwörung des internationalen Imperialismus“.

Nach der Rede Gomułkas steigerte sich die Aggressivität der „Partisanen“ (Fraktion der PVAP), d. h. der nationalistisch-populistischen Fraktion um General Mieczysław Moczar (seit 1964 Innenminister).  Moczar selbst verglich das Vorgehen der israelischen Armee mit Hitler-Methoden aus dem Zweiten Weltkrieg. Man bezichtigte Bürger jüdischer Herkunft zum Beispiel gegenüber Sicherheitsbehörden der Steuerhinterziehung. Den Aktionen der „Parteigänger“ schloss sich auch die PAX Bolesław Piaseckis an, der Revisionisten, Wurzellose Kosmopoliten sowie den Episkopat angriff.

Da viele Juden sich mit Israel verbunden fühlen, kam es damals auch zum Konflikt mit polnischen Juden innerhalb Polens. Die Stimmung gegen Juden verschärfte sich nicht nur in Parteikreisen, sondern auch unter Arbeitern und „Menschen niederer Schichten“. Das Kesseltreiben erreichte die Strukturen der Partei, des Heeres (im Jahr 1967 wurden etwa 200 höhere Dienstgrade ihrer Offiziers-Funktion entbunden, darunter 14 Generäle, eine Maßnahme, für die persönlich Polens Verteidigungsminister Wojciech Jaruzelski verantwortlich war), die Miliz, die Sicherheitsorgane und andere gesellschaftliche Institutionen. Die Politische Säuberung betraf auch die höheren Lehranstalten. Lehrer und Professoren wurden von Schulen und Universitäten verwiesen. Zur Verschärfung der Lage trug auch die versuchte Konterrevolution in der Tschechoslowakei im Jahre 1968 bei.

In unmittelbarer Folge kam es zu einer Studentendemonstration vor dem Adam-Mickiewicz-Denkmal (Warschau) (30. Januar 1968) gegen die Absetzung des Theaterstücks Totenfeier (poln.: Dziady) des polnischen Dichterfürsten Adam Mickiewicz unter Regie von Kazimierz Dejmek, gespielt im Warschauer Nationaltheater, dessen Inszenierung zu Recht antisowjetische Merkmale unterstellt wurden.[1] Nach den ersten vier Aufführungen wurde Dejmek informiert, das Stück solle nur einmal wöchentlich aufgeführt werden, der schulischen Jugend sollten nicht mehr als 100 Tickets zu Normalpreisen verkauft werden, der Regisseur solle die Reaktionen des Publikums notieren.

Am 16. Januar wurde er informiert, dass am 30. Januar die letzte Vorführung sei. Diese Vorstellung (es war die elfte seit der Premiere) war fast ausverkauft, hauptsächlich durch Studenten. Ständig gab es Szenenbeifall. Nach Vorstellungsende wurde skandiert: „Unabhängigkeit ohne Zensur!“, ausgedacht von Karol Modzelewski. Es waren auch Rufe zu hören: „Wir wollen Kultur ohne Zensur!“ Am Ausgang des Theaters hatte sich eine Menge von etwa 200 Menschen zusammengefunden (wiederum mehrheitlich Studenten), die sich in Richtung des Mickiewicz-Denkmals mit Transparenten bewegten mit Parolen wie „Wir fordern weitere Vorstellungen“, die auf den Stufen des Denkmals ausgebreitet wurden. Die Miliz (MO) reagierte nicht sofort, erst nach einigen Minuten wurde die Kundgebung mit Schlagstöcken aufgelöst, und 35 Demonstranten wurden festgenommen, von denen neun einem Strafgericht überstellt wurden. Zwei Studenten der Universität Warschau wurden auf Antrag des   Hochschulministers Henryk Jabłoński der Universität verwiesen, da sie nach der Vorstellung mit Reportern der französischen Presse gesprochen hatten. Es handelte sich um Adam Michnik und Henryk Szlajfer.

Westliche Medien griffen die Ereignisse in Polen auf, so die „New York Times“, die „Washington Post“ und es war ein „gefundenes Fressen“ für den Propaganda-Sender „Radio Free Europe/Radio Liberty“.

Da Kritik am Staate Israel und an Juden, die den Staat Israel unterstützen mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, sah man damals im Westen sowie in der heutigen offiziellen Geschichtsschreibung die damaligen Ereignisse in Polen undifferenziert als Antisemitismus.

Viele der damaligen Akteure hofften trotz alledem auf das irgendwann die Konterrevolution gelingen möge. Ihre Hoffnung hat sich erfüllt. Im Jahre 1980 wurde Solidarnosc gegründet. Die Konterrevolution konnte nun marschieren und siegte 1989/90.

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Polnischer Oktober (1956)

Im Jahr 1954 erschien Ilja Ehrenburgs letzter Roman „Tauwetter“, der dann der Lockerung bzw. Tauwetter-Periode in Osteuropa ihren Namen gab. 

Nach Stalins Tod wurde eine Aufweichung des politischen Systems spürbar.

Der Kardinal Stefan Wyszyński wurde aus seiner Internierung befreit und wurde stürmisch begrüßt. Die Zensur wurde gelockert. Das Wochenblatt der Jugend „Po prostu“ (Einfach), wurde von einem Parteiorgan zu einer Tribüne sogenannter Reformer. Wir wissen, dass „Reform“ nichts Gutes bedeutet. Die Wandlung des Begriffs „Reform“ von Fortschritt zu Rückschritt begann schon damals.

Auf dem XX. Parteitag der KPdSU (14. bis 26. Februar 1956) hielt Nikita Chruschtschow eine Geheimrede mit scharfer Kritik an Stalin. Der 1. Sekretär der PVAPBolesław Bierut, erkrankte während des Kongresses und starb noch in Moskau am 12. März 1956. Nach seiner Beerdigung wurde in Polen der Text der Geheimrede vom Zentralkomitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) intern über 3.000 mal vervielfältigt und jedem lokalen Parteigremium zur Verfügung gestellt. Eines dieser Exemplare gelangte auch über einen Mossad(Geheimdienst Israels)-Agenten an die CIA (Geheimdienst der USA) und das US State Department.[1] 

Am 28. Juni 1956 kam es in Posen zu konterrevolutionären Umtrieben, die in der offiziellen Geschichtsschreibung als „Aufstand der Arbeiter der Lokomotivwerke“ verkauft werden. Es gab viele Tote. Die Lage wurde immer angespannter. Am 19. Oktober 1956 begann die 8. Plenarsitzung des Zentralkomitees der PVAP. Am Vortag der Sitzung kam unerwartet Chruschtschow nach Warschau. Einheiten der Sowjetarmee in Polen begannen in Richtung Warschau vorzurücken.

Am 21. Oktober wurde Władysław Gomułka, der ehemalige 1. Parteisekretär und Häftling unter Bierut, zum neuen 1. Sekretär  gewählt. Gomułka hielt am 24. Oktober auf dem Platz vor dem Warschauer Kulturpalast eine Rede vor einigen hunderttausend Warschauern.  

Gomulkas Rede am 24. Oktober 1956
Bildquelle: Von Autor/-in unbekannt – Uploaded from English Wikipedia [:en:File:Gomulka speech.jpg] who cited differents sources [1], [2] and many others, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5627152

Gomułka fuhr vom 16. bis 18. November nach Moskau und kam mit vielen sowjetischen Zugeständnissen zurück. U.a. wurden viele polnische Bürger aus der Verbannung in Kasachstan befreit.

Der sowjetische Marschall Rokossowski (sowjetisch-polnischer Offizier und Verteidigungsminister der Volksrepublik Polen), Oberbefehlshaber der polnischen Armee, verließ eilig Warschau. Ihm folgten viele sowjetische Offiziere in polnischen Uniformen. Die Stadt Stalinogród wurde in Katowice zurückbenannt. Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde gestoppt, bzw. rückgängig gemacht.

Die Freude der konterrevolutionären Bewegung in Polen wurde getrübt, als die versuchte Konterrevolution in Ungarn im Jahre 1956 niedergeschlagen wurde.

Die Tauwetter-Periode dauerte nicht lange. Schon 1957 wurde das Blatt „Po prostu“ wegen Abweichung von den Parteirichtlinien geschlossen.

Gomułka fehlte die Entschlossenheit die Konterrevolution, die als „Reformen“ firmierte, voranzutreiben.

Das Land versank in der Folgezeit in Stagnation. Gomułka fand keinen Ausweg aus der sich ständig verschlechternden Lage. Ein Jahrzehnt später kam es zu den März-Unruhen 1968, schließlich zum Aufstand vom Dezember 1970, der den Sturz der Parteiführung am 19. Dezember 1970 verursachte.

 

Entnommen von Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Der Dezember 1970 in Polen

Ab 1967 litt die Wirtschaft der Volksrepublik Polen unter einer zunehmenden Rezession. 1968 kam es außerdem im ganzen Land zu Studentenunruhen. Die politische Führung unter Władysław Gomułka bekam die innenpolitische Lage nur bedingt unter Kontrolle und bereits im Sommer 1970 kam es in der Bevölkerung zu Gerüchten über anstehende Preiserhöhungen.

Die Lage wurde vorrübergehend beruhigt, als es im Zuge der Sozialdemokratischen „Entspannungspolitik“ zu den Ostverträgen kam. In diesem Zusammenhang kam es zu den Warschauer Verträgen zwischen der BRD und Polen. In der Hoffnung, dass dieser außenpolitische Erfolg die Bevölkerung von der Krise ablenken würde, wurden die Preise insbesondere für Konsumgüter kurz vor Weihnachten tatsächlich um bis zu 38 % erhöht.

Als Reaktion auf dermaßen drastische Preiserhöhungen kam es zunächst in den Danziger Werften zu Streiks. Hinzu kamen Demonstrationen in ganz Polen. Das Land befand sich dabei zeitweise am Rande eines Bürgerkrieges. Die Behörden reagierten mit massivem Einsatz von Milizkräften und dem Militär. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Demonstranten kamen offiziell 45 Menschen ums Leben. Tatsächlich war die Zahl der Todesopfer etwa doppelt so hoch. Mehr als tausend Personen wurden bei den Einsätzen verletzt.

Aufgrund der Unruhen musste Gomulka gehen. Er war 14 Jahre im Amt des Vorsitzenden des polnischen Zentralkomitees. Das Politbüro der PZPR machte Druck und die Regierung musste am 19. Dezember 1970 zurücktreten. Nachfolger Gomułkas wurde am 20. Dezember 1970 Edward Gierek.

Die August-Streiks von 1980, die zur Legalisierung der Solidarnosc führten, knüpften an die Ereignisse von 1970 an.  So war die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Dezember 1970 eine der Forderungen der Streiks 1980.

Bei der Enthüllung des Denkmals auf dem Platz vor der Danziger Werft (Leninwerft) erklang am 16. Dezember 1980 vor 100.000  Menschen zum ersten Mal das „Lacrimosa“ (später Teil des „Polnischen Requiems“) von Krzysztof Penderecki, das für dieses Ereignis von der Solidarnosc in Auftrag gegeben worden war.[1] 

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Lech Walesa

Lech Walesa, geboren am 29. September 1943 in Popowo ist ein wichtiger Akteur der Konterrevolution in Polen.

Lech Walesa 2011
Bildquelle: Von Anthony Baratier – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23280138

Er ist von Beruf Elektriker. Von 1980 bis 1990 war er Vorsitzender der Solidarnosc, die als Gewerkschaft firmierte, aber in Wahrheit eine konterrevolutionäre Organisation war. Erst später ist die Solidarnosc eine echte Gewerkschaft geworden. Allerdings ist sie jetzt bedeutungslos.

Von 1990 bist 1995 war Lech Walesa Staatspräsident Polens.

Als Chef der Solidarnosc organisierte er die Konterrevolution in Polen, die heute als „politischer Wandel“ „verkauft“ wird.

1970 war Lech Walesa Mitglied des illegalen Streikkomitees auf der Danziger Werft. Nach dem Ende des illegalen Streiks wurde er verhaftet und wegen „Anti-sozialen Verhaltens“, bzw. „asozialen Verhaltens“ zu einem Jahr Haftstrafe verurteilt.

1976 verlor Lech Walesa seine Arbeit, weil er Unterschriften für eine Edition zur Errichtung eines Denkmals für die 1970 bei dem illegalen Streik zu Tode gekommenen Werfarbeiter gesammelt hatte. Er lebte von den Zuwendungen seiner Freunde. Nun ja, da musste ja viel gesammelt werden, da Walesa eine große Familie hatte.

1978 organisierte er zusammen mit Andrzej Gwiazda und Alexander Hall die illegale Untergrundvereinigung „Freie Gewerkschaften Pommerns“.

1979 wurde er mehrfach wegen Betreibens einer „anti-staatlichen Organisation“ verhaftet, doch das Gericht sprach ihn frei. Er durfte das Gefängnis Anfang 1980 verlassen.

Nach Beginn des Streiks und der Besetzung der Danziger Werft (damals Lenin-Werft) erkletterte Walesa nach eigener Darstellung am 14. August 1980 die Werftmauer und wurde zum Streikführer. Im Westen wurde er zum „Arbeiterführer“ hochstilisiert. 

 

Walesa während des Streiks auf der Lenin-Werft im August 1980
Bildquelle: Von Giedymin Jabłoński – http://ecs.gda.pl/, CC BY-SA 3.0 pl, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42199661

Die polnischen Arbeiter ließen sich in die Irre führen und legten nach dem Danziger Beispiel aus Solidarität in ihren Betrieben die Arbeit nieder.

Walesa erkämpfte einige Tage später eine Einigung mit der Werftleitung und erklärte den Streik für beendet.

Anna Walentynowicz stoppte jedoch die Arbeiter, welche die Danziger Werft verlassen wollten, und überzeugte sie, ein überbetriebliches Streik-Koordinationskomitee zu bilden, das den Generalstreik in Polen anleiten und unterstützen sollte.

Im September des gleichen Jahres unterzeichnete die damalige polnische Regierung mit dem Streik- Koordinationskomitee eine Vereinbarung, die u.a. die Solidarnosc legalisierte. Das Streik-Koordinationskomitee legalisierte sich als „Nationales Koordinationskomitee der Gewerkschaft Solidarität“. Walesa wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er behielt dieses Amt bis Dezember 1981, als Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht verkündete.

Walesa wurde daraufhin bis zum 14. November 1982 im südöstlichen Polen, nahe der Grenze zur Sowjetunion, interniert.

Das US-amerikanische Magazin „Time“ kürte ihn zum „Mann des Jahres“. Die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ und die dänische Zeitung „Politiken“ widmeten Walesa ihren mit 50.000 Schwedischen Kronen dotierten Freiheitspreis des Jahres 1982 für seinen „Kampf um das Recht, in Freiheit und Wahrheit zu leben“.

Die versuchte Konterrevolution im Jahre 1980 mit Solidarnosc und deren Chef Lech Walesa kam, trotz aller Propaganda, der alten BRD nicht an. In der Bevölkerung der alten BRD hieß es oft: „Die Polen sollen arbeiten gehen.“ Polenwitze machten die Runde.

1983 beantragte Lech Walesa, als Elektriker auf die Danziger Werft zurückkehren zu dürfen. Während er offiziell als „einfacher Arbeiter“ behandelt wurde, stand er offiziell unter Hausarrest.

Juni 1983 bekam Lech Walesa den Shalom-Preis der BRD-Organisation „Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden“.  Im selben Jahr, also auch 1983 wurde Walesa der Friedensnobelpreis verliehen. Weil er fürchtete, bei einer persönlichen Entgegennahme des Preises nicht wieder ins Land gelassen zu werden, nahm seine Ehefrau mit dem damals 13-jährigen Sohn Bogdan den Preis in Oslo entgegen. Das Preisgeld in Höhe von 1,5 Mio. Schwedischen Kronen stiftete Walesa der Polnischen Bischofskonferenz für einen Fonds zur Förderung der privaten Landwirtschaft in Polen. Na ja, dass das mit dem Friedensnobelpreis so eine Sache ist, wissen wir ja alle. Wofür Walesa das Preisgeld stiftete, zeigt doch seine konterrevolutionäre Haltung und dass er kein Arbeiterführer war.

1987 gründete Walesa das illegale „Nationale Exekutivkomitee der Gewerkschaft Solidarnosc“. (Zu der Zeit war die Solidarnosc keine Gewerkschaft.)

1988 organisierte er erneut einen Besetzungsstreik auf der Danziger Werft und verlangte die Legalisierung der Solidarnosc. In ganz Polen wurden die Betriebe bestreikt.

Am 30. November 1988 diskutierte Walesa live im Fernsehen mit dem Vertreter der offiziellen Gewerkschaft Polens. Walesa ging aus dieser Diskussion als Sieger hervor, da er redegewandter aufgetreten ist. Der Weg zu den Gesprächen am „Runden Tisch“ wurde geebnet.

Am 06. Februar 1989 trat der polnische „Runde Tisch“ erstmals zusammen. Walesa vertrat die „Nicht-Regierungsseite“. Während der Gespräche unterzeichnete die Regierung eine Vereinbarung zur Wiederzulassung der Solidarnosc und zur Vorbereitung teilweiser bürgerlicher Wahlen zum polnischen Parlament.

1989 gründete Walesa das „Bürgerkomitee des Vorsitzenden der Gewerkschaft Solidarnosc“ (polnisch Komitet Obywatelski przy Przewodniczącym NSZZ „Solidarność“ Lechu Wałęsie).

Nun marschierte die Konterrevolution in großen Schritten zum Sieg.

Am 09. Dezember 1990 gewann Walesa die Präsidentschaftswahlen und wurde für fünf Jahre Präsident Polens. Ende 1995 hatte er viel von der anfänglichen Unterstützung der Bevölkerung verloren. Polen wurde während seiner Präsidentschaft zu einem kapitalistischen Land.

Bei den Präsidentschaftswahlen 1995 unterlag Wałęsa knapp dem ehemaligen Kommunisten Aleksander Kwaśniewski. Walesa erklärte, dass er sich politisch zurückziehen wolle.

Dennoch trat im Jahre 2000 Walesa erneut zu den Präsidentschaftswahlen an. Er erhielt jedoch nur unwesentlich mehr, als 1% der Stimmen. Danach erklärte er zum zweiten Mal, dass er sich politisch zurückziehen wolle.  Seither hält er an verschiedenen ausländischen Hochschulen Vorlesungen zur Geschichte und Politik Mitteleuropas und besucht Podiumsdiskussionen zu diesem Thema.

Zum 01. Januar 2006 trat Walesa aus der Solidarnosc aus. Walesa hat schließlich seine Aufgabe als Konterrevolutionär erledigt. Die Solidarnosc ist nun eine echte Gewerkschaft geworden.

Ende 2007 wurde er in den „Rat der Weisen zur Zukunft Europas“ aufgenommen.

Am 1. März 2013 erklärte Walesa in einem Fernsehinterview im Zusammenhang mit der diskutierten Einführung eingetragener Partnerschaften, dass homosexuelle Sejm-Abgeordnete in der hinteren Reihe bzw. „hinter einer Mauer“ sitzen sollten. Er erklärte seine Aussage damit, dass Demokratie von Mehrheiten getragen würde und Homosexuelle, da sie eine Minderheit darstellten, sich der Mehrheitsmeinung unterwerfen sollten. Ferner schlug er vor, die Kundgebungsrechte Homosexueller zu beschränken.  Sein Sohn, der Europa-Abgeordnete Jarosław Walesa, zeigte sich entsetzt über die Wortwahl seines Vaters.[17] Lech Walesa lehnte eine Entschuldigung ab und äußerte, er entspreche in Polen der Meinung der Mehrheit und eingetragene Partnerschaften seien „kein durch Gott geschaffenes Modell“.

Am 22. Juli 2017 wendete sich Walesa während einer Großkundgebung in Danzig gegen die umstrittene Justizreform.

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Partisanen (Fraktion der PVAP-polnisch PZPR)

Eigentlich soll es in kommunistischen Parteien keine Fraktionsbildung geben. In Polen war das anders. Die „Partisanen“ waren eine Fraktion in der PVAP. Ihre Ausrichtung war widersprüchlich. Einerseits waren sie konsequente Kommunisten, andererseits waren sie nationalistisch ausgerichtet.

Dieser Nationalismus war gegen Deutsche, Ukrainer, Juden und heimlich auch gegen Sowjetbürger gerichtet. Dazu zählten ja damals die Ukrainer. Das steht im Widerspruch dazu, dass die Sowjetunion ein verbündetes Land war. Eigentlich soll es in kommunistischen Parteien keine Fraktionsbildung geben. In Polen war das anders. Die „Partisanen“ waren eine Fraktion in der   PZPR. Ihre Ausrichtung war widersprüchlich. Einerseits waren sie konsequente Kommunisten, andrerseits waren sie nationalistisch ausgerichtet. Bei den Juden war es eine besondere Sache. Es ging um das Misstrauen gegen Juden, die Israel unterstützten.  

Der Name der Fraktion hat seinen Ursprung in der Vergangenheit von Moczar und Korczyński während der deutschen Besetzung Polens, in der beide Partisanenabteilungen anführten.

Mieczysław Moczar als stellvertretender Minister und später als Innenminister hatte um sich eine Gruppe von Partei- und Staatsfunktionären der mittleren und unteren Ebene sowie ehemalige Soldaten der Armia Ludowa (dt. Volksarmee) versammelt. Zusammen mit Korczyński begann Moczar ebenfalls, jüngere Funktionäre um sich zu scharen, die hauptsächlich nationalistisch orientiert waren und aufgrund der Blockierung der Stellenbesetzung durch die ältere Generation keine Chancen für eine Beförderung hatten.[2] Diejenigen von ihnen, die angesichts ihres jungen Alters im Kampf gegen die deutschen Besatzer nicht beteiligen konnten, nannte man „Patrioten“. Seit September 1964 nutzte Moczar als Vorsitzender des Verbandes der Kämpfer für Freiheit und Demokratie auch diesen, um seine Ziele zu verwirklichen. Mit der Zeit wurden Moczar und Korczyński von Mitgliedern des Politbüros des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (pol. Biuro Polityczne KC PZPR) wie Zenon Kliszko und Ryszard Strzelecki anerkannt. Mit der Fraktion der „Partisanen“ waren u. a. die Generale Grzegorz Korczyński, Franciszek Szlachcic, Teodor Kufel, Jan CzaplaMieczysław Róg-ŚwiostekTadeusz Pietrzak, Oberst Marian Janic und andere verbunden. Unter den Anhängern war zu einem bestimmten Zeitpunkt auch der damalige Chef des Generalstabs der Polnischen Streitkräfte, General Wojciech Jaruzelski.

Die „Partisanen“ haben den Kommunisten, die in Partisanenkriegen kämpften, die mit den sowjetischen treitkräften angekommenen Kommunisten entgegengesetzt. Die Gruppe hat sich als Nationalkommunisten vorgestellt.

Offiziell waren die „Partisanen“ gegenüber dem PVAP-Parteichef Władysław Gomułka loyal eingestellt, aber inoffiziell hat man die Meinung vertreten, dass er durch jemanden energischeren und jüngeren ersetzt werden sollte.

Die „Partisanen“ richteten sich auch gegen Juden, die Israel unterstützten. Das geschah verstärkt während des 6-Tage-Krieges Israels gegen arabische Länder im Jahre 1967. Da wollten die „Partisanen“ Juden aus dem Staatsdienst und Parteifunktionen entfernen. Siehe die März-Unruhen im Jahre 1968. Das wird uns heute als Antisemitismus „verkauft“. Dabei war das eine Sicherheitsmaßnahme. Die sozialistischen Länder unterstützten Palästina, bzw. die arabischen Staaten und nicht Israel. Israel wurde und wird von den USA und anderen westlichen Ländern unterstützt. Juden auf der ganzen Welt sind Kandidaten für den Mossad (israelischer Geheimdienst). Das trifft erst recht zu, wenn sie Israel unterstützen.

Es ist nicht ganz klar, ob die „Partisanen“ versuchten, Gomułka zu stürzen oder Moczar die Stelle der zweiten Person in der Partei zu sichern. 

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Boleslaw Bierut

Boleslaw Bierut wurde am 18. April 1892 in Rury Brigidkowskie geboren und ist am 12. März 1956 in Moskau gestorben.

Boleslaw Bierut
Bildquelle: Von Burzyński Roman – Bolesław Bierut "Sześcioletni plan odbudowy Warszawy", Warszawa 1950, Książka i Wiedza, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6571881

Bierut wurde 1892 als Sohn eines Lehrers in eine bäuerlich geprägte Familie im heute zu Lublin gehörenden Dorf Rury Brigidkowskie geboren, das damals zum vom Russischen Kaiserreich seit 1867 annektierten Teil Polens, dem sogenannten Weichselland, zählte. 1905 wurde er der Schule verwiesen, weil er an einem Schülerstreik teilgenommen hatte, der sich gegen die Einführung des Russischen als alleiniger Unterrichtssprache richtete. Seine Ausbildung setzte er anschließend an einer kaufmännisch orientierten Abendschule fort und verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem als Schriftsetzer.[1] Mit zwanzig Jahren trat er der Splitterpartei PPS Lewica bei, die später in der Kommunistischen Partei Polens aufging. 1927 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Polens. In der Zwischenzeit übte er mehrere Funktionen im linksgerichteten Konsumverein aus und weilte 1925 bis 1926 und 1928 bis 1930 in Moskau, wo er die Parteihochschule für kommunistische Kader besuchte. In dieser Zeit wurde er als Agent des sowjetischen Geheimdienstes GPU angeworben.[2] In den Jahren 1930 bis 1932 war er als Funktionär der Kommunistischen Internationale in Bulgarien, der Tschechoslowakei und Österreich tätig.

1933 wurde er in Polen zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt, die er im Gefängnis von Rawicz verbüßte. 1938 wurde er jedoch begnadigt und entlassen. 

Bis Kriegsbeginn 1939 arbeitete er als Büroangestellter in einer Warschauer Konsumgenossenschaft.

Um sich dem Dienst in der polnischen Armee zu entziehen, floh Bierut aus Warschau nach Ostpolen, das nach dem 17. September 1939 von der Roten Armee okkupiert wurde. Von dort begab er sich nach Kiew, wo er 1940 in die Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki) (die später in KPdSU umbenannt wurde) eintrat. 1941 zog er nach Minsk und arbeitete dort während der Zeit der deutschen Okkupation beinahe zwei Jahre in der Stadtverwaltung, um seine Agententätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst NKWD zu tarnen. Auf Stalins Befehl begab er sich 1943 ins deutsch besetzte Warschau und übernahm im Untergrund bald wichtige Funktionen im Zentralkomitee und Generalsekretariat der neu entstehenden Polnischen Arbeiterpartei.[4]

Ab Dezember 1944 war er Vorsitzender des Landesnationalrates (KRN), der, gelenkt von Moskau, die kommunistische Machtübernahme in Polen vorbereiten sollte. Offiziell war Bierut parteilos, doch war er geheimes Mitglied des Politbüros der kommunistischen Arbeiterpartei.[4]

Im Juli 1945 gehörte er als KRN-Vorsitzender der polnischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz an, neben dem in Moskau geschulten Ministerpräsidenten Edward Osóbka-Morawski, Außenminister Wincenty Rzymowski und Landwirtschaftsminister Stanisław Mikołajczyk, der bis 1944 Ministerpräsident der polnischen Exilregierung in London gewesen war.

Bierut wurde 1947 vom Sejm zum Staatspräsidenten gewählt. Unterstützt vom sowjetischen Auslandsgeheimdienst gewann er den Machtkampf gegen den Parteivorsitzenden Władysław Gomułka, der 1948 wegen „rechtsnationalistischer Abweichung“ aus der Partei ausgeschlossen und inhaftiert wurde. Bierut nahm seinen Platz an der Spitze der PZPR ein.

Da Bierut ein aufrechter Kommunist war und konsequent handelte, verdammt man ihn genauso, wie Stalin und macht ihm die gleichen Vorwürfe.

Bierut ließ die Kollektivierung der Landwirtschaft einleiten und führte einen Kampf gegen die katholische Kirche.[5]   Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde in Polen später gestoppt, bzw. rückgängig gemacht.

1952 wurde mit der offiziellen Umbenennung der Republik Polen in Volksrepublik das Präsidentenamt abgeschafft, Bierut ersetzte Józef Cyrankiewicz als Vorsitzenden des Ministerrates. 1954 gab er das Amt des Regierungschefs wieder an Cyrankiewicz ab.

Im Februar 1956 fuhr Bierut nach Moskau, um an den Beratungen des XX. Parteitags der KPdSU teilzunehmen.

Nach der Lektüre von Nikita Chruschtschows Geheimrede „Über den Personenkult und seine Folgen“, wo Chruschtschow mit Stalin „abrechnet“ und diesen verdammt, erlitt Bierut einen Herzanfall und verstarb zweieinhalb Wochen später in Moskau.[6] 

Er erhielt ein Staatsbegräbnis und ein Mausoleum auf dem Powązki-Militärfriedhof in Warschau. Schon bald nach seinem Tod verbreitete sich in Polen das Gerücht, er sei ermordet worden. Nach Auskunft seines Sohnes starb Bierut an Nierenversagen.[7] Was auch immer die organische Ursache des Todes von Bierut war, so kann man „1 und 1 zusammenzählen“ um eine psychische Ursache, als Reaktion auf die Geheimrede von Chruschtschow, als Todesursache zu sehen.

Bieruts Mausoleum auf dem Militärfriedhof Powatzi
Bildquelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29400

1950 und 1946 drei Dörfer nach ihm benannt – Bolesławowo, Bierutowice und Bierutowo. Außerdem trug das Schiff MS Bolesław Bierut seinen Namen. Mehrere Betriebe und öffentliche Einrichtungen waren auch nach Bierut benannt, so die Breslauer Universität (1952–1989), Palast der Jugend in Kattowitz (1951–1990) sowie das Stahlwerk in Częstochowa (1952–1989) und die Fabryka Samochodów Ciężarowych in Lublin.

Görlitzer Abkommen: Wilhelm Pieck und Boleslaw Bierut reichen sich über die Oder-Neiße-Grenze die Hände, Briefmarke der DDR von 1951
Bildquelle: Von Deutsche Post der DDR – Deutsche Post der DDR, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3174260

Die vielen Denkmäler, die in der Bierut-Ära aufgestellt wurden, sind nach der Konterrevolution 1989 in das Museum des Sozrealismus in Kozłówka gebracht worden. Noch heute existiert in der weißrussischen Hauptstadt Minsk eine nach ihm benannte Straße.[9]

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Anna Walentynowicz („legendäre Kranführerin“)

Anna Walentynowicz, Geburtsname Anna Lubczyk wure am 15. August 1929 in Równe, damals Polen, heute Ukraine, geboren. Sie ist am 10. April 2010 bei Smolensk gestorben.

Anna Walentynowicz
Bildquelle: Von Gosiak – cropped from the File:Anna_Walentynowicz_with_Paula_Dobriansky.jpg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17138989

Anno Walentynowicz war Arbeiterin auf der Danziger Leninwerft. Für ihre gewissenhafte Schweißerarbeiten wurde sie ausgezeichnet. Laut Wikipedia wurden Frauen bei Planübererfüllung schlechter bezahlt als Männer. Wikipedia schreibt, dass sie wegen ihrer Beschwerden darüber im Jahre 1953 zum ersten Mal verhaftet und acht Stunden lang verhört wurde.

Nun ja, im Westen war es seinerzeit nicht selbstverständlich, dass Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen. Die Arbeit auf einer Werft ist bis heute noch Männerdomäne. So war es ein Novum, dass sie als Frau in diesem Berufsfeld arbeiten konnte. Aber das war ihr wohl nie bewusst, da sie sich dem Westen zuwandte.

Sie konnte sogar Kranführerin werden. Menschenskind, man sieht selbst in der heutigen Zeit keine Frauen als Kranführerin. Aber sie war nicht zufrieden.  Sie beschwerte sich über die Veruntreuung von Geldern durch ein Mitglied der Werftleitung. Und eckte damit an. Ob das so stimmt oder eine Falschbeschuldigung war, sagt uns Wikipedia nicht.

In den 1960er und 1970er Jahren unterstützte sie konterrevolutionäre Bewegungen, einschließlich der konterrevolutionären Unruhen im Jahre 1970.

Neben Lech Walesa gehörte sie zu den bekanntesten Gründungsmitgliedern der Solidarnosc während der Streiks und der konterrevolutionären Umtriebe im August 1980.  Sie wurde von der Werftführung am 07. August 1980 fristlos entlassen.  Anna Walentynowicz fehlten nur noch fünf Monate bis zu ihrem Pensionsalter. Ihre Entlassung führte am 14. August 1980 zu den Streiks, die zur Gründung der Solidarnosc und zum Augustabkommen zwischen der Solidarnosc und der damaligen polnischen Regierung führten. Anna Walentynowitz und Lech Walesa, der ebenfalls entlassen wurde, wurden wieder eingestellt.

Im Westen wurde Anna Walentynowicz als „legendäre Kranführerin“ hochgejubelt.

Noch in den 1980er Jahren trat sie jedoch aus der Solidarnosc aus, da sie nicht mit der Politik deren Führung um Lech Walesa einverstanden war. Ebenso kritisierte sie die Parteien, die während und nach der Konterrevolution aus der Solidarnosc hervorgegangen waren.

Im Jahre 2000 sollte Anna Walentynowicz zur Ehrenbürgerin Danzigs ernannt werden. Sie lehnte dies jedoch ab. Ebenso lehnte sie eine Ehrenpension ab, die ihr der polnische Ministerpräsident Marek Belka im Jahre 2005 anbot. An den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Entstehung der Solidarnosc nahm sie ebenfalls nicht teil.

Dagegen nahm sie 2005 die amerikanische Truman-Reagan Medal of Freedom aus der Hand von Präsident George W. Bush an. Am 3. Mai 2006 verlieh ihr der polnische Präsident Lech Kaczyński den Orden vom Weißen Adler, die höchste Auszeichnung Polens.

Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff hat die Lebensgeschichte in Danzig mit Katharina Thalbach als „Agnieszka“ in einer deutsch-polnischen Ko-Produktion verfilmt. Thalbach erhielt dafür im Februar 2007 den Bayerischen Filmpreis. Der Film „Strajk – Die Heldin von Danzig“ lief ab dem 8. März 2007 in den deutschen Kinos, in Polen war er kurz vorher gestartet. Die Regisseurin Sylke Rene Meyer erstellte 2002 den 58 Minuten langen Dokumentarfilm „Wer ist Anna Walentynowicz?“ mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR), in dem Anna Walentynowicz ihr Leben selbst erzählt.

Am 10. April 2010 gehörte Anna Walentynowicz zu einer hochrangigen politischen Delegation um Staatspräsident Lech Kaczynski, die anlässlich des 70. Jahresstages des Massakers von Katyn zur Gedenkstätte nach Russland reisen sollte.  Es kam zu einem Flugzeugabsturz nahe des Militärflugplatzes Smolensk-Nord. Dort kam sie gemeinsam mit weiteren hochrangigen Repräsentanten Polens ums Leben.

Am 24. September 2012 wurde bekannt, dass die sterblichen Überreste von Anna Walentynowicz und Teresa Walewska-Przyjałkowska vertauscht worden waren. Die Militärstaatsanwaltschaft hatte nach dem Erhalt neuer Unterlagen von den russischen Behörden die Exhumierung beider Leichen angeordnet, da sie eine mögliche Falschidentifizierung durch Familienangehörige vermutete. Der Verdacht bestätigte sich. Die Exhumierung der statt Walentynowicz in Danzig beerdigten Walewska-Przyjałkowska war begleitet von politischen Demonstrationen, wo der Regierung Vertuschung ihres Versagens vorgeworfen wurde.

Plakette an dem Haus, wo Anna Walentynowicz bis zu ihrem Tode lebte.
 Bildquelle: Von Autor/-in unbekannt – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14927166

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel