Die Zerschmetterung der deutsch-faschistischen Truppen bei Moskau

1. Die deutsche Offensive

Da Hitler eine Zerschmetterung der Roten Armee in den ersten Kriegsmonaten nicht erreicht hatte, beschloss er, alle Kräfte Deutschlands und seiner Verbündeten für eine neue offensive anzuspannen. Er nahm die mitgenommenen und zerschlagenen Divisionen zurück und schickte die Reserven an die Front. Er zog viele Arbeiter der Rüstungsbetriebe in die Armee ein und ersetzte diese mit ausländischen Arbeitern, die aus den eroberten Ländern zwangsweise herangetrieben wurden. Er schickte einen Teil der Besatzungsdivisionen aus Frankreich, Belgien und Norwegen an die sowjetisch-deutsche Front und zwang auch seine Vasallen, neues Kanonenfutter zu liefern. Rumänien, Ungarn und Finnland schickten weitere Dutzende von Divisionen an die Front, Italien schickte Deutschland eine ganze Armee zu Hilfe.

Am 2. Oktober 1941 startete Hitler eine neue Offensive. Ersetzte im Osten die Hauptmasse seiner Luftwaffe, Artillerie und Panzerwaffe ein. Das hitlerische Oberkommando stellte seinen Truppen folgende Aufgaben:

An der Südfront wurde befohlen, das Donezbecken zu erobern und zum Kaukasus durchzubrechen. Dazu wurden durch Hitler beträchtliche Kräfte, darunter auch die Panzertruppen des Generals von Kleist bereitgestellt, der von der faschistischen Presse prahlerisch als „unbesiegbar“ bezeichnet wurde.

Im Nordabschnitt der sowjetisch-deutschen Front ballten die Faschisten ihre Kräfte zu einer mächtigen Faust zusammen und beabsichtigten, in den Raum von Tichwin durchzubrechen, um die Leningrader Truppen völlig einzukreisen und die Stadt Leningrad durch Hunger zu erwürgen. Der Schlag gegen Tichwin verfolgte noch ein weiteres, für die Deutschen äußerst wichtiges Ziel. Wären sie zum Onegasee und weiter nördlich vorgedrungen, so hätten sie Reserven und Munition auf dem kürzesten Wege aus dem Baltikum nach Finnland befördern können. Außerdem hätte die Vereinigung mit den Truppen in Finnland den Faschisten die Möglichkeit geboten, ihre Kontrolle über die finnischen Truppenteile zu verstärken.

Den an der Kalininfront operierenden deutschen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, nach Kalinin und weiter nördlich durchzubrechen, um einerseits Moskau mit Einkreisung zu bedrohen und andererseits die nach Archangelsk führende Eisenbahnlinie durchzuschneiden und dadurch den Nachschub an Munition, die auf dem nördlichen Wege eintraf, für die Sowjetunion zu verhindern.

Die Grund- und Hauptaufgabe der deutsch-faschistischen Truppen war aber die Einkesselung der Armeen, die Moskau verteidigten, und die Einnahme der Hauptstadt der Sowjetunion.

Am zweiten Tage nach Beginn der Offensive hielt Hitler eine Rede und erklärte, dass die Sowjetunion geschlagen sei und sich nie mehr erheben würde. Goebels befahl den Zeitungen für den 12. Oktober Platz für eine „besonders wichtige Meldung“ zu reservieren, wobei er andeutete, dass es sich um die Einnahme von Moskau handeln würde.

Im Oktober 1941 setzten die Deutschen bis zu 35 Divisionen gegen Moskau ein. Den Sowjettruppen der Westlichen Front drohte eine gewaltige „Zange“ aus der Richtung Rshew-Kalinin im Norden und Orel-Tula im Süden.

Innerhalb dieses Erschließungsringes wurden die Vorstöße aus drei Richtungen keilförmig vorgetragen: Wjasma-Moskau, Juchnow-Malojaroslawez-Moskau, Kaluga-Serpuchow-Moskau.

Nach zweiwöchigen erbitterten Kämpfen rückten die Deutschen 200 Kilometer in Richtung Moskau vor. Im Norden besetzten sie am 14. Oktober Kalinin, im Süden rückten sie in das Tula-Gebiet ein, im Zentrum eroberten sie Borodino und drangen am 18. Oktober in Moshajsk ein. Der Hauptstadt der Sowjetunion drohte ernste Gefahr.

2. Die Organisation der Verteidigung von Moskau

Am 13. Oktober 1941 wurden die Funktionäre der Moskauer Parteiorganisation zusammengerufen. Der Sekretär des Moskauer Komitees und des Moskauer Stadtkomitees der KPdSU(B), A.S.Schtscherbakow, berichtete den Versammelten über die ernste Lage an der Front bei Moskau. Das Parteiaktiv setzte die vordringlichsten praktischen Aufgaben der Bolschewiki und der Werktätigen der Stadt fest.

In der Hauptstadt wurde die Aufstellung von neuen Volkswehreinheiten in Angriff genommen. Es begann die Organisation von kommunistischen Arbeiterbataillonen- je einem in jedem der 25 Stadtbezirke von Moskau. Am Abend des 13. Oktober waren bereits in allen Bezirken die Kommandeure und die politischen Funktionäre für die Bataillone bestimmt. Am Morgen des 14. Oktober – lange vor der festgesetzten Zeit- kamen die Freiwilligen an den vorgesehenen Plätzen zusammen. In drei Tagen wurde die Aufstellung abgeschlossen. Es begann die Ausbildung. Nach weiteren drei bis vier Tagen bezogen die Bataillone Abschnitte der Verteidigungsfront.

Die zweite von den Werktätigen von Moskau gestellte Aufgabe war der Bau von Verteidigungslinien. Zehntausende von Moskauern nahmen den Bau von Panzersperren, Artilleriestellungen und Maschinengewehrnestern in Angriff. In beispielloser kurzer Frist wurde Moskau mit starken Verteidigungslinien umgürtet.

Schließlich mussten die zentralen Ämter und die wichtigsten Industriebetriebe aus Moskau verlagert werden, um nicht der Luftgefahr ausgesetzt zu sein. Die Arbeiter blieben Tag und Nacht in den Werken, um deren Verlagerung vorzubereiten. Hunderttausende Eisenbahnwaggons wurden in wenigen Tagen verladen.

Am 19. Oktober wurde durch eine Bestimmung des Staatlichen Verteidigungskomitees der Belagerungszustand über die Hauptstadt verhängt. Die Werktätigen von Moskau wurden zur aktiven Teilnahme an der Verteidigung und zur erbarmungslosen Bekämpfung der Provokateure, Spione und anderer Feindagenten aufgerufen. In der von J.W. Stalin unterzeichneten Bestimmung hieß es:

„Das Staatliche Verteidigungskomitee ruft alle Werktätigen der Hauptstadt auf, Ruhe und Ordnung zu bewahren sowie der Moskau verteidigenden Roten Armee jede Unterstützung zu gewähren.“

Die Augen aller Sowjetmenschen waren auf die Hauptstadt gerichtet. Aus dem fernen Chabarowsk, von den heldenmütigen Verteidigern der Halbinsel Hanko, von den Arbeitern des Werkes „Roter Oktober“ und anderer Stalingrader Werke, aus Gorki, aus Swerdlowsk, Archangelsk, Taschkent, Erewan, Tbilissi- aus allen Enden des Landes trafen brüderliche Grüße ein. Von überall eilten Verstärkungen heran, Von der Wolga kam Munition. Aus dem Ural trafen Panzer und Granatwerfer ein. Sibirien schickte Ersatz und Proviant. Das Land steigerte die Waffenproduktion für die Verteidiger von Moskau, für die Kämpfer an allen Fronten des Vaterländischen Krieges.

Moskau, Oktober 1941. Die Bevölkerung errichtet Panzersperren am Stadtrand
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Moskau, 7. November. Auf dem Roten Platz fand die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Statt. Die Truppen marschierten von der Parade direkt an die Front
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Auf den Schlachtfeldern bei Moskau kämpften gegen den Feind die Söhne der vielen Völker der Sowjetunion: Russen aus den Zentralgebieten, aus dem Ural, aus dem Norden und aus Sibirien, Söhne des Kaukasus und der Ukraine, Bjelorussen und Turkmenen, Kaschen und Kirgisen, Litauer, Letten, Esten. Allen Kriegern lag die Hauptstadt der Sowjetunion in gleicher Weise am Herzen. (davon wollen einige der nun selbstständigen Länder heute nichts mehr wissen. P.R.)

Moskau-die Stadt, in der die Sowjetmacht gewachsen und erstarkt war, von wo sämtliche historischen Beschlüsse und Erlasse der Sowjetregierung ausgegangen waren, in der Lenin schaffen und gearbeitet hatte und in der Stalin schafft und arbeitet (Als das Buch geschrieben wurde, lebte Stalin noch. P.R.), spannte ihre Kräfte für die Verteidigung an. Die Moskauer wurden durch den Gedanken begeistert, dass Stalin unter ihnen weilte und den Kampf ruhig und zuversichtlich leitete.

Mit jedem Tag versteifte sich der Widerstand der Divisionen der sowjetischen Westfront. Immer häufiger und stärker wurden die Gegenschläge der Sowjettruppen. Das Tempo des Vorrückens der hitlerischen Divisionen ließ von Tag zu Tag nach.

Das Deutsche Nachrichtenbüro berief sich auf unvorhergesehene Umstände und setzte den 25. Oktober als einen neuen Termin für die Einnahme von Moskau fest. Auch diese Frist verstrich, aber das Ende der Schlacht um Moskau war noch gar nicht abzusehen. Die verlogenen Nazischreiberlinge begannen von einem Missverständnis zu sprechen: die Deutschen hätten angenommen, das in der Sowjetunion noch der Julianische Kalender in Kraft sei, während in Wirklichkeit längst der Gregorianische Kalender gelte und der 25. Oktober als der 7. November sei: an diesem Tage würde Hitler die Parade seiner Truppen auf dem Roten Platz abnehmen.

An diesem Tage fand in Moskau tatsächlich eine Parade statt, aber es war die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Bei Moskau waren erbitterte Kämpfe im Gange. Einige Tagesmärsche von der Stadt entfernt donnerten ununterbrochen Geschütze. Vier- bis fünfmal täglich wurde Luftalarm gegeben. Tag und Nacht griffen die faschistischen Bomber Moskau an. Und in dieser ungemein angespannten frontmäßigen Situation fand in Moskau am 6. November die Festsitzung des Moskauer Sowjets statt. Am Morgen des 7. November wurde auf dem Roten Platz die Truppenparade veranstaltet. Sowohl auf der Sitzung als auch bei der Parade sprach der große Führer der Völker der Sowjetunion J.W. Stalin Allein die Situation, in der Stalin seine Rede hielt, zeugte davon, dass die Sowjetunion über ausreichende Reserven verfügte, denn auf dem Platz der Stadt, vor der in wenigen Kilometern Entfernung erbitterte Kämpfe tobten, waren Zehntausende von Kämpfern aufmarschiert. Die Parade der Roten Armee am 7. November 1942 war das beste Zeichen für die Standhaftigkeit, Ruhe und die feste Siegeszuversicht des Sowjetvolkes.

Der große Feldherr betonte in seiner historischen Rede auf der Festsitzung am 6. November 1941, dass die faschistischen Pläne des „Blitzkrieges“ gescheitert seien. Stalin wies darauf hin, dass die dem Lande drohende Gefahr im Vergleich zum Juli größer geworden sei, erklärte aber gleichzeitig, dass der Feind sich in allen Plänen verrechnet hätte. Es würde ihm nicht gelingen, den Widerstand der Sowjetunion zu brechen und die Sowjetunion zu vernichten, die Kräfte des Feindes gingen zur Neige, während die der Sowjetunion und der gesamten Anti-Hitler-Koalition im ständigen Wachsen begriffen wären.

In genialer Voraussicht sprach J.W. Stalin von der herannahenden unvermeidlichen Zerschmetterung der Faschisten.

Die Rede J.W. Stalins spornte das Sowjetvolk und seine Armee zu neuen Heldentaten an.

3. Die deutsche Novemberoffensive

Die deutsche Novemberoffensive war gescheitert. Die deutschen Truppen waren zwar vorgerückt, haben aber die vor Beginn der Generaloffensive von Hitler gestellten Aufgaben nicht erfüllt. Im Norden hielten die sowjetischen Truppen die deutschen Kräfte bei Kallinin auf und machten es ihnen unmöglich, ihren Erfolg aufzubauen. Im Süden blieb Gurderian bei Tula stecken, wo die Volkswehr und die regulären Sowjettruppen dem Ansturm des Feindes heroisch standhielten und die Stadt behaupteten. Die kolossalen Verluste der Deutschen blieben ergebnislos. Der Winter rückte heran. Hier und da fiel Schnee. Die für einen Blitzkrieg ausgerüstete Armee war zur Winter-Kriegführung unvorbereitet. Es wurde allen klar, dass sich die deutsche Führung verrechnet hatte. Nicht nur die Soldaten, sondern auch Angehörige des Offizierskorps begannen zu begreifen, dass man sie hinters Licht geführt hatte. Auch unter den Hitlervasallen waren die ersten Anzeichen von Gärung zu beobachten.

Die Hitlerleute brauchten irgendeinen überwältigenden Erfolg, um den Rausch der Armee und des Volkes nicht verfliegen zu lassen und ihre Vasallen zum Gehorsam zu zwingen. Dieser Erfolg musste unverzüglich, vor Anbruch des Winters, erzielt werden. Die Hitlerleute beschlossen, alle ihre Kräfte anzuspannen und die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Lösung der einen Aufgabe: der Einnahme von Moskau zu konzentrieren. Sie waren der Meinung, dass der Verlust der Hauptstadt mit ihren Riesenbetrieben die Niederlage der Sowjetunion bedeuten und in jedem Falle weiteren Widerstand stark erschweren würde. Die Einnahme von Moskau würde große Beute und Winterquartier für die deutschen Soldaten bedeuten, die durch die Schuld ihrer Kommandeure ohne warme Kleidung waren. „Moskau ist einzunehmen!“ forderte Hitler.

Am 10. November wandte sich Hitler mit einem Befehl an seine Truppen, in dem er diesen letzten, „entscheidenden“ Angriff ankündigte. Der Weg“ so lautete der Befehl – „für einen vernichtenden und endgültigen Schlag, der den Gegner vor Ausbruch des Winters zerschmettern wird, ist frei.“

Über zwei Wochen bereiteten sich die Deutschen zu der neuen Offensive vor, die am 16. November begann. Sie füllten ihre zusammengeschrumpften Divisionen auf, brachten Flugzeuge, Panzer und Geschütze heran, zogen neue Truppenteile nach. Nun ließen sie 51 Divisionen, darunter 13 Panzer- und 5 motorisierte Divisionen gegen Moskau vorrücken. Die nördliche Gruppe aus zwei Panzerarmeen führte den Hauptstoß gegen Klein-Solnetschnogorsk-Rogatschewo-Jachroma-Dmitrow und Zielte weiter in den Rücken von Moskau. Die Panzerarmee des Generals Guderian rückte vom Süden gegen Tula-Kaschira vor, um weiter nach Rjasan-Kolomna-Orechowo-Sujewo vorzudringen und den Ring um Moskau zu schließen. Im Mittelabschnitt wurde der Stoß gegen Moskau von Istra, Swenigorod und Narofominsk geführt.

Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Sowjettruppen es wiederum mit einer Zangenbewegung und keilförmigen Vorstößen zu tun hatten. Die Faschisten wandten den Plan ihrer Oktoberoffensive noch einmal an und gaben sich nicht einmal Mühe, die Stoßrichtung ihrer Truppen zu ändern.

Dabei hatte sich aber die Lage an der Front im November 1941 grundlegend geändert. Die Faschisten waren vor allem weit im Lande vorgedrungen und hatten sich von ihren Nachschubbasen weit entfernt. Die deutschen Nachschubwege waren länger geworden und gegen die Schläge der Partisanen empfindlicher. Die Rote Armee zog sich auf Moskau, in die zentralen Industriegebiete zurück, wo sich die bewährtesten proletarischen Kader befanden. Die Armee wurde ständig aufgefüllt.

Die Faschisten hatten bereits beim Angriff gegen Moskau alles eingesetzt, was sie besaßen. Das Sowjetische Oberkommando dagegen zog ständig neue Verstärkungen heran. Die heranrückenden Divisionen wurden außerhalb der Linie einer eventuellen Einkreisung Moskaus konzentriert. Die Reserven wurden an den Flanken konzentriert und drohten die Hitlersche „Zange“ ihrerseits zu umfassen.

Die Veränderung der Frontlage machte es der Roten Armee möglich, zur Gegenoffensive überzugehen und gerade bei Moskau mit der Zerschmetterung des Feindes zu beginnen. „..Ohne Rücksicht auf Verluste“, so hieß es in dem Bericht des Sowjetischen Nachrichtenbüros vom 25. November 1941, „stürmt der Feind weiter vorwärts. Er spannt die letzten Kräfte an, um Moskau zu erobern. Das hängt jedoch-wie man sagt- nicht nur von dem Angeber Hitler ab. Das sowjetische Millionenvolk und seine Rote Armee werden den Krieg nur mit einer restlosen Zerschmetterung des Feindes beenden. Diese Zerschmetterung des Feindes muss bei Moskau beginnen.“

Die kampfgestählte Rote Armee hielt dem wütenden Ansturm des Feindes stand und rieb ihn durch heftige und häufige Gegenstöße auf. In diesen Kämpfen schrieben die Sowjetkrieger heroische Seiten in die Chronik des Großen Befreiungskrieges. Auf den Befehl des Vaterlandes, Moskau zu verteidigen, antworteten Tausende und aber Tausende von Kriegern mit einer aufopfernden Erfüllung ihrer Pflicht.      So z.B. verteidigten am 16. November 28 Gardisten der Panfilow-Division unter Führung von W.G. Klotschkow an der Ausweichstelle Dubossekowo eine Stellung, die der Gegner mit 50 Panzern berannte. Der ungleiche Kampf dauerte vier Stunden. Durch Panzerbüchsen und Flaschen mit Zündstoff setzten die Gardisten einen Panzer nach dem anderen außer Gefecht. Die Helden fielen im Kampf, hielten aber die Panzer auf, bis die Verstärkung herangerückt war und der ausgeblutete Feind zurückgeworfen wurde.

Panzermänner und Infanteristen, Kanoniere und Kavalleristen, Maschinengewehr- und Maschinenpistolenschützen, Flieger und Granatwerferschützen, alle zeigten einen beispiellosen Heroismus, alle waren von dem einen Wunsche beseelt: den Feind zu vernichten.

Immer stärker entfaltete sich die Kampftätigkeit der Partisanen in den vorübergehend vom Feind besetzten Bezirken des Moskauer Gebietes. Sie griffen die Nachschubkolonnen der deutschen Einheiten an, sprengten Eisenbahnen und Chausseen, unterbrachen die Verbindungen, vernichteten Läger und Vorräte. Sie brachten den in den besetzten Gebieten Zurückgebliebenen Worte der Wahrheit, straften die prahlerische deutsche Propaganda Lügen und stärkten die Siegeszuversicht der Bevölkerung. Sie brachten den Einheiten der Roten Armee überaus wertvolle Informationen.

Das Sowjetvolk wird den Namen seiner Heldin Soja Kosmodemjanskaja nicht vergessen. Nach Kriegsaufbruch trat sie, Angehörige des Komsomol und Schülerin der 10. Klasse, freiwillig in die Armee ein. Befehlsgemäß schlug sie sich durch die Frontlinie. Die junge Patriotin wurde in der Abteilung „Partisanin Tanja“ genannt. In einer dunklen Winternacht durchschnitt sie Telefonleitungen und steckte im Dorf Petrischtschewo ein feindliches militärisches Objekt in Brand. Zwei Tage später, als Soja den Versuch unternahm, ein anderes wichtiges militärisches Objekt zu vernichten, gelang es den Hitlerleuten sie zu fassen. Die Partisanin musste bestialische Martern erleiden. Aus dem tapferen Mädchen war ein einziges Wort herauszubringen. Die Folter vermochte ihren Willen-den Willen eines stolzen Sowjetmenschen- nicht zu brechen. Schon mit der Schlinge um den Hals, wandte sich die junge Heldin an die zur Hinrichtungsstätte zusammengetriebenen Bauern mit einem flammenden Aufruf, die Faschisten zu vernichten. „Stalin ist mit uns! Stalin wird kommen!“ rief sie vor ihrem Tode aus.

„Ich bin nicht allein. Wir sind zweihundert Millionen! Mit allen werdet ihr nicht fertig!“ rief die heldenmütige Partisanin Soja Kosmodemjanskja vor ihrer Hinrichtung den Hitlerleuten ins Gesicht. (Das Bild wurde einem gefangen deutschen Offizier abgenommen)
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

4. Die Niederlage der deutschen Truppen vor Moskau

Der Widerstand der Roten Armee wurde immer entschlossener. Die Lage an der Front blieb jedoch gespannt. Im Nordwesten war es den Deutschen gelungen, Klin und Solnetschnogorsk einzunehmen, im Süden umgingen sie die uneinnehmbare Stadt Tula und näherten sich Kaschira. Bei Leningrad nahm der deutsche General Schmidt Tischwin ein, im äußersten Süden waren die Hitlertruppen in Rostow eingedrungen.

Die Einnahme von Rostow gab den Nazis Anlass zu einer gewaltigen Propaganda. „Jetzt“, so gellte es durch den Äther, „steht Deutschland der Weg zu den Erdölfeldern des Kaukasus offen.“ Die Hitlergenerale teilten bereits das sowjetische Erdöl auf, während die faschistischen Diplomaten sich in den Vorzimmern einer Reihe neutraler Länder herumdrückten und diesen zuredeten sich auf die Seite Deutschlands zu schlagen, das angeblich alles Notwendige besaß, um die Welt zu besiegen.

Das Geheul der Faschisten war jedoch noch nicht im Äther verklungen, als der Rundfunk die Meldung von der Befreiung Rostows brachte. Nachdem sie Verstärkung erhalten und sich auf Befehl des Obersten Befehlshabers umgruppiert hatten, warfen die Sowjettruppen die Faschisten aus der Stadt und trieben sie nach dem Westen, auf Tagonrog zurück. Der Sieg wurde durch die gleichen Truppenteile errungen, die der faschistische Rundfunk bereits als vernichtet oder eingekesselt gemeldet hatte, und durch die gleichen Kommandeure, die dem Berliner Rundfunk zufolge gefallen oder gefangengenommen waren.

Bei Moskau rückten die Hitlertruppen zwar vor, aber immer langsamer und unter immer größeren Anstrengungen. Zu Beginn der Novemberoffensive rückten sie 10-20 km täglich vor, dann ging das Tempo bis auf 2 oder 3 km täglich herunter. Gegen Ende November war ihr Vorrücken bereits nach Metern zu bemessen. Jeder Fußbreit Boden war mit deutschen Gefallenen besät. Durch verzweifelte Anstrengungen erreichte der Feind nur an einigen Stellen das Vorfeld der Stadt. Die ausgeblutete Hitlerarmee, die ihre Reserven erschöpft hatte, versuchte vergeblich, sich vorwärtszukämpfen. Sie versuchte, die Flanken der Sowjettruppen zu umgehen, wurde aber zurückgeschlagen. Voll Wut stürmten die Faschisten im Mittelabschnitt frontal gegen Moskau vor, aber die sowjetischen Truppen hielten wie ein Wellenbrecher stand und warfen die feindlichen Angriffswelle zurück. Die Deutschen waren augenscheinlich außer Atem. Es kam der Moment für einen entscheidenden Gegenschlag.

Am 6. Dezember 1941 begann auf Befehl Stalins die Offensive, um die deutsche „Zange“ zu sprengen. Die an Moskau nördlich und südlich herangebrachten Reserven wurden gerade an jenen Stellen eingesetzt, wo die Faschisten die Front zu durchbrechen und den Ring um die Hauptstadt zu schließen gedachten. Die Deutschen wurden selbst von einer Einkesselung bedroht. Sie begannen sich eilig zurückzuziehen. Die Rote Armee verstärke den Druck. Die gesamte sowjetische Westliche Front ging zu einem entschlossenen Angriff über und versetzte dem Feind einen vernichtenden Schlag.

Am 6. Dezember 1941 verkündete die Sowjetartillerie den Beginn der Zerschmetterung der Hitlertruppen bei Moskau
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die desorganisierten und geschlagenen deutschen Truppen flüchteten und ließen Geschütze, Lastwagen, Panzer sowie Tausende von Toten, Verwundeten und Erfrorenen auf dem Schlachtfeld zurück.

Jeder Tag brachte immer neue Meldungen über die Erfolge der Sowjettruppen. In kurzer Zeit wurde fast das gesamte Moskauer Gebiet befreit. Allein während der 40 Tage der ununterbrochenen sowjetischen Offensive-bis zum 15. Januar 1942- verloren die Deutschen nur an Toten etwa 300 000 Soldaten und Offiziere. Die Rote Armee erbeutete Waffen und Munition aller Art in Mengen, die ausgereicht hätten, um einige Dutzende von Divisionen auszurüsten. Das war die erste große Niederlage, die den Deutschen in diesem Krieg beigebracht wurde. Sie hinterließ der ganzen Welt einen gewaltigen Eindruck. Die gesamte fortschrittliche Menschheit spendete der Roten Armee Beifall.

Die Gerüchte über die Niederlage und die gewaltigen Verluste der Hitlerarmee vor Moskau drangen nach Deutschland durch. Die nazistische Presse war gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen. Das deutsche Nachrichtenbüro teilte zunächst mit, dass an der Front „Kämpfe von örtlicher Bedeutung“ im Gange seien und später, dass „der Gegner erbitterte Angriffe unternehme“.

Schließlich gaben die Nazis das Scheitern ihres Planes zu, erklärten aber dabei…dass der Winter sie daran gehindert hätte, Moskau einzunehmen.

Das Sowjetische Nachrichtenbüro entlarvte die plumpen Versuche der Nazis, ihre Niederlage durch Wetterbedingungen zu entschuldigen, und führte aus:

„Die Deutschen beschweren sich über den Winter und behaupten, dass dieser sie gehindert hätte, den Plan von der Einnahme Moskaus zu verwirklichen. Aber erstens gibt es bei uns vor Moskau noch keinen richtigen Winter, weil die Temperatur noch nicht unter minus 3-5 Grad ist. Zweitens beweisen die Beschwerden über den Winter bloß, dass die Deutschen es versäumt haben, ihre Armee mit warmer Kleidung auszustatten, obwohl sie laut genug verkündet hatten, dass sie sich für einen Winterfeldzug vorbereitet hätten. Sie haben ihre Armee deshalb nicht mit Winterkleidung ausgestattet, weil sie den Krieg vor Ausbruch des Winters zu enden hofften. Die Hoffnungen der Deutschen haben sich jedoch, wie man sieht, nicht bewahrheitet. Hier haben sich die Deutschen gefährlich verrechnet. Die Fehlrechnung in den deutschen Plänen kann man jedoch keinesfalls durch die winterlichen Bedingungen des Feldzuges erklären. Nicht der Winter ist schuld, sondern ein organisatorischer Fehler in der Arbeit des deutschen Oberkommandos auf dem Gebiet der Kriegsplanung.“

Die Schlacht vor Moskau hatte gewaltige Bedeutung. Vor Moskau wurde der Hitlerarmee ein vernichtender Schlag versetzt.

Nie Niederlage vor Moskau hat die Moral des Feindes stark erschüttert. Zerfallserscheinungen traten in der Hitlerarmee auf. Die Moskauer Schlacht hat das Fiasko der faschistischen Kriegskunst bloßgestellt. Der Führer der Roten Armee und des gesamten Sowjetvolkes, J.W. Stalin, erriet die feindlichen Pläne und wählte den günstigsten Augenblick, um den Gegenschlag zu führen.

Die Niederlage der Hitlerleute vor Moskau trug den Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutsch-faschistischen Armee endgültig zu Grabe.

Die Rote Armee entriss dem Feind jene vorrübergehenden Vorteile, über die er zu Beginn des Kriegs verfügte. „Heute haben die Deutschen nicht mehr den militärischen Vorsprung, den sie infolge des wortbrüchigen und überraschenden Überfalls in den ersten Kriegsmonaten hatten“, schrieb J.W. Stalin in seinem Befehl vom 23. Februar 1942. „Die Momente der Überraschung und des Unerwarteten als Reserven der faschistischen deutschen Truppen sind vollständig verausgabt. Dadurch ist jene Ungleichheit in den Kampfbedingungen beseitig, die durch die Überraschung des faschistischen deutschen Überfalls geschaffen worden war. Nunmehr wird das Schicksal des Krieges nicht durch solch ein zufälliges Moment wie das Moment der Überraschung entschieden werden, sondern durch die ständig wirkenden Faktoren: die Festigkeit des Hinterlandes, die Moral der Armee, die Quantität und Qualität der Divisionen, die Bewaffnung der Armee, die organisatorischen Fähigkeiten des Kommandobestandes der Armee.“

5. Die Gegenoffensive der Roten Armee im Winter 1941/42

Die durch den Sieg bei Moskau beflügelte Armee trug die Gegenoffensive auch in anderen Richtungen erfolgreich vor.

Im Norden zerschlugen die sowjetischen Truppen unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947 P.R.) Marschall der Sowjetunion Merezkow, die Ende November zum Angriff angetreten waren, das XXXIX. Deutsche Armeekorps und befreiten am 9. Dezember Tichwin. Der Versuch der Deutschen, Leningrad einzuschließen und sich mit den Finnen am Onegasee zu vereinigen, war gescheitert. Die bei Tichwin geschlagenen Deutschen versuchten, auf den Zwischenstellungen Widerstand zu leisten, wurden aber aus ihren Stellungen geworfen und zogen sich eilig zum Wolchofluss zurück. Die Sowjettruppen blieben den Deutschen ständig auf den Fersen und erkämpften mehrere Brückenköpfe am linken Ufer des Flusses.

Ein glänzender Erfolg wurde von den Sowjettruppen auf der Krim erzielt. Ende Dezember überquerten die Truppen der Kaukasischen Front im engen Zusammenwirken mit der Schwarzmeerflotte die Meerenge von Kertsch im Sturm. Auch Feodosia wurde befreit.

Mitte Januar 1942 durchbrachen die Sowjettruppen der Kalinin- und Nordwestlichen Front die Verteidigung der Deutschen südlich der Städte Ostaschkowo und Selisharowo und rückten um mehr als 100 km vor. Eine der wichtigsten Nachschublinien des Feindes – die Eisenbahnlinie Rshew-Welikije Luki – wurde durchschnitten. Im Süden rückten die Truppen der sowjetischen Südwestlichen und Südlichen Front um 100 km vor und besetzten Barwenkowo und Losowaja.

Zum Jahrestag der Roten Armee, am 23. Februar 1942, waren die Gebiete von Moskau und Tula, ein beträchtlicher Teil des Kaliningebietes und ein Teil des Leningrader Gebietes befreit und die Befreiung der Gebiete von Smolensk und Orel, der Krim sowie des Gebietes von Charkow, des Donezbeckens und anderer ukrainischer Bezirke (Stand damals. Heute will die Ukraine nichts mehr von wissen. P.R.) in Angriff genommen. Insgesamt befreite die Rote Armee während des Winterfeldzuges über 11 000 Ortschaften und darunter über 60 Städte.

Die Winteroffensive der Roten Armee machte die Pläne der Hitlerleute zur Eroberung von Moskau, Leningrad, des Kaukasus und des zentralen Teils von Russland zunichte. Sie verurteilte auch den deutschen Versuch, den Winter über hinter einer Verteidigungslinie auszuharren, zum Scheitern. Das Hitlerkommando konnte seinen Truppen nicht nur keine Ruhepause gönnen, sondern war gezwungen, Ersatz aus den Reserven, die für die Frühjahrsoffensive vorgesehen waren, an die sowjetische Front zu schicken. Allein im Januar und Februar 1942 warf Hitler etwa 30 Divisionen aus Frankreich, Dänemark, Griechenland und aus Deutschland selbst an die Ostfront. Im Laufe der Winteroffensive der Roten Armee büßte die Hitlerarmee etwa 1 Million Menschen ein, die Verwundeten und Erfrorenen nicht eingerechnet. Die Elitedivisionen der Faschisten waren bei Moskau, Rostow, Tichwin, Kertsch und in der Ukraine geblieben.

„…Es brauchte nur das Moment der Überraschung aus dem Arsenal der Deutschen zu verschwinden“, sagte J.W. Stalin, „damit die faschistische Deutsche Armee vor einer Katastrophe stand.“

Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4, aus dem Jahre 1947, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A. L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“

Der Beginn des Großen Vaterländischen Krieges

1. Der wortbrüchige Überfall auf die UdSSR

Der von den Hitlerfaschisten jenseits der Grenzen der Sowjetunion entfesselte Krieg erfasste immer neue Länder. Nachdem die Hitlerleute Polen überrannt hatten, rüsteten sie sich im Winter 1939/40 zur Eroberung neuer Gebiete. Sie stellten Dutzende an Divisionen auf, bereiteten gewaltige Mengen an Munition vor. Nachdem Hitler genügend Kräfte gesammelt hatte, stürzte er sich im April 1940 auf die westlichen Staaten.

Er eroberte Dänemark und Norwegen. Einen Monat später -im Mai- brachen die Deutschen in Holland, Belgien und Luxemburg ein. Nach der Besetzung Belgiens umgingen die Deutschen die französischen Grenzbefestigungen, die sogenannte Maginotlinie, und fielen in Frankreich ein. Zu diesem Zeitpunkt trat das faschistische Italien, von dem Sieg Hitlers überzeugt, an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen England und Frankreich ein. Die italienischen Faschisten hofften, sich ohne größere Anstrengungen auf Kosten Frankreichs bereichern zu können. Die französische Regierung leistete den Eindringlingen nicht den gebührenden Widerstand. Drei Wochen nach dem Einfall der Deutschen in Frankreich fiel Paris. Einige Tage später kapitulierte die französische Regierung, ohne sich auch nur ein Zehntel ihrer Kräfte und Möglichkeiten für den Widerstand eingesetzt zu haben. Das von seiner Regierung verratene Volk geriet unter das faschistische Joch.

Die britische Armee, die im Norden Frankreichs gelandet war, um den Franzosen Hilfe zu leisten, erlitt eine Niederlage. Die gesamte schwere Ausrüstung – Geschütze und Panzer – wurde eine Beute der Deutschen. Nur unter Einsatz der Flotte gelang es der britischen Führung, den Mannschaftsbestand der Armee – über 300 000 Soldaten und Offiziere- unter großen Schwierigkeiten zu retten und ihn über den Ärmelkanal nach England zurückzubringen.

Im Sommer 1940 hatte Hitler bereits neun Länder – Österreich, die Tschechoslowakei, Polen, Dänemark, Norwegen, Belgien, Holland, Luxemburg und Frankreich- erobert.

Die Nazis verstärkten die Kampfhandlungen gegen England zu Wasser und in der Luft. Tausende von Bombern warfen Tag und Nacht todbringende Last über den Städten Englands ab. Hunderte von U-Booten stießen, auf französische Häfen gestützt, weit ins Meer vor und versenkten englische Frachter mit Waffen und Nahrungsmitteln. Gleichzeitig zogen die Deutschen in den französischen Häfen Transportmittel und Sondereinheiten zusammen, um den Ärmelkanal zu überqueren.

Aber der Kampf um England zog sich in die Länge. Das Volk hatte begriffen, was der Faschismus mit sich bringt. In England gab es einen Wechsle der Regierung. Ausscheiden mussten alle Minister, die bisher die falsche Politik der Nachsicht gegenüber den Aggressoren betrieben hatten. Die neue Regierung leistete des Faschisten Widerstand.

Wochen gingen dahin. Hitler war es noch immer nicht gelungen, den Kanal zu überqueren. Bei dem Misserfolg Deutschlands spielte noch ein weiterer Umstand eine nicht geringe Rolle: Hitler wagte nicht, seine ganzen Kräfte an der Westfront zu konzentrieren. Deutschland war gezwungen, einen bedeutenden Teil seiner Divisionen im Osten zu belassen. Das Sowjetland fesselte Hitlers Kräfte und half auf diese Weise Großbritannien, den Kampf gegen Deutschland zu bestehen.

Je geringer die Aussichten einer Landung in England wurden, desto stärker wurde das Bestreben der Nazis, die Sowjetunion zu überfallen. Hitler träumte davon, sich in den Besitz der gewaltigen Hilfsquellen des Sowjetlandes- Erdöl, Kohle, Nahrungsmittel und Industrie – zu setzen und auf diese Weise eine tragfähige Basis zur Durchführung seiner Eroberungspläne zu schaffen. (Gas war damals noch nicht aktuell. P.R.) Die Nazis hofften, die Sowjetunion rasch zu zerschlagen, um anschließend alle Kräfte für die Eroberung der übrigen Welt einzusetzen. Auf einer Beratung der Naziminister, kurz vor Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, wurde festgestellt: „Der Krieg kann nur in dem Falle weitergehen, wenn alle Streitkräfte im dritten Kriegsjahr aus Russland versorgt werden.“

Im Sommer 1940 begann der nazistische Generalstab mit der Ausarbeitung des Angriffsplans gegen die Sowjetunion. Zunächst wurde dieser „Plan Fritz“ genannt und später in „Plan Barbarossa“ umgetauft.

Im Dezember 1940 war der „Plan Barbarossa“ endgültig bestätigt. Die Hitlerleute hatten vor, ihre Hauptkräfte insgeheim im Osten zu konzentrieren und die Sowjetunion überraschend anzugreifen. Den faschistischen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, die Rote Armee in den westlichen Gebieten des Landes zu vernichten und ihr keine Möglichkeit zu lassen, sich geordnet zurückzuziehen und eine zusammenhängende Front aufzubauen. Die faschistischen Generale rechneten damit in kürzester Frist – in etwa 5-6 Wochen- Leningrad und Moskau einzunehmen, die Wolga zu erreichen und die Linie Archangelsk-Astrachan zu beziehen.

Um den Krieg möglichst rasch zu beenden, waren die Nazis bestrebt, nicht nur alle eigenen Kräfte zum Schlag gegen die Sowjetunion zu konzentrieren, sondern auch andere Länder zur Teilnahme am Überfall heranzuziehen. Die finnische Regierung, die von der Sowjetunion so großmütig behandelt worden war, brach den Vertrag und nahm Verhandlungen mit den Nazis auf. Die Finnen verpflichteten sich, die deutschen Truppen durch ihr Territorium durchzulassen und mit den Deutschen zusammen zum Angriff gegen die Sowjetunion anzutreten. Anfang 1941 kamen deutsche Generale nach Finnland, besichtigten die Ausgangspositionen für den Angriff und arbeiteten einen Plan für den gemeinsamen Schlag gegen die Sowjetunion aus.

Im November 1940 nahmen die Nazis Besprechungen mit Rumänien auf. Dieses verpflichtete sich, mit Deutschland zusammen die Sowjetunion anzugreifen. Hitler versprach, Bessarabien und das sowjetische Gebiet bis zum Dnjepr an Rumänien abzutreten.

Ungarn schließlich sollte durch die Karpaten hindurch die Truppenteile der Roten Armee im Rücken angreifen, sobald Deutschland die Sowjetunion überfallen hatte.

Gleichzeitig mit der Ausarbeitung des militärischen Angriffsplans ging die Arbeit an dem Plan der Ausplünderung der Sowjetunion vor sich. Lange vor Kriegsbeginn wurden diejenigen sowjetischen Gebiete bestimmt, die in den Nazistaat unmittelbar eingegliedert werden sollten. Die deutschen Faschisten hatten vor, die baltischen Staaten, die Krim, den Kaukasus, die Ukraine und Bjelorussland an Deutschland anzugliedern. Die Wolgagebiete und die Erdölgebiete von Baku sollten eine „deutsche Militärkolonie“ werden. Die Finnen sollten Ostkarelien erhalten, aber die Kola-Halbinsel sollte an Deutschland fallen.

Ein bedeutender Teil der Bevölkerung der eroberten Gebiete sollte ausgerottet werden. Der Henker Himmler hatte Richtlinien ausgearbeitet, wonach mindestens 30 Millionen Slawen zu vernichten waren. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde zum Hungertode verurteil. Als sie zwei Monate vor Kriegsbeginn den „Plan Barbarossa“ erörterten, gaben die Naziminister selbst zu: „Es besteht kein Zweifel darüber, dass, wenn wir aus dem Lande das nehmen, was wir brauchen, viele Millionen der Bevölkerung Hungertodes sterben werden.“

Göring sagte zu seinen Bevollmächtigten: „Ich habe die Absicht zu plündern, und zwar wirkungsvoll. Sie müssen geradezu wie ein Schweißhund hinterher sein. Wo noch etwas ist, was den Deutschen nützen könnte, muss es blitzartig aus den Lagern geholt und hierhergebracht werden.“

Die Hitlerfaschisten hatten die Absicht, die sowjetische Industrie zu vernichten, die Anlagen nach Deutschland zu verschleppen, die Uralwerke durch Luftangriffe auszuschalten. Die eroberten Gebiete sollten Nahrungsmittel für Deutschland und Rohstoffen für die deutschen Fabriken liefern. Die Nazis gründeten im Voraus eine Gesellschaft zur Ausbeutung der Erdölfelder der Sowjetunion, insbesondere der von Grosnyj und Baku. Als Vorsitzender dieser Gesellschaft wurde der Wirtschaftsminister Hitlerdeutschlands, Funk, bestimmt.

Viele Monate nach Kriegsbeginn wurde ein besonderer Apparat geschaffen, um das Sowjetland auszurauben und die Bevölkerung zu germanisieren. An der Spitze dieses Apparats stand Rosenberg. Er hatte Kommissare für jedes sowjetische Gebiet ausgesucht, das von den Deutschen erobert werden sollte. Den Kommissaren wurden Instruktionen ausgehändigt, aus denen hervorging, welches Los dem betreffenden Gebiet der Sowjetunion beschieden war. So ordnete z.B. dieser Henker für die baltischen Republiken und Bjelorussland an: „Das Ziel des Reichsbevollmächtigten für Estland, Lettland, Litauen und Bjelorussland ist die Schaffung eines deutschen Protektorats, um diese Gebiete später durch Germanisierung der in rassischer Hinsicht geeigneten Elemente in Bestandteile des Großdeutschen Reiches zu verwandeln.“

Es handelte sich hierbei um die Ausrottung der Bevölkerung; der Rest sollte-soweit er dazu „geeignet“ erscheinen würde- germanisiert werden.

Die Nazis waren sich dessen bewusst, dass die Bevölkerung diesen ungeheuerlichen Plänen Widerstand leisten würde, deshalb wurden Instruktionen für den Kampf gegen die Bevölkerung im Voraus ausgearbeitet. Fünf Wochen vor dem Überfall gab das Oberkommando der hitlerischen Wehrmacht am 13. Mai 1941 den Befehl heraus: Alle Offiziere erhielten das Recht, jede Person, die einer feindseligen Einstellung den Deutschen gegenüber verdächtig sein würde, ohne Gericht und Untersuchung zu erschießen; der Befehl verbot den Offizieren, deutsche Soldaten für an der sowjetischen Bevölkerung begangene Verbrechen zu bestrafen.

Rosenberg forderte von seinen Bevollmächtigten eine erbarmungslose Behandlung der Bevölkerung. Er gestattete ihnen alles, was die deutsche Verwaltung für notwendig und geeignet hielt, um das vorgesehene Programm zu verwirklichen.

So hatten die Hitlerleute lange vor Kriegsbeginn nicht nur die militärischen Pläne vorbereitet, sondern auch das gesamte unmenschliche System der Ausplünderung und der Ausrottung eines bedeutenden Teils der sowjetischen Bevölkerung, der Germanisierung der übrigen Bevölkerung sowie die Eingliederung eines gewaltigen Teils des Territoriums an Deutschland bis in die Einzelheiten ausgearbeitet. Selbst die blutrünstigen Eroberer, die die Geschichte der Menschheit kennt, hatten sich keine so ungeheuerlichen Ziele gesteckt und ihre Aggression derart vorbereitet.

Alle Vorbereitungen der Nazis wurden heimlich durchgeführt. Für den Fall, die die Konzentration der Hunderte von Divisionen nicht geheimzuhalten wäre, hatten die Nazis vor, das Gerücht in Umlauf zu bringen, die Truppenbewegungen würden angeblich gegen England durchgeführt; die Pläne wurden vor den eigenen Generalen geheimgehalten, um den Angriff so überraschend wie möglich zu führen.

Es war vorgesehen, im Spätfrühling 1941 zum Angriff anzutreten. Aber ein unvorhergesehener Umstand verzögerte die Ausführung des Planes. Der Verbündete Hitlerdeutschlands -das faschistische Italien- überfiel Griechenland in der Überzeugung mit dem kleinen Land leicht fertig zu werden. Aber das heldenmütige Volk leistete erbitterten Widerstand und brachte sogar dem, wie es schien, um vieles stärkeren Gegner sine Niederlage bei. Der italienische Diktator Mussolini wandte sich an Hitler um Hilfe. Deutschland, das sich bereits zum Angriff gegen die Sowjetunion gerüstet hatte, legte Wert darauf, den Rücken frei zu haben. Die Deutschen leisteten den Italienern Hilfe. Hitler beschloss, Truppen durch Bulgarien und Jugoslawien in Griechenland einrücken zu lassen, um das letztere blitzartig niederzuwerfen. Die bulgarische faschistische Regierung ließ die deutschen Truppen ins Land und verwandelte dieses in ein Aufmarschgebiet für den Überfall auf Griechenland und später auch auf die Sowjetunion. Die jugoslawischen Völker leiteten den Nazis entschlossenen Widerstand, erlitten aber in dem ungleichen Kampf eine Niederlage. Die Balkanhalbinsel wurde von den Nazis besetzt. Zwei weitere Länder-Griechenland und Jugoslawien-waren damit Opfer der deutschen Aggression geworden. Unter dem Nazisstiefel ächzten bereits elf Länder.

Nachdem sie sich den Rücken gesichert hatten gingen die Nazis an die Verwirklichung ihrer Raubpläne hinsichtlich der Sowjetunion.

Am 22. Juni 1941 um 4 Uhr früh fielen die Truppen Hitlerdeutschlands überraschend, ohne Kriegserklärung, in die Sowjetunion ein. Die deutsche Luftwaffe griff Kiew, Kaunas, Sewastopol, Shitomir und weitere Sowjetstädte an. Geschützsalven donnerten längs der ganzen Grenze, auch an der finnischen und rumänischen.

Gleichzeitig mit dem Angriff der deutschen Landstreitkräfte gegen die Streitkräfte der Sowjetunion wurden auch die deutschen Luft- und Seestreitkräfte gegen die sowjetische Kriegsflotte eingesetzt. Deutsche Flugzeuge erschienen über den Häfen von Murmansk, Kronstadt, Odessa und Sewastopol. Deutsche U-Boote benutzen für ihren Überfall Stützpunkte in Finnland und Rumänien.

Die Periode der friedlichen Aufbauarbeit in der Sowjetunion war zu Ende. Es begann der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion gegen die deutsch-faschistischen Eindringlinge.

2. Die vorübergehenden Vorteile der deutsch-faschistischen Armee

Die Sowjetunion und ihre Streitkräfte hatten schwere Prüfungen zu bestehen. Während ihrer ganzen Geschichte hatten die Völker der Sowjetunion nicht mit einem so starken und heimtückischen Feind zu tun gehabt. Im ersten Weltkrieg 1914-1918 hatte Deutschland im Bunde mit Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei gekämpft. Dem deutschen Block waren damals von den ersten Kriegstagen an die größten Weltmächte – Großbritannien, Frankreich und Russland- entgegengetreten. Ihnen schlossen sich bald darauf Japan und Italien und später die USA an. Um diese Mächte scharten sich über dreißig Staaten.

Beim wortbrüchigen Überfall auf die Sowjetunion dagegen hatte Deutschland genauso wie im vorigen Krieg Österreich und Ungarn auf seiner Seite. Auch von Bulgarien wurde Deutschland faktisch unterstützt. Außerdem traten Rumänien und Finnland, die im vergangenen Krieg Deutschlands Gegner gewesen waren, auf Seiten Hitlers gegen die Sowjetunion an. Im Lager der deutschen Faschisten stand ferner Italien, das im ersten Weltkrieg zu Deutschlands Gegnern gezählt hatte. Schließlich war Japan, dessen Armee im vorigen Krieg Deutschland entgegengetreten war, mit Deutschland verbündet. Dazu muss noch Spanien gerechnet werden, dessen Rohstoffquellen Deutschland uneingeschränkt zur Verfügung standen und das einige Zehntausende von Soldaten an die Front schickte. Während der deutsche Block vor einem Vierteljahrhundert (Stand 1947 P.R.) also aus vier Mächten bestanden hatte, hatten die Hitlerfaschisten einen Block aus acht Mächten -Spanien nicht eingerechnet- zusammengebracht. Außerdem hatten sie sich fast der gesamten Industrie Westeuropas bemächtigt und nutzten sie für ihre militärischen Zwecke aus.

Die Hauptkräfte des Hitlerblocks, der unvergleichlich mächtiger als der deutsche Block im ersten Weltkrieg war, fielen über die Sowjetunion her. Diese musste allein den ganzen Ansturm aushalten, dem im vergangen Krieg Dutzende von Ländern und darunter sechs Großmächte standgehalten hatten. Schon dieses Kräfteverhältnis allein zeugt davon, welche Schwierigkeiten die Sowjetunion zu bewältigen hatte und welche Opfer das Sowjetland und seine Streitkräfte im Krieg auf sich nehmen mussten.

Die Hitlertruppen drangen in die baltischen Republiken in Bjelorussland und in die Ukraine ein. Dem Sowjetland drohte allerhöchste Gefahr. Von dieser sprach J.W. Stalin zu den Völkern der Sowjetunion in seiner Rundfunkrede am 3. Julie 1941: „Der Feind ist grausam und unerbittlich. Er setzt sich das Ziel, unseren Boden, der mit unserem Schweiß getränkt ist, zu okkupieren, unser Getreide, unser Erdöl, die Früchte unserer Arbeit an sich zu reißen. Er setzt sich das Ziel, die Macht der Gutsbesitzer wieder aufzurichten, den Zarismus wiederherzustellen, die nationale Kultur und die nationale Eigenstaatlichkeit der Russen, Ukrainer, Bjelorussen, Litauer, Letten, Esten, Usbeken, Tataren, Moldauer, Georgier, Armenier, Aserbaidschaner und der anderen freien Völker der Sowjetunion zu vernichten, sie zu germanisieren, sie zu Sklaven der deutschen Fürsten und Barone zu machen. Es geht also um Leben oder Tod des Sowjetstaates, um Leben oder Tod der Völker der Sowjetunion; es geht darum, ob die Völker der Sowjetunion frei sein oder in Versklavung geraten sollen.“

Der Krieg gegen einen solchen Feind durfte nicht als gewöhnlicher Krieg betrachtet werden. Es handelte sich nicht nur um den Verlust dieses oder jenes Teils des sowjetischen Territoriums. Es handelte sich um die Existenz des Sowjetstaates, um die Einbuße aller Errungenschaften, die die Große Sozialistische Oktoberrevolution den Sowjetvölkern gebracht hatte. Die Völker der Sowjetunion hatten ein klares und edles Ziel vor Augen: das Sowjetland von den verhassten Eindringlingen zu befreien, die Sowjetmenschen aus der Sklaverei und vor der Vernichtung zu retten. Es war ein Befreiungskrieg, ein heiliger Krieg des Sowjetvolkes um sein sozialistisches Vaterland.

„Es ist nicht nur ein Krieg zwischen zwei Armeen“, sagte J.W. Stalin. „Er ist zugleich ein Krieg des ganzen Sowjetvolkes gegen die faschistischen deutschen Truppen.“ Indem er das Sowjetvolk zur Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes aufrief, erklärte J.W. Stalin, warum es den Hitlertruppen gelungen war, zu Beginn des Krieges so bedeutende Erfolge zu erzielen. Die faschistische Armee hatte Erfolge, nicht weil sie unbesiegbar war, wie das von den Nazis überall behauptet wurde, sondern weil die deutsch-faschistische Armee eine Reihe vorübergehender, aber überaus wichtiger Vorteile besaß.

Hitlerdeutschland erwies sich für den Krieg besser vorbereitet. Die Geschichte lehrt, wie J.W. Stalin in dem Bericht zum 27. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution zeigte, dass….   „die an einem neuen Krieg interessierten aggressiven Nationen als Nationen, die sich von langer Hand auf den Krieg vorbereiten und dafür Kräfte sammeln, gewöhnlich besser auf den Krieg vorbereitet sind und es auch sein müssen als die friedliebenden Nationen, die an einem neuen Krieg nicht interessiert sind. Das ist natürlich und begreiflich. Das ist, wenn Sie so wollen, eine historische Gesetzmäßigkeit, die außer acht zu lassen, gefährlich wäre.“

Bei den Vorbereitungen zum Krieg stellten die Hitlerfaschisten vor allem ihre Industrie auf Rüstung um. Außerdem erbeuteten sie nach der Eroberung Europas die Waffen- und Munitionsvorräte mehrerer europäischer Armeen und zwangen darüber hinaus fas ganz Europa – die Tschechoslowakei, Österreich, Frankreich, Holland, Polen, Belgien und andere Länder- für sie zu arbeiten. Die Deutschen hatten deshalb mehr Panzer und mehr Flugzeuge, als die Rote Armee damals besaß.

Außerdem hatten die Faschisten ihre Armee bereits vor dem Überfall auf die UdSSR mobilisiert, die Einberufenen unter die einzelnen Truppenteile verteilt, Munition und Ausrüstung bereitgestellt und ihre Divisionen an den entsprechenden Stellen konzentriert. Das bot den Hitlerleuten die Möglichkeit, ihre Divisionen im richtigen Moment und in gewünschter Richtung umzugruppieren.

Die Hitlerleute machten sich nicht nur die Industrie und die Nahrungsmittelreserven des eroberten Europas zunutze. Die faschistischen Regierungen Rumäniens, Finnlands, Ungarns und Italiens ließen gemeinsam mit den Deutschen ihre Truppen gegen die Sowjetunion marschieren.

Eine enorme Rolle spielte ferner auch der Umstand, dass die deutsche Armee in den zwei Jahren des Krieges in Europa große Erfahrungen in der Durchführung großer militärischer Operationen unter Einsatz der modernsten Kriegstechnik gewonnen hatte.

Schließlich muss auch in Betracht gezogen werden, dass es der deutsch-faschistischen Wehrmacht gelungen war, eine Reihe von Siegen über die Armeen Europas zu erringen, unter denen sich eine so mächtige Armee wie die französische befand. Zwar wurden die Erfolge im Krieg gegen Polen bei einer dreifachen Überlegenheit an Kräften errungen, während im Krieg gegen Frankreich der Verrat den Deutschen zu Hilfe kam. Aber die Hitlerpropagandisten benutzten diese Erfolge, um den Soldaten einzuhämmern, dass sie unwiderstehlich wären. So wurde der Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutsch-faschistischen Armee geschaffen.

Das waren die vorübergehenden Vorteile der Hitlerarmee, die es ihr ermöglichten, nach dem plötzlichen Überfall auf die Sowjetunion bedeutsame Erfolge an der sowjetisch-deutschen Front zu erzielen. Sie nutzte diese Vorteile weitgehend aus und kämpfte sich in die Tiefe des sowjetischen Gebietes vor. Die Hitlerfaschisten versuchten, einen „Blitzkrieg“ durchzuführen, wobei sie damit rechneten, dass die Streitkräfte des Sowjetlandes schwach seien. Sie spekulierten ferner darauf, dass die Sowjetordnung nicht fest sei; sie nahmen an, dass dies nach dem ersten ernsthaften Schlag zerfallen würde. (Nun ja, es dauerte noch bis 1989/90 bis die Sowjetordnung zerfallen ist. Das hatten die Hitlerleute allerdings damals nicht geschafft. Ihr Traum ist erst später in Erfüllung gegangen. P.R.)

Schließlich hofften die Nazis auf eine Isolierung der Sowjetunion. Sie wollten eine mächtige Koalition gegen die UdSSR zustande bringen, die Großbritannien und die USA einschließen sollte. (Auch dieser Traum der Nazis ging später in Erfüllung. Allerdings erst nach dem II.Weltkrieg. Während des II. Weltkrieges hielt die Anti-Hitler-Koalition. P.R.)

3. Die Taktik der aktiven Verteidigung

Welche Taktik sollte die sowjetische Führung einschlagen, wenn man voraussetzt, dass die Hitlerarmee im Vergleich zu den Streitkräften der Sowjetunion über zeitweilige Vorteile verfügte? Viele ausländische Militärfachleute, die den Kampf der Sowjettruppen beobachteten, versicherten, dass diese die Taktik Kutusows wiederholten: die sowjetischen Truppen wichen zurück, um Zeit zu gewinnen, bis die gesamte Wirtschaft auf den Krieg umgestellt sein würde. „Die Rote Armee tauscht Raum gegen Zeit ein“, sagten die ausländischen militärischen Kapazitäten.

Natürlich hatte die Rote Armee den gesamten Erfahrungsschatz der einstigen russischen Armee übernommen. Die Führung der sowjetischen Streitkräfte hatte auch die Erfahrungen des glänzenden Feldherrn Kutusow zu eigen gemacht. Aber die sowjetischen Heerführer wiederholten keinesfalls automatisch die Kutusow-Taktik. Die sowjetische Führung stellte dem Feind ihre eigene Stalinsche Taktik entgegen. Die wichtigsten Grundsätze dieser Taktik legte J.W. Stalin in seiner Rede am 3. Juli 1941 dar. Diese Taktik ist in die Geschichte der Kriegskunst als die der aktiven Verteidigung eingegangen. Die Hauptaufgabe der Stalinschen Taktik bestand darin, die vorübergehenden Vorteile des Gegners in kürzester Zeit zu liquidieren.

Dem Gegner waren vor allem möglichst viel Verluste beizubringen. Kein Fußbreit Boden durfte ohne Kampf aufgegeben werden. Dem Gegner sollte jeder Schritt vorwärts möglichst viel Menschen und Material kosten. Den Gegner schwächen und ihn sich ausbluten zu lassen, das war die Hauptaufgabe der aktiven Verteidigung.

„Die Rote Armee, die Rote Flotte und alle Bürger der Sowjetunion“, sagte J.W. Stalin, „müssen jeden Fußbreit Sowjetbodens verteidigen, müssen bis zum letzten Blutstropfen um unsere Städte und Dörfer kämpfen, müssen die Kühnheit, Initiative und Findigkeit an den Tag legen, die unserem Volk eigen sind.“

Josef Wissarionowitsch Stalin
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4, „Der große Vaterländische Krieg der Sowjetunion“ aus dem Jahre 1947

Zur Taktik der aktiven Verteidigung gehörte ferner eine rasche Umstellung der Industrie auf den Kriegsbedarf. Die gesamte Rüstungsindustrie musste auf volle Touren gebracht werden. Dazu waren alle Hilfsquellen des Landes, die gesamte Volkswirtschaft äußerst rasch und unter überaus schweren Bedingungen zu mobilisieren.

Außerdem mussten aus den durch Hitlertruppen bedrohten Gebieten die gesamten Fabriken, das rollende Material, sämtliche Nahrungsmittel und Viehbestände weggeschafft werden. Die sowjetische Industrie und die Rohstoffreserven durften nicht dem Gegner zurückgelassen werden. „Bei einem erzwungenen Rückzug von Truppenteilen der Roten Armee“, sagte J.W. Stalin, muss das gesamte rollende Material der Eisenbahnen fortgeschafft werden; dem Feind darf keine einzige Lokomotive, kein einziger Waggon, kein Kilogramm Getreide, kein Liter Treibstoff überlassen werden. Die Kollektivbauern müssen das ganze Vieh wegtreiben und das Getreide zur Abbeförderung ins Hinterland dem Schutz der staatlichen Organe anvertrauen. Alles wertvolle Gut, darunter Buntmetalle, Getreide und Treibstoff, das nicht abtransportiert werden kann, muss unbedingt vernichtet werden.“

Auch die Bevölkerung musste evakuiert werden, da ihr Vernichtung drohte. Kein Land hat jemals eine derartig schwierige Evakuierung gekannt: es handelte sich darum, Zehntausende von Betrieben und Millionen von Menschen nach dem Osten zu schaffen. (Das war eine gigantische und erstaunliche Leistung. P.R.)

Neben einer gigantischen Ankurbelung der gesamten Rüstungsindustrie und einer steigenden Erzeugung von Panzern, Flugzeugen, Maschinenpistolen, war es äußerst wichtig, neue Waffen zum Kampf gegen die feindlich Kriegstechnik und vor allem gegen die Panzer Sturmflugzeuge, Panzerabwehrgeschütze, Panzerbüchsen und Granatwerfer zu schaffen. Kurzum, im Hinterland war eine gewaltige organisatorische Arbeit zu leisten.

Zur Taktik der aktiven Verteidigung gehörte auch die Entfaltung des Partisanenkampfes gegen die Faschisten durch das gesamte Volk. Die Hitlerleute wussten bereits aus dem Jahre 1918, was der Partisanenkampf des Sowjetvolkes bedeutet. Aber die Eindringlinge hofften, dass das waffenlose Volk es nicht wagen würde, einer mit der modernsten Technik ausgestatteten Armee entgegenzutreten. Der faschistische Außenminister Ribbentrop versicherte: „Im Jahrhundert der Motoren, Panzer und Stukas ist ein Aufstand in den Gebieten, in denen die Bevölkerung entwaffnet ist, ausgeschlossen.“

Die Hitlerleute hatten jedoch die geistige Kraft des Sowjetvolkes und die Macht des sowjetischen Patriotismus nicht einkalkuliert. J.W. Stalin rief zur Schaffung von Partisanenabteilungen in den vorübergehend besetzten Gebieten auf: „In den vom Feind okkupierten Gebieten“, sagte J.W. Stalin, müssen Partisanenabteilungen zu Pferd und zu Fuß gebildet und Diversionsgruppen geschaffen werden zum Kampf gegen die Truppenteile der feindlichen Armee, zur Entfachung des Partisanenkrieges überall und allerorts, zur Sprengung von Brücken und Straßen, zur Zerstörung der Telefon- und Telegrafenverbindungen, zur Niederbrennung der Wälder, der Versorgungsläger und der Trains. In den okkupierten Gebieten müssen für den Feind und alle seine Helfershelfer unerträgliche Bedingungen geschaffen werden, sie müssen auf Schritt und Tritt verfolgt und vernichtet und alle ihre Maßnahmen müssen vereitelt werden.“

Das war der Stalinsche Kampfplan, den er in seiner Julirede verkündete.

Um alle Kräfte der Völker der UdSSR schnellstens zum Widerstand gegen den Feind zu mobilisieren, wurde am 30. Juni 1941 das Staatliche Verteidigungskomitee mit J.W. Stalin an der Spitze gebildet. In den Händen dieses neuen Staatsorgans wurde die gesamte Macht im Staate konzentriert.

4. Die großen Abwehrschlachten

Die von Stalins Worten begeisterten Völker der Sowjetunion erhoben sich zu einem aufopfernden Kampf gegen die faschistischen Eindringlinge.

Die von den leichten Siegen in Westeuropa berauschten Hitlerleute hofften, die Sowjetunion in 5 bis 6 Wochen zu erobern. Aber gleich die ersten Tage der Kriegshandlungen brachten den Hitlerfaschisten eine Enttäuschung.

Den ersten Schlag der deutsch-faschistischen Armee fingen die Grenztruppen und in der Nähe der Grenze stationierten Truppenteile der Roten Armee auf. Sie verteidigten das Sowjetland mit außerordentlicher Tapferkeit. Überall an der Grenze stießen die Deutschen auf einen unerschütterlichen Widerstand der Sowjettruppen.

Die Einnahme von Brest-Litowsk kam den Deutschen teuer zu stehen. Die Lage der Festung unmittelbar an der Grenze bedeutete für diese eine Schwäche. Außerdem war das sowjetische Kommando nicht mehr dazu gekommen, sie zu befestigen. Die Deutschen dachten sie im Zuge des Vormarsches zu nehmen. Es wurde die 45. Deutsche Infanteriedivision bereitgestellt, die über neun leichte und drei schwere Geschützbatterien verfügte. Außerdem richtete der Kommandeur des deutschen Armeekorpses das Feuer der Mörserabteilungen gegen die Festung. Aber der Sturm auf misslang. Am Abend des 22. Juni warfen die Deutschen Sturmgeschützbatterien und ein frisches Infanterieregiment als Verstärkung in den Kampf. Aber auch das nützte nichts.

Auch am folgenden Tag, am 23. Juni, wurden sämtliche deutschen Angriffe zurückgeschlagen. Die Hitlerleute stellten den Verteidigern der Festung das Ansinnen zu kapitulieren, aber diese antworteten mit Feuer. Es verging noch ein Tag, es vergingen zwei, fünf Tage, aber die Verteidiger der Festung setzten den Widerstand fort und fügten den Angreifern schwere Verluste zu.

Die Nazis führten einen schweren Luftangriff gegen die Festung durch. Die Garnison ergab sich nicht. Erst am neunten Kampftag vermochten die Deutschen in die Stadt einzudringen. Die Reste der Garnison durchbrachen den Einschließungsring. Als die Deutschen in die Stadt einrückten, fanden sie in der Festung, nach eigenem Eingeständnis,einige sterbende Russen und gefallene deutsche Soldaten“ vor.

Einem solchen Widerstand begegneten die Deutschen nicht nur bei Brest. An der Südfront zum Beispiel war es den Deutschen gelungen, starke Kräfte bei Peremyschl (Przemysl) zu konzentrieren und die Stadt zu besetzen. Die Verteidiger der Stadt wichen nach einem ununterbrochenen, stundenlangen Gefecht zurück. Aber nachts drang ein verstärktes Bataillon unter Führung von Oberleutnant Poliwoda in Peremyschl ein und säuberte die Stadt vom Feind. Fünf Tage lang versuchten die Nazis vergeblich, Peremyschl erneut einzunehmen. Erst auf Befehl des Kommandos verließ Poliwoda die Stadt, nachdem er alle Werte fortgeschafft und die Bevölkerung evakuiert hatte.

An der ganzen Grenze vom Weißen bis zum Schwarzen Meer waren erbitterte Kämpfe im Gange. Auf Befehl Stalins ließ die Rote Armee den Feind ausbluten. Das Vorrücken kam den Nazis teuer zu stehen. So stieß z.B. die 1. Moskauer Motor-Schützendivision, die heute (Stand 1947 P.R.) eine Gardedivision ist, eilig aus Moskau vor und am 30. Juni an der Beresina mit dem Gegner zusammen. In einem dreitägigen Kampf verloren die Deutschen hier 1500 Mann, 60 Panzer, 700 Motorräder sowie Dutzende von Geschützen und Granatwerfern. Unter dem Druck überlegener feindlicher Kräfte war die Division gezwungen, sich auf eine neue Verteidigungsstellung zurückzuziehen, setzte aber ihre Gegenangriffe fort. Auf einer Strecke von 100 km bezog die Division sieben Stellungen, fügte in jeder von diesen dem Gegner empfindliche Verluste zu und verzögerte seinen Vormarsch.

Die sowjetischen Streitkräfte haben dem ersten starken Ansturm der hitlerischen motorisierten Kolonnen standgehalten. Sie nahmen eine Umgruppierung vor und begannen wuchtige Gegenschläge auszuteilen. In der Tatsache, dass sie einem plötzlichen Schlag standzuhalten vermochten, in der Kunst, Gegenschläge zu führen, zeigte sich das Ergebnis der 20jährigen bolschewistischen Erziehung, offenbarte sich die unerschütterliche Kampfnatur der Roten Armee.

Als Beispiel einer aufopfernden und dabei für den Gegner verlustreichen Verteidigung in der ersten Kriegsperiode kann der Kampf um Smolensk dienen. Die Deutschen setzten gewaltige Kräfte gegen die Stadt ein, warfen Hunderte von Panzern in den Kampf, verlegten ihre Flugplätze bis in die Nähe der Verteidigungslinie. Ununterbrochen waren die Flugzeuge über der Stadt und über den Marschkolonnen der Sowjettruppen.

Der Kampf um Smolensk dauerte fast 30 Tage an. Die nach Smolensk durchgebrochene deutsche Panzerdivision wurde in den Straßen der Stadt vernichtet. Sowjetische Ferngeschütze und Flugzeuge zerstörten die feindlichen Flugplätze. Im Raum von Smolensk fielen Tausende und aber Tausende von Deutschen.

Viele deutsche Divisionen fanden im Raum von Mogilew und bei Gomel ihr Grab.

Eine ruhmvolle Seite der Kriegsgeschichte schrieben die Verteidiger von Odessa. Die offene Stadt, die nicht einmal Spuren von Verteidigungsanlagen aufwies, verteidigte sich tapfer 69 Tage lang. Zusammen mit den Rumänen warfen die Deutschen 18 Divisionen gegen Odessa, während die Stadt nur von vier Infanteriedivisionen und wenigen Marine- und Volkswehreinheiten verteidigt wurde. Dem Feind gelang es nicht, Odessa im Sturm zu nehmen. Die Stadt wurde auf Befehl des Kommandos von den sowjetischen Truppen geräumt: die Verteidiger der Stadt hatten ihre Aufgabe erfüllt, indem sie bedeutende Kräfte des Gegners gebunden und über 250 000 feindliche Soldaten und Offiziere vernichtet hatten.

Die Hoffnung der Hitlerleute, in Leningrad (heute St. Petersburg P.R.) einzurücken, ging nicht in Erfüllung. Bereits am 11. Juli erklärte der faschistische Rundfunk prahlerisch, dass die deutschen Panzertruppen dicht vor Leningrad stünden. Am folgenden Tage wurde der Welt mitgeteilt, dass die Deutschen im Laufe der nächsten Tage in Leningrad einrücken würden. In der Presse tauchte eine Meldung über die Ernennung des deutschen Kommandanten von Leningrad auf. Der ungeduldige Kommandant hatte bereits Passierscheine für die deutschen Kraftwagen in Leningrad drucken lassen. Aber die sowjetischen Krieger und Werktätigen Leningrads vereitelten die hitlerischen Hoffnungen. Auch von der See her blieb das Vorfeld von Leningrad uneinnehmbar. Zusammen mit den Schiffen der Baltischen Flotte versperrte die heldenmütige Festung Kronstadt dem Feind den Weg von der See her. Die heldenmütige Verteidigung der Ostseeinseln zog feindliche Kräfte von Leningrad ab. Die Bevölkerung der Stadt baute trotz ununterbrochener Luftangriffe an den Befestigungen. Alle Wehrfähigen wurden in die Armee eingereiht. Die Kämpfer schlugen die deutschen Angriffe zurück und führten selbst Gegenschläge. Die Deutschen waren gezwungen, in die Defensive zu gehen. Durch ihren Misserfolg aufgebracht, zogen die Faschisten Luftwaffe und Artillerie heran. Hitler befahl, Leningrad dem Boden gleichzumachen.

Am 24. September 1941 erließ der Stabschef der hitlerischen Streitkräfte den Befehl: „Der Führer hat beschlossen, Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Nach der Niederlage Sowjetrusslands besteht kein Interesse an dem Weiterbestehen dieser Großstadt. Finnland hat ebenfalls erklärt, dass es an einem Weiterbestehen der Stadt Petersburg unmittelbar an seiner neuen Grenze nicht interessiert sei.“

Der Befehl zeugt von der unerhörten Bestialität der Eroberer, aber er zeugt auch von ihrer Ohnmacht: da sie es nicht fertiggebracht hatten, den Widerstand der heldenmütigen Verteidiger von Leningrad zu brechen, beschlossen die Nazis, die Riesenstadt mit einer Millionenbevölkerung zu vernichten.

Durch Hunger, Artilleriebeschuss und Luftangriffe versuchten die Hitlerfaschisten den heroischen Geist der Verteidiger der Stadt zu brechen. Aus schweren Ferngeschützen nahmen sie die Stadtviertel Tag für Tag unter Feuer. Die Deutschen zerstörten systematisch eine der schönsten Städte der Welt, ihre einmaligen Bauten, ihre Museen, Theater, Lehranstalten, Fabriken und Werke. Tausende von Frauen, Greisen und Kindern wurden getötet oder zu Krüppel (Krüppel ist ein veraltetes Wort für Behinderte; Beeinträchtigte P.R.)gemacht.

Aber die Kämpfer und Offiziere der Roten Armee und der Kriegsflotte sowie alle Werktätigen von Leningrad wankten nicht. Sie verteidigten tapfer die Stadt – die Wiege der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution.

Die sowjetischen Krieger aller Waffengattungen vollbrachten in diesen ersten Abwehrkämpfen unzählige Heldentaten. Heldenmütig kämpften die Sowjetflieger, die im Sowjetvolk zärtlich die „Stalinfalken“ genannt wurden. Der berühmte russischen Fliegerhauptmann Pjotr Nesterow rammte am 8. September 1914 ein deutsches Flugzeug und kam zusammen mit seinem Gegner ums Leben. Diese Opfertat war ein vereinzeltes Beispiel für das Rammen. Aber während des Vaterländischen Krieges begannen die Sowjetflieger das Rammen häufig anzuwenden. Als die sowjetische Presse von den ersten Fällen solcher Rammangriffe berichtete, bezeichnete der deutsche Rundfunk dies Meldungen als Phantasien. (Dabei taten japanische Flieger, die Verbündete der Deutschen waren, das Gleiche. Das waren die Kamikaze-Piloten. Kamikaze japanischer Piloten ist heute besser bekannt, als das Rammen sowjetischer Piloten. P.R.)

Soldaten, denen die faschistischen Führer eingeredet haben, der Zweck des Krieges sei das Plündern, bringen es nicht fertig, ihr Leben bewusst hinzugeben. Die Sowjetischen Krieger, die von dem hohen Ideal des Kampfes hingerissen wurden, gaben ihr Leben bewusst für die Ehre und Freiheit des Vaterlandes hin. (Nun ja, ob das sinnvoll war, lässt sich streiten. Die sowjetischen Piloten handelten auf jeden Fall freiwillig, während die japanischen Piloten meist auf Anweisung von „oben“ handelten. Siehe auch Wikipedia-Beitrag.P.R.)

Am 3. Juli 1941 versuchte eine deutsche Panzerkolonne, aus der Luft durch Flieger gedeckt, einen Keil in die Stellungen der Sowjettruppen zu treiben. Das Feuer der Sowjetischen Artillerie und Luftwaffe hielt den Ansturm des Gegners auf. Hauptmann Nikolaj Gastello war an der Spitze seines Geschwaders in den Luftkampf gegen die feindlichen Flieger verwickelt, während das Gefecht am Boden weiterging. Plötzlich riss ein feindliches Geschoss den Benzintank des Flugzeuges auf. Die Kampfmaschine stand in Flammen. Hauptmann Gastello versuchte das Feuer auszuschlagen, aber bergeblich; die Flammen erfassten das ganze Flugzeug. Es blieb nur der Fallschirmabsprung, aber dieser würde Gefangenschaft bedeuten…Hauptmann Gastello lenkte sein brennendes Flugzeug mitten zwischen die feindlichen Panzer, die gerade Benzin tankten. Dutzende feindlicher Maschinen explodierten zusammen mit dem Flugzeug des Helden.

Ende August versuchten stärkere Panzer- und Infanteriekräfte der Deutschen den Dnjepr zu überqueren. Die sowjetische Luftwaffe und Artillerie vereitelten zwei Tage lang diese Versuche. Am Ende des dritten Tages vermochte der Gegner trotz schwerer Verluste eine neue Pontonbrücke bis zur Mitte des Flusses vorzutreiben. Ein Geschwader sowjetischer Bomber erhielt den Befehl, die Brücke zu vernichten. Der Bomber des Unterleutnants Wdowenko brachte fünf Flak zum Schwiegen. Aber ein deutsches Geschoss setzte das Flugzeug in Brand. Die Mannschaft fasste den heroischen Entschluss, dass brennende Flugzeug mit den restlichen Bomben gegen die feindliche Brücke zu lenken. Die Brücke wurde durch die starke Explosion in Stücke gerissen.

Was Tapferkeit und Opfergeist anbetrifft, so wetteiferten Panzermänner, Artilleristen und Infanteristen mit den „Stalinfalken“.

Der Held der Sowjetunion Hauptmann I. Kadutschenko wurde der „Panzervernichter“ genannt. Eines Tages ging ihm während des Gefechts die Munition aus, und Hauptmann Kadutschenko beschloss, die feindliche Maschine zu rammen. Der deutsche Panzer überschlug sich. Seine Mannschaft verbrannte, da es ihr nicht gelang, den Panzer zu verlassen. 

Unvergänglichen Ruhm errang die sowjetische Infanterie und Artillerie. Sogar die Feinde der Roten Armee waren durch die Standhaftigkeit der sowjetischen Infanteristen überrascht. „Die bolschewistischen Schützenregimenter sich etwas Furchtbares“, gab ein deutscher Major zu. Und der Kommandeur der 39 Rumänischen Regiments, Oberst Konstantin Simonescu, schrieb in dem Befehl Nr. 81 über die Sowjetischen Krieger: Der Gegner kann durchaus mit Recht behaupten, dass seine Krieger hervorragend kämpfen.“

Die Kampfhandlungen der Kriegsflotte hatten genauso wie die der anderen sowjetischen Streitkräfte zu Beginn des Krieges den Charakter der aktiven Verteidigung. Die Hauptstützpunkte der Sowjetflotte waren in der ersten Kriegsperiode den Schlägen des Gegners ausgesetzt. Diese lebenswichtigen Punkte waren nicht nur von der See, sondern auch vom Lande her zu verteidigen. Die sowjetischen Seeleute haben diese Aufgabe ehrenvoll erfüllt. Ihre Verantwortung wurde im Laufe der Kriegsoperationen noch größer durch den Umstand, dass die Marinestützpunkte in der Regel die Flanken der Landfronten bildeten, die sich bis an die Küste erstreckten. Im hohen Norden, jenseits des Polarkreises, brachten die sowjetischen Seeleute die deutschen Landungsoperationen zum Stillstand und verteidigten Murmansk, einen außerordentlich wichtigen Seehafen, über den Militärausrüstung aus den USA und Großbritannien eintraf. Etwa einen Monat lang wiesen die Seeleute der Baltischen Flotte Schulter and Schulter mit den Landstreitkräften die feindlichen Angriffe auf Tallin ab. Den Deutschen gelang es nicht, die sowjetischen Schiffe zu erbeuten oder zu versenken. Im September 1941 unternahmen die Deutschen zweimal den Versuch, von See aus auf den Inseln der Rigaer Bucht zu landen und wurden beide Male zurückgeschlagen. Über fünf Monate lang wies die Garnison der Halbinsel Hanko zahlreiche Angriffe des Feindes, der über eine gewaltige zahlenmäßige Überlegenheit verfügte, zurück und versenke viele Kriegsschiffe des Feindes. Die heldenmütigen Verteidiger der Halbinsel wurden erst im Dezember evakuiert: der Finnische Meerbusen begann einzufrieren, und der Nachschub an Menschen und Material war in Frage gestellt. Viel Opfergeist zeigten die baltischen Matrosen bei der Verteidigung der Stadt Lenins.

Die Seeleute der Ladogaflottillie bewachten lange Zeit den „Lebensweg“-so wurde der Weg über den Ladogasee, die einzige Verbindung der belagerten Stadt Leningrad mit dem ganzen Land genannt.

Auch die Schwarzmeer-Matrosen hatten ruhmreich gekämpft. Sie führten eine Reihe von Schlägen gegen die Marinestützpunkte des Gegners: Galatz, Sulina und Konstanza. Die Marineluftwaffe griff das Zentrum der rumänischen Erdölindustrie, Ploesti, an und zerstörte die strategisch wichtige Donaubrücke bei Cernavoda.

Matrosen der Schwarzmeerflotte verteidigten heldenmütig Schulter an Schulter mit den Rotarmisten die Stadt Odessa. Die Roten Matrosen des 1- Marineregiments unter dem Befehl des unerschrockenen Obersten Ossipow griffen mehrfach die hitlerischen Truppenteile an und versetzten diesen vernichtende Schläge. Bei einem Angriff gegen das sowjetische Marineregiment operierten die 15. Rumänische Division, ein Jägerregiment, zwei Panzerregimenter sowie je ein Kavallerie- und Artillerieregiment. Dem Sturm war ein massiertes Artilleriefeuer des Gegners und ein Luftangriff vorangegangen. Nach der Feuervorbereitung trat der Gegner zum Sturmangriff an. Oberst Ossipow wartete ab. Als der Feind nahegekommen war, empfing ihn ein massiertes Vernichtungsfeuer der sowjetischen Seeleute. In den Reihen des Gegners brach Panik aus. Gefallene und verwundete rumänische Soldaten bedeckten das Schlachtfeld. Die Roten Matrosen nahmen über 800 Mann gefangen und erbeuteten 18 Geschütze, vier leichte Panzer und einige Dutzende von schweren Maschinengewehren. Die Flotte sicherte die Evakuierung der Stadt und den Nachschub der Munition. Die Schiffsartillerie verlegte durch ihr Feuer mehr als einmal den feindlichen Panzern den Weg.

Die Hitlersoldaten sprachen von den sowjetischen Seeleuten nur mit Schaudern. Es ist kein Zufall, dass die sowjetischen Seeleute von den deutschen Soldaten und Offizieren „der schwarze Tod“ genannt wurden. Ein gewisser Oberleutnant Erich Stock schreib in seinem Tagebuch über die Roten Matrosen: „Alles ist auszuhalten, nur nicht die Angriffe der Seeleute. Die Menschen mit den im Winde flatternden schwarzen Bändern und den quergestreiften Hemden sich fürchterlicher als Flugzeuge oder Geschütze…“

Einfache, bescheidene Sowjetmenschen erwiesen sich als Helden. Ihr Beispiel erbrachte den überzeugenden Beweis, dass man nicht als Held geboren wird, sondern ein solcher wird.

So verwirklichte die Rote Armee in der Periode der ersten Abwehrschlachten des Jahres 1941 die Stalinsche Taktik der aktiven Verteidigung und machte die Träume der Hitlerleute zunichte, im Laufe weniger Wochen die sowjetischen Truppen zu zerschlagen.

5. Die organisatorische Arbeit im Hinterland

Mit der gleichen Hingabe verwirklichten die Sowjetmenschen, die im Hinterland arbeiteten, den großen strategischen Plan Stalins. Die Wirtschaft wurde überall rasch auf den Kriegsbedarf umgestellt. Betriebe, die bisher den Zivilbedarf der Bevölkerung befriedigt hatten, nahmen die Rüstungsproduktion auf.

Durch den wortbrüchigen Überfall und die Zusammenziehung gewaltiger Kräfte an der sowjetisch-deutschen Front sowie dadurch, dass die Sowjetunion allein den Schlag dieser gepanzerten Faust auffangen musste, gelang es den deutschen Faschisten, einen Teil des sowjetischen Gebietes mit einer hochentwickelten Industrie zu besetzen. Die Sowjetunion erlitt recht empfindliche Verluste. Aber es gelang den Faschisten nicht, die Tätigkeit der Sowjetindustrie zu lähmen oder deren Umstellung auf den Kriegsbedarf zu verhindern.

Hier wirkte sich all die gigantische Arbeit aus, die von den Werktätigen des Sowjetlandes unter der Führung der Partei Lenis-Stalins vor dem Krieg geleistet worden war.

Bereits im Jahre 1930, lange vor Ausbruch des Krieges, hatte J.W. Stalin darauf hingewiesen, dass das Sowjetland mit einer einzigen Kohle-Eisen-Basis im Süden nicht auskommen könne; eine zweite Kohle-Eisen-Basis im Osten des Landes -im Ural und in Sibirien- sei zu schaffen. Die Anweisung Stalins wurde verwirklicht.

Die im Osten geschaffene leistungsfähige Kohle-Eisen-Basis machte es möglich, trotz des Ausfalls der westlichen und südlichen Gebiete, die ständig wachsenden Forderungen der Front erfolgreich zu befriedigen.

Die industrielle Entwicklung der östlichen Gebiete erleichterte auch die Lösung der Aufgabe der Verlagerung von Betrieben aus dem Westen und Süden des Landes. Aus den Gebieten, die durch den Vormarsch der faschistischen Armeen bedroht waren, zogen Arbeiter und Kollektivbauern nach dem Osten. Sie führten ihr Hab und Gut und das Vieh mit sich. Vom Flugzeug sah es so aus, als ob die Straßen selber in Bewegung geraten wären. Weitaus die meisten Werke wurden evakuiert. Nach ungefähren Berechnungen haben allein die Eisenbahnen 1 200 000 Waggons verlagerter Frachten befördert. Hierzu müssen Frachten zugerechnet werden, die durch andere Transportmittel -Kraftwagen, Dampfer, Flusskähne und Fuhrwerke- befördert wurden.

Die Betriebe wurden meist nach Osten verlagert, in denen ähnliche Unternehmen vorhanden waren. Sie wurden mit den letzteren zusammengelegt und vervielfachten deren Kapazität. Für viele Werke, die nach industrielosen Bezirken verlagert wurden, mussten neue Werkhallen errichtet werden. Diese Bauten wurden im kriegsmäßigen Tempo durchgeführt. In der Taiga wuchsen ganze Industriesiedlungen aus dem Boden. Oft wurden die Maschinen nicht nur in den freien Gebäuden der arbeiteten Betriebe, sondern auch in den Klubs, Schulen und Kulturpalästen untergebracht. Unter schweren Bedingungen wurden im Winter viele Werkbauten errichtet. Mit unerhörter Kraftanspannung arbeiteten die Arbeiter aus dem Donezbecken, aus Kiew, Charkow, Moskau und Leningrad. Sie hatten ihre Heimstätten verlassen, ihre Angehörigen zurückgelassen und waren mit ihren Betrieben in die weitentlegenen Gebiete -nach dem Ural, nach Krasnojarsk und nach Mittelasien gekommen: sie wurden durch Vaterlandsliebe geleitet. Die Evakuierten arbeiteten nicht nur selbst, sondern lernten gleichzeitig neue Tausende von Arbeitern aus den Reihen der örtlichen Bevölkerung an. In beispiellos kurzer Frist wurden die verlagerten Werke in Betrieb gesetzt. So begann z.B. das Kiewer Gorki-Werk für Werkbänke und Automaten 18 Tage nach Ankunft der Ausrüstung im Ural zu produzieren.

Viele verlagerte Betriebe nahmen ihre Arbeit nach anderthalb bis zwei Monaten auf. Die größten Panzerwerke des Landes begannen an den neuen Standorten ein bis zwei Monate nach Ankunft der Ausrüstung Panzer zu produzieren.

W. Malyschew, der damalige Volkskommissar für die Panzerindustrie, berichtete über die Verlagerung von Betrieben nach dem Osten: „Es war keine leichte Sache, Zehntausende von Werkbänken und die komplizierte Ausrüstung unter den Bedingungen des Krieges Tausende von Kilometern weit zu befördern, viele Tausende von Arbeitern mit ihren Familien ins Hinterland zu evakuieren und die Panzerwerke an neuen Standorten in kurzer Frist auf volle Touren zu bringen. Aber die sowjetischen Patrioten überwanden alle diese Schwierigkeiten. Es mag der Hinweis genügen, dass bei einem solchen Panzerwerk, wie das Stalin-Werk, die durch Verlagerung bedingte Unterbrechung in der Erzeugung auf nur zwei Monate reduziert wurde. Das Kirow-Werk begann einen Monat nach dem Eintreffen der ersten Transportzüge mit Ausrüstung am neuen Standort Panzer-Dieselmotoren zu erzeugen. Nur die ständige Aufmerksamkeit von J.W. Stalin, W.M. Molotow und L.P. Berija, die der Verlagerung zuteilwurde, gewährleistete die beispiellos rasche Schaffung solcher Panzerwerke wie das Kirow-Werk, das Stalin-Werk im Ural und vieler anderer im Osten des Landes.“

Die örtliche Bevölkerung erwies den Belegschaften der verlagerten Betriebe eine gewaltige Hilfe. Zehntausende neuer Arbeiter stellten sich an die Werkbänke. Die verlagerten Betriebe wurden rasch in Gang gebracht.

Mit der gleichen Weitsicht hatte J.W. Stalin lange vor dem Krieg darauf hingewiesen, dass man die Landwirtschaft im Osten und Südosten des Landes entwickeln müsse. Vor dem Krieg ist die Bedeutung der östlichen Gebiete in der Landwirtschaft gestiegen. Mit dem vorrübergehenden Verlust der fruchtbaren Felder der Ukraine und anderer Gebiete legte ich die ganze Last der Versorgung der Armee und des Landes auf die östlichen und südöstlichen Gebiete der Sowjetunion. In den Tagen des Krieges hat die Kollektivbauernschaft dieser Gebiete neue, noch erstaunlichere Erfolge errungen.

Die Kriegsgeschichte kennt keine organisatorische Arbeit von solchem Ausmaß, wie sie die bolschewistische Partei und alle Sowjetorganisationen zu bewältigen hatten. Unter schwersten Bedingungen war die Industrie auf den Kriegsbedarf umzustellen, waren Tausende von Betrieben nach dem Osten zu verlagern sowie mit Arbeitskräften und Rohstoffen zu versorgen, neue Ernährungsbasen zu schaffen und gleichzeitig ständig Kampfreserven auszubilden und die Front mit allem Notwendigen zu beliefern. Bei dieser gewaltigen organisatorischen Arbeit wurde der Erfolg dank der sowjetischen Gesellschaftsordnung und ihren Vorteilen der kapitalistischen Ordnung gegenüber sowie dank der enormen Kraft des Patriotismus des Sowjetvolkes erzielt. Das ganze Sowjetland antwortete auf den Appell J.W. Stalins mit einer ungestümen Steigerung der Arbeitsproduktivität. In den Werken, Fabriken und Kollektivwirtschaften -überall begannen die Menschen besser und zwei- bis dreimal produktiver zu arbeiten.

Trotz der Einberufung von Menschen an die Front wurde die Arbeit in keinem Betrieb durch Mangel an Arbeitskraft in Frage gestellt. Die Einberufenen wurden durch ihre Mütter, Frauen und Schwestern ersetzt. Schüler und Frauen, die nicht in den Betrieben tätig waren, gingen in die Kollektivwirtschaften, um bei der Einbringung der Kriegsernte zu helfen.

Die Kollektivbäuerin Rodionowa kennzeichnete auf einer Kundgebung in der Molotow-Kollektivwirtschaft im Gorki-Gebiet in folgenden Worten die im ganzen Lande herrschende Volksstimmung: „Meine sieben Söhne gehen in die Rote Armee und allen habe ich aufgetragen: Trefft den Feind mitten ins Herz. Und wir werden bei uns in der Kollektivwirtschaft noch besser arbeiten…Schaut euch nur an, wie sich hier alles erhoben hat. Die Söhne an die Front – die Mütter auf die Felder. Die Männer an die Front – die Frauen in die Fabrik. Die Brüder in den Krieg – die Schwestern aber verbinden die Verwundeten, und wer nicht zur Front einberufen ist, der meldet sich zur Volkswehr. Jetzt ist die Front überall. Der Krieg steht vor der Tür, überall muss gekämpft werden.“

Es ist Hitler auch nicht gelungen, die Mobilmachung in der Sowjetunion zu vereiteln. Sie ging so präzise und organisiert vor sich, wie sie im Plan der sowjetischen Führung vorgesehen war. Es gab in Moskau z.B. keinen einzigen Fall, dass die Einberufenen nicht zur Meldestelle erschienen wären. Es kamen nicht einmal Verspätungen vor. Die Einberufenen kamen gruppenweise direkt aus den Werken. Die Väter kamen mit ihren Söhnen. Aus den Gebieten, die von den Faschisten bereits erobert waren, schlugen sich die Einberufenen durch die Front zu den Meldestellen hindurch. Hunderttausende Menschen, die nicht einberufen waren, gaben Erklärungen mit der Bitte ab, sie als Freiwillige in die Armee aufzunehmen.

Die Faschisten waren überzeugt, dass die ersten Misserfolge der Roten Armee die Freundschaft unter den Völkern der UdSSR untergraben, das Bündnis der Arbeiter und Bauern erschüttern und den Zerfall der Sowjetunion herbeiführen würden.

In der antagonistischen Klassengesellschaft rufen Misserfolge an der Front in der Tat Verstärkung und Verschärfung der Klassengegensätze hervor, während solche Gebietsverluste, wie sie die Sowjetunion vorübergehend erleiden musste, wohl den Zerfall eines jeden anderen Staates hervorgerufen hätten. Die damalige Stärke der Sowjetordnung kam aber gerade darin zum Ausdruck, dass die Misserfolge an der Front das sowjetische Millionenvolk noch enger zusammengeschweißt haben. Darin offenbarte sich die Natur des Großen Vaterländischen Krieges als eines wahrhaften Volkskrieges.

„Die Misserfolge der Roten Armee“, sagte J.W. Stalin am 6. November 1941, „haben das Bündnis der Arbeiter und Bauern wie auch die Freundschaft der Völker der Sowjetunion nicht nur nicht geschwächt, sondern im Gegenteil, sie haben dieses Bündnis sowie diese Freundschaft noch gefestigt. Mehr noch – sie haben die Völkerfamilie der Sowjetunion in ein einheitliches unerschütterliches Lager verwandelt, das seine Rote Armee und seine Rote Flotte aufopferungsvoll unterstützt. Niemals noch war das Sowjethinterland so fest wie jetzt.“

Eine anschauliche Offenbarung der Einheit des Sowjetvolkes war die Schaffung der Volkswehr. Wie das in den unruhigen Momenten der Geschichte des Landes stets der Fall war, erhob sich eine Volkswehr gegen die Eindringlinge: so war es im 17. Jahrhundert, als die Volkswehrabteilungen unter Führung von Minin und Posharskij zum Kampf gegen die Feinde des Vaterlandes antraten; so war es im Jahre 1812 als Antwort auf die Invasion Napoleons; und in einem unvergleichlich stärkeren Maße ereignete es sich auf im Jahre 1941.

„Erheben werden sich die Millionenmassen unseres Volkes“, sagte J.W. Stalin. „Die Werktätigen von Moskau und Leningrad sich schon dazu übergegangen, eine vieltausendköpfige Volkswehr zur Unterstützung der Roten Armee zu schaffen. In jeder Stadt, der die Gefahr eines feindlichen Überfalls droht, müssen wir eine derartige Volkswehr schaffen, müssen wir alle Werktätigen zum Kampf mobilisieren, um in unserem vaterländischen Krieg gegen den deutschen Faschismus unsere Freiheit, unsere Ehre, unsere Heimat unter Einsatz unseres Lebens zu verteidigen.“

Leningrad stellte eine 300 000 Mann starke Volkswehrarmee auf. In Moskau wurden in einigen Tagen elf Volkswehrdivisionen geschaffen. Die Moskauer statteten sich mit allem Notwendigen, von den Panzern angefangen bis zu den Essgeschirren, aus.

Die Divisionen der Volkswehr haben die auf sie gesetzten Hoffnungen voll und ganz erfüllt und tapfer und standhaft gegen den Feind gekämpft. Einigen Divisionen, die aus Moskauer Arbeitern gebildet wurden, wurde für ihre Tapferkeit der Titel einer Gardedivision verliehen.

6. Beginn des Partisanenkrieges

Die Stalinsche Taktik der aktiven Verteidigung zeitigte ihre Früchte. Weder die Plötzlichkeit, noch die Heimtücke ihres Überfalls, weder der unmenschliche Terror, noch der hemmungslose Raub brachten die Hitlerleute ihrem Ziel -der raschen Zerschmetterung der Armee der Sowjetunion- näher. Die Faschisten warfen immer neue Reserven an die sowjetisch-deutsche Front, zogen Truppen aus Frankreich, Holland, Norwegen und Rumänien nach, schafften eine Unmenge an Kriegsmaterial und Munition heran. Aber alle diese verzweifelten Anstrengungen zeitigten nicht die erwünschten Ergebnisse. Die Hitlerleute ließen eine Offensive nach der anderen starten. Aber zur Durchführung dieser Operationen brauchten sie Zeit und vor allem gesicherte Nachschubwege. Aber auf dem von den Deutschen eroberten sowjetischen Gebiet nahmen die sowjetischen Partisanen ihre Tätigkeit auf.

Die Partisanenbewegung als eine Form des Widerstandes gegen den Feind ist zwar in der Geschichte der Befreiungskriege der Völker der Welt bekannt, das russische Volk ist jedoch im Partisanenkampf besonders reich an Erfahrungen. Das erklärt sich durch das moralische Antlitz des russischen Volkes, durch seine Standhaftigkeit und seinen Kampfgeist, vor allem aber durch seine opferwillige Vaterlandsliebe. Die ruhmreichen Traditionen des Partisanenkampfes wurden im Bürgerkrieg und insbesondere im Kampf des ukrainischen und bjelorussischen Volkes gegen die Deutschen im Jahre 1918 vermehrt.

Als der Große Vaterländische Krieg ausbrach, stießen die faschistischen Eindringlinge auf dem Gebiet der Sowjetunion nicht nur auf einen hartnäckigen Widerstand der sowjetischen Streitkräfte, sondern auch auf einen organisierten und hartnäckig durchgeführten Partisanenkrieg. Durch Drahtverhaue und Schützengräben, durch die Front hindurch drang zu der Bevölkerung der vorübergehend besetzten sowjetischen Gebiete Stalins Aufruf, „für den Feind unerträgliche Bedingungen zu schaffen“. Die sowjetischen Partisanen unterbrachen die deutschen Verbindungslinien, vernichteten Nachschubkolonnen, führten Schläge gegen die vorrückenden Reserven, vereitelten die Zusammenziehung der Kräfte. Immer öfter und öfter entgleisten feindliche Transportzüge und rollten die Böschung hinab, flogen Brücken und Lager in die Luft, immer mehr und mehr Eindringlinge kamen durch die Kugeln, Geschosse und Minen der Partisanen um. Die Partisanenbewegung desorganisierte gründlich das Hinterland der deutschen Armee.

Die Meldungen über die Operationen der Partisanen trafen in dem hitlerischen Stab stoßweise ein. Die Eindringlinge waren noch nicht mal einige Wochen auf dem sowjetischen Territorium, als sie bereits am eigenen Leibe verspürten, was ein Krieg des ganzen Volkes bedeutet. Trotz aller Anstrengungen der Eindringlinge und trotz blutigen Terrors schlug die Flamme der Partisanenbewegung jeden Tag höher. An Stelle der Einzelgänger und kleiner Gruppen der Volksrächer erschienen die zahlreichen, fest zusammengeschweißten Partisanenabteilung, die aktive Kampfhandlungen im Rücken der deutschen Armee durchführten.

7. Das Fiasko der faschistischen Pläne eines „Kreuzzuges“ gegen die UdSSR

Auch die Hoffnung Hitlers auf eine Isolierung der Sowjetunion brach zusammen.

Als die Hitlerfaschisten den Krieg gegen die UdSSR vorbereiteten, rechneten sie damit, dass sie einer gegen einen an der Front kämpfen würden. Die gesamte Geschichte der letzten Jahrzehnte lehrt, dass Deutschland jeden Krieg verlor, des es an zwei Fronten führte. Die Naziführer nahmen an, dass es ihnen durch geschickte diplomatische Manöver gelingen würde, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen die UdSSR hineinzuziehen oder zumindest die Sowjetunion von den anderen Mächten zu isolieren. Dabei waren die Nazis fest davon überzeugt, dass sie mit der gleichen Methode, wie sie von ihnen in Frankreich angewandt wurde, Erfolge erzielen könnten. Viele Jahre hindurch propagierten die Hitleragenten eifrig, dass der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland eine Revolution in Frankreich hervorrufen würde.

Die Nazis hofften fest, dass es ihnen gelingen würde, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika mit der gleichen Drohung einer Revolution einzuschüchtern. „Lasst uns einen Kreuzzug gegen den Bolschewismus, der die ganze Welt bedroht, unternehmen!“ riefen die Nazis den anderen Staaten zu.

Sowjetunion leichter fertig werden würde. Er schickte Heß, seinen nächsten Vertrauten, mit einem Friedensvorschlag nach England. Als sein Plan scheiterte und der ungeschickte diplomatische Trick in England ausgelacht wurde, erklärte er Heß zum Wahnsinnigen, der angeblich gegen den Willen des „Führers“ gehandelt hatte. (Heute ist die These vorherrschend, dass Heß im Alleingang gehandelt hätte. Die Wahrheit werden die Nachgeborenen nie erfahren. Die Zeitzeugen sind tot und ob es Dokumente gibt, wissen wir nicht. Falls ja, werden diese unter Verschluss gehalten. Weiteres siehe Wikipedia im Beitrag zu Rudolf Heß. P.R.)

Am Tage des treubrüchigen Überfalls auf die Sowjetunion versuchte Hitler durch seinen Botschafter in der Türkei, von Papen, sich erneut an England mit dem Vorschlag zu wenden, Frieden zu schließen und gemeinsam gegen die Bolschewiki zu kämpfen.

Aber die Faschisten haben den Charakter des Krieges gegen Hitlerdeutschland nicht berücksichtigt. Die Volksmassen haben voll Schrecken gesehen, wie die Faschisten alle Überbleibsel der Demokratie beseitigten uns ein grausames Terrorregime in Deutschland selbst und in den von ihnen eroberten Ländern errichteten. Der Krieg gegen die Faschisten war ein Befreiungskrieg.

„Man muss berücksichtigen“, sagte J.W. Stalin, „dass die wichtigsten faschistischen Staaten – Deutschland, Japan, Italien- ehe sie die verbündeten Länder überfielen, bei sich die letzten Reste der bürgerlich-demokratischen Freiheiten vernichteten, bei sich ein grausames terroristisches Regime errichteten, das Prinzip der Souveränität und freien Entwicklung der kleinen Länder mit Füßen traten, die Politik der Eroberung fremder Gebiete verkündeten und vor aller Welt erklärten, dass sie die Weltherrschaft und die Ausbreitung des faschistischen Regimes auf die ganze Welt anstrebten, wobei die Achsenmächte durch Annexion der Tschechoslowakei und der Zentralgebiete Chinas zeigten, dass sie bereit waren, ihre Drohung in Bezug auf die Versklavung aller freiheitsliebenden Völker zu verwirklichen. Angesichts dessen nahm der zweite Weltkrieg gleich bei Beginn den Charakter eines antifaschistischen, eines Befreiungskrieges an, wobei eine der Aufgaben dieses Krieges auch die Wiederherstellung der demokratischen Freiheiten war.“

Der Überfall der Faschisten auf die UdSSR, das einzige Land, dessen Regierung seit langem die Eroberungspläne der Hitlerleute entlarvte, zeigte den Werktätigen der ganzen Welt, in welcher Gefahr sie schweben. Die Völker forderten den Kampf gegen die Faschisten.

Am 12. Juli 1941 wurde das Abkommen über ein gemeinsames Vorgehen der Regierung der Sowjetunion und der Regierung Großbritanniens im Krieg gegen Deutschland unterzeichnet. Dieses Abkommen enthält zwei Punkte, aber sie zeugen beide von einer scharfen Wendung der Geschichte. Das Abkommen lautete:

„1. Beide Regierungen verpflichten sich, sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung jeder Art im gegenwärtigen Krieg gegen Hitlerdeutschland zu erweisen.

2. Sie verpflichten sich ferner, im Verlauf dieses Krieges Keine Verhandlungen zu führen, noch einen Waffenstillstand oder einen Friedensvertrag abzuschließen, es sei denn im beiderseitigen Einverständnis.“

Das anglo-sowjetische Abkommen eröffnete eine ganze Serie neuer Verträge. Am 18. Juli unterzeichnete die Sowjetunion ein Abkommen mit der Tschechoslowakischen Republik über gegenseitige Hilfe und Unterstützung im Kampf gegen Hitlerdeutschland und über die Aufstellung nationaler tschechoslowakischer Truppenteile auf dem Territorium der UdSSR. Einige Tage später, am 30. Juli, wurde in London ein gleiches Abkommen mit Polen unterzeichnet.

Am selben Tag traf in Moskau der persönliche Vertreter des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Franklin D. Roosevelt, Harry Hopkins, ein. Auf einer Pressekonferenz legte er die Aufgaben seiner Reise wie folgt dar:

„Ich teilte Ihm (Stalin) im Auftrage des Präsidenten mit, unser Land sei der Meinung, dass derjenige, der gegen Hitler kämpft, in diesem Konflikt die Partei sei, die im Recht ist, und dass wir die Absicht hätten, dieser Partei Hilfe zu leisten.“

Am 2. August wurde die Verlängerung des Handelsabkommens zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika beschlossen. Gleichzeitig überreichte die USA-Regierung dem Sowjetbotschafter in Amerika eine Note über die wirtschaftliche Unterstützung der UdSSR durch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Es traf das ein, was Hitler am meisten befürchtet hatte. Deutschland wurde von einem Zweifrontenkrieg bedroht. Schlag auf Schlag folgten Akte, welche die mächtige Koalition gegen Hitlerdeutschland schmiedeten. Die Welt, deren Eroberung der Faschismus erstrebte, indem er die Länder einzeln überfiel, schloss sich zu einer Macht zusammen, der der Angreifer nicht gewachsen war. Im September 1941 fand in Moskau eine Konferenz der drei Großmächte statt. Sie tagte in Moskau vom 29. September bis 1. Oktober 1941. Das offizielle Kommuniqué der drei Delegationen über den Abschluss der Konferenzarbeiten lautete:                                                                                                                                     „Die Konferenz, an deren Arbeit J.W. Stalin aktiv teilnahm, führte ihre Arbeit erfolgreich durch, fasste wichtige Beschlüsse entsprechend den ihr gestellten Zielen und demonstrierte die volle Einmütigkeit und enge Zusammenarbeit der drei Großmächte bei ihren gemeinsamen Anstrengungen zur Erringung des Sieges über den verschworenen Feind aller freiheitsliebenden Völker.“

Nicht nur der Plan eines „Blitzsieges“, der auf einer Isolierung der Sowjetunion aufgebaut war, erlitt ein Fiasko. Auch der Mythos vom „Kreuzzug“ ganz Europas gegen das Sowjetland zerstob wie Rauch. Die Versuche Hitlers, einen Kampfbund europäischer Staaten gegen die UdSSR zustande zu bringen, misslangen. Im Dezember 1941 traten auch die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland ein. Im Verlauf des Krieges entstand und festigte sich die Anti-Hitler-Koalition der freiheitsliebenden Völker der ganzen Welt.

Entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, Originalautoren

I.I. Minz, I.M.Rasgon und A.L. Sidorow

Bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4,

Origianlautoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow