Einzelhandel in der DDR

Wenn man auf das Einkaufen in der DDR zurückblickt, denkt man schon im Unterbewusstsein an Mangelwirtschaft und vergebliche Suche. 

Was gab es für Geschäfte in der DDR? Die heutige Generation und die Mehrheit der Westdeutschen wird das nicht wissen. Darum stellt DIE TROMMLER die wichtigsten Geschäfte, bzw. Handelsketten der DDR vor.

Es gab nicht nur staatliche, bzw. genossenschaftliche Geschäfte in der DDR. Es gab auch private, inhabergeführte Geschäfte. Die privaten Inhaber machten sich oft viel Mühe und fuhren in der ganzen DDR herum, um ihr Angebot für ihre Kunden möglichst vollständig zu halten. Privathändler konnten mit der HO Kommissionsverträge abschließen (Ähnlich wie Kleinhändler in der BRD sich großen Handelsketten angeschlossen haben.). 

Beliebt waren die Bäcker in der DDR. Sie backten nach alter Art noch alles selber. Fertige Rohlinge gab es nicht. Auf die Bäcker von damals blicken manche wehmütig zurück.

Es ist schade, dass es nicht gelungen ist den Mangel in den Griff zu kriegen und dabei allen gerecht zu werden.

Alles weitere siehe Inhaltsverzeichnis.

Zu Beginn ein satirisches Gedicht, das ich im Netz gefunden habe. Siehe Dateianhang.

Einzelhandelsverkaufspreis

Einzelhandelsverkaufspreis bzw. Endverbraucherpreis (abgekürzt EVP) war in der DDR die Bezeichnung für staatlich vorgeschriebene Festpreise von auszeichnungspflichtigen Einzelhandelswaren in Mark. Vor der Einführung des EVP gab es den Verkaufseinzel(handels)- oder Verbraucherendpreis (VEP). Diese Preise galten landesweit (einige Lebensmittel, jedoch keine auszeichnungspflichtigen, sowie Gaststättenpreise und Mieten waren in Berlin/DDR etwas teurer) und waren auf jeder Verpackung aufgedruckt oder auf der Ware selbst angebracht, da die Preise bei vielen Produkten über lange Zeiträume unverändert galten. Nur bei wenigen Artikeln wurde z. B. aus Gründen des Exports kein EVP angebracht. So hatten die meisten Filmpackungen von ORWO (VEB Filmfabrik Wolfen) keinen EVP-Aufdruck, da sie genauso in den Export gingen, wie sie im Inland verkauft wurden. Seit Anfang der 1980er Jahre wurden die Preise in Büchern, auf Landkarten und ähnlichen Druckerzeugnissen codiert aufgeführt, in der Regel in Form einer halbfett gedruckten fünfstelligen Zahlenfolge, wobei die letzten beiden Ziffern die Pfennige auswiesen. (Der Vorläufer des heutigen Barcodes. P.R.)

Typischer Preisaufdruck aus der DDR
Von Scan: de:Benutzer:Bettenburg – Eigener Scan, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32920037

Die Preisfestsetzung erfolgte unter staatlicher Aufsicht durch das Amt für Preise beim Ministerrat, im Wesentlichen unter Berücksichtigung der Herstellungskosten.[1] Die Preise wurden im Statistischen Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik exemplarisch publiziert. Die EVP für Grundnahrungsmittel, Arbeits- und Kinderbekleidung, Spielwaren etc. wurden häufig mit staatlichen Zuschüssen gestützt, d. h. die Herstellungskosten dieser Waren lagen teilweise deutlich über dem jeweiligen EVP.[2] Langlebige Konsumgüter, Güter des gehobenen Bedarfs und Luxusartikel wurden dagegen mit erheblichen, staatlich festgelegten Preisaufschlägen verkauft.

+Wartburg HTS mit schwarzem Unterboden – VEB Prefo Dresden – Art.-Nr.44870 – EVP 3,80 M – Bild 004
Von Lupus in Saxonia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77422869

Es gab für die Warenabgabe von Großhandel an Einzelhandel im Übrigen auch den sogenannten Großhandelsverkaufspreis (GVP).

Preisaufdruck
Von Sumwiki – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86866534
+DDR – Verkaufsschild aus Glas – Schweinefleisch und Preise in Mark Ost – Ende 1970er Jahre – Bild 001
Von Lupus in Saxonia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71604195
Eierbecher „Huhn“ mit eingeprägtem EVP
Von GodeNehler – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85545910
+ Damen-Unterkleid – VEB Burgstädter Wirkerzeugnisse – 9112 Burgstädt – GDR – Größe 42 – Art. Nr. 17064 von 1974
Von Lupus in Saxonia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106435149
Mehrfachfahrkarten der VEB Erfurter Verkehrsbetriebe (DDR 1983)
Von Mabit1 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=91979808

Zur Einschätzung der Kaufpreise sollte man folgendes Nettoeinkommen berücksichtigen: Der staatlich festgesetzte monatliche Mindestlohn (Vollzeittätigkeit) betrug 1976 in der DDR 400 Mark. Die Mindestrente betrug 315 Mark und ein Student bekam 200 Mark Stipendium monatlich (bei einer Miete im Studentenwohnheim von 10 Mark). Das tatsächliche Haushaltsnettoeinkommen betrug 1980 bei einem Einpersonenhaushalt 778 Mark, bei einem Vierpersonenhaushalt 1720 Mark (Statistisches Jahrbuch der DDR 1981).

Der Durchschnittsverdienst eines Industriearbeiters betrug im Jahr 1970 748 Mark pro Monat brutto. Der Bruttoverdienst eines Ingenieurs nach dem Fachschulstudium betrug 1979 640,- M Anfangsgehalt und erhöhte sich bis etwa 900,- M im Laufe der weiteren Arbeitsjahre. Die steuerliche Belastung war vergleichsweise gering, für die Kranken- und Rentenversicherung mussten insgesamt 10 Prozent (maximal 60 Mark bzw. 120 Mark bei freiwilliger Zusatzrentenversicherung und Kappungsgrenze bei 1200 Mark, auf Wunsch auch über das gesamte Bruttogehalt) abgeführt werden. Eine Arbeitslosenversicherung existierte nicht und war auch nicht notwendig. Pro Kind erhielten die Eltern 20 Mark Kindergeld. Familien mit drei oder mehr Kindern galten als kinderreich und erhielten zusätzliche finanzielle und materielle Unterstützung. Ein Fabrikarbeiter im Schichtdienst konnte mit Zulagen in Ost-Berlin aber auch Spitzenverdienste von etwa 1400 Mark erzielen.

Von Hans Wollny, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1795062
DDR_VEB Fernsehgerätewerke Straßfurt_Fernseher COLOR 21_HO Verkaufsbeleg_1973_über 3500 Mark
Von Lupus in Saxonia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55115602

Technische Geräte hatten in der DDR einen hohen Preis (Farbfernseher bis zu 8300 Mark). Hohe Preise für bestimmte Güter bedeutete allerdings nicht, dass die Artikel in ausreichender Anzahl zur Verfügung standen. Häufig war ein Kauf nur möglich, wenn der Käufer entsprechende Beziehungen hatte. Oft war eine Fahrt nach Berlin (Als Hauptstadt wurde Berlin bevorzugt beliefert. P.R.) nötig, um z.B. ein Großgerät für den Haushalt kaufen zu können. Das musste direkt mitgenommen werden. So musste man das Großgerät im kleinen PKW, oft einem Trabant, verstauen und das so über viele Kilometer hinweg nach Hause transportieren.

Für viele knappe Waren und Dienstleistungen bildete sich ein Schwarzmarkt. Auf diesem wurde, so etwa für gebrauchte Autos, oft deutlich mehr als der offizielle Neupreis verlangt. Teilweise wurden dort Waren oder Dienstleistungen nur gegen DM (Westmark) bzw. Forumschecks angeboten.

Kaufkraftbereinigt verteuerten sich 1990 vor Einführung der DM im Vergleich zu heutigen Preisen besonders die Wohnungsmieten und Fahrpreise im ÖPNV. Preise für Grundnahrungsmittel blieben (unter Heranziehung eines Lebensmittel-Discounters) in etwa konstant, während die Preise für höherwertige Lebensmittel und langlebige Konsumgüter teils drastisch zurückgingen. Dabei ist zu beachten, dass die bereinigten Güterpreise heute auch im Vergleich zum damaligen Preisniveau in Westdeutschland erheblich gesunken sind (etwa bei Fernsehgeräten und anderer Elektronik).

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Handelsorganisation (HO)

Die Handelsorganisation (HO) war ein in der juristischen Form des Volkseigentums geführtes staatliches Einzelhandelsunternehmen in der SBZ, weitergeführt in der DDR bis zu ihrer Auflösung nach der Konterrevolution. Der Handel umfasste alle privaten Bereiche des Lebens – von Lebensmitteln bis zu Haushaltswaren.

Logo HO
Von unbekannt – selbst gezeichnet, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4110395

Die HO wurde 1948 auf Weisung der DWK in sowjetischen Sektor von Berlin gegründet. Nach kurzer Vorbereitungszeit eröffnete die Organisation am 15. November 1948 im damaligen Bezirk Friedrichshain in der Frankfurter Allee am U-Bahnhof Samariterstraße ein Geschäft für Textilien und Schuhe.[1] Schuhe ohne Bezugsschein kosteten 120 bis 300 DM (Das war vor Gründung der DDR. Daher gab es damals auch im Osten die DM.), Herrenanzüge bis zu 630 DM bei einem durchschnittlichen Monatslohn eines Industriearbeiters von 200 DM. Am 16. November eröffnete ein Süßwarenladen in der Neuen Königstraße. Eine Tafel Schokolade kostete hier 20 DM.[2] Die in der HO angebotenen Lebensmittel konnten ohne Abgabe von Lebensmittelmarken erworben werden. Dafür waren die Preise anfänglich durchschnittlich doppelt so teuer, aber in allen Geschäften waren sie stets gleich hoch.[3] Zugleich eröffneten weitere 28 HO-Läden und 21 HO-Gaststätten, auch außerhalb von Berlin.[4]

Eröffnung des ersten HO-Geschäftes (1948)
Von Bundesarchiv, Bild 183-R80013 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368596

Bereits ein knappes Jahr später, am 1. April 1949 erhöhte sich die Zahl der HO-Verkaufseinrichtungen sprunghaft: mit dem SMAD-Befehl 124 wurden bis dahin treuhänderisch verwaltete Läden zu HO-Filialen umgewandelt. In den kleinen Städten und Dörfern etablierten sich fliegende HO-Läden, Privathändler konnten mit der HO Kommissionsverträge abschließen (Ähnlich wie Kleinhändler in der BRD sich großen Handelsketten angeschlossen haben.).[4] Mit den Gewinnen begann die HO, auch Neubauten zu errichten.

Bald senkte die HO ihre Preise schrittweise, im April 1950 sogar um bis zu 30 Prozent.[4]

Am 22. Februar 1949 verabschiedete die Volkskammer der SBZ das Gesetz „Zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung“, welches die juristischen und finanziellen Grundlagen für die HO regelte. Die Organisation erhielt ein Grundkapital von 50 Millionen Ostmark und nahm ihren Hauptsitz in Potsdam. Erster Geschäftsführer der staatlichen Verkaufseinrichtung wurde Paul Baender.[4]

Die Zahl der Verkaufseinrichtungen erhöhte sich schnell: so erwirtschafteten 2.300 HO-Läden im Jahr 1950 schon zirka 26 Prozent des Einzelhandelsumsatzes der DDR. Bis 1960 hatten sich 35.000 Geschäfte etabliert, die einen Umsatzanteil von über 37 Prozent erreichten. Den weitaus größeren Teil des Umsatzes erzielten die Verkaufseinrichtungen des Konsum. Da diese genossenschaftlich geführt wurden und kein Staatsbetrieb waren wie die HO, wurde besonders in den Anfangsjahren der DDR von Regierungsseite versucht, die HO zu bevorteilen. Trotzdem etablierten sich beide parallel in der Alltagswelt der DDR. Das kam auch in dem Nebeneinander in fast allen Neubaugebieten der Großstädte zum Ausdruck.

Auch neue Verkaufsformen fanden zuerst Einzug in ein HO-Lebensmittelgeschäft in Berlin-Weißensee, Klement-Gottwald-Allee: eine Selbstbedienungseinrichtung eröffnete hier am 13. Dezember 1956.[5]

HO-Kaufhaus in Berlin (1949)
Von Bundesarchiv, Bild 183-S84361 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5369617
Lebensmittelgeschäft der HO (1950)
Von Bundesarchiv, Bild 183-08328-0006 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5338770

Die Handelsorganisation war gegliedert in die Bereiche Industriewaren, Lebensmittel, Gaststätten, Warenhäuser und Hotels. In den 1960er Jahren entstand die Tochtergesellschaft der Centrum Warenhäuser, die in vielen Bezirksstädten der DDR ihre Einkaufszentren unterhielten. Für den gehobenen Bedarf wurden ab 1962 die Exquisit-Läden auf Beschluss des Ministerrates der DDR geschaffen und 1966 durch die Delikatläden ergänzt. Die Einzelhandelsgeschäfte und Warenhäuser der HO existierten neben denen der Konsum-Kette.

Eine Besonderheit stellte die HO für die Wismut dar, die sich speziell in den Uranbergbaugebieten der DDR etablierte und ein besseres Warensortiment bei günstigeren Preisen bot. Hinzu kamen thematisch ausgerichtete Verkaufseinrichtungen wie das 1961 in Leipzig eröffnete HO-Schachzentrum, das vorwiegend Schachartikel verkaufte. Sogar der damalige Weltmeister, Bobby Fischer gehörte zu seinen Kunden.[6]

Industriewaren-HO-Stadt Dresden
Von Lupus in Saxonia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71460956
HO-Kaufhaus Schmiedefeld
Von Hejkal in der Wikipedia auf Deutsch – Selbst fotografiert (Originaltext: selbst fotografiert), CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13958647

Eine weitere Besonderheit war der HO-Spezialhandel, der hochwertige Waren, auch aus Import oder Gestattungsproduktion, führte und dessen Verkaufseinrichtungen nur für besondere Personenkreise offenstanden. Für die Belegschaft des Spezialhandels gab es intern „Dresdner Ware“ genannte hochwertige Warenkontingente insbesondere aus dem Nahrungsmittelbereich, die zu normalen Preisen (nicht Delikatpreise) verkauft wurden. Der Spezialhandel belieferte auch die „Speztorg“-Läden.(„Russenmagazin“) Die Verkaufseinrichtungen im Bereich der NVA wurden unter dem Kürzel MHO (Militär-Handelsorganisation) geführt. Ab 1987 firmierte der Spezialhandel unter VEB Spezialhandel Taucha.[6]

HO-Kaufhalle in Dresden
Von K. Franze – archive, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32393546

Bis zur Neustrukturierung der IFA (Industrieverband Fahrzeugzeugbau) im Jahr 1968 wurden auch Fahrzeuge und deren Ersatzteile für den Privatgebrauch von der HO vertrieben. Ab 1968 erfolgte dieser Verkauf über spezielle Fachgeschäfte, die direkt der IFA angegliedert waren. (Na ja, damit war das so eine Sache in der DDR. Auf ein Auto musste man viele Jahre warten. Autoteile suchte man meist vergeblich. P.R.)

Die Handelsorganisation betrieb auch Hotels und Gaststätten in allen Bezirken der DDR.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Konsument (Warenhaus)

Von Lumu – Neuzeichnung nach einem Stempelabdruck des Konsument-Warenhauses Leipzig vom 20. Dezember 1987, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=6583409

Das Zentrale Handelsunternehmen „konsument“ (ZU Konsument) war eine Warenhauskette und unterstand dem Verband der Konsumgenossenschaften der DDR.[1]Nach Centrum war sie die zweitgrößte Warenhauskette des Landes.

Das ZU Konsument wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1965 durch den Verband deutscher Konsumgenossenschaften eG (VDK) gegründet. Gebildet wurde die Warenhauskette aus größeren, zuvor als „Konsum“ betriebenen Kaufhäusern, da sich die regionalen Konsumgenossenschaften eher auf den Kernbereich, der Grundversorgung mit Lebensmitteln konzentrieren wollten. Insgesamt waren bis 1966 elf Kaufhäuser der neuen Kette unterstellt, tatsächlich im Corporate Design (Erscheinungsbild) des neuen Unternehmens jedoch erst nur vier. Flaggschiff der Kette war das 1966 umgebaute und von 8000 auf 11.500 m² Verkaufsfläche erweiterte, im Volksmund „Blechbüchse“ genannte Warenhaus am Brühl in Leipzig, das sich von 1947 bis 1964 im Besitz der Konsumgenossenschaft Leipzig befand. 83 Prozent seiner Waren bezog Konsument direkt von den Herstellern. Ab 1972 führte die Kette Wühltische nach westlichem Vorbild ein. 1988 betrieb die Kette 13 Warenhäuser und war ebenso groß wie das Pendant Centrum der Handelsorganisation (HO).

Zentralbild Kluge 23.8.1968 Leipzig: Das „konsument“-Warenhaus am Leipziger Brühl öffnete am 22.8.1968 nach zweijähriger Bauzeit -es wurde in großem Umfang rekonstruiert und erweitert- wieder seine Pforten. In dem viergeschossigen Warenhaus, dem größten der DDR, ist das Warensortiment in sieben Bedarfskomplexe gegliedert nach modernsten Handelsmethoden auf einer Verkaufsfläche von 11000 qm zusammengestellt.
Von Bundesarchiv, Bild 183-G0823-0205-001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5363384
ADN-ZB Deutsche Demokratische Republik 3.8.1972 cu Cottbus: Im Dienste des Kunden steht dieses Warenhaus, die modernste Einkaufsstätte für die Cottbuser Bevölkerung. Reporter: Schutt Copyright: ADN-Zentralbild
Von Bundesarchiv, Bild 183-L0721-0339 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5365788

Nach der Konterrevolution:

Nach 1990 wurde vom Verband der Konsumgenossenschaften der DDR (VdK) und der Horten AG das Joint Venture „Horten-konsument“ gegründet, beide Gesellschafter hatten jeweils 50 Prozent der Anteile.[2]Die Warenhäuser wurden von der neuen Horten-Konsument Warenhaus GmbH fortgeführt. Den 50-prozentigen Anteil des VdK eG verkaufte dieser nach der Übernahme von Horten durch Kaufhof im Jahr 1994 an Kaufhof.[3] Ausschlaggebend waren wirtschaftliche Gründe, beispielsweise hatte der Gesellschafter VdK eG keinen Einfluss auf den Einkauf, trug aber das wirtschaftliche (Verlust-)Ergebnis mit.[4] Mit der Fusion der Muttergesellschaft mit der Kaufhof AG wechselten viele Gebäude abermals den Namen. Nicht zu allen Warenhäusern konnte durch den Gesellschafter VdK eG, der Eigentümer der Gebäude war und blieb, Volleigentum hergestellt werden. Dort, wo es gelang, wurden die Warenhäuser (neben der eigentlichen Beteiligung, resp. Gesellschafteranteilen) ebenfalls an die Kaufhof Warenhaus AG verkauft. So etwa in Cottbus, Plauen und Gera. In Leipzig gelang dies nicht. Hier wurde durch den VdK eG als Gebäudeeigentümer und durch eine jüdische Erbengemeinschaft als Eigentümerin von Grund und Boden der Standort gemeinsam an Hertie/Karstadt verkauft.[5] Die Filiale in Leipzig wurde später so ein Provisorium der Karstadt Warenhaus AG, die das Gebäude bis Oktober 2006 nutzte. Andere Standorte, wie etwa in Cottbus, werden heute noch vom Kaufhof betrieben. Das Kaufhaus am Berliner Anton-Saefkow-Platz befand sich bis zum Jahr 2009 im Besitz der Zentralkonsum eG (Gebäudeeigentümer) und war an die Kaufhof AG verpachtet. Nach deren Auszug wurde es im Jahr 2009 gemeinsam mit dem Bund und dem Land Berlin (Grundstückseigentümer) an eine Investorengruppe verkauft.

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Centrum Warenhaus

Centrum war eine Warenhauskette und Tochtergesellschaft der Handelsorganisation HO der DDR. Die Warenhäuser befanden sich in Ober- und Mittelzentren der DDR und waren zumeist größer als die Konsument-Kaufhäuser der Konsum-Genossenschaft.

Logo der Centrum Warenhäuser
Von Autor/-in unbekannt – selbst gezeichnet durch Peter Wiegel, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46206764

Viele während des Bestehens der DDR errichtete Gebäude besaßen als gemeinsames Merkmal rasterartig ornamentierte Metallfassaden, die sich stilistisch an Hortenkacheln orientierten.

Die ersten Centrum Warenhäuser entstanden in bereits bestehenden Kaufhausbauten, so in Chemnitz in den ehemaligen Kaufhäusern Schocken (bereits 1965) und Tietz und in Görlitz im HO-Warenhaus. In Dresden wurde der zum Altmarkt mit einem Eckbau ergänzte 1950er Bau an der Ernst-Thälmann-Straße (heute Wilsdruffer Straße) zum Centrum-Warenhaus umfirmiert.

Haus am Altmarkt 25, der Kopfbau von 1956/57.
Von Foto Fitti, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55161928

Im August 1965 erfolgte der erste Spatenstich zur Errichtung des ersten Warenhausneubaus der VVW Centrum in Montagebauweise der DDR in der Neustadt von Hoyerswerda (am heutigen Lausitzer Platz).[1] 

Centrum Warenhaus Hoyerswerda auf einer Briefmarke der Deutschen Post der DDR, 1969
Von Deutsche Post der DDR – Eigener Scan, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5250616

Weitere Neubauten wie beispielsweise das „alte“ Centrum am Altmarkt in Dresden entstanden im damals vorherrschenden Stil des Sozialistischen Klassizismus. (Baustil aus der Stalin-Zeit)

Teile der Kelleranlagen bei den Neubauten wurden als Zivilschutzraum für die Mitarbeiter angelegt, so im Centrum Warenhaus Suhl und Berlin (Anton-Saefkow-Platz).

Centrum-Warenhaus in Suhl
Von Bundesarchiv, Bild 183-J0316-0001-001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5364246
Centrum-Warenhaus Berlin/DDR, Alexanderplatz
Von Bundesarchiv, Bild 183-K0212-0301-001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5364952

Ab 1970 wurden Kaufhausneubauten im Stil der Klassischen Moderne geplant, die z. B. in Berlin am Alexanderplatz, in Dresden an der Prager Straße und in Magdeburg, Breiter Weg mit einer neuartigen Fassade aus Aluminiumelementen errichtet wurden. Dabei wurden auch Konstruktionen aus Stahlbeton verwendet, wie z. B. an statische Lastverläufe angepasste Decken (Dresden). Der Entwurf der Aluminiumfassade des Suhler Centrum stammte von Fritz Kühn. Das größte und modernste Centrum Warenhaus eröffnete im Jahr 1979 am Berliner Ostbahnhof.

Centrum am Ostbahnhof
Von Bundesarchiv, Bild 183-Z0609-022 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5371613

Tasse aus dem Kaufhausrestaurant
Von Iclandicviking – eigenes Bild, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=5806825

Nach der Konterrevolution:

Nach 1990 wurden die damals betriebenen 14 Centrum Warenhäuser durch Entscheidung der Treuhandanstalt unter den westdeutschen Kaufhausketten aufgeteilt: Karstadt sollte 6, Kaufhof 5 und Hertie 3 Standorte übernehmen.

Nach der Konterrevolution wurden die meisten Centrum Warenhäuser von Kaufhof, Karstadt und Hertie übernommen und werden in der Mehrzahl bis heute weiter betrieben. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Karstadt-Konzerns traf die Konzernleitung die Entscheidung, eine Reihe von Häusern (z. B. Halle (Saale), Hoyerswerda – April 2007) zu schließen.

Wie die Nachfolger weiterverfuhren, gebe ich (P.R.) hier nicht wieder. Ich will ja den Einzelhandel der DDR vorstellen und nicht was nach dem Ende der DDR getrieben wurde.  Wen’s interessiert, kann die Details auf Wikipedia nachlesen. Diese Art Kaufhäuser ist heute weniger gefragt und heutige Kaufhauskonzerne, wie z.B. Kaufhof sind in der Krise. Heute gibt es die Fachmärkte auf der „grünen Wiese“. In der DDR war die Wiese tatsächlich grün, denn da waren keine Geschäfte, bzw. diese Art von Geschäften gab es nicht in der DDR.

Am Ende noch ein paar Beispiel-Bilder, wie die Centrum-Warenhäuser direkt nach der Konterrevolution aussahen.

Fassade des ehemaligen Centrum-Kaufhauses Dresden, Prager Straße, nach der Konterrevolution
Von Bernd Hutschenreuther – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=730287
Centrum-Warenhaus in Magdeburg 1991 (kurz nach der Übernahme durch Karstadt)
Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F088970-0025 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5474022

Die Werbung an dem abgebildeten Kaufhaus in Magdeburg im Jahre 1991 spiegelt den Zeitgeist nach dem Sieg der Konterrevolution wider. Das es mit „Schwung“ und „Zukunft“ nicht so weit her war, wissen wir heute. P.R.

Ein interessanter Link zum Gebäude des Centrum Warenhauses in Dresden. Wie bei so vielem aus der DDR, musste auch hier die Erinnerung getilgt werden. Das Gebäude wurde 2007 abgerissen.

https://archive.ph/20130210191300/http://www.centrum-warenhaus-dresden.de/html/FS_hintergrund_centrum.htm

entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Kaufhalle

Für den alltäglichen Einkauf suchten die Bürgerinnen und Bürger der DDR die Kaufhalle auf.

Logo und Schriftzug der DDR-Kaufhallen
Von unbekannt – selbst gezeichnet, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4111430

Als Kaufhalle wurden in der DDR größere, räumlich nicht unterteilte eingeschossige Selbstbedienungsläden bezeichnet, in denen überwiegend Lebensmittel und sogenannte Waren des täglichen Bedarfs (WtB) wie Drogerieartikel und Reinigungsmittel angeboten wurden. In der BRD hießen ähnliche Einzelhandelsgeschäfte zumeist Supermarkt; es gab allerdings eine verbreitete Kette namens „Kaufhalle“, deren Geschäfte jedoch keine Supermärkte, sondern kleine Kaufhäuser waren.

Der Begriff hat sich in der Umgangssprache der neuen Bundesländer als allgemeinsprachliche Bezeichnung für ein größeres Lebensmittelgeschäft ohne Unterscheidung zwischen Discounter und Supermarkt gehalten. Die Kaufhalle der DDR kann man als Mischform aus Supermarkt und Discounter sehen.

Käsetheke in der Kaufhalle Pappelallee, Berlin 1976
Von Bundesarchiv, Bild 183-R1216-403 / Senft, Gabriele / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5436342

Kaufhallen gab es überwiegend in Städten, sie wurden von der staatlichen Handelsorganisation, kurz HO (als Volkseigentum), oder der Konsumgenossenschaft (als genossenschaftliches Eigentum) betrieben. Wer auf dem Lande wohnte, ging zum Einkaufen zumeist in den Dorfkonsum. Die Konsumläden führten ein den Kaufhallen ähnliches, jedoch kleineres Sortiment und wurden von der Konsumgenossenschaft (ebenso als genossenschaftliches Eigentum) betrieben. Da es für alle Waren einheitliche feste Verkaufspreise gab, spielte sich zwischen verschiedenen Läden keine Preiskonkurrenz ab. Das Sortiment konnte allerdings je nach Engagement des Verkaufsstellenleiters unterschiedlich sein.

Kaufhalle Krien, Kreis Anklam, in den 1970er Jahren
Von Bundesarchiv, Bild 183-M0106-0014 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5366119
HO-Kaufhalle Leipzig, 1970
Von Bundesarchiv, Bild 183-J0121-0023-001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5364176
Konsum-Kaufhalle in Dresden, 1974
Von Bundesarchiv, Bild 183-N0416-0023 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5366853

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Konsument (Versandhaus)

Das „konsument Versandhaus“ war ein Versandhandelsunternehmen in der DDR und befand sich in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Neben dem Versandhaus Leipzig war es der zweite Universalversender der DDR.

Von Lumu – Neuzeichnung nach einem Stempelabdruck des Konsument-Warenhauses Leipzig vom 20. Dezember 1987, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=6583409

Unter dem Namen „Konsum-Versandhandel“ Karl-Marx-Stadt erschien im Frühjahr 1961 der erste Versandkatalog der Konsumgenossenschaften der DDR. Der Katalog richtete sich insbesondere an die Landbevölkerung.

Bild entnommen aus Wirtschaftswundermuseum.de/DDR-Katalog https://www.wirtschaftswundermuseum.de/ddr-versandhandel-1.html

Das entsprechende Versandlager wurde bereits ab 1959 in der Kauffahrtei in Karl-Marx-Stadt, einer traditionsreichen Großhandelszentrale der Konsumgenossenschaften, eingerichtet.

1965 wurde das Unternehmen in „konsument – Versandhaus“ umbenannt.

Bild entnommen aus Wirtschaftswundermuseum.de/DDR-Kataloge https://www.wirtschaftswundermuseum.de/versandhaus-leipzig-1.html
Bild entnommen aus Wirtschaftswundermuseum.de/DDR-Kataloge https://www.wirtschaftswundermuseum.de/ddr-kataloge-2.html

Im August 1976 wurde das Versandhaus eingestellt, weil die durch die Kataloge geweckten Bedürfnisse der Bevölkerung oftmals nicht erfüllt werden konnten.  Der Warenvorrat reichte nicht. Warenknappheit war ein ewig ungelöstes Problem in der DDR. Die fehlende Ware hatte man oft in den Katalogen der Versandhäuser in der BRD wiedergefunden. Es ging vieles in den Export, was der eigenen Bevölkerung fehlte, da die Einnahme von Devisen sehr nötig war. Das löste Unmut und Unzufriedenheit in der Bevölkerung der DDR aus.

Was in Wikipedia nicht steht, dass nicht nur ungenügender Warenvorrat, sondern dass es auch zu wenig Personal gab, um das Versandhaus am Laufen zu halten. In der DDR gab es stets Arbeitskräftemangel.

Die offizielle Begründung lautete hingegen, dass die Versorgung der Landbevölkerung mit stationären Verkaufsstellen gesichert und ein Versandhandel nicht länger notwendig sei. Damals wie heute, offizielle Begründungen für irgendwelche Maßnahmen müssen nicht die wahren Gründe sein.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Interessanter Link:

https://www.wirtschaftswundermuseum.de/ddr-kataloge-3.html

A & V (An- & Verkauf)

Secondhand-Läden gab es auch in der DDR. Sie waren ein wichtiger Zweig des Einzelhandels in der DDR.  Dieser ist nicht auf Wikipedia vertreten. Dafür gibt es aber einen historischen SPIEGEL-Artikel aus dem Jahre 1984. Leider nicht als Original-SPIEGEL-Kopie aus dem damaligen Heft. Einiges ist Unsinn. Nun ja, DER SPIEGEL eben. Der hat noch nie ein gutes Haar an der DDR gelassen. Weder damals, noch heute im Rückblick.

Nun zum Beitrag:

Um die Mangelwirtschaft bei wichtigen Konsumgütern abzumildern und gleichzeitig Rohstoffe und Produktionsmittel zu sparen, förderte die Regierung der DDR den Handel mit Waren aus zweiter Hand.

So entstanden bis zum Ende des Fünfjahrplanes 1985 in allen Kreisen der DDR „A & V“ (An- und Verkauf) -Läden.

Aus Mangel an Lager- und Verkaufsflächenkapazitäten, wurden gebrauchte Kleidung oder Haushaltsgeräte auch unter freiem Himmel verkauft, wo etwa in der Naumburger Fußgängerzone, auf dem Rathausmarkt in Eisenach oder auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin/DDR.

Sperrige Güter, wie etwa Möble und Kinderwagen, oder empfindliche technische Geräte, wie Stereoanlagen oder Kühlschränke, waren dagegen nur in speziellen „A & V“-Geschäften erhältlich.

Wie überall auf der Welt im legalen Handel, kassierte auch in der DDR der Staat mit. Hier waren es nicht nur Steuern, sondern der Staat war Zwischenhändler und kassierte 20 Prozent des Verkaufspreises. Es gab aber auch privat geführte „A & V“-Geschäfte.

DER SPIEGEL schreibt in seinem Text, dass es lange Wartezeiten gab, weil es an Personal mangelte, das die angebotenen Waren schätzte. Laut SPIEGEL mussten einige wieder mit vollen Taschen heimkehren, da sie nicht mehr drankamen. Die damalige „Berliner Zeitung“ wird zitiert, wo diese langen Wartezeiten kritisiert wurden. Nun ja das mag punktuell so gewesen sein. In Dresden habe ich (P.R.) nicht so lange Wartezeiten kennengelernt. In einem privat geführten „A & V“-Geschäft mussten die Leute zum Kaufen lange anstehen, aber zum Verkauf konnte man durch einen Seiteneingang in einen Nebenraum des Geschäftes gelangen, wo die Waren geschätzt, angenommen und das Geld ausgezahlt wurde.

DER SPIEGEL schreibt von benachteiligten berufstätigen Kunden und behauptet, dass samstags in der DDR viele Geschäfte geschlossen hatten und nur nach Feierabend einkaufen konnten. Laut SPIEGEL führten die „A & V“-Geschäfte einen langen Samstag ein. (Nun ja, ich erinnere mich, dass das Centrum-Warenhaus in Berlin montags geschlossen hatte. P.R.)

Die „A & V“-Geschäfte nahmen gerne neue Westware an, insbesondere technische Geräte, wie z.B. Taschenrechner und Radios. So hatten DDR-Bürgerinnen und -Bürger die Möglichkeit an Westware zu gelangen, die keine Möglichkeit hatten an Westgeld zu kommen. Bürgerinnen und Bürger der DDR freuten sich, wenn sie von ihren Westverwandten (-Bekannten) so ein technisches Gerät als Geschenk bekamen. Sie gaben das in einem „A & V“-Geschäft zum Verkauf ab und erhielten eine Menge DDR-Geld. Das konnte auf dem Sparbuch oder im Sparschwein deponiert werden. Der Besuch aus dem Westen hatte diese Dinge günstig in seinem Heimatort erworben. So war das für alle eine „Win Win-Situation“, wie man das heute nennt.

Manche bevorzugten ein technisches Gerät aus DDR-Produktion, denn sie dachten auch an die Reparatur. Bei Geräten aus DDR-Produktion konnte diese vor Ort erfolgen. Für Geräte aus westlicher Produktion war eine Fachwerkstatt weit weg. Man musste kilometerweit fahren um die Sachen hinzubringen und wieder abholen. Bei großen Fernsehern und Stereo-Anlagen war das umständlich.

Entnommen aus DER SPIEGEL 34/1984 vom 19.08.1984, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text – historischer SPIEGEL-Artikel:

Exquisit

Exquisit-Läden waren Bekleidungsgeschäfte in der DDR mit einem – verglichen mit den normalen HO– und Konsum-Läden – hochpreisigen Angebot von Bekleidung (eigene Filialen für Damen-, Herren-, Jugendmode, Schuhe) dazu Kosmetika und Accessoires. Analog dazu gab es noch die Delikatläden mit hochwertigen Genuss- und Lebensmitteln.

Die Exquisit-Läden wurden seit 1962 auf Beschluss des Ministerrates geschaffen und 1966 durch die Delikatläden ergänzt.[1] Beide Handelsketten der Handelsorganisation sollten den „gehobenen Bedarf“ abdecken. Die Bürgerinnen und Bürger der DDR sollten die Möglichkeit haben, auch ohne Westgeld Luxusartikel bzw. westliche Lizenzartikel der Gestattungsproduktion zu erwerben. Damit sollte auch das aufgrund des Mangels stetig anwachsende Geldvermögen der Bevölkerung abgeschöpft werden.

Die Preise wurden nicht allein vom Hersteller selbst bestimmt; auch eine Kommission, bestehend aus Verkäufern und Filialleitern, hatte Mitspracherecht. 

Bei der Exquisitware achtete man sehr auf Qualität.   Es gab allein 30 Modedesigner, die für jede Saison eine Kollektion entwarfen und zur Leipziger Messe vorstellten. Die Stückzahlen waren klein: Von einem Modell entstanden im Durchschnitt nur 300 Stück. Die Mustermodelle wurden strengen Tests auf Tragfähigkeit, Sitz und Passform unterworfen, bevor sie ans Band gingen. Die dafür verwendeten Stoffe kamen mehrheitlich aus westlichen Ländern wie Österreich, Italien, Frankreich und Japan. Es wurde ein eher klassischer Stil bevorzugt, keine kurzlebige Modeware.

Plastiktüte mit Logo und Aufdruck Exquisit
Bildquelle: Von Bettenburg – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118623628

Selbst für Geschäfte der hohen Preisklasse waren Plastiktüten die Ausnahme. Eigentlich gab es in der DDR keine Plastiktüten in den Geschäften.

Man kann die Exquisitläden mit teuren Boutiquen in der BRD u.a. westlichen Ländern vergleichen. Normalbürgerinnen und -bürger konnten sich die angebotene Ware, von Ausnahmen abgesehen, finanziell nicht leisten.

Firmenschild „Exqusit“
Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1986-0321-026 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5345305

Nach der Konterrevolution wurden die Exquisit-Betriebe, wie andere Geschäfte und Betriebe plattgemacht. Es überlebten nur die Kreativen (Designer/Modeschöpfer) des Unternehmens, die nun an Kunsthochschulen lehrten oder/und als Designer in Modefirmen oder Gründer eigener Marken. Die Ladengeschäfte in überwiegend sehr guten Innenstadtlagen der Bezirksstädte wurden schnell von westdeutschen Einzelhandelsketten übernommen.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Delikatläden

Delikatläden (kurz Delikat; umgangssprachlich Deli oder Fress-Ex) waren Einzelhandelsgeschäfte für Lebensmittel des „gehobenen Bedarfs“ in der DDR. Man kann diese als Feinkostläden sehen, die allerdings heutzutage nahezu, von Ausnahmen wie „Käfer“ in München abgesehen, verschwunden sind, da die größeren Supermärkte auch Feinkost anbieten.

Die Delikatläden waren besondere Filialen der Handelsorganisation (HO). Sie gab es in allen Bezirks- und Kreisstädten der DDR sowie an wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Orten.

Die ersten Delikatläden wurden 1966 eröffnet.[1] Ab 1978 erfolgte eine Ausdehnung von 109 auf 250 Geschäfte.[2] In der Umgangssprache wurden sie mitunter „Deli“ oder in Anlehnung an die Exquisitläden „Fress-Ex“ genannt.

Im Sortiment waren hauptsächlich Nahrungs- und Genussmittel (Delikatessen), überwiegend aus DDR-Produktion, darunter Exportartikel und andere selten erhältliche Waren, teilweise in Westaufmachung, zum Ende der DDR auch Westmarken. Diese Produkte wurden häufig in der DDR in Form der Gestattungsproduktion hergestellt. Es gab meist haltbare verpackte Lebens- und Genussmittel, in größeren Filialen auch Frischetheken für Käse, Fleisch und Wurst.

Delikat-Argenta-Schokolade
Bildquelle: Von Stefan Kühn – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35331819

Das Preisniveau der meisten Waren lag deutlich über dem der Normalgeschäfte. Ein Qualitätsvorsprung hingegen war damit nicht zwangsläufig verbunden. Höhere Preise und eine aufwändiger gestaltete Verpackung ließen eine höhere Qualität zwar vermuten. Allerdings hing das im Umfang zunehmende Sortiment des „Delikat“ damit zusammen, dass begehrte Produkte aus dem normalen Handel verschwanden, um in neuer Verpackung zum höheren Preis in den Delikat-Läden wieder zu erscheinen.  Den Schummel mit der Verpackung hat man sich gut von den Kapitalisten im Westen abgeguckt. Da die Grundnahrungsmittel in den normalen Geschäften subventioniert waren und sehr niedrige Preise hatten, versuchte man auf diese Art einen Ausgleich.

HO-Delikat-Erzeugnisse
Bildquelle: Von Stefan Kühn – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35331819

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel