Chlodwig I.

Chlodwig I. (auch Chlodowech, nach lateinisch Chlodovechus, romanisiert aus altfränkisch *Hlūdawīg oder *Hlōdowig, französisch und englisch Clovis; * 466; † 27. November 511 bei Paris) war ein fränkischer König bzw. rex aus der Dynastie der Merowinger.

Chlodwig war ein Sohn des fränkischen Childerich I. und dessen thüringischer Gemahlin Basena (Basina).

Chlodwig folgte seinem Vater wahrscheinlich 481/82 als „Kleinkönig“ des Kriegerverbandes der Salfranken nach. Damals gab es noch andere fränkische regna(Herrschaftsgebiete) in diesem Raum, etwa in Cambrai und bei Köln. Chlodwig kontrollierte zu dieser Zeit ungefähr den Raum der (ehemaligen) weströmischenProvinz Belgica secunda in den heutigen südlichen Niederlanden und dem nördlichen Belgien (Toxandrien um die Provinzhauptstadt Tournai). 

Gallien kurz vor Chlodwigs Königserhebung; sein Machtbereich umfasste anfangs nur einen Teil der fränkischen Gebiete.(481)
Bildquelle: Von Map Gaul divisions 481-fr.svg: Romain0derivative work: Furfur (talk) – Map Gaul divisions 481-fr.svg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11397282
Chlodwigs Eroberungen bis zum Jahr 511(abgebildet sind auch die salfränkischen Gebiete im Jahr 481 und die Provinz Belgica II)
Bildquelle: Von Altaileopard – Eigenes Werk – basiert auf File:Europe relief laea location map.jpg, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22911451

In der Schlacht von Zülpich im Jahre 496 besiegte Chlodwig die Alamannen zum ersten Mal, 506 zum zweiten und entscheidenden Mal. Daneben vereinte er die Franken und Gallorömer schrittweise unter seiner Herrschaft. 

Nach dem Sieg in der Schlacht von Zülpich konvertierte Chlodwig zum römisch(-katholisch)en Christentum. Zu Weihnachten wurde er von Bischof Remigius in Reims getauft. Das Jahr der Taufe ist bis heute in der Forschung umstritten, da die Quellenaussagen nicht genau sind; am wahrscheinlichsten sind die Jahre 497, 498 oder 499, aber auch 507 wurde in Betracht gezogen.

Die Taufe Chlodwigs, Miniatur aus der Vie de saint Denis (um 1250; Bibliothèque nationale de France)
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Auch innenpolitische Erwägungen sprachen für den Übertritt, da damit Spannungen zwischen der christlich-romanischen Mehrheitsbevölkerung und den bis dahin heidnischen Franken verringert wurden. Große Bedeutung hatte die Taufe Chlodwigs auch für die weitere Geschichte Europas, da das Fränkische Reich, aus dem Jahrhunderte später Frankreich und Deutschland hervorgehen sollten, mit seinem Übertritt christianisiert wurde. Anders als in der römischen Antike, wo die Taufe die Zuwendung eines Einzelnen zum Christentum bedeutete, fanden im germanischen Bereich sowie später im Frühmittelalter Taufen oft im Stammesverband, also kollektiv statt.

Darstellung der Taufe Chlodwigs in einer französischen Buchmalerei; eine Taube bringt die heilige Ampulle (Grandes Chroniques de France, entstanden 1375-1379; Biblothèque Nationale France, Département des Manuscrits, Francais 2813, fo. 12v).
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Folgenreich war auch Chlodwigs Entscheidung, das Christentum in der vom römischen Bischof vertretenen „katholischen“ Lehre anzunehmen: Anders als die Könige der allermeisten anderen germanischen Nachfolgereiche auf dem Boden des früheren Weströmischen Reiches, insbesondere der West- und Ostgoten, aber auch der Burgunder und Vandalen, die den christlichen Glauben in der Form des Arianismus angenommen hatten, bekannte sich Chlodwig zur Reichskirche des Römischen Reichs, das heißt zum athanasischen Glauben der römischen Kirche, die den Glauben der Arianer in den Jahren 325 und 381 verworfen hatte. Dies war von entscheidender Bedeutung, da im Merowingerreich fortan auch keine konfessionelle Barriere zwischen den neugetauften Franken und der gallorömischen Bevölkerungsmehrheit bestand, was mittelfristig eine Vermischung von Franken und Romanen ermöglichte. Und als 519 das erste Schisma zwischen Konstantinopel und Rom beigelegt wurde, befanden sich Chlodwigs Erben zudem in Kommunion mit dem oströmischen Kaiser, was erhebliche außenpolitische Vorteile mit sich brachte. Kirchengeschichtlich war dies, rückblickend betrachtet, der Anfang vom Ende des Arianismus im Westen. Die arianischen Westgotenkönige konvertierten gegen Ende des 6. Jahrhunderts zum römischen Christentum, nachdem die Reiche der arianischen Vandalen und Ostgoten um die Mitte des Jahrhunderts im Kampf gegen den oströmischen Kaiser Justinian untergegangen waren und die Franken das Burgunderreich erobert hatten.

Chlodwig starb 511 und wurde im sacrarium der Apostelkirche in Paris, der späteren Kirche Sainte-Geneviève, begraben. Nach seinem Tod teilten seine vier Söhne, wie er es verfügt hatte, die Herrschaft untereinander auf, ohne damit allerdings formal unabhängige Reiche zu gründen. 

Die Aufteilung des Frankenreiches nach Chlodwigs Tod
Bildquelle: Von Map Gaul divisions 511-fr.svg: Romain0derivative work: Furfur (talk) – Map Gaul divisions 511-fr.svg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11399467

Chlodwig war der Gründer des Frankenreiches. Seine Dynastie, die Merowinger verloren die Macht und den Einfluss. Die Dynastie der Karolinger gelangte nun zu Macht und Einfluss.  Aus dieser ging Karl der Große hervor, den man als den eigentlichen Nachfolger Chlodwigs sehen kann. (siehe Videobeiträge)

Entnommen Wikipedia, bearbeitet und gekürzt von Petra Reichel

Karl der Große

Karl der Große (lateinisch Carolus Magnus oder Karolus Magnus, französisch und englisch Charlemagne; * wahrscheinlich 2. April 747 oder 748;[2] † 28. Januar 814in Aachen) war von 768 bis 814 König des Fränkischen Reichs (bis 771 gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann). Er erlangte am 25. Dezember 800 als erster westeuropäischer Herrscher seit der Antike die Kaiserwürde, die mit ihm erneuert wurde. Der Enkel des Hausmeiers Karl Martell war der bedeutendste Herrscher aus dem Geschlecht der Karolinger. Das Frankenreich gelangte unter ihm zu seiner größten Ausdehnung und Machtentfaltung.

Königsthron im Aachener Dom
Bildquelle: Von Berthold Werner, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50404090

Karl stammte aus der heute als Karolinger bezeichneten Familie, die zwar erst seit 751 die fränkische Königswürde innehatte, aber bereits in den Jahrzehnten zuvor die bestimmende Macht am Königshof war. Ihr Aufstieg begann im 7. Jahrhundert und resultierte aus der zunehmenden Schwäche des Königtums der Merowinger, wobei die wahre Macht zunehmend in die Hände der Hausmeier überging.[3] Diese waren ursprünglich nur Verwalter des Königshofes gewesen, gewannen aber im Laufe der Zeit immer mehr Einfluss. Eine wichtige Rolle spielten bereits im 7. Jahrhundert die Arnulfinger und Pippiniden, die Vorfahren der späteren Karolinger. Ihre Machtbasis lag im östlichen Reichsteil Austrasien.[4] Seit der Zeit Pippins des Mittleren und von dessen Sohn Karl Martell bestimmten sie endgültig die fränkische Reichspolitik.[5] Auf Karl Martell geht auch die spätere Bezeichnung der Familie als „Karolinger“ zurück. [6] 

Karl der Große war der älteste Sohn Pippins des Jüngeren, des fränkischen Hausmeiers und (seit 751) Königs, und dessen Frau Bertrada. Als Tag seiner Geburt steht der 2. April fest, der in einem aus dem 9. Jahrhundert stammenden Kalender des Klosters Lorsch festgehalten wurde. Das Geburtsjahr hingegen ist in der Forschung lange umstritten gewesen. Inzwischen wird aufgrund einer genaueren Quellenauswertung für das Jahr 747[7] bzw. 748 plädiert.[8] Der Geburtsort ist hingegen völlig unbekannt, alle Bestimmungsversuche sind spekulativ.[9]

751 kam Karls Bruder Karlmann zur Welt, 757 folgte seine Schwester Gisela († 810), die 788 Äbtissin von Chelles wurde. 

Die von Karls Vertrautem Einhard verfasste Biographie – heute oft als „Vita Karoli Magni“ bezeichnet – stellt neben den sogenannten „Annales regni Francorum“(Reichsannalen) die Hauptquelle für Karls Leben dar, doch übergeht sie die Kindheit, über die fast nichts bekannt ist.[11] Die moderne Forschung kann ebenfalls nur wenige konkrete Aussagen über die faktisch „unbekannte Kindheit“ Karls machen.[12]

König Pippin verbrachte die letzten Jahre seiner Regierungszeit damit, die Randgebiete des Frankenreichs zu sichern. Er führte Feldzüge in das ehemals westgotische Septimanien und eroberte 759 Narbonne, den letzten arabischen Vorposten nördlich der Pyrenäen.[24] Pippins Neffe Tassilo III. bewahrte sich in Bayern eine gewisse Eigenständigkeit. Aquitanien hingegen wurde 768 nach mehreren Feldzügen in das Frankenreich eingegliedert.

Auf dem Rückweg aus Aquitanien erkrankte Pippin im Juni 768 ernsthaft, woraufhin er sein Erbe zu regeln begann.[25] Am 24. September 768 starb er in Saint-Denis.[26]Kurz vor seinem Tod hatte er verfügt, dass das Reich unter seinen Söhnen Karl und Karlmann aufgeteilt werden sollte. 

Karl und Karlmann übten keine gemeinsame Herrschaft über das Frankenreich aus, sondern regierten in ihren jeweiligen Reichen unabhängig voneinander, was sich an ihren Urkunden ablesen lässt.[30] Ihr Verhältnis scheint von Beginn an angespannt gewesen zu sein. Beide handelten machtbewusst und traten in eine Konkurrenz zueinander. Eine offene Konfrontation zwischen Karl und Karlmann, die immer wahrscheinlicher geworden war, wurde durch den überraschenden Tod Karlmanns am 4. Dezember 771 verhindert. 

Am 28. Januar 814 starb Karl der Große in Aachen. 

Nachdem aber seine beiden älteren Söhne verstorben waren, hatte Karl im September 813 auf einem Hoftag seinen Sohn Ludwig, seit 781 Unterkönig in Aquitanien, zum Mitkaiser erhoben und dabei (wohl nach dem byzantinischen Vorbild)[245] auf eine Beteiligung des Papstes verzichtet. Vater und Sohn standen sich nicht besonders nahe, doch Ludwig war der letzte verbliebene Sohn aus Karls Ehe mit Hildegard und somit der nächste legitime Anwärter.[246] All dies lässt erkennen, dass Karl sehr darum bemüht war, einen möglichst reibungslosen Übergang zu sichern.[247] Allerdings sollte die Reichseinheit in der Regierungszeit Ludwigs aufgrund innerer Konflikte doch zerbrechen. Dies führte zur Entstehung des West- und des Ostfrankenreichs, den „Keimzellen“ der späteren Länder Frankreich und Deutschland.

Die Gebeine Karls liegen versiegelt in einem Schrein im Dom von Aachen. Der linke Schienbeinknochen wurde 2010 Forschern zur Verfügung gestellt, der von Wissenschaftlern um Frank Rühli, Leiter des Swiss Mummy Projects an der Universität Zürich,[248] untersucht wurde. Sie schätzen die Körpergröße Karls des Großen auf 1,84 Meter.[249] 2019 haben Frank Rühli und der Anthropologe Joachim Schleifring eine Analyse der Knochen Karls veröffentlicht.[250]

Entnommen Wikipedia, bearbeitet und gekürzt von Petra Reichel

Ausführlicheres im Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR

Lech Walesa

Lech Walesa, geboren am 29. September 1943 in Popowo ist ein wichtiger Akteur der Konterrevolution in Polen.

Lech Walesa 2011
Bildquelle: Von Anthony Baratier – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23280138

Er ist von Beruf Elektriker. Von 1980 bis 1990 war er Vorsitzender der Solidarnosc, die als Gewerkschaft firmierte, aber in Wahrheit eine konterrevolutionäre Organisation war. Erst später ist die Solidarnosc eine echte Gewerkschaft geworden. Allerdings ist sie jetzt bedeutungslos.

Von 1990 bist 1995 war Lech Walesa Staatspräsident Polens.

Als Chef der Solidarnosc organisierte er die Konterrevolution in Polen, die heute als „politischer Wandel“ „verkauft“ wird.

1970 war Lech Walesa Mitglied des illegalen Streikkomitees auf der Danziger Werft. Nach dem Ende des illegalen Streiks wurde er verhaftet und wegen „Anti-sozialen Verhaltens“, bzw. „asozialen Verhaltens“ zu einem Jahr Haftstrafe verurteilt.

1976 verlor Lech Walesa seine Arbeit, weil er Unterschriften für eine Edition zur Errichtung eines Denkmals für die 1970 bei dem illegalen Streik zu Tode gekommenen Werfarbeiter gesammelt hatte. Er lebte von den Zuwendungen seiner Freunde. Nun ja, da musste ja viel gesammelt werden, da Walesa eine große Familie hatte.

1978 organisierte er zusammen mit Andrzej Gwiazda und Alexander Hall die illegale Untergrundvereinigung „Freie Gewerkschaften Pommerns“.

1979 wurde er mehrfach wegen Betreibens einer „anti-staatlichen Organisation“ verhaftet, doch das Gericht sprach ihn frei. Er durfte das Gefängnis Anfang 1980 verlassen.

Nach Beginn des Streiks und der Besetzung der Danziger Werft (damals Lenin-Werft) erkletterte Walesa nach eigener Darstellung am 14. August 1980 die Werftmauer und wurde zum Streikführer. Im Westen wurde er zum „Arbeiterführer“ hochstilisiert. 

 

Walesa während des Streiks auf der Lenin-Werft im August 1980
Bildquelle: Von Giedymin Jabłoński – http://ecs.gda.pl/, CC BY-SA 3.0 pl, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42199661

Die polnischen Arbeiter ließen sich in die Irre führen und legten nach dem Danziger Beispiel aus Solidarität in ihren Betrieben die Arbeit nieder.

Walesa erkämpfte einige Tage später eine Einigung mit der Werftleitung und erklärte den Streik für beendet.

Anna Walentynowicz stoppte jedoch die Arbeiter, welche die Danziger Werft verlassen wollten, und überzeugte sie, ein überbetriebliches Streik-Koordinationskomitee zu bilden, das den Generalstreik in Polen anleiten und unterstützen sollte.

Im September des gleichen Jahres unterzeichnete die damalige polnische Regierung mit dem Streik- Koordinationskomitee eine Vereinbarung, die u.a. die Solidarnosc legalisierte. Das Streik-Koordinationskomitee legalisierte sich als „Nationales Koordinationskomitee der Gewerkschaft Solidarität“. Walesa wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er behielt dieses Amt bis Dezember 1981, als Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht verkündete.

Walesa wurde daraufhin bis zum 14. November 1982 im südöstlichen Polen, nahe der Grenze zur Sowjetunion, interniert.

Das US-amerikanische Magazin „Time“ kürte ihn zum „Mann des Jahres“. Die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ und die dänische Zeitung „Politiken“ widmeten Walesa ihren mit 50.000 Schwedischen Kronen dotierten Freiheitspreis des Jahres 1982 für seinen „Kampf um das Recht, in Freiheit und Wahrheit zu leben“.

Die versuchte Konterrevolution im Jahre 1980 mit Solidarnosc und deren Chef Lech Walesa kam, trotz aller Propaganda, der alten BRD nicht an. In der Bevölkerung der alten BRD hieß es oft: „Die Polen sollen arbeiten gehen.“ Polenwitze machten die Runde.

1983 beantragte Lech Walesa, als Elektriker auf die Danziger Werft zurückkehren zu dürfen. Während er offiziell als „einfacher Arbeiter“ behandelt wurde, stand er offiziell unter Hausarrest.

Juni 1983 bekam Lech Walesa den Shalom-Preis der BRD-Organisation „Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden“.  Im selben Jahr, also auch 1983 wurde Walesa der Friedensnobelpreis verliehen. Weil er fürchtete, bei einer persönlichen Entgegennahme des Preises nicht wieder ins Land gelassen zu werden, nahm seine Ehefrau mit dem damals 13-jährigen Sohn Bogdan den Preis in Oslo entgegen. Das Preisgeld in Höhe von 1,5 Mio. Schwedischen Kronen stiftete Walesa der Polnischen Bischofskonferenz für einen Fonds zur Förderung der privaten Landwirtschaft in Polen. Na ja, dass das mit dem Friedensnobelpreis so eine Sache ist, wissen wir ja alle. Wofür Walesa das Preisgeld stiftete, zeigt doch seine konterrevolutionäre Haltung und dass er kein Arbeiterführer war.

1987 gründete Walesa das illegale „Nationale Exekutivkomitee der Gewerkschaft Solidarnosc“. (Zu der Zeit war die Solidarnosc keine Gewerkschaft.)

1988 organisierte er erneut einen Besetzungsstreik auf der Danziger Werft und verlangte die Legalisierung der Solidarnosc. In ganz Polen wurden die Betriebe bestreikt.

Am 30. November 1988 diskutierte Walesa live im Fernsehen mit dem Vertreter der offiziellen Gewerkschaft Polens. Walesa ging aus dieser Diskussion als Sieger hervor, da er redegewandter aufgetreten ist. Der Weg zu den Gesprächen am „Runden Tisch“ wurde geebnet.

Am 06. Februar 1989 trat der polnische „Runde Tisch“ erstmals zusammen. Walesa vertrat die „Nicht-Regierungsseite“. Während der Gespräche unterzeichnete die Regierung eine Vereinbarung zur Wiederzulassung der Solidarnosc und zur Vorbereitung teilweiser bürgerlicher Wahlen zum polnischen Parlament.

1989 gründete Walesa das „Bürgerkomitee des Vorsitzenden der Gewerkschaft Solidarnosc“ (polnisch Komitet Obywatelski przy Przewodniczącym NSZZ „Solidarność“ Lechu Wałęsie).

Nun marschierte die Konterrevolution in großen Schritten zum Sieg.

Am 09. Dezember 1990 gewann Walesa die Präsidentschaftswahlen und wurde für fünf Jahre Präsident Polens. Ende 1995 hatte er viel von der anfänglichen Unterstützung der Bevölkerung verloren. Polen wurde während seiner Präsidentschaft zu einem kapitalistischen Land.

Bei den Präsidentschaftswahlen 1995 unterlag Wałęsa knapp dem ehemaligen Kommunisten Aleksander Kwaśniewski. Walesa erklärte, dass er sich politisch zurückziehen wolle.

Dennoch trat im Jahre 2000 Walesa erneut zu den Präsidentschaftswahlen an. Er erhielt jedoch nur unwesentlich mehr, als 1% der Stimmen. Danach erklärte er zum zweiten Mal, dass er sich politisch zurückziehen wolle.  Seither hält er an verschiedenen ausländischen Hochschulen Vorlesungen zur Geschichte und Politik Mitteleuropas und besucht Podiumsdiskussionen zu diesem Thema.

Zum 01. Januar 2006 trat Walesa aus der Solidarnosc aus. Walesa hat schließlich seine Aufgabe als Konterrevolutionär erledigt. Die Solidarnosc ist nun eine echte Gewerkschaft geworden.

Ende 2007 wurde er in den „Rat der Weisen zur Zukunft Europas“ aufgenommen.

Am 1. März 2013 erklärte Walesa in einem Fernsehinterview im Zusammenhang mit der diskutierten Einführung eingetragener Partnerschaften, dass homosexuelle Sejm-Abgeordnete in der hinteren Reihe bzw. „hinter einer Mauer“ sitzen sollten. Er erklärte seine Aussage damit, dass Demokratie von Mehrheiten getragen würde und Homosexuelle, da sie eine Minderheit darstellten, sich der Mehrheitsmeinung unterwerfen sollten. Ferner schlug er vor, die Kundgebungsrechte Homosexueller zu beschränken.  Sein Sohn, der Europa-Abgeordnete Jarosław Walesa, zeigte sich entsetzt über die Wortwahl seines Vaters.[17] Lech Walesa lehnte eine Entschuldigung ab und äußerte, er entspreche in Polen der Meinung der Mehrheit und eingetragene Partnerschaften seien „kein durch Gott geschaffenes Modell“.

Am 22. Juli 2017 wendete sich Walesa während einer Großkundgebung in Danzig gegen die umstrittene Justizreform.

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Boleslaw Bierut

Boleslaw Bierut wurde am 18. April 1892 in Rury Brigidkowskie geboren und ist am 12. März 1956 in Moskau gestorben.

Boleslaw Bierut
Bildquelle: Von Burzyński Roman – Bolesław Bierut "Sześcioletni plan odbudowy Warszawy", Warszawa 1950, Książka i Wiedza, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6571881

Bierut wurde 1892 als Sohn eines Lehrers in eine bäuerlich geprägte Familie im heute zu Lublin gehörenden Dorf Rury Brigidkowskie geboren, das damals zum vom Russischen Kaiserreich seit 1867 annektierten Teil Polens, dem sogenannten Weichselland, zählte. 1905 wurde er der Schule verwiesen, weil er an einem Schülerstreik teilgenommen hatte, der sich gegen die Einführung des Russischen als alleiniger Unterrichtssprache richtete. Seine Ausbildung setzte er anschließend an einer kaufmännisch orientierten Abendschule fort und verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem als Schriftsetzer.[1] Mit zwanzig Jahren trat er der Splitterpartei PPS Lewica bei, die später in der Kommunistischen Partei Polens aufging. 1927 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Polens. In der Zwischenzeit übte er mehrere Funktionen im linksgerichteten Konsumverein aus und weilte 1925 bis 1926 und 1928 bis 1930 in Moskau, wo er die Parteihochschule für kommunistische Kader besuchte. In dieser Zeit wurde er als Agent des sowjetischen Geheimdienstes GPU angeworben.[2] In den Jahren 1930 bis 1932 war er als Funktionär der Kommunistischen Internationale in Bulgarien, der Tschechoslowakei und Österreich tätig.

1933 wurde er in Polen zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt, die er im Gefängnis von Rawicz verbüßte. 1938 wurde er jedoch begnadigt und entlassen. 

Bis Kriegsbeginn 1939 arbeitete er als Büroangestellter in einer Warschauer Konsumgenossenschaft.

Um sich dem Dienst in der polnischen Armee zu entziehen, floh Bierut aus Warschau nach Ostpolen, das nach dem 17. September 1939 von der Roten Armee okkupiert wurde. Von dort begab er sich nach Kiew, wo er 1940 in die Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki) (die später in KPdSU umbenannt wurde) eintrat. 1941 zog er nach Minsk und arbeitete dort während der Zeit der deutschen Okkupation beinahe zwei Jahre in der Stadtverwaltung, um seine Agententätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst NKWD zu tarnen. Auf Stalins Befehl begab er sich 1943 ins deutsch besetzte Warschau und übernahm im Untergrund bald wichtige Funktionen im Zentralkomitee und Generalsekretariat der neu entstehenden Polnischen Arbeiterpartei.[4]

Ab Dezember 1944 war er Vorsitzender des Landesnationalrates (KRN), der, gelenkt von Moskau, die kommunistische Machtübernahme in Polen vorbereiten sollte. Offiziell war Bierut parteilos, doch war er geheimes Mitglied des Politbüros der kommunistischen Arbeiterpartei.[4]

Im Juli 1945 gehörte er als KRN-Vorsitzender der polnischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz an, neben dem in Moskau geschulten Ministerpräsidenten Edward Osóbka-Morawski, Außenminister Wincenty Rzymowski und Landwirtschaftsminister Stanisław Mikołajczyk, der bis 1944 Ministerpräsident der polnischen Exilregierung in London gewesen war.

Bierut wurde 1947 vom Sejm zum Staatspräsidenten gewählt. Unterstützt vom sowjetischen Auslandsgeheimdienst gewann er den Machtkampf gegen den Parteivorsitzenden Władysław Gomułka, der 1948 wegen „rechtsnationalistischer Abweichung“ aus der Partei ausgeschlossen und inhaftiert wurde. Bierut nahm seinen Platz an der Spitze der PZPR ein.

Da Bierut ein aufrechter Kommunist war und konsequent handelte, verdammt man ihn genauso, wie Stalin und macht ihm die gleichen Vorwürfe.

Bierut ließ die Kollektivierung der Landwirtschaft einleiten und führte einen Kampf gegen die katholische Kirche.[5]   Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde in Polen später gestoppt, bzw. rückgängig gemacht.

1952 wurde mit der offiziellen Umbenennung der Republik Polen in Volksrepublik das Präsidentenamt abgeschafft, Bierut ersetzte Józef Cyrankiewicz als Vorsitzenden des Ministerrates. 1954 gab er das Amt des Regierungschefs wieder an Cyrankiewicz ab.

Im Februar 1956 fuhr Bierut nach Moskau, um an den Beratungen des XX. Parteitags der KPdSU teilzunehmen.

Nach der Lektüre von Nikita Chruschtschows Geheimrede „Über den Personenkult und seine Folgen“, wo Chruschtschow mit Stalin „abrechnet“ und diesen verdammt, erlitt Bierut einen Herzanfall und verstarb zweieinhalb Wochen später in Moskau.[6] 

Er erhielt ein Staatsbegräbnis und ein Mausoleum auf dem Powązki-Militärfriedhof in Warschau. Schon bald nach seinem Tod verbreitete sich in Polen das Gerücht, er sei ermordet worden. Nach Auskunft seines Sohnes starb Bierut an Nierenversagen.[7] Was auch immer die organische Ursache des Todes von Bierut war, so kann man „1 und 1 zusammenzählen“ um eine psychische Ursache, als Reaktion auf die Geheimrede von Chruschtschow, als Todesursache zu sehen.

Bieruts Mausoleum auf dem Militärfriedhof Powatzi
Bildquelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29400

1950 und 1946 drei Dörfer nach ihm benannt – Bolesławowo, Bierutowice und Bierutowo. Außerdem trug das Schiff MS Bolesław Bierut seinen Namen. Mehrere Betriebe und öffentliche Einrichtungen waren auch nach Bierut benannt, so die Breslauer Universität (1952–1989), Palast der Jugend in Kattowitz (1951–1990) sowie das Stahlwerk in Częstochowa (1952–1989) und die Fabryka Samochodów Ciężarowych in Lublin.

Görlitzer Abkommen: Wilhelm Pieck und Boleslaw Bierut reichen sich über die Oder-Neiße-Grenze die Hände, Briefmarke der DDR von 1951
Bildquelle: Von Deutsche Post der DDR – Deutsche Post der DDR, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3174260

Die vielen Denkmäler, die in der Bierut-Ära aufgestellt wurden, sind nach der Konterrevolution 1989 in das Museum des Sozrealismus in Kozłówka gebracht worden. Noch heute existiert in der weißrussischen Hauptstadt Minsk eine nach ihm benannte Straße.[9]

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Der Fall Jahn u.a.

Bild entnommen vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.)

Auswertung und Zusammenfassung der Unterlagen entnommen aus dem

Dokumentenheft  vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.) 

Zu Dokument:                                                                                                                                                                  Erstinformation zu Roland Jahn vom 01.09.1982

Herr Jahn war mit einem selbstgebastelten Papierschild, das an seinem Fahrrad befestigt war, durch die Gegend gefahren. Dieses Schild beinhaltet Sympathie mit der Solidaranosc, bzw. dem konterevolutionären Treiben zur damaligen Zeit in Polen. Er wurde von einem Bürger angezeigt.

Von diesem Unfug aus steigerte sich das Tun des Herrn Jahn.
Entnommen aus dem Dokumentenheft aus dem Bundesarchiv-Stasiunterlagen-Archiv

Als Herr Jahn am 01.09. 1982 zur Arbeit fahren wollte, war dieses Papierschild immernoch an seinem Fahrrad. Es erfolgte die Festnahme.

Herr Jahn hatte nach seinem Abitur und Ableistung seines Wehrdienstes ab 1975 an der Sektion Wirtschaftswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studiert. 1977 erfolgte der Rausschmiss, weil er sich öffentlich gegen die Ausbürgerung von Herrn Biermann äußerte und auch sonstiger Gegnerschaft zur DDR. Er unterhielt Kontakte zu gleichgesinnten Personen in Jena. Darum hatte ihn das MfS im Visier.

Herr Jahn erlernte keinen Beruf und war als Lagerarbeiter tätig.

Herr Jahn galt als einer der treibenden Kräfte, die u. a. durch provokative Annoncen in der „Volkswacht“ anlässlich des Todestages am 12.04.1981 durch Selbstmord verstorbenen Mathias Domschak (Damit gehen die Sieger der Geschichte immernoch hausieren.) auffielen.

Weiterhin geht es um eine sogenannte „Gedenkplastik“ auf dem Jenaer Johannisfriedhof, welche sein engster Freund (Name geschwärzt) anfertigte. Dieser wurde zwischenzeitlich vom Militärgericht Erfurt wegen Wehrdienstverweigerung zu 6 Monaten Haft verurteilt. Herr Jahn soll an der Sache mit der „Gedenkplastik“ beteiligt gewesen sein.

Im Zusammenhang mit der Inhaftierung des (Name geschwärzt) wurde durch die westlichen Medien eine Hetzkampagne inszeniert. Herr Jahn stand im Verdacht Material den Westmedien zugespielt zu haben. Man konnte es ihm aber nicht nachweisen.

Im April 1982 hatte Herr Jahn weiterhin versucht, in der Geraer „Volkswacht“ die Annonce: „Robert HAVEMANN, wir werden ihn nicht vergessen!“ unterzubringen. Auch bei einer am 28.04.1982 bei der Volkspolizei geführten Aussprache mit dem Ziel einer Verwarnung und Rechtsbelehrung verhielt Herr Jahn sich provokativ, also er nutzte nicht die Chance mit einer Verwarnung davonzukommen. Er lehnte es grundsätzlich ab, sich zu seinem Verhalten zu äußern sowie die Untersuchungsdokumente zu unterschreiben. Die gleiche Haltung zeigte er auch bei späteren Untersuchungen.

Herr Jahn war kein Antragsteller zur Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR, er forderte aber am 30.07.1982 schriftlich vom MdI (Innenministerium der DDR) die Genehmigung, im September 1982 in die BRD zu reisen, um an einem Friedenskongress teilzunehmen.

Durch die Abteilung IX der Bezirksverwaltung Gera des MfS wurde gegen Herrn Jahn ein Ermittlungsverfahren gemäß § 222 StGB eingeleitet und Haftbefehl erwirkt.

Das Ziel der weiteren Bearbeitung dieses Falls bestand neben der Klärung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von Herrn Jahn insbesondere darin, weitere Ansatzpunkte und Möglichkeiten zur differenzierten Zerschlagung der politisch-negativen, aus heutiger Sicht der konterrevolutionären Gruppierung in Jena zu erhalten.

Na ja, aus heutiger Sicht muss man dazu sagen, dass das misslungen ist.

Zum Befragungsprotokoll vom 01.09.1982

Herr Jahn ist eine „harte Nuss“. Er beantwortet die Fragen nicht. Er unterschreibt das Protokoll nicht. Thema der Befragung ist, dass er mit diesem dämlichen Schild an seinem Fahrrad durch Jena gefahren ist.

Haftbefehl vom 02.09.1982 gegen Herrn Jahn

Er wurde der Missachtung staatlicher Symbole beschuldigt. Es geht darum, dass er die polnische Flagge mit dem Solidarnosc-Schriftzug verunstaltet hatte. Das tat er auf einem Schild, das er selbst gebastelt, an seinem Fahrrad befestigt hatte und damit durch Jena fuhr.

Da er das mehrmals gemacht hatte und Wiederholungsgefahr bestand, erließ das Kreisgericht Gera-Stadt Haftbefehl.

Beobachtungsbericht des MfS Gera vom 14.11.1982

Es geht da um eine illegale Friedensaktion.

Illegale Friedensaktion in der DDR (Jena)
Bildquelle: Dokumentenheft entnommen vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.)

Rückinformation der Bezirksverwaltung Gera des MfS vom 10.12.1982

Nun versucht man solche Aktionen zu verhindern. Der einzige vernünftige Punkt ist Punkt 1. Gesellschaftliche Kräfte der DDR sollen sich des Themas annehmen und somit illegale Aktionen verhindern.

Dann kommen die Regeln, wie nach der damaligen Gesetzgebung die Volkspolizei vorgehen soll, um diese Aktionen aufzulösen.

Nun ja, das ist ja nicht gelungen. Warum wurden solche Aktionen nicht genehmigt und ansonsten ignoriert? So wird es doch heutzutage gemacht? Ich denke, da wären diese Heinis schnell uninteressant geworden. Aber man machte „aus Mücken Elefanten“, was sich als fatal erwiesen hat.

Maßnahmeplan in Vorbereitung der gerichtlichen Hauptverhandlung gegen Herrn Jahn vom 18.12.1982

Da hatte man sich einen groben Fehler geleistet. Formal war die Verhandlung öffentlich, aber es wurde getrickst, um die Öffentlichkeit auszuschließen. Die Verhandlung sollte in einem kleinen Saal stattfinden und die Plätze durch Staatsbedienstete besetzt werden. Hatte man so eine Angst vor den Anhängern des Herrn Jahn? Wenn ja, dann ist diese Maßnahme ein Akt der Kapitulation. Das Vorurteil, dass die DDR eine Diktatur gewesen wäre und man bei Gerichtsverhandlungen keine Öffentlichkeit zuließ, ist somit „bestätigt“ worden.

Telegramm der Bezirksverwaltung Gera des MfS vom 22.12.1982

Es wurde darauf hingewiesen, dass am 24.12.1982 in den Nachmittagsstunden, also an Heilig Abend kurz vor der Bescherungszeit, bzw. vor dem Kirchgang eine illegale Friedensaktion stattfinden sollte.

Es ging darum diese zu verhindern und es wurde auf den Maßnahmeplan aus der Rückinformation vom 10.12.1982 verwiesen.

Ein Rücksendetermin wurde für den 20.01.1983 angegeben.

Hier kann man wiederum sagen, dass man die Aktion der Friedensgruppe hätte genehmigen sollen. Gerade in der Weihnachtsstimmung wäre das wichtig gewesen. Hätte man die Aktionen dieser Leute genehmigt, wären sie vermutlich nicht in die Illegalität gegangen und irgendwann uninteressant geworden. Man hatte einfach kein Fingerspitzengefühl, um mit diesen Leuten fertig zu werden. Man hatte nur nach §§ gehandelt und letztendlich kapituliert.

Gerichtsurteil gegen Herrn Jahn, rechtskräftig 20.01.1983

Herr Jahn wurde wegen Missachtung staatlicher Symbole in Tateinheit mit mehrfacher öffentlicher Herabwürdigung verurteilt.

Das klingt erst mal heftig. Dass staatliche Symbole als „heilig“ gelten, kennen wir ja auch aus anderen Ländern. So wird z.B. die Flagge der USA wie ein Heiligtum behandelt. Allerdings kümmerte sich die Justiz der damaligen BRD und kümmert sich auch im heutigen Deutschland nicht um die Flagge der USA, trotz aller Ami-Hörigkeit. Warum sich die Strafverfolgungsbehörden der DDR um die polnische Flagge kümmerten, ist eine unbeantwortete Frage.  Wäre das nicht Angelegenheit von Polen gewesen? Da man das aber so wichtig nahm, hat sich der Hass des Herrn Jahn gegen die DDR immermehr gesteigert.

So ging es ging längst nicht mehr nur um dieses dämliche Schild am Fahrrad. Es war einiges hinzugekommen, das wirklich heftig ist.

Aus der Urteilsbegründung erfahren wir einiges aus dem Leben und Tun des Herrn Jahn.

Im Jahre 1972 machte er das Abitur. Seinen Wehrdienst hatte bei der VP-Bereitschaft (Volkspolizei-Bereitschaft), also der Bereitschaftspolizei in Rudolfstadt abgeleistet. 1975 nahm er ein Studium in der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften auf. Im Februar 1977 wurde er rausgeschmissen, weil er gegen die Ausbürgerung von Herrn Biermann demonstrierte. Er versuchte auch andere Studierende zu beeinflussen. Ab März 1977 war er als Lagerarbeiter tätig. Zunächst war er ein guter Arbeiter. Darum wurde ihm 1978 ein Fernstudium angeboten. Diese Chance nutzte Herr Jahn nicht. Er lehnte das Angebot ab. Er bestand darauf die Entscheidung aus dem Jahre 1977 zu widerrufen und wieder ein Direktstudium aufzunehmen. Diese Forderung wurde abgelehnt. Dabei erhebt sich die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, Herrn Jahn eine Berufsausbildung im Lagerbereich anzubieten. Vielleicht war das Angebot des Fernstudiums ein Trick, um die Freizeit des Herrn Jahn zu beschneiden, damit er keine Zeit mehr für konterrevolutionäres Treiben hat.

Nun ja, seither verhielt sich Herr Jahn überheblich und provokatorisch, wobei es mehrfach zu Disziplinverstößen kam. Rausschmeißen ging nicht. In der DDR konnte man zwar Studierende von der Uni schmeißen, aber Arbeitende konnte man nicht so einfach aus den Betrieben schmeißen.

Herr Jahn hatte seit mehreren Jahren Kontakte zu Personen, welche die Gesellschaftsordnung der DDR ablehnten.

Im Herbst 1981 ließ er von Bekannten, die später als Zeugen auftraten, Porträtaufnahmen herstellen, auf denen er mit einer Mundbinde mit der Aufschrift „Bildungsverbot“ dargestellt ist. Das Gericht hat nicht bemerkt, dass diese Darstellung geklaut ist. Sie stammt aus der Bewegung gegen die Berufsverbote in der BRD.  Das MfS hätte es wissen und dem Gericht mitteilen müssen. Das unterblieb aber. Warum? Herr Jahn verhöhnte damit die Opfer von Berufsverboten in der BRD. Das wäre eine Extra-Strafe wert gewesen. Gab es da falsche Rücksichtnahme gegenüber der BRD? War es ein Stück Kapitulation?

Im Hintergrund: Originalplakat der Bewegung gegen Berufsverbote in der alten BRD
Bildquelle: Arbeitskreis Regionalgeschichte, 31535 Neustadt am Rübenberge „Berufsverbote in den 1970er und 80er Jahren“

Geklaute Darstellung von Herrn Jahn. Er verhöhnte damit die Berufsverbotsopfer in der alten BRD. Das ignorierten die Strafverfolgungsbehörden der DDR.
Bildquelle: Dokumentenheft entnommen vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.)

Am 16.09.1982 hatte die BRD-Zeitschrift „Stern“ die Inhaftierung von Herrn Jahn aufgegriffen und den Artikel mit dem von Herrn Jahn gefertigten Bild mit der Mundbinde versehen. Auch der „Stern“ hatte ignoriert, dass diese Darstellung aus der Bewegung gegen die Berufsverbote in der BRD stammt und Herr Jahn diese geklaut hatte. Na ja, war ja nicht anders zu erwarten.

Kurz vor dem 1. Mai hatte Herr Jahn angekündigt, dass er mit einer „Hitler-Stalin-Darstellung“ teilnehmen wollte. Das ist ja wirklich heftig. Seine eigenen Kumpels rieten ihm davon ab. Herrn Jahn war das egal. Er beharrte darauf mit dieser Figur aufzutreten.

Es wird nochmal auf den Anfang des Treibens des Herrn Jahn hingewiesen und dass er über die strafrechtlichen Konsequenzen belehrt wurde, wenn er das weitertreibt. Das interessierte ihn aber nicht. Außerdem versuchte er die Zeugen zu beeinflussen, indem er veranlassen wollte, dass diese ihre Aussagen widerrufen. Das ist aber nicht geschehen.

Bezirksverwaltung des MfS Gera, Schreiben vom 09.03.1983

Vom MfS als „feindlich-negative Kräfte“ bezeichnete Leute beantragten die Durchführung einer Veranstaltung zur Wiederkehr des Tages der Bombardierung Jenas. Diese Veranstaltung wurde nicht genehmigt, da aus gleichem Anlass eine offizielle Großveranstaltung stattfand. Man hätte besser beide Demos genehmigt und voneinander getrennt. Dann wäre folgende Eskalation unterblieben.

Die illegalen Demonstrierenden mischten sich unter die legalen Demonstrierenden und provozierten. Dies wurde unterbunden. Über diese Maßnahmen beschwerten sich diese Leute in einem Brief an Erich Honecker.

Am 18.03.1983 und am 19.03.1983 wurden die Beschwerdebriefe an Erich Honecker geschickt. 

In einem Schreiben des MfS vom 31.03.1983 werden die Aktivitäten der illegalen Friedensaktivisten beschrieben und wie diese unterbunden wurden.

Schreiben der Bezirksverwaltung des MfS Erfurt vom 10.05.1983 an das MfS in Berlin

Es geht da um jemanden (Name geschwärzt) der Illegale Aufkleber mit der Aufschrift „Militarismus – nein danke“ an Schaufenster in Apolda geklebt hatte.

In einer Befragung vom 03.04.1083 sagte dieser Mensch aus, dass er etwa 40 derartige Aufkleber unter seiner Wohnungstür vorgefunden hatte. Aus dem Inhalt dieser Aufkleber schlussfolgerte er, dass diese aus Jena stammen, wo er am 30.03.1983 einen ebensolchen Aufkleber an einem Schaufenster am dortigen Platz der Kosmonauten gesehen hatte. Er sagte, dass er keine Kenntnis über den Hersteller und Überbringer hätte. Es wurde ihm nichts Gegenteiliges bewiesen.

Dieser Mensch gehörte nach eigenen Angaben etwa 2 Jahre dem „Friedenskreis der Jungen Gemeinde Jena“ an und dass er an dortigen Veranstaltungen teilgenommen hätte.

Dieser Aufkleber war in der DDR illegal, denn dieser Spruch war in der DDR tatsächlich fehl am Platze….
Bildquelle: Dokumentenheft entnommen vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.)

Dieser Aufkleber war in der DDR illegal, denn dieser Spruch war in der DDR tatsächlich fehl am Platze. Musste aber deswegen so ein Gedöns gemacht werden? Hätte da nicht eine Geldstrafe und die in Rechnungstellung der Entfernung der Aufkleber gereicht?

Schreiben der Bezirksverwaltung Gera Kreisdienststelle Jena des MfS vom 13.05.1983

Auftragsersuchen Herrn Jahn zu beobachten

Es ging darum, dass im Zusammenhang mit der in Westberlin stattfindenden 2. Europäischen Konferenz für Abrüstung eine „Grußadresse“ über Mittelmänner überbracht werden sollte. Es gab Hinweise, dass Herr Jahn bei seinem Aufenthalt in Berlin/DDR diese „Grußadresse“ übergeben wollte. Ob die Grußadresse in Westberlin verlesen wurde, ist nicht ersichtlich.

Die illegalen Friedensaktivisten in der DDR brachten in der Tat Irritationen in Teile der damals großen Friedensbewegung der alten BRD und Westberlins.

Es folgt ein Beobachtungprotokoll vom 20.05.1983

Information zur Aktion „Gegenschlag“

Am 27.05. bzw. in der Nacht zum 28.05.1983 verließen in diesem Schreiben aufgelistete Personen die DDR nach der BRD.

Am 28.05.1983 wurden in diesem Schreiben aufgelistete Personen aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen (Gemäß Ablaufplan zur Aktion mit Ausnahme von Herrn Jahn)

Am 27.05.1983 um 03:10 h verließen weitere aufgelistete Personen die DDR in Richtung BRD. Ein offener Brief vom 06.04.1983, unterzeichnet mit „Friedensgemeinschaft Jena“ an Erich Honecker wurde eingezogen.

Dann noch ein Schreiben, wo es um die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR weiterer Personen geht und den weiteren Ablauf, wie Kontrolle des Umzugsgutes wird aufgeschrieben.

Ein Herr Rathenow aus Berlin, auch ein DDR-Gegner, wird genannt. Er hatte seine Mutter in Jena angerufen und gebeten Herrn Jahn zu verständigen, dass dieser bei Herrn Rathenow in Berlin vorbeikommen soll. Die Abfahrt von Herrn Jahn wurde beobachtet.

Dann werden Sendungen der Westmedien erwähnt, die behaupteten, dass diese Personen aus der DDR ausgewiesen worden wären, da sie nicht den Interessen der DDR entsprechen würden. Dann noch mehr Punkte, die in den Westmedien in diesem Zusammenhang behauptet wurden.

Am 25.05.1983 wurde in Jena-Lobeda-West im Bereich einer Bushaltestelle ein Zettel mit folgendem Text gefunden:

„Freiheit den Völkern El Salvadors und Polen,                                                                                                                                    Amis raus aus Lateinamerika, Sowjets raus aus                                                                                                                     Afghanistan, Kampf den Kriegstreibern und denen,                                                                                                                            die an der Rüstung profitieren.“

Menschenskind, da ist aber was gehörig durcheinandergeraten und gleichgesetzt worden, was gegensätzlich ist. So blöd kann doch keiner sein und so einen Stuss schreiben. Es ist davon auszugehen, dass es sich um Provokation handelt. Allerdings befasste sich die Mehrheit der Bevölkerung der DDR in ihrer Freizeit nicht mit Politik und erst recht nicht mit Außenpolitik. So wurden solche Schriften nicht als Stuss erkannt und riefen Irritationen hervor. Daher musste sofort die Staatsmacht eingreifen.

Dann folgt ein Beobachtungsbericht vom 31.05.1983

06.06.1983 Maßnahmeplan betreffs der Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR und Übersiedlung in die BRD des Herrn Jahn

Es geht um das Procedere betreffs der Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR des Herrn Jahn und die Übersiedlung in die BRD am 07./08. Juni 1983 in die BRD.

Das Ganze ist sehr aufwendig und bindet viel Personal und Zeit seitens der zuständigen Behörden der DDR.

09. Juni 1983 Bericht über die Realisierung der Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR und Übersiedlung in die BRD des Herrn Jahn

Hier wird der Ablauf, nebst der Involvierten DDR-Behörden beschrieben. Herr Jahn verhielt sich provokatorisch und renitent. Wozu? Er konnte ja an der Situation ohnehin nichts mehr ändern.

Herr Jahn widersetzte sich der Abschiebung, doch er konnte diese nicht verhindern.

09.06.1983 Bericht über die Verhinderung einer illegalen Demo („Gegenschlag“)


Nachbetrachtung:

Herr Jahn gehört nun zu den Siegern der Geschichte und war, obwohl er ungelernter Arbeiter war, in der vergrößerten BRD Journalist und Behördenchef geworden.

Zunächst mal Unfug. Dann steigerte sich das Tun des Herrn Jahn.

Im Nachhinein betrachtet muss man sagen, dass die „Aktion Gegenschlag“ eher ein Armutszeugnis, als ein Gegenschlag war. Es begann mit der öffentlichen Sympathie für Herrn Biermann und dem folgenden Rausschmiss von der Uni. Dann kam das dämliche Schild am Fahrrad des Herrn Jahn. Das war erstmal Unfug. Es ging um ein polnisches Staatssymbol, nicht um eines der DDR.

Durch die Sturheit des Herrn Jahn steigerten sich seine Taten und er ist zu einem DDR-Hasser geworden. Ebenso verhält es sich mit den illegalen Friedensgruppen der DDR, die sachlich falsches propagierten und sich provokatorisch verhielten. Irgendwie wurde die Staatsmacht der DDR mit ihnen nicht fertig und glaubte mit der Abschiebung in die BRD diese loswerden zu können. Aber das Gegenteil war der Fall, denn nun agierten sie von der BRD aus.

Später kam ja dann „Schwerter zu Pflugscharen“. Diese Gruppierungen wurden zwar vom MfS beobachtet, doch es erfolgte keine Konsequenz. Vermutlich hatte da die Staatsmacht der DDR bereits kapituliert. Diese illegalen Gruppierungen in der DDR, die als Friedensgruppen firmierten, brachten ja auch Irritationen in Teile der Friedensbewegung der BRD, die im Zusammenhang mit der Stationierung von Atomraketen der USA in der BRD entstanden war.

Was tat die Politik der DDR im Fall Polen? Während sich die Strafverfolgungsbehörden mit so einem dämlichen Schild des Herrn Jahn aufhielten, hatte die Politik schon längst kapituliert (1981). Siehe Beitrag: „Erich Honecker zwischen den Stühlen“

Zusammenstellung und Auswertung „Der Fall Jahn u. a.“ von Petra Reichel, Unterlagen entnommen aus dem Dokumentenheft vom Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (H.g.)

Die aufgeführten Dokumente findet man im PDF-Anhang zum Download. (Dokumentenheft) Was das Bundesarchiv schreibt, habe ich nicht beachtet, sondern mich an die beigefügten Original-Dokumente gehalten.

Petra Reichel

Wojciech Jaruzelski

Wojciech Jaruzelski wurde am 06.Juli 1923 in Kurów bei Lublin geboren und ist am 25.Mai 2014 in Warschau gestorben.

Jaruzelski beim Ausrufen des Kriegsrechts 1981
Bildquelle: Von Autor/-in unbekannt – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: AGAD Gen. Wojciech jaruzelski 13 grudnia 1981.png, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71164610

Wojciech Jaruzelski entstammt dem polnischen Kleinadel. Er wurde katholisch erzogen.

Im Juli 1943 schloss er sich den polnischen Streitkräften in der Sowjetunion an.

Als Offizier kämpfte er unter Zygmunt Berling im Zweiten Weltkrieg und erreichte im Januar 1945 Warschau sowie im Juni desselben Jahres Berlin. Die Kapitulation der faschistischen Wehrmacht erlebte er in Nauen, wurde anschließend jedoch zurück nach Polen beordert und bei der Niederschlagung der Ukrainischen Aufständischen Armee (Diese kollaborierte mit dem faschistischen Deutschland) eingesetzt. Um seine militärische Ausbildung zu vervollständigen, wurde er 1947 an die Polnische Infanteriehochschule sowie die Generalstabsakademie eingeschrieben. Dort verpflichtete er sich auch als Zuträger des Militärgeheimdienstes.[2]

Wojciech Jaruzelski trat 1947 der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (RZPR), der Nachfolgepartei der Polnischen Kommunistischen Partei, bei.

1956 wurde Jaruzelski zum jüngsten polnischen General befördert.

1964 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der PZPR und 1968 von Wladyslaw Gomulka zum Verteidigungsminister ernannt.

Ebenfalls 1968 war er an der Niederschlagung der März-Unruhen, bereits damals eine Krise in Polen, beteiligt. Dazu in der nächsten Ausgabe von DIE TROMMLER mehr.

Außerdem im Jahre 1968 war er am Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten nach Prag führend beteiligt, um die versuchte Konterrevolution in der CSSR niederzuschlagen.

Am 11. Februar 1981 wurde Wojciech Jaruzelski Ministerpräsident Polens und am 18. Oktober 1981, als Stanislaw Kania nach Kritik an seiner Parteiführung während einer Tagung des Zentralkomitees zurückgetreten war, dessen Nachfolger als Erster Sekretär der PZPR. 

Am 13. Dezember 1981 verhängte Jaruzelski das Kriegsrecht, um das konterrevolutionäre Treiben der Solidarnosc zu beenden.  Zwar konnte er die Konterrevolution zunächst stoppen, aber ihm gelang nur ein Zeitgewinn von einigen Jahren.

Die Solidarnosc war weiterhin im Untergrund aktiv.

Jaruzelski blieb bis zum 6. November 1985 Ministerpräsident Polens; danach folgte ihm Zbigniew Messner. In den Jahren von 1985 bis 1989 war er Staatsratsvorsitzender.

Nach einer Streikwelle und Verhandlungen am polnischen „Runden Tisch“ (mehr dazu in der nächsten Ausgabe DIE TROMMLER), wurde im April 1989 die Solidarnosc wieder legalisiert. Sie gewann am 04. Juni 1989 bei den teilweise bürgerlichen Wahlen die maximal zugestandenen Plätze.

Aufgrund des am „Runden Tisch“ erzielten Kompromisses war Wojciech Jaruzelski von Juli 1989 bis zum Dezember 1990 Staatspräsident. Bei seiner Wahl am 19. Juli 1989 erhielt er lediglich eine Stimme mehr, als die geforderte Mehrheit.

Jaruzelski, im Verlaufe der Konterrevolution längst eingeknickt, drängte Michail Gorbatschow dazu einzugestehen, dass beim Massaker von Katyn die Sowjets die Täter seien. Zuvor hatte Jaruzelski die gegensätzliche Position vertreten, nämlich dass deutsche Faschisten die Täter waren. Beiträge zum Thema Katyn siehe beim befreundeten Blog „Sascha’s Welt“.

Lech Walesa wurde im Dezember 1990 Jaruzelskis Amtsnachfolger als Staatspräsident.

Gegen Jaruzelski, Czesław Kiszczak (damals Leiter des militärischen Sicherheitsdienstes), Stanisław Kania (ehemaliger Generalsekretär des Zentralkomitees der PZPR) und sechs andere damals Verantwortliche des Militärrats der Nationalen Errettung wurde am 17. April 2007 am Bezirksgericht Warschau ein Verfahren eröffnet. Staatsanwälte des für die Aufarbeitung faschistischer und kommunistischer Verbrechen(hier wieder die Gleichsetzung von Sozialismus/Kommunismus und Faschismus P.R.) zuständigen Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Kattowitz hatten zuvor zweieinhalb Jahre lang gegen die Angeklagten ermittelt, und am 31. März 2006 wurde Anklage wegen „kommunistischer Verbrechen“ gegen sie erhoben.[8] Jaruzelski, der am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht verhängt hatte, drohte im Falle einer Verurteilung wegen „Leitung einer verbrecherischen Organisation“ eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.[9][10]

Im November 1997 wurde bekannt, dass Wojciech Jaruzelski vor Ausrufung des Kriegsrechts 1981 bei der Sowjetunion um militärisches Eingreifen im Notfall gebeten hatte.[11] Im Dezember 2009 wurde dies erneut thematisiert, weil es Hochverrat hätte bedeuten und eine wichtige Rolle im seit September 2008 laufenden Gerichtsverfahren gegen Jaruzelski, in dem seine Verantwortung an den Kriegsrechtsverbrechen geklärt werden sollte, spielen können.[12]

Nach der Konterrevolution in Polen gab es eine Debatte über die Gründe für die Verhängung des Kriegsrechts in Polen im Jahre 1981 und Jaruzelskis Rolle dabei. Des Weiteren wurde über die Gründe des Einknickens Jaruzelskis im Verlaufe der Konterrevolution diskutiert.

Jaruzelski entschuldigte sich im August 2005 während einer öffentlichen Diskussionsrunde in Prag für die Beteiligung der polnischen Streitkräfte an der Niederschlagung der versuchten Konterrevolution in der CSSR im Jahre 1968.

Im Februar 2008 wurde bekannt, dass Jaruzelski erkrankt war. Wegen einer schweren Lungenentzündung und Herzproblemen wurde er in einem Warschauer Militärkrankenhaus behandelt. Im März 2011 wurde bei ihm ein Lymphom diagnostiziert. Jaruzelski starb am 25. Mai 2014, wenige Wochen vor seinem 91. Geburtstag, in Warschau.[13] Nach seiner Einäscherung fand das Begräbnis seiner Urne am 30. Mai auf dem Warschauer Powązki-Friedhof statt.[14]

Jaruzelskis Grabstätte
Bildquelle: Von Mateusz Opasiński – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37670766

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel