Von Februar 2025 bis Mai 2025 hat sich DIE TROMMLER mit derBroschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber: Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, beschäftigt. Manches war ganz schön knifflig.
Diese Broschüre ist an die heutigen Schülerinnen und Schüler gerichtet. Ob im Unterricht soviel Zeit ist, um das alles auszuarbeiten, ist fraglich. Vielleicht ist es als Projektarbeit gedacht. Sind die heutigen Lehrerinnen und Lehrer in der Lage entsprechende Anleitung zu geben? Denn die meisten Lehrkräfte sind zu jung, um die DDR noch zu kennen. Es besteht die Gefahr, dass letztendlich die Geschichtsschreibung der Sieger vermittelt wird. Doch Original-Dokumente geben die Chance die historischen Ereignisse ohne Vorurteile auszuwerten. DIE TROMMLER bietet der heutigen und nachfolgenden Generationen die Möglichkeit historische Ereignisse aus der Sicht der Verlierer der Geschichte wahrzunehmen.
Informieren Sie sich im Abkürzungsverzeichnis und im Internet über die Stasi-Abteilung „M“. In welchen Gebäuden hatte sie ihre Außenstellen? Nennen Sie Argumente, mit denen die Einstellung der Arbeit dieser Abteilung begründet wurde.
Aufgabe 2
Erläutern Sie, welche Auswirkungen die Umwandlung des MfS in das AfNS für viele Stasi-Mitarbeiter hatte. Auf welche Weise wollte die Stasi das Arbeitsplatzproblem für ehemalige Mitarbeiter lösen?
Aufgabe 3
Fassen Sie anhand des Dokumentes 11 zusammen, worin die angeblich wichtigsten Neuerungen beim AfNS (ANS) bestanden.
Aufgabe 4
Dokument 12 ist ein mit Bleistiftbemerkungen versehener Entwurf der Leitung der AfNS. Untersuchen Sie anhand dieses Dokuments, mit welchen Spitzeln das neue Amt nicht mehr zusammenarbeiten wollte.
Aufgabe 5
Setzen Sie sich mit der 1989 oft zu hörenden Auffassung auseinander, das AfNS sei nur Etikettenschwindel gewesen, um die Stasi über die Krisenzeit zu retten. Schreiben Sie auf, was dafür und dagegen spricht. Bilden Sie sich eine abschließende Meinung und begründen diese.
Antwort zu Aufgabe 1
Die Abteilung „M“ beim MfS war die Abteilung für Postkontrolle. Diese Diensteinheit war für die Kontrolle und Auswertung der Postsendungen sowie für die Führung des Schriftenspeichers und spezieller Adressdateien zuständig.
Die Außenstellen befanden sich in Gebäuden der Post und der Zollverwaltung. Die Räumlichkeiten mussten geräumt und im Anschluss so hergerichtet werden, das nichts auf die Abteilung „M“ hinweist.
Trotz gesetzlicher Regelungen wurde auch die Postzollfahndung beendet. Aufgrund der Krise waren diese Tätigkeiten nicht mehr durchführbar. Der amtierende Minister, Rudi Mittig, hat das so entschieden.
Man wollte sich angleichen, an wen auch immer. Es sah nach Angleichung an die BRD aus. Andererseits schwurbelte man herum, dass es um Erneuerung des Sozialismus ginge und ähnlichen Stuss. Das war Irreführung der Aufrechten.
Bei der Lösung des Arbeitsplatzproblems für ausscheidende Mitarbeiter des MfS, bzw. AfNS hat man auf eine alte Regelung aus dem Jahre 1982 zurückgegriffen. Man hatte nicht beachtet, dass bei der Krisen- und Umbruchssituation die Regelung aus alter Zeit nicht mehr real anwendbar war.
Es geht um eine Angleichung in Richtung Geheimdienst eines bürgerlichen Staates. Mit dem Sozialismus hatte man abgeschlossen. Die Aufgaben des Geheimdienstes änderten sich folglich. Es wurden innerhalb des Theaters keine Spitzel und IM mehr gebraucht.
Nicht mehr zusammenarbeiten wollte man mit IMs, die für innere und äußere Feinde zuständig waren. (Mensch wozu ist dann ein Geheimdienst da? P.R.)
mit IMs die mit den Bereichen Politik, leitenden Mitarbeitern staatlicher Organe, Funktionären aus Parteien und Organisationen zu tun hatten.
mit IMs die unzuverlässig und unehrlich waren.
mit IMs die eine weitere Zusammenarbeit ablehnten
mit IMs, die man nicht mehr für geeignet hielt
na und mit IMs, die die Umstellung und Angleichung nicht mitmachen wollten
Soweit in Kürze die Antwort auf die gestellte Aufgabe. Man könnte noch viel sagen, wenn man ins Detail ginge.
Antwort zu Aufgabe 5
Dass die Umstellung vom MfS auf das AfNS nur ein Etikettenschwindel wäre, nur eine Namensänderung stattgefunden hätte usw. wurde 1989 stets behauptet. Doch befasst man sich tiefer mit der Materie, stellt man fest, dass dem nicht so ist. Es ist die Angleichung und Umstellung auf den Geheimdienst eines bürgerlichen Staates vorgenommen worden. Als Vorbild diente die BRD. Doch letztendlich war das sinnlos. Es war eben noch nicht entschieden, ob die DDR ohne Sozialismus weiterhin bestehen sollte oder, wie dann geschehen, die DDR nicht mehr existent sein wird.
Anfang Dezember besetzten Bürgerinnen und Bürger der DDR viele Stasi-Dienststellen. Was war der Auslöser für diese Aktionen? Überlegen Sie, warum die Häuser der Staatssicherheit erst zu diesem Zeitpunkt besetzt wurden.
Aufgabe 2
Beschreiben Sie die Reaktionen des AfNS auf die Ereignisse am 4. Und 5. Dezember 1989. Erörtern Sie die Gründe für das Zurückweichen der Stasi-Mitarbeiter in den Bezirken und Kreisen der DDR.
Aufgabe 3
Im Dokument 15 beklagt die Staatssicherheit die schlechte Zusammenarbeit mit der Volkspolizei Anfang Dezember 1989. Geben Sie mit eigenen Worten wieder, welche Punkte bemängelt wurden.
Aufgabe 4
Jahrzehntelang waren die DDR-Behörden, wie die Volkspolizei, gezwungen, sich nach Anweisungen der Stasi zu richten. Diskutieren Sie, warum diese ungeschriebene Regel seit Anfang Dezember 1989 nicht mehr funktionierte.
Antwort zu Aufgabe 1
Ob das nur Bürgerinnen und Bürger waren, welche die Dienststellen des MfS besetzten, sei mal dahingestellt. Ich denke da haben sich Krawallmacher, Kriminelle und Spione anderer Geheimdienste druntergemischt. Anhand des bekanntgewordenen Falls der „Rosenholzdateien“ wurde ja zugegeben, dass fremde Geheimdienste die Gunst der Stunde nutzten. Was war der Auslöser? Gute Frage. Ist auch uninteressant. Ein Geheimdienst, der seine Gebäude und Anlagen nicht schützen kann, hat versagt.
Antwort zu Aufgabe 2
Kurz und gut, die Geheimdienstmitarbeiter haben aufgegeben. Ein Geheimdienst, der sein Land nicht schützen kann, nicht mal seine Gebäude und Anlagen schützen kann, hat versagt.
Es war die gesetzlose Zeit, während die Konterrevolution marschierte. Ausführliches im Beitrag.
Antwort zu Aufgabe 4
Sehr sinnig. In bestimmten Fällen, insbesondere bei Delikten mit politischem Hintergrund, muss die Polizei, bzw. die Staatsanwaltschaft mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten. Das ist überall so. Nun gut, das MfS übernahm Aufgaben, die in anderen Ländern von anderen Behörden erledigt werden. Aber ob das so entscheidend ist?
Was gibt’s da zu diskutieren? Die Konterrevolution marschierte. Behörden waren nicht mehr handlungsfähig, wurden umstrukturiert u.ä. Das MfS/AfNS war in Auflösung begriffen. Die Endzeit der DDR war faktisch eine gesetzlose Zeit.
Die beiden Telegramme wurden innerhalb von 24 Stunden geschickt. Vergleichen Sie die Inhalte und benennen Sie die wichtigsten Unterschiede. Diskutieren Sie, was die Gründe dafür gewesen sein könnten.
Aufgabe 2
Ministerpräsident Modrow hatte die Schaffung eines Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS) Mitte November initiiert. Finden Sie Motive, warum er das Amt nur drei Wochen später wieder fallen ließ!
Aufgabe 3
Auf einer der letzten Dienstberatungen im AfNS musste der Leiter große Veränderungen verkünden (Dok. 17). Geben Sie die wichtigsten Veränderungen mit eigenen Worten wieder.
Aufgabe 4
An den Rand der „Hinweise“ hatte ein Stasi-Mitarbeiter geschrieben: „Zoll, Passkontrolle(olle)“. Entwickeln Sie Szenarien, aus denen hervorgeht, was die Staatssicherheit vorhatte. Bedenken Sie dabei, dass eine große Entlassungswelle von Stasi-Mitarbeitern bevorstand.
Aufgabe 5
Erläutern Sie, warum ab 9. Dezember Volkspolizisten und Vertreter der Bürgerbewegung die Sicherung aller Stasi-Dienststellen übernehmen sollten.
Antwort zu Aufgabe 1
Die Ersteller der Broschüre und der darin enthaltenen Aufgaben sind anscheinend jüngere Leute, die nicht wissen, dass Telegramme und Fernschreiben verschiedene Dinge waren. Hier geht es um Fernschreiben und nicht um Telegramme.
Na, was soll man da sagen? Die konterrevolutionären Ereignisse überschlugen sich. So war nach 24 Stunden manche Festlegung nicht mehr aktuell. Ansonsten fehlen einem für die damaligen Zustände die Worte.
Was soll man dazu noch sagen? Die Konterrevolution schritt voran. Möglicherweise war absehbar, dass die DDR nicht mehr lange existiert. Es ging darum alles für die Übergabe vorzubereiten. Näheres siehe Beitrag „Hinweise für die Dienstbesprechung am 08.12.1989, 17 Uhr“
Zum damaligen Zeitpunkt war zu erwarten, dass das Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) bald aufgelöst wird. Man sah voraus, dass eine größere Anzahl von Mitarbeitern keine weitere Dienstverwendung finden wird.
Na, was da noch handschriftlich zum Dokument hinzugefügt wurde, war wohl die falsche Hoffnung die ehemaligen Mitarbeiter des nunmehrigen AfNS beim Zoll und der Passkontrolle unterzubringen. Wir wissen, dass das bald obsolet wurde.
Antwort zu Aufgabe 5
Nun musste die Volkspolizei herhalten, um die Sicherung der Dienststellen des MfS (in der Aufgabe als „Stasi-Dienststellen“ bezeichnet), gemeinsam mit den Konterrevolutionären, in der Aufgabe als „Bürgerbewegung“ bezeichnet, zu sichern. Na ja, der Fall „Rosenholzdateien“ ist ja bekannt geworden. Es ist davon auszugehen, dass westliche Geheimdienste die Gunst der Stunde nutzten und vieles abgegriffen haben. Schließlich ist ja nicht alles bekanntgeworden.
Erläutern Sie, mit welchen Schwierigkeiten das in der Auflösung befindliche AfNS seit Mitte Dezember 1989 zu kämpfen hatte.
Aufgabe 2
Erklären Sie, weshalb sich die Beschäftigten in Betrieben und öffentlichen Einrichtungen erst ab Dezember 1989 massiv gegen die Einstellung ehemaliger Stasi-Mitarbeiter wehrten.
Aufgabe 3
Seit Dezember herrschte in vielen Familien von Stasi-Mitarbeitern die Angst vor Ausgrenzung, Verhaftung und sogar Lynchjustiz. Erörtern Sie, was die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter befürchteten. Waren ihre Ängste real zu begründen? Was für Ansichten und Vorstellungen der Stasi-Leute kamen dabei zum Vorschein?
Antwort zu Aufgabe 1
Man konnte die ehemaligen Mitarbeiter nicht oder nur schwer in Arbeit unterbringen. Die Zusammenarbeit mit anderen Behörden ist zum Erliegen gekommen. Es herrschte eine gesetzlose Zeit.
Was soll man dazu sagen? Die sahen, dass es mit dem MfS, bzw. AfNS zu Ende ging und sie fühlten sich sicher. So zeigten sie offen die Ablehnung gegenüber den ehemaligen Mitarbeitern des MfS/AfNS. Ja, sie „rechneten sogar mit ihnen ab“.
Erarbeiten Sie anhand des Briefs an den DDR-Staatschef, welche Veränderungen die Kirchenleitung in der DDR wünschte. Geben Sie die Forderungen mit eignen Worten wieder.
Aufgabe 2
Erörtern Sie, warum die Kirchenoberen ihre Anhänger zum Dableiben aufriefen.
Aufgabe 3
Ermitteln Sie mithilfe des Abkürzungsverzeichnisses die Aufgaben und Befugnisse einer Bezirkseinsatzleitung in der DDR. Diskutieren Sie anhand Ihrer Erkenntnisse, mit welcher drastischen Maßnahme die alte SED-Führung um Honecker im Oktober 1989 die friedliche Revolution verhindern wollte.
Die aufgelisteten Forderungen klingen vernünftig, denn es geht da tatsächlich um Defizite in der DDR.
Antwort zu Aufgabe 2
Werner Leich hatte als Vertreter der Evangelischen Kirchen in der DDR an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger der DDR appelliert.
Er warnte vor der Illusion vom besseren Leben in der BRD. Außerdem zeigte er auf, welche Lücken der Weggang von vielen Bürgerinnen und Bürgern gerissen hatte. So z.B. im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft.
Werner Leich appellierte an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen nicht nur für sein eigenes Leben, sondern für das Leben der Gemeinschaft.
Um den Frieden zu wahren und des geordneten Miteinanders von verschiedenen Staaten, hatte er die Botschaftsbesetzungen und die Massenflucht über Ungarn nicht gutgeheißen.
Er appellierte in der heimatlichen Gemeinschaft zu bleiben und die DDR nicht zu verlassen und erklärte außerdem, dass alle an ihrem Platz wichtig sind.
Werner Leich hatte geschrieben, dass die Kirche ihre Aufgabe darin sieht, in der Gesellschaft der DDR zu wirken und hatte die Menschen gelobt, die keinen Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR (Ausreisantrag) mehr stellen wollten.
Er hatte auch geschrieben, dass die Mitarbeit aller gefragt ist, unter den Defiziten der DDR leiden und Veränderungen anstreben. (Na ja, das ist „Wischi-Waschi“. Ging es um die Hilfe von Ungerechtigkeit Betroffenen oder um Konterrevolution? Außerdem hielt sich die Kirche ein „Hintertürchen“ offen, um flexibel reagieren zu können, egal was kommt.)
Entnommen aus dem Abkürzungsverzeichnis der Broschüre, wie in der Aufgabe vorgegeben.
„Oberstes Führungsorgan im Bezirk zur Leitung der Verteidigungsmaßnahmen im Kriegsfall und in Krisensituationen. Der BEL gehörten u.a. die Chefs von Staatssicherheit, Polizei und Militär im Bezirk an. Vorsitzender war der Chef der SED-Bezirksleitung. Die BEL unterstand dem vom SED-Generalsekretärgeführten Nationalen Verteidigungsrat, der die Mobilmachung anordnen und den Ausnahmezustand verhängen konnte.“
Was gibt es da zu diskutieren? Jeder Staat trifft Maßnahmen in Kriegs- und Krisensituationen. Wir kennen das ja noch aus der Corona-Zeit. Heute wissen wir, dass die Maßnahmen überzogen waren. Doch da findet keine Aufarbeitung statt. Wenn es echte Krisen oder gar Kriegssituationen gibt, hat jeder Staat entsprechende Maßnahmen in der Reserve. In der DDR war das natürlich auch angedacht. Doch letztendlich war die Staatsmacht nicht in der Lage diese durchzusetzen. Erich Honecker war durch seine Krankheit zu lange handlungsunfähig. Als er wieder handlungsfähig war, war die Konterrevolution bereits zu weit fortgeschritten und er musste zurücktreten.
Vergleichen Sie Inhalt und Stil der Dokumente 4 und 5 (Fernschreiben des MfS Dresden nach Berlin und der Bericht des MfS Halle an die SED-Kreisleitung) Fassen Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zusammen. Versuchen Sie Erklärungen für die Unterschiede zu finden. Besprechen Sie die Ergebnisse in der Gruppe.
Die Dokumente 5 und 6, sind der Geheimdienstbericht (des MfS) und der Polizeibericht. Es sind verschiedene Berichte zu ein und demselben Ereignis. Arbeiten Sie durch Vergleiche heraus, welche Eindrücke der Verfasser von Dokument 5 (Bericht an die SED) beim Leser erwecken wollte.
Charakterisieren Sie die in den Berichten Dok.5 und 6, also dem Polizeibericht und dem Geheimdienstbericht, geschilderten Verhaltensweisen der kirchlichen Amtsträger während der Ereignisse am 09.Oktober 1989 in Halle. Erörtern Sie die Gründe für das Verhalten. Beachten Sie dabei, wer die Berichte verfasst hatte.
Auch in Demokratien, wie der Bundesrepublik Deutschland, kann es vorkommen, dass Polizeikräfte gewaltsam gegen Demonstranten vorgehen. Diskutieren Sie in der Gruppe, worin Sie Unterschiede zum Vorgehen der DDR-Sicherheitskräfte sehen.
In den Beiträgen habe ich mich mehr auf den Geheimdienstbericht konzentriert, was Halle angeht, da es sich um einunddasselbe Ereignis handelt. Erst bei der Lösung der Aufgaben sind mir die Unterschiede bewusst geworden. Der Geheimdienstbericht von Dresden war MfS-intern. Der Geheimdienstberichtvon Halle ging an die SED-Kreisleitung und war subjektiv abgefasst.
Den Geheimdienstbericht von Dresdenhabe ich extra abgefasst, da es sich um ein anderes Ereignis handelt. Da dieser Bericht MfS-intern war, wurde dieser nüchtern-sachlich abgefasst.
Petra Reichel
Antwort zu Aufgabe 1
Das Schreiben des MfS-Dresden (Dokument 4) ist nüchtern-sachlich abgefasst. Die Kirchen, wo die Veranstaltungen stattfanden, wurden genannt und die Forderungen von Demonstranten aufgelistet. In Dresden gab es laut diesem Bericht keine „feindlich-negative“ oder „provozierende Vorkommnisse“. Es war ein MfS internes Schreiben. Man konnte dabei nüchtern-sachlich bleiben.
Das Schreiben der MfS-Kreisdienststelle Halle an die SED-Kreisleitung (Dokument 5) enthält die Meinung des Verfassers. Es wird von internen Quellen berichtet, die vor Störungshandlungen warnen. Es wird über einen Sicherungseinsatz in Zusammenarbeit mit der Volkspolizei und den Kampfgruppen der Arbeiterklasse berichtet. Der Hauptfokus wird auf „feindlich-negative Kräfte“ und „dekadenter Jugendlicher“ gerichtet. Das werden die Demonstranten mit dem Inhalt ihrer Transparente genannt. Die mitwirkenden Pfarrer werden genannt. Die rebellischen Jugendlichen waren aber eine Nebenhandlung, die das Ereignis ausnutzten. Das MfS sah es aber anders.
Es wird eine Mitarbeiterin der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (eine Handelskette in der DDR) genannt, die neben anderen Personen vorläufig festgenommen wurde, im DDR-Amtsdeutsch „zugeführt“ wurde.
Die Amtspersonen der Kirche machten laut diesem Bericht erst verspätet ihren Einfluss geltend, dass die Versammlung ordnungsgemäß aufgelöst wurde. Im Bericht werden Amtspersonen der Kirche beschuldigt die rebellischen Jugendlichen zu ihren Aktionen ermuntert zu haben.
Laut Bericht wurde durch das konsequente Handeln der Sicherungskräfte die beabsichtigte Konfrontation unterbunden.
Antwort auf Aufgabe 2
Welchen Eindruck wollte der Verfasser des Schreibens der Kreisdienststelle des MfS (Bericht an die SED-Kreisleitung) (Dokument 5) beim Leser erwecken? Der Verfasser war ein Oberstleutnant Thomas. Ob er noch lebt? Leider besteht nicht die Möglichkeit ihn selbst zu fragen, was ja der Fairness dienen würde. So äußere ich meine, in der Aufgabe geforderte, Meinung.
Der Fokus wurde auf die rebellischen Jugendlichen gerichtet. Allerdings nutzten diese nur die Veranstaltung um zu provozieren und über die Stränge zu schlagen. Ihre Aktion war ein Nebenereignis. Das Beschuldigen der kirchlichen Amtspersonen für zu spätes Eingreifen wäre nicht nötig gewesen. Dass es mehrheitlich unbescholtene Bürgerinnen und Bürger waren, welche die Veranstaltung in der Kirche besuchten, war das Hauptereignis. Das ist in diesem Schreiben untergegangen.
Der Verfasser wollte vermutlich vor der SED-Kreisleitung das Ereignis verharmlosen und „gut dastehen“. Von unzufriedenen Bürgerinnen und Bürgern sollte die SED-Kreisleitung keine Kenntnis erhalten. Warum auch immer. Im Schlusssatz wurde vermittelt: „Wir haben die Lage im Griff.“
Die Festnahme der Mitarbeiterin der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren ist in diesem Schreiben herausgestellt worden. Warum war diese Person so wichtig, dass man dies der SED-Kreisleitung mitteilen musste? War sie SED-Mitglied? Wenn ja, wurde sie als einzelne Person hingestellt, die sich parteischädigend verhalten hatte. Nur sie war dann von Disziplinarmaßnahmen betroffen. So machte man es sich einfach. Es ist die Frage, ob sie ins Gegnerlager übergelaufen ist oder sich nur ihrer Unzufriedenheit Luft machen wollte und es dabei übertrieben hatte. Doch man machte sich wohl nicht die Mühe das herauszufinden. Es war einfacher Disziplinarmaßnahmen zu verhängen. Das machte diese Frau noch unzufriedener und ließ sie tatsächlich ins Gegnerlager überlaufen.
In Halle wurde die Aktion der rebellischen Jugendlichen aufgebauscht. In Dresden wird wohl ähnliches als Nebenhandlungen passiert sein, aber das wurde nicht wichtig genommen. Da wurde der Bericht an das MfS in Berlin nüchtern-sachlich abgefasst.
Der Polizeibericht über den Sicherungseinsatz vom 09.10.1989, von 16:30 bis 22:00 Uhr ist nüchtern sachlich abgefasst.
Gegnerische Personen werden benannt, hier aus heutigen Datenschutzgründen geschwärzt.
Es wird erwähnt, dass eine Demo außerhalb der Kirche geplant war. Man hatte Angst vor möglichem gewalttätigen Einschreiten der Volkspolizei. Die Kirche öffnete die Türen für Schutzsuchende. (Menschenskind, die wissen gar nicht, was gewalttätiges Einschreiten der Polizei ist.)
Die Sicherung wird beschrieben.
Über ein Gespräch mit Kirchenvertretern wird berichtet und die Aufforderung ein draußenhängendes Transparent zu entfernen. (Damals war es nur in privaten Innenräumen, wozu Kirchenräume zählten, zulässig solcherart Transparente aufzuhängen.)
Es wird über kleine Auseinandersetzungen berichtet, wobei es zu ersten Festnahmen kam. Es werden zwei Leute genannt, wobei einer unter Alkoholeinfluss stand. Womöglich ging es diesen Leuten ums Krawallmachen, wobei sie die ersten konterrevolutionären Ereignisse ausnutzten.
Nochmal wird ein Plakat erwähnt, das Leute mit aus der Kirche genommen haben. Nach Aufforderung brachten sie es wieder in die Kirche zurück.
Nun kommt auch in diesem Bericht, die bereits im Bericht des MfS an die SED-Kreisleitung, benannte Frau vor, die damals in der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren arbeitete. Hier ist ersichtlich, dass sie für das „Neue Forum“ aktiv war. Also war sie bereits eine Gegnerin. Sie leistete Widerstand und der Schlagstock kam zum Einsatz.
Dann werden noch eine Sachbearbeiterin und eine Sekretärin im Bereich Medizin (vermutlich eine Arztsekretärin) benannt. Diese Frauen leisteten Widerstand, zeigten sich später aber einsichtig.
Diese Widerstandshandlungen ereigneten sich in Halle in Höhe des Kaufhauses „1000 kleine Dinge“.
An anderer Stelle ist ein Ingenieur vorläufig festgenommen worden, der, nach eigenen Angaben, als Abgeordneter beim Rat des Stadtbezirkes Halle/Ost tätig war. Es ist nicht sicher, ob er tatsächlich ein Abgeordneter war, weil im Bericht mit „..nach eigenen Angaben..“ eingeschränkt wird. Er könnte ein Hochstapler sein. Falls er doch Abgeordneter war, gehörte er vermutlich einer Blockpartei an. Denn das MfS interessierte sich nicht für diesen Mann. Hätte er der SED angehört, hätte das MfS an die SED-Kreisleitung gemeldet. Das MfS interessierte sich ohnehin nur für den Ereignisort Kirche, aber nicht für die anderen, im Polizeibericht aufgeführten Ereignisorte.
Insgesamt wurden 41 Leute vorläufig festgenommen. Über den Einsatz und Befehl zum Einsatz des Schlagstockes wird berichtet. Eine Frau, bereits oben erwähnt, aus heutigen Datenschutzgründen geschwärzt, ist beim Schlagstockeinsatz verletzt worden. Aus dem Zusammenhang erkennt man, dass es sich um die um die renitente Frau handelt, die in der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren arbeitete.
Soweit in Kürze der Polizeibericht.
Antwort zu Aufgabe 3
Hier wird nochmal der Vergleich zwischen dem Geheimdienst- und Polizeibericht betreffs der Verhaltensweisen der Amtsträger der Kirche gefordert. Bei der Lösung der vorigen Aufgaben ist das bereits eingeflossen. Hier nochmal.
Der Bericht des MfS ist subjektiv. Die Amtspersonen der Kirche machten laut diesem Bericht erst verspätet ihren Einfluss geltend, dass die Versammlung ordnungsgemäß aufgelöst wurde. Im Bericht werden Amtspersonen der Kirche beschuldigt die rebellischen Jugendlichen zu ihren Aktionen ermuntert zu haben.
Der Verfasser, Oberstleutnant Thomas, wollte vermutlich vor der SED-Kreisleitung gut dastehen. Er lenkte von der Unzufriedenheit der Bevölkerung ab.
Der Polizeibericht ist nüchtern sachlich über Gespräche mit den anwesenden Kirchenvertretern und dass durch Aufforderung die in der Öffentlichkeit illegalen Transparente entfernt und in den Innenraum gebracht wurden, berichtet worden.
Antwort zu Aufgabe 4
Na, das ist ja sinnig. Was in damals in der DDR abging, war harmlos gegen das, was heute los ist, wenn sich der Staat angegriffen fühlt. Die Volkspolizei der DDR war nicht derart ausgerüstet, wie heutige Spezialeinheiten. Die Sonderausrüstung der Volkspolizei gab es erst im Verlaufe der konterevolutionären Ereignisse. In diesem Bericht wird eine Verletzte genannt. (Vermutlich diese renitente Frau.) Heute gibt es mehr Verletzte, wenn die Spezialeinheiten zuschlagen. Dabei wurde damals tatsächlich der Staat aus den Angeln gehoben. Das ist heute undenkbar. Wenn sich heute der Staat angegriffen fühlt, wird zugeschlagen und Festnahmen durchgeführt.
Ich erinnere an Phillip Müller, ein Kommunist aus der alten BRD, der am 11. Mai 1952 auf einer Demonstration in Essen von der Polizei erschossen wurde. Siehe Beiträge in DIE TROMMLER-ARCHIV und Kalter Krieg und „Entspannungspolitik“. In der DDR wurden Straßen nach Phillip Müller benannt. Diese Namensgebung fiel nach der Konterrevolution und Annexion der DDR durch die BRD der Schilderstürmerei zum Opfer.
Ermitteln Sie im Abkürzungsverzeichnis und im Internet, was die „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ waren und welche Funktion sie im System der DDR hatten.
Erläutern Sie, welche Aufgabe die Kampfgruppen während der Friedlichen Revolution (Unter diesem Slogan wird die Konterrevolution in der DDR heute „verkauft“ P.R.)im Oktober 1989 erledigen sollten und ob sie, laut Quelle, dazu in der Lage waren.
Mitglieder der Kampfgruppen sollten nur vom Sozialismus überzeugte Menschen sein. Analysieren Sie, warum es 1989 trotzdem zu massenhaften Austritten aus den Kampfgruppen kam.
Hier geht es um das in der Broschüre als Dokument 7 bezeichnete Schriftstück.
Thema ist der Zerfall der Kampfgruppen der Arbeiterklasse.
Erläutern Sie, worin Stasi-Minister Mielke die Ursachen für Demonstrationen und Proteste im Herbst 1989 sah. Vergleichen Sie dies mit Ihren Kenntnissen über die Ursachen der Friedlichen Revolution in der DDR. Legen Sie dazu eine schriftliche Gegenüberstellung an.
Erich Mielke glaubte, auch diese Krise wieder überstehen zu können. Suchen Sie den entsprechenden Abschnitt heraus und geben mit eignen Worten wieder, welche Vorkehrungen die Stasi-Mitarbeiter für die Zeit danach treffen sollten.
Ergründen Sie anhand des Dokuments, welche Bevölkerungsgruppen im Oktober 1989 als erste von der revolutionären Stimmung erfasst wurden und auf die Straßen gingen. Versuchen Sie, Erklärungen dafür zu finden.
Erörtern Sie, warum Minister Mielke besonderen Wert auf Ruhe innerhalb der Arbeiterschaft in den Betrieben legte. Überlegen Sie, weshalb sich die Arbeiter bis Mitte November kaum an den Demonstrationen beteiligten. Stellen Sie dazu vier bis 5 Thesen auf.
Erich Mielke sieht die Ursachen für die Proteste und Demonstrationen in äußeren Einflüssen, wie westliche Medien.
In der Aufgabenstellung wird der Slogan „Friedliche Revolution“ verwendet. Das ist ein Propagandabegriff, vergleichbar mit einem Werbespruch. Es handelt sich um eine Konterrevolution. Vom Sozialismus zum Kapitalismus, von einem gesellschaftlich fortschrittlicheren System zurück zu einem gesellschaftlich rückschrittlichen System.
Erich Mielke hat Recht, denn ohne die äußeren Einflüsse hätte es keine Konterrevolution gegeben. Ohne äußere Einflüsse wäre die Unzufriedenheit der Bevölkerung nicht derart geschürt worden, dass es am Ende keinen Lösungsweg mehr gab.
Allerdings gab es auch innere Versäumnisse und Fehler. Die Politik hatte die Unzufriedenheit der Bevölkerung ignoriert und saß diese aus. Am Ende war die Politik sprachlos.
Aufgabe 2
Erich Mielke glaubte an das Klassenbewusstsein der Arbeiter und Funktionäre aus Staat und Wirtschaft. Da es aus diesem Personenkreis nur wenige an den Protesten beteiligten, ging Erich Mielke davon aus, dass die arbeitenden Menschen Ruhe und Ordnung wollten. Er glaubte, dass dieser Personenkreis am Schutz der Errungenschaften der DDR interessiert wären. Er hatte übersehen, dass es den arbeitenden Menschen nur um Pflichterfüllung, Ruhe und Frieden ging. Die Errungenschaften wurden als selbstverständlich angesehen. Die Unzufriedenheit ging quer durch alle Bevölkerungsschichten. Auch das nahm Erich Mielke nicht wahr.
Aufgabe 3
Teile der wissenschaftlich-technischen, medizinischen und pädagogischen Intelligenz, Kunst- und Kulturschaffende, Studentinnen und Studenten, andere Jugendliche sowie Mitglieder befreundeter Parteien (Blockparteien) und Personen im kirchlichen Bereich waren die Bevölkerungsgruppen, die als erstes von der konterrevolutionären Stimmung erfasst wurden. Wie soll man dafür eine Erklärung finden, wenn man nicht spekulieren will?
Aufgabe 4
Die Arbeiter wollten Ruhe und Frieden und ihre Plicht erfüllen. Darum beteiligten sie sich zunächst nicht an den konterrevolutionären Aktionen.
Erich Mielke legte Wert auf Ruhe innerhalb der Arbeiterschaft. Logisch, denn es ist die größte Bevölkerungsgruppe, die ein Land am Laufen hält. Das war in der DDR nicht anders. Darum war es Erich Mielke sehr wichtig, dass es so bleibt.
Was soll man sonst noch für Thesen aufstellen, wie in der Aufgabe gefordert?
In der DDR wurde die Postkontrolle durch das MfS als Abteilung M tituliert.
Hier geht es um das Ende der Postkontrolle, die noch vom noch amtierenden Rudi Mittig durchgeführt wurde. Am 08.11.1989 hatte er entschieden, dass die Außenstellen der Abteilung M, also der Postkontrolle geschlossen werden.
Rudi Mittig wies an, die Räumlichkeiten zu räumen und so zu hinterlassen, das nichts auf die Postkontrolle des MfS hinweist. Die Räume sollten so eingerichtet werden, dass sie aussehen, als wären es Räume der Post oder der Zollverwaltung der DDR.
Dann wurden entsprechende Paragraphen und verantwortliche Personen genannt, die über die Umstellung informiert wurden.
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel