Die sozialistische Landwirtschaft der DDR

Hohe Leistungen zur Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen

Hohe Erträge der Landwirtschaft der DDR

Die sozialistische Landwirtschaft der DDR nahm in der Volkswirtschaft einen bedeutenden Platz ein. Die Produktionsgenossenschaften der Bauern und Gärtner sowie die volkseignen Güter hatten die Aufgabe, die Bevölkerung stabil mit Nahrungsmitteln zu versorgen und die Industrie mit Rohstoffen aus eigenem Aufkommen zu beliefern.

Getreideernte mit Mähdreschern
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Fast alle Nahrungsmittel für die Bevölkerung der DDR kamen aus der eigenen Landwirtschaft. Der Bedarf an Grundnahrungsmitteln wie Frischmilch, Fleisch, Eiern und Butter wurde vollständig aus der eigenen Produktion gedeckt.

Die Landwirtschaft stellte viele Rohstoffe für die Industrie bereit, so für die Textil- und Lederindustrie, aber auch für die chemische Industrie.

Mehr als die Hälfte aller Rohstoffe, die in der DDR gewonnen wurden, kamen aus der Land- und Forstwirtschaft. Dafür nur ein Beispiel, was das Schwein neben Fleisch und Wurst allein an Rohstoffen liefert:

Aus der Haut dieses Tieres wird Oberleder für mehrere Paar Sportschuhe oder für einen Schulranzen und einen Fußball gewonnen. Die Borsten werden zur Herstellung von Bürsten und Pinseln benötigt. Aus den Knochen werden Seife, Leim und Gelatine hergestellt. Gelatine braucht sowohl die Film- als auch die Nahrungsmittelgüterindustrie- unter anderem für die beliebten Kaugummis. (Allerdings war der Kaugummi aus DDR-Produktion unbeliebt. Gummibärchen, die auch aus Gelatine hergestellt werden, waren in der DDR Mangelware. Diese Ware wurde als No-Name-Produkt in den Westen exportiert. Der offizielle Name dieser Süßware lautete „Gelatine-Elastik-Zuckerwaren“ P.R.) siehe Google

Die Därme des Schweines, etwa 22 Meter, dienen als Hülle für die Wurst. Das Blut- es enthält hochwertige Eiweißstoffe- wird getrocknet und im Mischfutter der Tierernährung zugeführt. Aus der Bauchspeicheldrüse wird Insulin gewonnen, ein Medikament, ohne das viele zuckerkranke Menschen nicht leben könnten. Schließlich wird aus den Klauen ein harzfreies und sehr hitzebeständiges Öl gewonnen, das in der pharmazeutischen Industrie sowie in der Feinmechanik sehr gefragt ist.

(Ein Land muss sich selbst ernähren können. Das wird heute nicht mehr beachtet. Auch die hier erwähnten tierischen Stoffe werden heute durch Kunststoff ersetzt oder aus dem Ausland importiert. Arzneimittel, so das hier erwähnte Insulin, wird heute im Ausland hergestellt. Das rächt sich nun, denn nun haben wir auch im Kapitalismus Mangel, denn mit den Lieferungen aus dem Ausland klappt es nicht optimal. Allerdings hatte die DDR ihre Qualitätsprodukte exportiert, die für die eigene Bevölkerung fehlten. Das führte zu Unzufriedenheit. P.R.)

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Ähnlich viele Rohstoffe liefern uns auch die anderen Nutztiere und zahlreiche pflanzliche Produkte.

Die Leistungen der DDR-Landwirtschaft drückten sich vor allem in steigender Pflanzen- und Tierproduktion für die Ernährung der Bevölkerung (und den Export P.R.) aus.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion war umso höher zu bewerten, wenn man berücksichtigt, dass die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft abnahm- und zwar um zwei Drittel im Vergleich zu 1952, der Zeit vor Beginn der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft.

Die Leistungssteigerung wurde durch eine höhere Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft erzielt. Viele Werktätige (arbeitende Menschen P.R.) wurden dadurch für die Arbeit in anderen wichtigen Volkswirtschaftszweigen frei.

Tag für Tag wurden zur Versorgung der Bevölkerung der DDR rund 230 000 dt Milch, 13 Millionen Eier und 65 000 dt Fleisch benötigt. Würde man diese Fleischmenge auf lebende und hintereinander aufgestellte Schweine beziehen, ergäbe das eine 100 Kilometer lange Reihe – tagtäglich!

Der Boden ist das wichtigste Produktionsmittel der Landwirtschaft. Er ist nicht vermehrbar. Somit kann der Anbau von Getreide, Kartoffeln oder Futterkulturen, zugleich auch Grundlage für die tierische Produktion, nicht beliebig ausgedehnt werden. Wenn wir beispielsweise mehr Getreide oder mehr Kartoffeln benötigen, müssen wir das hauptsächlich über Erträge erreichen.

In der DDR standen je Einwohner/innen nicht mehr also 0,37 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche für die Produktion von Nahrungsgütern und Futtermitteln zur Verfügung. Das ist eine Fläche von nur 50 mal 70 Metern, die Hälfte eines Fußballfeldes.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Deshalb kam es darauf an, jeden Quadratmeter landwirtschaftlichen Bodens, auch in den Gärten, so gut wie möglich zu nutzen und stets die höchstmöglichen Erträge zu erzielen.

Die wachsenden Aufgaben in der Landwirtschaft der DDR waren nur zu erfüllen, wenn mit allen vorhandenen Produktionsmitteln pfleglich umgegangen wurde, wenn alle Reserven genutzt wurden. Sehr wichtig war es, überall wissenschaftliche Erkenntnisse anzuwenden und die Landtechnik so vorteilhaft wie möglich einzusetzen, zu pflegen und zu warten. Die zahlreichen Traktoren, Mähdrescher, Kartoffel- und Rübenkombines erforderten nicht nur während der Ernte Umsicht bei der Arbeit mit ihnen, sondern das ganze Jahr über Ordnung, Sauberkeit und Pflege.

Vorbereitung des Bodens zur Frühjahrsbestellung
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987
Wer heute in unserer Landwirtschaft einen leistungsfähigen Traktor fährt, muss auch alle zur Produktion von Getreide, Hackfrüchten und Futter erforderlichen Arbeiten mit Großmaschinen ausführen können.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft der DDR wurde immer mehr von der Anwendung neuer Technologien beeinflusst. (damaliger Stand P.R.) Dazu zählen vor allem Mikroelektronik, moderne Rechentechnik und Biotechnologie. Mit der Mikroelektronik wird die Steuerung der Landtechnik verbessert, durch die Nutzung moderner Rechentechnik wird erreicht, dass die Pflanzen und Tiere stets die genau erforderliche Nährstoffmenge erhalten. Biotechnologische Verfahren helfen, hochleistungsfähige Pflanzen und Tiere schneller zu vermehren, die Futterversorgung zu verbessern, Abfälle zu verwerten und neue Produkte zu erzeugen.

Gebildete Bauern

Die wachsenden Aufgaben der sozialistischen Landwirtschaft konnten nur von qualifizierten Bauern erfüllt werden. Neben gründlichen Kenntnissen über den Boden und die Pflanzen und Tiere verlangte die Bedienung und Wartung der umfangreichen Technik, der modernen Maschinen und Geräte in der Feld- und Viehwirtschaft, die Arbeit in der auf damaligem Stand entwickelten Landwirtschaft überhaupt von den Genossenschaftsbauern und Arbeitern in der Landwirtschaft umfassende Bildung und hohe Fähigkeiten. Mitte der 1980er Jahre verfügten 90,5 Prozent aller in der sozialistischen Landwirtschaft tätigen Genossenschaftsbauern und Arbeiter über eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Viele Genossenschaftsbauern, die in der Pflanzenproduktion tätig waren, hatten sich zu Agrotechnikern/Mechanisatoren qualifiziert. Sie waren in der Lage, alle damaligen Landmaschinen zu bedienen, die zu pflegen, zu warten und auch zu reparieren.

Die Tierproduktion erforderte ebenfalls hohes Fachwissen der Bauern, um erfolgreiche Aufzucht und Mast betreiben sowie die Technik in den Ställen gut bedienen und vorschriftsmäßig warten zu können.

Die Arbeit in den Ställen erfordert von den Genossenschaftsbauern gute Kenntnisse über die Tiere und das Beherrschen verschiedener Arbeitsgebiete und der einzusetzenden Technik.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Früher musste jede Kuh mühsam mit den Händen gemolken werden. Heute werden Kühe mit Melkmaschinen gemolken. Auch zur Zeit der DDR wurden die Kühe in vielen Ställen und auf den Weiden mit Melkmaschinen gemolken.

Für das Füttern und für das Entmisten standen zunehmend Stallarbeitsmaschinen zur Verfügung. Die Fütterung selbst verlangte von den Bauern umfassende Kenntnisse über den Energiegehalt des Futters, damit sie die Futterrationen entsprechend der Haltung der Tiere genau berechnen konnten. Schon damals wurden hierfür zunehmend Computer eingesetzt.

Teil der Schweinemastanlage Langenwitzendorf, Bezirk Gera. In jedem Stallteil sind 1250 Tiere untergebracht. Sie werden von nur zwei bis drei Genossenschaftsbauern betreut.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

(Damals galt die Massentierhaltung als Fortschritt. Heute steht sie in der Kritik. Mit einem Bilderbuchbauernhof kriegt man kein Volk satt. Es muss die Balance gefunden werden zwischen dem Tierwohl und der Massenproduktion. P.R.)

Die Jugend spielte in der sozialistischen Landwirtschaft der DDR eine wichtige Rolle. Jugendliche bedienten an der Seiter älterer LPG-Bauern teure Landmaschinen und betreuten wertvolle Tierbestände. Auch in den LPG und VEG arbeiteten zahlreiche Jugendbrigaden.

Die Jugendlichen hatten in der sozialistischen Landwirtschaft die Möglichkeit, entsprechend ihren beruflichen Neigungen zu arbeiten.

In den Dörfern wurde alles getan, um die Arbeits- und Lebensbedingungen weiter zu verbessern und ein interessantes kulturelles und sportliches Leben zu entwickeln.

Im Mittelpunkt der Anstrengungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Lande stand der Wohnungsbau, die Modernisierung und der Um- und Ausbau von Wohnungen.

Bei der Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft der DDR unterstützte die Sowjetunion von Anfang an, unter anderem durch die Lieferung leistungsfähiger Landmaschinen. So kamen beispielsweise die ersten Mähdrescher S 4, mit denen die Bauern das Getreide schnell und verlustarm ernten konnten, aus der Sowjetunion. Das war seinerzeit eine große Sensation in den Dörfern, und oft standen viele interessierte Bauern am Feldrand. Denn bis dahin waren für die Getreideernte mehrere Arbeitsgänge nötig, verbunden mit viel schwerer Handarbeit.

Später stellte die DDR selbst leistungsfähige Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Maschinen und Geräte her, die sich auf den Feldern der DDR, in den sozialistischen Bruderländern und auch in anderen Ländern bewährten.

Im VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt (Sachsen) wird moderne Landtechnik für unsere Republik und für den Export in sozialistische und kapitalistische Länder produziert. Unser Bild zeigt den Ausstellungsgegenstand des Fortschritt-Kombinats auf der Leipziger Messe.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Seinerzeit kam es darauf an, dass die Industrie für die Landwirtschaft planmäßig neue Landtechnik entwickelte und bereitstellte. Außerdem musste sie genügend Ersatzteile produzieren und lagern, damit alle vorhandenen Landmaschinen und Anlagen stets einsatzfähig waren.

Die Zusammenarbeit der sozialistischen Länder diente auch der Stärkung der Landwirtschaft der DDR. Das reichte von entwickelter Landtechnik sowie Pflanzenschutzmitteln bis zur Zusammenarbeit in der Züchtung. So gehörten z.B. gemeinsam mit der UdSSR, der VR Polen, der CSSR und der VR Bulgarien gezüchtete Pflanzensorten mit zu den ertragreichsten in der Landwirtschaft der DDR.

Im Institut für Getreideforschung Bernburg-Hadmersleben wurde unter anderem die neue Winterweizensorte „Arkos“ gezüchtet, die hohe Erträge bringt und weitere gute Eigenschaften aufweist.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Der Weg zur Klasse der Genossenschaftsbauern

Bereits unmittelbar nach der demokratischen Bodenreform entstanden erste Formen der gegenseitigen Hilfe und der Gemeinschaftsarbeit zwischen den werktätigen Einzelbauern. Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB), die schon 1946 als demokratische Massenorganisation der werktätigen Bauern und Gärtner gegründet wurde, organisierte die Gespannhilfe, Bestell-, Ernte- und Druschgemeinschaften und den Viehaustausch, Die Bauern aus den Südbezirken Sachsens und Thüringens, wo die Viehbestände nicht so sehr unter den Einwirkungen des Krieges gelitten hatten, stellten ihren Berufskollegen im Norden Jungvieh, Kühe und Ochsen zur Verfügung. Kühe und Ochsen dienten gleichzeitig oft als Zugkräfte, weil es zu wenig Pferde und so gut wie keine Traktoren gab. Die VdgB hatte die Aufgabe, die Landwirtschaftsbetriebe mit Produktionsmitteln zu versorgen. Später leistete sie aktive Mitarbeit bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft.

VdgB-Logo
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Schon damals keimte unter den Bauern, bewirkt durch die gegenseitige Hilfe, ein neues Gemeinschaftsgefühl, das später wesentlich zu ihrem genossenschaftlichen Zusammenschluss beitrug.

In aufopferungsvoller Arbeit beseitigten die Bauern in kurzer Zeit, stets von der Arbeiterklasse unterstützt, die Kriegsschäden und steigerten beständig die landwirtschaftliche Produktion.

Ab Frühjahr 1949 erfolgte auf Initiative der SED der Aufbau staatlicher Maschinenausleihstationen (MAS). Die Landmaschinen, die die Arbeiter für die Landwirtschaft produzierten, kamen in die MAS, sie blieben staatliches Eigentum. Die Arbeiter der MAS bestellten mit diesen Maschinen und Traktoren die Felder der Bauern gegen geringe Gebühren.

Auch die ersten 1 000 Traktoren und 540 Lastkraftwagen, welche die Sowjetunion schon 1949 lieferte, erhielten die MAS. Mit Beginn der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft wurden die MAS zu Maschinen-Traktoren-Stationen (MTS) umgebildet.

Die meisten Geräte und Landmaschinen der neugegründeten MAS waren veraltet und reparaturbedürftig. Es mangelte an allem: ES gab kaum Fachkräfte. Damals haben die Arbeiter und Bauern gelernt, mit wenig Material zu produzieren und die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten zu sichern. Die Werktätigen mussten damals viele Schwierigkeiten meistern. Ein Beispiel dafür ist der Folgende Bericht des Genossen Hentzschel.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Der Auftrag für den Genossen Hentzschel

„Im September 1949 erhielt ich von der Partei den Auftrag, im Bereich Leisnig-Polkenberg, Kreis Döbeln, eine MAS aufzubauen.                                                                                                                             Buchstäblich aus dem Nichts haben wir begonnen. Sieben veraltete, fast schrottreife Traktoren, ein paar alte Druschkästen, einige verrostete Anhängegräte wie Eggen, Düngerstreuer, Drillmaschinen, die ich für die MAS sicherstellte, waren der Grundstock unseres Maschinenparks! Die MAS bauten wir dort auf, wo früher die Ziegelei stand. Wir rissen den alten Ringofen und den Trockenschuppen ein und gewannen so das damals kostbare Baumaterial.                                                                                                                         An vielen Wochenenden halfen uns jeweils bis zu 100 FDJ-Mitglieder aus Leisniger Betrieben.               Das war eine große Hilfe der Arbeiterklasse für uns.                                                                                       Wir holten uns weiteres Baumaterial aus den zerbombten Städten herbei. Manches Handwerkszeug, z.B. die Einrichtungen für das Schmiedefeuer, haben unsere Arbeiter aus altem Abbruchmaterial in fleißiger Arbeit damals selbst angefertigt. So entstanden neben der Reparaturwerkstatt für die Maschinen auch eine Stellmacherei, eine Schlosserei und andere Werkstätten, ohne die eine MAS natürlich nicht auskam.         Ende 1950 begannen wir dann auch mit dem Bau eines Kulturhauses in einer MAS des Kreises: Kultur aufs Land! Lautete damals die Losung unserer Partei.“

Von der Einzelbauernwirtschaft zur LPG

Schon sechs Jahre nach Kriegsende erreichten die werktätigen Bauern mit Hilfe der Arbeiterklasse die Vorkriegsergebnisse auf den Feldern und in den Ställen. Für die weitere Leistungssteigerung in der Landwirtschaft wurde die Wirtschaftsweise der Einzelbauern zum Hemmnis. Wie sollte in Einzelbauer die immer moderner werdenden Landmaschinen, Traktoren usw., die die Arbeiter in der Industrie produzierten, aus seinen kleinen Ackerflächen rationell einsetzen? Wie sollte er seine Arbeit im Stall mechanisieren, zum Beispiel für wenige Kühe Melkanlagen nutzen?

Der Einzelbauer musste vom frühen Morgen bis in den späten Abend hart arbeiten. Für ihn gab es keinen Urlaub, keine Reise, keine Theaterbesuche. Er fand kaum Zeit zum Lesen. Das war sein Leben.

Die fortschrittlichen Einzelbauern erkannten, dass sie ihre Arbeits- und Lebensbedingungen nur verbessern konnten, wenn sie gemeinsam ihre bisherige Arbeitsweise und ihr Leben auf dem Dorf grundlegend veränderten. Es war notwendig, die zersplitterte und rückständige Einzelbauernwirtschaft zu überwinden und sozialistische Produktionsgenossenschaften zu schaffen.

Dies war auch für die gesamte Entwicklung in der DDR erforderlich, denn Anfang der 1950er Jahre entwickelte sich bereits eine leistungsfähige sozialistische Industrie. Aber eine moderne Industrie und eine altväterliche Landwirtschaft vertragen sich nicht miteinander, es hätte sich nachteilig für die gesamte Gesellschaft ausgewirkt.

Ab 1952 wurde in der DDR eine sozialistische Landwirtschaft geschaffen, wurden landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) gegründet. Dadurch entstand in der Landwirtschaft der DDR genossenschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln.

Die SED führte die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft in der DDR zielstrebig. Das Jahr 1960 war der Höhepunkt in der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Im Frühjahr 1960 hatten sich alle Bauern der DDR in Genossenschaften zusammengeschlossen.

Die Propaganda in der alten BRD und erst recht in der heutigen Zeit, behauptet, dass es in der DDR die Zwangskollektivierung gab. Nun ja, die heutige Generation soll ja nicht von dem Fleiß und der Beharrlichkeit in den ersten Jahren der DDR erfahren. P.R.)

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Die Vorteile der LPG gegenüber der Einzelbauernwirtschaft

  • Arbeitsteilung entsprechend den Fähigkeiten der Bauern unter Berücksichtigung ihrer Interessen.
  • Maschinen können in größeren sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben rationell eingesetzt werden. Arbeits- und Lebensbedingungen im Dorf verbesserten sich.
  • Größere Felder und Ställe, dadurch rationellere Arbeit, niedrigere Produktionskosten je Erzeugniseinheit.
  • Hoher Qualifizierungstand, dadurch breite und schnelle Anwendung der modernen Wissenschaft und Technik.
  • Sozialistisches Denken und Verhalten entwickeln sich. Wachsende geistige, soziale und kulturelle Bedürfnisse werden immer besser befriedigt.

Die Arbeiter der MTS und VEG unterstützten mit ihren Maschinen und Traktoren, mit Saat- und Pflanzgut sowie mit Zucht- und Nutzvieh. Sie halfen den Bauern, die genossenschaftliche Arbeit zu organisieren. Die MTS und VEG waren die Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande. Sie förderten das politische und kulturelle Leben in den Dörfern, schufen zum Beispiel Kulturhäuser. In die MTS kamen immer mehr ausgebildete Fachleute, zum Beispiel Agronomen und Zootechniker. Sie vermittelten den Genossenschaftsbauern neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, halfen ihnen, die LPG zu leiten und die Erträge in der Feld- und Viehwirtschaft rasch zu steigern.

Tag der Bereitschaft in einer MAS zur Vorbereitung der Ernte 1951
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Viele klassenbewusste Industriearbeiter, vor allem Genossen der SED, gingen in den 1950er und 1960er Jahren in die neugebildeten LPGs, um ihnen zu helfen, die Anfangsschwierigkeiten zu überwinden.

Die neue Klasse der Genossenschaftsbauern

Die genossenschaftliche Arbeit verlangte von den ehemaligen Einzelbauern eine völlig neue Arbeitsweise und ein Denken für die Genossenschaft. Als Einzelbauer hatte jeder für sich allein gewirtschaftet, nur mit seinen eigenen Sorgen zu tun gehabt, nur an sich und seine Einzelwirtschaft denken müssen. Nun verlangte die Arbeit in der Genossenschaft von ihm gemeinschaftliches Handeln und Denken. Die LPG machte einen Bauern jetzt zum Beispiel für einen Stall mit 100 und mehr Kühen verantwortlich. Vorher hatte dieser Bauer vielleicht nur fünf eigene Kühe zu versorgen.

Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft war den schärfsten Angriffen der Feinde ausgesetzt. Sie organisierten Brandstiftungen. Sie erpressten Bauern, nicht der LPG beizutreten. Oder sie versuchten, die Bauern von guter genossenschaftlicher Arbeit abzuhalten. Sie prophezeiten der DDR-Landwirtschaft „magere Jahre“. Doch alle Einschüchterungsversuche scheiterten.

Nachdem 1960 alle Bauern den Genossenschaften beigetreten waren, mussten die jungen LPGs gefestigt und weiterentwickelt werden. Nun bewirtschafteten die LPGs den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) der DDR.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Durch den Zusammenschluss der Bauern zu Produktionsgenossenschaften wurde auf dem Lande sozialistisches, genossenschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln geschaffen. Dadurch entstand eine neue Klasse, die Klasse der Genossenschaftsbauern.

Das sozialistische Dorf zu späteren DDR-Zeiten

Das sozialistische Dorf zu späteren DDR-Zeiten zeichnete sich durch eine hohe landwirtschaftliche Produktion und durch gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die Bewohnerinnen und Bewohner aus. Beides setzte voraus, dass die vorhandenen Produktionsmittel, vor allem der Boden, ordentlich genutzt wurden.

Die wichtigsten Methoden zur Steigerung der Produktion in der Landwirtschaft war die Aus- und Weiterbildung der Werktätigen, die Mechanisierung (siehe entsprechende Tabellen weiter oben), das Düngen und der Pflanzenschutz (Chemisierung) (Das steht heute in der Kritik, weil durch das Gift eher den Menschen, als den Schädlingen geschadet wird. Damals dachte man nicht darüber nach. P.R.), die Be- oder Entwässerung (Melioration), die Züchtung leistungsfähiger Pflanzensorten und Tierrassen sowie die Lagerung und Konservierung der landwirtschaftlichen Produkte.

Das Düngen und den Pflanzenschutz übernahmen zum großen Teil agrochemische Zentren, die dazu spezielle Technik besaßen und im Auftrag der jeweiligen LPG arbeiteten. Dabei galt es, dass die Dünge- und Pflanzenschutzmittel so einzusetzen, dass ein möglichst hoher Ertrag erzielt wurde. Das verbilligt die Produktion und entlastet zugleich die Umwelt von Schadstoffen. (Na, dann hatte man ja doch damals darüber nachgedacht. P.R.)

Alle Mühe brachten jedoch nicht den erwarteten Erfolg, wenn die Kulturen unter Wassermangel oder unter zu viel Nässe leiden. Auf vielen Böden war deshalb die Be- und Entwässerung für den Ertrag sehr wichtig. Bis 1985 konnten 1,1 Millionen Hektar, das sind 18 Prozent der Nutzfläche, bewässert werden, und rund 2,2 Millionen Hektar, etwa 35 Prozent der Nutzfläche, waren bis dahin entwässert.

Beregnungsanlage der LPG Pflanzenproduktion Golzow im Oderbruch
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Der Gemüseanbau erfolgte bereits zu 80 Prozent auf Flächen, die bewässert werden konnten.

Gurkenernte in der LPG Groß Beuchow, Bezirk Cottbus
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Die verschiedenen Methoden zur Steigerung der Produktion in der Landwirtschaft mussten gut aufeinander abgestimmt sein, damit sie voll wirksam werden konnten. Dazu gehörte auch, dass planmäßig Pflanzensorten und Tierrassen gezüchtet wurden, die hohe Erträge brachten und beste Leistungen aufwiesen.

Auf dem Freigelände der agra werden den Besuchern die züchterischen Fortschritte in der Rinder-, Schweine- und Wollproduktion vorgeführt
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Entscheidend aber blieb bei allem, den Boden stets so zu bearbeiten und zu düngen, vor allem auch mit organischen Substanzen (beispielsweise Stalldung), dass seine Fruchtbarkeit ständig erhöht wurde. Die alles war auch deshalb nötig, weil in der landwirtschaftlichen Produktion bestimmte Besonderheiten zu berücksichtigen waren.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Besonderheiten in der landwirtschaftlichen Produktion

  1. Der Boden, das Hauptproduktionsmittel der Landwirtschaft, ist nicht vermehrbar. Man kann ihn also nicht ausdehnen.
  2. Die landwirtschaftliche Produktion hat mit lebenden Organismen zu tun.
  3. Die landwirtschaftliche Produktion ist stark witterungsabhängig und saisonbedingt.

Die dritte Besonderheit hatte zur Folge, dass ein hoher Bestand an Landtechnik vorhanden sein musste. Denn in einer relativ kurzen Zeitspanne wie in der Ernte musste eine sehr hohe Leistung erzielt werden. Danach standen die Maschinen dann zum Teil das ganze Jahr über still. Es ist leider noch keine Maschine erfunden worden, mit der man Getreide ernten, Kartoffeln pflanzen und Dung streuen könnte. (Vielleicht kommt das noch. P.R.)

Die agrochemischen Zentren, die Meliorationsgenossenschaften, die besonders die Be- und Entwässerung betrieben, und die Kreisbetriebe für Landtechnik, die die Landmaschinen instand hielten und reparierten, waren enge Partner der LPGs. Sie arbeiteten kameradschaftlich zusammen.

Kooperation in der Landwirtschaft

Damit die LPGs die Produktion steigern konnten, trafen sie mit anderen LPGs, mit volkseigenen Gütern und anderen Betrieben Vereinbarungen zur Zusammenarbeit (Kooperation). Solche Kooperationsvereinbarungen dienten der Erhöhung der Produktion, der Steigerung der Effektivität und auch der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Sie trugen dazu bei, noch bestehende Unterschiede in den Leistungen der LPGs zu überwinden. Die einzelne LPG blieb aber selbstständig.

Genossenschaftsbauern entschieden gemeinsam

Wichtige Entscheidungen in der LPG musste die Mitgliederversammlung der Genossenschaft treffen. Sie wählte den Vorstand und den Vorsitzenden den LPG und bestätigten die Brigadeleiter. Sie beschlossen auch über die Aufnahme oder das Ausscheiden von Mitgliedern und bestätigte den Finanzplan der LPG. Sie entschied ferner darüber, wie die Einkünfte der Genossenschaft verwendet wurden. Die Mitgliederversammlung wählte ebenfalls verschiedene Kommissionen, in denen oft mehr als die Hälfte aller Genossenschaftsmitglieder unmittelbar an der Leitung ihrer LPG beteiligt waren.

Meliorationsarbeiter des VEB Meleorationskombinat Neubrandenburg halten den Zuflauss für die Karpfen- und Forellenbecken in Boek, Kreis Neustrelitz, instand.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987
Getreidesilos in Golzow
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Im sozialistischen Dorf hatten sich durch den Fleiß der Genossenschaftsbauern und die Hilfe der Arbeiterklasse die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern wesentlich verbessert. Die Arbeitszeit war regelt. Urlaub, Weiterbildung, Kultur und Sport waren damals Wirklichkeit in den Dörfern.

Die Produktion unter freiem Himmel und mit lebenden Organismen brachte Besonderheiten mit sich. Diesen besonderen Bedingungen der Pflanzen- und Tierproduktion musste auch der Arbeitstag und der Arbeitsrhythmus der Bauern angepasst sein.

Ein Beispiel für das damals neue Leben auf dem Lande war Golzow, ein Dorf im Oderbruch. Golzow hatte ein stattliches Kulturhaus, in dem regelmäßig Tanzabende stattfanden. Es gab Jugend- und Schülerkonzerte sowie Rentnerveranstaltungen. Fast wöchentlich war Disco, Die LPG-Blaskapelle und der Chor der Oberschule waren weit über Golzow hinaus bekannt und beliebt.

Die Blaskapelle der LPG Pflanzenproduktion Golzow vor der Paul-Papke-Oberschule
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Wer sich sportlich betätigen wollte, konnte dies in der BSG tun, die über hundert Mitglieder zählte. Es gab mehrere Fußballmannschaften sowie die Sektionen Tischtennis, Gymnastik, Boxen und Angeln.

Traditionelles Anglerfest der Sektion Angelsport der BSG Golzow
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Nur Schwielen im harten Sattel konnte man sich hier nicht holen wie in 850 anderen Dörfern, wo es auch Reitsportsektionen gab, in denen mehr als 35 000 junge Leute diese beliebte Sportart betrieben.

In Golzow gab es ferner eine Gemeindebibliothek, eine modern eingerichtete Schule sowie eine Arztpraxis.

Schließlich wurden in Golzow die alten Bauernhäuser modernisiert und weit über 100 neue Wohnungen errichtet. Darüber hinaus entstanden zahlreiche schmucke Eigenheime, an die sich kleine Hausgärten anschlossen, in denen Obst und Gemüse gediehen.

Alle Genossenschaftsmitglieder hatten Anspruch auf 0,25 Hektar Land, das sie persönlich nutzen konnten. Sie konnten es auch von der LPG bewirtschaften lassen und erhielten auf Wunsch Getreiden, Kartoffeln oder Futterrüben. Mit diesen Naturalien fütterten sie ihr Vieh; denn die meisten Bauern hatten in ihren Ställen Hühner, Enten, Gänse und Kaninchen; viele hatten auch Schafe, oder sie mästeten ein paar Schweine oder gar Rinder. So konnten auch im Haushalt und im Garten anfallende Abfälle als Viehfutter nützlich verwertet werden. Damit hatten die Genossenschaftsbauern die Möglichkeit, in ihren persönlichen Hauswirtschaften pflanzliche und tierische Produkte zu erzeugen, die sie gut verkaufen konnten.

Wohnhaus eines Werktätigen in Golzow
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Es ließ sich damals im sozialistischen Dorf gut leben. Die Arbeits- und Lebensbedingungen hatten sich gründlich gewandelt, auch wenn noch viel zu tun bleib. In den Jahrzehnten der DDR hatten sich die Dörfer ungleich mehr verändert als zuvor in Jahrhunderten. Die Menschen hatten damals guten Grund, stolz darauf zu sein.

(Damals sagten die Städter in der DDR, dass es den Bauern gut ginge. Die konterrevolutionären Umtriebe kamen aus den Städten her, nicht vom Lande. Heute herrscht auf dem Lande in den neuen Bundesländern vielfach Ödnis. Eine Arztpraxis z.B. sucht man da heute vergebens. Die Leute müssen weit fahren, wenn sie zum Arzt, zur Ärztin müssen. P.R.)

Siehe auch Schwesterblog „Erich Mielke Power Point-Vorträge“ zum Thema Landwirtschaft

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR