Arbeitsaufträge 1

Brief der Kirchen an Erich Honecker

Aufgabe 1

Erarbeiten Sie anhand des Briefs an den DDR-Staatschef, welche Veränderungen die Kirchenleitung in der DDR wünschte. Geben Sie die Forderungen mit eignen Worten wieder.

Aufgabe 2

Erörtern Sie, warum die Kirchenoberen ihre Anhänger zum Dableiben aufriefen.

Aufgabe 3

Ermitteln Sie mithilfe des Abkürzungsverzeichnisses die Aufgaben und Befugnisse einer Bezirkseinsatzleitung in der DDR. Diskutieren Sie anhand Ihrer Erkenntnisse, mit welcher drastischen Maßnahme die alte SED-Führung um Honecker im Oktober 1989 die friedliche Revolution verhindern wollte.

Antwort zu Aufgabe 1

Das ist weitgehend in der Bearbeitung und den Nachbemerkungen zu diesem Dokument erledigt.

Hier nochmal die Forderungen:

  • offene und wirklichkeitsnahe Diskussionen über die allgemeine Unzufriedenheit in der DDR
  • kritische Einwände von Bürgerinnen und Bürgern der DDR zu berücksichtigen und zum Wohle aller in erkennbaren Veränderungen wirksam werden zu lassen
  • Änderung der Medienpolitik
  • besserer Umgang der Behörden mit den Bürgerinnen und Bürgern Reisemöglichkeiten in alle Länder
  • ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die in ein anderes Land übergesiedelt sind die Rückkehr zu ermöglichen.  (Zu dieser Thematik siehe Schwesterblog „Aufnahmeheim Röntgental“. P.R.)

    Die aufgelisteten Forderungen klingen vernünftig, denn es geht da tatsächlich um Defizite in der DDR.

Antwort zu Aufgabe 2

Werner Leich hatte als Vertreter der Evangelischen Kirchen in der DDR an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger der DDR appelliert.

Er warnte vor der Illusion vom besseren Leben in der BRD. Außerdem zeigte er auf, welche Lücken der Weggang von vielen Bürgerinnen und Bürgern gerissen hatte. So z.B. im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft.

Werner Leich appellierte an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen nicht nur für sein eigenes Leben, sondern für das Leben der Gemeinschaft.

Um den Frieden zu wahren und des geordneten Miteinanders von verschiedenen Staaten, hatte er die Botschaftsbesetzungen und die Massenflucht über Ungarn nicht gutgeheißen.

Er appellierte in der heimatlichen Gemeinschaft zu bleiben und die DDR nicht zu verlassen und erklärte außerdem, dass alle an ihrem Platz wichtig sind.

Werner Leich hatte geschrieben, dass die Kirche ihre Aufgabe darin sieht, in der Gesellschaft der DDR zu wirken und hatte die Menschen gelobt, die keinen Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR (Ausreisantrag) mehr stellen wollten.

Er hatte auch geschrieben, dass die Mitarbeit aller gefragt ist, unter den Defiziten der DDR leiden und Veränderungen anstreben. (Na ja, das ist „Wischi-Waschi“. Ging es um die Hilfe von Ungerechtigkeit Betroffenen oder um Konterrevolution? Außerdem hielt sich die Kirche ein „Hintertürchen“ offen, um flexibel reagieren zu können, egal was kommt.)

Siehe Bearbeitung des Dokuments

Aufruf der Konferenz der evangelischen Kirchen vom 08. September 1989

Antwort zu Aufgabe 3

Entnommen aus dem Abkürzungsverzeichnis der Broschüre, wie in der Aufgabe vorgegeben.

„Oberstes Führungsorgan im Bezirk zur Leitung der Verteidigungsmaßnahmen im Kriegsfall und in Krisensituationen. Der BEL gehörten u.a. die Chefs von Staatssicherheit, Polizei und Militär im Bezirk an. Vorsitzender war der Chef der SED-Bezirksleitung. Die BEL unterstand dem vom SED-Generalsekretär geführten Nationalen Verteidigungsrat, der die Mobilmachung anordnen und den Ausnahmezustand verhängen konnte.“

Was gibt es da zu diskutieren? Jeder Staat trifft Maßnahmen in Kriegs- und Krisensituationen. Wir kennen das ja noch aus der Corona-Zeit. Heute wissen wir, dass die Maßnahmen überzogen waren. Doch da findet keine Aufarbeitung statt. Wenn es echte Krisen oder gar Kriegssituationen gibt, hat jeder Staat entsprechende Maßnahmen in der Reserve. In der DDR war das natürlich auch angedacht. Doch letztendlich war die Staatsmacht nicht in der Lage diese durchzusetzen. Erich Honecker war durch seine Krankheit zu lange handlungsunfähig. Als er wieder handlungsfähig war, war die Konterrevolution bereits zu weit fortgeschritten und er musste zurücktreten.

Aufgaben entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Arbeitsaufträge 2

Vergleich Montagsdemo Halle Geheimdienst – und Polizeibericht sowie des MfS Dresden

 

  1. Vergleichen Sie Inhalt und Stil der Dokumente 4 und 5 (Fernschreiben des MfS Dresden nach Berlin und der Bericht des MfS Halle an die SED-Kreisleitung) Fassen Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zusammen. Versuchen Sie Erklärungen für die Unterschiede zu finden. Besprechen Sie die Ergebnisse in der Gruppe.

 

  1. Die Dokumente 5 und 6, sind der Geheimdienstbericht (des MfS) und der Polizeibericht. Es sind verschiedene Berichte zu ein und demselben Ereignis. Arbeiten Sie durch Vergleiche heraus, welche Eindrücke der Verfasser von Dokument 5 (Bericht an die SED) beim Leser erwecken wollte.

 

  1. Charakterisieren Sie die in den Berichten Dok.5 und 6, also dem Polizeibericht und dem Geheimdienstbericht, geschilderten Verhaltensweisen der kirchlichen Amtsträger während der Ereignisse am 09.Oktober 1989 in Halle. Erörtern Sie die Gründe für das Verhalten. Beachten Sie dabei, wer die Berichte verfasst hatte.

 

 

  1. Auch in Demokratien, wie der Bundesrepublik Deutschland, kann es vorkommen, dass Polizeikräfte gewaltsam gegen Demonstranten vorgehen. Diskutieren Sie in der Gruppe, worin Sie Unterschiede zum Vorgehen der DDR-Sicherheitskräfte sehen.

 

 

Dokument 4

Dokument 5

Dokument 6

Diese Aufgaben sind knifflig. Es geht einmal um den Polizeibericht und den Geheimdienstbericht zur Montagsdemo am 10.10.1989 in Halle. Das soll verglichen werden. Dann kommt noch der Geheimdienstbericht von Dresden ins Spiel, der auch verglichen werden muss.

In den Beiträgen habe ich mich mehr auf den Geheimdienstbericht konzentriert, was Halle angeht, da es sich um einunddasselbe Ereignis handelt. Erst bei der Lösung der Aufgaben sind mir die Unterschiede bewusst geworden. Der Geheimdienstbericht von Dresden war MfS-intern. Der Geheimdienstbericht von Halle ging an die SED-Kreisleitung und war subjektiv abgefasst.

Den Geheimdienstbericht von Dresden habe ich extra abgefasst, da es sich um ein anderes Ereignis handelt. Da dieser Bericht MfS-intern war, wurde dieser nüchtern-sachlich abgefasst.

Petra Reichel

Antwort zu Aufgabe 1

Das Schreiben des MfS-Dresden (Dokument 4) ist nüchtern-sachlich abgefasst. Die Kirchen, wo die Veranstaltungen stattfanden, wurden genannt und die Forderungen von Demonstranten aufgelistet. In Dresden gab es laut diesem Bericht keine „feindlich-negative“ oder „provozierende Vorkommnisse“. Es war ein MfS internes Schreiben. Man konnte dabei nüchtern-sachlich bleiben.

Das Schreiben der MfS-Kreisdienststelle Halle an die SED-Kreisleitung (Dokument 5) enthält die Meinung des Verfassers.  Es wird von internen Quellen berichtet, die vor Störungshandlungen warnen. Es wird über einen Sicherungseinsatz in Zusammenarbeit mit der Volkspolizei und den Kampfgruppen der Arbeiterklasse berichtet. Der Hauptfokus wird auf „feindlich-negative Kräfte“ und „dekadenter Jugendlicher“ gerichtet. Das werden die Demonstranten mit dem Inhalt ihrer Transparente genannt. Die mitwirkenden Pfarrer werden genannt. Die rebellischen Jugendlichen waren aber eine Nebenhandlung, die das Ereignis ausnutzten. Das MfS sah es aber anders.

Es wird eine Mitarbeiterin der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (eine Handelskette in der DDR) genannt, die neben anderen Personen vorläufig festgenommen wurde, im DDR-Amtsdeutsch „zugeführt“ wurde.

Die Amtspersonen der Kirche machten laut diesem Bericht erst verspätet ihren Einfluss geltend, dass die Versammlung ordnungsgemäß aufgelöst wurde. Im Bericht werden Amtspersonen der Kirche beschuldigt die rebellischen Jugendlichen zu ihren Aktionen ermuntert zu haben.

Laut Bericht wurde durch das konsequente Handeln der Sicherungskräfte die beabsichtigte Konfrontation unterbunden.

Antwort auf Aufgabe 2

Welchen Eindruck wollte der Verfasser des Schreibens der Kreisdienststelle des MfS (Bericht an die SED-Kreisleitung) (Dokument 5) beim Leser erwecken? Der Verfasser war ein Oberstleutnant Thomas. Ob er noch lebt?  Leider besteht nicht die Möglichkeit ihn selbst zu fragen, was ja der Fairness dienen würde. So äußere ich meine, in der Aufgabe geforderte, Meinung.

Der Fokus wurde auf die rebellischen Jugendlichen gerichtet. Allerdings nutzten diese nur die Veranstaltung um zu provozieren und über die Stränge zu schlagen. Ihre Aktion war ein Nebenereignis. Das Beschuldigen der kirchlichen Amtspersonen für zu spätes Eingreifen wäre nicht nötig gewesen. Dass es mehrheitlich unbescholtene Bürgerinnen und Bürger waren, welche die Veranstaltung in der Kirche besuchten, war das Hauptereignis. Das ist in diesem Schreiben untergegangen.

Der Verfasser wollte vermutlich vor der SED-Kreisleitung das Ereignis verharmlosen und „gut dastehen“. Von unzufriedenen Bürgerinnen und Bürgern sollte die SED-Kreisleitung keine Kenntnis erhalten. Warum auch immer. Im Schlusssatz wurde vermittelt: „Wir haben die Lage im Griff.“

Die Festnahme der Mitarbeiterin der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren ist in diesem Schreiben herausgestellt worden. Warum war diese Person so wichtig, dass man dies der SED-Kreisleitung mitteilen musste? War sie SED-Mitglied? Wenn ja, wurde sie als einzelne Person hingestellt, die sich parteischädigend verhalten hatte.  Nur sie war dann von Disziplinarmaßnahmen betroffen. So machte man es sich einfach. Es ist die Frage, ob sie ins Gegnerlager übergelaufen ist oder sich nur ihrer Unzufriedenheit Luft machen wollte und es dabei übertrieben hatte. Doch man machte sich wohl nicht die Mühe das herauszufinden. Es war einfacher Disziplinarmaßnahmen zu verhängen. Das machte diese Frau noch unzufriedener und ließ sie tatsächlich ins Gegnerlager überlaufen.

In Halle wurde die Aktion der rebellischen Jugendlichen aufgebauscht. In Dresden wird wohl ähnliches als Nebenhandlungen passiert sein, aber das wurde nicht wichtig genommen. Da wurde der Bericht an das MfS in Berlin nüchtern-sachlich abgefasst.

Der Polizeibericht über den Sicherungseinsatz vom 09.10.1989, von 16:30 bis 22:00 Uhr ist nüchtern sachlich abgefasst.

Gegnerische Personen werden benannt, hier aus heutigen Datenschutzgründen geschwärzt.

Es wird erwähnt, dass eine Demo außerhalb der Kirche geplant war. Man hatte Angst vor möglichem gewalttätigen Einschreiten der Volkspolizei. Die Kirche öffnete die Türen für Schutzsuchende. (Menschenskind, die wissen gar nicht, was gewalttätiges Einschreiten der Polizei ist.)

Die Sicherung wird beschrieben.

Über ein Gespräch mit Kirchenvertretern wird berichtet und die Aufforderung ein draußenhängendes Transparent zu entfernen. (Damals war es nur in privaten Innenräumen, wozu Kirchenräume zählten, zulässig solcherart Transparente aufzuhängen.)

Es wird über kleine Auseinandersetzungen berichtet, wobei es zu ersten Festnahmen kam. Es werden zwei Leute genannt, wobei einer unter Alkoholeinfluss stand. Womöglich ging es diesen Leuten ums Krawallmachen, wobei sie die ersten konterrevolutionären Ereignisse ausnutzten.

Nochmal wird ein Plakat erwähnt, das Leute mit aus der Kirche genommen haben. Nach Aufforderung brachten sie es wieder in die Kirche zurück.

Nun kommt auch in diesem Bericht, die bereits im Bericht des MfS an die SED-Kreisleitung, benannte Frau vor, die damals in der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren arbeitete. Hier ist ersichtlich, dass sie für das „Neue Forum“ aktiv war. Also war sie bereits eine Gegnerin. Sie leistete Widerstand und der Schlagstock kam zum Einsatz.

Dann werden noch eine Sachbearbeiterin und eine Sekretärin im Bereich Medizin (vermutlich eine Arztsekretärin) benannt. Diese Frauen leisteten Widerstand, zeigten sich später aber einsichtig.

Diese Widerstandshandlungen ereigneten sich in Halle in Höhe des Kaufhauses „1000 kleine Dinge“.

An anderer Stelle ist ein Ingenieur vorläufig festgenommen worden, der, nach eigenen Angaben, als Abgeordneter beim Rat des Stadtbezirkes Halle/Ost tätig war. Es ist nicht sicher, ob er tatsächlich ein Abgeordneter war, weil im Bericht mit „..nach eigenen Angaben..“ eingeschränkt wird. Er könnte ein Hochstapler sein. Falls er doch Abgeordneter war, gehörte er vermutlich einer Blockpartei an. Denn das MfS interessierte sich nicht für diesen Mann. Hätte er der SED angehört, hätte das MfS an die SED-Kreisleitung gemeldet. Das MfS interessierte sich ohnehin nur für den Ereignisort Kirche, aber nicht für die anderen, im Polizeibericht aufgeführten Ereignisorte.

Insgesamt wurden 41 Leute vorläufig festgenommen. Über den Einsatz und Befehl zum Einsatz des Schlagstockes wird berichtet. Eine Frau, bereits oben erwähnt, aus heutigen Datenschutzgründen geschwärzt, ist beim Schlagstockeinsatz verletzt worden. Aus dem Zusammenhang erkennt man, dass es sich um die um die renitente Frau handelt, die in der Kaderabteilung (Personalabteilung) der HO (Handelskette in der DDR) Industriewaren arbeitete.

Soweit in Kürze der Polizeibericht.

Antwort zu Aufgabe 3

Hier wird nochmal der Vergleich zwischen dem Geheimdienst- und Polizeibericht betreffs der Verhaltensweisen der Amtsträger der Kirche gefordert. Bei der Lösung der vorigen Aufgaben ist das bereits eingeflossen. Hier nochmal.

Der Bericht des MfS ist subjektiv. Die Amtspersonen der Kirche machten laut diesem Bericht erst verspätet ihren Einfluss geltend, dass die Versammlung ordnungsgemäß aufgelöst wurde. Im Bericht werden Amtspersonen der Kirche beschuldigt die rebellischen Jugendlichen zu ihren Aktionen ermuntert zu haben.

Der Verfasser, Oberstleutnant Thomas, wollte vermutlich vor der SED-Kreisleitung gut dastehen. Er lenkte von der Unzufriedenheit der Bevölkerung ab.

Der Polizeibericht ist nüchtern sachlich über Gespräche mit den anwesenden Kirchenvertretern und dass durch Aufforderung die in der Öffentlichkeit illegalen Transparente entfernt und in den Innenraum gebracht wurden, berichtet worden.

Antwort zu Aufgabe 4

Na, das ist ja sinnig. Was in damals in der DDR abging, war harmlos gegen das, was heute los ist, wenn sich der Staat angegriffen fühlt. Die Volkspolizei der DDR war nicht derart ausgerüstet, wie heutige Spezialeinheiten. Die Sonderausrüstung der Volkspolizei gab es erst im Verlaufe der konterevolutionären Ereignisse. In diesem Bericht wird eine Verletzte genannt.  (Vermutlich diese renitente Frau.) Heute gibt es mehr Verletzte, wenn die Spezialeinheiten zuschlagen. Dabei wurde damals tatsächlich der Staat aus den Angeln gehoben. Das ist heute undenkbar. Wenn sich heute der Staat angegriffen fühlt, wird zugeschlagen und Festnahmen durchgeführt.

Siehe auch folgende Beiträge:

Siehe Beitrag „Wurden in der DDR Demonstranten misshandelt?“ in „Was war die DDR?“ Bitte auch den Nachtrag des Zeitzeugen Gernot Budach lesen.

Ich erinnere an Phillip Müller, ein Kommunist aus der alten BRD, der am 11. Mai 1952 auf einer Demonstration in Essen von der Polizei erschossen wurde. Siehe Beiträge in DIE TROMMLER-ARCHIV und Kalter Krieg und „Entspannungspolitik“. In der DDR wurden Straßen nach Phillip Müller benannt. Diese Namensgebung  fiel nach der Konterrevolution und Annexion der DDR durch die BRD der Schilderstürmerei zum Opfer.

Aufgaben entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Aufruf der Konferenz der evangelischen Kirchen vom 08.September 1989

Werner Leich war von 1986 bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK). Die VELK  DDR löste sich bereits 1988 auf, der BEK nach der Konterrevolution. (siehe Wikipedia

ADN-ZB Kasper 23.11.89 Gera: Gebet In der Johanniskirche fanden sich etwa 2000 Menschen zum traditionellen Friedensgebet ein. An der Seite des Geraer Pfarrers Joachim Ubig (l) Landesbischof Dr. Werner Leich.

Friedensgebet in der Geraer Johanniskirche: links der Geraer Pfarrer Joachim Urbig, rechts Landesbischof Werner Leich (1989)

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1989-1123-036 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5347640

Bischof Werner Leich richtet einen Aufruf an die Gemeinden der Evangelischen Kirchen in der DDR.

Es wird ein Brief an die Regierung der DDR erwähnt. Im Dokument steht in Klammern „Vorlesen des Briefes“. Der Brief an Erich Honecker wird in einem gesonderten Beitrag behandelt.

Der Aufruf von Werner Leich appelliert an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger der DDR.

Er warnt vor der Illusion vom besseren Leben in der BRD. Außerdem zeigt er auf, welche Lücken der Weggang von vielen Bürgerinnen und Bürgern gerissen hat. So z.B. im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft.

Werner Leich appelliert an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen nicht nur für sein eigenes Leben, sondern für das Leben der Gemeinschaft.

Um den Frieden zu wahren und des geordneten Miteinanders von verschiedenen Staaten, heißt er die Botschaftsbesetzungen und die Massenflucht über Ungarn nicht gut.

Er appelliert in der heimatlichen Gemeinschaft zu bleiben und die DDR nicht zu verlassen und erklärt außerdem, dass alle an ihrem Platz wichtig sind.

Werner Leich schreibt, dass die Kirche ihre Aufgabe darin sieht, in der Gesellschaft der DDR zu wirken und lobt die Menschen, die nun keinen Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR (Ausreiseantrag) mehr stellen wollen.

Er schreibt, dass die Mitarbeit aller gefragt ist, die unter den Defiziten der Gesellschaft in der DDR leiden und Veränderungen anstreben. (Na ja, das ist „Wischi-Waschi“. Geht es um die Hilfe von Ungerechtigkeit Betroffenen oder um Konterrevolution? P.R.)

Dann folgen Grüße

bearbeitet von Petra Reichel

Nachbemerkung von Petra Reichel:

Außer dem „Wischi-Waschi“ im letzten Satz, klingt dieser Aufruf vernünftig.

Original-Dokument entnommen aus der Broschüre: „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber: Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Schreiben der Konferenz der evangelischen Kirchen an Erich Honecker vom 08.09.1989

Die Konferenz der Kirchenleitungen teilt in ihrem Brief an Erich Honecker die Sorge betreffs der Massenflucht über Ungarn mit und prangert Versuche die Ausreise aus der DDR zu erzwingen an.

Die Konferenz beschreibt ihre Ratlosigkeit und weiß keine Rezepte für eine kurzfristige Lösung der Problematik.

Es wird auf Überfällige Reformen hingewiesen. („Reform“, was heißt das schon? Wir wissen doch, dass „Reform“ schon lange, einschließlich 1989 nicht Gutes bedeutet. P.R.)

Die aufgelisteten Forderungen klingen vernünftig, denn es geht da tatsächlich um Defizite in der DDR. Z.B.

  • offene und wirklichkeitsnahe Diskussionen über die allgemeine Unzufriedenheit in der DDR
  • kritische Einwände von Bürgerinnen und Bürgern der DDR zu berücksichtigen und zum Wohle aller in erkennbaren Veränderungen wirksam werden zu lassen
  • Änderung der Medienpolitik
  • besserer Umgang der Behörden mit den Bürgerinnen und Bürgern Reisemöglichkeiten in alle Länder
  • ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die in ein anderes Land übergesiedelt sind die Rückkehr zu ermöglichen.  (Zu dieser Thematik siehe Schwesterblog „Aufnahmeheim Röntgental“. P.R.)

Die Konferenz weist nochmal darauf hin das nur durch Offenheit und Hörbereitschaft Kräfte zu gewinnen seien, die zur Lösung der Probleme gebraucht werden.

Die Konferenz war sich dessen bewusst, dass dies ein langwieriger Prozess sein wird und in diesen Prozess auch die Veränderungsbereitschaft anderer einbezogen werden muss. Dabei wird die  BRD genannt. (In der BRD haben maßgebende Kräfte die Gunst der Stunde genutzt. Da ging es nicht mehr um Verhandlungen, sondern um das Befeuern der Konterrevolution. P.R.)                                                     Im vorletzten Abschnitt des Schreibens teilt die Konferenz mit, dass man auch bedenken muss, was es für die Kirchengemeinden bedeutet, wenn die Menschen ihre Heimat verlassen. Dieses Schreiben ist den Gemeindemitgliedern zur Kenntnis gegeben worden, um anzuregen über die Problematik nachzudenken.

Als letztes wird auf das Handeln der Christen eingegangen, wobei erkennbar sein soll, dass sie selbst bereit sind, sich zu verändern und in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.

Werner Leich als Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen hat diesen Brief an Erich Honecker unterzeichnet.

Entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“ Herausgeber Bundesarchiv, Stasi Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel

Nachbemerkungen von Petra Reichel:

Zum Einen klingt dieses Schreiben vernünftig. Die aufgelisteten Forderungen klingen vernünftig. Andererseits sind die Floskeln „sich zu verändern“, „in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen“ wiederrum verschieden auslegbar. Solche Floskeln hörte man auch in der alten BRD und hört man auch heute.  Es sieht aus, als hätte die Kirche ein „Hintertürchen“ offengelassen um flexibel zu reagieren. Egal, was da komme.

Original-Dokument, entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi Unterlagen-Archiv

Fernschreiben von Erich Honecker an alle Bezirkssekretäre vom 08.10.1989 (Auszug)

Bearbeitet von Petra Reichel:

Im Verlauf des gestrigen Tages (07.10.1989/ 40. Jahrestag der DDR P.R.) kam es in verschiedenen Bezirken, besonders in Berlin, Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Halle, Erfurt und Potsdam zu Demonstrationen, die gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen das sozialistischen Staates gerichtet waren.

Vor allem in Dresden, Plauen und Leipzig trugen sie den Charakter rowdyhafter Zusammenrottungen und gewalttätiger Ausschreitungen, die die Bürgerinnen und Bürger in höchstem Maße beunruhigten.

Es ist damit zu rechnen, dass es zu weiteren Krawallen kommt. Diese sind von vornherein zu unterbinden.

Deshalb sind folgende Aufgaben auszuführen:

  • Die sofortige Zusammenkunft der Bezirksleitungen, in der die Lage im Bezirk eingeschätzt wird und entsprechende Maßnahmen festgelegt werden:
  • Unverzügliche Information der Partei-, Gewerkschafts– und FDJ-Funktionäre sowie der Mitarbeiter der staatlichen Organe über die Lage im Bezirk, bzw. Kreis und Erläuterung der Aufgaben zur offensiven politisch-ideologischen Arbeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, damit diese Funktionäre unmittelbar vor Ort an der Unterbindung der Krawalle teilnehmen und offensiv in Erscheinung treten. (Oh, arme DDR. Wozu politisch-ideologische Arbeit? Um mit Krawallmachern fertig zu werden? Ein Armutszeugnis, dass man mit den Krawallmachern nicht fertig wurde. P.R.)
  • Veröffentlichung entsprechender Mitteilungen und sachlicher Berichte über die statt gefundenen Krawalle in allen Bezirkszeitungen der Partei (SED P.R.), verbunden mit Stellungnahmen von Arbeitern und Arbeiterinnen und anderen Werktätigen.
  • Tägliche Information an die Abteilung Parteiorgane des ZK über die Lage und eingeleiteter Maßnahmen (jeweils bis 06:00 Uhr mit Stand von 04:00 Uhr bzw. sofort).

Nachbemerkungen von Petra Reichel:

Leider ist nur eine Seite des Fernschreibens vorhanden. Es geht da um (versuchte) Krawalle um den 40. Jahrestag der DDR. Die Krawallmacher waren zu wichtig genommen worden.  Auf die allgemeine Unzufriedenheit der rechtschaffenden Bürgerinnen und Bürger der DDR ist nicht eingegangen worden. Ein Armutszeugnis, dass man mit den Krawallmachern nicht, bzw. nur teilweise fertiggeworden ist.


Einschließlich des Original-Dokuments entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Fernschreiben der Bezirksverwaltung Dresden an das MfS Berlin vom 10.10.1989 an das MfS Berlin (Auszug)

Entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“ Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel


Im Laufe des 09.10.1989 wurde durch mündliche Weitergabe, aber auch vereinzelt durch schriftliche Aushänge an Kirchen und auf dem Meißner Bahnhof das Ergebnis der am Vorabend bei der Beendigung der Demonstrationen erzielten Vereinbarung bekanntgegeben. In diesen Bekanntgaben wurden folgende Kirchen genannt, in denen das Gespräch mit dem Oberbürgermeister der Stadt Dresden  informiert wird:

    • Kreuzkirche
    • Christuskirche
    • Versöhnungskirche
    • Kathedrale

In diesem Gespräch hatten 29 namentlich bekannte Personen Fragen gestellt und Forderungen erhoben, wie:

    • Freie und gerechte Wahlen
    • Pressefreiheit
    • Keine Ablehnung des „Neuen Forums“
    • Schulreform
    • Reisefreiheit
    • Keine Gewalt gegen friedliche Demonstrationen
    • Größere Dialogbereitschaft des Staates
    • Wehrersatzdienst

Gegen 19:00 Uhr begann ein reger Zustrom zu allen vier genannten Kirchen, die bereits um 19:30 Uhr überfüllt waren, so dass sich große Menschenansammlungen, besonders vor der Kreuzkirche, bildeten.

Dadurch sahen sich die Vertreter der Kirche veranlasst, bekanntzugeben, die die Informationsveranstaltungen um 21:30, in der Kreuzkirche um 22:00 Uhr wiederholt werden. Ein Ersuchen des Sup. Ziemer, die Informationsveranstaltungen mittels Lautsprecher auf dem Altmarkt zu übertragen, wurde durch den OB der Stadt Dresden ( Ach nee, der Herr Berghofer. Heute wissen wir, dass dieser ein Wendehals ist. P.R.)  nach Abstimmung abgelehnt: Insgesamt nahmen nach vorliegenden Schätzungen an den Informationsveranstaltungen teil:

    • Kreuzkirche:  1. Veranstaltung 5500 Personen
          • 2.Veranstaltung 2500 Personen
        1.  
    • Kathedrale    1. Veranstaltung 5500 Personen
          • 2. Veranstaltung 3000 Personen
        1.  
    • Christuskirche   1. Veranstaltung 2000 Personen
          • 2. Veranstaltung 2000 Personen
        1.  
    • Versöhnungskirche   1. Veranstaltung 1500 Personen
            • 2. Veranstaltung 600 Personen
          1.  

Während der 1. Veranstaltung standen die Personen, die keinen Einlass fanden, ruhig vor den Kirchen und zeigten keinerlei provozierende Aktivitäten. Lediglich vor der Kreuzkirche wurden 2 Plakate gezeigt mit folgenden Texten:

  • „Reiseerleichterungen statt Massenflucht“
  • „Wir wollen das ‚Neue Forum‘

Gegen 23 Uhr waren alle Informationsveranstaltungen beendet, und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstreuten sich ohne jegliche Vorkommnisse im Stadtgebiet.

Es gab im Zeitraum von 19:00 Uhr bis 24:00 Uhr im gesamten Stadtgebiet von Dresden keinerlei feindlich-negative oder provozierende Vorkommnisse.

Über den Inhalt der Informationsveranstaltungen in den Kirchen wurde bisher folgendes bekannt:

Hier endet der Auszug des Dokuments. Hier musste das MfS erkennen, dass es sich nicht nur um ein paar Jugendliche, die Krawall machen, handelte. Die lange schwelende allgemeine Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger der DDR machte sich hier Luft. Was das „Neue Forum“ brachte, wissen wir heute. Die Verantwortlichen hatten die allgemeine Unzufriedenheit ignoriert, bis es dann zu spät war und die Konterrevolution ihren Lauf nahm.

Petra Reichel

  •  

Originaldokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Religionen in Nordkorea (Überblick)

Dieser Beitrag beschreibt die Situation der Religionen und religiösen Gemeinschaften in der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK), kurz Nordkorea.

Geschichte:

Den Großteil der Bevölkerung des Landes machten traditionellerweise Buddhisten und Konfuzianisten aus. Daneben gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die ersten christlichen Missionare ins Land kamen, eine christliche Minderheit sowie Nachfolger der im 19. Jahrhundert entstandenen synkretistischen Cheondogyo (Religion der „himmlischen Weise“).

Christentum:

Der erste christlicheMissionar(einrömisch-katholischer) kam 1785 nach Korea, obwohl die Verbreitung des Christentums verboten war. Koreanische Christen wurden durch die Regierung verfolgt, bis das Land seine „Geöffnete-Tür“-Politik mitwestlichenLändern 1881 einleitete. Im Jahr 1863 betrug die Zahl der Römisch-Katholischen Christen in Korea lediglich 23.000.

Bis zur ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts warPjöngjangdas Zentrum des Christentums auf derKoreanischen Halbinsel. Eine geistlicheErweckungfand 1907 statt (derWonsan-Erweckung1903 folgend), und die christliche Bevölkerung nahm zu; im Jahr 1945 waren 13 Prozent der Bevölkerung Pjöngjangs christlich. Daher wurde die Stadt auch „dasJerusalemdes Ostens“ genannt.

Ch’ŏndogyo:

Die Ch’ŏndogyo („himmlische Weise“) erwuchs während des 19. Jahrhunderts aus der Tonghak-Bewegung. Sie betont die göttliche Natur aller Menschen und enthält Elemente, die im Buddhismus, im Schamanismus, im Konfuzianismus, in Daoismus und im Katholizismus enthalten sind.

Sŏgwang-sa Kosan, Provinz Kangwon, erbaut 14.–18. Jahrhundert, im Koreakrieg von den Amerikanern weitgehend zerstört. Alte Postkarte
Bildquelle: Von Government Railways of Chosen – Postcard, published by the Government Railways of Chosen, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11874645

Gegenwart:

Die Verfassung der Demokratischen Volksrepublik Korea garantiert in Artikel 68 die Religionsfreiheit, allerdings nur soweit sie keine ausländischen Kräfte ins Land bringt und die soziale Ordnung des Landes nicht gefährdet. Artikel 67 garantiert, ebenfalls mit Einschränkungen, die Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die nordkoreanische Regierung betont, Staat und Religion seien getrennt und gab gegenüber der UNO im Jahr 2000 an, es gebe in Nordkorea 40.000 praktizierende religiöse Menschen, was knapp 0,2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Diese sind in folgenden offiziellen religiösen Organisationen organisiert: Koreanische Christliche Vereinigung, koreanische buddhistische Vereinigung, koreanischer Verband der Römischen Katholiken und koreanisches Leitungskomitee der Chondokyo-Gläubigen.[1]

Buddhismus:

Laut Regierungsquellen gibt es gegenwärtig ungefähr 10.000 praktizierende Buddhisten, 200 buddhistische Prediger und 60 buddhistische Tempel in Nordkorea. Buddhismus wird unter der Schirmherrschaft der offiziellen „Koreanischen Buddhistischen Vereinigung“ ausgeübt. Die Ausbildung des buddhistischen Klerus erfolgt in einer dreijährigen Ausbildung an einer Spezialschule, daneben existiert das Fach Buddhismus an der Kim-Il-sung-Universität. Rund zehn Studenten sollen jährlich das fünfjährige Studium abschließen.[2] Ob diese Institute traditionelle buddhistische Werte unterrichten, ist nicht bekannt. Beobachter gehen davon aus, dass die Ausbildungsstätten dazu benutzt werden, um Studenten anzuweisen, buddhistische Unterrichtungen bloß als Träger für die Chuch’e-Ideologie anzuwenden. Die buddhistischen Tempel, von denen es noch mehrere Hundert gibt, werden nach Aussagen von Nordkoreanern, die das Land verlassen haben (?? P.R.), als kulturelles Erbe koreanischer Vergangenheit angesehen (beispielsweise Pohyonsa), in denen keine religiösen Handlungen stattfinden.[1]

Pohyon-Tempel, Myohyang-san, erbaut 11. Jahrhundert
Bildquelle: Von David Stanley from Nanaimo, Canada – Pohyon Temple, Mount Myohyang, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48327800

Christentum:

Nach offiziellen Angaben leben rund 15.000 Christen in Nordkorea, 10.000 davon Protestanten.[3] Die Zahlen werden von ausländischen Beobachtern angezweifelt, unabhängige Überprüfungen sind nicht möglich. Die nordkoreanische Regierung betrachtet das Christentum als Gefahr, besonders den Protestantismus, dem sie ein enges Verhältnis zu den Vereinigten Staaten und Südkorea unterstellt. (Nun ja, wir haben ja in der DDR gesehen, wie die Kirche, bzw. deren Logistik für konterrevolutionäre Umtriebe genutzt wurde. Nordkorea hat wohl daraus gelernt. P.R.)

Auszug aus der Verfassung der DVRK (kurz Nordkorea)

Artikel 68 Jeder Bürger hat die Freiheit, sich zu einem Glauben zu bekennen.                                                       Diese Freiheit wird dadurch garantiert, dass die Errichtung religiöser Gebäude                                                    und die Durchführung religiöser Veranstaltungen gestattet werden.                                                                Kein Bürger darf die Religion zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur                                                              Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung missbrauchen.

Auszug aus der Verfassung der DVRK (kurz Nordkorea)

In Pjöngjang gibt es vier Kirchengebäude. Die Kathedrale von Jangchung wird offiziell als römisch-katholisch betrachtet, obgleich es dort keinen Priester gibt, zwei sind protestantisch. Die römisch-katholische sowie die protestantische Kirche Pongsu wurden 1988 eröffnet, letztere in Anwesenheit südkoreanischer geistlicher Würdenträger. Die zweite protestantische Kirche Chilgol existiert seit 1992. Eine russisch-orthodoxe Kirche wurde am 13. April 2006 eröffnet. Ausländische Beobachter meinen, dass die Gebäude nur zu Propagandazwecken erbaut wurden, jedoch liegen auch Berichte vor, dass zumindest in den protestantischen Kirchen regelmäßig Gottesdienste mit 100 bis 250 Besuchern stattfinden.[1] 

Fassade der Kirche Pongsu in Pjöngjang
Bildquelle: Von Uri Tours (uritours.com), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36439988
Russisch-Orthodoxe Kirche in Pjöngjang, erbaut 2006
Bildquelle: Von Lazyhawk – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17439197

Die orthodoxe Kirche in Pjöngjang wurde fünf Jahre nach Kim Jong-ils Russlandreise errichtet, wo ihn die Ikonen, die Kerzen und der Weihrauch zutiefst beeindruckt haben sollen.[8] Manche sehen in diesem Gotteshaus eher ein Symbol der nordkoreanisch-russischen Verbundenheit auf politischer Ebene denn einen Ort religiöser Betätigung.[9]

Das Christentum in Nordkorea wird offiziell durch die „Koreanische Christliche Vereinigung“ repräsentiert, eine vom Staat kontrollierte Institution, die für Kontakte mit ausländischen Kirchen und Regierungen verantwortlich ist. Ausländer, die immer von staatlichem Aufsichtspersonal begleitet werden, können an Gottesdiensten in den Pjöngjanger Kirchen teilnehmen.

Der amerikanische Prediger Billy Graham besuchte Nordkorea in den 1980er und 1990er Jahren mehrfach. 1994 traf er den ehemaligen Präsidenten Kim Il Sung. Franklin, Grahams Sohn, folgte dem Vorbild seines Vaters im Jahr 2000 und traf einige hochrangige Führer.

Nordkoreanische Version von „Jingle Bells“

Ch’ŏndogyo:

In Nordkorea existiert mit der Chondoistischen Ch’ŏngu-Partei eine politische Partei, die sich offiziell auf die Religion der Ch’ŏndogyo beruft. Sie ist ähnlich organisiert, wie eine Blockpartei in der DDR.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel