Religionen in Nordkorea (Überblick)

Dieser Beitrag beschreibt die Situation der Religionen und religiösen Gemeinschaften in der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK), kurz Nordkorea.

Geschichte:

Den Großteil der Bevölkerung des Landes machten traditionellerweise Buddhisten und Konfuzianisten aus. Daneben gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die ersten christlichen Missionare ins Land kamen, eine christliche Minderheit sowie Nachfolger der im 19. Jahrhundert entstandenen synkretistischen Cheondogyo (Religion der „himmlischen Weise“).

Christentum:

Der erste christlicheMissionar(einrömisch-katholischer) kam 1785 nach Korea, obwohl die Verbreitung des Christentums verboten war. Koreanische Christen wurden durch die Regierung verfolgt, bis das Land seine „Geöffnete-Tür“-Politik mitwestlichenLändern 1881 einleitete. Im Jahr 1863 betrug die Zahl der Römisch-Katholischen Christen in Korea lediglich 23.000.

Bis zur ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts warPjöngjangdas Zentrum des Christentums auf derKoreanischen Halbinsel. Eine geistlicheErweckungfand 1907 statt (derWonsan-Erweckung1903 folgend), und die christliche Bevölkerung nahm zu; im Jahr 1945 waren 13 Prozent der Bevölkerung Pjöngjangs christlich. Daher wurde die Stadt auch „dasJerusalemdes Ostens“ genannt.

Ch’ŏndogyo:

Die Ch’ŏndogyo („himmlische Weise“) erwuchs während des 19. Jahrhunderts aus der Tonghak-Bewegung. Sie betont die göttliche Natur aller Menschen und enthält Elemente, die im Buddhismus, im Schamanismus, im Konfuzianismus, in Daoismus und im Katholizismus enthalten sind.

Sŏgwang-sa Kosan, Provinz Kangwon, erbaut 14.–18. Jahrhundert, im Koreakrieg von den Amerikanern weitgehend zerstört. Alte Postkarte
Bildquelle: Von Government Railways of Chosen – Postcard, published by the Government Railways of Chosen, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11874645

Gegenwart:

Die Verfassung der Demokratischen Volksrepublik Korea garantiert in Artikel 68 die Religionsfreiheit, allerdings nur soweit sie keine ausländischen Kräfte ins Land bringt und die soziale Ordnung des Landes nicht gefährdet. Artikel 67 garantiert, ebenfalls mit Einschränkungen, die Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die nordkoreanische Regierung betont, Staat und Religion seien getrennt und gab gegenüber der UNO im Jahr 2000 an, es gebe in Nordkorea 40.000 praktizierende religiöse Menschen, was knapp 0,2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Diese sind in folgenden offiziellen religiösen Organisationen organisiert: Koreanische Christliche Vereinigung, koreanische buddhistische Vereinigung, koreanischer Verband der Römischen Katholiken und koreanisches Leitungskomitee der Chondokyo-Gläubigen.[1]

Buddhismus:

Laut Regierungsquellen gibt es gegenwärtig ungefähr 10.000 praktizierende Buddhisten, 200 buddhistische Prediger und 60 buddhistische Tempel in Nordkorea. Buddhismus wird unter der Schirmherrschaft der offiziellen „Koreanischen Buddhistischen Vereinigung“ ausgeübt. Die Ausbildung des buddhistischen Klerus erfolgt in einer dreijährigen Ausbildung an einer Spezialschule, daneben existiert das Fach Buddhismus an der Kim-Il-sung-Universität. Rund zehn Studenten sollen jährlich das fünfjährige Studium abschließen.[2] Ob diese Institute traditionelle buddhistische Werte unterrichten, ist nicht bekannt. Beobachter gehen davon aus, dass die Ausbildungsstätten dazu benutzt werden, um Studenten anzuweisen, buddhistische Unterrichtungen bloß als Träger für die Chuch’e-Ideologie anzuwenden. Die buddhistischen Tempel, von denen es noch mehrere Hundert gibt, werden nach Aussagen von Nordkoreanern, die das Land verlassen haben (?? P.R.), als kulturelles Erbe koreanischer Vergangenheit angesehen (beispielsweise Pohyonsa), in denen keine religiösen Handlungen stattfinden.[1]

Pohyon-Tempel, Myohyang-san, erbaut 11. Jahrhundert
Bildquelle: Von David Stanley from Nanaimo, Canada – Pohyon Temple, Mount Myohyang, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48327800

Christentum:

Nach offiziellen Angaben leben rund 15.000 Christen in Nordkorea, 10.000 davon Protestanten.[3] Die Zahlen werden von ausländischen Beobachtern angezweifelt, unabhängige Überprüfungen sind nicht möglich. Die nordkoreanische Regierung betrachtet das Christentum als Gefahr, besonders den Protestantismus, dem sie ein enges Verhältnis zu den Vereinigten Staaten und Südkorea unterstellt. (Nun ja, wir haben ja in der DDR gesehen, wie die Kirche, bzw. deren Logistik für konterrevolutionäre Umtriebe genutzt wurde. Nordkorea hat wohl daraus gelernt. P.R.)

Auszug aus der Verfassung der DVRK (kurz Nordkorea)

Artikel 68 Jeder Bürger hat die Freiheit, sich zu einem Glauben zu bekennen.                                                       Diese Freiheit wird dadurch garantiert, dass die Errichtung religiöser Gebäude                                                    und die Durchführung religiöser Veranstaltungen gestattet werden.                                                                Kein Bürger darf die Religion zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur                                                              Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung missbrauchen.

Auszug aus der Verfassung der DVRK (kurz Nordkorea)

In Pjöngjang gibt es vier Kirchengebäude. Die Kathedrale von Jangchung wird offiziell als römisch-katholisch betrachtet, obgleich es dort keinen Priester gibt, zwei sind protestantisch. Die römisch-katholische sowie die protestantische Kirche Pongsu wurden 1988 eröffnet, letztere in Anwesenheit südkoreanischer geistlicher Würdenträger. Die zweite protestantische Kirche Chilgol existiert seit 1992. Eine russisch-orthodoxe Kirche wurde am 13. April 2006 eröffnet. Ausländische Beobachter meinen, dass die Gebäude nur zu Propagandazwecken erbaut wurden, jedoch liegen auch Berichte vor, dass zumindest in den protestantischen Kirchen regelmäßig Gottesdienste mit 100 bis 250 Besuchern stattfinden.[1] 

Fassade der Kirche Pongsu in Pjöngjang
Bildquelle: Von Uri Tours (uritours.com), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36439988
Russisch-Orthodoxe Kirche in Pjöngjang, erbaut 2006
Bildquelle: Von Lazyhawk – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17439197

Die orthodoxe Kirche in Pjöngjang wurde fünf Jahre nach Kim Jong-ils Russlandreise errichtet, wo ihn die Ikonen, die Kerzen und der Weihrauch zutiefst beeindruckt haben sollen.[8] Manche sehen in diesem Gotteshaus eher ein Symbol der nordkoreanisch-russischen Verbundenheit auf politischer Ebene denn einen Ort religiöser Betätigung.[9]

Das Christentum in Nordkorea wird offiziell durch die „Koreanische Christliche Vereinigung“ repräsentiert, eine vom Staat kontrollierte Institution, die für Kontakte mit ausländischen Kirchen und Regierungen verantwortlich ist. Ausländer, die immer von staatlichem Aufsichtspersonal begleitet werden, können an Gottesdiensten in den Pjöngjanger Kirchen teilnehmen.

Der amerikanische Prediger Billy Graham besuchte Nordkorea in den 1980er und 1990er Jahren mehrfach. 1994 traf er den ehemaligen Präsidenten Kim Il Sung. Franklin, Grahams Sohn, folgte dem Vorbild seines Vaters im Jahr 2000 und traf einige hochrangige Führer.

Nordkoreanische Version von „Jingle Bells“

Ch’ŏndogyo:

In Nordkorea existiert mit der Chondoistischen Ch’ŏngu-Partei eine politische Partei, die sich offiziell auf die Religion der Ch’ŏndogyo beruft. Sie ist ähnlich organisiert, wie eine Blockpartei in der DDR.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

„Einer für alle, alle für Einen“

Unus pro omnibus, omnes pro uno (französisch Un pour tous, tous pour un, italienisch Uno per tutti, tutti per uno, rätoromanisch In per tuts, tuts per in) ist eine lateinische Phrase, die auf Deutsch mit Einer für alle, alle für einen übersetzt wird.

Während keine alte lateinische Fassung bekannt ist,[1] verwendete William Shakespeare die englische Version „one for all, or all for one“ 1594 in seinem Gedicht The Rape of Lucrece.[2]

Ab den 1830er Jahren verbreitete sich die Aussage zu einem inoffiziellen Wahlspruch der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

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Durch den erfolgreichen Roman „Die drei Musketiere“des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas des Älteren, der ihn 1844 veröffentlichte, wurde die französische Version bekannt.

Laut Artikel 63 der Verfassung der Demokratischen Volksrepublik Korea beruhen die Grundrechte und Grundpflichten der Bürger Nordkoreas „auf dem kollektivistischen Prinzip Einer für alle, alle für einen!“.[8]

Verfassung Nordkoreas

Bildquelle: Von Foreign Languages Publishing House – Sozialistische Verfassung der Demokratischen Volksrepublik Korea Nordkorea: Amazon.de: ohne Autor: Bücher (in de). amazon.de. Retrieved on 31 January 2019., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76235770

So war dies auch in der Stalinschen Verfassung der UdSSR ein wichtiges Motto.

Die erste nordkoreanische Verfassung von 1948 beruhte auf der sowjetischen Verfassung von 1936.

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet und ergänzt von Petra Reichel