Otto Buchwitz

Otto Buchwitz wurde am 27. April 1879 in Breslau geboren und ist am 09. Juli 1964 in Dresden gestorben.

Nach dem Besuch der Volksschule von 1885 bis 1893 absolvierte Otto Buchwitz bis 1896 eine Lehre zum Metalldrücker und Eisendreher. Er trat 1896 der Metallarbeitergewerkschaft bei und wurde 1898 Mitglied der SPD. Bis 1907 arbeitete Buchwitz in seinem erlernten Beruf, allerdings auch als Weber. Ab 1908 war er als Sekretär des Deutschen Textilarbeiterverbands für das Chemnitzer Landgebiet tätig. 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, wurde er bei Kriegsende in Ostpreußen eingesetzt. Danach wurde er 1919 stellvertretender Landrat für den Kreis Görlitz. Außerdem wurde Buchwitz 1920 zum Politischen Sekretär des SPD-Bezirksverbandes Niederschlesien gewählt. Seit Beginn der Weimarer Republik war er Mitglied des Schlesischen Provinziallandtags. Außerdem war er für die SPD von 1921 bis 1924 als Abgeordneter im preußischen Landtag und von 1924 bis 1933 Vertreter des Wahlkreises Liegnitz im Reichstag.

Otto Buchwitz (1947)
Bildquelle: Von Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6551301

Nach der Machtübernahme durch die Faschisten stimmte Buchwitz mit den anderen SPD-Reichstagsabgeordneten gegen das Ermächtigungsgesetz und ging danach ins Exil nach Dänemark. Von dort aus organisierte er die Flucht deutscher Hitlergegner nach Schweden und schrieb für die antifaschistische Wochenzeitung „Freies Deutschland“, die in Brüssel erschien. Nur wenige Tage nach der deutschen Besetzung Dänemarks im April 1940 wurde er verhaftet und im Juli der Gestapo übergeben. Im Juli 1941 wurde er zu acht Jahren Zuchthausverurteilt.

Tafel für Otto Buchwitz in Königshain
Bildquelle: Von Gliwi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139194632

Bis zum Ende des Krieges war er im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert. Dort nahm die illegale kommunistische Leitung Kontakt mit ihm auf. Gemeinsam wurde das Vorgehen bis zum Ende der Naziherrschaft und danach erörtert. Am 27. April 1945 flohen der Zuchthausdirektor Thümmler und die meisten Wachleute vor der herannahenden Roten Armee. Die politischen Häftlinge entwaffneten die verbliebenen Wachtmeister und übernahmen die Führung des Zuchthauses. Eine militärische Formation besetzte das Tor. Gegen 14 Uhr erreichte der erste sowjetische Panzer das Zuchthaus. Am 28. April zogen etwa 100 ehemalige politische Häftlinge über Bagow und Nauen nach Berlin. Otto Buchwitz war so geschwächt, dass er im Handwagen befördert werden musste.

Nach 1945 arbeitete Otto Buchwitz aktiv an der Vereinigung von SPD und KPD zur SED mit, obwohl er vor dem Krieg nicht unbedingt ein Freund der KPD war. Sein ärgster Widersacher in Sachsen war Stanislaw Trabalski, den er „Krawalski“ nannte. Anschließend übernahm er von April 1946 bis Dezember 1948 zusammen mit Wilhelm Koenen den Landesvorsitz der sächsischen SED. Von April 1946 bis Juli 1964 gehörte er als Mitglied dem Parteivorstand bzw. dem ZK der SED an. Am 29. November 1948 wurde er neben Hermann Matern zum Vorsitzenden der Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) der SED gewählt.[1] Diese Funktion übte er bis zum III. Parteitag im Juli 1950 aus. Anschließend war er bis zu seinem Tod einfaches Mitglied der ZPKK. Buchwitz gehörte dem sächsischen Landtag von 1946 bis zur Auflösung 1952 an. Während dieser Zeit war er auch Landtagspräsident und erhielt einen Sitz in der Volkskammer der DDR, die ab 1950 zusammentrat. Buchwitz war seit 1950 Alterspräsident der Volkskammer. Er versuchte vergeblich bei den konterrevolutionären Ereignissen, am 17. Juni 1953, zu beschwichtigen.

1953 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus der hauptamtlichen Tätigkeit. Im Jahr 1957 wurde Buchwitz zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Dresden ernannt, am 27. April 1963 wurde er Ehrenbürger von Dresden.[2] Er starb am 9. Juli 1964 in Dresden, sein Grab befindet sich auf dem dortigen Heidefriedhof.

 

Zentralbild Löwe 6.3.1958 Höhepunkt der Jugendstunden Otto Buchwitz erzählt aus seinem Leben Höhepunkt der Jugendstunden im Erzgebirgskreis Dippoldiswalde war am 5.3.1958 ein Besuch des Arbeiterveteranen Otto Buchwitz in den kleinen Ort Glashütte, wo er vor 150 Kindern aus seinem bewegten Leben erzählte. (siehe auch ADN-Meldung 210 vom 6.3.1958) UBz: Otto Buchwitz im Kreise von Teilnehmern der Jugendstunde.
Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-53646-0001 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5354681
Grab von Otto Buchwitz auf dem Heidefriedhof in Dresden
Bildquelle: Von Paulae – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6235247

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Wie die Einheitspartei der deutschen Arbeiterklasse entstand

Warum war es notwendig, die Spaltung der Arbeiterklasse zu überwinden?

In den gemeinsamen Aktionen, wie sie seit dem Juni 1945 vielerorts von Kommunisten und Sozialdemokraten (Hier wird nicht gegendert. In der DDR wusste jeder, dass Frauen und Männer angesprochen waren. P.R.) angeregt worden waren, entstand bei einer wachsenden Zahl von Werktätigen (Erwerbstätige, arbeitenden Menschen P.R.) die Frage: Wozu brauchen wir eigentlich zwei Arbeiterparteien? Lag nicht gerade in der Spaltung unsere Schwäche? Müsste unsere Stärke und Unbesiegbarkeit nicht durch die Einheit der Arbeiterklasse besiegelt werden?

Um die Arbeiterklasse zur Führung in der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung zu befähigen und auch die anderen werktätigen Klassen und Schichten als Bündnispartner zu gewinnen, konnte die politische Einheit der revolutionären Partei ein entscheidender Faktor sein. Viele Kommunisten und Sozialdemokraten hatten in Konzentrationslagern und Zuchthäusern geschworen, nach ihrer Befreiung nur noch gemeinsam zu handeln.

O. Buchwitz: Brüder, in eins nun die Hände. Berlin 1956, S. 35

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987
Otto Buchwitz, bis zur Gründung der SED ein führender Funktionär der SPD, erwarb sich große Verdienste bei der Herstellung der Einheit der deutschen Arbeiterbewegung und der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung in Sachsen
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Den Monopolherren hatte die Spaltung der Arbeiterbewegung stets geholfen, ihre Herrschaft über die Arbeiterklasse aufrechtzuerhalten.

In den westlichen Besatzungszonen verboten die Militärbehörden die Vereinigung beider Arbeiterparteien. Sie beeinflussten auch Funktionäre der SPD, gegen die Vorbereitung des Vereinigungsparteitages aufzutreten. Die Schaffung der Einheitspartei im Osten Deutschlands konnten sie aber nicht aufhalten.

Bereits im Winter 1945 führten Kommunisten und Sozialdemokraten in Städten und Gemeinden gemeinsame Parteiversammlungen durch. In vielen Betrieben forderten die Arbeiter auf ihren Gewerkschaftsversammlungen, an dem ersten Kampftag der Arbeiterklasse im befreiten Deutschland, am 1. Mai 1946, hinter der Fahne der Einheitspartei zu marschieren. Der Kampf um die Einheit der Parteien fand seinen Höhepunkt im Vereinigungsparteitag am 21. Und 22. April 1946 in Berlin.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Wie der Vereinigungsparteitag begann

„Der imposante, repräsentative Saal des ‚Admiralpalastes‘ war ebenso festlich wie würdig geschmückt. Vor dem ‚Admiralspalast‘. Auf der Friedrichstraße, wogte eine nach Tausenden zählende Menschenmenge. Mehr als tausend Delegierte und Ehrengäste, dazu eine noch größere Zahl von Gästen und Zuhörern, füllten den mächtigen Raum bis auf den letzten Platz. Lebhaft und herzlich war durchweg die persönliche Begrüßung alter Kampfgenossen aus den bisher getrennten Parteilagern nach Jahrzehntelanger Spaltung. Nachdem die Fidelio-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven, gespielt vom Orchester der Staatsoper, verklungen war, betraten die beiden Parteivorsitzenden, Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, von verschiedenen Seiten kommend, die Bühne, trafen in der Mitte zusammen und reichten sich unter minutenlangem stürmischem Beifall der Delegierten und Gäste, die sich von ihren Plätzen erhoben hatten, die Hände. Einem Schwur gleich brause ein dreifaches Hoch auf die deutsche Arbeiterklasse durch den Saal.“

Protokoll des Vereinigungsparteitages der SPD und KPD, Berlin 1946, S. 10

Wilhelm Pieck (vorher KPD) und Otto Grotewohl (vorher SPD) reichen sich zu Beginn des Gründungsparteitages der SED symbolisch die Hände
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Zur Begrüßung der Delegierten sagte Otto Grotewohl: „Wer einen geschichtlichen Blick hat, der sieht Millionen von Sozialisten hinter uns stehen. Ein Aufatmen geht durch die Reihen…Ein alter Traum in Wirklichkeit geworden: die Einheit der deutschen Arbeiterklasse.“

Protokoll des Vereinigungsparteitages der SPD und KPD, Berlin 1946, S. 10

Wilhelm Pieck sagte in seinen Begrüßungsworten: „Wir werden unsere Sozialistische Einheitspartei zu der Millionenpartei des deutschen werktätigen Volkes machen, um damit alle inneren Feinde zu schlagen und das große Werk zu vollenden, den Sozialismus. Lieber Otto Grotewohl, das sei unser heiligstes Gelöbnis, das sei unsere Tat.“

SCHOLA 870 041

Plakat von Arno Mohr
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Protokoll des Vereinigungsparteitages der SPD und KPD, Berlin 1946, S 15

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Zu Vorsitzenden der SED wurden Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl gewählt. 

Der Vereinigungsparteitag beschloss das Programm der SED die „Grundsätze und Ziele der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“. Sie enthielten alle wichtigen Forderungen des Aufrufs der KPD vom 11. Juni 1945.

Mit der Gründung der SED wurde im Osten Deutschlands die Losung des alten Arbeiterkampfliedes „Brüder, in eins nun die Hände!“ Wirklichkeit.

SED-Logo
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

Durch die Gründung der SED konnte die Arbeiterklasse im Osten Deutschlands als einheitliche Kraft auftreten. Sie wurde befähigt, all antifaschistisch-demokratischen Parteien und Organisationen zu neuen Siegen über die Feinde des Volkes zu führen.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR

Siehe auch: SozialistischeEinheitspartei  Deutschlands (SED)

und Die Gründung der SED und ihre historische Bedeutung

Die Zerschmetterung der deutsch-faschistischen Truppen bei Moskau

1. Die deutsche Offensive

Da Hitler eine Zerschmetterung der Roten Armee in den ersten Kriegsmonaten nicht erreicht hatte, beschloss er, alle Kräfte Deutschlands und seiner Verbündeten für eine neue offensive anzuspannen. Er nahm die mitgenommenen und zerschlagenen Divisionen zurück und schickte die Reserven an die Front. Er zog viele Arbeiter der Rüstungsbetriebe in die Armee ein und ersetzte diese mit ausländischen Arbeitern, die aus den eroberten Ländern zwangsweise herangetrieben wurden. Er schickte einen Teil der Besatzungsdivisionen aus Frankreich, Belgien und Norwegen an die sowjetisch-deutsche Front und zwang auch seine Vasallen, neues Kanonenfutter zu liefern. Rumänien, Ungarn und Finnland schickten weitere Dutzende von Divisionen an die Front, Italien schickte Deutschland eine ganze Armee zu Hilfe.

Am 2. Oktober 1941 startete Hitler eine neue Offensive. Ersetzte im Osten die Hauptmasse seiner Luftwaffe, Artillerie und Panzerwaffe ein. Das hitlerische Oberkommando stellte seinen Truppen folgende Aufgaben:

An der Südfront wurde befohlen, das Donezbecken zu erobern und zum Kaukasus durchzubrechen. Dazu wurden durch Hitler beträchtliche Kräfte, darunter auch die Panzertruppen des Generals von Kleist bereitgestellt, der von der faschistischen Presse prahlerisch als „unbesiegbar“ bezeichnet wurde.

Im Nordabschnitt der sowjetisch-deutschen Front ballten die Faschisten ihre Kräfte zu einer mächtigen Faust zusammen und beabsichtigten, in den Raum von Tichwin durchzubrechen, um die Leningrader Truppen völlig einzukreisen und die Stadt Leningrad durch Hunger zu erwürgen. Der Schlag gegen Tichwin verfolgte noch ein weiteres, für die Deutschen äußerst wichtiges Ziel. Wären sie zum Onegasee und weiter nördlich vorgedrungen, so hätten sie Reserven und Munition auf dem kürzesten Wege aus dem Baltikum nach Finnland befördern können. Außerdem hätte die Vereinigung mit den Truppen in Finnland den Faschisten die Möglichkeit geboten, ihre Kontrolle über die finnischen Truppenteile zu verstärken.

Den an der Kalininfront operierenden deutschen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, nach Kalinin und weiter nördlich durchzubrechen, um einerseits Moskau mit Einkreisung zu bedrohen und andererseits die nach Archangelsk führende Eisenbahnlinie durchzuschneiden und dadurch den Nachschub an Munition, die auf dem nördlichen Wege eintraf, für die Sowjetunion zu verhindern.

Die Grund- und Hauptaufgabe der deutsch-faschistischen Truppen war aber die Einkesselung der Armeen, die Moskau verteidigten, und die Einnahme der Hauptstadt der Sowjetunion.

Am zweiten Tage nach Beginn der Offensive hielt Hitler eine Rede und erklärte, dass die Sowjetunion geschlagen sei und sich nie mehr erheben würde. Goebels befahl den Zeitungen für den 12. Oktober Platz für eine „besonders wichtige Meldung“ zu reservieren, wobei er andeutete, dass es sich um die Einnahme von Moskau handeln würde.

Im Oktober 1941 setzten die Deutschen bis zu 35 Divisionen gegen Moskau ein. Den Sowjettruppen der Westlichen Front drohte eine gewaltige „Zange“ aus der Richtung Rshew-Kalinin im Norden und Orel-Tula im Süden.

Innerhalb dieses Erschließungsringes wurden die Vorstöße aus drei Richtungen keilförmig vorgetragen: Wjasma-Moskau, Juchnow-Malojaroslawez-Moskau, Kaluga-Serpuchow-Moskau.

Nach zweiwöchigen erbitterten Kämpfen rückten die Deutschen 200 Kilometer in Richtung Moskau vor. Im Norden besetzten sie am 14. Oktober Kalinin, im Süden rückten sie in das Tula-Gebiet ein, im Zentrum eroberten sie Borodino und drangen am 18. Oktober in Moshajsk ein. Der Hauptstadt der Sowjetunion drohte ernste Gefahr.

2. Die Organisation der Verteidigung von Moskau

Am 13. Oktober 1941 wurden die Funktionäre der Moskauer Parteiorganisation zusammengerufen. Der Sekretär des Moskauer Komitees und des Moskauer Stadtkomitees der KPdSU(B), A.S.Schtscherbakow, berichtete den Versammelten über die ernste Lage an der Front bei Moskau. Das Parteiaktiv setzte die vordringlichsten praktischen Aufgaben der Bolschewiki und der Werktätigen der Stadt fest.

In der Hauptstadt wurde die Aufstellung von neuen Volkswehreinheiten in Angriff genommen. Es begann die Organisation von kommunistischen Arbeiterbataillonen- je einem in jedem der 25 Stadtbezirke von Moskau. Am Abend des 13. Oktober waren bereits in allen Bezirken die Kommandeure und die politischen Funktionäre für die Bataillone bestimmt. Am Morgen des 14. Oktober – lange vor der festgesetzten Zeit- kamen die Freiwilligen an den vorgesehenen Plätzen zusammen. In drei Tagen wurde die Aufstellung abgeschlossen. Es begann die Ausbildung. Nach weiteren drei bis vier Tagen bezogen die Bataillone Abschnitte der Verteidigungsfront.

Die zweite von den Werktätigen von Moskau gestellte Aufgabe war der Bau von Verteidigungslinien. Zehntausende von Moskauern nahmen den Bau von Panzersperren, Artilleriestellungen und Maschinengewehrnestern in Angriff. In beispielloser kurzer Frist wurde Moskau mit starken Verteidigungslinien umgürtet.

Schließlich mussten die zentralen Ämter und die wichtigsten Industriebetriebe aus Moskau verlagert werden, um nicht der Luftgefahr ausgesetzt zu sein. Die Arbeiter blieben Tag und Nacht in den Werken, um deren Verlagerung vorzubereiten. Hunderttausende Eisenbahnwaggons wurden in wenigen Tagen verladen.

Am 19. Oktober wurde durch eine Bestimmung des Staatlichen Verteidigungskomitees der Belagerungszustand über die Hauptstadt verhängt. Die Werktätigen von Moskau wurden zur aktiven Teilnahme an der Verteidigung und zur erbarmungslosen Bekämpfung der Provokateure, Spione und anderer Feindagenten aufgerufen. In der von J.W. Stalin unterzeichneten Bestimmung hieß es:

„Das Staatliche Verteidigungskomitee ruft alle Werktätigen der Hauptstadt auf, Ruhe und Ordnung zu bewahren sowie der Moskau verteidigenden Roten Armee jede Unterstützung zu gewähren.“

Die Augen aller Sowjetmenschen waren auf die Hauptstadt gerichtet. Aus dem fernen Chabarowsk, von den heldenmütigen Verteidigern der Halbinsel Hanko, von den Arbeitern des Werkes „Roter Oktober“ und anderer Stalingrader Werke, aus Gorki, aus Swerdlowsk, Archangelsk, Taschkent, Erewan, Tbilissi- aus allen Enden des Landes trafen brüderliche Grüße ein. Von überall eilten Verstärkungen heran, Von der Wolga kam Munition. Aus dem Ural trafen Panzer und Granatwerfer ein. Sibirien schickte Ersatz und Proviant. Das Land steigerte die Waffenproduktion für die Verteidiger von Moskau, für die Kämpfer an allen Fronten des Vaterländischen Krieges.

Moskau, Oktober 1941. Die Bevölkerung errichtet Panzersperren am Stadtrand
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Moskau, 7. November. Auf dem Roten Platz fand die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Statt. Die Truppen marschierten von der Parade direkt an die Front
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Auf den Schlachtfeldern bei Moskau kämpften gegen den Feind die Söhne der vielen Völker der Sowjetunion: Russen aus den Zentralgebieten, aus dem Ural, aus dem Norden und aus Sibirien, Söhne des Kaukasus und der Ukraine, Bjelorussen und Turkmenen, Kaschen und Kirgisen, Litauer, Letten, Esten. Allen Kriegern lag die Hauptstadt der Sowjetunion in gleicher Weise am Herzen. (davon wollen einige der nun selbstständigen Länder heute nichts mehr wissen. P.R.)

Moskau-die Stadt, in der die Sowjetmacht gewachsen und erstarkt war, von wo sämtliche historischen Beschlüsse und Erlasse der Sowjetregierung ausgegangen waren, in der Lenin schaffen und gearbeitet hatte und in der Stalin schafft und arbeitet (Als das Buch geschrieben wurde, lebte Stalin noch. P.R.), spannte ihre Kräfte für die Verteidigung an. Die Moskauer wurden durch den Gedanken begeistert, dass Stalin unter ihnen weilte und den Kampf ruhig und zuversichtlich leitete.

Mit jedem Tag versteifte sich der Widerstand der Divisionen der sowjetischen Westfront. Immer häufiger und stärker wurden die Gegenschläge der Sowjettruppen. Das Tempo des Vorrückens der hitlerischen Divisionen ließ von Tag zu Tag nach.

Das Deutsche Nachrichtenbüro berief sich auf unvorhergesehene Umstände und setzte den 25. Oktober als einen neuen Termin für die Einnahme von Moskau fest. Auch diese Frist verstrich, aber das Ende der Schlacht um Moskau war noch gar nicht abzusehen. Die verlogenen Nazischreiberlinge begannen von einem Missverständnis zu sprechen: die Deutschen hätten angenommen, das in der Sowjetunion noch der Julianische Kalender in Kraft sei, während in Wirklichkeit längst der Gregorianische Kalender gelte und der 25. Oktober als der 7. November sei: an diesem Tage würde Hitler die Parade seiner Truppen auf dem Roten Platz abnehmen.

An diesem Tage fand in Moskau tatsächlich eine Parade statt, aber es war die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Bei Moskau waren erbitterte Kämpfe im Gange. Einige Tagesmärsche von der Stadt entfernt donnerten ununterbrochen Geschütze. Vier- bis fünfmal täglich wurde Luftalarm gegeben. Tag und Nacht griffen die faschistischen Bomber Moskau an. Und in dieser ungemein angespannten frontmäßigen Situation fand in Moskau am 6. November die Festsitzung des Moskauer Sowjets statt. Am Morgen des 7. November wurde auf dem Roten Platz die Truppenparade veranstaltet. Sowohl auf der Sitzung als auch bei der Parade sprach der große Führer der Völker der Sowjetunion J.W. Stalin Allein die Situation, in der Stalin seine Rede hielt, zeugte davon, dass die Sowjetunion über ausreichende Reserven verfügte, denn auf dem Platz der Stadt, vor der in wenigen Kilometern Entfernung erbitterte Kämpfe tobten, waren Zehntausende von Kämpfern aufmarschiert. Die Parade der Roten Armee am 7. November 1942 war das beste Zeichen für die Standhaftigkeit, Ruhe und die feste Siegeszuversicht des Sowjetvolkes.

Der große Feldherr betonte in seiner historischen Rede auf der Festsitzung am 6. November 1941, dass die faschistischen Pläne des „Blitzkrieges“ gescheitert seien. Stalin wies darauf hin, dass die dem Lande drohende Gefahr im Vergleich zum Juli größer geworden sei, erklärte aber gleichzeitig, dass der Feind sich in allen Plänen verrechnet hätte. Es würde ihm nicht gelingen, den Widerstand der Sowjetunion zu brechen und die Sowjetunion zu vernichten, die Kräfte des Feindes gingen zur Neige, während die der Sowjetunion und der gesamten Anti-Hitler-Koalition im ständigen Wachsen begriffen wären.

In genialer Voraussicht sprach J.W. Stalin von der herannahenden unvermeidlichen Zerschmetterung der Faschisten.

Die Rede J.W. Stalins spornte das Sowjetvolk und seine Armee zu neuen Heldentaten an.

3. Die deutsche Novemberoffensive

Die deutsche Novemberoffensive war gescheitert. Die deutschen Truppen waren zwar vorgerückt, haben aber die vor Beginn der Generaloffensive von Hitler gestellten Aufgaben nicht erfüllt. Im Norden hielten die sowjetischen Truppen die deutschen Kräfte bei Kallinin auf und machten es ihnen unmöglich, ihren Erfolg aufzubauen. Im Süden blieb Gurderian bei Tula stecken, wo die Volkswehr und die regulären Sowjettruppen dem Ansturm des Feindes heroisch standhielten und die Stadt behaupteten. Die kolossalen Verluste der Deutschen blieben ergebnislos. Der Winter rückte heran. Hier und da fiel Schnee. Die für einen Blitzkrieg ausgerüstete Armee war zur Winter-Kriegführung unvorbereitet. Es wurde allen klar, dass sich die deutsche Führung verrechnet hatte. Nicht nur die Soldaten, sondern auch Angehörige des Offizierskorps begannen zu begreifen, dass man sie hinters Licht geführt hatte. Auch unter den Hitlervasallen waren die ersten Anzeichen von Gärung zu beobachten.

Die Hitlerleute brauchten irgendeinen überwältigenden Erfolg, um den Rausch der Armee und des Volkes nicht verfliegen zu lassen und ihre Vasallen zum Gehorsam zu zwingen. Dieser Erfolg musste unverzüglich, vor Anbruch des Winters, erzielt werden. Die Hitlerleute beschlossen, alle ihre Kräfte anzuspannen und die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Lösung der einen Aufgabe: der Einnahme von Moskau zu konzentrieren. Sie waren der Meinung, dass der Verlust der Hauptstadt mit ihren Riesenbetrieben die Niederlage der Sowjetunion bedeuten und in jedem Falle weiteren Widerstand stark erschweren würde. Die Einnahme von Moskau würde große Beute und Winterquartier für die deutschen Soldaten bedeuten, die durch die Schuld ihrer Kommandeure ohne warme Kleidung waren. „Moskau ist einzunehmen!“ forderte Hitler.

Am 10. November wandte sich Hitler mit einem Befehl an seine Truppen, in dem er diesen letzten, „entscheidenden“ Angriff ankündigte. Der Weg“ so lautete der Befehl – „für einen vernichtenden und endgültigen Schlag, der den Gegner vor Ausbruch des Winters zerschmettern wird, ist frei.“

Über zwei Wochen bereiteten sich die Deutschen zu der neuen Offensive vor, die am 16. November begann. Sie füllten ihre zusammengeschrumpften Divisionen auf, brachten Flugzeuge, Panzer und Geschütze heran, zogen neue Truppenteile nach. Nun ließen sie 51 Divisionen, darunter 13 Panzer- und 5 motorisierte Divisionen gegen Moskau vorrücken. Die nördliche Gruppe aus zwei Panzerarmeen führte den Hauptstoß gegen Klein-Solnetschnogorsk-Rogatschewo-Jachroma-Dmitrow und Zielte weiter in den Rücken von Moskau. Die Panzerarmee des Generals Guderian rückte vom Süden gegen Tula-Kaschira vor, um weiter nach Rjasan-Kolomna-Orechowo-Sujewo vorzudringen und den Ring um Moskau zu schließen. Im Mittelabschnitt wurde der Stoß gegen Moskau von Istra, Swenigorod und Narofominsk geführt.

Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Sowjettruppen es wiederum mit einer Zangenbewegung und keilförmigen Vorstößen zu tun hatten. Die Faschisten wandten den Plan ihrer Oktoberoffensive noch einmal an und gaben sich nicht einmal Mühe, die Stoßrichtung ihrer Truppen zu ändern.

Dabei hatte sich aber die Lage an der Front im November 1941 grundlegend geändert. Die Faschisten waren vor allem weit im Lande vorgedrungen und hatten sich von ihren Nachschubbasen weit entfernt. Die deutschen Nachschubwege waren länger geworden und gegen die Schläge der Partisanen empfindlicher. Die Rote Armee zog sich auf Moskau, in die zentralen Industriegebiete zurück, wo sich die bewährtesten proletarischen Kader befanden. Die Armee wurde ständig aufgefüllt.

Die Faschisten hatten bereits beim Angriff gegen Moskau alles eingesetzt, was sie besaßen. Das Sowjetische Oberkommando dagegen zog ständig neue Verstärkungen heran. Die heranrückenden Divisionen wurden außerhalb der Linie einer eventuellen Einkreisung Moskaus konzentriert. Die Reserven wurden an den Flanken konzentriert und drohten die Hitlersche „Zange“ ihrerseits zu umfassen.

Die Veränderung der Frontlage machte es der Roten Armee möglich, zur Gegenoffensive überzugehen und gerade bei Moskau mit der Zerschmetterung des Feindes zu beginnen. „..Ohne Rücksicht auf Verluste“, so hieß es in dem Bericht des Sowjetischen Nachrichtenbüros vom 25. November 1941, „stürmt der Feind weiter vorwärts. Er spannt die letzten Kräfte an, um Moskau zu erobern. Das hängt jedoch-wie man sagt- nicht nur von dem Angeber Hitler ab. Das sowjetische Millionenvolk und seine Rote Armee werden den Krieg nur mit einer restlosen Zerschmetterung des Feindes beenden. Diese Zerschmetterung des Feindes muss bei Moskau beginnen.“

Die kampfgestählte Rote Armee hielt dem wütenden Ansturm des Feindes stand und rieb ihn durch heftige und häufige Gegenstöße auf. In diesen Kämpfen schrieben die Sowjetkrieger heroische Seiten in die Chronik des Großen Befreiungskrieges. Auf den Befehl des Vaterlandes, Moskau zu verteidigen, antworteten Tausende und aber Tausende von Kriegern mit einer aufopfernden Erfüllung ihrer Pflicht.      So z.B. verteidigten am 16. November 28 Gardisten der Panfilow-Division unter Führung von W.G. Klotschkow an der Ausweichstelle Dubossekowo eine Stellung, die der Gegner mit 50 Panzern berannte. Der ungleiche Kampf dauerte vier Stunden. Durch Panzerbüchsen und Flaschen mit Zündstoff setzten die Gardisten einen Panzer nach dem anderen außer Gefecht. Die Helden fielen im Kampf, hielten aber die Panzer auf, bis die Verstärkung herangerückt war und der ausgeblutete Feind zurückgeworfen wurde.

Panzermänner und Infanteristen, Kanoniere und Kavalleristen, Maschinengewehr- und Maschinenpistolenschützen, Flieger und Granatwerferschützen, alle zeigten einen beispiellosen Heroismus, alle waren von dem einen Wunsche beseelt: den Feind zu vernichten.

Immer stärker entfaltete sich die Kampftätigkeit der Partisanen in den vorübergehend vom Feind besetzten Bezirken des Moskauer Gebietes. Sie griffen die Nachschubkolonnen der deutschen Einheiten an, sprengten Eisenbahnen und Chausseen, unterbrachen die Verbindungen, vernichteten Läger und Vorräte. Sie brachten den in den besetzten Gebieten Zurückgebliebenen Worte der Wahrheit, straften die prahlerische deutsche Propaganda Lügen und stärkten die Siegeszuversicht der Bevölkerung. Sie brachten den Einheiten der Roten Armee überaus wertvolle Informationen.

Das Sowjetvolk wird den Namen seiner Heldin Soja Kosmodemjanskaja nicht vergessen. Nach Kriegsaufbruch trat sie, Angehörige des Komsomol und Schülerin der 10. Klasse, freiwillig in die Armee ein. Befehlsgemäß schlug sie sich durch die Frontlinie. Die junge Patriotin wurde in der Abteilung „Partisanin Tanja“ genannt. In einer dunklen Winternacht durchschnitt sie Telefonleitungen und steckte im Dorf Petrischtschewo ein feindliches militärisches Objekt in Brand. Zwei Tage später, als Soja den Versuch unternahm, ein anderes wichtiges militärisches Objekt zu vernichten, gelang es den Hitlerleuten sie zu fassen. Die Partisanin musste bestialische Martern erleiden. Aus dem tapferen Mädchen war ein einziges Wort herauszubringen. Die Folter vermochte ihren Willen-den Willen eines stolzen Sowjetmenschen- nicht zu brechen. Schon mit der Schlinge um den Hals, wandte sich die junge Heldin an die zur Hinrichtungsstätte zusammengetriebenen Bauern mit einem flammenden Aufruf, die Faschisten zu vernichten. „Stalin ist mit uns! Stalin wird kommen!“ rief sie vor ihrem Tode aus.

„Ich bin nicht allein. Wir sind zweihundert Millionen! Mit allen werdet ihr nicht fertig!“ rief die heldenmütige Partisanin Soja Kosmodemjanskja vor ihrer Hinrichtung den Hitlerleuten ins Gesicht. (Das Bild wurde einem gefangen deutschen Offizier abgenommen)
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

4. Die Niederlage der deutschen Truppen vor Moskau

Der Widerstand der Roten Armee wurde immer entschlossener. Die Lage an der Front blieb jedoch gespannt. Im Nordwesten war es den Deutschen gelungen, Klin und Solnetschnogorsk einzunehmen, im Süden umgingen sie die uneinnehmbare Stadt Tula und näherten sich Kaschira. Bei Leningrad nahm der deutsche General Schmidt Tischwin ein, im äußersten Süden waren die Hitlertruppen in Rostow eingedrungen.

Die Einnahme von Rostow gab den Nazis Anlass zu einer gewaltigen Propaganda. „Jetzt“, so gellte es durch den Äther, „steht Deutschland der Weg zu den Erdölfeldern des Kaukasus offen.“ Die Hitlergenerale teilten bereits das sowjetische Erdöl auf, während die faschistischen Diplomaten sich in den Vorzimmern einer Reihe neutraler Länder herumdrückten und diesen zuredeten sich auf die Seite Deutschlands zu schlagen, das angeblich alles Notwendige besaß, um die Welt zu besiegen.

Das Geheul der Faschisten war jedoch noch nicht im Äther verklungen, als der Rundfunk die Meldung von der Befreiung Rostows brachte. Nachdem sie Verstärkung erhalten und sich auf Befehl des Obersten Befehlshabers umgruppiert hatten, warfen die Sowjettruppen die Faschisten aus der Stadt und trieben sie nach dem Westen, auf Tagonrog zurück. Der Sieg wurde durch die gleichen Truppenteile errungen, die der faschistische Rundfunk bereits als vernichtet oder eingekesselt gemeldet hatte, und durch die gleichen Kommandeure, die dem Berliner Rundfunk zufolge gefallen oder gefangengenommen waren.

Bei Moskau rückten die Hitlertruppen zwar vor, aber immer langsamer und unter immer größeren Anstrengungen. Zu Beginn der Novemberoffensive rückten sie 10-20 km täglich vor, dann ging das Tempo bis auf 2 oder 3 km täglich herunter. Gegen Ende November war ihr Vorrücken bereits nach Metern zu bemessen. Jeder Fußbreit Boden war mit deutschen Gefallenen besät. Durch verzweifelte Anstrengungen erreichte der Feind nur an einigen Stellen das Vorfeld der Stadt. Die ausgeblutete Hitlerarmee, die ihre Reserven erschöpft hatte, versuchte vergeblich, sich vorwärtszukämpfen. Sie versuchte, die Flanken der Sowjettruppen zu umgehen, wurde aber zurückgeschlagen. Voll Wut stürmten die Faschisten im Mittelabschnitt frontal gegen Moskau vor, aber die sowjetischen Truppen hielten wie ein Wellenbrecher stand und warfen die feindlichen Angriffswelle zurück. Die Deutschen waren augenscheinlich außer Atem. Es kam der Moment für einen entscheidenden Gegenschlag.

Am 6. Dezember 1941 begann auf Befehl Stalins die Offensive, um die deutsche „Zange“ zu sprengen. Die an Moskau nördlich und südlich herangebrachten Reserven wurden gerade an jenen Stellen eingesetzt, wo die Faschisten die Front zu durchbrechen und den Ring um die Hauptstadt zu schließen gedachten. Die Deutschen wurden selbst von einer Einkesselung bedroht. Sie begannen sich eilig zurückzuziehen. Die Rote Armee verstärke den Druck. Die gesamte sowjetische Westliche Front ging zu einem entschlossenen Angriff über und versetzte dem Feind einen vernichtenden Schlag.

Am 6. Dezember 1941 verkündete die Sowjetartillerie den Beginn der Zerschmetterung der Hitlertruppen bei Moskau
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die desorganisierten und geschlagenen deutschen Truppen flüchteten und ließen Geschütze, Lastwagen, Panzer sowie Tausende von Toten, Verwundeten und Erfrorenen auf dem Schlachtfeld zurück.

Jeder Tag brachte immer neue Meldungen über die Erfolge der Sowjettruppen. In kurzer Zeit wurde fast das gesamte Moskauer Gebiet befreit. Allein während der 40 Tage der ununterbrochenen sowjetischen Offensive-bis zum 15. Januar 1942- verloren die Deutschen nur an Toten etwa 300 000 Soldaten und Offiziere. Die Rote Armee erbeutete Waffen und Munition aller Art in Mengen, die ausgereicht hätten, um einige Dutzende von Divisionen auszurüsten. Das war die erste große Niederlage, die den Deutschen in diesem Krieg beigebracht wurde. Sie hinterließ der ganzen Welt einen gewaltigen Eindruck. Die gesamte fortschrittliche Menschheit spendete der Roten Armee Beifall.

Die Gerüchte über die Niederlage und die gewaltigen Verluste der Hitlerarmee vor Moskau drangen nach Deutschland durch. Die nazistische Presse war gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen. Das deutsche Nachrichtenbüro teilte zunächst mit, dass an der Front „Kämpfe von örtlicher Bedeutung“ im Gange seien und später, dass „der Gegner erbitterte Angriffe unternehme“.

Schließlich gaben die Nazis das Scheitern ihres Planes zu, erklärten aber dabei…dass der Winter sie daran gehindert hätte, Moskau einzunehmen.

Das Sowjetische Nachrichtenbüro entlarvte die plumpen Versuche der Nazis, ihre Niederlage durch Wetterbedingungen zu entschuldigen, und führte aus:

„Die Deutschen beschweren sich über den Winter und behaupten, dass dieser sie gehindert hätte, den Plan von der Einnahme Moskaus zu verwirklichen. Aber erstens gibt es bei uns vor Moskau noch keinen richtigen Winter, weil die Temperatur noch nicht unter minus 3-5 Grad ist. Zweitens beweisen die Beschwerden über den Winter bloß, dass die Deutschen es versäumt haben, ihre Armee mit warmer Kleidung auszustatten, obwohl sie laut genug verkündet hatten, dass sie sich für einen Winterfeldzug vorbereitet hätten. Sie haben ihre Armee deshalb nicht mit Winterkleidung ausgestattet, weil sie den Krieg vor Ausbruch des Winters zu enden hofften. Die Hoffnungen der Deutschen haben sich jedoch, wie man sieht, nicht bewahrheitet. Hier haben sich die Deutschen gefährlich verrechnet. Die Fehlrechnung in den deutschen Plänen kann man jedoch keinesfalls durch die winterlichen Bedingungen des Feldzuges erklären. Nicht der Winter ist schuld, sondern ein organisatorischer Fehler in der Arbeit des deutschen Oberkommandos auf dem Gebiet der Kriegsplanung.“

Die Schlacht vor Moskau hatte gewaltige Bedeutung. Vor Moskau wurde der Hitlerarmee ein vernichtender Schlag versetzt.

Nie Niederlage vor Moskau hat die Moral des Feindes stark erschüttert. Zerfallserscheinungen traten in der Hitlerarmee auf. Die Moskauer Schlacht hat das Fiasko der faschistischen Kriegskunst bloßgestellt. Der Führer der Roten Armee und des gesamten Sowjetvolkes, J.W. Stalin, erriet die feindlichen Pläne und wählte den günstigsten Augenblick, um den Gegenschlag zu führen.

Die Niederlage der Hitlerleute vor Moskau trug den Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutsch-faschistischen Armee endgültig zu Grabe.

Die Rote Armee entriss dem Feind jene vorrübergehenden Vorteile, über die er zu Beginn des Kriegs verfügte. „Heute haben die Deutschen nicht mehr den militärischen Vorsprung, den sie infolge des wortbrüchigen und überraschenden Überfalls in den ersten Kriegsmonaten hatten“, schrieb J.W. Stalin in seinem Befehl vom 23. Februar 1942. „Die Momente der Überraschung und des Unerwarteten als Reserven der faschistischen deutschen Truppen sind vollständig verausgabt. Dadurch ist jene Ungleichheit in den Kampfbedingungen beseitig, die durch die Überraschung des faschistischen deutschen Überfalls geschaffen worden war. Nunmehr wird das Schicksal des Krieges nicht durch solch ein zufälliges Moment wie das Moment der Überraschung entschieden werden, sondern durch die ständig wirkenden Faktoren: die Festigkeit des Hinterlandes, die Moral der Armee, die Quantität und Qualität der Divisionen, die Bewaffnung der Armee, die organisatorischen Fähigkeiten des Kommandobestandes der Armee.“

5. Die Gegenoffensive der Roten Armee im Winter 1941/42

Die durch den Sieg bei Moskau beflügelte Armee trug die Gegenoffensive auch in anderen Richtungen erfolgreich vor.

Im Norden zerschlugen die sowjetischen Truppen unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947 P.R.) Marschall der Sowjetunion Merezkow, die Ende November zum Angriff angetreten waren, das XXXIX. Deutsche Armeekorps und befreiten am 9. Dezember Tichwin. Der Versuch der Deutschen, Leningrad einzuschließen und sich mit den Finnen am Onegasee zu vereinigen, war gescheitert. Die bei Tichwin geschlagenen Deutschen versuchten, auf den Zwischenstellungen Widerstand zu leisten, wurden aber aus ihren Stellungen geworfen und zogen sich eilig zum Wolchofluss zurück. Die Sowjettruppen blieben den Deutschen ständig auf den Fersen und erkämpften mehrere Brückenköpfe am linken Ufer des Flusses.

Ein glänzender Erfolg wurde von den Sowjettruppen auf der Krim erzielt. Ende Dezember überquerten die Truppen der Kaukasischen Front im engen Zusammenwirken mit der Schwarzmeerflotte die Meerenge von Kertsch im Sturm. Auch Feodosia wurde befreit.

Mitte Januar 1942 durchbrachen die Sowjettruppen der Kalinin- und Nordwestlichen Front die Verteidigung der Deutschen südlich der Städte Ostaschkowo und Selisharowo und rückten um mehr als 100 km vor. Eine der wichtigsten Nachschublinien des Feindes – die Eisenbahnlinie Rshew-Welikije Luki – wurde durchschnitten. Im Süden rückten die Truppen der sowjetischen Südwestlichen und Südlichen Front um 100 km vor und besetzten Barwenkowo und Losowaja.

Zum Jahrestag der Roten Armee, am 23. Februar 1942, waren die Gebiete von Moskau und Tula, ein beträchtlicher Teil des Kaliningebietes und ein Teil des Leningrader Gebietes befreit und die Befreiung der Gebiete von Smolensk und Orel, der Krim sowie des Gebietes von Charkow, des Donezbeckens und anderer ukrainischer Bezirke (Stand damals. Heute will die Ukraine nichts mehr von wissen. P.R.) in Angriff genommen. Insgesamt befreite die Rote Armee während des Winterfeldzuges über 11 000 Ortschaften und darunter über 60 Städte.

Die Winteroffensive der Roten Armee machte die Pläne der Hitlerleute zur Eroberung von Moskau, Leningrad, des Kaukasus und des zentralen Teils von Russland zunichte. Sie verurteilte auch den deutschen Versuch, den Winter über hinter einer Verteidigungslinie auszuharren, zum Scheitern. Das Hitlerkommando konnte seinen Truppen nicht nur keine Ruhepause gönnen, sondern war gezwungen, Ersatz aus den Reserven, die für die Frühjahrsoffensive vorgesehen waren, an die sowjetische Front zu schicken. Allein im Januar und Februar 1942 warf Hitler etwa 30 Divisionen aus Frankreich, Dänemark, Griechenland und aus Deutschland selbst an die Ostfront. Im Laufe der Winteroffensive der Roten Armee büßte die Hitlerarmee etwa 1 Million Menschen ein, die Verwundeten und Erfrorenen nicht eingerechnet. Die Elitedivisionen der Faschisten waren bei Moskau, Rostow, Tichwin, Kertsch und in der Ukraine geblieben.

„…Es brauchte nur das Moment der Überraschung aus dem Arsenal der Deutschen zu verschwinden“, sagte J.W. Stalin, „damit die faschistische Deutsche Armee vor einer Katastrophe stand.“

Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4, aus dem Jahre 1947, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A. L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“