Im Juni 1944 führten anglo-amerikanische Truppen und die anglo-amerikanische Flotte unter Führung von General Eisenhower eine Landungsoperation in Frankreich durch. Zunächst wurde ein kleiner Brückenkopf auf französischem Territorium erobert, aber dieser Brückenkopf wurde nach und nach erweitert. Es traf endlich das ein, was Deutschland so sehr fürchtete: es geriet zwischen zwei Fronten. Wohl setzte Hitler auch nach der Landung der Alliierten in Frankreich seine Hauptkräfte gegen die Rote Armee ein. Darüber hinaus warfen die Deutschen in dem vergeblichen Versuch, die Offensive der Sowjettruppen aufzuhalten, Dutzende von Divisionen von der Westfront nach dem Osten, was wiederum den Alliierten half, die deutschen Truppen schneller zu zerschmettern und sie aus Mittelitalien, Frankreich und Belgien zu vertreiben. Immerhin hat die zweite Front, die bis zu 75 Hitlerdivisionen fesselte, der Roten Armee ihre Aufgabe der endgültigen Zerschmetterung der deutschen Truppen erleichtert.
(Im Westen wird heute behauptet, dass die Landung der anglo-amerikanischen Truppen in Frankreich kriegsentscheidend gewesen wäre. Dass die Sowjetunion die Hauptlast des Krieges trug und der Krieg dort entschieden wurde, wird ausgeblendet. Die zweite Front wurde erst spät eröffnet. Es steht die These im Raum, dass die die Briten und USA befürchteten, dass die Sowjets durch ganz Europa marschieren und die Nachkriegsordnung beeinflussen würden. P.R.)
1. Der Sieg bei Leningrad (heute St. Petersburg P.R)
Die Rote Armee bewirkte im Jahre 1943 einen grundlegenden Umschwung im Verlauf des Vaterländischen Krieges, obwohl sie allein kämpfte und die ganze Last des Kampfes gegen die deutsch-faschistischen Heere trug. Die zweite Front war noch immer nicht eröffnet; die sowjetisch-deutsche Front fesselte fast die gesamte deutsche Armee und die Armeen der Hitlervasallen. Und unter diesen Bedingungen trug die Rote Armee große Siege über die Deutschen davon und brachte dem Gegner allerschwerste Verluste bei. Bereits im Jahre 1943 begann die Massenvertreibung der deutschen Truppen vom sowjetischen Boden.
J.W. Stalin stellte den Streitkräften der Sowjetunion die Aufgabe: das gesamte Sowjetland von den faschistischen Eindringlingen zu säubern, die Staatsgrenzen der Sowjetunion wiederherzustellen, der verwundeten deutschen Bestie auf der Spur zu folgen und ihr in ihrer eigenen Höhle den Todesschlag zu versetzen. In Ausführung der strategischen Pläne des Oberkommandos fügte die Sowjetische Armee im Jahre 1944 den deutschen Truppen zehn vernichtende Schläge zu, durch die die deutsch-faschistischen Eindringlinge vom Sowjetboden vertrieben wurden.
Der Anfang des Jahres 1944 wurde durch die Zerschmetterung der Leningrader Armeegruppe der deutschen Wehrmacht gekennzeichnet. Das war der erste der Schläge, die von der Roten Armee im Jahre 1944 gegen den Feind geführt wurden.
Nachdem sie im Januar 1943 die Blockade durchbrochen hatten, bereiteten sich die Truppen der Leningrader Front vor, um zum Angriff gegen die deutschen Truppen anzutreten, die Leningrad belagerten.
Den Truppen der Leningrader Front unter dem Befehl von Armeegeneral Goworow und den der Wolchowfront unter dem Befehl von Armeegeneral Merezkow wurde die Aufgabe gestellt, die Leningrader Armeegruppe der deutschen Eindringlinge zu vernichten und das weitere Vorrücken nach dem Baltikum zu gewährleisten. Die Truppen der Leningrader Front haben ihren Schlag aus zwei Richtungen – aus den Bezirken von Oranienbaum und Pulkowo – vorbereitet.
Es war den sowjetischen Truppenteilen gelungen, bereits im Jahre 1941 ein kleines Küstengelände im Raum von Oranienbaum zu behaupten. Dieses Gelände war von dem belagerten Leningrad abgeschnitten; die Verbindung mit seinen Verteidigern wurde lediglich auf dem See- oder Luftwege aufrechterhalten. Die mehrfachen feindlichen Versuche, die sowjetischen Truppenteile zu verdrängen, blieben ergebnislos.
In den Morgenstunden des 14. Januar 1944 stürmten die Truppen des Generals Fedjuninskij nach Artillerievorbereitung aus dem Raum südlich Oranienbaum vor, während in den Morgenstunden des 15. Januar auch bei Pulkow Tausende von Geschützen zu donnern begannen. Sowjetische Flugzeuge stürzten sich auf die feindlichen Befestigungen. Die Garde ging zum Angriff über.
Zusammen mit den Landstreitkräften und der Luftwaffe nahm auch die Kriegsflotte an der Zerschmetterung der Deutschen bei Leningrad teil.
Einheiten der Baltischen Flotte sowie die Geschütze von Kronstadt und Oranienbaum beschossen die zurückweichenden zerschlagenen deutschen Truppen.
Die erste Linie der feindlichen Verteidigung war durchbrochen. Bald darauf verloren die Deutschen eine wichtige Stellung im Süden – den Krähenberg. Von hier aus rückten die Sowjettruppen nach Krasnoje Selo vor, das von den Deutschen in eine Festung verwandelt worden war. Die Deutschen sprengten alle Brücken und Dämme und setzten das Vorfeld von Krasnoje Selo unter Wasser, aber das konnte die sowjetischen Garderegimenter nicht aufhalten. Nach erbitterten Straßenkämpfen säuberten die in Krasnoje Selo eingedrungenen Truppen der Leningrader Front die Stadt von deutschen Truppen.
Am 20. Januar vereinigten sich die Sowjettruppen, die aus den Räumen südlich Oranienbaum und Pulkowo operierten. Die eingekesselten Hitlertruppen wurden vernichtet, während Krasnoje Selo, Ropscha, Urizk (Ligowo) und andere Ortschaften befreit wurden.
Die Deutschen begannen, auf Gatschina und Kingisepp zurückzuweichen. Am 21. Januar trat eine andere Gruppe der Truppen der Leningrader und Wolchowfront im Raum von Peski und Gorodok zum Angriff an, zerschlug die dort befindlichen deutschen Truppen und setzte sich in den Besitz der Stadt und des bedeutenden Eisenbahnknotenpunktes Mag.
Nach einigen Tagen wurden die Städte Puschkin (früher Zarskoje Selo) und Pawlowsk (Sluzk) befreit.
Die Truppen der Wolchowfront, die nördlich von Nowgorod angriffen, überquerten den Wolchowfluss und schnitten den Deutschen den Rückzugsweg nach dem Nordwesten ab.
Die Truppenteile dagegen, die südlich von Nowgorod angriffen, durchbrachen die deutsche Vereidigung am Ufer des Ilmensees und überquerten den See auf dem Eis. Die im Raum von Nowgorod eingekesselten deutschen Truppen wurden vernichtet.
In einem zweiwöchigen Angriff hatten die Sowjettruppen bis zum 27. Januar einen starken Befestigungsgürtel der Deutschen, der sich über 300 km Frontlinie erstreckte, durchbrochen sowie zwei größere feindliche Kräftegruppen eingekesselt und vernichtet. Zehn deutsche Divisionen wurden erschlagen, zwei Divisionen erlitten schwere Verluste. Die Truppen der Leningrader Front trugen gemeinsam mit den sich ihnen anschließenden Truppen der Wolchowfront den Angriff weiter vor und gewannen an Boden.
Das Leningrader Gebiet war befreit, die wichtigste Eisenbahnstrecke – die „Oktober-Eisenbahn“ – zwischen Leningrad und Moskau völlig feindfrei. Im Laufe der einmonatigen Kämpfe verlor der Feind an Toten über 90 000 Soldaten und Offiziere; 7200 deutsche Soldaten und Offiziere wurden gefangengenommen. Eine riesige Menge feindlichen Kriegsmaterials wurde vernichtet. Unter der zahlreichen Beute befanden sich 189 Panzer, 1852 Geschütze und riesige Munitionsvorräte.
Die sowjetischen Truppen warfen die Deutschen an die Grenze Sowjet-Estlands zurück. Der Sieg bei Leningrad bot die Möglichkeit, die deutschen Truppen im Baltikum zu zerschlagen. Sie schwächte die Stellungen der Deutschen in Finnland, für das die Stunde bald schlagen sollte.
2. Die Befreiung der Ukraine rechts des Dnjepr
Die Siegessalute zu Ehren der Leningrader Truppen waren noch nicht verhallt, als Moskau bereits in Tausenden von bunten Lichtern erstrahlte anlässlich der Siege, die von der 1., 2. Und 3. Ukrainischen Front errungen wurden. Das war der zweite von den Schlägen der Roten Armee gegen den Feind im Jahre 1944.
Anfang 1944 rückten die sowjetischen Armeen auf einer Riesenfront von Finnland bis Cherson vor, die feindliche Front zersplitternd sowie Menschen und Kriegsmaterial des Feindes vernichtend. Am 8. Januar 1944 wurde die Gebietshauptstadt Kirowograd befreit und nördlich davon fünf deutsche Divisionen vernichtet. Die Spitze des Keils, der von den Truppen Watutins hineingetrieben wurde, erreichte bereits Rowna und Luzk, die am 5. Februar eingenommen wurden. Die deutsche Front war aufgespalten. Die Truppen in Polessje waren von der ukrainischen Kräftegruppe abgeschnitten. Vom Norden und Nordwesten her bedrohten die sowjetischen Truppen die gesamte südliche Heerestruppe des Feindes. Das hitlerische Oberkommando war außerstande, dieser Offensive entgegenzutreten.
Ein weiteres Vorrücken der Sowjettruppen gegen den Westen erforderte, dass die Flanken der Truppen der 1. Und 2. Ukrainischen Front gesichert wurden. Diese Fronten waren durch den deutschen Frontvorsprung zwischen Bjelaja Zerkow und Kirowograd getrennt. Die Deutschen klammerten sich noch stellenweise an das Dnjeprufer. Das Oberkommando der sowjetischen Truppen beschloss, auch diesen Frontvorsprung zu beseitigen.
Diese Operation wurde in glänzender Weise durchgeführt. Ende Januar 1944 durchbrachen die Truppen beider Fronten, die aus den Räumen von Kirowograd und Bjelaja Zerkow zum Angriff angetreten waren, die deutsche Verteidigung und vereinigten sich. Im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij wurde am 3. Februar die 8. Deutsche Armee in Stärke von 10 Divisionen und einer Brigade eingekesselt. Das Sowjetkommando forderte die Eingekesselten auf, sich zu ergeben, aber Hitler befahl seinen Truppen, durchzuhalten, wobei er ihnen Hilfe in Aussicht stellte. In der Tat versuchten 8 Panzerdivisionen, von 600 Bombern unterstützt, die sowjetische Front südlich von Swenigorodka zu durchbrechen, um die eingekesselten Truppen zu befreien. Aber das gelang ihnen nicht. Die deutsche Kräftegruppe, die zum Entsatz der eingekesselten Teile herbeieilte, wurde geschlagen und ihre Überreste nach dem Westen zurückgeworfen. 20 000 deutsche Gefallene sowie Hunderte von vernichteten Panzern, Geschützen und Flugzeugen blieben auf dem Schlachtfeld zurück. Die sowjetische Front rückte weiter nach Westen vor. Die eingekesselten deutschen Divisionen blieben weit im Rücken zurück. Der Ring wurde immer enger. Da die deutschen Truppen sich weigerten, zu kapitulieren, wurde ihre Vernichtung in Angriff genommen. Am 18. Februar 1944 meldete das Sowjetische nachrichtenbüro die völlige Liquidierung der im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij eingekesselten deutschen Kräftegruppe.
Unter den 55 000 gefallenen deutschen Soldaten und Offizieren war auch der Oberbefehlshaber dieser Gruppe. 11 000 Mann gaben sich gefangen. In seinem Befehl vom 23. Februar 1944 schrieb Stalin: „Durch Einkesselung und Vernichtung von 10 deutschen Divisionen und einer Brigade im Raum von Krossunj-Schewtschenkowskij bereiteten die Sowjettruppen den Deutschen rechts des Dnjepr ein neues Stalingrad.“
Das war ein neuer glänzender Sieg der sowjetischen Waffen. Die Operation zur Liquidierung der im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij eingekesselten deutschen Truppen wurde von dem Befehlshaber der 2. Ukrainischen Front Konjew geleitet, dem am 20. Februar 1944 der Titel eines Marschalls der Sowjetunion verliehen wurde.
Anfang Februar 1944 gingen auch die anderen Fronten in der Ukraine am Unterlauf des Dnjepr zum Angriff über. Während dieser Offensive rückten die Truppen der 3. Ukrainischen Front um 45-60 km vor und erweiterten den Durchbruch bis auf 170 Kilometer. Sie besetzten die Eisenbahnstationen Apostolowo und Marganez und schnitten die Rückzugswege der deutschen Nikopolgruppe ab,während sie Nikopol, das wichtige Industriezentrum der Ukraine, am 8. Februar 1944 befreiten. Die Manganerze von Nikopol wurden dadurch dem Lande wiedergegeben. Die Truppen der 4. Ukrainsichen Front vernichteten im Laufe von vier Tagen der Offensive die deutschen Truppen links des Dnjepr, die aus sieben Divisionen bestanden, und beseitigten den letzten deutschen Brückenkopf am linken Dnjeprufer, der sich über eine 120 Kilometer lange Frontlinie erstreckte.
In dem Befehl des Obersten Befehlshabers vom 23. Februar 1944 wurde die Bilanz der dreimonatigen Winteroffensive der Roten Armee gezogen, welche die gesamte Verteidigungslinie des Feindes längs des Dnjepr von Shlobin bis Cherson aufbrach. Dadurch „warf sie die Spekulationen der Deutschen über den Haufen, die darauf ausgingen, an der sowjetisch-deutschen Front einen langwierigen Verteidigungskrieg zu führen“. (Stalin.)
Durch die Befreiung wichtiger Industrie- und Agrargebiete von den deutschen Eindringlingen wuchs die militärische und wirtschaftliche Macht der Sowjetunion.
Nachdem sie im Herbst 1943 und im Winter 1943/44 eine schwere Niederlage in der Ukraine erlitten hatten, setzten die Deutschen ihre Hoffnungen auf das Frühjahr und auf die schlechten Wegeverhältnisse und rechneten damit, dass die aufgeweichten Straßen die Offensive der Roten Armee aufhalten, ihnen eine Atempause verschaffen und die Möglichkeit zur Umgruppierung ihrer Kräfte bieten würden. Diese Spekulationen gingen fehl. Gerade bei schlechten Wegeverhältnissen, als die Straßen sich mit einer dicken, zähen Schlammschicht bedeckten, unternahm die Rote Armee eine neue riesige Offensive.
Am 4. März durchbrachen die Truppen der 1. Ukrainischen Front die starke deutsche Verteidigungsstellung südlich von Schepetowka in einer Breite von 180 Kilometern und strömten nach Südwesten.
Durch eine dichte Feuerwand der Artillerie gedeckt, rückten Panzer und Infanterie im raschen Tempo vor. Die Maschinen versanken in der fetten ukrainischen Schwarzerde, aber das konnte die sowjetischen Krieger nicht aufhalten. Die Deutschen konnten sich nicht so rasch zurückziehen. Es wurden große und kleine Kessel gebildet, in denen eine Unmenge an Menschen und Material des Gegners vernichtet wurde.
Im Laufe weniger Tage zerschlugen die sowjetischen Truppen vier Panzer- und acht Infanteriedivisionen der Deutschen und eroberten die Städte Isjaslawl, Schumsk, Jampol, Ostropol, Starokonstantinow.
Nach den Truppen der 1. Ukrainischen Front traten auch die Truppen der 3. Ukrainischen Front zum Angriff an. Sie durchbrachen den stark befestigten Verteidigungsgürtel der Deutschen auf dem Westufer des Ingulezflusses. Die sowjetische Kavallerie und Panzer trieben einen Keil tief in die Stellungen der deutschen Truppen hinein, versetzten ihnen heftige Schläge und zwangen sie zu einem eiligen Rückzug. Gleichzeitig nahmen auch die Truppen der 2. Ukrainischen Front den Angriff wieder auf, Sie brachen die starke Verteidigung der Deutschen auf, rückten vor und befreiten die Stadt Uman sowie viele andere Städte und Ortschaften. Die Deutschen fluteten zurück.
Verbissene Kämpfe wurden am Unterlauf des Dnjepr geführt. Truppen der 3. Ukrainischen Front überquerten den Unterlauf des Flusses, besetzten die Stadt Berislaw und erschienen im Rücken der Deutschen. Der Gegner flüchtete panikartig. Di Truppen der Front folgten ihm auf den Fersen, drangen am 13. März in Cherson ein und säuberten in Straßenkämpfen diesen wichtigen Knotenpunkt der Eisenbahn- und Wasserwege, den wichtigen Stützpunkt der deutschen Verteidigung an der Dnjeprmündung.
In den Kämpfen vom 6. Bis zum 16. März zerschlugen die Truppen der Front die 6. Deutsche Armee, die vom Hitlerkommando neu aufgestellt worden war (bekanntlich war die 6. Armee von Paulus bei Stalingrad vernichtet worden). 10 Divisionen, darunter 1 Panzerdivision, hörten auf zu bestehen. Anderen 11 Divisionen wurden schwere Verluste zugefügt.
Die Deutschen büßten ungeheure Mengen an Kriegsmaterial ein. Auf den Schlachtfeldern blieben 36 800 gefallene deutsche Soldaten und Offiziere, etwa 14 000 Deutsche gerieten in Gefangenschaft.
Am 26. März trat ein bemerkenswertes Ereignis ein. Die Truppen der 2. Ukrainischen Front erreichten bei ihrer Offensive die sowjetische Staatsgrenze, den Fluss Pruth, in einer Front von 85 Kilometern Breite.
Das waren die ersten Dutzende von Kilometern sowjetischer Grenze, hinter die der Feind geworfen wurde. Anfang April brachten die Truppen Shukows im Vorgebirge der Karpaten den Deutschen eine Niederlage bei, und erreichten in einer Front von 200 km Breite die Staatsgrenze der UdSSR mit der Tschechoslowakei und Rumänien.
Auf diese Weise stellte die Rote Armee ihre hohe operative Meisterschaft unter Beweis, indem sie die deutsche Front in zwei Teile spaltete und die südliche Heeresgruppe Mitte isolierte. Die Verbindung zwischen diesen Gruppen konnte nur auf großen Umwegen aufrechterhalten werden.
Der Krieg wurde auf das Territorium des Feindes getragen. Die sowjetischen Truppen überquerten bei der Verfolgung des zurückweichenden Feindes den Pruth und begannen die Offensive in Rumänien.
Die Truppen der Ukrainischen Fronten hatten ruhmvolle Siege errungen.
3. Die Befreiung von Odessa und der Krim
Gleich nach der Zerschlagung der deutschen Truppen am Bug und nach der Säuberung der Ukraine rechts des Dnjepr von den faschistischen Eindringlingen nahm die Rote Armee die Befreiung von Odessa und der Krim in Angriff. Das war der dritte Schlag gegen den Feind.
Die Truppen der 3. Ukrainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion Malinowskij, erreichten in der zweiten Märzhälfte den Südlichen Bug. Ein stürmischer Frühling, der die Straßen unpassierbar machte, brach an. Die Limane und zahlreichen Flüsse traten über die Ufer. Die Deutschen glaubten, dass sie ihre Truppen hinter den Südlichen Bug zurückziehen, verstärken und die Offensive der sowjetischen Truppen aufhalten könnten.
Aber die Truppen der 3. Ukrainischen Front überquerten den Fluss im Raum Konstantinowka-Wosnessensk und befreiten am 28. März die Stadt Nikolajew, den großen Schwarzmeerhafen an der Mündung des Südlichen Bug. Nach einigen Tagen war der Südliche Bug in dem gesamten Abschnitt, in dem die Offensive vorangetragen wurde, von Konstaninowka bis Nikolajew überschritten. Der wichtige Stützpunkt der deutschen Verteidigung, Otschakow, wurde eingenommen. Die geschlagenen deutschen Truppen zogen sich auf den Dnjestr zurück.
Die angreifenden Truppen der Roten Armee schlossen Odessa ein. Ein Durchbruchversuch der Deutschen endete für sie mit einer schweren Niederlage und Vernichtung einer größeren Kräftegruppe im Raum der Station Rasdelnaja.
In den Abendstunden des 9. April rückten die Sowjettruppen bis zur Stadt vor. Es begannen Straßenkämpfe, und am Morgen des 10. April war Odessa wieder in sowjetischen Händen. Nach zwei Tagen, am 12. April, wurde auch Tiraspol befreit. Die sowjetischen Truppen folgten dem Feind auf den Fersen, überquerten den Dnjestr und fassten auf dem Westufer Fuß.
Die Odessaer Kräftegruppe der Deutschen war völlig vernichtet. In 16tägigen Kämpfen hatten die sowjetischen Verbände trotz der äußerst schlechten Wegeverhältnisse bis zu 200 km zurückgelegt.
Der Besitz der wichtigsten Schwarzmeerhäfen Odessa und Nikolajew spielte bei der Fortsetzung der Offensive der sowjetischen Truppen auf der Krim-Halbinsel eine große Rolle.
Die Deutschen versuchten die Krim um jeden Preis zu halten. Im Besitz der Krim bedrohten die Deutschen die Sowjetflotte im Schwarzen Meer. Sie gaben auch den Gedanken nicht auf, die Krim als Aufmarschraum für einen neuen Angriff gegen das Kubangebiet zu benutzen. Deshalb verstärkten die Deutschen trotz ihrer Misserfolge im Süden ihre Krimgruppe immer wieder durch frische Verbände.
Im Vorfeld der Krim bauten die Deutschen immer neue Befestigungen. Besonders stark wurde das Tor der Krim – Perekop, Tschongar, Ischunj, der Raum von Kertsch sowie der Raum von Sewastapol befestigt, der von ihnen in eine richtige Festung verwandelt wurde.
Durch die Landenge von Perekop und über den Siwasch hinweg griffen die Truppen der 4. Ukainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion Tolbuchin, an. Zwei Armeen unter dem Befehl der Generale Sacharow und Kreiser sollten die Perekop-Landenge stürmen und den Siwasch überqueren. Der Angriff begann am 7. April. Die Besondere Küstenarmee unter dem Befehl von Armeegeneral Jeremenko hatte bereits im Jahre 1943 einen kleinen Brückenkopf im Raum von Kertsch erobert und sollte jetzt die deutsche Front auf der Kertsch-Halbinsel durchbrechen und nach dem Westen vorrücken, um sich mit den Truppen von Sacharow und Kreiser zu vereinigen.
Die Schwarzmeerflotte und die Luftwaffe blockierten die gegnerische Krimgruppe von der See und aus der Luft.
Die Gardisten des Generals Sacharow durchbrachen nach einem dreitägigen Kampf die deutschen Befestigungen auf der Perekop-Landenge, rückten zu den stark befestigten Stellungen bei Ischunj vor und begannen sie anzugreifen. Gleichzeitig traten auch die Truppen des Generals Kreiser, die auf dem Südufer des Siwasch konzentriert waren, zum Angriff an. An einem der Abschnitte hatten die Truppen den Siwasch zu überqueren. In den Kämpfen um die Sowjetische Krim hatte die Rote Armee in der Vergangenheit den Siwasch schon einmal überwunden. Zum ersten Mal war der Siwasch, oder – wie dieser auch genannt wird- „das faule Meer“, Anfang November 1920 von der Roten Armee überquert worden. Damals hatte die Rote Armee unter dem Befehl eines ihrer ersten Feldherren, M.W. Frunse, die letzte Kreatur der Interventen und Weißgardisten im Süden des Landes, den „Schwarzen Baron“ Wrangel, angegriffen.
In der finsteren Novembernacht des Jahres 1920 kam der ortskundige Bauer Olentschuk aus dem Dorfe Stroganowka, an der Küste des Siwasch, den sowjetischen Truppen zu Hilfe. Ihm waren die Furten wohlbekannt, und er diente den Einheiten der Roten Armee als Führer über den Siwasch. Die Überquerung des Siwasch und das Auftauchen der Roten Armee im Rücken der Ischunjstellungen entschieden damals den Ausgang der Schlacht um Perekop.
Der gleiche Olentschuk, der nun ein alter Kollektivbauer geworden war, kam zu General Kreiser, um die Rote Armee erneut über den Siwasch zu führen. Genauso wie im Jahre 1920 zeigte er die geeignetsten Stellen für die Überquerung.
Unter den schwierigsten Bedingungen wurden zwei Brücken erbaut, um die Panzer und Geschütze überzusetzen. Ein Teil der Infanterie durchwatete den Siwasch. Munition, Maschinengewehre und Granatwerfer mussten mitgeschleppt werden. Das kalte Wasser reichte oftmals bis an den Hals. Die deutsche Luftwaffe überschüttete den Siwasch mit Bomben. Die tapferen sowjetischen Krieger, die zu den Waffen gegriffen hatten, um die Freiheit ihres Vaterlandes und die Macht der Sowjets vor den deutschen Eindringlingen zu verteidigen, erwiesen sich ihrer Väter würdig, die vor (damals) 24 Jahren ihre Heimat gegen die Interventen und Weißgardisten verteidigt hatten.
Die Rote Armee überquerte den Siwasch, zerschlug die deutschen Truppen im Raum der zahlreichen Seen hinter dem Siwasch und drang in den Rücken der deutschen Truppen ein, welche die Landenge von Perekop verteidigten. Nachdem sie in die Weite der Krimsteppe durchgebrochen waren, stießen sie sowjetischen Panzer in die Tiefe der Krim vor. Am 11. April nahmen sowjetische Einheiten Dshankoj, einen großen Eisenbahnknotenpunkt auf dem Wege zur Hauptstadt der Krim, Simferopol, ein. Die deutsch-rumänischen Truppen begannen zurückzuweichen, wobei sie ihre Waffen im Stich ließen und Tausende an Toten, Verwundeten und Gefangen einbüßten.
Die Truppen der Generale Sacharow und Kreiser entgegen rückte von der Kertsch-Halbinsel die Besondere Küstenarmee des Generals Jeremenko vor, die in den frühen Morgenstunden des 11. April zum Angriff angetreten war. Nach wuchtiger Artillerievorbereitung durchbrach sie die Verteidigungsstellungen des Gegners, drang in Kertsch ein und nahm die Stadt und Festung nach erbittertem Kampf in Besitz. Die Deutschen hatten diese blühende Sowjetstadt in Schutt und Asche gelegt. Die Einwohner der Stadt waren entweder ausgerottet oder nach Deutschland verschleppt worden. Die Deutschen versuchten, 25 km hinter Kertsch bei dem alten Türkenwall, der sich vom Norden nach Süden quer über die Kertsch-Halbinsel hinzieht, haltzumachen. Aber hier wurden sie zerschlagen. Auch die Stellung bei Akmonaj hat die Hoffnungen des deutschen Kommandos nicht gerechtfertigt. Das war eine starke Befestigungslinie an der engsten Stelle der Kertsch-Halbinsel. Die Stellung bei Akmonaj deckte das Ausfalltor der Kertsch-Halbinsel in die Steppengebiete der Krim und der Südküste. Trotz des hartnäckigen Widerstandes der Hitlertruppen durchbrachen die Truppen des Generals Jeremenko auch hier die deutsche Verteidigung. Im Laufe von zwei Angriffstagen säuberte die Küstenarmee die gesamte Kerschhalbinsel, nahm Tausende gefangen und erbeutete eine große Menge an Waffen. Am 13. April wurde Feodosija, ein großer Schwarzmeerhafen, befreit. Ein Teil der Küstenarmee rückte den Truppen des Generals Kreiser entgegen, ein anderer stieß längs der Südküste nach Sudak, Aluschta und Jalta vor.
Gleichzeitig kämpften sich die Truppen der Generale Sacharow und Kreiser nach Simferopol vor, wohin auch die Einheiten der Küstenarmee strebten. Die Versuche des deutschen Kommandos, eine Verteidigung von Simferopol zu organisieren, waren vergeblich. Am 13. April wurde die Stadt von den Sowjettruppen eingenommen.
Nach der Befreiung von Ewpatoria und Saki trugen die Truppen des Generals Sacharow den Angriff längs der Meeresküste auf Sewastopol vor. Dahin eilten auch die Truppen des Generals Kreiser über Bachtschissaraj sowie die Küstenarmee längs der Küste aus Staryj Krim, die am 13. April von den regulären Einheiten und den heldenmütigen Partisanen der Krim befreit wurde. Die Partisanen, die zwei Jahre lang tief im feindlichen Hinterland die deutsch-faschistischen Eindringlinge bekämpft hatten, leisteten den angreifenden Sowjettruppen große Hilfe. In den Bergen waren die Partisanen die wahren Herren.
Im Raum von Karassubasar vereinigten sich Einheiten der Besonderen Küstenarmee mit den Einheiten der 4. Ukrainischen Front. Die zerschlagenen deutsch-rumänischen Truppen flüchteten und strömten nach den Befestigungen von Sewastopol, aber ihr Rückzugsweg war durchschnitten.
Die Sowjettruppen, die über Parallelstraßen und Gebirgsstege vorrückten, eilten den feindlichen Truppen voraus, zersplitterten und vernichteten diese.
Bis zum 15. April wurden Koktebel, Sudak und Aluschta befreit. Die Gefangenzahl wuchs von Tag zu Tag. Die Deutschen versuchten Jalta zu halten, nachdem sie das Vorfeld in Richtung Gursuf befestigt hatten. Aber die Sowjettruppen benutzten die Bergstege, umgingen die feindlichen Befestigungen und drangen vom Rücken her in Jalta ein.
Der Feind begann sich auf Alupka zurückzuziehen. Aber auch hier rauchten bereits die heldenmütigen Kämpfer des Obersten Preobraschenskij, Heute (1947) Generalmajor und Held der Sowjetunion, im Rücken des Gegners auf. Von Bachtschissaraj aus hatten sie den mit einer meterhohen Schneeschicht bedeckten Bergpass bezwungen, den Gipfel des herrlichen Berges Aj-Petri erklommen und von da aus die deutsch-rumänischen Kolonnen unerwartet angegriffen.
Nachdem sie das berühmte „Tor von Baidary“ durchbrochen hatten, befreiten Einheiten der Besonderen Küstenarmee Baidary und Balsklawa. Bis Sewastopol hatten sich Überreste der geschlagenen deutsch-faschistischen Truppen verborgen. Verstärkungen wurden auf dem Luft- und Seewege herangeschafft, um sie zu unterstützen.
Auf die Bergkette rings um Sewastopol gestützt, hatte die Deutschen Sewastopol mit mehreren Verteidigungsgürteln umgeben, die mit Geschützen, Granatwerfern, Maschinengewehren gespickt und das Vorfeld mit tiefgestaffelten Stacheldrahtverhauen und Minenfeldern geschützt.
Hitler befahl seinen Truppen, Sewastopol zu halten und keinen Schritt zurückzuweichen.
Die Kämpfe um Sewastopol entbrannten am 22. April. Die Kampfeinheiten der Schwarzmeerflotte sowie die Luftwaffe führten vernichtende Schläge gegen den Gegner zu Wasser und in der Luft, desorganisierten den feindlichen Nachschub an Munition und Verstärkungen und leisteten damit den sowjetischen Landtruppen große Hilfe.
Am 7. Mai begann der Sturm. Der Gegner wurde unter Trommelfeuer der sowjetischen Artillerie genommen. Dann stürmte die Infanterie gegen die Befestigungen von Sewastopol vor. Die Truppen den Generals Sacharow eroberten die Mekenzieberge und nahmen die Sewernajabucht unter Beschuss. Bald darauf gelang eine Landung auf der sogenannten „Schiffsseite“. Die Truppen des Generals Kreiser und Einheiten der Besonderen Küstenarmee stürmten Sewastopol aus dem Osten. Trotz des erbitterten feindlichen Feuers hissten die sowjetischen Krieger nach einigen Stunden ihre Kampfbanner auf dem Sapunberg und den benachbarten Höhen. Am 9. Mai abends gingen die Kämpfe bereits am Stadtrand vor sich und in der gleichen Nacht wurde Sewastopol befreit.
Die Deutschen hatten 250 Tage gebraucht, um Sewastopol einzunehmen, die Rote Armee vollbrachte das in drei Tagen. Die deutsch-rumänischen Truppen gingen auf Chersones zurück und versuchten, sich über das Meer evakuieren zu lassen, aber die sowjetischen Panzer und die Infanterie waren bereits hierher durchgebrochen. Am 12. Mai ergaben sich über 20 000 Soldaten und Offiziere – alles, was von der zerschlagenen deutsch-rumänischen Armeegruppe auf der Krim übriggeblieben war.
Das war für die Deutschen eine völlige Katastrophe. Im Zeitraum vom 8. April bis zum 12. Mai verloren sie auf der Krim über 111 500 Soldaten und Offiziere an Gefallenen und Gefangenen, 299 Panzer und Sturmgeschütze, 578 Flugzeuge, 3079 Geschütze, 7036 Kraftwagen und eine große Menge anderer Ausrüstung. Die Deutschen haben von der Krim so gut wie nichts fortgeschafft. Die Schwarzmeerflotte und ihre Luftwaffe haben ganze Arbeit geleistet, indem sie alles, was die Deutschen zu evakuieren versuchten, auf den Meeresgrund schickten. Vom 8. April bis zum 12. Mai wurden 69 Transporter, 50 schnelle Landungsschiffe sowie viele andere Einheiten (insgesamt 191 Einheiten der Binnenflotte) mit Truppen und militärischen Frachten des Gegners versenkt.
Die Befreiung von Odessa und der Krim hat die ganze Lage am Schwarzen Meer verändert. Die Schwarzmeerflotte kehrte zu ihren Stützpunkten zurück und führte erfolgreiche Operationen gegen die feindlichen Truppen in Rumänien und Bulgarien durch. Die Flugplätze der Krim brachten die sowjetische Luftwaffe der Balkanhalbinsel näher.
Durch die ersten drei Schläge: bei Leningrad und Nowgorod, in der Ukraine rechts des Dnjepr, im Raum von Odessa und auf der Krim und das Gebiet von Leningrad befreit.
Im Juni 1944 verlief die Front längs der Linie Narwa-Pskow-Welikije Luki-Mosyr-Kowel-Kolomya-Tiraspo-Odessa. Die sowjetische Front fesselte die Hauptkräfte der deutschen Armee. Das deutsche Oberkommando war gezwungen, als Ersatz für die geschlagenen Armeen ihre letzten Reserven an die Front zu werfen. Auf diese Weise brachte die Rote Armee alle Pläne der Deutschen, eine neue Offensive im Sommer 1944 zu starten, zum Scheitern und schuf günstige Voraussetzungen für die Offensive der alliierten Truppen.
Im Juni 1944 führten anglo-amerikanische Truppen und die anglo-amerikanische Flotte unter Führung von General Eisenhower eine Landungsoperation in Frankreich durch.(„D-Day“ P.R.)Zunächst wurde ein kleiner Brückenkopf auf französischem Territorium erobert, aber dieser Brückenkopf wurde nach und nach erweitert. Es traf endlich das ein, was Deutschland so sehr fürchtete: es geriet zwischen zwei Fronten. Wohl setzte Hitler auch nach der Landung der Alliierten in Frankreich seine Hauptkräfte gegen die Rote Armee ein. Darüber hinaus warfen die Deutschen in dem vergeblichen Versuch, die Offensive der Sowjettruppen aufzuhalten, Dutzende von Divisionen von der Westfront nach dem Osten, was wiederum den Alliierten half, die deutschen Truppen schneller zu zerschmettern und sie aus Mittelitalien, Frankreich und Belgien zu vertreiben. Immerhin hat die zweite Front, die bis zu 75 Hitlerdivisionen fesselte, der Roten Armee ihre Aufgabe der endgültigen Zerschmetterung der deutschen Truppen erleichtert.
(Im Westen wird heute behauptet, dass die Landung der anglo-amerikanischen Truppen in Frankreich kriegsentscheidend gewesen wäre. Dass die Sowjetunion die Hauptlast des Krieges trug und der Krieg dort entschieden wurde, wird ausgeblendet. Die zweite Front wurde erst spät eröffnet. Es steht die These im Raum, dass die die Briten und USA befürchteten, dass die Sowjets durch ganz Europa marschieren und die Nachkriegsordnung in ganz Europa beeinflussen würden. P.R.)
4. Die Befreiung der Karelo-Finnischen Republik
Während im Süden die Vertreibung der Deutschen ihrem Ende entgegenging, bereiteten die Truppen der Leningrader und der Karelischen Front eine neue Offensive gegen die deutschen Truppen und die Truppen des deutschen Trabanten, Finnland, in Karelien vor. Das war der vierte Schlag der Roten Armee.
Die Karelische Landenge – ein schmaler Raum zwischen dem Finnischen Busen und dem Ladogasee – war stark befestigt. Eine Unmenge von Seen, Flüssen und Sümpfen, dichter Nadelwald, unzählige Granitfelsen und Granitgeröll über die ganze Landenge verstreut, trugen dazu bei, die Landenge in eine einzige Verteidigungszone zu verwandeln. Auf der Landenge wurde der „Karelische Wall“ – die Hauptverteidigungslinie – oder wie sie von den Finnen genannt wurde, die „Neue Mannerheim-Linie“ geschaffen. Besonders stark wurde der Raum von Wyborg befestigt.
Die Truppen der Leningrader Front bereiteten sich längere Zeit zum Sturm dieser befestigten Zone vor. Im Hinterland wurden Modelle der wichtigsten Verteidigungslinien des Gegners in natürlicher Größe gebaut. Auf diesen eigenartigen Übungsplätzen – einem Modell der zukünftigen Schlachtfelder – lernten die Truppen die Schwierigkeiten des bevorstehenden Sturms zu überwinden.
Am 9. Juni 1944 begann die Artillerie- und Luftwaffenvorbereitung, und in den Morgenstunden des folgenden Tages traten die Sowjettruppen nach einem dreistündigen Artilleriebeschuss, an dem auch Einheiten der Baltischen Flotte sowie Geschütze der Festung Kronstadt teilnahmen, zum Angriff an. Der Schlag war so wuchtig, dass in der ersten Verteidigungslinie die meisten Finnen vernichtet wurden. Die Sowjettruppen überquerten schwimmend den Fluss Sestra und durchbrachen die erste Befestigungslinie. Bis zum 11. Juni rückten die Truppen der Leningrader Front um 24 km in die Tiefe der finnischen Verteidigung vor und erweiterten den Durchbruch bis auf 40 km Breite. Nach einigen Tagen wurde auch die zweite Verteidigungslinie durchbrochen.
Der Feind erlitt gewaltige Verluste an Menschen und Material, wehrte sich aber immer noch, in der Hoffnung, sich bei Wyborg festklammern zu können.
Am 18. Juni hatten die Sowjettruppen auch hier die feindliche Verteidigung durchbrochen. Am nächsten Tage rückten sie bis Wyborg vor und drangen in die Stadt ein. Es kam zu Straßenkämpfen. Die Finnen warfen größere Reserven in den Kampf und klammerten sich an jedem Haus fest. Am 20. Juni hatten sich die Sowjettruppen in den Besitz der Stadt und Festung Wyborg gesetzt. Nach einigen Tagen wurde der übrige Teil der Karelischen Landenge erobert.
Die Truppen der Karelischen Front, unter dem Befehl von Marschall der Sowjetunion Merezkow, die am 21. Juni zum Angriff antraten, säuberten im Laufe einer Woche die Murmanskbahn vom Feind und befreiten die Hauptstadt der Karelo-Finnischen Republik, Petrosawodsk, vom Feind. Bei der Befreiung von Petrosawodsk spielte eine Landungsoperation der Onegaflottille eine große Rolle.
Der Sieg der Roten Armee auf der Karelischen Landenge machte die Wahnideen des finnischen Verbündeten Hitlerdeutschlands, sich auf Kosten des Sowjetlandes zu bereichern und Leningrad zu erobern, zunichte. Die Rote Armee blieb an der finnischen Grenze nicht stehen, sondern begann den Vormarsch auf dem finnischen Territorium. Die finnische Hauptstadt Helsinki war bedroht.
Finnland bat um Frieden. Am 19. September 1944 wurde das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Die deutschen Faschisten hatten ihren Verbündeten im Norden verloren. Nach einer kurzen Zeit begannen die Finnen den Krieg gegen Hitlerdeutschland.
5. Die Zerschmetterung der Deutschen in Bejelorussland
Einige Tage nach der Zerschmetterung der deutsch-finnischen Truppen auf der Karelischen Landenge begann eine neue Offensive der Sowjettruppen, die Schlacht um Bjelorussland. Die Zerschmetterung der Deutschen in Bjelorussland war der fünfte Schlag, der von der Roten Armee im Jahre 1944 gegen den Feind geführt wurde.
Die Deutschen haben in Bjelorussland eine besonders große Bedeutung beigemessen. Durch Bjelorussland und Litauen führte der kürzeste Weg nach Ostpreußen – der Feste des deutschen Militarismus.
Indem sie die Städte Bjelorusslands und die anliegenden Bezirke sowie die Ufer des Dnjepr, der Beresina, des Sosh und anderer Flüsse befestigten und westlich von Minsk die alten Befestigungen aus dem ersten Weltkrieg wiederherstellten, schufen die Deutschen einen neuen Verteidigungswall, den sie „Vaterland“ tauften. In den Hitlerbefehlen hieß es, dass durch den Abschnitt Witebsk-Orscha-Mogilew der Weg nach Deutschland führe und dass der Rückzug der Deutschen von dieser Linie deshalb ausgeschlossen sei. Hier waren deutsche Eliteverbände konzentriert.
Die Sowjettruppen nahmen den bjelorussischen Vorsprung sowohl vom Norden als auch vom Süden her in die Zange. Das Hinterland der deutsch-faschistischen Truppen hatten die bjelorussischen Partisanen in ein Schlachtfeld verwandelt. Sie sprengten Munitionslager, ließen Transportzüge in die Luft fliegen, verminten die Straßen und vernichteten die Garnisonen.
Ein gewaltiger Schaden wurde den Deutschen durch den „Gleise-Krieg“ der Partisanen zugefügt. Die bjelorussischen Partisanenabteilungen unterbrachen die Gleise gleichzeitig an verschiedenen Stellen. Solche Operationen führten zu längerer Störung des Eisenbahnverkehrs auf den wichtigsten Nachschubwegen der deutsch-faschistischen Truppen. Die Partisanen nannten eine solche Operation „Konzert“. Ein solches „Konzert“ – bereits das dritte – wurde in der Nacht vom 19. Zum 20. Juni, am Vorabend der Offensive der Sowjettruppen veranstaltet. Die Partisanen sprengten in dieser Nacht Tausende von Kilometern Gleise. Dadurch ging der Verkehr um mehr als die Hälfte zurück und wurde auf einigen Strecken völlig lahmgelegt. Die deutschen Transportzüge mit Proviant, Waffen und Munition konnten sie nicht mehr abtransportieren du mussten sie den vorrückenden Sowjettruppen als Beute überlassen.
Bei dem heldenmütigen Kampf der bjelorussischen Partisanen spielte die Jugend, mit dem Komsomol an der Spitze, eine hervorragende Rolle. Unter den Partisanen des Gebietes von Baranowitschi wurde den Komsomol-Angehörige Wassilij Kirillow berühmt. ER sprengte 24 deutsche Truppentransporte in die Luft und fiel als Held im Kampfe. Wladimir Pusanow hat 19, Tamara Potschekajewa 10 gegnerische Transportzüge in die Luft gesprengt.
An dem Kampf um die Befreiung Bjelorusslands und Litauens nahmen die Truppen der 1. Bjelosrussischen Front unter dem Befehl von Marschall der Sowjetunion Rkossowskij, der 2. Bjelorussischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral Tschernjachowskij und der 1. Baltischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral Bagramjan teil.
Eine der Hauptaufgaben der Offensive bestand darin, nördlich und südlich des Bjelosrussischen Frontvorsprungs vorzustoßen, die Hauptkräfte der Heeresgruppe Mitte der deutschen Streitkräfte einzukesseln zu sie zu vernichten.
Die Offensive begann am 23. Juni.
Den ersten Schlag führten die Truppen des Armeegenerals Bagramjan – nordwestlich von Witebsk und des Armeegenerals Tschernjachowskij – südlich der Stadt. Sie durchbrachen die starke Verteidigung des befestigten Raums von Witebsk und rückten bis zur Westlichen Düna vor.
Eine besonders schwere Niederlage erlitten die Deutschen südwestlich von Witebsk. Die Truppen des Generals Tschernjachowskij vernichteten hier in einem Kessel über 20 000 deutsche Soldaten und Offiziere, über 10 000 wurden gefangengenommen. Witebsk und Orscha, die überaus wichtigen Eisenbahnknotenpunkte und mächtigen feindlichen Bollwerke auf dem Wege nach dem Westen, die den Weg zur Hauptstadt Bjelorusslands deckten, wurden eingenommen.
Verbissene Kämpfe entspannen sich um Mogilew, den wichtigsten Verteidigungsknotenpunkt der Deutschen am Dnjepr. Die Deutschen hatten die Stadt in eine Festung verwandelt, indem sie diese mit einigen Wällen und einer Reihe von Brückenkopfbefestigungen auf dem Ostufer des Dnjepr umgaben. Die angreifenden Truppen des Armeegenerals Sacharow mussten vier Flüsse, darunter Dnjepr und Pronja, mit stark versumpften Ufergelände überwinden.
Der Erfolg des Sturms auf Mogilew hing davon ab, wie rasch die Truppen über den Dnjepr übergesetzt werden.
Dem Brückenbaubataillon des Majors Kanartschik wurde befohlen, die von den Deutschen kontrollierte Straße Mogilew-Orscha zu überqueren und eine Brücke über den Fluss zu schlagen. Am Morgen des 26. Juni waren bereits zwei Brücken über den Dnjepr fertiggestellt. Das Bataillon wurde für Tapferkeit mit dem Orden des Roten Banners ausgezeichnet, während dem Kommandeur des Bataillons, Major Kanartschik, der Titel eines „Helden der Sowjetunion“ zuerkannt wurde.
Am 27. Juni begann der Sturm auf Mogilew. In den Straßen der Stadt entbrannte ein erbitterter Kampf. Die Deutschen, die sich in den zu Bunkern verwandelten Häusern festgesetzt hatten, leisteten verzweifelt Widerstand, waren aber am nächsten Tage gezwungen, die Waffen zu strecken und sich mit zwei Generalen an der Spitze gefangen zu geben.
Nachdem sie bei Mogilew die Dnjepr-Verteidigungslinie überwunden hatten, rückten die Truppen der 2. Bjelorussischen Front nach Minsk vor.
Rokossowkijs Truppen traten aus dem Raum Rogatschew-Shlobin-Tschernin-Gorbowitschie zum Angriff an. Nachdem sie die stark befestigte deutsche Verteidigungsstellung durchbrochen hatten, überquerten sie nördlich von Rogatschew den Fluss Drutj und richteten einen Schalf gegen Bobrujsk.
Die Befestigungen bei Bobrujsk deckten den Weg nach Brest. Die Deutschen hielten diese Stellung für unüberwindlich. Sie wurde von 12 Infanteriedivisionen, 1 Panzerdivision sowie vielen Sondereinheiten verteidigt.
Einige Einheiten der 1. Bjelorussischen Front umgingen Bobrujsk von Südwesten und Westen. Andere durchschnitten die Straße Bobrusk-Mogilew und rückten von Osten her auf die Stadt vor. Durch einen Panzerangriff wurden die deutschen Kräfte bei Bobrujsk in zwei Teile gespalten. Die deutschen Truppen gerieten in einen Kessel und wurden heftigen Luftangriffen ausgesetzt. Alle Versuche des Feindes, aus dem Kessel von Bobrujsk auszubrechen, blieben erfolglos. 50 000 deutsche Soldaten und Offiziere blieben auf dem Schlachtfeld liegen. Etwa 24 000 deutsche Soldaten und Offiziere gerieten in Gefangenschaft. 216 Panzer und Sturmgeschütze, 1322 Feldgeschütze und eine große Menge anderes Kriegsmaterial wurden vernichtet.
Auf diese Weise wurden in Bjelorussland im Laufe von sechs Kampftagen bedeutende deutsche Kräfte im Raum von Witebsk und Bobrujsk zerschlagen und vernichtet, während ihre Verteidigungsstellung in der Mitte bei Orscha und Mogilew durchbrochen wurde.
Die Liquidierung der deutschen Gruppe bei Bubrujsk spielte im bei der Zerschmetterung der deutschen Truppen im mittleren Frontabschnitt eine große Rolle. Gleichzeitig überquerten die Truppen Tschernjachowskijs bei aktiver Unterstützung der Partisanen den Beresiafluss, stießen durch die Wälder und Sümpfe im Raum von Borissow vor und nahmen diesen wichtigen Stützpunkt der feindlichen Verteidigung ein.
Die deutschen Hauptkräfte begannen auf die Beresina zurückzuweichen. Aber die Truppen der drei Bjelosrussischen Fronten nahmen sie bei Minsk in die Zange. Die Truppen der 3. Bjelorussischen Front unterbrachen die Verbindung der feindlichen Minskgruppe mit Wilna und Lida. Vom Süden strebten die Truppen der 1. Bjelorussischen Front nach Minsk. Sie nahmen die Stadt Sluzk ein und durchschnitten damit die deutschen Rückzugswege nach Baranowitschi und Brest.
In den Morgenstunden des 3. Juli drangen die Truppen der 3. Bjelorussischen Front vom Nordosten, die Panzer der 1. Bjelorussischen Front vom Süden in Minsk ein. Der Ring schloss sich.
Am 17. Juli zogen etwa 60 000 deutsche Soldaten und Offiziere, die in Bjelorussland gefangen genommen worden waren, mit 19 deutschen Generalen an der Spitze, auf dem Wege in die Kriegsgefangenlager durch Moskau.
Alle Versuche der Deutschen, die Offensive der Sowjettruppen aufzuhalten, scheiterten. Die Sowjettruppen rückten siegreich nach Westen vor. Rossowskijs Truppen zerschmetterten die herangeilten deutschen Reserven, nahmen die bjelorussische Gebietshauptstadt Baranowitschi – einen wichtigen Knotenpunkt und stark befestigte deutsche Stellung auf dem Wege nach Bialystok und Brest – ein. Tschernjachowskijs Truppen schlossen die deutsche Garnison in Wilna ein, vernichteten sie und befreiten am 13. Juli die Hauptstadt der Litauischen Republik. Bald darauf rückten die Sowjettruppen bis zum Njemen vor und nahmen die Festung Grodno im Sturm.
Im Südteil Bjelorusslands wurden die Gebietshauptstädte und bedeutenden deutschen Widerstandsnester Pinsk und Brest und Ende Juli die Städte Siauliai (Schaulen) und Jelgava (Mitau) im Baltikum befreit. Die Rote Armee erreichte die Staatsgrenze zwischen der Sowjetunion und Ostpreußen.
Allein im Laufe eines Monats der Offensive der Roten Armee büßten die Deutschen über 381 000 Soldaten und Offiziere an Toten sowie über 158 000 an Gefangenen ein. Gewaltige Mengen an Kriegsmaterial des Gegners wurden vernichtet oder erbeutet.
Die Rote Armee hatte die Bjelorussische Sowjetrepublik, den größeren Teil der Litauischen Sowjetrepublik, einen bedeutenden Teil des verbündeten Polens befreit und erschien an den Grenzen Deutschlands. Die Beseitigung des bjelorussischen Frontvorsprungs bannte die Gefahr eines Gegenschlages der deutschen Armee gegen die 1. Ukrainische Front vom Norden her und ermöglichte eine neue Offensive der sowjetischen Streitkräfte auf Lwow.
6. Die Befreiung der Westukraine
Die neue Offensive – in Richtung Lwow – war der sechste Schlag der Roten Armee und führte zur Befreiung der Westukraine.
Als die Truppen der 1. Ukrainischen Front im April die Linie Kowel-Brody-Butschatsch-Kolomyja erreicht hatten, begannen die Deutschen den Raum von Lwow in aller Eile zu einer starken Verteidigungsstellung auszubauen. Hier schufen sie drei Verteidigungszonen, die aus vielen Schützengräben, zahlreichen Stützpunkten und Widerstandsnestern bestanden. Hinter diesen in einer Tiefe von 40 Kilometern gestaffelten Verteidigungslinien waren die großen Flüsse Dnjestr, San und die Weichsel, die für die angreifenden Sowjettruppen bedeutsame Hindernisse darstellten. Die deutsche Armeegruppe „Nordukraine“ war durch neue Truppen Verstärkt worden.
Die Truppen der 1. Ukrainischen Front, die vom Marschall der Sowjetunion Konjew befehligt wurden, bereiteten sich sorgfältig auf die bevorstehenden Kämpfe vor. Obwohl die Deutschen sich eifrig auf die Abwehr der Offensive der Roten Armee vorbereitet hatten, war der von den Sowjettruppen für die Offensive gewählte Zeitpunkt für den Gegner überraschend. Sie begann am 13. Juli am rechten Flügel und breitete sich am 14. Über die ganze Front aus. Die Truppen der Front, die am Vortag die erste Linie der deutschen Verteidigung überwunden hatten, durchbrachen am 15. Juli auch die zweite, stärkere Verteidigungslinie, die von den Deutschen „Prinz-Eugen-Linie“ genannt wurde. In den Durchbruch strömten die Panzerverbände der Generale Katukow, Rybalko und Leljuschenko sowie die Reiterei des Generals Baranow. Sie überwanden auch die dritte Verteidigungslinie der Deutschen. Der Westliche Bug wurde im Abschnitt Krystynopol-Kamenka sowie in Richtung Lwow überquert. Nach den ersten drei Kampftagen hatten die Sowjettruppen die gegnerische Front in einer Breit von 200 km durchbrochen und eine Reihe wichtiger Stützpunkte, die Lwow deckten, eingenommen.
Im Verlauf der Kämpfe wurde eine große gegnerische Kräftegruppe im Raum von Brody eingekesselt und vernichtet. Die Sowjettruppen nahmen über 17 000 Mann, darunter zwei Generale, gefangen. Auf dem Schlachtfeld bleiben über 30 000 gefallene deutsche Soldaten und Offiziere. Am 20. Juli nahmen die Truppen des Generals Gordow den starken Stützpunkt, wichtigen Straßenknotenpunkt und das große administrative Zentrum der Westukraine – die Stadt Wladimir-Wolynskij – ein.
Am 20. Juli erreichten die Sowjettruppen das Vorfeld von Lwow. Bei der Befreiung der Stadt spielten die Panzerkräfte der Generale Rybalko und Leljuschenko, welche die Stadt umzingelten, eine hervorragende Rolle. Nach einem zweitägigen Sturm vernichteten die Sowjettruppen die deutschen Kräfte und befreiten am 27. Juli Lwow, das politische, administrative und wirtschaftliche Zentrum der Westukraine. Die Panzerschützen des Generals Katukow erreichten den Sanfluss. Zusammen mit der Infanterie des Generals Puchow und den Kavalleristen des Generals Katukow erreichten sie den Sanfluss. Zusammen mit der Infanterie des Generals Puchow und den Kavalleristen des Generals Baranow warfen sie am 24. Juli an mehreren Stellen den Gegner über den San zurück und überquerten den Fluss. Am 25. Juli hatten auch die Panzerschützen des Generals Rybalko den Sanfluss im Raum von Peremyschl erreicht. Von den am westlichen Sanufer erkämpften Brückenköpfen aus stießen die Sowjettruppen vor und befreiten am 28. Juli Peremyschl und Jaroslaw von den Deutschen. Am 2. August erreichten die Vorhuten die Weichsel und setzten über diese hinüber. Von den am Westufer gebildeten Brückenköpfen hatte der Brückenkopf südlich von Sandomierz die größte Bedeutung gewonnen. Die Deutschen warfen in diesen Raum frische Reserven, darunter Panzerdivisionen, aber alle feindlichen Versuche, den Brückenkopf der Sowjettruppen bei Sandomierz zu beseitigen, endeten mit einem Fiasko.
Nachdem Konjews Truppen die deutschen Kräfte in diesen Raum eingeschlossen und vernichtet hatten, befreiten sie am 18. August die Stadt Sandomierz vom Feind. Während des einen Monats der Offensive der Truppen der 1. Ukrainischen Front hatte der Feind gealtige Verluste erlitten. Die Deutschen verloren 172 360 Mann an Toten und Gefangenen, 687 Flugzeuge, etwas 2000 Panzer und Sturmgeschütze, 3615 Geschütze verschiedener Kaliber, 3868 Granatwerfer, 5735 Maschinengewehre und über 11 700 Kraftwagen. Sie haben überaus reiche Agrar- und Industriegebiete, darunter das Erdölgebiet von Drohobytsch eingebüßt.
Der Kampf um die endgültige Befreiung der Westukraine dauerte den ganzen Sommer 1944 über an. Die ukrainischen Partisanen spielten bei diesem Kampf eine überaus wichtige Rolle. Die ruhmbedeckten Einheiten des zweimaligen Helden der Sowjetunion, Generalmajors Kowpak, die seinerzeit, im Jahre 1943, den berühmten Streifzug aus den Wäldern von Brjansk bis in die Karpaten unternommen hatten, wurden im Jahre 1944 in die Erste Ukrainische „Kowpak“-Partisanendivisionen reorganisiert. Unter dem Befehl eines der nächsten Helfer Kowpaks – Oberstleutnant, heute (1947 P.R.) Generalmajor und Held der Sowjetunion Werschigora – haben die Kowpak-Partisanen in den Tagen der Offensive der Roten Armee in der Ukraine einen zweiten erstaunlichen Streifzug von Lwow bis nach Warschau unternommen.
Der 14. Oktober 1944 war für das ukrainische Volk ein hoher Festtag. An diesem Tag befreite die Sowjetarmee das letzte Fleckchen ukrainischen Bodens von den faschistischen Eindringlingen. Die Sowjetukraine war wieder frei. Über drei Jahre lang war das ukrainische Volk von den Okkupanten gequält worden, die ihm seinen Boden, seine Fabriken und Werke raubten, die herrlichen Städte der Ukraine zerstörten, Tausende von Dörfern niederbrannten und die ukrainische Kultur, Wissenschaft und Kunst mit Füßen traten.
Aber alle Völker der Sowjetunion, mit dem großen russischen Volk an der Spitze, kamen dem ukrainischen Volk zu Hilfe und befreiten es aus seiner Not.
An diesem denkwürdigen Tag schrieb das ukrainische Volk in seiner Botschaft an J.W. Stalin:„Wir übermitteln den herzlichen Dank des gesamten Volkes dem großen russischen Volk und allen Brudervölkern der Sowjetunion, der bolschewistischen Partei und Ihnen, dem Oberhaupt der Sowjetischen Regierung, dem großen Führer der Völker und der heroischen Roten Armee, für die gewaltige rettungsbringende Hilfe, die dem ukrainischen Volk bei der Organisation des Kampfes gegen die deutschen Eindringlinge, bei der Zusammenschließung der Kräfte des Volkes zum Widerstand und zur Zerschmetterung des Feindes sowie bei der Wiederherstellung der durch die deutschen Okkupanten zerstörten Volkswirtschaft der Sowjetukraine erwiesen wurde.“
(In dem Buch wird nichts über die Helfershelfer der Faschisten in der Ukraine erwähnt, wie z.B. Bandera. Deren Nachfolger sind heute wieder „am Ruder“. Die Geschichte ist in der Ukraine umgeschrieben und ausgelöscht worden. Mit Unterstützung der westlichen Länder führt die Ukraine derzeit (2024) Krieg gegen Russland. P.R.)
7. Die Zerschmetterung der deutsch-faschistischen Truppen im Raum Jassy-Kischninew
Nach der Zerschmetterung der Deutschen im Süden der Ukraine und dem Einmarsch der Sowjettruppen in Nordrumänien stabilisierte sich die Frontlinie nördlich der Stadt Jassy, längs des Dnjestr, der bereits im Frühjahr überquert worden war. Die deutsch-rumänischen Truppen versuchten mehrfach, die Sowjettruppen über den Dnjestr zurückzuwerfen, was ihnen jedoch nicht gelang.
Der Frontvorsprung der deutsch-rumänischen Truppen, der sich im Raum Jassy.Kischiinew gebildet hatte, bestand bis Ende August fort.
Von diesem Frontabschnitt aus führten Wege nach dem Zentrum Rumäniens, zu den Erdölquellen von Poesti und weiter nach dem Balkan. Die Deutschen hatten nicht die Absicht, hier zurückzuweichen. Eine starke Gruppe deutsch-rumänischer Truppen hatte den kategorischen Befehl, den Aufmarschraum von Jassy-Kischniew zu halten.
Es waren die Truppen der 2. Und 3. Ukrainischen Front, die in diesem Frontabschnitt die Angriffsoperationen der Roten Armee durchführten. Sie sollten die Verteidigung des Gegners durchbrechen und nach Einkesselung und Vernichtung der deutschen Kräfte nach Rumänien hinein vorrücken.
In den Morgenstunden des 20. August traten die Truppen der 2. Ukrainischen Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Malinowskij zum Angriff an. Die Panzerverbände der Generale Krawtschenko und Alexejew strömten in den Durchbruch, der sich nördlich von Jassy gebildet hatte, und walzten die deutsch-rumänischen Truppen nieder, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchten. Im Laufe von sechs Tagen stießen die angreifenden Truppen 120 km tief in das rumänische Territorium vor und erreichten den Pruth.
Von dem Brückenkopf südlich Bendery traten gleichzeitig auch die Truppen der 3. Ukrainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion, Tolbuchin zum Angriff an. Die Panzer stießen unwiderstehlich nach dem Westen vor und stellten bereits am 24. August direkte Verbindung mit den Truppen der 2. Ukrainischen Front her. Ein anderer Teil der Kräfte der 3. Ukrainischen Front rückte nach Kischinew vor und befreite am 24. August die Hauptstadt der Moldauischen Republik.
Am 25. August war der Ring der Sowjettruppen um die gegnerische Jassy-Kischinew-Gruppe geschlossen. 22 deutsche Divisionen und mehrere andere Einheiten wurden eingekesselt. Die gesamte deutsch-rumänische Jassy-Kischinew-Gruppe, die in den Kessel geraten war, wurde völlig zerschlagen.
Auch die Offensive in die Tiefe Rumäniens ging ungestüm weiter. Die Truppen rückten unter Kämpfen im schwierigen Berggelände täglich 25 km vor. Die Stadt Râmnicu, vor deren Mauern der geniale russische Feldherr Suworow eine seiner glänzenden Schlachten gewonnen hatte, wurde eingenommen, genauso die Stadt Ismail, bei deren Erstürmung im Jahre 1790 Suworow und sein berühmter Mitstreiter, der große russische Feldherr Kutusow, eine hervorragende Rolle gespielt hatten. Die Sowjettruppen nahmen die Städte Galatz und Brailow ein. Im Zusammenwirken mit den Landstreitkräften führte die Schwarzmeerflotte erfolgreiche Kampfoperationen im Donaudelta und an der rumänischen Schwarzmeerküste durch. Sulina, Konstanza und andere Städte wurden eingenommen.
Am 30. August nahmen Malinowskijs Truppen die Stadt Ploesti, das Zentrum des reichen Erdölgebiets ein. Am nächsten Tag rückten sie in die rumänische Hauptstadt Bukarest ein.
Die feindlichen Truppen wurden zum Teil vernichtet, zum Teil gefangengenommen. Die Deutschen büßten eine gewaltige Menge von Kriegsmaterial ein. 106 000 deutsche Soldaten und Offiziere, darunter 13 Generale, gerieten in die Gefangenschaft.
Das war ein vernichtender Schlag, der in einer äußerst kurzen Frist geführt wurde. Die Rote Armee brauchte nur zwei Wochen, um die glänzende Jassy-Kischinew-Operation durchzuführen. Der Sieg der Sowjettruppen bewies wieder einmal die Überlegenheit der Stalinschen Kriegskunst über die deutsche sowie das Feldherrengenie J.W. Stalins und die glänzende militärische Begabung der Zöglinge der Stalinschen Schule – der sowjetischen Generale und Offiziere. Die Zerschmetterung der deutschfaschistischen Truppen im Raum Jassy-Kischinew hatte für die Kampfoperationen auf dem Balkan und im gesamten Südosteuropa weitreichende Folgen.
Rumänien war gezwungen, auf dem Krieg auszuscheiden. Die faschistische Antonescu-Regierung wurde verhaftet. Die neu rumänische Regierung unterzeichnete mit der UdSSR die Waffenstillstandbedingungen und erklärte darauf Deutschland den Krieg.
Nach dem Ausfall Rumäniens stieg die Bedeutung Bulgariens für die Deutschen, und sie versuchten in jeder Weise, sich in diesem Lande zu halten. Die Sowjetregierung teilte am 5. September der bulgarischen Regierung in einer Note mit, sie halte es nicht für möglich, die bisherigen Beziehungen zu Bulgarien aufrechtzuerhalten, da dieses faktisch gegen die Sowjetunion Krieg führe. Sie breche deshalb mit Bulgarien und erklärt, dass die Sowjetunion sich von nun an als im Kriegszustand mit Bulgarien befände.
Am 9. September kam es in Bulgarien zu einem Umsturz. Die faschistische Regierung Bulgariens erklärte Deutschland den Krieg. Die reorganisierten bulgarischen Truppen nahmen den Kampf gegen die Deutschen auf. Das waren die Folgen des siebenten Schlages der Roten Armee.
8. Der Kampf um das Baltikum
Im Baltikum setzten die Hitlerleute den hartnäckigen Widerstand fort. Sie hatten hier starke Kräfte – etwa 35 Divisionen – zusammengezogen, eine große Anzahl Sondereinheiten nicht eingerechnet. Hierher wurden neue Divisionen von der Westfront geworfen. Dem Baltikum maßen die Deutschen als dem Vorfeld von Ostpreußen große Bedeutung bei. Außerdem boten die Ostseehäfen der deutschen Kriegsmarine die Möglichkeit, Operationen im Finnischen Busen und in der Ostsee durchzuführen.
Die Natur des Baltikums erleichtert seine Verteidigung. Die Deutschen hatten das ausgenutzt und die Wälder, Seen, Sumpfniederungen sowie die beherrschenden Höhen stark befestigt.
Die Überwindung einer solchen Verteidigung stellte eine recht schwierige Aufgabe dar und erforderte von den Sowjettruppen überlegenes militärisches Können und großen Mut.
Die sowjetische Offensive begann Mitte September. Ihr Erfolg wurde durch die Kampfhandlungen vorbereitet, die Juli-August durchgeführt wurden. Die Truppen der 1. Baltischen Front rückten nach Westen vor und erreichten die Südküste der Rigaer Bucht, während die Truppen der 2. Baltischen Front die starke deutsche Verteidigungslinie durchbrachen und die Stadt und Festung Dwinsk im Sturm nahmen. Inzwischen nahmen die Truppen der 3. Baltischen Front die Städte Ostrow und Pskow ein, während Narwa von den Kräften der Leningrader Front erobert wurde. Dadurch wurden die deutschen Truppen im Norden an den Finnischen Busen, im Westen an die Rigaer Bucht gedrückt. Die Deutschen versuchten einen Gegenangriff. Es kam zu erbitterten Infanterie- und Panzerkämpfen. Allein in zehn Tagen, vom 16. Bis 26. August, verloren die Deutschen in diesen Kämpfen über 650 Panzer. Es ist ihnen nicht gelungen, die Sowjettruppen aus ihren Stellungen zu verdrängen.
Im September-Oktober 1944 führten die Truppen der Leningrader sowie der 1., 2. Und 3. Baltischen Front einen vernichtenden Schlag gegen die deutsche Baltikumgruppe.
Die erbitterten Kämpfe endeten mit der vollständigen Zerschmetterung der deutschen Gruppen im Baltikum. Das war der achte Schlag, der zur Säuberung der baltischen Republiken von den faschistischen Eindringlingen führte.
Nachdem sie am 17. September eine ungestüme Offensive begonnen und die deutsche Verteidigung durchbrochen hatten, befreiten die Truppen der Leningrader Front gemeinsam mit den Seeleuten der Baltischen Flotte bereits nach fünf Tagen die Hauptstadt Estlands, Tallin (Reval). Am 28. September war das gesamte Territorium Sowjet-Estlands, mit der Ausnahme der Inseln Hiiumaà (Dago) und Saaremaa (Oesel), die durch die Sowjettruppen später befreit wurden, feindfrei.
Die Truppen der 1. Baltischen Front stießen in Richtung auf Klaipéda (Memel) vor; nach dem sie die Deutschen in diesem Raum zerschlagen hatten, erreichten sie die Ostseeküste und schnitten die deutsche Gruppe, die im Nordwestteil Lettlands operierte, von der ostpreußischen Grenze ab. Der deutsche Versuch, Truppen aus dem Raum von Riga in diesen Raum zu werfen, misslang und führte zur Schwächung ihrer Rigaer Gruppe. Das machten sich die gegen Riga vorstoßenden Truppen der 2. Und 3. Baltischen Front unverzüglich zunutze. Sie durchbrachen Anfang Oktober die deutsche Verteidigungszone, die das Vorfeld der lettischen Hauptstadt schützte, und nahmen diese am 13. Oktober im Sturm.
Über 30 von Ostpreußen abgeschnittene deutsche Divisionen wurden zwischen Tukums und Libau in die Zange genommen, wo man ihnen den Rest gab.
Die Zerschmetterung der Deutschen im Baltikum spielte bei der weiteren Offensive der Sowjettruppen gegen Ostpreußen eine große Rolle.
9. Beginn der Befreiung der Völker Europas
Durch den neunten Schlag, der von der Roten Armee zwischen der Theiß und der Donau geführt wurde, zerschmetterten die Sowjettruppen den Gegner auf dem Territorium Ungarns und unterstützten Jugoslawien und die Tschechoslowakei bei ihrem Kampf gegen die deutsch-faschistischen Eindringlinge.
Die Sowjettruppen überschritten die rumänisch-jugoslawische Grenze und eilten der Volksbefreiungsarmee Jugoslawiens, die seit dem ersten Tag der Besetzung Jugoslawiens durch die Deutschen heldenmütig gegen diese kämpfte, zu Hilfe. Anfang Oktober erfolgte die Vereinigung der Sowjettruppen mit den Einheiten der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee.
Am 20. Oktober befreiten die Sowjettruppen gemeinsam mit der Volksbefreiungsarmee, die von dem Volkshelden Jugoslawiens, Marschall Josip Broz-Tito, geführt wurde, die Hauptstadt Jugoslawiens, Belgrad, und brachten den Deutschen erneut eine schwere Niederlage bei. Die Befreiung Belgrads trug zur weiteren Festigung des Bundes der slawischen Völker im Kampf gegen die deutschen Eindringlinge bei.
Zwei Tage vorher war in Moskau Salut geschossen worden zu Ehren der tapferen Truppen der 4. Ukrainischen Front, die den Gebirgszug der Karpaten überwunden und dem tschechoslowakischen Volk sowie den Ukrainern der Transkarpaten-Ukraine die helfende Hand gereicht hatten.
Der Zug über die Karpaten ist ein weiteres anschauliches Zeugnis für den bespiellosen Heroismus der Sowjetkrieger und die gewachsene Stärke und Macht der Roten Armee.
Die Karpaten sind mit dichten, oftmals undurchdringlichen Wäldern bedeckt und werden von vielen Bächen und Flüssen durchschnitten. Es gibt nur wenige Stege. Im Herbst ist es stets neblig und regnerisch. Die deutsch-ungarischen Truppen hatten in den Bergen starke Befestigungen geschaffen. Besonders die Pässe wurden scharf bewacht. Und trotzdem operierten in den Bergen, als der Angriff in den Karpaten begann, nicht nur die sowjetische Infanterie, sondern auch Panzer und Geschütze.
Die Einwohner von Bukarest beim Empfang sowjetischer Panzer
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Sowjettruppen ziehen unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung durch die Straßen von Prag
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Anfang November war der größere Teil der Transkarpaten-Ukraine durch die Sowjettruppen von den deutsch-faschistischen Eindringlingen befreit.
Auch die Offensive der Sowjettruppen in Ungarn entwickelte sich erfolgreich. Am 32. Oktober stießen die Truppen der 2. Ukrainischen Front in Richtung auf Budapest vor. Sie besetzten bedeutende Straßenkreuzungen und erreichten das südliche und südöstliche Vorfeld von Budapest.
Einen Monat später überquerten die Truppen der 3. Ukrainischen Front, von den Einheiten der Donauflottille unterstützt, die Donau und erreichten den Platten-(Balaton-) See. Nach dem Durchbruch der deutschen Befestigungen nördlich und nordwestlich von Budapest wurde die Stadt eingeschlossen.
Die Lage der Budapester Besatzung gestaltete sich hoffnungslos. Das sowjetische Kommando entsandte Parlamentäre und schlug dem Gegner vor, sich zu ergeben, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Die Hitlerleute begingen ein in der Kriegsgeschichte beispielloses Verbrechen: die sowjetischen Parlamentäre wurden ermordet.
Zur selben Zeit warf das deutsche Kommando bis zu zehn Divisionen in den Raum südlich des Platten-Sees sowie südwestlich von Budapest und versuchte zum Gegenangriff überzugehen. Nachdem der Feind gewaltige Verluste an Menschen und Material erlitten hatte, musste er die Hoffnung aufgeben, die eingeschlossene Besatzung zu entsetzen.
Am 13. Februar 1945 wurde die Zerschmetterung der deutschen Besatzung in Budapest nach einer anderthalbmonatigen Belagerung und nach Straßenkämpfen abgeschlossen.
Die Deutschen verloren über 110 000 Soldaten und Offiziere an Gefangenen, über 49 000 Soldaten und Offiziere an Toten. Große Beute fiel in die Hände der Sowjettruppen.
Die neugebildete ungarische Regierung schloss mit der Sowjetunion und mit den Vereinten Nationen (gemeint ist hier die Anti-Hitler-Koalition, die UNO wurde erst später gegründet. P.R.)und erklärte Hitlerdeutschland den Krieg. Auf diese Weise wurde der letzte Verbündete Hitlerdeutschlands in Europa außer Gefecht gesetzt.
10. Der Sieg der Roten Armee im Norden
Gleichzeitig mit der siegreichen Offensive der Roten Armee im Baltikum, Nord-Transsylvanien, Ungarn und Jugoslawien führten die Truppen der Karelischen Front im Oktober 1944 mit Unterstützung der Einheiten und Landungstruppen der Nordmeerflotte einen überaus wuchtigen Schlag gegen die deutschen Truppen im Norden und nahmen die Stadt Petschenga (Petsamo), einen wichtigen Marinestützpunkt und eine starke Verteidigungsstellung der Deutschen ein. Das war der zehnte Schlag der Roten Armee.
Über drei Jahre lang hatten die Deutschen und Finnen vergeblich versucht, den Sowjetnorden zu erobern und Murmansk, den einzigen eisfreien Hafen im Norden, einzunehmen. IN den Kriegstagen hatte Murmansk eine besonders große Bedeutung. Hier trafen die Geleitzüge englischer und amerikanischer Schiffe ein, die Waffen, Munition, Nahrungsmittel, Kraftwagen und Werkbänke nach der Sowjetunion. In der Nähe von Murmansk befand sich der Hauptstützpunkt der Nordmeerflotte.
Hier im sowjetischen Polargebiet, hatte der Feind seit Kriegsbeginn die 20. Lapplandarmee zusammengezogen, die aus für Kampfhandlungen im Norden besonders ausgebildeten Einheiten bestand. Von Petsamo aus versuchten sie gegen Murmansk vorzustoßen.
Als die deutsch-faschistischen Truppen und die Finnen von Petsamo aus vorrückten, gelang es ihnen, einen Keil auf das Sowjetgebiet vorzutreiben, aber Murmansk bekamen sie nicht zu Gesicht. Sie wurden gezwungen, zur Verteidigung überzugehen.
Petsamo ist genau wir Murmansk ein eisfreier Hafen. Die Deutschen errichteten dort einen Stützpunkt für Unterseeboote, Schnellboote und andere Einheiten, die ihre Angriffe gegen die Geleitzüge aus den Vereinigten Staaten von Amerika und England richteten. Hier befanden sich die deutschen Flugplätze, von denen aus Flugzeuge zu Angriffen gegen Murmansk und andere Städte des sowjetischen Polarkreises starteten. Der Besitz des Raumes von Petsamo war für die Deutschen auch aus dem Grunde äußerst wichtig, weil dieser Raum die deutschen Stützpunkte in Nordnorwegen deckte.
Die angreifenden Sowjettruppen rückten über Tundragebiete vor, die noch nie von Menschen betreten worden waren. Zahlreiche Sümpfe und Seen erschwerten das Vorrücken der Panzer und Geschütze. Aber die schweren Marschbedingungen konnten die heldenmütigen Sowjettruppen nicht aufhalten. Den Truppenteilen der Karelischen Front, die in mehreren Richtungen vorrückten, gelang es, die deutschen Kräfte zu spalten und bis an den Hafen von Petsamo vorzustoßen. Die Deutschen leisteten erbitterten Widerstand. Sie zogen Reserven aus Nordnorwegen heran. Die sowjetischen Landstreitkräfte unterbrachen die Verbindungen der deutschen Truppen mit Nordnorwegen. Gleich darauf landete in der Nähe des Hafens Marineinfanterie der Nordmeerflotte und griff die deutschen Küstenbatterien an. Bald darauf wurden neue Truppen gelandet. Die Schiffe der Nordmeerflotte blockierten von der See aus die Deutschen, die nun in der Falle saßen. Es begann der Sturm gegen Petsamo, der mit einem vollständigen Sieg der Roten Armee endete. Am 15. Oktober war die Stadt eingenommen, der größere Teil der deutschen Garnison war vernichtet.
Nachdem sie die Deutschen bei Petsamo geschlagen hatten, erreichten die Sowjettruppen, den Resten der Lapplandarmee auf den Fersen, die norwegische Grenze. Nach Überwindung der Grenzbefestigungen rückten die Sowjettruppen in Norwegen ein, wo sie von der Bevölkerung begeistert empfangen wurden.
In Nordnorwegen begannen die Deutschen das Vorfeld ihres Hauptstützpunktes, des Hafens Kirkenes, zu befestigen. Der von Osten her durch drei von hohen Bergketten umgebene Fjorde gedeckte Hafen Kirkenes schien uneinnehmbar zu sein. Die einzige Chaussee wurde von den Deutschen zerstört, die Bergpässe vermint. Trotzdem brachen die sowjetischen Panzer durch, erreichten die Fjorde vor den zurückweichenden Deutschen und verlegten diesen den Rückzugsweg. Kurz darauf wurden die Fjorde von den sowjetischen Truppen überquert. Sie führten ein Umgehungsmanöver durch und schnitten Kirkenses von der Landseite ab. Zu den sowjetischen Truppenteilen, die aus dem Süden und Osten angriffen, gesellten sich die gelandeten Marinesoldaten, die vom Nordosten gegen Kirkenses vorrückten. Am 25. Oktober wurde dieser wichtige Hafen in der Barentssee – der Stützpunkt der gesamten gegen die Sowjetunion operierenden deutschen Armee – eingenommen.
Durch den Sieg der Truppen der Karelischen Front wurde die Befreiung des Sowjetnordens abgeschlossen und die Befreiung Norwegens begonnen.
Das Petsamogebiet sowie die Stadt und Hafen Petsamo wurden gemäß den Bedingungen des Waffenstillstandes mit Finnland an die Sowjetunion abgetreten.
11. Was hatte Deutschland mit dem Verlust seiner Vasallen eingebüßt?
Durch die Offensive der Roten Armee im Jahre 1944 an einer Front vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer wurden die Hauptkräfte der deutschen Truppen zerschmettert. Das führte zu einem Zusammenbruch des gesamten Hitlerblocks. Das faschistische Deutschland büßte seine Vasallen – Rumänien, Bulgarien, Finnland und Ungarn – ein. Darüber hinaus wurden die ehemaligen Verbündeten zu Feinden und erklärten Deutschland den Krieg.
Nach Italien war Rumänien der bedeutendste Verbündete Deutschlands. Bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion hatte die rumänische faschistische Antonescu-Regierung das Land an die Deutschen ausgeliefert, die die gesamte Industrie, das Verkehrswesen und die fast eine Million starke Armee in ihre Hände nahmen.
Rumänien stellte nicht nur für den Überfall auf die Sowjetunion, sondern auch für den auf Griechenland den Aufmarschraum dar. Durch Rumänien drang Deutschland bis an die Schwarzmeerküste vor. Der rumänische Hafen Konstanza wurde zum Hauptstützpunkt der Hitlerleute am Schwarzen Meer.
Das rumänische Erdöl, das ein Drittel des Gesamtbedarfes Hitlerdeutschlands an flüssigem Treibstoff deckte, war für dieses von enormer Bedeutung.
Die rumänische Schwerindustrie, chemische Industrie und der Bergbau arbeiten für die Deutschen. Die gesamten Nahrungsmittel aus Rumänien wurden nach Deutschland geschafft. Außer dem „Kanonenfutter“ stellte Rumänien Zehntausende von Arbeitern für Deutschland.
Mit dem Ausscheiden Rumäniens aus dem Krieg wurden die Verbindungen Deutschlands mit seinen Truppen, die sich in Bulgarien, Griechenland und auf Kreta befanden, unterbrochen.
Der Verlust Bulgariens war für Deutschland nicht minder schwer. Die geografische Lage Bulgariens auf dem Balkan macht dieses Land zu einem überaus wichtigen strategischen Raum. Es grenzt an die Balkanstaaten und verfügt über Häfen am schwarzen Meer.
Genauso wie Rumänien wurden die Deutschen auch in diesem Land zu uneingeschränkten Herren. Sie pumpten aus Bulgarien seine Lebensmittelreserven und Rohstoffe heraus. Bulgarien glich einem deutschen Heerlager. Alle Eisenbahnen, Häfen und Flugplätze befanden sich in den Händen der Deutschen. Von Bulgarien aus überfielen die Deutschen Jugoslawien und Griechenland.
Aus Furcht vor der Volksempörung wagten die faschistischen Herrscher Bulgariens nicht, bulgarische Truppen gegen die Sowjetunion einzusetzen. Aber die bulgarischen Häfen wurden in Stützpunkte für die deutschen U-Boote verwandelt, die gegen die sowjetische Schwarzmeerflotte operierten, und auf bulgarischen Frachtern wurden deutsche Truppen und Munition befördert. Bulgarien führte faktisch Krieg gegen die Sowjetunion.
Durch die Schläge der Roten Armee und durch das Ausscheiden Bulgariens aus dem Krieg stürzte die deutsche Balkanfront zusammen. Die deutschen Truppen in Griechenland waren isoliert. Die bulgarische Armee wandte ihre Waffen gegen die Deutschen. Bulgarien und Rumänien verwandelten sich aus deutschen Aufmarschgebieten in Aufmarschgebiete der Sowjettruppen für den Kampf gegen Deutschland.
Die Zerschmetterung der finnischen Truppen und das Ausscheiden Finnlands aus dem Krieg sowie die anschließende Kriegserklärung an Deutschland waren der nächste schwere Schlag gegen den Hitlerblock.
Der Verlust Finnlands bedeutete für Deutschland die Einbuße des wichtigsten Stützpunktes im Norden. Aus Finnland erhielt Deutschland Holz, Nickel und andere wertvolle Rohstoffe. Die Wirtschaft Finnlands stand den Deutschen voll und ganz zu Diensten. Zusammen mit den Deutschen hatten die finnischen Truppen am Krieg gegen die Sowjetunion teilgenommen.
Das Ausscheiden Finnlands aus dem Krieg hatte die Lage der Deutschen in Norwegen stark verschlechtert und wirkte sich auch auf die Haltung des neutralen Schwedens Deutschland gegenüber aus. Bis dahin hat die schwedische „Neutralität“ die Deutschen nicht daran gehindert, Schweden als den günstigsten Transportweg für Militärtransporte nach Norwegen und Finnland zu benutzen. Die schwedischen Erze gingen nach Deutschland.
Ende 1944 verlor das faschistische Deutschland auch seinen letzten Vasallen – Ungarn, dieses Land mit seiner günstigen geografischen Lage, seinem Reichtum an Bodenschätzen und seinen großen Nahrungsmittelreserven.
Die Zerschmetterung des faschistischen Ungarns, sein Ausscheiden aus dem Krieg und die anschließende Kriegserklärung der neuen ungarischen Regierung an Deutschland waren schwere politische Schläge gegen das nunmehr alleinstehende faschistische Deutschland und eröffneten den Sowjettruppen die Wege nach Österreich und Süddeutschland.
Die faschistische Bestie war in ihre eigene Höhle zurückgetrieben und von allen Seiten umstellt.
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“ Band 4 aus dem Jahre 1947