Stepan Bandera wurde m 1. Januar 1909 in Stary Uhryniw, Galizilien; Österreich-Ungarn geboren. Am 15. Oktober 1959 wurde er in München von einem KGB-Angehörigen ermordet. (Dieser KGB-Angehörige ist später in den Westen übergelaufen. P.R.)
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns fiel das Gebiet an Polen. Beide Eltern stammten aus christlichen Familien, sein Vater Andrij war Priester der ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. Seine Geschwister waren: Marta-Marija (1907–1982), Oleksandr (1911–1942), Wolodymyra Bandera-Dawydjuk (1913–2001), Wassyl (1915–1942), Oksana (1917–2008) und Bohdan (1919–1944). Der junge Bandera besuchte die Schule in Stryj. 1922 starb seine Mutter an Tuberkulose.
Nach dem Schulabschluss studierte Bandera ab 1928 am Polytechnikum Lemberg (Lwiw), an dem zur damaligen Zeit Ukrainern nur wenige Veranstaltungen offenstanden.[3] Er schloss sich der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) an, die von Andrij Melnyk geleitet wurde. Diese war 1929 gegründet worden, um gewaltsam Widerstand gegen die Polonisierung und die mit ihrer einhergehenden Diskriminierung der Ukrainer durch die Zweite Polnische Republik zu leisten. Mit ihrer Militanz und ethno-nationalistischen, undemokratischen Ideologie trug die OUN faschistische Züge. Bandera beteiligte sich an Attentaten der OUN auf polnische Politiker und Ukrainer, denen sie Kollaboration vorwarf.[4] Bandera stieg in der OUN schnell auf und gehörte bereits Anfang der 1930er Jahre zu deren Führungskader. Im Jahre 1934 wurde er zum Tode verurteilt, weil man ihm eine Beteiligung an der Ermordung des polnischen Innenministers Bronisław Pieracki vorwarf. Diese Strafe wurde jedoch in lebenslange Haft umgewandelt.
Im September 1939, nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Ostpolens durch die Sowjetunion, kam er wieder frei. Die Gründe für seine Freilassung sind unklar. Bandera begab sich in das von Deutschland besetzte Krakau, wo er unter dem Decknamen Konsul II mit dem Nachrichtendienst der Wehrmacht zusammenarbeitete, der sich davon ein Zusammenwirken mit der OUN erhoffte.[5] Im Generalgouvernement wurden so vor Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion unter deutscher Aufsicht Kampfverbände wie das Bataillon Nachtigall aus den Reihen der OUN gebildet. Aufgrund von Differenzen zwischen Bandera und Andrij Melnyk kam es 1940 zur Spaltung der OUN. Während Melnyk fortan die konservative OUN-M unterstand, leitete Bandera die revolutionäre und radikal antisemitische OUN-B (das Bsteht für banderiwzi, also „Banderisten“ oder „Bandera-Leute“). Sie sprach sich für eine sofortige Unabhängigkeit der Ukraine aus und bekämpfte die Melnyk-Anhänger blutig.[6]
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Lwiw (Lemberg) proklamierte Banderas Stellvertreter Jaroslaw Stezko am 30. Juni 1941 eine unabhängige Regierung der Westukraine. Durch OUN-B aufgestellte Milizen übernahmen teilweise die Polizeigewalt und waren maßgeblich an Pogromen gegen die jüdische Zivilbevölkerung beteiligt, die durch einen wenige Tage zuvor von Einheiten des sowjetischen NKWD an etwa 4000 ukrainischen Häftlingen begangenen Massenmord angeheizt wurden. Die Miliz bereitete durch Verhaftungen die Massenerschießung von 3000 Juden durch die Einsatzgruppe C der deutschen Sicherheitspolizei am 5. Juli 1941 vor.[7] Bandera selbst hielt sich an dem Tag laut Erkenntnissen ukrainischer Historiker allerdings nicht in Lemberg, sondern in Krakau auf; ob er in den Pogrom involviert war, ist bis zur Gegenwart umstritten.[8]
Da ein unabhängiger ukrainischer Staat nicht den Vorstellungen der deutschen Faschisten entsprach, wurde Bandera im Juli 1941 verhaftet und im sogenannten Zellenbau des Konzentrationslagers Sachsenhausen inhaftiert, in dem unter anderem auch der ehemalige österreichische Kanzler Kurt Schuschnigg festgehalten wurde. Während zwei von Banderas Brüdern, Oleksandr und Wassyl, im KZ Auschwitz unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen,[9][10] angeblich von polnischen Mithäftlingen erschlagen,[11] genoss Bandera selbst in Sachsenhausen einen Sonderstatus als so genannter Ehrenhäftling. So bewohnte er eine größere möblierte Zelle mit getrenntem Schlaf- und Wohnbereich, Bildern an den Wänden und Teppich auf dem Boden.[12] Laut in der Gedenkstätte des KZ-Sachsenhausen aufbewahrten Protokollen hatte Bandera zudem sechs Untergebene und fuhr mehrmals nach Berlin, vermutlich in die Gestapo-Zentrale.[13]
Nach Grzegorz Rossoliński-Liebe(deutsch-polnischer Historiker) war Bandera ein „überzeugter Faschist“.[14] Er weist Bandera für die während seiner Abwesenheit 1943/44 verübten Massaker in Wolhynien und Ostgalizien eine zumindest „moralische Verantwortung“ zu. „Vor dem Krieg machte er (Bandera) kein Geheimnis daraus, dass ‚nicht nur Hunderte, sondern Tausende Menschenleben geopfert werden müssen‘, damit die OUN ihre Ziele realisieren und ein ukrainischer Staat entstehen könne. Die Massengewalt beziehungsweise die ‚Säuberung‘ der Ukraine von Juden, Polen, Russen und anderen ‚Feinden‘ der Organisation war ein zentraler Bestandteil seiner Ziele.“[14]
Ab Mitte 1941 säuberte die deutsche Besatzung lokale Polizeieinheiten und Verwaltungen von Anhängern der OUN, zahlreiche ihrer Mitglieder wurden verhaftet und in Konzentrationslager verbracht oder von der SS hingerichtet. Die OUN zögerte dennoch auf die Verfolgungswelle mit Gewalt zu antworten, da sie weiterhin in der Sowjetunion den Hauptfeind sah. Erst 1942 gründete sie nach Auffassung Kai Struves in Wolhynien die Ukrainische Aufständische Armee (Ukrajinska Powstanska Armija, UPA), die 1943 mit dem Widerstand gegen die Deutschen begann.[15] Nach Ansicht von Per Anders Rudling war die UPA jedoch vorher bereits von Taras Borowez und seinen Anhängern gegründet und in den Widerstand geführt worden. Banderas Anhänger – die zum Teil sehr tief in den Holocaust verstrickt gewesen seien – hätten sie lediglich mit Gewalt übernommen und dabei auch Anführer der UPA ermordet. Nach der Niederlage der Deutschen in Stalingrad begann die nun von der OUN-B geführte und radikalisierte UPA eine Terrorkampagne gegen alle Nicht-Ukrainer und tötete sowohl Juden wie Polen und Deutsche.[16] Nach einem Bericht des NDR arbeitete die von der OUN kontrollierte UPA zum Teil eng mit der hauptsächlich aus ukrainischen Freiwilligen bestehenden Waffen-SS-Division „Galizien“ zusammen. Bandera ließ sich zwar mit deutschen Waffen versorgen, kämpfte jedoch vor allem für die ukrainische Unabhängigkeit. Daher verbündete er sich zeitweilig mit sowjetischen Partisanen gegen die Deutschen, dann wieder mit der antikommunistischen polnischen „Heimatarmee“ gegen die Rote Armee.[17]
Am 25. September 1944 wurde Bandera aus der Haft entlassen. Er sollte ein ukrainisches Nationalkomitee gründen und an der Seite der Faschisten Aktionen des ukrainischen Widerstandes gegen die Rote Armee lenken. Wegen des raschen sowjetischen Vormarsches kam es nicht mehr dazu.[12] Im Dezember 1944 lehnte Bandera die von den Faschisten angebotene Zusammenarbeit ab.[18] Die UPA löste sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in rivalisierende Gruppen auf, die bis zum Ende der 1950er Jahre aktiv waren.
Im Herbst 1946 flüchtete Bandera über Österreich nach München,[19] wo er sich unter dem Namen Stefan Popel[20] jahrelang vor dem sowjetischen Geheimdienst KGB versteckte, da er in der Sowjetunion wegen seiner antisowjetischen Aktionen in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war. 1946 gründete er die Auslandsstelle der OUN, eine weitere Abspaltung, da er sich weigerte, das Bekenntnis zu Rede- und Gedankenfreiheit sowie Minderheitenrechten mitzutragen, das die OUN-B im Sommer 1943 abgegeben hatte.[21] 1947 wurde Bandera im Exil Vorsitzender der OUN und blieb dies bis zu seinem Tod.[22] Der KGB-Agent Bogdan Staschinski(Ist in den Westen übergelaufen.)ermordete ihn am 15. Oktober 1959 im Eingang seines Wohnhauses in der Kreittmayrstraße 7[19] mit einer pistolenähnlichen Waffe, die Blausäuregas versprühte. Bandera wurde lebend aufgefunden und starb wenig später; seine Leiche wurde von dem Münchner Rechtsmediziner Wolfgang Spann obduziert. Er wurde am 20. Oktober auf dem Münchener Waldfriedhof bestattet.[23] Als Auftraggeber des Mordes wurde der KGB identifiziert.[24] Der Täter stellte sich[25] und wurde am 19. Oktober 1962 zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt.[26](Die Strafe ist wohl so mild ausgefallen, da Bodgan Staschinski in den Westen übergelaufen ist. P.R.)
Banderas Frau Jaroslawa, mit der er seit Juni 1940 verheiratet war, und ihre drei Kinder Natalia (1941–1985), Andrei (1944 oder 1946–1984) sowie Lesya (1947–2011) wanderten nach Toronto (Kanada) aus.[27]
Grab auf dem Waldfriedhof in München im April 2022
In der Westukraine wird Bandera als Nationalheld verehrt. In der Ostukraine, den heutigen Volksrepubliken Donezk und Lugansk, gilt Bandera überwiegend als Verbrecher und Kollaborateur der deutschen Faschisten.
Die erste umfassende und wissenschaftliche Biographie Banderas und damit einhergehend die erste eingehende Studie des um ihn entstandenen Kults erschien 2014, geschrieben von Grzegorz Rossoliński-Liebe.[47] 2017 legte Lutz C. Kleveman eine Darstellung zum Thema vor, die zur Rolle Banderas eine bislang nicht erfolgte, notwendige Auseinandersetzung mit der eigenen Kollaborations-, Faschismus– und Antisemitismus-Geschichte in der Ukraine anmahnt. Die von Bandera ausgerufene unabhängige Ukraine war mitnichten im Sinne Hitlers, doch benutzte er die ukrainischen Nationalisten und ließ aus Banderas Milizen eine ukrainische Hilfspolizei gründen. Kollaboration spielt auch im Zusammenhang mit sowjetischen Kriegsgefangenen eine große Rolle. Wie in Deutschland wurde auch in Lemberg (Lwiw) ihr Schicksal lange verschwiegen. In der Zitadelle über der Stadt, in der sich jetzt ein Luxushotel befindet, starben über 140.000 sowjetische Kriegsgefangene, weil die deutschen Besatzer sie verhungern ließen.[48]
Porträt Banderas am Rathaus Kiew während des Euromaidan am 14. Januar 2014
Die heutige Ukraine bekennt sich zum Erbe Banderas. Das heutige Deutschland unterstützt neben anderen westlichen Staaten die Ukraine. Der Euromaidan, in der westlichen Propaganda als Hort der Demokratie gepriesen, zeigt ein Porträt Banderas. (Was ist das für eine Demokratiebewegung, die sich auf das Erbe eines Kollaborateurs der Faschisten beruft? P.R.)
Anhänger von Karpaty Lwiw halten ein Transparent mit der Aufschrift „Bandera – unser Held“ (2010)
Auch im aktuellen Krieg zwischen der Ukraine und Russland spielt das Erbe Banderas eine wichtige Rolle.
Öffentliche Aufmerksamkeit erregte der ukrainische Diplomat Andrij Melnyk, der 2015–2022 in Deutschland als Botschafter tätig war, als er direkt nach seinem Amtsantritt in Deutschland am 27. April 2015 das Grab Banderas in München besuchte und dort Blumen niederlegte. Danach twitterte er, Bandera sei „unser Held“.[49] Der Staatsminister im Auswärtigen Amt Michael Roth (SPD) teilte dazu im Mai 2015 mit, dass Melnyk die Position der Bundesregierung dazu hinlänglich bekannt sei. Die Bundesregierung verurteile die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) teilweise unter Leitung Banderas begangenen Verbrechen an polnischen, jüdischen und ukrainischen Zivilisten und Amtsträgern. Dabei sei sie sich bewusst, dass ein erheblicher Anteil an diesen Verbrechen in Kollaboration mit deutschen Besatzungstruppen begangen worden sei.[50] Im Gegensatz dazu, mehrten sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahre 2022 auch in der deutschen Politik die Stimmen der Bandera-Verehrung. Die Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt nannte Bandera beispielsweise als „unüberhörbare und unermüdliche Stimme für eine freie Ukraine“.[51]
(Menschenskind DIE GRÜNEN! P.R.)
Erneut für öffentliche Aufmerksamkeit bezüglich seiner Haltung zu Bandera sorgte Andrij Melnyk 2022, als er Bandera in einem Gespräch mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz nahm und dessen Verwicklung in den Holocaust in der Ukraine sowie an den Massakern an Polen in Wolhynien und Ostgalizien verneinte und argumentierte, es gebe keine Beweise für eine Verwicklung Banderas.[52] Melnyks Aussagen wurden sowohl in Deutschland als auch in Polen und Israel äußerst negativ aufgenommen und die Ukraine musste sich von diesen distanzieren.[53][54][55][56] Zehn Tage nach dem Interview wurde Melnyk von seinem Posten als Botschafter abberufen, wobei laut offizieller Verlautbarung aus Kiew kein Zusammenhang zwischen seinen Äußerungen und der Abberufung bestünde.[57](Ach nee. P.R.)
(Menschenskind der Melnyk! P.R.)
Grabstein nach dem Farbanschlag und Reinigung (2022)
Am 23. Oktober 1944 verkündete ein Artilleriesalut in Moskau der ganzen Welt, dass die Truppen der 3. Bjelorussischen Front und dem Befehl von Armeegeneral Tschernjachowskij bei der Offensive den deutschen Befestigungen an der Grenze Ostpreußens durchbrochen hätte und in Deutschland eingefallen seien.
2. Die Befreiung Polens
Anfang 1945 war der größere Teil Polens noch in den Händen des Feindes. Die Frontlinie verlief längs der Flüsse Narew und Weichsel. An ihren Ufern schufen die Deutschen eine starke Verteidigungsstellung. Auch das Gebiet zwischen der Weichsel und der Oder war mit Befestigungen gespickt, Hunderttausende von Einwohnern und Kriegsgefangenen wurden hier von den Hitlerleuten zum Bau von Befestigungsanlagen zusammengetrieben. Den Raum der Masurischen Seen in Ostpreußen umgürteten die Deutschen mit mächtigen Verteidigungsstellungen, wobei sie alles ausnutzten, was die deutschen Militärtechnik zu bieten hatte. Das deutsche Verteidigungssystem in Ostpreußen wurde von der Festungsstadt Königsberg (heute Kaliningrad P.R.) gekrönt.
Für die im Januar 1945 begonnene Offensive der Roten Armee hatte das sowjetische Oberkommando starke Kräfte und gewaltige Mengen an Kriegsmaterial zusammengezogen. Die Truppen griffen auf einer Front von 1200 km Länge an. Es entbrannten harte Kämpfe. Die Deutschen setzten gegen die Rote Armee die besten Truppen ein, die ihnen verblieben waren. Nicht wenige Divisionen wurden von der Westfront abgezogen.
Am 12. Januar begann die Offensive der Truppen der 1. Ukrainischen Front. Am 14. Januar traten die Truppen der 1., 2. Und 3. Bjelorussischen Front zum Angriff an, am 15. Januar die Truppen der 4. Ukrainischen Front. Die sowjetische Artillerie, Panzer und Luftwaffe vernichteten die deutschen Truppen und bahnten der Infanterie den Weg. Die Truppen der 1. Ukrainischen Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Konjew durchbrachen die deutschen Verteidigungsstellungen und nahmen eine Reihe großer polnischer Städte ein. Die Truppen der 1. Bejlosrussischen Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Shukow befreiten durch einen kombinierten Schlag vom Norden, Westen und Süden die Hauptstadt Polens – Warschau. Zusammen mit den Sowjettruppen nahmen die Truppen der 1. Polnischen Armee unter dem Befehl des Generals Poplawski am Sturm von Warschau teil.
Warschau war von den Deutschen bereits im Jahre 1939 erobert worden. Fünfeinhalb Jahre hatte es sich in den Händen der faschistischen Eindringlinge befunden. Die Deutschen hatten diese herrliche Stadt zerstört und Hunderttausende ihrer Einwohner ausgerottet.
Die Truppen der 1. Bjelorussischen Front setzten den ungestümen Angriff nach dem Westen fort und nahmen im Kampf das größte Industriezentrum Polens, Lodz, sowie andere Städte ein. Bald darauf befreiten die Truppen der 1. Ukrainischen Front das Kohlerevier von Dabrowa mit seiner Hauptstadt Kattowice von den Deutschen. Die Sowjettruppen nahmen eine polnische Stadt nach der anderen ein. Die Säuberung ganz ganz Polens von den Eindringlingen näherte sich ihrem Ende.
Auch der Kampf um die Befreiung der Tschechoslowakei ging erfolgreich vor sich. Die Truppen der 4. Ukrainischen Front zerschlugen die Deutschen in den Karpaten. Auch die schweren Kampfbedingungen des Winters brachten die Offensive nicht zum Stillstand. Die Sowjettruppen erkletterten die Berghöhen, überquerten die eisfreien, stürmischen Bergflüsse, kämpften in den Wäldern und Bergschluchten und trieben die Deutschen immer weiter nach dem Westen zurück.
3. Die Krim-Konferenz der Häupter der alliierten Großmächte
Die Siege der Roten Armee und der Alliierten an der Westfront brachten Deutschland an den Rand der Katastrophe. Die Frage der endgültigen Zerschmetterung der deutsch – faschistischen Truppen wurde akut. Was sollte aus Deutschland nach seiner Kapitulation werden? Welche Politik sollte im befreiten Europa eingeschlagen werden? – Diese Fragen forderten eine Entscheidung.
Anfang Februar 1945 fand auf der Krim, im Livadija-Schloss bei Jalta, eine Konferenz der Häupter der drei alliierten Mächte – der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens – statt.
Auf der Konferenz waren die Häupter der alliierten Großmächte – der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der UdSSR, J.W. Stalin, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Franklin D. Roosevelt, der Premierminister Großbritanniens, W. Churchill(nach dem Krieg spielte Churchill eine unrühmliche Rolle. „Wir haben das falsche Schwein geschlachtet.“ Er eröffnete den „Kalten Krieg“. Siehe Beiträge zu Churchill. P.R.), und Delegationen aller drei Regierungen anwesend. Das war eine wahrhaft historische Konferenz. Sie trat 14 Monate nach der Teheraner Konferenz der drei Mächte zusammen. In dieser Zeitspanne hat sich die Lage an den Kriegsfronten völlig geändert. Die Rote Armee im Osten und die alliierten Truppen vom Westen waren in Deutschland eingefallen. Der Feind befand sich zwischen zwei Fronten in der Zange. Es begann die letzte, abschließende Etappe des Krieges. Die Konferenz arbeitete ein Programm für die nächsten Aktionen zur endgültigen Zerschmetterung des faschistischen Deutschlands aus. Es wurden die Pläne und Fristen zur Durchführung neuer, noch wuchtigere Schläge vereinbart, die von den verbündeten Armeen aus dem Osten, Westen, Norden und Süden gegen Deutschland geführt werden sollten.
Die Häupter der drei Großmächte kamen über die Grundsätze und Formen der Durchführung der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands überein, wenn sein bewaffneter Widerstand endgültig gebrochen sein würde. „Unser unerschütterliches Ziel“, so hieß es in der Erklärung der Häupter der drei alliierten Mächte über die Ergebnisse der Konferenz, „ist die Vernichtung des deutschen Militarismus und Nazismus sowie die Schaffung einer Garantie, dass Deutschland niemals mehr im Stande sein wird, den Weltfrieden zu stören.“
Die Häupter der drei alliierten Mächte erklärten, dass die entschlossen seinen, die gesamten deutschen Streitkräfte zu entwaffnen und aufzulösen, den deutschen Generalstab, der mehr als einmal zu der Wiedergeburt des deutschen Militarismus beigetragen hatte, ein für allemal zu vernichten; die gesamte deutsche militärische Ausrüstung zu beschlagnahmen und zu vernichten; die gesamte deutsche Rüstungsindustrie, die zur Kriegsproduktion benutzt werden könnte, zu liquideren oder unter Kontrolle zu nehmen; alle Kriegsverbrecher einer gerechten und raschen Bestrafung zuzuführen und durch die Deutschen verursachten Zerstörungen eine Wiedergutmachung in natura zu entnehmen. Die faschistische Hitlerpartei sowie sämtliche Hitlerorganisationen und Einrichtungen aufzulösen – so beschloss die Konferenz.
Gleichzeitig erklärten die Häupter der drei alliierten Mächte, dass die Vernichtung des deutschen Volkes nicht zu ihren Zielen gehöre. Wenn der Nazismus und Militarismus ausgerottet sein werden, kann das deutsche Volk hoffen, eine würdige Existenz und einen Platz in der Gemeinschaft der Völker zu finden.
Die Krim-Konferenz nahm die „Deklaration über das befreite Europa“ an, die eine vereinbarte Politik der drei Mächte und gemeinsame Aktionen zur Lösung politischer und wirtschaftlicher Fragen des befreiten Europas entsprechend den demokratischen Grundsätzen vorsah.
Auf der Konferenz wurden auch eine Reihe anderer wichtiger Fragen beraten und Beschlüsse darüber angenommen.
Stalin, Churchill und Roosevelt erklärten, dass die Krim-Konferenz erneut ihre gemeinsame Entschlossenheit bestätigt habe, in der bevorstehenden Friedensperiode jene Einheit der Ziele und Handlungen zu erhalten und zu verstärken, die im gegenwärtigen Krieg den Sieg für die Vereinten Nationen (hier Anti-Hitler-Koalition P.R.)ermöglicht und zu einer nicht anzuzweifelnden Tatsache gemacht hat. Nur bei enger Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis aller friedliebenden Völker kann ein Friede gewährleistet werden, „bei dem alle Menschen in allen Ländern ihr ganzes Leben frei von Furcht und Not leben könnten“.
Die Krim-Konferenz der Häupter der drei alliierten Mächte hatte eine überaus große Bedeutung: Sie festigte die Kampfgemeinschaft der Großmächte im Kampf um die endgültige Zerschmetterung des deutschen Faschismus und wies den Weg zur Schaffung eines dauerhaften Friedens nach Beendigung des Weltkrieges. (Auf lange Sicht gesehen ist die auf dieser Konferenz beschlossen friedliche Welt nicht zustande gekommen. P.R.)
Die gegen den Westen vorrückende Rote Armee fegte bei ihrem Siegeszug aller Hindernisse hinweg.
Keine „Wälle“, keine gefährlichen und komplizierten Befestigungsanlagen, keine Seen und Sümpfe konnten den wuchtigen Marschschritt der durch Ostpreußen vorrückenden Sowjettruppen aufhalten.
In der zweiten Hälfte des Januars durchbrachen die Truppen der 2. Bjelorussischen Front unter dem Befehl des Marschalls Rokossowskij die stark befestigte deutsche Verteidigungsstellung und an der ostpreußischen Südgrenze und überschritten hier die Grenze. Unter den Schlägen der Sowjetkrieger fielen Tannenberg, Allenstein, Deutsch-Eylau und Dutzende anderer deutscher Städte.
Nachdem sie die Ostseeküste erreicht hatten, nahmen die Sowjettruppen die Stadt Köslin ein, setzten den ungestümen Angriff fort, brachen zur Küste der Danziger Bucht durch und schnitten auf diese Weise die gesamte deutsche Gruppe Ostpreußen von Mitteldeutschland ab. Es bildete sich ein weiter riesiger Kessel.
Die Truppen der 3. Bjelorussischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral Tschernjachowskij nahmen in Ostpreußen Tilsit, Gumbinien und Insterburg ein. Im Zusammenwirken mit den Truppen Rokossowskijs durchbrachen sie Ende Januar die starken Feindstellungen im Raum der Masurischen Seen, die bei den Deutschen noch seit dem ersten Weltkrieg als unüberwindlich galten.
Unter dem Druck der Roten Armee wichen die Deutschen auf der ganzen Front zurück.
Am 21. Januar drangen die Truppen der 1. Ukrainischen Front unter dem Befehl des Marschalls Konjew in Schlesien ein und erreichten kurz darauf im Raum von Breslau die Oder. Die größten Zentren des schlesischen Industriegebietes -Oppel, Gleiwitz, Hindenburg und andere Städte – wurden eingenommen. Das war für das faschistische Deutschland ein überaus schwerer Schlag, da das schlesische Kohlenrevier nach dem Ruhrgebiet das größte Europas ist; hier waren überaus wichtige Hüttenbetriebe und Buntmetallwerke konzentriert.
Bald darauf wurde die Oder überquert.
Die Truppen der 1. Bjelorussischen Front unter dem Befehl des Marschalls Shukow überschritten die deutsche Grenze westlich von Posen und rückten kurz darauf, nachdem sie westlich und südwestlich von Posen vorgestoßen waren, in die Provinz Brandenburg ein.
In Ostpreußen wurde der Ring um die deutschen Truppen immer enger gezogen.
In Ostpreußen wurde der Befehlshaber der Truppen der 3. Bjelorussischen Front, Armeegeneral I.D. Tschernjachowskij, auf dem Schlachtfeld schwer verwundet. Er starb am 18. Februar. Ein Zögling der Sowjetmacht, wuchs er mit dem ganzen Lande. Angehöriger des Konsomol und später Mitglied der bolschewistischen Partei, war er mit 18 Jahren in die Rote Armee eingetreten und vom Zugführer zum Befehlshaber einer Front aufgestiegen. In seiner Person verloren die Rote Armee und der Sowjetstaat einen der begabtesten Feldherren, die sich im Großen Vaterländischen Krieg hervorgetan hatten.
Sowjetische Sturmgeschütze
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Die letzten Reserven Hitlers
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Marschall der Sowjetunion Wassilewskij übernahm den Befehl über die Truppen der 3. Bjelorussischen Front.
Mitte März erreichten die Truppen der 1. Bjelorussischen Front die Ostseeküste und besetzten den wichtigen Hafen Kolberg, während die Truppen der 2. Bjelorussischen Front am 28. März nach erbitterten Kämpfen nach Gdinya – dem polnischen Hafen an der Ostsee, der von den Deutschen in einen großen Marinestützpunkt verwandelt worden war – durchbrachen und diesen Hafen einnahmen. Zwei Tage später nahmen die Truppen der gleichen Front, nachdem sie die Zerschmetterung der Danziger Gruppe der deutschen Armee abgeschlossen hatten, die Stadt und Festung Gdansk (Danzig), den wichtigsten Ostseehafen und erstklassigen Marinestützpunkt, im Sturm. Über 39 000 Deutsche blieben auf dem Schlachtfeld. Viele Tausende wurden gefangengenommen. Die Sieger erbeuteten viel Kriegsmaterial und Vorräte.
Das Ende des Monats März wurde noch durch einen weiteren großen Erfolg gekennzeichnet. Die Truppen der 3. Ukrainischen Front setzten ihren Angriff in Ungarn fort und erreichten bei ihrem Vorrücken auf die österreichische Hauptstadt Wien die österreichische Grenze.
Die Lage der Deutschen verschlechterte sich zusehends. Die sowjetische Offensive wurde in allen Frontabschnitten ohne Unterbrechung fortgesetzt. Am 9. April vollendeten die Truppen Wassilewskijs die Zerschmetterung der Königsberger Gruppe der deutschen Truppen und nahmen die Festung und Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg, im Sturm. Das war ein bedeutender Sieg. Die Deutschen versuchten, die Hauptstadt Ostpreußens, das stets ein Bollwerk des preußischen Militarismus war, um jeden Preis zu halten. Der Fall dieser Stadt bedeutete das Ende der Schlacht um Ostpreußen.
Die Lage der Deutschen verschlechterte sich zusehends. Die sowjetische Offensive wurde in allen Frontabschnitten ohne Unterbrechung fortgesetzt. Am 9. April vollendeten die Truppen Wassilewskijs die Zerschmetterung der Königsberger Gruppe der deutschen Truppen und nahmen die Festung und Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg, im Sturm. Das war ein bedeutender Sieg. Die Deutschen versuchten, die Hauptstadt Ostpreußens, das stets ein Bollwerk des preußischen Militarismus war, um jeden Preis zu halten. Der Fall dieser Stadt bedeutete das Ende der Schlacht um Ostpreußen.
Am 13. April errang die Rote Armee einen neuen, glänzenden Sieg: sie befreite die österreichische Hauptstadt Wien von den faschistischen Eindringlingen. Der Krieg näherte sich Berlin. Hitlerdeutschland erlebte seine letzten Tage. Es wurde die Schlussbilanz des erbitterten Ringens gezogen, das von dem Sowjetvolk gegen die deutschen Eindringlinge geführt wurde.
Die Sowjettruppen bereiteten sich mit aller Sorgfalt zu der Schlacht um Berlin vor. Die Deutschen führten ebenfalls große Vorbereitungen durch. Die Nazis rüsteten sich, um Berlin „bis zum letzten Soldaten“ zu verteidigen. So lautete der Befehlt Hitlers. Im Vorfeld von Berlin, im Gelände zwischen der deutschen Hauptstadt und der Oder, schufen die Deutschen eine starke Verteidigungszone, die aus drei starken, durch viele Sperren gedeckten Verteidigungslinien bestand. Überall wurden Minenfelder, Drahtverhaue, zahlreiche Panzersperren – sogenannte „Drachenzähne“ – geschaffen. Die Stadt selbst wurde mit einem Ring von Verteidigungsanlagen umgürtet. Die Nazis hatten sich auch für Straßenkämpfe in Berlin vorbereitet. Die Berliner Bevölkerung wurde bei den Arbeiten zu Befestigung der Stadt eingesetzt. Die Häuserruinen wurden für die Verteidigung ausgebaut, die Straßen mit Barrikaden versperrt und zum Teil vermint. Auch die Untergrundbahn sowie die Keller der Häuser wurden zur Verteidigung vorbereitet.
Die Truppen der 1. Bjelorussischen Front und der 1. Ukrainischen Front erhielten den Befehl, die zentrale Heeresgruppe der Deutschen zu zerschmettern und Berlin einzunehmen.
Der Angriff wurde durch einen für die Deutschen unerwarteten Nachtangriff längs der ganzen Front eingeleitet. In der Nacht zum 16. April eröffneten 22 000 Geschütze und Granatwerfer um 4 Uhr morgens das Feuer. Über 4000 sowjetische Flugzeuge stiegen auf. Dieser wuchtige Schlag betäubte und verwirrte den Feind. 20 Minuten nach Beginn des Angriffes teilte der Kommandeur einer deutschen Division westlich von Küstrin an den Verteidigungsstab von Berlin durch Funk mit:
„Ein Höllenfeuer ist gegen uns eröffnet worden. Die Verbindung zu den Regimentern ist unterbrochen. An einer Stelle ein unerklärlich starkes Licht. Milliarden von Kerzen. Es ich nicht festzustellen, um was es sich handelt. Vielleicht eine neue chemische Waffe.“ Das waren etwa 300 lichtstarke Scheinwerfer, die gleichzeitig aufflammten, um den sowjetischen Panzern den Weg zu beleuchten und die verwirrten Deutschen zu blenden.
Sowjetische Sturmflugzeuge im Angriff
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
An der Ostseeküste. Die Hitlertruppen sind zerschlagen
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Nach der Artillerievorbereitung brachen über 4000 Panzer vor. Die von der Artillerie errichtete Feuerwand bahnte ihnen den Weg.
Nach den Panzern trat die kampferprobte sowjetische Infanterie zum Angriff an. Die sowjetischen Schlachtflieger richteten ihr Feuer gegen die deutschen Kampfstellungen. Am ersten Tag der Offensive flog die Luftwaffe 17 500 Feindeinsätze. Das war ein beispielloser Rekord.
Am ersten Tag der Offensive der Sowjettruppen gegen Berlin wandte sich Hitler an die Wehrmacht und an die deutsche Bevölkerung mit einem Aufruf. In diesem schwor er, dass die Russen niemals Berlin einnehmen würden, dass die Rote Armee hier geschlagen und dass von hier aus eine neue deutsche Offensive beginnen würde…
Die Deutschen setzten gegen die angreifenden Sowjettruppen eine halbe Million Soldaten, über 1500 Flugzeuge und eine riesige Menge Panzer und Geschütze ein. Infanterie- und Panzerdivisionen, Militärakademien und Militärschulen, Sammelregimenter der Flieger und Seeleute, die als Infanterie eingesetzt wurden, Volkssturmdivisionen…Gegen die Rote Armee kämpften SS-Regimenter, Gestapo-Angehörige, Polizei und die HJ. Der Kampf um die Stadt wurde verbissen geführt.
Am 18. April waren alle drei Verteidigungslinien der Deutschen im Vorfeld von Berlin durchbrochen. Bereits in den ersten Tagen der Offensive umgingen die Truppen des Generals Perchorowitsch und die Panzermänner des Generals Bogdanow Berlin vom Norden. Vom Osten rückten die Truppen der Generale Kusnezow, Bersarin, Tschjkow sowie die Panzermänner des Generals Katukow heran.
Am 21. April durchbrachen die Sowjettruppen die äußeren Linien der Berliner Verteidigung und drangen unter Kämpfen in die nordöstlichen Randgebiete der Stadt ein. Am 24. April vereinigten sich die Truppen der 1. Bjelorussischen und der 1. Ukrainischen Front am Südostrand von Berlin.
Am 25. April salutierte Moskau den Truppen der 1. Bjelorussischen Front und der 1. Ukrainischen Front, die eine vollständige Einkreisung Berlins vollzogen hatten. Nachdem sie die nach Westen führenden Wege durchschnitten hatten, vereinigten sich die Truppen dieser Fronten nordwestlich von Potsdam und schlossen einen eisernen Ring um die nazistische Hauptstadt.
In Berlin selbst wurde in der Luft, in den Straßen und unter der Erde, in den Schächten der U-Bahn und in den Kellern der Berliner Häuser gekämpft.
Der Einschließungsring zog sich immer enger zusammen. Ein Stadtbezirk nach dem anderen wurde von den Sowjettruppen eingenommen. Berlin blieb ohne Wasser, ohne Licht und ohne Rundfunk. Alle Flugplätze und Landungsplätze wurden von den Sowjettruppen besetzt. Der Flughaben Tempelhof, der immer noch in deutschen Händen verblieb, wurde durch die sowjetische Artillerie unter Beschuss genommen und unbrauchbar gemacht.
Am 30. April hissten die Krieger der sowjetischen Armee die Siegesfahne auf dem erstürmten Reichstagsgebäude
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Der Kampf um Berlin ist zu Ende
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Auf dem Höhepunkt der Kämpfe um Berlin begegneten sich am 25. April die sowjetischen und die alliierten Truppen an der Elbe im Raum von Torgau. Nach der Säuberung Frankreichs hatten die alliierten Truppen den Rhein überschritten und waren nach Deutschland vorgestoßen. Sie eroberten das Ruhrgebiet. Die alliierten Truppen rückten vom Rhein bis zur Weser, von der Weser bis zur Elbe vor, fast ohne irgendeinen Widerstand anzutreffen. Die Hitlerleute überließen den alliierten die Städte und ergaben sich selbst. Sie erklärten sich zu einer Kapitulation vor den Alliierten bereit, nur um eine Kapitulation vor der Sowjetunion zu vermeiden. Aber auch dieses provokatorische Manöver der Nazimachthaber, das darauf bedacht war, einen Keil zwischen die Verbündeten zu treiben, endete in einem Fiasko. (In Westdeutschland waren es tatsächlich Vernunftgründe, wie z.B. in Bad Kreuznach. Der letzte Stadtkommandant, Oberstleutnant Johann Kaup († 1945),[178] bewahrte Bad Kreuznach vor noch größerer Zerstörung, als er den vorrückenden Verbänden der US Army keinen Widerstand mehr leistete und die Stadt am 16. März 1945 weitgehend kampflos den Amerikanern überließ. Siehe Wikipedia. P R.)
Die Rote Armee hatte die Front der deutschen Truppen gespalten. Die hitlerischen Truppen waren von den Truppen in Süddeutschland abgeschnitten. Die deutsche Armee hatte demnach aufgehört, ein einheitliches Ganzes zu bilden. Es blieben nur verstreute, isolierte und dabei kleinere Gruppen, deren Liquidierung die Rote Armee und die anglo-amerikanischen Divisionen in Angriff nahmen.
In Berlin selbst näherten sich die Kämpfe dem Ende. Am 30. April hissten die Sergeanten Kantaria und Jegorow, Soldaten des Bataillons unter dem Befehl von Hauptmann Neustrojew, das Siegesbanner der Roten Armee über dem Reichstagsgebäude.
Am 2. Mai verkündete der große Führer und Feldherr Stalin in einem Befehl an die Truppen der Roten Armee und Kriegsflotte dem Sowjetland und der ganzen Welt die langerwartete Kunde: Berlin sei in den Händen der Roten Armee.
An diesem Tage ergaben sich über 130 000 deutsche Soldaten und Offiziere mit General Weidling, dem Befehlshaber der Verteidigung von Berlin, an der Spitze. Insgesamt wurden während der Schlacht um Berlin über 300 000 deutsche Soldaten und Offiziere gefangengenommen.
Deutschland blieb kein Ausweg. Am 8. Mai unterzeichneten die Befehlshaber der deutschen Streitkräfte, Generalfeldmarschall Keitel, Generaladmiral von Friedeburg und Generaloberst Stumpff in Berlin in Anwesenheit des Vertreters des Oberkommandos der Roten Armee, Marschall der Sowjetunion Shukow, des Vertreters des Oberkommandos der Expeditionsstreitkräfte der Alliierten, Hauptmarschall der Luftwaffe Tedder, des Befehlshabers der strategischen Luftstreitkräfte der USA, General Spaats, und des Oberbefehlshabers der französischen Armee, General Delatre de Tassigny, die Urkunde über die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte.
Nur in einzelnen Kesseln setzten die vollständig isolierten Überreste der deutschen Truppen den Widerstand fort. Die letzten Kämpfe in Österreich und der Tschechoslowakei gingen zu Ende.
Hitler und einige seiner Handlanger waren bereits von der Arena verschwunden. Einige Nazimachthaber endeten durch Selbstmord, ohne abzuwarten, bis sie gehenkt wurden. Die anderen verbargen sich, um später in Gefangenschaft der Alliierten zu geraten. Andere fanden eine Zuflucht im faschistischen Spanien unter den Fittichen ihres Gesinnungsgenossen, des Henkers des spanischen Volkes, Franco. Einige flüchteten nach dem fernen Argentinien.
Der glänzende Sieg, der in einem langen, erbitterten Kampf geschmiedet wurde, war errungen. Unter den Schlägen der Roten Armee zerbrach die deutsche Kriegsmaschine. Der blutige faschistische Hitlerstaat war nicht mehr!
Unterzeichnung der Urkunde über die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
5. Die Zerschmetterung der japanischen Imperialisten
Mit der Niederlage Nazideutschlands war der Herd der Weltaggression im Westen beseitigt. Aber im Fernen Osten tobte der Krieg fort, der von dem Hauptverbündeten Hitlerdeutschlands, dem imperialistischen Japan, entfesselt worden war.
Die japanischen Imperialisten trugen sich seit langem mit Eroberungsplänen, die gegen die Sowjetunion gerichtet waren. Sie hatten mehr, als einmal versucht, sich auf Kosten des sowjetischen Territoriums zu bereichern. Aber alle diese Versuche endeten unvermeidlich mit einem Fiasko. Die Intervention in den Jahren 1918-1922 brachte einen Misserfolg: in schwerem, erbittertem Ringen verteidigte die junge Rote Armee den sowjetischen fernen Osten und warf die japanischen Eindringlinge hinaus. Sieben Jahre später versuchten die Japaner im Jahre 1929 mit Hilfe chinesischer Militaristen, die Stärke der Sowjetunion zu sondieren. Aber die sowjetische fernöstliche Armee versetzte den japanischen Söldlingen einen solchen Schlag, dass ihre Auftraggeber für fast weitere zehn Jahre zur Räson gebracht wurden. Die japanischen Imperialisten hatten sich überzeugt, dass sie mit eigenen Kräften ihre Raubziele nicht erreichen konnten; man musste ein geeignetes Aufmarschgebiet für den Überfall schaffen und sich der Unterstützung irgendeiner Großmacht, am besten in Europa, vergewissern. Im Jahre 1931 besetzten die Japaner die Mandschurei. Ein Aufmarschgebiet, von dem aus man sowohl gegen China als auch gegen die Sowjetunion operieren konnte, fiel in die Hände der japanischen Imperialisten. Die Regierung des Sowjetlandes begriff wohl, was Japan plante.
Ende 1931 schlug die sowjetische Regierung Japan vor, einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Im nächsten Jahr wurde das Angebot wiederholt, aber die japanische Regierung antwortete mit einer Ablehnung und bestätigte dadurch, dass sie in der Tat die Mandschurei gegen die UdSSR auszunutzen beabsichtigte. Im Jahre 1936 unterzeichneten Japan und Deutschland den „Antikominternpakt“, ein Abkommen über den Kampf gegen die Komintern, wie es offiziell hieß. In Wirklichkeit war es ein gegen die demokratischen Länder gerichtetes Bündnis. Bei dem Gerichtsprozess gegen die japanischen Militaristen in Tokio im Jahre 1946 stellte sich heraus, dass der „Antikominiternpakt“ eine Geheimklausel enthielt, die gegen die Sowjetunion gerichtet war.
Nachdem sie ein Aufmarschgebiet erobert hatten, beschlossen die japanischen Imperialisten, ihre Kräfte erneut zu versuchen. Im Jahre 1938 organisierten die Japaner einen räuberischen Überfall auf die Sowjetunion im Raum des Chassansees, stießen aber auf eine entschlosse Abwehr. Im Jahre 1939 begannen sie eine größere Operation im Raum der Mongolei in der Hoffnung, zum Baikalsee durchbrechen zu können, und erlitten erneut eine Niederlage. Der Schlag der Roten Armee bei Chalchin-Gol war so vernichtend, dass die japanischen Imperialisten auch nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf das Sowjetland nicht wagten, die Sowjetunion anzugreifen, obwohl sie einen Bündnispakt mit dem faschistischen Deutschland abgeschlossen hatten. Bis zum Jahre 1940 hatten die japanischen Generale den operativen Plan eines Überfalls auf die UdSSR ausgearbeitet. Es war vorgesehen, den Angriff an drei Fronten zu führen. Die eine Front hatte die Aufgabe, Chabarowsk einzunehmen, die Nördliche Front sollte gegen Wladiwostok und weiter in Richtung der Stadt Swobodnyj operieren, und die Westliche Front schließlich war gegen Tschita gerichtet, um das gesamte Sowjetterritorium bis zum Baikalsee zu erobern. Der Operationsplan war durch den japanischen Kaiser bestätigt worden.
Im Sommer 1941, nach Hitler Überfall auf die Sowjetunion, arbeiteten die japanischen Generale ihren operativen Plan bis in die Einzelheiten aus und nannten ihn „Kann-Toku-en“ – „Besondere Manöver der Kwantung-Armee“. Die Japaner entfalteten eine fieberhafte Tätigkeit, um ihren Plan zu verwirklichen. Es wurden Stäbe geschaffen, neue Truppenteile der Kwantung-Armee aufgestellt, Munition herangebracht. Genauso wie die Nazis hatten die japanischen Generale im Voraus eine Sonderkommission geschaffen, die den Auftrag erhielt, das System des zukünftigen Besatzungsregimes auf sowjetischem Territorium auszuarbeiten. Aber obwohl die Nazis auf dem Eingreifen Japans gegen die Sowjetunion bestanden, zeige dieses keine Eile. Die japanischen Imperialisten warteten ab, bis Deutschland der Sowjetunion – wie sie es fest glaubten – eine Niederlage bereiten oder zumindest diese schwächen würde, erst dann gedachten sie, sich in den Krieg einzumischen. Im Dezember 1941 überfiel Japan die USA und England. Aber gleichzeitig rüstete es sich sorgfältig zum Überfall auf die Sowjetunion. Die Japaner unterhielten an der Sowjetgrenze eine riesige Armee und zwangen die Sowjetunion, Gegenmaßnahmen zu treffen.
In der schwersten Periode der Kampfhandlungen an der sowjetisch-deutschen Front hatte das sowjetische Kommando keine Möglichkeit, seine Kräfte vom Fernen Osten abzuziehen. Dadurch unterstützten die Japaner ihre hitlerischen Verbündeten und erschwerten die Lage der Sowjetunion.
Im Juli 1942, als die Nazis nach Stalingrad vorstießen, hatten die Japaner ihre Armeen vollständig mobilisiert und warten auf den Fall von Stalingrad, um über die Sowjetunion herzufallen. Nach dem deutschen Fiasko an den Mauern dieser Heldenstadt verstärkte die japanische Militärclique erneut die Kwantung-Armee, deren Stärke bis auf 1,1 Millionen Mann gebracht wurde.
Die Japaner schufen an den sowjetischen fernöstlichen Grenzen eine äußerst gespannte Lage. Die japanische Presse führte eine antisowjetische Kampagne durch. Die japanische Administration hielt die Sowjetdampfer und -schiffe, die aus den Vereinigten Staaten unterwegs waren, zurück. Die Japaner verhinderten die Lieferungen von Munition durch die Alliierten nach Wladiwostok. Die amerikanischen und britischen Schiffe waren gezwungen, die Route nach Murmansk und Archangelsk zu wählen, einen schweren und gefährlichen Weg, auf dem ihnen die deutschen U-Boote, Kreuzer und Flugzeuge auflauerten.
Sogar als Hitlerdeutschland, durch die Schläge der Sowjettruppen erschüttert, am Rande der Katastrophe stand, stellte Japan seine feindliche Aktivität gegen die Sowjetunion durchaus nicht ein. Das zwang die Sowjetregierung, den Neutralitätspakt mit Japan zu kündigen.
Auch nach der Kapitulation Hitlerdeutschlands änderte sich die Lage nicht. Japan setzte den Krieg hartnäckig fort, wobei die Spannung im Fernen Osten nicht nachließ. Ihrer tückischen Politik treu, wandte sich Japan im Juli 1945 an die Sowjetunion mit der Bitte um Vermittlung bei der Errichtung des Friedens im Fernen Osten. Das war ein offenbarer Versuch, Zeit zu gewinnen und unter dem Vorwand von Besprechungen die Kräfte für die Fortsetzung des Krieges umzugruppieren. Die Sowjetunion brachte das provokatorische Spiel Japans zum Scheitern. Eine solche Bedrohung im Osten konnte nicht mehr geduldet werden; es konnte nicht zugelassen werden, dass sie Menschheit weiterhin im Feuer des Krieges verbleiben und unzählige Opfer bringen sollte. Ihrer Bündnispflicht getreu, schloss sich die UdSSR der Potsdamer Erklärung der USA, Großbritanniens und Chinas vom 26. Juli 1945 an, die eine bedingungslose Kapitulation Japans forderte. Die Regierung der Sowjetunion erklärte, dass die UdSSR sich vom 9. August an im Kriegszustand mit Japan befinden würde.
An die Spitze der Armeen im Fernen Osten wurde Marschall der Sowjetunion Wassilewskij gestellt. Die Offensive entwickelte sich in mehrere Richtungen. Die Truppen der 1. Fernöstlichen Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Merezkow griffen aus dem Küstengebiet an, aus dem Raum von Chabarowsk stießen die Truppen des Armeegenerals Purkajew, der die 2. Fernöstliche Front befehligte, vor. Die Truppen des Marschalls der Sowjetunion Malinowskij, des Befehlshabers der Transbaikalienfront, rückten ungestüm in den Rücken der japanischen Armee vor.
Obwohl die Japaner zum Krieg im fernen Osten ununterbrochen gerüstet hatten, hatte die Rote Armee ihre für lange Zeit berechneten Verteidigungsstellungen rasch durchbrochen und einen so wuchtigen Schlag geführt, dass der Feind nicht standhalten konnte. Bereits von den ersten Kriegstagen an wurde klar, dass die größte japanische Heeresgruppe, die Kwantung-Armee, zur vollen Zerschmetterung verurteilt war. Japan beschloss zu Kapitulieren. Auf diese Weise hat der Eintritt der Sowjetunion in den Krieg mit Japan die Lage im Fernen Osten entscheidend verändert und das Eintreten des Friedens in der ganzen Welt beschleunigt.
Unterzeichnung der Urkunde über die bedingungslose Kapitulation Japans
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Aber auch in diesem Augenblick des Zusammenbruchs verzichteten die japanischen Faschisten auf ihre beleibte Methode der Provokation nicht. Das japanische Kommando willigte in die Kapitulation ein, ordnete aber gleichzeitig einen Gegenangriff an. Es war ein neuer Schlag der Roten Armee erforderlich, um die Provokateure zur Vernunft zu bringen. Die tapferen Sowjettruppen wiesen den japanischen Gegenangriff zurück und traten zu einer wuchtigen Offensive an. Die Japaner wurden zerschmettert. Ein Teil der Divisionen wurde eingekesselt und gefangengenommen. Das japanische Kommando beeilte sich, seinen Truppen den Befehl zur Waffenstreckung zu geben.
Nun war die Zeit gekommen, um den japanischen Eindringlingen die Rechnung vorzulegen. Die in den langen Jahren militärischer Provokationen und Intrigen aufgelaufen war. „Vierzig Jahre“, sagte J.W. Stalin,„haben wir, Menschen der alten Generation, auf diesen Tag gewartet. Und nun ist dieser Tag gekommen.“ Das russische Volk hat sich niemals mit der Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg abgefunden, als Japan sich auf Süd-Sachalin und den Kurileninseln festsetzte. Damit wurde Russland vom Ozean und folglich auch von den Häfen der Kamtschatka- und Tschuktschen-Halbinsel abgeschnitten.
„Die Niederlage der russischen Truppen im Jahre 1904, im Russisch-Japanischen Krieg, ließ im Bewusstsein des Volkes schwere Erinnerungen zurück. Die Niederlage lastete auf unserem Lande als schwarzer Fleck. Unser Volk glaubte daran und wartete darauf, der der Tag kommt, da Japan geschlagen und der Fleck getilgt wird.“ (Stalin) Das Sowjetvolk hat den schwarzen Fleck beseitigt. Süd-Sachalin und die Kurileninseln kehrten zur Sowjetunion zurück.
Beide Aggressionsherde – im Osten und im Westen – waren liquidiert. Der Friede war gekommen.
„Unser Sowjetvolk“, sagte Stalin, als er am 2. September 1945 die Sowjetmenschen zum Sieg über Japan beglückwünschte, „hat für den Sieg weder Kräfte noch Mühe gescheut. Wir haben schwere Jahre durchgemacht. Jetzt aber kann jeder von uns sagen: wir haben gesiegt. Von nun an können wir unser Vaterland als befreit ansehen von der Bedrohung durch die deutsche Invasion im Westen und eine japanische Invasion im Osten. Der lang erwartete Friede für die Völker der ganzen Welt ist angebrochen.“
Der Abwurf der beiden Atombomben auf Japan durch die USA wird in diesem Buch nicht erwähnt. Am 6. August 1945 wird die erste Atombombe über Hiroschima und am 9. August 1945 über Nagasaki abgeschossen. Kurz und bündig findet man Näheres auf der Website des Bundesamtes für Strahlenschutz. P.R.
entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4, aus dem Jahre 1947, bearbeitet von Petra Reichel, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon, A.L. Sidorow
Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4, aus dem Jahre 1947
1. Der Sieg bei Leningrad (heute St. Petersburg P.R)
Die Rote Armee bewirkte im Jahre 1943 einen grundlegenden Umschwung im Verlauf des Vaterländischen Krieges, obwohl sie allein kämpfte und die ganze Last des Kampfes gegen die deutsch-faschistischen Heere trug. Die zweite Front war noch immer nicht eröffnet; die sowjetisch-deutsche Front fesselte fast die gesamte deutsche Armee und die Armeen der Hitlervasallen. Und unter diesen Bedingungen trug die Rote Armee große Siege über die Deutschen davon und brachte dem Gegner allerschwerste Verluste bei. Bereits im Jahre 1943 begann die Massenvertreibung der deutschen Truppen vom sowjetischen Boden.
J.W. Stalin stellte den Streitkräften der Sowjetunion die Aufgabe: das gesamte Sowjetland von den faschistischen Eindringlingen zu säubern, die Staatsgrenzen der Sowjetunion wiederherzustellen, der verwundeten deutschen Bestie auf der Spur zu folgen und ihr in ihrer eigenen Höhle den Todesschlag zu versetzen. In Ausführung der strategischen Pläne des Oberkommandos fügte die Sowjetische Armee im Jahre 1944 den deutschen Truppen zehn vernichtende Schläge zu, durch die die deutsch-faschistischen Eindringlinge vom Sowjetboden vertrieben wurden.
Der Anfang des Jahres 1944 wurde durch die Zerschmetterung der Leningrader Armeegruppe der deutschen Wehrmacht gekennzeichnet. Das war der erste der Schläge, die von der Roten Armee im Jahre 1944 gegen den Feind geführt wurden.
Nachdem sie im Januar 1943 die Blockade durchbrochen hatten, bereiteten sich die Truppen der Leningrader Front vor, um zum Angriff gegen die deutschen Truppen anzutreten, die Leningrad belagerten.
Den Truppen der Leningrader Front unter dem Befehl von Armeegeneral Goworow und den der Wolchowfront unter dem Befehl von Armeegeneral Merezkow wurde die Aufgabe gestellt, die Leningrader Armeegruppe der deutschen Eindringlinge zu vernichten und das weitere Vorrücken nach dem Baltikum zu gewährleisten. Die Truppen der Leningrader Front haben ihren Schlag aus zwei Richtungen – aus den Bezirken von Oranienbaum und Pulkowo – vorbereitet.
Es war den sowjetischen Truppenteilen gelungen, bereits im Jahre 1941 ein kleines Küstengelände im Raum von Oranienbaum zu behaupten. Dieses Gelände war von dem belagerten Leningrad abgeschnitten; die Verbindung mit seinen Verteidigern wurde lediglich auf dem See- oder Luftwege aufrechterhalten. Die mehrfachen feindlichen Versuche, die sowjetischen Truppenteile zu verdrängen, blieben ergebnislos.
In den Morgenstunden des 14. Januar 1944 stürmten die Truppen des Generals Fedjuninskij nach Artillerievorbereitung aus dem Raum südlich Oranienbaum vor, während in den Morgenstunden des 15. Januar auch bei Pulkow Tausende von Geschützen zu donnern begannen. Sowjetische Flugzeuge stürzten sich auf die feindlichen Befestigungen. Die Garde ging zum Angriff über.
Zusammen mit den Landstreitkräften und der Luftwaffe nahm auch die Kriegsflotte an der Zerschmetterung der Deutschen bei Leningrad teil.
Einheiten der Baltischen Flotte sowie die Geschütze von Kronstadt und Oranienbaum beschossen die zurückweichenden zerschlagenen deutschen Truppen.
Die erste Linie der feindlichen Verteidigung war durchbrochen. Bald darauf verloren die Deutschen eine wichtige Stellung im Süden – den Krähenberg. Von hier aus rückten die Sowjettruppen nach Krasnoje Selo vor, das von den Deutschen in eine Festung verwandelt worden war. Die Deutschen sprengten alle Brücken und Dämme und setzten das Vorfeld von Krasnoje Selo unter Wasser, aber das konnte die sowjetischen Garderegimenter nicht aufhalten. Nach erbitterten Straßenkämpfen säuberten die in Krasnoje Selo eingedrungenen Truppen der Leningrader Front die Stadt von deutschen Truppen.
Am 20. Januar vereinigten sich die Sowjettruppen, die aus den Räumen südlich Oranienbaum und Pulkowo operierten. Die eingekesselten Hitlertruppen wurden vernichtet, während Krasnoje Selo, Ropscha, Urizk (Ligowo) und andere Ortschaften befreit wurden.
Die Deutschen begannen, auf Gatschina und Kingisepp zurückzuweichen. Am 21. Januar trat eine andere Gruppe der Truppen der Leningrader und Wolchowfront im Raum von Peski und Gorodok zum Angriff an, zerschlug die dort befindlichen deutschen Truppen und setzte sich in den Besitz der Stadt und des bedeutenden Eisenbahnknotenpunktes Mag.
Nach einigen Tagen wurden die Städte Puschkin (früher Zarskoje Selo) und Pawlowsk (Sluzk) befreit.
Die Truppen der Wolchowfront, die nördlich von Nowgorod angriffen, überquerten den Wolchowfluss und schnitten den Deutschen den Rückzugsweg nach dem Nordwesten ab.
Die Truppenteile dagegen, die südlich von Nowgorod angriffen, durchbrachen die deutsche Vereidigung am Ufer des Ilmensees und überquerten den See auf dem Eis. Die im Raum von Nowgorod eingekesselten deutschen Truppen wurden vernichtet.
In einem zweiwöchigen Angriff hatten die Sowjettruppen bis zum 27. Januar einen starken Befestigungsgürtel der Deutschen, der sich über 300 km Frontlinie erstreckte, durchbrochen sowie zwei größere feindliche Kräftegruppen eingekesselt und vernichtet. Zehn deutsche Divisionen wurden erschlagen, zwei Divisionen erlitten schwere Verluste. Die Truppen der Leningrader Front trugen gemeinsam mit den sich ihnen anschließenden Truppen der Wolchowfront den Angriff weiter vor und gewannen an Boden.
Das Leningrader Gebiet war befreit, die wichtigste Eisenbahnstrecke – die „Oktober-Eisenbahn“ – zwischen Leningrad und Moskau völlig feindfrei. Im Laufe der einmonatigen Kämpfe verlor der Feind an Toten über 90 000 Soldaten und Offiziere; 7200 deutsche Soldaten und Offiziere wurden gefangengenommen. Eine riesige Menge feindlichen Kriegsmaterials wurde vernichtet. Unter der zahlreichen Beute befanden sich 189 Panzer, 1852 Geschütze und riesige Munitionsvorräte.
Die sowjetischen Truppen warfen die Deutschen an die Grenze Sowjet-Estlands zurück. Der Sieg bei Leningrad bot die Möglichkeit, die deutschen Truppen im Baltikum zu zerschlagen. Sie schwächte die Stellungen der Deutschen in Finnland, für das die Stunde bald schlagen sollte.
2. Die Befreiung der Ukraine rechts des Dnjepr
Die Siegessalute zu Ehren der Leningrader Truppen waren noch nicht verhallt, als Moskau bereits in Tausenden von bunten Lichtern erstrahlte anlässlich der Siege, die von der 1., 2. Und 3. Ukrainischen Front errungen wurden. Das war der zweite von den Schlägen der Roten Armee gegen den Feind im Jahre 1944.
Anfang 1944 rückten die sowjetischen Armeen auf einer Riesenfront von Finnland bis Cherson vor, die feindliche Front zersplitternd sowie Menschen und Kriegsmaterial des Feindes vernichtend. Am 8. Januar 1944 wurde die Gebietshauptstadt Kirowograd befreit und nördlich davon fünf deutsche Divisionen vernichtet. Die Spitze des Keils, der von den Truppen Watutins hineingetrieben wurde, erreichte bereits Rowna und Luzk, die am 5. Februar eingenommen wurden. Die deutsche Front war aufgespalten. Die Truppen in Polessje waren von der ukrainischen Kräftegruppe abgeschnitten. Vom Norden und Nordwesten her bedrohten die sowjetischen Truppen die gesamte südliche Heerestruppe des Feindes. Das hitlerische Oberkommando war außerstande, dieser Offensive entgegenzutreten.
Ein weiteres Vorrücken der Sowjettruppen gegen den Westen erforderte, dass die Flanken der Truppen der 1. Und 2. Ukrainischen Front gesichert wurden. Diese Fronten waren durch den deutschen Frontvorsprung zwischen Bjelaja Zerkow und Kirowograd getrennt. Die Deutschen klammerten sich noch stellenweise an das Dnjeprufer. Das Oberkommando der sowjetischen Truppen beschloss, auch diesen Frontvorsprung zu beseitigen.
Diese Operation wurde in glänzender Weise durchgeführt. Ende Januar 1944 durchbrachen die Truppen beider Fronten, die aus den Räumen von Kirowograd und Bjelaja Zerkow zum Angriff angetreten waren, die deutsche Verteidigung und vereinigten sich. Im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij wurde am 3. Februar die 8. Deutsche Armee in Stärke von 10 Divisionen und einer Brigade eingekesselt. Das Sowjetkommando forderte die Eingekesselten auf, sich zu ergeben, aber Hitler befahl seinen Truppen, durchzuhalten, wobei er ihnen Hilfe in Aussicht stellte. In der Tat versuchten 8 Panzerdivisionen, von 600 Bombern unterstützt, die sowjetische Front südlich von Swenigorodka zu durchbrechen, um die eingekesselten Truppen zu befreien. Aber das gelang ihnen nicht. Die deutsche Kräftegruppe, die zum Entsatz der eingekesselten Teile herbeieilte, wurde geschlagen und ihre Überreste nach dem Westen zurückgeworfen. 20 000 deutsche Gefallene sowie Hunderte von vernichteten Panzern, Geschützen und Flugzeugen blieben auf dem Schlachtfeld zurück. Die sowjetische Front rückte weiter nach Westen vor. Die eingekesselten deutschen Divisionen blieben weit im Rücken zurück. Der Ring wurde immer enger. Da die deutschen Truppen sich weigerten, zu kapitulieren, wurde ihre Vernichtung in Angriff genommen. Am 18. Februar 1944 meldete das Sowjetische nachrichtenbüro die völlige Liquidierung der im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij eingekesselten deutschen Kräftegruppe.
Unter den 55 000 gefallenen deutschen Soldaten und Offizieren war auch der Oberbefehlshaber dieser Gruppe. 11 000 Mann gaben sich gefangen. In seinem Befehl vom 23. Februar 1944 schrieb Stalin: „Durch Einkesselung und Vernichtung von 10 deutschen Divisionen und einer Brigade im Raum von Krossunj-Schewtschenkowskij bereiteten die Sowjettruppen den Deutschen rechts des Dnjepr ein neues Stalingrad.“
Das war ein neuer glänzender Sieg der sowjetischen Waffen. Die Operation zur Liquidierung der im Raum von Korssunj-Schewtschenkowskij eingekesselten deutschen Truppen wurde von dem Befehlshaber der 2. Ukrainischen Front Konjew geleitet, dem am 20. Februar 1944 der Titel eines Marschalls der Sowjetunion verliehen wurde.
Anfang Februar 1944 gingen auch die anderen Fronten in der Ukraine am Unterlauf des Dnjepr zum Angriff über. Während dieser Offensive rückten die Truppen der 3. Ukrainischen Front um 45-60 km vor und erweiterten den Durchbruch bis auf 170 Kilometer. Sie besetzten die Eisenbahnstationen Apostolowo und Marganez und schnitten die Rückzugswege der deutschen Nikopolgruppe ab,während sie Nikopol, das wichtige Industriezentrum der Ukraine, am 8. Februar 1944 befreiten. Die Manganerze von Nikopol wurden dadurch dem Lande wiedergegeben. Die Truppen der 4. Ukrainsichen Front vernichteten im Laufe von vier Tagen der Offensive die deutschen Truppen links des Dnjepr, die aus sieben Divisionen bestanden, und beseitigten den letzten deutschen Brückenkopf am linken Dnjeprufer, der sich über eine 120 Kilometer lange Frontlinie erstreckte.
In dem Befehl des Obersten Befehlshabers vom 23. Februar 1944 wurde die Bilanz der dreimonatigen Winteroffensive der Roten Armee gezogen, welche die gesamte Verteidigungslinie des Feindes längs des Dnjepr von Shlobin bis Cherson aufbrach. Dadurch „warf sie die Spekulationen der Deutschen über den Haufen, die darauf ausgingen, an der sowjetisch-deutschen Front einen langwierigen Verteidigungskrieg zu führen“. (Stalin.)
Durch die Befreiung wichtiger Industrie- und Agrargebiete von den deutschen Eindringlingen wuchs die militärische und wirtschaftliche Macht der Sowjetunion.
Nachdem sie im Herbst 1943 und im Winter 1943/44 eine schwere Niederlage in der Ukraine erlitten hatten, setzten die Deutschen ihre Hoffnungen auf das Frühjahr und auf die schlechten Wegeverhältnisse und rechneten damit, dass die aufgeweichten Straßen die Offensive der Roten Armee aufhalten, ihnen eine Atempause verschaffen und die Möglichkeit zur Umgruppierung ihrer Kräfte bieten würden. Diese Spekulationen gingen fehl. Gerade bei schlechten Wegeverhältnissen, als die Straßen sich mit einer dicken, zähen Schlammschicht bedeckten, unternahm die Rote Armee eine neue riesige Offensive.
Am 4. März durchbrachen die Truppen der 1. Ukrainischen Front die starke deutsche Verteidigungsstellung südlich von Schepetowka in einer Breite von 180 Kilometern und strömten nach Südwesten.
Durch eine dichte Feuerwand der Artillerie gedeckt, rückten Panzer und Infanterie im raschen Tempo vor. Die Maschinen versanken in der fetten ukrainischen Schwarzerde, aber das konnte die sowjetischen Krieger nicht aufhalten. Die Deutschen konnten sich nicht so rasch zurückziehen. Es wurden große und kleine Kessel gebildet, in denen eine Unmenge an Menschen und Material des Gegners vernichtet wurde.
Im Laufe weniger Tage zerschlugen die sowjetischen Truppen vier Panzer- und acht Infanteriedivisionen der Deutschen und eroberten die Städte Isjaslawl, Schumsk, Jampol, Ostropol, Starokonstantinow.
Nach den Truppen der 1. Ukrainischen Front traten auch die Truppen der 3. Ukrainischen Front zum Angriff an. Sie durchbrachen den stark befestigten Verteidigungsgürtel der Deutschen auf dem Westufer des Ingulezflusses. Die sowjetische Kavallerie und Panzer trieben einen Keil tief in die Stellungen der deutschen Truppen hinein, versetzten ihnen heftige Schläge und zwangen sie zu einem eiligen Rückzug. Gleichzeitig nahmen auch die Truppen der 2. Ukrainischen Front den Angriff wieder auf, Sie brachen die starke Verteidigung der Deutschen auf, rückten vor und befreiten die Stadt Uman sowie viele andere Städte und Ortschaften. Die Deutschen fluteten zurück.
Verbissene Kämpfe wurden am Unterlauf des Dnjepr geführt. Truppen der 3. Ukrainischen Front überquerten den Unterlauf des Flusses, besetzten die Stadt Berislaw und erschienen im Rücken der Deutschen. Der Gegner flüchtete panikartig. Di Truppen der Front folgten ihm auf den Fersen, drangen am 13. März in Cherson ein und säuberten in Straßenkämpfen diesen wichtigen Knotenpunkt der Eisenbahn- und Wasserwege, den wichtigen Stützpunkt der deutschen Verteidigung an der Dnjeprmündung.
In den Kämpfen vom 6. Bis zum 16. März zerschlugen die Truppen der Front die 6. Deutsche Armee, die vom Hitlerkommando neu aufgestellt worden war (bekanntlich war die 6. Armee von Paulus bei Stalingrad vernichtet worden). 10 Divisionen, darunter 1 Panzerdivision, hörten auf zu bestehen. Anderen 11 Divisionen wurden schwere Verluste zugefügt.
Die Deutschen büßten ungeheure Mengen an Kriegsmaterial ein. Auf den Schlachtfeldern blieben 36 800 gefallene deutsche Soldaten und Offiziere, etwa 14 000 Deutsche gerieten in Gefangenschaft.
Am 26. März trat ein bemerkenswertes Ereignis ein. Die Truppen der 2. Ukrainischen Front erreichten bei ihrer Offensive die sowjetische Staatsgrenze, den Fluss Pruth, in einer Front von 85 Kilometern Breite.
Das waren die ersten Dutzende von Kilometern sowjetischer Grenze, hinter die der Feind geworfen wurde. Anfang April brachten die Truppen Shukows im Vorgebirge der Karpaten den Deutschen eine Niederlage bei, und erreichten in einer Front von 200 km Breite die Staatsgrenze der UdSSR mit der Tschechoslowakei und Rumänien.
Auf diese Weise stellte die Rote Armee ihre hohe operative Meisterschaft unter Beweis, indem sie die deutsche Front in zwei Teile spaltete und die südliche Heeresgruppe Mitte isolierte. Die Verbindung zwischen diesen Gruppen konnte nur auf großen Umwegen aufrechterhalten werden.
Der Krieg wurde auf das Territorium des Feindes getragen. Die sowjetischen Truppen überquerten bei der Verfolgung des zurückweichenden Feindes den Pruth und begannen die Offensive in Rumänien.
Die Truppen der Ukrainischen Fronten hatten ruhmvolle Siege errungen.
3. Die Befreiung von Odessa und der Krim
Gleich nach der Zerschlagung der deutschen Truppen am Bug und nach der Säuberung der Ukraine rechts des Dnjepr von den faschistischen Eindringlingen nahm die Rote Armee die Befreiung von Odessa und der Krim in Angriff. Das war der dritte Schlag gegen den Feind.
Die Truppen der 3. Ukrainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion Malinowskij, erreichten in der zweiten Märzhälfte den Südlichen Bug. Ein stürmischer Frühling, der die Straßen unpassierbar machte, brach an. Die Limane und zahlreichen Flüsse traten über die Ufer. Die Deutschen glaubten, dass sie ihre Truppen hinter den Südlichen Bug zurückziehen, verstärken und die Offensive der sowjetischen Truppen aufhalten könnten.
Aber die Truppen der 3. Ukrainischen Front überquerten den Fluss im Raum Konstantinowka-Wosnessensk und befreiten am 28. März die Stadt Nikolajew, den großen Schwarzmeerhafen an der Mündung des Südlichen Bug. Nach einigen Tagen war der Südliche Bug in dem gesamten Abschnitt, in dem die Offensive vorangetragen wurde, von Konstaninowka bis Nikolajew überschritten. Der wichtige Stützpunkt der deutschen Verteidigung, Otschakow, wurde eingenommen. Die geschlagenen deutschen Truppen zogen sich auf den Dnjestr zurück.
Die angreifenden Truppen der Roten Armee schlossen Odessa ein. Ein Durchbruchversuch der Deutschen endete für sie mit einer schweren Niederlage und Vernichtung einer größeren Kräftegruppe im Raum der Station Rasdelnaja.
In den Abendstunden des 9. April rückten die Sowjettruppen bis zur Stadt vor. Es begannen Straßenkämpfe, und am Morgen des 10. April war Odessa wieder in sowjetischen Händen. Nach zwei Tagen, am 12. April, wurde auch Tiraspol befreit. Die sowjetischen Truppen folgten dem Feind auf den Fersen, überquerten den Dnjestr und fassten auf dem Westufer Fuß.
Die Odessaer Kräftegruppe der Deutschen war völlig vernichtet. In 16tägigen Kämpfen hatten die sowjetischen Verbände trotz der äußerst schlechten Wegeverhältnisse bis zu 200 km zurückgelegt.
Der Besitz der wichtigsten Schwarzmeerhäfen Odessa und Nikolajew spielte bei der Fortsetzung der Offensive der sowjetischen Truppen auf der Krim-Halbinsel eine große Rolle.
Die Deutschen versuchten die Krim um jeden Preis zu halten. Im Besitz der Krim bedrohten die Deutschen die Sowjetflotte im Schwarzen Meer. Sie gaben auch den Gedanken nicht auf, die Krim als Aufmarschraum für einen neuen Angriff gegen das Kubangebiet zu benutzen. Deshalb verstärkten die Deutschen trotz ihrer Misserfolge im Süden ihre Krimgruppe immer wieder durch frische Verbände.
Im Vorfeld der Krim bauten die Deutschen immer neue Befestigungen. Besonders stark wurde das Tor der Krim – Perekop, Tschongar, Ischunj, der Raum von Kertsch sowie der Raum von Sewastapol befestigt, der von ihnen in eine richtige Festung verwandelt wurde.
Durch die Landenge von Perekop und über den Siwasch hinweg griffen die Truppen der 4. Ukainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion Tolbuchin, an. Zwei Armeen unter dem Befehl der Generale Sacharow und Kreiser sollten die Perekop-Landenge stürmen und den Siwasch überqueren. Der Angriff begann am 7. April. Die Besondere Küstenarmee unter dem Befehl von Armeegeneral Jeremenko hatte bereits im Jahre 1943 einen kleinen Brückenkopf im Raum von Kertsch erobert und sollte jetzt die deutsche Front auf der Kertsch-Halbinsel durchbrechen und nach dem Westen vorrücken, um sich mit den Truppen von Sacharow und Kreiser zu vereinigen.
Die Schwarzmeerflotte und die Luftwaffe blockierten die gegnerische Krimgruppe von der See und aus der Luft.
Die Gardisten des Generals Sacharow durchbrachen nach einem dreitägigen Kampf die deutschen Befestigungen auf der Perekop-Landenge, rückten zu den stark befestigten Stellungen bei Ischunj vor und begannen sie anzugreifen. Gleichzeitig traten auch die Truppen des Generals Kreiser, die auf dem Südufer des Siwasch konzentriert waren, zum Angriff an. An einem der Abschnitte hatten die Truppen den Siwasch zu überqueren. In den Kämpfen um die Sowjetische Krim hatte die Rote Armee in der Vergangenheit den Siwasch schon einmal überwunden. Zum ersten Mal war der Siwasch, oder – wie dieser auch genannt wird- „das faule Meer“, Anfang November 1920 von der Roten Armee überquert worden. Damals hatte die Rote Armee unter dem Befehl eines ihrer ersten Feldherren, M.W. Frunse, die letzte Kreatur der Interventen und Weißgardisten im Süden des Landes, den „Schwarzen Baron“ Wrangel, angegriffen.
In der finsteren Novembernacht des Jahres 1920 kam der ortskundige Bauer Olentschuk aus dem Dorfe Stroganowka, an der Küste des Siwasch, den sowjetischen Truppen zu Hilfe. Ihm waren die Furten wohlbekannt, und er diente den Einheiten der Roten Armee als Führer über den Siwasch. Die Überquerung des Siwasch und das Auftauchen der Roten Armee im Rücken der Ischunjstellungen entschieden damals den Ausgang der Schlacht um Perekop.
Der gleiche Olentschuk, der nun ein alter Kollektivbauer geworden war, kam zu General Kreiser, um die Rote Armee erneut über den Siwasch zu führen. Genauso wie im Jahre 1920 zeigte er die geeignetsten Stellen für die Überquerung.
Unter den schwierigsten Bedingungen wurden zwei Brücken erbaut, um die Panzer und Geschütze überzusetzen. Ein Teil der Infanterie durchwatete den Siwasch. Munition, Maschinengewehre und Granatwerfer mussten mitgeschleppt werden. Das kalte Wasser reichte oftmals bis an den Hals. Die deutsche Luftwaffe überschüttete den Siwasch mit Bomben. Die tapferen sowjetischen Krieger, die zu den Waffen gegriffen hatten, um die Freiheit ihres Vaterlandes und die Macht der Sowjets vor den deutschen Eindringlingen zu verteidigen, erwiesen sich ihrer Väter würdig, die vor (damals) 24 Jahren ihre Heimat gegen die Interventen und Weißgardisten verteidigt hatten.
Die Rote Armee überquerte den Siwasch, zerschlug die deutschen Truppen im Raum der zahlreichen Seen hinter dem Siwasch und drang in den Rücken der deutschen Truppen ein, welche die Landenge von Perekop verteidigten. Nachdem sie in die Weite der Krimsteppe durchgebrochen waren, stießen sie sowjetischen Panzer in die Tiefe der Krim vor. Am 11. April nahmen sowjetische Einheiten Dshankoj, einen großen Eisenbahnknotenpunkt auf dem Wege zur Hauptstadt der Krim, Simferopol, ein. Die deutsch-rumänischen Truppen begannen zurückzuweichen, wobei sie ihre Waffen im Stich ließen und Tausende an Toten, Verwundeten und Gefangen einbüßten.
Die Truppen der Generale Sacharow und Kreiser entgegen rückte von der Kertsch-Halbinsel die Besondere Küstenarmee des Generals Jeremenko vor, die in den frühen Morgenstunden des 11. April zum Angriff angetreten war. Nach wuchtiger Artillerievorbereitung durchbrach sie die Verteidigungsstellungen des Gegners, drang in Kertsch ein und nahm die Stadt und Festung nach erbittertem Kampf in Besitz. Die Deutschen hatten diese blühende Sowjetstadt in Schutt und Asche gelegt. Die Einwohner der Stadt waren entweder ausgerottet oder nach Deutschland verschleppt worden. Die Deutschen versuchten, 25 km hinter Kertsch bei dem alten Türkenwall, der sich vom Norden nach Süden quer über die Kertsch-Halbinsel hinzieht, haltzumachen. Aber hier wurden sie zerschlagen. Auch die Stellung bei Akmonaj hat die Hoffnungen des deutschen Kommandos nicht gerechtfertigt. Das war eine starke Befestigungslinie an der engsten Stelle der Kertsch-Halbinsel. Die Stellung bei Akmonaj deckte das Ausfalltor der Kertsch-Halbinsel in die Steppengebiete der Krim und der Südküste. Trotz des hartnäckigen Widerstandes der Hitlertruppen durchbrachen die Truppen des Generals Jeremenko auch hier die deutsche Verteidigung. Im Laufe von zwei Angriffstagen säuberte die Küstenarmee die gesamte Kerschhalbinsel, nahm Tausende gefangen und erbeutete eine große Menge an Waffen. Am 13. April wurde Feodosija, ein großer Schwarzmeerhafen, befreit. Ein Teil der Küstenarmee rückte den Truppen des Generals Kreiser entgegen, ein anderer stieß längs der Südküste nach Sudak, Aluschta und Jalta vor.
Gleichzeitig kämpften sich die Truppen der Generale Sacharow und Kreiser nach Simferopol vor, wohin auch die Einheiten der Küstenarmee strebten. Die Versuche des deutschen Kommandos, eine Verteidigung von Simferopol zu organisieren, waren vergeblich. Am 13. April wurde die Stadt von den Sowjettruppen eingenommen.
Nach der Befreiung von Ewpatoria und Saki trugen die Truppen des Generals Sacharow den Angriff längs der Meeresküste auf Sewastopol vor. Dahin eilten auch die Truppen des Generals Kreiser über Bachtschissaraj sowie die Küstenarmee längs der Küste aus Staryj Krim, die am 13. April von den regulären Einheiten und den heldenmütigen Partisanen der Krim befreit wurde. Die Partisanen, die zwei Jahre lang tief im feindlichen Hinterland die deutsch-faschistischen Eindringlinge bekämpft hatten, leisteten den angreifenden Sowjettruppen große Hilfe. In den Bergen waren die Partisanen die wahren Herren.
Im Raum von Karassubasar vereinigten sich Einheiten der Besonderen Küstenarmee mit den Einheiten der 4. Ukrainischen Front. Die zerschlagenen deutsch-rumänischen Truppen flüchteten und strömten nach den Befestigungen von Sewastopol, aber ihr Rückzugsweg war durchschnitten.
Die Sowjettruppen, die über Parallelstraßen und Gebirgsstege vorrückten, eilten den feindlichen Truppen voraus, zersplitterten und vernichteten diese.
Bis zum 15. April wurden Koktebel, Sudak und Aluschta befreit. Die Gefangenzahl wuchs von Tag zu Tag. Die Deutschen versuchten Jalta zu halten, nachdem sie das Vorfeld in Richtung Gursuf befestigt hatten. Aber die Sowjettruppen benutzten die Bergstege, umgingen die feindlichen Befestigungen und drangen vom Rücken her in Jalta ein.
Der Feind begann sich auf Alupka zurückzuziehen. Aber auch hier rauchten bereits die heldenmütigen Kämpfer des Obersten Preobraschenskij, Heute (1947) Generalmajor und Held der Sowjetunion, im Rücken des Gegners auf. Von Bachtschissaraj aus hatten sie den mit einer meterhohen Schneeschicht bedeckten Bergpass bezwungen, den Gipfel des herrlichen Berges Aj-Petri erklommen und von da aus die deutsch-rumänischen Kolonnen unerwartet angegriffen.
Nachdem sie das berühmte „Tor von Baidary“ durchbrochen hatten, befreiten Einheiten der Besonderen Küstenarmee Baidary und Balsklawa. Bis Sewastopol hatten sich Überreste der geschlagenen deutsch-faschistischen Truppen verborgen. Verstärkungen wurden auf dem Luft- und Seewege herangeschafft, um sie zu unterstützen.
Auf die Bergkette rings um Sewastopol gestützt, hatte die Deutschen Sewastopol mit mehreren Verteidigungsgürteln umgeben, die mit Geschützen, Granatwerfern, Maschinengewehren gespickt und das Vorfeld mit tiefgestaffelten Stacheldrahtverhauen und Minenfeldern geschützt.
Hitler befahl seinen Truppen, Sewastopol zu halten und keinen Schritt zurückzuweichen.
Die Kämpfe um Sewastopol entbrannten am 22. April. Die Kampfeinheiten der Schwarzmeerflotte sowie die Luftwaffe führten vernichtende Schläge gegen den Gegner zu Wasser und in der Luft, desorganisierten den feindlichen Nachschub an Munition und Verstärkungen und leisteten damit den sowjetischen Landtruppen große Hilfe.
Am 7. Mai begann der Sturm. Der Gegner wurde unter Trommelfeuer der sowjetischen Artillerie genommen. Dann stürmte die Infanterie gegen die Befestigungen von Sewastopol vor. Die Truppen den Generals Sacharow eroberten die Mekenzieberge und nahmen die Sewernajabucht unter Beschuss. Bald darauf gelang eine Landung auf der sogenannten „Schiffsseite“. Die Truppen des Generals Kreiser und Einheiten der Besonderen Küstenarmee stürmten Sewastopol aus dem Osten. Trotz des erbitterten feindlichen Feuers hissten die sowjetischen Krieger nach einigen Stunden ihre Kampfbanner auf dem Sapunberg und den benachbarten Höhen. Am 9. Mai abends gingen die Kämpfe bereits am Stadtrand vor sich und in der gleichen Nacht wurde Sewastopol befreit.
Die Deutschen hatten 250 Tage gebraucht, um Sewastopol einzunehmen, die Rote Armee vollbrachte das in drei Tagen. Die deutsch-rumänischen Truppen gingen auf Chersones zurück und versuchten, sich über das Meer evakuieren zu lassen, aber die sowjetischen Panzer und die Infanterie waren bereits hierher durchgebrochen. Am 12. Mai ergaben sich über 20 000 Soldaten und Offiziere – alles, was von der zerschlagenen deutsch-rumänischen Armeegruppe auf der Krim übriggeblieben war.
Das war für die Deutschen eine völlige Katastrophe. Im Zeitraum vom 8. April bis zum 12. Mai verloren sie auf der Krim über 111 500 Soldaten und Offiziere an Gefallenen und Gefangenen, 299 Panzer und Sturmgeschütze, 578 Flugzeuge, 3079 Geschütze, 7036 Kraftwagen und eine große Menge anderer Ausrüstung. Die Deutschen haben von der Krim so gut wie nichts fortgeschafft. Die Schwarzmeerflotte und ihre Luftwaffe haben ganze Arbeit geleistet, indem sie alles, was die Deutschen zu evakuieren versuchten, auf den Meeresgrund schickten. Vom 8. April bis zum 12. Mai wurden 69 Transporter, 50 schnelle Landungsschiffe sowie viele andere Einheiten (insgesamt 191 Einheiten der Binnenflotte) mit Truppen und militärischen Frachten des Gegners versenkt.
Die Befreiung von Odessa und der Krim hat die ganze Lage am Schwarzen Meer verändert. Die Schwarzmeerflotte kehrte zu ihren Stützpunkten zurück und führte erfolgreiche Operationen gegen die feindlichen Truppen in Rumänien und Bulgarien durch. Die Flugplätze der Krim brachten die sowjetische Luftwaffe der Balkanhalbinsel näher.
Durch die ersten drei Schläge: bei Leningrad und Nowgorod, in der Ukraine rechts des Dnjepr, im Raum von Odessa und auf der Krim und das Gebiet von Leningrad befreit.
Im Juni 1944 verlief die Front längs der Linie Narwa-Pskow-Welikije Luki-Mosyr-Kowel-Kolomya-Tiraspo-Odessa. Die sowjetische Front fesselte die Hauptkräfte der deutschen Armee. Das deutsche Oberkommando war gezwungen, als Ersatz für die geschlagenen Armeen ihre letzten Reserven an die Front zu werfen. Auf diese Weise brachte die Rote Armee alle Pläne der Deutschen, eine neue Offensive im Sommer 1944 zu starten, zum Scheitern und schuf günstige Voraussetzungen für die Offensive der alliierten Truppen.
Im Juni 1944 führten anglo-amerikanische Truppen und die anglo-amerikanische Flotte unter Führung von General Eisenhower eine Landungsoperation in Frankreich durch.(„D-Day“ P.R.)Zunächst wurde ein kleiner Brückenkopf auf französischem Territorium erobert, aber dieser Brückenkopf wurde nach und nach erweitert. Es traf endlich das ein, was Deutschland so sehr fürchtete: es geriet zwischen zwei Fronten. Wohl setzte Hitler auch nach der Landung der Alliierten in Frankreich seine Hauptkräfte gegen die Rote Armee ein. Darüber hinaus warfen die Deutschen in dem vergeblichen Versuch, die Offensive der Sowjettruppen aufzuhalten, Dutzende von Divisionen von der Westfront nach dem Osten, was wiederum den Alliierten half, die deutschen Truppen schneller zu zerschmettern und sie aus Mittelitalien, Frankreich und Belgien zu vertreiben. Immerhin hat die zweite Front, die bis zu 75 Hitlerdivisionen fesselte, der Roten Armee ihre Aufgabe der endgültigen Zerschmetterung der deutschen Truppen erleichtert.
(Im Westen wird heute behauptet, dass die Landung der anglo-amerikanischen Truppen in Frankreich kriegsentscheidend gewesen wäre. Dass die Sowjetunion die Hauptlast des Krieges trug und der Krieg dort entschieden wurde, wird ausgeblendet. Die zweite Front wurde erst spät eröffnet. Es steht die These im Raum, dass die die Briten und USA befürchteten, dass die Sowjets durch ganz Europa marschieren und die Nachkriegsordnung in ganz Europa beeinflussen würden. P.R.)
4. Die Befreiung der Karelo-Finnischen Republik
Während im Süden die Vertreibung der Deutschen ihrem Ende entgegenging, bereiteten die Truppen der Leningrader und der Karelischen Front eine neue Offensive gegen die deutschen Truppen und die Truppen des deutschen Trabanten, Finnland, in Karelien vor. Das war der vierte Schlag der Roten Armee.
Die Karelische Landenge – ein schmaler Raum zwischen dem Finnischen Busen und dem Ladogasee – war stark befestigt. Eine Unmenge von Seen, Flüssen und Sümpfen, dichter Nadelwald, unzählige Granitfelsen und Granitgeröll über die ganze Landenge verstreut, trugen dazu bei, die Landenge in eine einzige Verteidigungszone zu verwandeln. Auf der Landenge wurde der „Karelische Wall“ – die Hauptverteidigungslinie – oder wie sie von den Finnen genannt wurde, die „Neue Mannerheim-Linie“ geschaffen. Besonders stark wurde der Raum von Wyborg befestigt.
Die Truppen der Leningrader Front bereiteten sich längere Zeit zum Sturm dieser befestigten Zone vor. Im Hinterland wurden Modelle der wichtigsten Verteidigungslinien des Gegners in natürlicher Größe gebaut. Auf diesen eigenartigen Übungsplätzen – einem Modell der zukünftigen Schlachtfelder – lernten die Truppen die Schwierigkeiten des bevorstehenden Sturms zu überwinden.
Am 9. Juni 1944 begann die Artillerie- und Luftwaffenvorbereitung, und in den Morgenstunden des folgenden Tages traten die Sowjettruppen nach einem dreistündigen Artilleriebeschuss, an dem auch Einheiten der Baltischen Flotte sowie Geschütze der Festung Kronstadt teilnahmen, zum Angriff an. Der Schlag war so wuchtig, dass in der ersten Verteidigungslinie die meisten Finnen vernichtet wurden. Die Sowjettruppen überquerten schwimmend den Fluss Sestra und durchbrachen die erste Befestigungslinie. Bis zum 11. Juni rückten die Truppen der Leningrader Front um 24 km in die Tiefe der finnischen Verteidigung vor und erweiterten den Durchbruch bis auf 40 km Breite. Nach einigen Tagen wurde auch die zweite Verteidigungslinie durchbrochen.
Der Feind erlitt gewaltige Verluste an Menschen und Material, wehrte sich aber immer noch, in der Hoffnung, sich bei Wyborg festklammern zu können.
Am 18. Juni hatten die Sowjettruppen auch hier die feindliche Verteidigung durchbrochen. Am nächsten Tage rückten sie bis Wyborg vor und drangen in die Stadt ein. Es kam zu Straßenkämpfen. Die Finnen warfen größere Reserven in den Kampf und klammerten sich an jedem Haus fest. Am 20. Juni hatten sich die Sowjettruppen in den Besitz der Stadt und Festung Wyborg gesetzt. Nach einigen Tagen wurde der übrige Teil der Karelischen Landenge erobert.
Die Truppen der Karelischen Front, unter dem Befehl von Marschall der Sowjetunion Merezkow, die am 21. Juni zum Angriff antraten, säuberten im Laufe einer Woche die Murmanskbahn vom Feind und befreiten die Hauptstadt der Karelo-Finnischen Republik, Petrosawodsk, vom Feind. Bei der Befreiung von Petrosawodsk spielte eine Landungsoperation der Onegaflottille eine große Rolle.
Der Sieg der Roten Armee auf der Karelischen Landenge machte die Wahnideen des finnischen Verbündeten Hitlerdeutschlands, sich auf Kosten des Sowjetlandes zu bereichern und Leningrad zu erobern, zunichte. Die Rote Armee blieb an der finnischen Grenze nicht stehen, sondern begann den Vormarsch auf dem finnischen Territorium. Die finnische Hauptstadt Helsinki war bedroht.
Finnland bat um Frieden. Am 19. September 1944 wurde das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Die deutschen Faschisten hatten ihren Verbündeten im Norden verloren. Nach einer kurzen Zeit begannen die Finnen den Krieg gegen Hitlerdeutschland.
5. Die Zerschmetterung der Deutschen in Bejelorussland
Einige Tage nach der Zerschmetterung der deutsch-finnischen Truppen auf der Karelischen Landenge begann eine neue Offensive der Sowjettruppen, die Schlacht um Bjelorussland. Die Zerschmetterung der Deutschen in Bjelorussland war der fünfte Schlag, der von der Roten Armee im Jahre 1944 gegen den Feind geführt wurde.
Die Deutschen haben in Bjelorussland eine besonders große Bedeutung beigemessen. Durch Bjelorussland und Litauen führte der kürzeste Weg nach Ostpreußen – der Feste des deutschen Militarismus.
Indem sie die Städte Bjelorusslands und die anliegenden Bezirke sowie die Ufer des Dnjepr, der Beresina, des Sosh und anderer Flüsse befestigten und westlich von Minsk die alten Befestigungen aus dem ersten Weltkrieg wiederherstellten, schufen die Deutschen einen neuen Verteidigungswall, den sie „Vaterland“ tauften. In den Hitlerbefehlen hieß es, dass durch den Abschnitt Witebsk-Orscha-Mogilew der Weg nach Deutschland führe und dass der Rückzug der Deutschen von dieser Linie deshalb ausgeschlossen sei. Hier waren deutsche Eliteverbände konzentriert.
Die Sowjettruppen nahmen den bjelorussischen Vorsprung sowohl vom Norden als auch vom Süden her in die Zange. Das Hinterland der deutsch-faschistischen Truppen hatten die bjelorussischen Partisanen in ein Schlachtfeld verwandelt. Sie sprengten Munitionslager, ließen Transportzüge in die Luft fliegen, verminten die Straßen und vernichteten die Garnisonen.
Ein gewaltiger Schaden wurde den Deutschen durch den „Gleise-Krieg“ der Partisanen zugefügt. Die bjelorussischen Partisanenabteilungen unterbrachen die Gleise gleichzeitig an verschiedenen Stellen. Solche Operationen führten zu längerer Störung des Eisenbahnverkehrs auf den wichtigsten Nachschubwegen der deutsch-faschistischen Truppen. Die Partisanen nannten eine solche Operation „Konzert“. Ein solches „Konzert“ – bereits das dritte – wurde in der Nacht vom 19. Zum 20. Juni, am Vorabend der Offensive der Sowjettruppen veranstaltet. Die Partisanen sprengten in dieser Nacht Tausende von Kilometern Gleise. Dadurch ging der Verkehr um mehr als die Hälfte zurück und wurde auf einigen Strecken völlig lahmgelegt. Die deutschen Transportzüge mit Proviant, Waffen und Munition konnten sie nicht mehr abtransportieren du mussten sie den vorrückenden Sowjettruppen als Beute überlassen.
Bei dem heldenmütigen Kampf der bjelorussischen Partisanen spielte die Jugend, mit dem Komsomol an der Spitze, eine hervorragende Rolle. Unter den Partisanen des Gebietes von Baranowitschi wurde den Komsomol-Angehörige Wassilij Kirillow berühmt. ER sprengte 24 deutsche Truppentransporte in die Luft und fiel als Held im Kampfe. Wladimir Pusanow hat 19, Tamara Potschekajewa 10 gegnerische Transportzüge in die Luft gesprengt.
An dem Kampf um die Befreiung Bjelorusslands und Litauens nahmen die Truppen der 1. Bjelosrussischen Front unter dem Befehl von Marschall der Sowjetunion Rkossowskij, der 2. Bjelorussischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral Tschernjachowskij und der 1. Baltischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral Bagramjan teil.
Eine der Hauptaufgaben der Offensive bestand darin, nördlich und südlich des Bjelosrussischen Frontvorsprungs vorzustoßen, die Hauptkräfte der Heeresgruppe Mitte der deutschen Streitkräfte einzukesseln zu sie zu vernichten.
Die Offensive begann am 23. Juni.
Den ersten Schlag führten die Truppen des Armeegenerals Bagramjan – nordwestlich von Witebsk und des Armeegenerals Tschernjachowskij – südlich der Stadt. Sie durchbrachen die starke Verteidigung des befestigten Raums von Witebsk und rückten bis zur Westlichen Düna vor.
Eine besonders schwere Niederlage erlitten die Deutschen südwestlich von Witebsk. Die Truppen des Generals Tschernjachowskij vernichteten hier in einem Kessel über 20 000 deutsche Soldaten und Offiziere, über 10 000 wurden gefangengenommen. Witebsk und Orscha, die überaus wichtigen Eisenbahnknotenpunkte und mächtigen feindlichen Bollwerke auf dem Wege nach dem Westen, die den Weg zur Hauptstadt Bjelorusslands deckten, wurden eingenommen.
Verbissene Kämpfe entspannen sich um Mogilew, den wichtigsten Verteidigungsknotenpunkt der Deutschen am Dnjepr. Die Deutschen hatten die Stadt in eine Festung verwandelt, indem sie diese mit einigen Wällen und einer Reihe von Brückenkopfbefestigungen auf dem Ostufer des Dnjepr umgaben. Die angreifenden Truppen des Armeegenerals Sacharow mussten vier Flüsse, darunter Dnjepr und Pronja, mit stark versumpften Ufergelände überwinden.
Der Erfolg des Sturms auf Mogilew hing davon ab, wie rasch die Truppen über den Dnjepr übergesetzt werden.
Dem Brückenbaubataillon des Majors Kanartschik wurde befohlen, die von den Deutschen kontrollierte Straße Mogilew-Orscha zu überqueren und eine Brücke über den Fluss zu schlagen. Am Morgen des 26. Juni waren bereits zwei Brücken über den Dnjepr fertiggestellt. Das Bataillon wurde für Tapferkeit mit dem Orden des Roten Banners ausgezeichnet, während dem Kommandeur des Bataillons, Major Kanartschik, der Titel eines „Helden der Sowjetunion“ zuerkannt wurde.
Am 27. Juni begann der Sturm auf Mogilew. In den Straßen der Stadt entbrannte ein erbitterter Kampf. Die Deutschen, die sich in den zu Bunkern verwandelten Häusern festgesetzt hatten, leisteten verzweifelt Widerstand, waren aber am nächsten Tage gezwungen, die Waffen zu strecken und sich mit zwei Generalen an der Spitze gefangen zu geben.
Nachdem sie bei Mogilew die Dnjepr-Verteidigungslinie überwunden hatten, rückten die Truppen der 2. Bjelorussischen Front nach Minsk vor.
Rokossowkijs Truppen traten aus dem Raum Rogatschew-Shlobin-Tschernin-Gorbowitschie zum Angriff an. Nachdem sie die stark befestigte deutsche Verteidigungsstellung durchbrochen hatten, überquerten sie nördlich von Rogatschew den Fluss Drutj und richteten einen Schalf gegen Bobrujsk.
Die Befestigungen bei Bobrujsk deckten den Weg nach Brest. Die Deutschen hielten diese Stellung für unüberwindlich. Sie wurde von 12 Infanteriedivisionen, 1 Panzerdivision sowie vielen Sondereinheiten verteidigt.
Einige Einheiten der 1. Bjelorussischen Front umgingen Bobrujsk von Südwesten und Westen. Andere durchschnitten die Straße Bobrusk-Mogilew und rückten von Osten her auf die Stadt vor. Durch einen Panzerangriff wurden die deutschen Kräfte bei Bobrujsk in zwei Teile gespalten. Die deutschen Truppen gerieten in einen Kessel und wurden heftigen Luftangriffen ausgesetzt. Alle Versuche des Feindes, aus dem Kessel von Bobrujsk auszubrechen, blieben erfolglos. 50 000 deutsche Soldaten und Offiziere blieben auf dem Schlachtfeld liegen. Etwa 24 000 deutsche Soldaten und Offiziere gerieten in Gefangenschaft. 216 Panzer und Sturmgeschütze, 1322 Feldgeschütze und eine große Menge anderes Kriegsmaterial wurden vernichtet.
Auf diese Weise wurden in Bjelorussland im Laufe von sechs Kampftagen bedeutende deutsche Kräfte im Raum von Witebsk und Bobrujsk zerschlagen und vernichtet, während ihre Verteidigungsstellung in der Mitte bei Orscha und Mogilew durchbrochen wurde.
Die Liquidierung der deutschen Gruppe bei Bubrujsk spielte im bei der Zerschmetterung der deutschen Truppen im mittleren Frontabschnitt eine große Rolle. Gleichzeitig überquerten die Truppen Tschernjachowskijs bei aktiver Unterstützung der Partisanen den Beresiafluss, stießen durch die Wälder und Sümpfe im Raum von Borissow vor und nahmen diesen wichtigen Stützpunkt der feindlichen Verteidigung ein.
Die deutschen Hauptkräfte begannen auf die Beresina zurückzuweichen. Aber die Truppen der drei Bjelosrussischen Fronten nahmen sie bei Minsk in die Zange. Die Truppen der 3. Bjelorussischen Front unterbrachen die Verbindung der feindlichen Minskgruppe mit Wilna und Lida. Vom Süden strebten die Truppen der 1. Bjelorussischen Front nach Minsk. Sie nahmen die Stadt Sluzk ein und durchschnitten damit die deutschen Rückzugswege nach Baranowitschi und Brest.
In den Morgenstunden des 3. Juli drangen die Truppen der 3. Bjelorussischen Front vom Nordosten, die Panzer der 1. Bjelorussischen Front vom Süden in Minsk ein. Der Ring schloss sich.
Am 17. Juli zogen etwa 60 000 deutsche Soldaten und Offiziere, die in Bjelorussland gefangen genommen worden waren, mit 19 deutschen Generalen an der Spitze, auf dem Wege in die Kriegsgefangenlager durch Moskau.
Alle Versuche der Deutschen, die Offensive der Sowjettruppen aufzuhalten, scheiterten. Die Sowjettruppen rückten siegreich nach Westen vor. Rossowskijs Truppen zerschmetterten die herangeilten deutschen Reserven, nahmen die bjelorussische Gebietshauptstadt Baranowitschi – einen wichtigen Knotenpunkt und stark befestigte deutsche Stellung auf dem Wege nach Bialystok und Brest – ein. Tschernjachowskijs Truppen schlossen die deutsche Garnison in Wilna ein, vernichteten sie und befreiten am 13. Juli die Hauptstadt der Litauischen Republik. Bald darauf rückten die Sowjettruppen bis zum Njemen vor und nahmen die Festung Grodno im Sturm.
Im Südteil Bjelorusslands wurden die Gebietshauptstädte und bedeutenden deutschen Widerstandsnester Pinsk und Brest und Ende Juli die Städte Siauliai (Schaulen) und Jelgava (Mitau) im Baltikum befreit. Die Rote Armee erreichte die Staatsgrenze zwischen der Sowjetunion und Ostpreußen.
Allein im Laufe eines Monats der Offensive der Roten Armee büßten die Deutschen über 381 000 Soldaten und Offiziere an Toten sowie über 158 000 an Gefangenen ein. Gewaltige Mengen an Kriegsmaterial des Gegners wurden vernichtet oder erbeutet.
Die Rote Armee hatte die Bjelorussische Sowjetrepublik, den größeren Teil der Litauischen Sowjetrepublik, einen bedeutenden Teil des verbündeten Polens befreit und erschien an den Grenzen Deutschlands. Die Beseitigung des bjelorussischen Frontvorsprungs bannte die Gefahr eines Gegenschlages der deutschen Armee gegen die 1. Ukrainische Front vom Norden her und ermöglichte eine neue Offensive der sowjetischen Streitkräfte auf Lwow.
6. Die Befreiung der Westukraine
Die neue Offensive – in Richtung Lwow – war der sechste Schlag der Roten Armee und führte zur Befreiung der Westukraine.
Als die Truppen der 1. Ukrainischen Front im April die Linie Kowel-Brody-Butschatsch-Kolomyja erreicht hatten, begannen die Deutschen den Raum von Lwow in aller Eile zu einer starken Verteidigungsstellung auszubauen. Hier schufen sie drei Verteidigungszonen, die aus vielen Schützengräben, zahlreichen Stützpunkten und Widerstandsnestern bestanden. Hinter diesen in einer Tiefe von 40 Kilometern gestaffelten Verteidigungslinien waren die großen Flüsse Dnjestr, San und die Weichsel, die für die angreifenden Sowjettruppen bedeutsame Hindernisse darstellten. Die deutsche Armeegruppe „Nordukraine“ war durch neue Truppen Verstärkt worden.
Die Truppen der 1. Ukrainischen Front, die vom Marschall der Sowjetunion Konjew befehligt wurden, bereiteten sich sorgfältig auf die bevorstehenden Kämpfe vor. Obwohl die Deutschen sich eifrig auf die Abwehr der Offensive der Roten Armee vorbereitet hatten, war der von den Sowjettruppen für die Offensive gewählte Zeitpunkt für den Gegner überraschend. Sie begann am 13. Juli am rechten Flügel und breitete sich am 14. Über die ganze Front aus. Die Truppen der Front, die am Vortag die erste Linie der deutschen Verteidigung überwunden hatten, durchbrachen am 15. Juli auch die zweite, stärkere Verteidigungslinie, die von den Deutschen „Prinz-Eugen-Linie“ genannt wurde. In den Durchbruch strömten die Panzerverbände der Generale Katukow, Rybalko und Leljuschenko sowie die Reiterei des Generals Baranow. Sie überwanden auch die dritte Verteidigungslinie der Deutschen. Der Westliche Bug wurde im Abschnitt Krystynopol-Kamenka sowie in Richtung Lwow überquert. Nach den ersten drei Kampftagen hatten die Sowjettruppen die gegnerische Front in einer Breit von 200 km durchbrochen und eine Reihe wichtiger Stützpunkte, die Lwow deckten, eingenommen.
Im Verlauf der Kämpfe wurde eine große gegnerische Kräftegruppe im Raum von Brody eingekesselt und vernichtet. Die Sowjettruppen nahmen über 17 000 Mann, darunter zwei Generale, gefangen. Auf dem Schlachtfeld bleiben über 30 000 gefallene deutsche Soldaten und Offiziere. Am 20. Juli nahmen die Truppen des Generals Gordow den starken Stützpunkt, wichtigen Straßenknotenpunkt und das große administrative Zentrum der Westukraine – die Stadt Wladimir-Wolynskij – ein.
Am 20. Juli erreichten die Sowjettruppen das Vorfeld von Lwow. Bei der Befreiung der Stadt spielten die Panzerkräfte der Generale Rybalko und Leljuschenko, welche die Stadt umzingelten, eine hervorragende Rolle. Nach einem zweitägigen Sturm vernichteten die Sowjettruppen die deutschen Kräfte und befreiten am 27. Juli Lwow, das politische, administrative und wirtschaftliche Zentrum der Westukraine. Die Panzerschützen des Generals Katukow erreichten den Sanfluss. Zusammen mit der Infanterie des Generals Puchow und den Kavalleristen des Generals Katukow erreichten sie den Sanfluss. Zusammen mit der Infanterie des Generals Puchow und den Kavalleristen des Generals Baranow warfen sie am 24. Juli an mehreren Stellen den Gegner über den San zurück und überquerten den Fluss. Am 25. Juli hatten auch die Panzerschützen des Generals Rybalko den Sanfluss im Raum von Peremyschl erreicht. Von den am westlichen Sanufer erkämpften Brückenköpfen aus stießen die Sowjettruppen vor und befreiten am 28. Juli Peremyschl und Jaroslaw von den Deutschen. Am 2. August erreichten die Vorhuten die Weichsel und setzten über diese hinüber. Von den am Westufer gebildeten Brückenköpfen hatte der Brückenkopf südlich von Sandomierz die größte Bedeutung gewonnen. Die Deutschen warfen in diesen Raum frische Reserven, darunter Panzerdivisionen, aber alle feindlichen Versuche, den Brückenkopf der Sowjettruppen bei Sandomierz zu beseitigen, endeten mit einem Fiasko.
Nachdem Konjews Truppen die deutschen Kräfte in diesen Raum eingeschlossen und vernichtet hatten, befreiten sie am 18. August die Stadt Sandomierz vom Feind. Während des einen Monats der Offensive der Truppen der 1. Ukrainischen Front hatte der Feind gealtige Verluste erlitten. Die Deutschen verloren 172 360 Mann an Toten und Gefangenen, 687 Flugzeuge, etwas 2000 Panzer und Sturmgeschütze, 3615 Geschütze verschiedener Kaliber, 3868 Granatwerfer, 5735 Maschinengewehre und über 11 700 Kraftwagen. Sie haben überaus reiche Agrar- und Industriegebiete, darunter das Erdölgebiet von Drohobytsch eingebüßt.
Der Kampf um die endgültige Befreiung der Westukraine dauerte den ganzen Sommer 1944 über an. Die ukrainischen Partisanen spielten bei diesem Kampf eine überaus wichtige Rolle. Die ruhmbedeckten Einheiten des zweimaligen Helden der Sowjetunion, Generalmajors Kowpak, die seinerzeit, im Jahre 1943, den berühmten Streifzug aus den Wäldern von Brjansk bis in die Karpaten unternommen hatten, wurden im Jahre 1944 in die Erste Ukrainische „Kowpak“-Partisanendivisionen reorganisiert. Unter dem Befehl eines der nächsten Helfer Kowpaks – Oberstleutnant, heute (1947 P.R.) Generalmajor und Held der Sowjetunion Werschigora – haben die Kowpak-Partisanen in den Tagen der Offensive der Roten Armee in der Ukraine einen zweiten erstaunlichen Streifzug von Lwow bis nach Warschau unternommen.
Der 14. Oktober 1944 war für das ukrainische Volk ein hoher Festtag. An diesem Tag befreite die Sowjetarmee das letzte Fleckchen ukrainischen Bodens von den faschistischen Eindringlingen. Die Sowjetukraine war wieder frei. Über drei Jahre lang war das ukrainische Volk von den Okkupanten gequält worden, die ihm seinen Boden, seine Fabriken und Werke raubten, die herrlichen Städte der Ukraine zerstörten, Tausende von Dörfern niederbrannten und die ukrainische Kultur, Wissenschaft und Kunst mit Füßen traten.
Aber alle Völker der Sowjetunion, mit dem großen russischen Volk an der Spitze, kamen dem ukrainischen Volk zu Hilfe und befreiten es aus seiner Not.
An diesem denkwürdigen Tag schrieb das ukrainische Volk in seiner Botschaft an J.W. Stalin:„Wir übermitteln den herzlichen Dank des gesamten Volkes dem großen russischen Volk und allen Brudervölkern der Sowjetunion, der bolschewistischen Partei und Ihnen, dem Oberhaupt der Sowjetischen Regierung, dem großen Führer der Völker und der heroischen Roten Armee, für die gewaltige rettungsbringende Hilfe, die dem ukrainischen Volk bei der Organisation des Kampfes gegen die deutschen Eindringlinge, bei der Zusammenschließung der Kräfte des Volkes zum Widerstand und zur Zerschmetterung des Feindes sowie bei der Wiederherstellung der durch die deutschen Okkupanten zerstörten Volkswirtschaft der Sowjetukraine erwiesen wurde.“
(In dem Buch wird nichts über die Helfershelfer der Faschisten in der Ukraine erwähnt, wie z.B. Bandera. Deren Nachfolger sind heute wieder „am Ruder“. Die Geschichte ist in der Ukraine umgeschrieben und ausgelöscht worden. Mit Unterstützung der westlichen Länder führt die Ukraine derzeit (2024) Krieg gegen Russland. P.R.)
7. Die Zerschmetterung der deutsch-faschistischen Truppen im Raum Jassy-Kischninew
Nach der Zerschmetterung der Deutschen im Süden der Ukraine und dem Einmarsch der Sowjettruppen in Nordrumänien stabilisierte sich die Frontlinie nördlich der Stadt Jassy, längs des Dnjestr, der bereits im Frühjahr überquert worden war. Die deutsch-rumänischen Truppen versuchten mehrfach, die Sowjettruppen über den Dnjestr zurückzuwerfen, was ihnen jedoch nicht gelang.
Der Frontvorsprung der deutsch-rumänischen Truppen, der sich im Raum Jassy.Kischiinew gebildet hatte, bestand bis Ende August fort.
Von diesem Frontabschnitt aus führten Wege nach dem Zentrum Rumäniens, zu den Erdölquellen von Poesti und weiter nach dem Balkan. Die Deutschen hatten nicht die Absicht, hier zurückzuweichen. Eine starke Gruppe deutsch-rumänischer Truppen hatte den kategorischen Befehl, den Aufmarschraum von Jassy-Kischniew zu halten.
Es waren die Truppen der 2. Und 3. Ukrainischen Front, die in diesem Frontabschnitt die Angriffsoperationen der Roten Armee durchführten. Sie sollten die Verteidigung des Gegners durchbrechen und nach Einkesselung und Vernichtung der deutschen Kräfte nach Rumänien hinein vorrücken.
In den Morgenstunden des 20. August traten die Truppen der 2. Ukrainischen Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Malinowskij zum Angriff an. Die Panzerverbände der Generale Krawtschenko und Alexejew strömten in den Durchbruch, der sich nördlich von Jassy gebildet hatte, und walzten die deutsch-rumänischen Truppen nieder, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchten. Im Laufe von sechs Tagen stießen die angreifenden Truppen 120 km tief in das rumänische Territorium vor und erreichten den Pruth.
Von dem Brückenkopf südlich Bendery traten gleichzeitig auch die Truppen der 3. Ukrainischen Front unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion, Tolbuchin zum Angriff an. Die Panzer stießen unwiderstehlich nach dem Westen vor und stellten bereits am 24. August direkte Verbindung mit den Truppen der 2. Ukrainischen Front her. Ein anderer Teil der Kräfte der 3. Ukrainischen Front rückte nach Kischinew vor und befreite am 24. August die Hauptstadt der Moldauischen Republik.
Am 25. August war der Ring der Sowjettruppen um die gegnerische Jassy-Kischinew-Gruppe geschlossen. 22 deutsche Divisionen und mehrere andere Einheiten wurden eingekesselt. Die gesamte deutsch-rumänische Jassy-Kischinew-Gruppe, die in den Kessel geraten war, wurde völlig zerschlagen.
Auch die Offensive in die Tiefe Rumäniens ging ungestüm weiter. Die Truppen rückten unter Kämpfen im schwierigen Berggelände täglich 25 km vor. Die Stadt Râmnicu, vor deren Mauern der geniale russische Feldherr Suworow eine seiner glänzenden Schlachten gewonnen hatte, wurde eingenommen, genauso die Stadt Ismail, bei deren Erstürmung im Jahre 1790 Suworow und sein berühmter Mitstreiter, der große russische Feldherr Kutusow, eine hervorragende Rolle gespielt hatten. Die Sowjettruppen nahmen die Städte Galatz und Brailow ein. Im Zusammenwirken mit den Landstreitkräften führte die Schwarzmeerflotte erfolgreiche Kampfoperationen im Donaudelta und an der rumänischen Schwarzmeerküste durch. Sulina, Konstanza und andere Städte wurden eingenommen.
Am 30. August nahmen Malinowskijs Truppen die Stadt Ploesti, das Zentrum des reichen Erdölgebiets ein. Am nächsten Tag rückten sie in die rumänische Hauptstadt Bukarest ein.
Die feindlichen Truppen wurden zum Teil vernichtet, zum Teil gefangengenommen. Die Deutschen büßten eine gewaltige Menge von Kriegsmaterial ein. 106 000 deutsche Soldaten und Offiziere, darunter 13 Generale, gerieten in die Gefangenschaft.
Das war ein vernichtender Schlag, der in einer äußerst kurzen Frist geführt wurde. Die Rote Armee brauchte nur zwei Wochen, um die glänzende Jassy-Kischinew-Operation durchzuführen. Der Sieg der Sowjettruppen bewies wieder einmal die Überlegenheit der Stalinschen Kriegskunst über die deutsche sowie das Feldherrengenie J.W. Stalins und die glänzende militärische Begabung der Zöglinge der Stalinschen Schule – der sowjetischen Generale und Offiziere. Die Zerschmetterung der deutschfaschistischen Truppen im Raum Jassy-Kischinew hatte für die Kampfoperationen auf dem Balkan und im gesamten Südosteuropa weitreichende Folgen.
Rumänien war gezwungen, auf dem Krieg auszuscheiden. Die faschistische Antonescu-Regierung wurde verhaftet. Die neu rumänische Regierung unterzeichnete mit der UdSSR die Waffenstillstandbedingungen und erklärte darauf Deutschland den Krieg.
Nach dem Ausfall Rumäniens stieg die Bedeutung Bulgariens für die Deutschen, und sie versuchten in jeder Weise, sich in diesem Lande zu halten. Die Sowjetregierung teilte am 5. September der bulgarischen Regierung in einer Note mit, sie halte es nicht für möglich, die bisherigen Beziehungen zu Bulgarien aufrechtzuerhalten, da dieses faktisch gegen die Sowjetunion Krieg führe. Sie breche deshalb mit Bulgarien und erklärt, dass die Sowjetunion sich von nun an als im Kriegszustand mit Bulgarien befände.
Am 9. September kam es in Bulgarien zu einem Umsturz. Die faschistische Regierung Bulgariens erklärte Deutschland den Krieg. Die reorganisierten bulgarischen Truppen nahmen den Kampf gegen die Deutschen auf. Das waren die Folgen des siebenten Schlages der Roten Armee.
8. Der Kampf um das Baltikum
Im Baltikum setzten die Hitlerleute den hartnäckigen Widerstand fort. Sie hatten hier starke Kräfte – etwa 35 Divisionen – zusammengezogen, eine große Anzahl Sondereinheiten nicht eingerechnet. Hierher wurden neue Divisionen von der Westfront geworfen. Dem Baltikum maßen die Deutschen als dem Vorfeld von Ostpreußen große Bedeutung bei. Außerdem boten die Ostseehäfen der deutschen Kriegsmarine die Möglichkeit, Operationen im Finnischen Busen und in der Ostsee durchzuführen.
Die Natur des Baltikums erleichtert seine Verteidigung. Die Deutschen hatten das ausgenutzt und die Wälder, Seen, Sumpfniederungen sowie die beherrschenden Höhen stark befestigt.
Die Überwindung einer solchen Verteidigung stellte eine recht schwierige Aufgabe dar und erforderte von den Sowjettruppen überlegenes militärisches Können und großen Mut.
Die sowjetische Offensive begann Mitte September. Ihr Erfolg wurde durch die Kampfhandlungen vorbereitet, die Juli-August durchgeführt wurden. Die Truppen der 1. Baltischen Front rückten nach Westen vor und erreichten die Südküste der Rigaer Bucht, während die Truppen der 2. Baltischen Front die starke deutsche Verteidigungslinie durchbrachen und die Stadt und Festung Dwinsk im Sturm nahmen. Inzwischen nahmen die Truppen der 3. Baltischen Front die Städte Ostrow und Pskow ein, während Narwa von den Kräften der Leningrader Front erobert wurde. Dadurch wurden die deutschen Truppen im Norden an den Finnischen Busen, im Westen an die Rigaer Bucht gedrückt. Die Deutschen versuchten einen Gegenangriff. Es kam zu erbitterten Infanterie- und Panzerkämpfen. Allein in zehn Tagen, vom 16. Bis 26. August, verloren die Deutschen in diesen Kämpfen über 650 Panzer. Es ist ihnen nicht gelungen, die Sowjettruppen aus ihren Stellungen zu verdrängen.
Im September-Oktober 1944 führten die Truppen der Leningrader sowie der 1., 2. Und 3. Baltischen Front einen vernichtenden Schlag gegen die deutsche Baltikumgruppe.
Die erbitterten Kämpfe endeten mit der vollständigen Zerschmetterung der deutschen Gruppen im Baltikum. Das war der achte Schlag, der zur Säuberung der baltischen Republiken von den faschistischen Eindringlingen führte.
Nachdem sie am 17. September eine ungestüme Offensive begonnen und die deutsche Verteidigung durchbrochen hatten, befreiten die Truppen der Leningrader Front gemeinsam mit den Seeleuten der Baltischen Flotte bereits nach fünf Tagen die Hauptstadt Estlands, Tallin (Reval). Am 28. September war das gesamte Territorium Sowjet-Estlands, mit der Ausnahme der Inseln Hiiumaà (Dago) und Saaremaa (Oesel), die durch die Sowjettruppen später befreit wurden, feindfrei.
Die Truppen der 1. Baltischen Front stießen in Richtung auf Klaipéda (Memel) vor; nach dem sie die Deutschen in diesem Raum zerschlagen hatten, erreichten sie die Ostseeküste und schnitten die deutsche Gruppe, die im Nordwestteil Lettlands operierte, von der ostpreußischen Grenze ab. Der deutsche Versuch, Truppen aus dem Raum von Riga in diesen Raum zu werfen, misslang und führte zur Schwächung ihrer Rigaer Gruppe. Das machten sich die gegen Riga vorstoßenden Truppen der 2. Und 3. Baltischen Front unverzüglich zunutze. Sie durchbrachen Anfang Oktober die deutsche Verteidigungszone, die das Vorfeld der lettischen Hauptstadt schützte, und nahmen diese am 13. Oktober im Sturm.
Über 30 von Ostpreußen abgeschnittene deutsche Divisionen wurden zwischen Tukums und Libau in die Zange genommen, wo man ihnen den Rest gab.
Die Zerschmetterung der Deutschen im Baltikum spielte bei der weiteren Offensive der Sowjettruppen gegen Ostpreußen eine große Rolle.
9. Beginn der Befreiung der Völker Europas
Durch den neunten Schlag, der von der Roten Armee zwischen der Theiß und der Donau geführt wurde, zerschmetterten die Sowjettruppen den Gegner auf dem Territorium Ungarns und unterstützten Jugoslawien und die Tschechoslowakei bei ihrem Kampf gegen die deutsch-faschistischen Eindringlinge.
Die Sowjettruppen überschritten die rumänisch-jugoslawische Grenze und eilten der Volksbefreiungsarmee Jugoslawiens, die seit dem ersten Tag der Besetzung Jugoslawiens durch die Deutschen heldenmütig gegen diese kämpfte, zu Hilfe. Anfang Oktober erfolgte die Vereinigung der Sowjettruppen mit den Einheiten der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee.
Am 20. Oktober befreiten die Sowjettruppen gemeinsam mit der Volksbefreiungsarmee, die von dem Volkshelden Jugoslawiens, Marschall Josip Broz-Tito, geführt wurde, die Hauptstadt Jugoslawiens, Belgrad, und brachten den Deutschen erneut eine schwere Niederlage bei. Die Befreiung Belgrads trug zur weiteren Festigung des Bundes der slawischen Völker im Kampf gegen die deutschen Eindringlinge bei.
Zwei Tage vorher war in Moskau Salut geschossen worden zu Ehren der tapferen Truppen der 4. Ukrainischen Front, die den Gebirgszug der Karpaten überwunden und dem tschechoslowakischen Volk sowie den Ukrainern der Transkarpaten-Ukraine die helfende Hand gereicht hatten.
Der Zug über die Karpaten ist ein weiteres anschauliches Zeugnis für den bespiellosen Heroismus der Sowjetkrieger und die gewachsene Stärke und Macht der Roten Armee.
Die Karpaten sind mit dichten, oftmals undurchdringlichen Wäldern bedeckt und werden von vielen Bächen und Flüssen durchschnitten. Es gibt nur wenige Stege. Im Herbst ist es stets neblig und regnerisch. Die deutsch-ungarischen Truppen hatten in den Bergen starke Befestigungen geschaffen. Besonders die Pässe wurden scharf bewacht. Und trotzdem operierten in den Bergen, als der Angriff in den Karpaten begann, nicht nur die sowjetische Infanterie, sondern auch Panzer und Geschütze.
Die Einwohner von Bukarest beim Empfang sowjetischer Panzer
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Sowjettruppen ziehen unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung durch die Straßen von Prag
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Anfang November war der größere Teil der Transkarpaten-Ukraine durch die Sowjettruppen von den deutsch-faschistischen Eindringlingen befreit.
Auch die Offensive der Sowjettruppen in Ungarn entwickelte sich erfolgreich. Am 32. Oktober stießen die Truppen der 2. Ukrainischen Front in Richtung auf Budapest vor. Sie besetzten bedeutende Straßenkreuzungen und erreichten das südliche und südöstliche Vorfeld von Budapest.
Einen Monat später überquerten die Truppen der 3. Ukrainischen Front, von den Einheiten der Donauflottille unterstützt, die Donau und erreichten den Platten-(Balaton-) See. Nach dem Durchbruch der deutschen Befestigungen nördlich und nordwestlich von Budapest wurde die Stadt eingeschlossen.
Die Lage der Budapester Besatzung gestaltete sich hoffnungslos. Das sowjetische Kommando entsandte Parlamentäre und schlug dem Gegner vor, sich zu ergeben, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Die Hitlerleute begingen ein in der Kriegsgeschichte beispielloses Verbrechen: die sowjetischen Parlamentäre wurden ermordet.
Zur selben Zeit warf das deutsche Kommando bis zu zehn Divisionen in den Raum südlich des Platten-Sees sowie südwestlich von Budapest und versuchte zum Gegenangriff überzugehen. Nachdem der Feind gewaltige Verluste an Menschen und Material erlitten hatte, musste er die Hoffnung aufgeben, die eingeschlossene Besatzung zu entsetzen.
Am 13. Februar 1945 wurde die Zerschmetterung der deutschen Besatzung in Budapest nach einer anderthalbmonatigen Belagerung und nach Straßenkämpfen abgeschlossen.
Die Deutschen verloren über 110 000 Soldaten und Offiziere an Gefangenen, über 49 000 Soldaten und Offiziere an Toten. Große Beute fiel in die Hände der Sowjettruppen.
Die neugebildete ungarische Regierung schloss mit der Sowjetunion und mit den Vereinten Nationen (gemeint ist hier die Anti-Hitler-Koalition, die UNO wurde erst später gegründet. P.R.)und erklärte Hitlerdeutschland den Krieg. Auf diese Weise wurde der letzte Verbündete Hitlerdeutschlands in Europa außer Gefecht gesetzt.
10. Der Sieg der Roten Armee im Norden
Gleichzeitig mit der siegreichen Offensive der Roten Armee im Baltikum, Nord-Transsylvanien, Ungarn und Jugoslawien führten die Truppen der Karelischen Front im Oktober 1944 mit Unterstützung der Einheiten und Landungstruppen der Nordmeerflotte einen überaus wuchtigen Schlag gegen die deutschen Truppen im Norden und nahmen die Stadt Petschenga (Petsamo), einen wichtigen Marinestützpunkt und eine starke Verteidigungsstellung der Deutschen ein. Das war der zehnte Schlag der Roten Armee.
Über drei Jahre lang hatten die Deutschen und Finnen vergeblich versucht, den Sowjetnorden zu erobern und Murmansk, den einzigen eisfreien Hafen im Norden, einzunehmen. IN den Kriegstagen hatte Murmansk eine besonders große Bedeutung. Hier trafen die Geleitzüge englischer und amerikanischer Schiffe ein, die Waffen, Munition, Nahrungsmittel, Kraftwagen und Werkbänke nach der Sowjetunion. In der Nähe von Murmansk befand sich der Hauptstützpunkt der Nordmeerflotte.
Hier im sowjetischen Polargebiet, hatte der Feind seit Kriegsbeginn die 20. Lapplandarmee zusammengezogen, die aus für Kampfhandlungen im Norden besonders ausgebildeten Einheiten bestand. Von Petsamo aus versuchten sie gegen Murmansk vorzustoßen.
Als die deutsch-faschistischen Truppen und die Finnen von Petsamo aus vorrückten, gelang es ihnen, einen Keil auf das Sowjetgebiet vorzutreiben, aber Murmansk bekamen sie nicht zu Gesicht. Sie wurden gezwungen, zur Verteidigung überzugehen.
Petsamo ist genau wir Murmansk ein eisfreier Hafen. Die Deutschen errichteten dort einen Stützpunkt für Unterseeboote, Schnellboote und andere Einheiten, die ihre Angriffe gegen die Geleitzüge aus den Vereinigten Staaten von Amerika und England richteten. Hier befanden sich die deutschen Flugplätze, von denen aus Flugzeuge zu Angriffen gegen Murmansk und andere Städte des sowjetischen Polarkreises starteten. Der Besitz des Raumes von Petsamo war für die Deutschen auch aus dem Grunde äußerst wichtig, weil dieser Raum die deutschen Stützpunkte in Nordnorwegen deckte.
Die angreifenden Sowjettruppen rückten über Tundragebiete vor, die noch nie von Menschen betreten worden waren. Zahlreiche Sümpfe und Seen erschwerten das Vorrücken der Panzer und Geschütze. Aber die schweren Marschbedingungen konnten die heldenmütigen Sowjettruppen nicht aufhalten. Den Truppenteilen der Karelischen Front, die in mehreren Richtungen vorrückten, gelang es, die deutschen Kräfte zu spalten und bis an den Hafen von Petsamo vorzustoßen. Die Deutschen leisteten erbitterten Widerstand. Sie zogen Reserven aus Nordnorwegen heran. Die sowjetischen Landstreitkräfte unterbrachen die Verbindungen der deutschen Truppen mit Nordnorwegen. Gleich darauf landete in der Nähe des Hafens Marineinfanterie der Nordmeerflotte und griff die deutschen Küstenbatterien an. Bald darauf wurden neue Truppen gelandet. Die Schiffe der Nordmeerflotte blockierten von der See aus die Deutschen, die nun in der Falle saßen. Es begann der Sturm gegen Petsamo, der mit einem vollständigen Sieg der Roten Armee endete. Am 15. Oktober war die Stadt eingenommen, der größere Teil der deutschen Garnison war vernichtet.
Nachdem sie die Deutschen bei Petsamo geschlagen hatten, erreichten die Sowjettruppen, den Resten der Lapplandarmee auf den Fersen, die norwegische Grenze. Nach Überwindung der Grenzbefestigungen rückten die Sowjettruppen in Norwegen ein, wo sie von der Bevölkerung begeistert empfangen wurden.
In Nordnorwegen begannen die Deutschen das Vorfeld ihres Hauptstützpunktes, des Hafens Kirkenes, zu befestigen. Der von Osten her durch drei von hohen Bergketten umgebene Fjorde gedeckte Hafen Kirkenes schien uneinnehmbar zu sein. Die einzige Chaussee wurde von den Deutschen zerstört, die Bergpässe vermint. Trotzdem brachen die sowjetischen Panzer durch, erreichten die Fjorde vor den zurückweichenden Deutschen und verlegten diesen den Rückzugsweg. Kurz darauf wurden die Fjorde von den sowjetischen Truppen überquert. Sie führten ein Umgehungsmanöver durch und schnitten Kirkenses von der Landseite ab. Zu den sowjetischen Truppenteilen, die aus dem Süden und Osten angriffen, gesellten sich die gelandeten Marinesoldaten, die vom Nordosten gegen Kirkenses vorrückten. Am 25. Oktober wurde dieser wichtige Hafen in der Barentssee – der Stützpunkt der gesamten gegen die Sowjetunion operierenden deutschen Armee – eingenommen.
Durch den Sieg der Truppen der Karelischen Front wurde die Befreiung des Sowjetnordens abgeschlossen und die Befreiung Norwegens begonnen.
Das Petsamogebiet sowie die Stadt und Hafen Petsamo wurden gemäß den Bedingungen des Waffenstillstandes mit Finnland an die Sowjetunion abgetreten.
11. Was hatte Deutschland mit dem Verlust seiner Vasallen eingebüßt?
Durch die Offensive der Roten Armee im Jahre 1944 an einer Front vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer wurden die Hauptkräfte der deutschen Truppen zerschmettert. Das führte zu einem Zusammenbruch des gesamten Hitlerblocks. Das faschistische Deutschland büßte seine Vasallen – Rumänien, Bulgarien, Finnland und Ungarn – ein. Darüber hinaus wurden die ehemaligen Verbündeten zu Feinden und erklärten Deutschland den Krieg.
Nach Italien war Rumänien der bedeutendste Verbündete Deutschlands. Bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion hatte die rumänische faschistische Antonescu-Regierung das Land an die Deutschen ausgeliefert, die die gesamte Industrie, das Verkehrswesen und die fast eine Million starke Armee in ihre Hände nahmen.
Rumänien stellte nicht nur für den Überfall auf die Sowjetunion, sondern auch für den auf Griechenland den Aufmarschraum dar. Durch Rumänien drang Deutschland bis an die Schwarzmeerküste vor. Der rumänische Hafen Konstanza wurde zum Hauptstützpunkt der Hitlerleute am Schwarzen Meer.
Das rumänische Erdöl, das ein Drittel des Gesamtbedarfes Hitlerdeutschlands an flüssigem Treibstoff deckte, war für dieses von enormer Bedeutung.
Die rumänische Schwerindustrie, chemische Industrie und der Bergbau arbeiten für die Deutschen. Die gesamten Nahrungsmittel aus Rumänien wurden nach Deutschland geschafft. Außer dem „Kanonenfutter“ stellte Rumänien Zehntausende von Arbeitern für Deutschland.
Mit dem Ausscheiden Rumäniens aus dem Krieg wurden die Verbindungen Deutschlands mit seinen Truppen, die sich in Bulgarien, Griechenland und auf Kreta befanden, unterbrochen.
Der Verlust Bulgariens war für Deutschland nicht minder schwer. Die geografische Lage Bulgariens auf dem Balkan macht dieses Land zu einem überaus wichtigen strategischen Raum. Es grenzt an die Balkanstaaten und verfügt über Häfen am schwarzen Meer.
Genauso wie Rumänien wurden die Deutschen auch in diesem Land zu uneingeschränkten Herren. Sie pumpten aus Bulgarien seine Lebensmittelreserven und Rohstoffe heraus. Bulgarien glich einem deutschen Heerlager. Alle Eisenbahnen, Häfen und Flugplätze befanden sich in den Händen der Deutschen. Von Bulgarien aus überfielen die Deutschen Jugoslawien und Griechenland.
Aus Furcht vor der Volksempörung wagten die faschistischen Herrscher Bulgariens nicht, bulgarische Truppen gegen die Sowjetunion einzusetzen. Aber die bulgarischen Häfen wurden in Stützpunkte für die deutschen U-Boote verwandelt, die gegen die sowjetische Schwarzmeerflotte operierten, und auf bulgarischen Frachtern wurden deutsche Truppen und Munition befördert. Bulgarien führte faktisch Krieg gegen die Sowjetunion.
Durch die Schläge der Roten Armee und durch das Ausscheiden Bulgariens aus dem Krieg stürzte die deutsche Balkanfront zusammen. Die deutschen Truppen in Griechenland waren isoliert. Die bulgarische Armee wandte ihre Waffen gegen die Deutschen. Bulgarien und Rumänien verwandelten sich aus deutschen Aufmarschgebieten in Aufmarschgebiete der Sowjettruppen für den Kampf gegen Deutschland.
Die Zerschmetterung der finnischen Truppen und das Ausscheiden Finnlands aus dem Krieg sowie die anschließende Kriegserklärung an Deutschland waren der nächste schwere Schlag gegen den Hitlerblock.
Der Verlust Finnlands bedeutete für Deutschland die Einbuße des wichtigsten Stützpunktes im Norden. Aus Finnland erhielt Deutschland Holz, Nickel und andere wertvolle Rohstoffe. Die Wirtschaft Finnlands stand den Deutschen voll und ganz zu Diensten. Zusammen mit den Deutschen hatten die finnischen Truppen am Krieg gegen die Sowjetunion teilgenommen.
Das Ausscheiden Finnlands aus dem Krieg hatte die Lage der Deutschen in Norwegen stark verschlechtert und wirkte sich auch auf die Haltung des neutralen Schwedens Deutschland gegenüber aus. Bis dahin hat die schwedische „Neutralität“ die Deutschen nicht daran gehindert, Schweden als den günstigsten Transportweg für Militärtransporte nach Norwegen und Finnland zu benutzen. Die schwedischen Erze gingen nach Deutschland.
Ende 1944 verlor das faschistische Deutschland auch seinen letzten Vasallen – Ungarn, dieses Land mit seiner günstigen geografischen Lage, seinem Reichtum an Bodenschätzen und seinen großen Nahrungsmittelreserven.
Die Zerschmetterung des faschistischen Ungarns, sein Ausscheiden aus dem Krieg und die anschließende Kriegserklärung der neuen ungarischen Regierung an Deutschland waren schwere politische Schläge gegen das nunmehr alleinstehende faschistische Deutschland und eröffneten den Sowjettruppen die Wege nach Österreich und Süddeutschland.
Die faschistische Bestie war in ihre eigene Höhle zurückgetrieben und von allen Seiten umstellt.
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4
Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“ Band 4 aus dem Jahre 1947
Genauso wie alle Kriege des 20. Jahrhunderts unterschied sich der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion von den Kriegen vergangener Jahrhunderte dadurch, dass man seinen Ausgang nicht durch eine einzige Schlacht entscheiden konnte. Die Schlacht vor Moskau brachte den Deutschen eine schwere Niederlage bei, aber die deutsche Kriegsmaschine war noch lange nicht zerschlagen. Im ersten Weltkrieg hatten die Großmächte einen Ring von Fronten um Deutschland geschaffen, und trotzdem waren vier Jahre erforderlich, um der deutschen Armee eine endgültige Niederlage beizubringen. Im zweiten Weltkrieg kämpfte Deutschland zwar ohne die Türkei, hatte dafür aber Italien, Japan und Finnland auf seiner Seite.
Im Jahre 1941 führte die Sowjetunion faktisch allein den Kampf gegen Deutschland, das im Vergleich zum Jahre 1914 wesentlich stärker geworden war. Die Last, die sich früher auf einige Großmächte verteilt hatte, musste die Sowjetunion allein tragen. Diese Tatsache allein sagt überzeugend darüber aus, was für Fortschritte das Sowjetland im Vergleich zum alten Russland gemacht hat.
Im Jahre 1942 kämpfte die UdSSR gegen Deutschland und seine Verbündeten auch weiterhin allein, weil die Alliierten keine zweite Front in Europa geschaffen hatten. Das Fehlen der zweiten Front machte sich die faschistische Führung zunutze, um mit neuen Kräften gegen Osten aufzubrechen. In Deutschland wurde eine „totale Mobilmachung“ verkündet: in den Betrieben und Ämtern sowie in den Lehranstalten wurden alle Waffenfähigen eingezogen.
Hitler presste seinen Vasallen neue Truppenverbände ab. Er zog Dutzende von Divisionen von der Westfront ab und warf sie nach Osten. Es gelang ihm, eine gewaltige Faust an der sowjetisch-deutschen Front zu ballen.
In seiner Reichstagsrede am 26. April 1942 sagte Hitler: „Der Winter ist zu Ende, jetzt muss es sich entscheiden, wer siegen wird.“Einige Tage später warf Hitler seine Armeen in eine neue Offensive. Er versuchte vor allem, sich gegen einen Schlag im Rücken von der Krim aus zu sichern. Anfang Mai fielen die deutschen Truppen über die sowjetischen Verbände her, welche die Kertsch-Halbinsel hielten. Ende Mai wichen die sowjetischen Truppen dem Druck überlegener feindlicher Kräfte und räumten die Kertsch-Halbinsel.
Nachdem sie ihre Kräfte auf der Kertsch-Halbinsel frei gemacht hatten, nahmen die Hitlerleute den Sturm gegen die Stadt Sewastopol, die sich bereits über 200 Tage tapfer verteidigte, wieder auf. Gegen die heldenmütigen Verteidiger von Sewastopol setzte Hitler 300 000 Mann, über 400 Panzer und 900 Flugzeuge ein. Die Faschisten ließen täglich 2500 bis 6000 Bomben auf die Stadt fallen. An zwei Kampftagen feuerte der Feind 37 000 Geschosse gegen Sewastopol ab. Aber die Verteidiger Sewastopols kämpften mit beispiellosem Mut und ließen den Gegner im Vorfeld der Stadt verbluten.
Schulter an Schulter mit den Kämpfern der Küstenarmee kämpften heldenmütig die Angehörigen der Schwarzmeerflotte. Die Flotte brachte den Belagerten Ersatz, Waffen und Verpflegung. Die Geschütze der großen Schiffe und die Küstenbatterien errichteten vor dem Gegner eine mächtige Feuerwand. Die Marineluftwaffe bekämpfte unter unwahrscheinlich schwierigen Bedingungen bis zum letzten Belagerungstag die feindliche Luftwaffe und griff die deutschen Stellungen an. Die Brigaden der Marineinfanterie fingen als erste den feindlichen Ansturm auf und vollbrachten in erbitterten Kämpfen Wunder und Standhaftigkeit und Tapferkeit.
Auf dem Höhepunkt der Kämpfe erhielten die Verteidiger von Sewastopol – die Kämpfer der Küstenarmee und der Schwarzmeerflotte – eine Botschaft von J.W. Stalin. Darin hieß es: „Der aufopferungsvolle Kampf der Sewastopoler dient der ganzen Roten Armee und dem Sowjetvolk als Vorbild des Heldenmutes.“
Atemlos verfolgten alle freiheitsliebenden Völker die Schlacht um Sewastopol. In den Stunden des Kampfes auf Leben und Tod erhielten die Verteidiger von Sewastopol ermutigende Grüße von der Garnison der Insel Malta. Der Gouverneur von Malta, Lord Gort, brachte die Begeisterung der Garnison und der Zivilbevölkerung von Malta über die bewundernswürdige Verteidigung von Sewastopol zum Ausdruck und schrieb: „Der Widerstand, den die Verteidiger der Stadt dem Feind leisten, schmückt den historischen Namen Sewastopols mit neuem Lorbeer.“
Der neue Sturm auf Sewastopol kam den Deutschen teuer zu stehen. Allein in 25 Angriffstagen, vom 07. Juni bis 03. Juli 1942, verloren sie etwas 150 000 Soldaten und Offiziere, davon nicht weniger als 60 000 an Toten, über 250 Panzer und 250 Geschütze. In den Luftkämpfen über der Stadt wurden von den Sowjetfliegern über 300 deutsche Flugzeuge abgeschossen. Nach einer 250tägigen heldenmütigen Verteidigung fiel die Heldenstadt am 03. Juli. In dieser Zeitspanne verloren die Deutschen etwa 300 000 Soldaten und Offiziere an Toten und Verwundeten.
Nachdem sie ihren Rücken gegen einen eventuellen Schlag von der Krim aus gesichert hatten, konzentrierten die Hitlerleute seit Anfang Juni ihre Truppen im südwestlichen Abschnitt der sowjetisch-deutschen Front und schufen hier eine große zahlenmäßige Überlegenheit.
In dieser Periode waren von Hitler außer den 179 deutschen Divisionen weitere 61 Divisionen seiner Vasallenländer gegen die Rote Armee eingesetzt. Auf diese Weise operierten gegen die Rote Armee 240 Divisionen- fast doppelt soviel wie im Krieg 1914-1918 gegen Russland.
Das Ziel der neuen faschistischen Offensive bestand genauso wie im Herbst 1941 in der Einnahme von Moskau, aber diesmal wollte man es auf einem anderen Wege erreichen. Die Wolga sollte erreicht, die Hauptstadt von dem Hinterland an der Wolga und dem Ural abgeschnitten werden. Das war der Plan des deutschen Oberkommandos. Aber zum Unterschied vom Jahre 1941, da Hitler seine Pläne hinausposaunte, versuchte er diesmal, seine wahren Absichten zu tarnen. Die Nazis brachten das Gerücht in Umlauf, dass die Eroberung des kaukasischen Erdöls das Hauptziel ihrer Offensive darstelle.
Es gelang ihnen aber nicht, die Wachsamkeit des sowjetischen Oberkommandos zu täuschen. J.W. Stalin durchschaute die deutschen Pläne. Er wies darauf hin, dass das Hauptziel die deutschen Offensive „darin bestand, Moskau vom Osten her zu umgehen, es vom Hinterland, dem Wolgagebiet und dem Ural, abzuschneiden und dann den Schlag gegen Moskau zu führen. Das Vorrücken der Deutschen im Süden in der Richtung auf die Erdölgebiete hatte das Nebenziel, nicht nur und nicht so sehr die Erdölgebiete zu besetzen, als vielmehr unsere Hauptreserven nach dem Süden abzuziehen und die Moskauer Front zu schwächen, um bei dem Schlag gegen Moskau desto leichter einen Erfolg erzielen zu können“.
Die Deutschen hatten zunächst vor, im Raum von Woronesh durchzubrechen. Das sowjetische Oberkommando erriet die gegnerischen Absichten und ergriff die notwendigen Gegenmaßnahmen: bei Woronesh stießen die Deutschen auf einen entschlossenen Widerstand. Das Hitlerkommando warf immer neue Divisionen in den Kampf. Es gelang den Deutschen, in Woronesh einzudringen, ohne dass sie jedoch die Stadtganz zu besetzen vermochten. In den Kämpfen gegen die faschistischen Eindringlinge legten die sowjetischen Krieger außerordentliche Standhaftigkeit und ungewöhnlichen Mut an den Tag und fügten den Angreifern große Verluste zu. Der deutsche Plan wurde zunichte gemacht.
Da es bei Woronesh auf einen zähen Widerstand stieß, änderte das Hitlerkommando die Hauptstoßrichtung und stieß südlicher über den Unterlauf des Dons zur Wolga vor. Da eine zweite Front fehlte, gelang es den Deutschen durch eine beispiellose Kräftekonzentration an einem schmalen Frontabschnitt, neue Gebiete im Südosten der Sowjetunion zu erobern. Sie besetzten den östlichen Teil der Ukraine, überschritten den Don, rückten längs des Unterlaufes dieses Flusses vor und brachen zum Kuban und Nordkaukasus durch. Das Sowjetland geriet in eine äußerst schwere Lage.
2. Die faschistische „Neuordnung“
Überall, wo die deutschen Faschisten hinkamen, legten sie der Bevölkerung ein Joch auf, das schwerer als das der Mongolen war. (siehe „Das Sowjetland“, Band 1) Selbst bei Barbarenüberfällen auf Russland vor vielen Jahrhunderten hatte es keine derartige Ausrottung von Menschen und eine derartig systematische Plünderung gegeben.„Wir brauchen Russland ohne die Russen“,erklärten die Nazis. Dieses Menschenfresserprogramm begannen sie in den von ihnen besetzten Gebieten in die Tat umzusetzen.
Städte und Dörfer wurden buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Die deutschen Faschisten haben 1710 Städte und über 70 000 Dörfer vollständig oder teilweise zerstört und niedergebrannt, über 6 Millionen Wohnhäuser vernichtet. 25 Millionen Sowjetmenschen blieben obdachlos.
In den vorrübergehend besetzten Gebieten und Republiken der Sowjetunion schafften die Hitlerräuber die vom Volke in der Oktoberrevolution erkämpfte Freiheit und Unabhängigkeit wieder ab. Das eroberte Gebiet wurde von den Faschisten in eine Kolonie verwandelt. Überall wurde die sowjetische Verwaltung vernichtet. An die Spitze der besetzten Republiken und Gebiete wurden nazistische Statthalter gestellt. Die nazistischen Kommandanten hatten über das Leben der Bevölkerung zu bestimmen. Wer die Anordnungen des faschistischen Eroberers nicht unverzüglich befolgte, wurde mit dem Tode bestraft. Alle Nazibefehle schlossen unvermeidlich mit der gleichen Androhung der Todesstrafe ab. Die faschistischen Henker erschossen, verbrannte und henkten die Sowjetmenschen zu Tausenden.
Die Hitlerleute schafften das in der Stalinschen Verfassung verankerte Recht des Sowjetmenschen auf Arbeit ab. Die sowjetische Industrie wurde vernichtet. Die Nazis zerstörten 31 850 Betriebe, in denen etwa 4 Millionen Arbeiter beschäftigt waren. Die Ausrüstungen von Werken und Fabriken, die nicht mehr hatten verlagert werden können, wurden von den Deutschen nach Deutschland abtransportiert. Allein an den Werkbänken zur Metallbearbeitung vernichteten oder verschleppten sie 175 000 Stück.
Die Nazis trieben die Sowjetbauern von ihrem Boden und verteilten diesen an ihre Offiziere und Soldaten. Die Kollektivwirtschaften wurden vernichtet. Nach bei weitem nicht vollständigen Angaben betragen allein die Verluste durch unmittelbare Vernichtung des Eigentums von Bürgern, Kollektivwirtschaften, gesellschaftlichen Organisationen sowie staatlichen Ämtern und Betrieben insgesamt 679 Milliarden Rubel. Auf dem sowjetischen Boden erschienen deutsche Gutsbesitzer und Großbauern. Die Nazis vertrieben die Kollektivbauern von ihrem Boden und zwangen sie, für die faschistischen Sklavenhalter zu arbeiten und trieben sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland, Wer Widerstand leistete oder seine Unzufriedenheit äußerte, wurde ausgerottet.
Die Sowjetmenschen mussten Nummernschilder am Hals tragen. Sie wurden nach ihren Nummern zum Ausheben von Schützengräben oder zur Arbeit auf den Gütern der Junker aufgerufen. Hunderttausende von Russen, Ukrainern, Bjelorussen, Litauern, Letten, Moldauern und Esten, die zur Zwangsarbeit weggetrieben worden waren, arbeiteten wie Sklaven, nicht selten in Fesseln. Die deutschen Behörden veröffentlichten eine besondere Anweisung, wie man die Sowjetmenschen zu behandeln hat:
„Deutscher! Um die Produktivität der deutschen Betriebe zu steigern, wurde es notwendig, Arbeiter aus Sowjetrussland herzuschaffen. Zeigen ihnen stets, dass du ihr Herr bist…Zeige den russischen und ukrainischen Arbeitern stets, dass du ihnen überlegen bist.“
Millionen von Sowjetmenschen kamen vor Hunger oder übermäßiger Arbeit für die faschistischen Sklavenhalter um. Die Nazis schafften das vom Sowjetvolk erkämpfte und in der Stalinschen Verfassung niedergeschriebene Recht auf Bildung ab. Sie lösten die Hochschulen und Schulen auf, brannten Bibliotheken, Klubs und Lesehallen nieder. Von insgesamt 992 Museen zerstörten die Hitlerleute 427.
Die Hitlerleute bedeckten die vorübergehend von ihnen besetzten Gebiete der Sowjetunion mit Galgen. Millionen friedlicher sowjetischer Menschen wurden erbarmungslos ausgerottet. (Das Bild wurde einem gefangenen deutschen Offizier abgenommen)
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Die Hitlerfaschisten verhöhnten die Ehre und den Nationalstolz des russischen Menschen. A. d.B.: Das von den Hitlerleuten zerstörte Kloster „Neues Jerusalem“in Istra bei Moskau, eines der wertvollsten Denkmäler der russischen Baukunst
Auf dem Schutthaufen des heimatlichen Dorfes. Die Hitlerleute haben 1710 sowjetische Städte und über 70 000 Dörfer vollständig oder teilweise zerstört und niedergebrannt, über 6 Millionen Wohnhäuser vernichtet. Über 25 Millionen Sowjetmenschen blieben obdachlos
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Die Hitlerbanditen verhöhnten die Ehre und den Nationalstolz des russischen Menschen. Sie beraubten ihn seiner geistigen Schätze und waren bestrebt, die Sowjetmenschen zu versklaven und zu germanisieren. Die Hitlerleute zerstörten die Denkmäler Schewtschenkos, des großen Kämpfers um die Freiheit des ukrainischen Volkes. Sie plünderten das Häuschen des großen russischen Komponisten Tschajkowskij in Klein aus und brannte das Gedenkhaus des großen russischen Schriftstellers Tschechow in Tanganrog nieder. Sie schändeten eine der ganzen Menschheit heilige Gedenkstätte: das Gutshaus von L.N. Tolstoi in Jasnaja Poljana.
Die von den Besatzungsbehörden und Truppenteilen begangenen Bestialitäten wurden auf Befehl der deutschen Regierung und des deutschen Oberkommandos nach vorher ausgearbeiteten Plänen verübt.
In offiziellen Befehlen wurde das Plündern von den faschistischen Generälen gefördert. Den regulären Truppenteilen wurden besondere Waggons zur Verfügung gestellt, damit die Soldaten das Beutegut in Hinterland schicken konnten.
In dem deutschen „Merkblatt über das Beutegut und über die bei der Bevölkerung beschlagnahmten Lebensmittel“für die Truppen heißt es:
„Für jeden Truppenteil muss es das höchste Gebot sein, alle örtlichen Hilfsquellen höchstmöglich auszunutzen… Die Einziehung oder die Beschlagnahme von Lebensmitteln oder Rohstoffen bei der Bevölkerung kann auf Befehl der Kompanieführer und ihnen gleichgestellten und darüber erfolgen. Die Beschlagnahme muss planmäßig erfolgen. Die Beute kommt jenem Truppenteil zugute, der die Beschlagnahme durchgeführt hat.“
Das war die „Neuordnung“, die von den nazistischen Kannibalen in dem vorrübergehend besetzten Sowjetgebiet eingeführt wurde.
Der Qualm der Brandstätten legte sich über die Städte und Dörfer. Ein Stöhnen ging durch die verwüsteten Gebiete.
3. Die heldenmütige Verteidigung von Stalingrad
An der Front rückten die Hitlertruppen, die immer wieder Verstärkungen erhielten, weiter zur Wolga, nach Stalingrad, vor. (Stalingrad ist im Jahre 1961 in Wolgograd umbenannt worden.)
Stalingrad war damals eine der größten Industriestädte der Sowjetunion. Vor dem Krieg zählte sie etwa 500 000 Einwohner. Die Stadt erstreckte sich als ein 60 km langes Band längs des rechten Wolga-Ufers. An ihrem nördlichen Rand war der Industriegigant – das Stalingrader Traktorenwerk – sowie eine Reihe metallurgischen Betrieben gelegen. In den Jahren der Sowjetmacht wurde Stalingrad zu einer der wichtigsten Waffenschmieden des Landes. Aus Stalingrad rollten Panzer, Schlepper und Geschütze in einem ununterbrochenen Strom an die Front.
Stalingrad hatte auch eine ungeheure strategische Bedeutung. Die Stadt steht an der Kreuzung der sichtigsten Wasser- und Eisenbahnwege, die das Zentrum des Landes mit dem Kaukasus und Transkaukasien, mit Astrachan und Baku verbinden.
Hitler setzte die 6. Armee unter Führung des Generalobersten von Paulus gegen Stalingrad ein. Diese Armee hatte in Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland gekämpft. Die Deutschen hielten sie für unbesiegbar. Bei Stalingrad operierte ferner die 4. Panzerarmee. Vor der Stadt kämpften zunächst 17 und im August bis September 36 Divisionen, darunter 21 deutsche, der Rest rumänische und italienische Divisionen. Die Deutschen konzentrierten bei Stalingrad nicht weniger als 2000 Flugzeuge. Über 1500 Geschütze nahmen die Stadt unter Feuer.
Der Oberste Befehlshaber, Stalin, befahl, den Ansturm des Feindes aufzuhalten. „Keinen Schritt zurück!“wurde zur Parole der ganzen Armee.
Hitler dachte zunächst, Stalingrad im Handstreich zu nehmen. Es vergingen aber Tage. Stalingrad hielt sich. Hitler setzte einen Termin nach dem anderen für die Eroberung der Stadt fest. „Das Schicksal Stalingrads ist das Schicksal des ganzen Krieges“, wiederholte immer wieder die deutsche Presse. Ende August wurde die Lage besonders kritisch. Nachdem sie den letzten Befehl Hitlers erhalten hatten, ohne Rücksicht auf Verluste die Stadt nicht später als am 25. August zu nehmen, verstärkten die Deutschen ihren Druck. Am 23. August gelang es einer deutschen Vorhut mit über 100 Panzern, nordwestlich von Stalingrad durchzubrechen und am Abend die Wolga zu erreichen. Die Hitlerleute glaubten: noch ein Ruck, und die Stadt würde fallen. Drei Tage lang wurde sie von den Faschisten ununterbrochen mit Bomben belegt. Im Durchschnitt unternahm die deutsche Luftwaffe bis zu 2000 Feindflüge täglich. Aber die Hitlerleute hatten sich erneut verrechnet. Die unmenschlichen Bombenangriffe haben unter den Verteidigern von Stalingrad keine Panik hervorgerufen, wie das der Feind glaubte, sondern deren Widerstandsgeist entfacht. Zusammen mit den regulären Truppen erhob sich die Bevölkerung der Stadt zu deren Verteidigung. Ein Korps der Volkswehr rückte an die Front. Die Arbeiter des Stalingrader Traktorenwerks setzten sich an das Steuer der Panzer oder stellten sich an die Geschütze. In diesen schweren Tagen rückten die Deutschen ganz nahe, bis auf 500-800 m an das Stalingrader Traktorenwerk heran. Aber in das Werk ließ man sie nicht hinein.
Nach zahlreichen Angriffen gelang es den Deutschen, am 14. September in der Nähe des Bahnhofs in die Stadt einzudringen und am 22. September in der Nähe der Zentralanlegestelle die Wolga zu erreichen. Aber die Stadt setzte den Kampf fort. Es entspannen sich erbitterte Straßenkämpfe. Die beispiellose Tapferkeit der Verteidiger von Stalingrad machte sämtliche deutschen Pläne zunichte. Die Kämpfer der 62. Armee verteidigten unter dem Befehlt von General W.I. Tschujkow, später Held der Sowjetunion, heroisch jedes Haus. Es galt den Ruhm des ehemaligen Zarizyn nicht verblassen zu lassen. Viele von den alten Kämpfern um Zarizyn kämpften in den Reihen der Stalingrader. Jede Straße der Stadt erinnerte an die einstige heroische Verteidigung unter Stalins unmittelbarer Führung während des Bürgerkrieges. Es kam nicht selten vor, dass die Stalingrader die gleichen Stellungen bezogen, an denen einstmals der Ansturm der deutschen Regimenter und der Regimenter Krasnows zerschellte. Die von den Kampftraditionen der Zarizyner beseelten Stalingrader wehrten einen feindlichen Angriff nach dem anderen ab. Hunderte deutscher Flugzeuge wurden abgeschossen, Hunderte von Panzern vernichtet. Jeden Tag musste Hitler 3-4000 Mann abschreiben.
Mit tiefer Erregung verfolgte das ganze Land die heldenmütige Verteidigung von Stalingrad. Vom Ural, von der oberen Wolga, aus allen Enden des Landes trafen Freiwillige ein, rückten Truppen in Eilmärschen heran, rollten Munitionszüge an. Aus Moskau kamen die Moskauer Gardisten, die als erste den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Deutschen zerstört haben. Die gesamte fortschrittliche Menschheit verfolgte mit Hoffnung und Stolz die Schlacht an der Wolga. Alle waren sich der Tatsache bewusst, dass der Ausgang der Schlacht das Schicksal des Feldzuges 1942 bestimmen würde. Bei der Verteidigung von Stalingrad spielten die Matrosen der Wolgaflottille eine gewaltige Rolle. Die Einheiten der Flottille waren an der linken, südlichen Flanke der Verteidigung konzentriert. Die eine Gruppe der Schiffe operierte unter dem Befehl von Konteradmiral Nowikow, die andere unter dem Befehl von Konteradmiral Worobjow. Die Schiffsartillerie leistete den sowjetischen Infanterieeinheiten große Hilfe. Im September 1942, als die Gefahr drohte, dass die Deutschen zur Wolga durchbrechen könnten, wurden die Schiffe des Konteradmirals Worobjow in die Nähe der Zentrale für Kulturarbeit verlegt. Hier wurde ein Marinesammelbataillon aufgestellt, das eine Verteidigungsstellung in der Nähe des Traktorenwerkes bezog.
Im Norden operierte ein Verband von Schiffseinheiten, der die Infanterietruppen unterstützte, bis die Verteidigung der Stadt beendet war. Die Schiffe der Wolgaflottille sicherten unter den schwierigsten Bedingungen den Übersetzverkehr über den Fluss unmittelbar bei Stalingrad. Ende Oktober unternahm der nördliche Verband von Panzerkuttern einen Durchbruch nach Stalingrad. Die Matrosen der Wolgaflottille schafften Munition und Verpflegung heran und brachten die Verwundeten in Sicherheit.
Die Regierung zeichnete über 400 Kommandeure und Matrosen der Flottille durch Orden aus. Die Kanonenboote „Usyskin“ und „Tschapajew“ wurden durch Orden des Roten Banners ausgezeichnet. Der Erste Panzerkutter-Verband wurde in die Garde eingereiht. Durch das ganze Land unterstützt, reiben die sowjetischen Truppen bei Stalingrad die faschistischen Divisionen auf. Die Kräfte der Deutschen schmolzen dahin, die Kräfte des Sowjetlandes erstarkten. Die heroische Verteidigung von Stalingrad machte es dem Sowjetischen Oberkommando möglich, die notwendigen Reserven zusammenzuziehen. Die Verteidiger von Stalingrad haben den Feind entkräftet und schwer mitgenommen und dadurch seine endgültige Zerschmetterung vorbereitet.
Entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel