Dimitri Donskoi

Auch hier gibt es verschiedene Schreibweisen, die wir hier außer Acht lassen können. P.R.

Dimitri Donskoi war von 1359 bis 1389 Großfürst von Moskau und Wladimir. Aufgrund seines 1380 errungen Sieges über die Goldene Horde in der Schlacht auf dem Kulikowo Pole nahe dem Don gilt er in Russland heute noch als Nationalheld und wurde von der Russisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen.

Geboren: 20. Oktober 1350, Moskau, Russland                                                                                        Verstorben: 27. Mai 1389, Moskau Russland

Entnommen aus Vorschau für Wikipedia-Beitrag

Ausführliches siehe Wikipedia und den entsprechenden Abschnitt in dem Buch „Das Sowjetland“, Band 1 „Die Vergangenheit des Sowjetlandes“ aus dem Jahre 1947.

Dimitri Donskoi
Bildquelle: Von Unknown. Died over 100 years ago – http://www.voskres.ru/army/spirit/kulitschkin.htm, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1582870

Erinnerung in Russland:

Dmitri Donskoi ist in der russischen Geschichtsschreibung als ein positiver tatkräftiger Herrscher eingegangen, der vor allem mit dem Sieg in der Schlacht bei Kulikowo assoziiert wird. Obwohl es 1382 zu einer erneuten Plünderung Moskaus durch die Goldene Horde und einer Wiederaufnahme der Tributzahlungen kam, wird hervorgehoben, dass der Sieg eine immense psychologische Bedeutung hatte, da er den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Mongolen zerstörte und die politische Einheit der russischen Fürstentümer als notwendige Bedingung für die Befreiung aufzeigte. Dmitri Donskoi war der erste Großfürst, der den Großfürstentitel an seinen Sohn vererbte, ohne eine Erlaubnis des Khans zu erfragen. Die Goldene Horde war nicht mehr imstande, die Machtverhältnisse innerhalb Russlands zu ihren Gunsten zu strukturieren und musste in der Folgezeit zusehen, wie das Großfürstentum Moskau immer stärker wurde.

Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion 1941 rüstete die Russisch-Orthodoxe Kirche „auf ihre Kosten eine Panzerkolonne aus, die den Namen ‚Dimitri Donskoi‘ erhielt.“[2]1988 wurde er heiliggesprochen.

2002 wurde der Orden „Für den Dienst am Vaterland“ zur Erinnerung an Fürst Dmitrij Donskoj und den ehrwürdigen Abt Sergius von Radonesch gestiftet. Ferner sind in Moskau der Dmitrij-Donskoi-Boulevard und die gleichnamige Metrostration der Serpuchowsko-Timirjasewskaja Linie nach dem Fürsten benannt. Ebenso tragen zwei russische Kriegsschiffe seinen Namen, und zwar ein Panzerkreuzer und der strategische U-Kreuzer TK-208.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Der Kampf mit den Deutschen, Schweden und Tataren im 13. Und 14. Jahrhundert. Alexander Newskij und Dimitrij Donskoj 

1. Der Einfall der Mongolo-Tataren in Rusj

Das Kiewer Rusj, aufgeteilt in eine Reihe von Lehensfürstentümern, die sich untereinander befeindeten, war nicht imstande, den äußeren Feinden Widerstand zu leisten. Vom Westen her rückten die Deutschen, die Schweden, die Ungarn vor. Vom Südosten her fielen Polowzer aus den Steppen am Kaspischen und am Schwarzen Meer in die russischen Gebiete ein. Sie überfielen die bäuerlichen Siedlungen und schickten Scharen von russischen Gefangenen in die Polowezer Steppen und von dort aus auf die Sklavenmärkte des Ostens.

Nicht selten verabredeten sich die Fürsten selbst mit den Polowzern und verwüsteten mit ihnen gemeinsam die Ländereien ihrer Nachbarn. Die Städte und Dörfer des Dnjeprgebietes wurden entvölkert. Auch die Verlegung der Welthandelsstraßen brachte der wirtschaftlichen Entwicklung des Kiewer Rusj ernsthaften Schaden. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts begann der alte Wasserweg, der durch die Gebiete der Ostslawen hindurchführte und die Ostsee mit dem Schwarzen Meer verband, in Verfall zu geraten. Die fremdländischen Kauflaute brachten jetzt ihre Waren über das Mittelmeer nach dem Osten und zurück.

Ein trauriges Bild der Verwüstung des russischen Landes zeichnet ein unbekannter Verfasser am Ende des 12. Jahrhunderts in seinem Lied „Die Mär vom Heereszuge Igors“. „Damals kam das Leben der Menschen in den Zwistigkeiten der Fürsten um“, schreibt er, „damals war über der russischen Erde nur selten der Ruf des Pflügers zu hören, aber oft krächzten die Krähen über den Leichnamen der Erschlagenen, oft kreischten die Dohlen, die sich auf die Beute herabstürzten.“ Der Dichter beschreibt den Kriegszug der Nowgorod-Sewersker Fürsten mit dem Fürsten Igor Swjatoslawitsch an der Spitze gegen die Polowzer im Jahre 1185. In der erbitterten Schlacht wurde Igors Kriegsgefolge vernichtet, er selbst jedoch gefangengenommen.

Der Verfasser der „Mär vom Heereszug Igors“ ist ein glühender Patriot. Sein Gedicht ist von Vaterlandsliebe und vom Schmerz über dessen Unglück durchdrungen. In seinem Poem erklingt der Ruf nach Einigung des gesamten russischen Volkes.

Marx schreib, dass der Sinn des Gedichtes der Aufruf an die russischen Fürsten zur Einigung gerade vor dem Einfall der Mongolen gewesen war.

Die Mongolen oder die Tataren, wie die Russen sie nannten, waren ein Nomadenvolk, das seit alters her in den Steppen Zentralasiens nördlich von China lebte. Unter der Leitung ihres Anführers Dschingis-Khan bildeten die Mongolen eine gewaltige Kriegsmacht.

Die Mongolen waren berühmt durch treffsicheres Bogenschießen und waren gute Reiter. Sie trugen Helme und Panzer aus dickem Leder sowie mit Leder bezogene Schilde. Für die Belagerung von Städten verwendeten die Mongolen mauerbrechende Geräte – die sogenannten Widder (Tarany), die aus schweren Schwebebalken bestanden. Um in die belagerten Städte Steine und brennendes Naphtha zu werfen, gebrauchten sie besondere Wurfgeräte. Dschingis-Khans Krieger kannten kein Mitleid, keine Gnade gegenüber den Unterjochten. Dort, wo sie durchgezogen waren, blieben nur Brandstätten und Berge von Leichen zurück. Die Mongolen machten die Gefangen zu Sklaven. Ihre Feinde besiegten sie nicht nur mit militärischer Kraft, sondern auch mit List und Tücke.

Dschingis-Khan träumte von gewaltigen Eroberungen und der Weltherrschaft. Auf einem Siegel waren die Worte eingraviert: „Siegel des Beherrschers der Menschheit“. In kurzer Frist eroberte Dschingis-Khan Nordchina, ganz Mittelasien, Persien, den Kaukasus und rückte in die südlichen Steppen von Osteuropa vor. Die Polowezer Khane wandten sich an die russischen Fürsten um Hilfe: „Wenn ihr uns nicht helft“, sagten sie, „werden wir heute geschlagen, aber ihr morgen.“

Im Jahre 1223 zogen die russischen Fürsten gemeinsam mit den Polowzern gegen die Mongolen.

Aber unter den russischen Fürsten herrschte keine Eintracht. Die Tataren lockten die russischen Fürsten in die Steppe und schlugen am Ufer des Kalkaflusses, der in das Asowsche Meer mündet, zuerst die Polowzer, fielen dann aber über die vereinzelten russischen Abteilungen her und vernichteten sie in erbitterten Kämpfen.

Nach dem Sieg an der Kalka zogen sich die Mongolen wieder nach Asien zurück. Einige Jahre nach der Schlacht an der Kalka starb Dschingis-Kahn. Sein Reich hatte er unter seine Söhne und Enkel aufgeteilt. Seinem Enkel Batu hatte Dschingis-Khan sämtliche westlichen Länder vererbt. Batu machte sich mit einem großen Heer durch die kaspischen Steppen zur Eroberung von Osteuropa auf. Am Ende des Jahres 1237 fiel er in das Gebiet des Fürstentums Rjasan ein. Tapfer fingen die Rjasaner den ersten Schlag auf. Sechs Tage haben sie sich – nach der Sage- „so kräftig geschlagen, dass sogar die Erde unter ihnen gestöhnt hat“. Aber die tatarischen Kriegsscharen waren zu stark. Die Rjasaner „tranken den bitteren Todeskelch bis zur Neige und fielen dort alle gemeinsam“.

Die Legende berichtet, dass der Rjasaner Fürst Ewpatij Kolowrat, als er die mit den Leichen russischer Menschen bedeckte Erde seines Heimatlandes gesehen hatte, in der Umgebung der Stadt kühne Männer um sich versammelt und sich in den Kampf der Tataren gestürzt habe.

Lange Zeit konnten die Tataren nicht mit Ewaptijs Kriegsgefolge fertig werden. Erst, nachdem sie etwa 100 Wurfgeräte auf Schlitten gestellt und die Rjasaner mit Steinen und Pfeilen überschüttet hatten, gelang es den Tataren, Kolowrats Kriegsgefolge zu vernichten.

Das russische Volk leistete dem Tatareneinfall heldenmütigen Widerstand, aber die durch innere Fehden voneinander getrennten und geschwächten Fürstentümer konnten dem Druck der machtvollen tatarischen Horde nicht widerstehen.

Im folgenden Jahr, 1238, erstürmten und zerstörten die Tataren die Stadt Wladimir und vierzehn andere Städte des Landes Susdal. Moskau, das damals noch eine kleine und unbedeutende Stadt war, hatten die Tataren schon früher eingenommen. Batu wollte noch weiter nach Norden, in das Nowgoroder Land vordringen, aber Nowgorod war durch undurchdringliche Wälder und Sümpfe geschützt, und Batu kehrte in die Wolgasteppen zurück.

Auf dem Wege nach Süden leisteten viele russische Städte den tatarischen Eroberern hartnäckigen Widerstand. Unter ihnen wurde besonders die Stadt Koselsk durch ihren heldenmütigen Widerstand bekannt. Nach sieben Wochen des Kampfes fielen sämtliche Verteidiger von Koselsk. Die am Leben gebliebenen Frauen und Kinder befahlt Batu zu töten. Die Tataren nannten Koselsk eine „böse Stadt“.

Im Jahre 1240 rückten gewaltige Kriegsscharen der Tataren gegen Kiew vor und belagerten es. Batu bot den Einwohnern von Kiew an, sich kampflos zu ergeben, erhielt jedoch eine Absage. Die Tataren begannen, die Stadt Tag und Nacht mit Mauerbrechern zu zertrümmern, bis die Festungsmauer durchstoßen worden war, Kiew – die Mutter der russischen Städte- wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt.

2. Die Vernichtung der schwedischen Eroberer und der deutschen Ritter durch Alexander Newskij

Das russische Land hatte den wuchtigen Schlag der mongolo-tatarischen Eroberer aufgefangen und damit Europa vor dem Tatareneinbruch gerettet. Jedoch in Westeuropa rüstete sich gegen das russische Volk eine neue Kriegsmacht, die nicht weniger gefährlich und grausam war: das Heer der deutschen Ritter. Mit Ritter bezeichnete man die bewaffneten adligen Grundbesitzer.

Im Altertum war mehr als die Hälfte des jetzigen Deutschlands von Slawen besiedelt. Dort, wo sich jetzt die Hauptstadt Deutschlands, Berlin, befindet, wohnten Slawen. Die deutsche Stadt Leipzig war früher slawisch und hieß Lipezk. Das Land Pommern hieß früher auf slawisch Pomorje (Küstengebiet). Die slawischen Ansiedlungen reichten bis jenseits des Flusses Laba oder, wie man ihn heute nennt: der Elbe.

Die westlichen Slawen waren ein Kulturvolk. Sie besaßen große Handelsstädte, wie z.B. Stargrad (von den Deutschen Oldenburg genannt), Schtschetin (deutsch Stettin) und andere. Bei den Westslawen blühten Handwerk und Ackerbau. Aber die slawischen Stämme waren voneinander getrennt und daher schwach. Sie hatten keinen einheitlichen starken Staat. Die deutschen Stämme machten sich das zunutze, die schickten sich an, die Slawen auszurotten und sich ihres Gebietes zu bemächtigen.

Vom 13. Jahrhundert an begann die Unterjochung auch der baltischen Stämme, der Preußen, Liven, Letten und Esten. In dieses Land, das reich an Pelztieren, Fischen und Honig war, kamen anfangs die deutschen Kaufleute, ihnen folgten die katholischen Geistlichen und schließlich die deutschen Ritter.

Im Jahre 1201 bauten die Deutschen an der Mündung der westlichen Düna die Stadt und später die Festung Riga, die ihr Stützpunkt für die Unterwerfung der baltischen und slawischen Stämme wurde.

Um die baltischen Stämme endgültig zu unterjochen, schlossen sich die deutschen Ritter im Jahre 1237 im Schwertbruderorden zusammen. Die Ritter dieses Ordens trugen einen weißen Mantel mit der Abbildung des Kreuzes und Schwertes (im Mittelalter bezeichnete man mit Orden eine militärisch-mönchische Bruderschaft). Dieser deutsche Orden, der sich im Baltikum festgesetzt hatte, begann nun, nach Osten in die russischen Gebiete weiter vorzudringen.

Als Batus Heerscharen nach Rusj vorrückten, beschlossen die Deutschen, dessen schwierige Lage auszunutzen, und begannen die von ihnen längst ausgedachten Pläne der Unterjochung der nordwestlichen russischen Gebiete, besonders von Pskow und Nowgorod, zu verwirklichen. Der römische Paps hatte den deutschen Rittern schon im Voraus seinen Segen erteilt und ihnen ihre Sünden vergeben. Gegen Rusj wurde ein Kreuzzug erklärt. Als Vorwand hierfür wurde die Unterstützung zum Anlass genommen, die Nowgorod den von den deutschen Rittern bedrängten Esten und Liven gewährt hatte. Die Eröffnung des Kreuzzuges gegen Nowgorod hatte der Papst dem schwedischen Regenten Birger übertragen. Ihm sollte Dänemark zu Hilfe kommen, dem man dafür einen Teil von Estland versprach. Die deutschen Ritter selbst planten einen Schlag gegen Pskow.

Alexander, der Fürst von Nowgorod, erkannte wohl die Gefahr, die Nowgorod und ganz Rusj drohte. Das schwedische Heer, mit Birger als Feldherr an der Spitze, galt als unbesiegbar. In Birgers Armee befanden sich auch Finnen, Norweger und deutsche Ritter. Sie waren gut bewaffnet und von ihrer Unbesiegbarkeit überzeugt.

Im Sommer des Jahres 1240 führte Birger seine Truppen zur Newamündung, dorthin, wo die Ishora in die einmündet. Die schwedischen Gesandten übermittelten Alexander die hochmütigen Worte Birgers: „Wenn Du kannst, so leiste Widerstand! Wisse, ich bin gekommen und werde Deine Gebiete in Besitz nehmen.“

Als Alexander dies vernommen hatte, „entflammte sein Herz“, wie die Erzählung berichtet, „vor Wut“, und er erließ einen Aufruf an die Nowgoroder: „Lasst uns die russische Erde verteidigen!“

Auf Alexanders Befehl fuhren einige seiner Abteilungen in Booten den Wolchow hinauf, während andere zu Pferde und zu Fuß heimlich am Newa-Ufer entlang vorrückten. Am Morgen des 15. Juli 1240, als der Morgennebel noch die Ufer der Newa bedeckte, schlugen Alexanders Mannen mit Ungestüm auf das Zentrum des schwedischen Lagers los. Die Schweden, die keinen Angriff erwartet hatten, schliefen ruhig und hatten – wie die Chronik erzählt- nicht einmal Zeit, „die Schwerter um ihre Lenden zu gürten“. Eine große Schlacht begann. Alexanders Mannen kämpften tapfer und standhaft.

Auch der junge Fürst Alexander selbst schlug sich mit Kühnheit und riss seine Mannen zu Heldentaten hin. Das geschlagene schwedische Heer trat einen „schmachvollen Rückzug“ an. Drei Schiffe mit toten und verwundeten Schweden verließen eiligst die Newa. Der Ruhm Alexanders kämpferischer Heldentat verbreitete sich über das ganze russische Land. Die Zeitgenossen nannten ihn wegen des Sieges an der Newa „Alexander Newskij“, während das Volk den Sieg an der Newa in seinen Liedern verherrlichte:

„Und es war eine Tat am Newaflusse,

An dem Newaflusse, an dem großen Strom,

Dort haben wir den bösen Feind zusammengeschlagen…

Und wir haben gerungen,

Wie haben wir gekämpft!

Die Schiffe haben wir in einzelne Bretter zerhackt,

Unser Herzblut haben wir für die große russische Erde

Die russische Erde treten wir nicht ab, {nicht geschont…

Wer nach Rusj kommt, der wird aufs Haupt geschlagen.“

Alexander Newskij 1218 bis 1263 (Nach einem Gemälde von P. Korin)
entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 1 aus dem Jahre 1947

Die deutschen Ritter wussten wohl, dass die russischen Krieger kühn und tapfer sind und dass es schwer ist, sie im offenen Kampf zu besiegen. Unter dem Pskower Adel fanden sie in dem Fürsten Jaroslaw Wladimiroswitsch einen Verräter und arbeiteten mit seiner Hilfe einen Plan aus, um sich Pskows und Nowgorods zu bemächtigen. Den Zugang zu diesen Städten bildete Isborsk.

Isborsk wurde von den Deutschen im Sturm genommen und „niemand von den Russen“, so berichtet eine deutsche Chronik, „wurde in Ruhe gelassen, und über der ganzen Erde erhob sich ein Wehklagen und Gejammer“.

Ganz Pskow zog gegen die Deutschen, als man die Kunde von der Eroberung Isborks erfuhr. In der Schlacht jedoch fiel der Pskower Heerführer Gawrila Gorislawitsch. Da „führte“, nach den Worten des Chronisten, der Bojar Twerdila Iwankowitsch „die Deutschen nach Pskow“ und öffnete, ohne dass es das Volk wusste, dem Feind die Tore.

Nach der Eroberung von Pskow drangen die Deutschen in das Gebiet Nowgorod ein und eroberten zwei Vororte: Koporje und Tessowo. Jetzt war Nowgorod selbst bedroht- Fürst Alexander befand sich nicht in Nowgorod. Er hatte sich in sein Perejaslawer Teilfürstentum begeben, nachdem sein Bestreben, die fürstliche Macht dies Stadt zu stärken, bei den Bojaren auf Widerstand gestoßen war. Die Nowgoroder baten ihn, zurückzukehren und den Deutschen eine Abfuhr zu erteilen. Alexander eilte nach Nowgorod und begann Streitkräfte aufzubieten. Er sandte seine Mannen in alle Teile von Rusj; sie riefen die russischen Menschen auf, das Vaterland zu verteidigen: „Versammelt euch alle, klein und groß: wer ein Pferd hat, der soll zu Pferde kommen, wer kein Pferd hat, soll im Boot fahren.“

Alexander hatte begriffen, dass man nicht warten durfte, bis die Deutschen gegen Nowgorod marschieren. Er fasste den Beschluss, ihrem Angriff zuvorzukommen und als erster anzugreifen.

Vor allem warf Alexander eine starke Abteilung gegen Koporje, von wo aus der Fluss Luga einen guten Weg nach Nowgorod bildete. Die Deutschen hatten hier eine gut befestigte Burg errichtet. Alexander nahm Koporje in schnellem Sturmangriff und brachte die nordwestliche Grenz Nowgorods außer Gefahr.

Jedoch konnte die Verteidigung der Stadt Nowgorod nicht als sicher angesehen werden, solange deren „jüngere Schwester“ Pskow sich in den Händen der Deutschen befand. Die Nowgoroder Chronik berichtet: „Der Großfürst Alexander war mit gewaltigen Streitkräften mit seinem Bruder Andrej, mit den Nowgorodern und den Nisowzern in das von Deutschen besetzte Gebiet gezogen. Die Feinde sollen nicht prahlen: ‚Wir werden das slawische Volk unterwerfen!‘. Schon haben sie die Stadt Pskow eingenommen und ihre Diener in der Stadt eingesetzt; der Großfürst Alexander aber besetzte nun sämtliche nach Pskow führenden Wege, befreite die Stadt, verjagte die Deutschen und Tschuden; die deutschen Statthalter aber legte er in Ketten und schickte sie nach Nowgorod.“

Nachdem Alexander seine Grenzen nach Südwesten gesichert hatte, zog er nach der Befreiung von Pskow mit dem russischen Heer nach Westen. Er weg führte über die Stadt Isborsk, hinter der das Land der Esten begann. Hier hatten die Deutschen große Streitkräfte konzentriert. Es war zu Beginn des Frühlings – in den ersten Tagen des April im Jahre 1242.

Das Aprileis war stark genug, um die russischen Krieger, die mit Lanzen, Schwertern und Streitäxten bewaffnet waren, zu tragen. Jedoch für die Reiterei der Ordensritter, die aus schweren, in ihre Panzer eingeschlossenen Reitern bestand, war es schwierig, sich während des Kampfes auf dem Eis zu halten. Der begabte russische Heerführer kannte gut die schwachen und starken Seiten des Gegners. Er hatte sich für eine seine Truppen günstige Stellung auf dem Westufer des Tschudj-Sees (des Peipus-Sees), bei dem, „Krähenstein“, einem gewaltigen Felsen, ausgewählt.

In der Nacht zum 5. April 1242 machte Alexander Newskij bei seinen Regimentern die Runde und überzeugte sich noch einmal von der kriegerischen Stimmung.

Der Morgen brach heran, und die Schlacht entbrannte. „Es war eine grimmige Schlacht“, schreibt der Chronist über die Schlacht mit den deutschen Rittern, „und die russischen Krieger schlugen sie, verfolgten sie gleichsam wie durch die Luft, und nirgends konnten sie sich verstecken…“

Die Russen verfolgten die Ritter auf einer Strecke von sieben Kilometern und machten eine große Anzahl Gefangene. Viele deutsche Ritter brachen im Eise ein und kamen samt ihren Pferden um.

Nach der vernichtenden Niederlage auf dem Tschudj-See baten die deutschen Ritter die Nowgoroder um Frieden und versprachen, die früher eroberten Gebiete zurückzugeben. Der Fürst Alexander trug der Tatsache, dass die Kräfte des russischen Volkes noch zersplittert und schwach waren, Rechnung und riet den Nowgorodern, Frieden zu schließen.

Der Sieg der russischen Krieger auf dem Eis des Tschudj-Sees brachte das Vorrücken der Deutschen nach Osten zum Stehen und rettete die Völker Osteuropas vor der Unterjochung.

Die „Eisschlacht“ nachte die Eroberungspläne der deutschen Feudalherren gegenüber Rusj zunichte. Die russischen Menschen, die um ihre Unabhängigkeit tapfer kämpften, wendeten das furchtbare Lose von sich ab, germanisiert oder von den deutschen Feudalherren ausgerottet zu werden.

Alexander Newskij kämpfte um die Erhaltung der Unabhängigkeit und Unantastbarkeit der russischen Erde in jener schweren Zeit, als das durch die inneren Fehden der Fürsten zersplitterte und geschwächte Rusj dem gelichzeitigen Angriff zweier machtvoller Eroberer ausgesetzt war: im Osten seitens der Tataren, im Westen seitens der Deutschen.

3. Die Zerschmetterung der Mongolo-Tataren auf dem Kulikowo-Feld

Die Zerschmetterung der Deutschen auf dem Tschudj-See hatte gezeigt, wie groß die Kraft des russischen Volkes ist, wenn es in Einigkeit handelt. Aber noch gab es im russischen Lande keine Einigkeit, und die Mongolen machten sich dies zunutze. In den weiten Räumen von der Wolga bis nach Westsibirien gründeten sie ihren Staat- die Goldene Horde- und machten sich die russischen Fürstentümer abhängig. Der gesamten männlichen Bevölkerung in Rusj wurde ein tribut auferlegt. Damit sich niemand der Tributzahlung entziehen konnte, veranstalteten die Tataren eine Zählung der gesamten russischen Bevölkerung. Über ganz Rusj jagten die grimmigen tatarischen Tributeinnehmer, die Basaki. Sie waren grausam und unerbittlich. Diejenigen, die den Tribut nicht zahlten, wurden in die Sklaverei verkauft.

Die besten russischen Handwerker wurden von den Tataren in die Horde weggeführt, die gesündesten und stärksten Jünglinge in ihre Kriegsscharen eingereiht.

Aber die russischen Menschen unterwarfen sich den grausamen Bedrückern nicht. Wiederholt lehnten sie sich gegen „die grausame basurmanische Quälerei“

Die Gewaltakte gegenüber den Tributeinnehmern waren so häufig, dass die Tataren gezwungen waren, die Eintreibung des Tributs den russischen Fürsten zu übertragen. Den eingetriebenen Tribut überreichten die Fürsten der Horde durch ihre Großfürsten.

Die Khane förderten die Zwistigkeiten und Kriege zwischen den Fürsten und hinderten die Vereinigung der russischen Länder. Gemäß der Charakteristik von Marx bestand die dauernde Politik der Horde in dem Bestreben, einen russischen Fürsten mit Hilfe eines anderen niederzuhalten, ihre Zwietracht zu nähren, ihre Kräfte im Gleichgewicht zu halten und keinem von ihnen zu gestatten, stark zu werden.

Das schwere Tatarenjoch währte länger als zweihundert Jahre. Marx schrieb, das das Tatarenjoch nicht nur belastete, sondern kränkte und selbst die Seele des Volkes verdarb, das sein Opfer wurde.

Nach dem Zerfall des Kiewer Staates im 13. Jahrhundert verlagerte sich das Zentrum des politischen Lebens nach Nordosten, in das Land Wladimir-Susdal. Die Hauptstadt von Rusj war jetzt Wladimir, das vom Fürsten Wladimir Monomach gegründet worden war.

Die Khane der Goldenen Horde ernannten gewöhnlich einen russischen Fürsten zum Großfürsten von Wladimir. Der Großfürst, der von dem Khan einen Jarlyk (eine Belehnungsurkunde) für das Großfürstentum erhalten hatte, gliederte seinen Besitz die Stadt Wladimir und die sie umgebenden Lande an.

Im 13. Und 14. Jahrhundert gab es in im späteren Zentrum von Groß-Russland verschiedene selbstständige Fürstentümer (Teilfürstentümer): Rostow-Susdal, Twer, Rjasan, Jaroslawl, Kostroma, Nishnij-Nowgorod, sowie auch die Besitzungen von Nowgorod und Pskow. Unter diesen begann Moskau sich hervorzutun.

In der Chronik wird Moskau zum ersten Mal im Jahre 1147 erwähnt. Zu jener Zeit war es ein kleiner Herrensitz des Rostow-Susdaler Fürsten Jurij Dolgorukij. Jedoch die günstige Lage Moskaus, das auf dem hohen Ufer der Moskwa, einem Zufluss der Oka, mitten im Zentrum sich kreuzender Verkehrswege, lag, zog eine große Menge russischer Siedler herbei. Der Fürst Daniil, Alexander Newkijs Sohn, der Moskau als Teilfürstentum erhalten hatte, siedelte dorthin über und legte den Grund für das Fürstentum Moskau.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vergrößerten die Moskauer Fürsten das Territorium des Moskauer Fürstentums um das Doppelte. Unter der wohlwollenden Teilnahme der Bevölkerung, die durch die gegenseitigen Kämpfe der Fürsten gequält und verarmt war, vereinigten die Moskauer Fürsten erfolgreich die um Moskau liegenden Lande. Einer der ersten, die die russischen Länder vereinigten, war Iwan Kalita (Kalita bedeutet „Geldsack“). Er war ein geiziger, reicher, schlauer und weitschauender Fürst. Es gelang ihm, die Unterstützung des tatarischen Khans sich zunutze zu machen und mit dessen Hilfe sich von seinen Rivalen zu befreien.

Iwan Kalita verstand es auch, den russischen Metropoliten für sich zu gewinnen, welcher seinen Sitz von Wladimir nach Moskau verlegt hatte. Von diesen Zeiten an wurde die Kirche den Moskauer Fürsten in ihrem Kampf um die Vereinigung aller russischer Länder um Moskau ein einflussreicher Bundesgenosse.

Nachdem der energische und unternehmungslustige Kalita den Jarlyk (die Belehnungsurkunde) für das Großfürstetum Wladimir erhalten hatte, begann er, Amtsbezirke und Dörfer anderer Fürsten und Bojaren aufzukaufen, von der „Horde“ russische Gefangene loszukaufen und in seinen Landen anzusiedeln. Den Neusiedlern gewährte er Vergünstigungen, befreite sie von Steuerzahlungen. Die im Moskauer Lande errichteten Klöster führten eine Großwirtschaft und lockten gleichfalls Siedler herbei. Auch die Handelsbeziehungen Moskaus hatten zugenommen. Iwan Kalita säuberte die großen Handelsstraßen von Räubern und förderte auf diese Weise die Entwicklung des Handelsverkehrs. Die Moskauer Fürsten wurden die reichsten von allen russischen Fürsten. Der Chronist vermerkt lobend und billigend, dass Iwan Kalita der Organisator der inneren Ordnung und der Verteidiger der russischen Erde vor der unheilvollen tatarischen Zerstörung wurde: „Und es trat eine große Stille im ganzen russischen Lande ein, und die Tataren hörten auf, es zu bekämpfen.“

Auf diese Weise begann unter Iwan Kalita das Territorium des künftigen russischen Staates mit Moskau als Zentrum sich herauszubilden. Die Söhne Kalitas setzten ihres Vaters Politik der Vereinigung der russischen Lande rings um Moskau fort. Marx weist darauf hin, dass sie diese eifrig, konsequent und stetig verfolgten.

Nach dem Tode Iwan Kalitas verschaffte sich sein Sohn Semjon Iwanowitsch, mit dem Beinamen „der Stolze“, den Jarlyk für das Großfürstentum.

Sterbend hinterließ Semjon der Stolze seinen Söhnen und Enkeln das Vermächtnis, die unheilvollen Zwistigkeiten zu vermeiden und Kräfte zu sammeln für den Entscheidungskampf mit dem Hauptfeind des russischen Volkes – den mongolo-tatarischen Eroberern. Die große Aufgabe begann das russische Volk unter der Leitung von Iwan Kalitas Enkel- Dimitrij Iwanowitsch, mit dem späteren Beinamen „Donskoj“, erfolgreich zu verwirklichen.

Der Moskauer Fürst Dimitrij Iwanowitsch wurde im Oktober 1350 geboren. Sein Vater (der Bruder Semjons des Stolzen) starb, als Dimitrij erst im 10. Lebensjahr stand. Dimitrijs Kindheit und Jugend vergingen unter den Bedingungen eines langwierigen und schweren Feudalringens um die Vormachtstellung. Die Gegner Moskaus trachteten danach, den minderjährigen Dimitrij des Großfürstenthrones zu berauben, aber die Moskauer Bojaren und der Metropolit verteidigten ihn für Dimitrij. Moskau wuchs und wurde stark. Dimitrij brachte- wie die Chronik berichtet- „sämtliche Fürsten unter seine Botmäßigkeit und ging gegen jene vor, die sich seinem Willen nicht unterordnen wollten.“ Als seine Hauptaufgabe betrachtete er den Kampf gegen die Unterdrücker des russischen Volkes-die Tataren. In seinen Vorbereitungen hierzu beschloss Dimitrij, vor allem die Hauptstadt seines Staates-Moskau- zu befestigen. Wie auch die anderen Festungsstädte jener Zeit, war Moskau von einer hölzernen Schutzwehr umgeben. Die von der Schutzwehr umgebende Festungsanlage hieß „Kreml“.

Diese Holzwände gerieten öfters in Brand und wurden sehr baufällig. Fürst Dimitrij Iwanowitsch beschloss darum, neue Kremlmauern aus Stein zu bauen. In den Steinbrüchen nahe bei Moskau fand man weiße Steine und brachte sie auf Kähnen in die Stadt. Steinmetzen behauten diese Steine zu großen viereckigen Platten und errichteten eine neue, massive Steinmauer, die den Moskauer Kreml umgab. Von jener Zeit an nannte der Volksmund Moskau „das Weißsteinige“. Der Steinerne Kreml, der von dem Fürsten Dimitrij im Jahre 1367 fertig gebaut worden war, wurde eine sichere Festung des Moskauer Staates.

Für den Kampf mit dem starken Feind waren bewaffnete Kräfte im Staat notwendig. Der Fürst verstärkte auf jede Weise das fürstliche Kriegsgefolge und schuf allmählich starke, gut ausgebildete Regimenter. Sämtliche Fürsten und Bojaren waren dem Großfürsten gegenüber zum Dienst verpflichtet; an den Sammelpunkten mussten sie „mit Pferden, Mannen und bewaffnet“ sich einfinden.

Die Bewaffnung der Moskauer Krieger bestand aus Schwertern, Streitäxten und runden Schilden zur Abwehr der Schläge. Man schoss mit Pfeil und Bogen. Die Spitzen der Pfeile waren aus Eisen. Den Kopf eines Kriegers bedeckte ein Helm aus Metall, die Brust wurde von einem Ringpanzernetz (Panzerhemd) geschützt.

Inzwischen begann die Goldene Horde merklich schwächer zu werden. In ihren Reihen wurde ein ununterbrochener Kampf um die Macht ausgetragen. Es kam vor, dass in der Horde mehrere Khane zugleich herrschten, die sich untereinander befehdeten. Unter Ausnutzung der Zwistigkeiten der Khane ergriff die Macht einer der tatarischen Heerführer, Mamaj, der ein 10 000 Mann umfassendes tatarisches Heer, oder eine „Tjma“ befehligte. Er träumte davon, die ehemalige Macht der Goldenen Horde wiederherzustellen und das russische Land noch mehr zu unterjochen. Mamaj befahl den Fürsten der Horde, sich für einen Feldzug nach Russland zu rüsten. In alle Besitzungen der Horde schickte er den Befehlt: „Niemand soll Getreide säen! Stellt Euch auf das Getreide der russischen Lande ein!“

Im Sommer 1380 versammelte Mamaj für den Feldzug nach Russland ein gewaltiges Heer. „Seit Batus Zeiten“, schreibt der Chronist, „hatte es ein solches Heer nicht gegeben.“ Aber Mamaj begnügte sich nicht damit. Er schloss ein Kriegsbündnis mit dem litauischen Fürsten Jagiello und trat in Verhandlungen mit Oleg, dem Fürsten von Rjasan.

Eine furchtbare Gefahr schwebte über Rusj. Dimitrij sandte an alle Städte Aufrufe, in denen die Fürsten mit ihren Mannen aufgefordert wurden, sich mit Moskau zu vereinigen. Der Aufruf fand bei den russischen Menschen feurigen Widerhall. Moskau wurde das Zentrum des Kampfes um die Befreiung des russischen Volkes vom tatarischen Joch.

Das große russische Heer, das unter den Fahnen des Fürsten Dimitrij aufgeboten war, brach feierlich von Moskau nach Kolomma auf. Hier veranstaltete der Fürst Dimitrij eine Truppenschau.

Dimitrij hatte erfahren, dass die Tataren planten, sich mit den Litauern zu vereinigen und mit ihnen gemeinsam die Russen anzugreifen. Er beschloss, der Vereinigung der feindlichen Heere zuvorzukommen. Die russischen Regimenter setzten über die Oka und gelangten im schnellen Marsch an den Don. Mamajs Heerscharen standen zu dieser Zeit jenseits des Dons in Erwartung der Bundesgenossen.

Bis zur Ankunft der Litauer waren es noch drei Tage. Fürst Dimitrij entschloss sich, die Feinde einzeln zu schlagen. Er sprach zu den Truppen: „Liebe Freunde und Brüder! Wisset, ich bin nicht hierhergekommen, um auf Oleg oder Jagiello zu schauen oder den Don zu sichern, sondern um das russische Land vor Knechtschaft und Vernichtung zu bewahren, oder meinen Kopf für Russland herzugeben. Ein ehrenhafter Tod ist besser als ein schmachvolles Leben. Besser wäre es, überhaupt nicht gegen die Tataren zu ziehen, als gegen sie zu ziehen und, ohne etwas getan zu haben, wieder umzukehren. Heute schon werden wir über den Don setzen und dort entweder siegen und das ganze russische Volk vor dem Untergang bewahren, oder unsere Köpfe dem Vaterland zu opfern.“

In der Nacht vom 07. Zum 08. September begann der Übergang über den Don. Bei Tagesanbruch hatten sich die russischen Truppen auf den Hügeln bei der breiten Ebene jenseits des Dons in der Nähe der Mündung des Flusses Neprjadwa aufgestellt. Diese Ebene wurde das Kulikowo-Feld genannt. Unter dem Schutz des Morgennebels nahmen die russischen Truppen günstige Stellungen ein. Einem der Regimenter, unter Führung des Fürsten Wladimir Andrejewitsch, Dimitrijs Waffengefährten und Vetter, sowie des tapferen Wojwoden Dimitrij Bobrok, mit dem Beinamen „der Wolhynier“, war befohlen, im dichten Wald verborgen, in Reserve zu bleiben.

Als die Sonne wärmer schien und der Nebel sich zerteilte, kam die russische Streitmacht schnell von den Hügeln herunter. Im tatarischen Lager hatte man die Russen nicht erwartet und sich für das Mittagessen eingerichtet. Die Tataren mussten ihre Kessel im Stich lassen und die Schlacht aufnehmen. Nahe gegeneinandergerückt, machten beide Heere halt. Ein tatarischer Reiter von riesigem Wuchs ritt auf die Russen zu. Höhnend forderte er einen ihm an Stärke gleichkommenden russischen Recken zum Zweikampf heraus. Als Antwort auf die Herausforderung löste sich ein Reiter aus den russischen Reihen. Über seiner Rüstung trug er Mönchskleidung. Er war der Mönch und Recke Pereswjet. Die Reiter stürzten aufeinander los und führten die Lanzen mit solcher Wucht, dass beide sogleich tot zu Boden stürzten.

DA sprach Fürst Dimitrij zu seinen Kriegern: „Brüder, kühne russische Männer! Die Zeit ist da, und die Stunde ist gekommen!“ Auf sein Zeichen stürzten die Krieger in die Schlacht. Es war ein erbittertes und blutiges Ringen. „Die Lanzen zerbrachen wie Strohhalme“, berichtet der Chronist. „Der Staub verdunkelte die Sonne, die Pfeile fielen wie Regen.“ Fünf Stunden schlug man sich, aber weder die Tataren noch die Russen gewannen die Überhand. Die Tataren warfen auf dem linken Flügel ihre in Reserve gehaltenen schweren Reiter in die Schlacht.

Da griff das russische Reserveregiment die Tataren, die schon bereit waren, den Sieg zu feiern, im Rücken an. Die durch den unerwarteten Schlag überraschten und durch den furchtbaren Kampf ermatteten Tataren wandten sich zur Flucht.

Mamaj, der von seinem Hügel aus sah, dass die Schlacht verloren war, floh mit den Resten seines Heeres. Bei dem Übergang über den Fluss Krassiwaja Metsch kamen viele Tataren ums Leben. Den Russen fiel eine gewaltige Beute in die Hände: Rinderherden, prachtvolle Pferde, die prächtigen Zelte Mamajs und seiner Mursy (d.s. tatarische Fürsten).

Ende September kehrten die Russen siegreich nach Moskau zurück. Der Fürst Dimitrij erhielt für diesen bedeutsamen Sieg die ruhmvolle Bezeichnung „Donskoj“.

Die Kulikower Schlacht ließ erkennen, dass die für unbesiegbar gehaltenen Tataren geschlagen werden können, wenn das russische Volk sich einmütig zum Kampf für seine Unabhängigkeit erhebt. Aber die politische Einigung von Rusj war noch nicht vollendet und das Tatarenjoch noch nicht abgeschüttelt. Der Kulikower Sieg hatte die tatarische Horde stark geschwächt, aber noch nicht vernichtet.

Dimitij Donskoj starb am 19. Mai 1389; er hinterließ seinen Kindern das Vermächtnis, in Frieden und Freundschaft zu leben und den Russischen Staat zu festigen.

Das tapfere Vorbild Dimitrij Donskoj und seine kriegerischen Heldentaten wurden vom Volk nicht vergessen. In ihren Liedern verherrlichten die alten Guslispieler die Verdienste es Fürsten Dimitrij:

„Kommt herbei, ihr russischen Brüder und Söhne,                                                                                         Lasset uns ein Lied verfassen,                                                                                                                         Lasset uns das russische Land aufheitern,                                                                                                       Lasset uns den Sieg über Mamaj preisen.“

Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 1 „Die Vergangenheit des Sowjetlandes“ aus dem Jahre 1947

Original-Autorin Anna Michailowna Pankratowa

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 1 aus dem Jahre 1947