Der grundlegende Umschwung im Kriegsverlauf

1. Die Einkesselung und Vernichtung der Deutschen bei Stalingrad

In den frühen Morgenstunden des 19. November 1942 traten die sowjetischen Truppen der Südwestlichen, der Don- und der Stalingrader Front auf Befehl des Obersten Befehlshabers zu einem ungestümen Angriff in zwei Richtungen-nordwestlich und südlich von Stalingrad-an. Nachdem sie die Verteidigung des Gegners nordwestlich von Stalingrad in einer Breite von 30 km südlich der Stadt in einer Breite von 20 km durchbrochen hatten, rückten die angreifenden Verbände gleich in den ersten drei Tagen um 60-70 km vor. Die Sowjettruppen zerschmetterten die Flanken des Gegners und schlossen am 23. November einen festen Ring um die Deutsche 6. Armee und die 4. Panzerarmee. Die erste Aufgabe der Offensive war erfüllt.

Die Aufgabe der Vernichtung dieser gewaltigen eingekesselten Armeegruppe trat in den Vordergrund. Das war keine leichte Angelegenheit, erstens, weil es sich um viele Zehntausende voll kampffähiger Soldaten handelte, und zweitens, weil die deutschen Armeen nur einen Teil der Gesamtfront bildeten und durch andere Truppen ersetzt werden konnten.

Die Rote Armee hatte bereits Erfahrungen bei der Einkesselung von deutschen Truppen gesammelt. Anfang 1942 war bei Staraja Russa die 16. Deutsche Armee eingekesselt worden. Aber es war den Deutschen gelungen, eine kleine Bresche zu schlagen und den erkämpften Brückenkopf zu halten. Andere deutsche Verbände, die sich in einer Entfernung von 20-30 km befanden, kamen der 16. Deutschen Armee zu Hilfe. Um den Deutschen keine Möglichkeit zu geben, ein solches Manöver auch bei Stalingrad zu wiederholen, musste die deutsche Front um mindestens 100-150 km zurückgeworfen werden. Hitler versuchte in der Tat, den Ring der Umklammerung zu durchbrechen, zog bedeutende Panzerkräfte zusammen und setzte sie unter dem Befehl von Manstein bei Stalingrad ein, um von Paulus zu Hilfe zu kommen.

Gemäß dem Befehl von J.W. Stalin gingen die sowjetischen Truppen am mittleren Don zum Angriff über. Verbände der Südwestlichen und der Woronesher Front durchbrachen die Verteidigungsfront des Gegners im Abschnitt Nowaja Kalitwa-Monastyrschtschina und rückten gleich in den ersten vier Tagen um 50-90 km vor. Nachdem sie neun feindliche Infanteriedivisionen sowie eine Brigade zerschlagen und vier weiteren Infanteriedivisionen und einer Panzerdivision eine Niederlage bereitet hatten, warfen die sowjetischen Verbände beider Fronten Die Deutschen um weitere 200 km zurück.

Gleichzeitig hielten die sowjetischen Verbände dem Ansturm der Manstein-Gruppe stand, die sich von Kotelnikowo aus nach Stalingrad durchzuschlagen versuchte. In zähen Abwehrkämpfen ließen sie den Feind verbluten und gingen, nachdem Verstärkungen eingetroffen waren, zum Angriff über. Die Manstein-Gruppe erlitt eine entscheidende Niederlage.

Jede Möglichkeit, die bei Stalingrad eingeschlossenen Truppen zu retten, war für das deutsche Oberkommando nunmehr ausgeschlossen. Die Versuche, die eingekesselte Armeegruppe mit Hilfe von Transportflugzeugen zu versorgen, wurden durch die sowjetische Luftwaffe und die Luftabwehr unterbunden.

Feuerüberfall der sowjetischen Granatwerfer, der berühmten „Katjuschas“
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Stalingrad nach Abschluss der Kämpfe
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die Lage der bei Stalingrad eingekesselten Truppen des Generalfeldmarschalls Paulus wurde hoffnungslos. Durch den Vertreter des Hauptquartiers des Obersten Befehlshabers, heute (1947) Hauptmarschall der Artillerie Woronow, und durch den Befehlshaber der Truppen der Donfront, heute (1947) Marschall der Sowjetunion Rokossowskij, schlug das sowjetische Oberkommando den Deutschen vor, sich zu ergeben. Paulus lehnte ab. „Wenn der Feind sich nicht ergibt, wird er vernichtet“, so lautete das Gesetz der Roten Armee. In der Zeitspanne vom 10. Januar bis 2. Februar 1943 wurde diese Aufgabe mit der gleichen Meisterschaft wie die gesamte Stalingrader Operation durchgeführt. Zwei deutsche Elitearmeen, die 4. Panzerarmee und die 6. Armee, die über 330 000 Mann zählten, hörten auf zu existieren. Nur ein Drittel ihres Bestandes, etwa 91 000 Mann, blieben am Leben und gerieten in Gefangenschaft. Über 2500 Offiziere und 24. Generale mit Generalfeldmarschall Paulus an der Spitze wurden gefangengenommen. Die Rote Armee brachte riesige Beute ein.

Die nach der Idee und unter der Führung Stalins durchgeführte Stalingrader Operation stellt ein unübertroffenes Vorbild der Kriegskunst dar. Die Kriegsgeschichte kennt keine ähnlichen Fälle der Einkesselung und Vernichtung einer riesigen Anzahl regulärer Truppen, die mit dem seinerzeit modernsten Kriegsmaterial mehr als reichlich ausgestattet waren.

Über 70 Jahre war die deutsche Militärclique von der Idee der Vernichtung feindlicher Armeen durch Einkesselung besessen. 216 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung hatte der karthagische Feldherr Hannibal in der Schlacht bei Cannae das römische Heer eingeschlossen und fast völlig vernichtet. Seit jener Zeit wurde die Schlacht bei Cannae zum Vorbild einer Schlacht, bei der es einem Gegner gelingt, die Truppen des anderen einzukesseln und zu vernichten. Die deutschen Kriegshistoriker, welche die Einkesselung und Vernichtung der gegnerischen Kräfte mit Recht für den höchsten strategischen Erfolge hielten, verfälschten die Wissenschaft, um in den Schlachten der Vergangenheit „deutsche Cannae“ zu finden. Während des ersten imperialistischen Weltkrieges suchten die deutschen Generale in jeder Schlacht erfolglos ihr „Cannae“. Ein klassisches Beispiel einer Einkreisungs- und Vernichtungsoperation fanden sie bei Stalingrad. Aber das war ein „russisches Cannae“. Zum ersten Male in der Geschichte der Kriege und der Kriegskunst wurde eine derartige Anzahl feindlicher Truppen eingekesselt und vernichtet. Dabei vermochten bei Cannae einzelne römische Verbände aus der Einkesselung zu entweichen, bei Stalingrad dagegen entkam keiner.

Nach der Stalingrader Schlacht ging die Initiative bei den Kampfhandlungen in die Hände des sowjetischen Oberkommandos über. Im Jahre 1941 hatte die faschistische Armee, die damals über eine ganze Reihe von vorübergehenden Vorteilen verfügte, die Initiative 5 ½ Monate lang in ihren Händen gehalten. Im Jahre 1942 vermochte das Hitlerkommando, das, dank der fehlenden zweiten Front, alle seine Reserven an die sowjetische Front werfen konnte, nur drei Monate lang die Initiative an sich zu reißen. Wenn man sogar das Vorrücken der deutschen Truppen im Nordkaukasus mitrechnet, befand sich die Initiative 4 ½ Monate lang in ihren Händen. Die Rote Armee dagegen, die bei Stalingrad die Initiative ergriff, ließ sich diese bis Kriegsende nicht mehr entreißen.

Die Stalingrader Schlacht bedeutete einen grundlegenden Umschwung im ganzen Verlauf des Großen Vaterländischen Krieges. Sie kündete den Untergang der deutsch-faschistischen Armee an.

Der heroische Kampf des Sowjetvolkes im Rücken des Feindes half der Roten Armee den Sieg bei Stalingrad zu erringen.

Durch furchtbare Bestialitäten versuchten die Hitlerleute, den Geist des Sowjetvolkes zu brechen, ihm seinen Widerstandswillen zu rauben und es in gehorsame Sklaven zu verwandeln. Aber den Faschisten gelang es nicht, die Sowjetmenschen einzuschüchtern. Ein Beispiel für die grenzenlose Vaterlandsreue stellt der Kampf der heroischen Jugend von Krasnodon dar.

Die Komsomolzen dieser Bergarbeitersiedlung mit dem 17jährigen Oleg Koschewoj an der Spitze schufen eine illegale Organisation unter dem Namen „Die junge Garde“, um die faschistischen Eindringlinge zu bekämpfen. Die Angehörigen dieser Organisation verbreiteten Flugblätter über die Lage in der Sowjetunion. Sie vernichteten die Listen der von den Hitlerleuten in die Sklaverei getriebenen Menschen, befreiten aus den Lagern und Transportzügen jene, die nach Deutschland verschleppt werden sollten.

Ein gemeiner Verrat machte die Tätigkeit der „Jungen Garde“ ein Ende. Die Helden gerieten in die Hände der Gestapo, die durch ungeheuerliche Folter versuchte, den Verhafteten Angaben über die Zusammensetzung und die Verbindungen der Organisation zu entreißen. Die Junggardisten hielten ihren Treueschwur. Die Hitlerleute warfen die verstümmelten Illegalen in eine Kohlegrube.

Die Rächer des Volkes richteten ihre Schläge gegen die verwundbarsten Stellen des Feindes, zerstörten sein Nachschubsystem und zwangen ihn, seine Kräfte zu zersplittern. Die Hitlerleute verspürten am eigenen Leibe die unheimliche Wirkung des Vernichtungskrieges des Volkes, der im engen Zusammenwirken mit den Operationen der regulären Roten Armee geführt wurde.

2. Der Beginn der Massenvertreibung der faschistischen Eindringlinge aus der Sowjetunion

In den Tagen, da die Vernichtung der bei Stalingrad eingekesselten deutschen Truppen vollendet wurde, trat die Rote Armee auf einer riesigen Front zum Angriff an. Dem Feind wurde zunächst südlich von Woronesh und später westlich von dieser Stadt eine vernichtende Niederlage beigebracht, wobei zusammen mit den deutschen auch italienische und rumänische Divisionen zerschlagen wurden.

Im Januar und Februar 1943 befreite die Rote Armee Stawropol, Salsk, Armawir, Majkop, Krasnodar, Nowotscherkassk und Rostow am Don. In den Händen der Deutschen verblieb im Kaukasus nur ein kleines Gebiet auf der Taman-Halbinsel.

Am 8. Februar wurde Kursk genommen, am 9. Bjelgograd, am 16. Februar Charkow. Beim Verlassen von Charkow zerstörten die Hitlerleute die Stadt. Die schönsten und wichtigsten Gebäude, die Brücken und Werke wurden gesprengt und niedergebrannt. Darauf wurde die Stadt einem heftigen Luftangriff ausgesetzt, bei dem Tausende von Einwohnern umkamen. Die Sowjettruppen erreichten den Dnjepr.

Am 8. Februar wurde Kursk genommen, am 9. Bjelgograd, am 16. Februar Charkow. Beim Verlassen von Charkow zerstörten die Hitlerleute die Stadt. Die schönsten und wichtigsten Gebäude, die Brücken und Werke wurden gesprengt und niedergebrannt. Darauf wurde die Stadt einem heftigen Luftangriff ausgesetzt, bei dem Tausende von Einwohnern umkamen. Die Sowjettruppen erreichten den Dnjepr.

Anfang März verbreiterte sich die Front der Offensive der sowjetischen Truppen: die Truppen der Nordwestlichen Front traten zum Angriff gegen die 16. Deutsche Armee an. Innerhalb von acht Tagen wurde der sogenannte Brückenkopf von Demjansk beseitigt. Die Stadt Demjansk, die Rayonszentren Lytschkowo, Salutschje und 299 Ortschaften wurden befreit.

In der ersten Hälfte des Monats März wurden die Deutschen aus Rshew, Gshatsk, Sytschewka und Wjasma vertrieben. Die Frontlinie rückte von Moskau nach dem Westen zurück. Die Faschisten haben die altrussischen Städte Rshew und Wjasma völlig zerstört. An ihrer Stelle blieben nur Trümmerhaufen zurück.

Das hitlerische Oberkommando, das an verschiedenen Fronten, die oftmals Hunderte von Kilometern voneinander entfernt waren, Schlag auf Schlag hinnehmen musste, vermochte nicht festzustellen, woher die Hauptschläge kamen und wo es die Reserven zusammenziehen sollte. Hitler trieb seine Soldaten nach Woronesh, aber unterwegs wurden sie nach Welikije Luki umdirigiert. Soldaten, die nach Kotelnikowo eilten, fanden ihr Grab bei Woronesh. Allein während der drei Monate der Winteroffensive haben die Sowjettruppen 112 gegnerische Divisionen zerschlagen.

In den Kämpfen der Eindringlinge zeigten die Soldaten und Kommandeure der Roten Armee außergewöhnlichen Heroismus. An der ganzen Front und im ganzen Lande wurde die Heldentat des Soldaten des 254. Gardeschützenregiments Alexander Matwejewitsch Matrossow bekannt.

Am 23. Februar 1943, im entscheidenden Moment des Kampfes um das Dorf Tschernuschki an der Nordwestlichen Front, brach Matrossow, als das Feuer des feindlichen Maschinengewehrs den Angriff seiner Kompanie zum Stehen gebracht hatte, bis zum feindlichen Bunker vor und bedeckte mit seinem Körper die Schießscharte, aus der das gegnerische Maschinengewehr feuerte. Er opferte sich auf, um den Erfolg des Angriffs seiner Kompanie zu gewährleisten. Alexander Matrossow war erst 19 Jahre alt. Einige Stunden vor Beginn des Kampfes um das Dorf Tschernuschki sagte er auf einer Komsomolzenversammlung: „Wir werden den Befehl ausführen. Ich werde gegen die Deutschen kämpfen, solange meine Hände die Waffen halten können und solange mein Herz schlägt. Ich werde mit Todesverachtung für unser Land kämpfen.“ Er hat sein Wort gehalten. Ihm wurde nach dem Tode der Titel eines Helden der Sowjetunion zuerkannt. Durch den Befehl des Volkskommissars für die Landesverteidigung, J.W. Stalin, wurde dem 254. Gardeschützenregiment der Name „Alexander Matrossow“ verliehen. Matrossows Name wurde für ewig in die Listen der ersten Kompanie dieses Regiments eingetragen. Die Heldentat des Komsomolzen Matrossow zeigte abermals, welche Kraft sich seinerzeit im Sowjetvolke barg.

Die Hitlerleute erlitten schwere Niederlagen, leisteten aber erbitterten Widerstand. Sie unternahmen einen verzweifelten Versuch, die hereinbrechende Katastrophe von ihrer Armee abzuwenden. Ende Februar 1943 konzentrierte die deutsch-faschistische Führung an einem schmalen Frontabschnitt 25 Divisionen, darunter 12 Panzerdivisionen, und unternahm einen Gegenangriff im Raum Donezbecken-Charkow. Das Hitlerkommando versuchte für seine Niederlage bei Stalingrad mit der gleichen Münze heimzuzahlen und die Sowjettruppen bei Charkow einzuschließen. Die vorgeschobenen sowjetischen Verbände zogen sich auf Befehl des Sowjetkommandos rechtzeitig auf den Nördlichen Donez zurück. Charkow und Bjelogorod wurden geräumt. Der von Hitler ausgeheckte Plan misslang, und dem weiteren Vorrücken der deutschen Truppen wurde bald Einhalt geboten. In gleicher Weise scheiterte der Versuch einer deutschen Offensive im Raum von Orel.

Bis April 1943 hatte die Rote Armee die Winteroffensive auf einer 1500 km langen Front in glänzender Weise abgeschlossen. An einigen Frontabschnitten wurden die deutschen Truppen um 600-700 km zurückgeworfen. Ein riesiges Territorium von fast 1,5 Quadratkilometern war von den Faschisten gesäubert worden. Es wurden nicht nur alle Ergebnisse der Hitleroffensive des Jahres 1942 zunichte gemacht, sondern auch Gebiete befreit, die von den Deutschen bereits zu Beginn des Krieges erobert worden waren. Es begann die Massenvertreibung des Feindes aus dem Sowjetland.

Im Verlauf der Winterkämpfe hat die Rote Armee die besten Stammdivisionen des Gegners vernichtet. Allein an Gefallenen verloren die Deutschen 850 000 Mann, während über 343 000 Soldaten und Offiziere des Gegners gefangengenommen wurden. Eine gewaltige Anzahl von Panzern, Flugzeugen, Kanonen und Kraftwagen wurden vernichtet oder erbeutet.

Durch heldenmütige Anstrengungen der sowjetischen Streitkräfte und des gesamten Sowjetvolkes wurde der zunächst ungünstige Verlauf der Ereignisse in eine für das sowjetische Volk günstige Richtung gewendet. Wie ist es dazu gekommen?

Im Verlauf des Großen Vaterländischen Krieges war die Kampfkraft der Roten Armee gewachsen. Sie wurde zu einer erprobten Armee, d.h. Millionen sowjetischer Kämpfer hatten die meisterhafte Beherrschung der Waffen erlernt, die ihnen das Land lieferte. Zehntausende von Kommandeuren hatten gelernt, persönliche Kühnheit mit der Kunst zu vereinen, die Truppen auf dem Schlachtfeld zu führen. Die Rote Armee hatte es gelernt, den Feind unfehlbar zu schlagen unter Berücksichtigung seiner schwachen und starken Seiten, wie es die moderne Kriegswissenschaft fordert“ (Stalin).

Die militärischen Erfolge der Roten Armee stellten ferner das Ergebnis der gewaltigen Arbeit im Hinterland dar, die von dem gesamten Sowjetvolk unter der Führung der kommunistischen Partei geleistet wurde. Es wurde eine Rüstungswirtschaft organisiert, die immer mehr Waffen lieferte. In seinem Befehl vom 23. Februar 1943 schrieb Stalin: „Es handelt sich darum, dass das faschistische Deutschland seine Kräfte immer mehr erschöpft und schwächer wird, während die Sowjetunion ihre Reserven immer mehr entfaltet und stärker wird. Die Zeit arbeitet gegen das faschistische Deutschland.“

Die Veränderung der Lage an der sowjetisch-deutschen Front hatte eine enorme internationale Bedeutung. Die Fesselung der deutschen Hauptkräfte im Osten machte es den Alliierten möglich, große Landungsoperationen in Nordafrika durchzuführen und die italienisch-deutschen Truppen in Libyen und Tripolitanien zu schlagen. Die alliierten Truppen zerschlugen die feindlichen Kräfte im Raum von Tunis; im Mai 1943 wurden die italienisch-deutschen Truppen endgültig aus Afrika vertreiben. Die Versuche der Faschisten, Ägypten zu erobern und sich den Weg nach dem Osten, zum Suezkanal zu bahnen, waren gescheitert. Gleichzeitig verstärkte sie anglo-amerikanische Luftwaffe ihre Schläge gen die Rüstungszentren Deutschlands und Italiens.

„Somit ist der Schlag gegen den Feind vom Osten her, vonseiten der Roten Armee“, so betonte Stalin, „zum ersten Mal während des Krieges mit dem Schlag vom Westen her, vonseiten der Truppen unserer Verbündeten, zu einem einheitlichen, gemeinsamen Schlag verschmolzen. Alle diese Umstände zusammengenommen, habe die hitlerische Kriegsmaschine bis auf den Grund erschüttert, dem Weltkrieg einen anderen Verlauf gegeben und die notwendigen Voraussetzungen für den Sieg über Hitlerdeutschland geschaffen.“

3. Das Scheitern der Offensive bei Kursk

Dieser Sieg war jedoch noch zu erringen. Eine weitere Anspannung der Kräfte des sowjetischen Hinterlandes war notwendig; die Rote Armee musste noch weitere vernichtende Schläge gegen den Feind führen; die Alliierten mussten die Kampfhandlungen auf dem europäischen Kontinent eröffnen.

J.W. Stalin wies im Frühjahr 1943 das sowjetische Volk warnend darauf hin, dass das faschistische Deutschland zwar eine Krise durchmache, dass der Feind aber noch nicht besiegt sei; um ihn endgültig zu zerschlagen, müssten alle Kräfte des Volkes mobilisiert werden.

Im Frühjahr 1943 trat im Verlauf der Kampfhandlungen eine vorrübergehende Atempause ein. Sie dauerte etwa 100 Tage. IM Laufe dieser Zeit rüsteten sich beide Parteien zu dem entscheidenden Waffengang. Nur am Kuban entspannen sich erbitterte Kämpfe. Die Deutschen zogen hier etwa 2000 Flugzeuge zusammen und versuchten, mit deren Hilfe ihren Brückenkopf zu erweitern, stießen aber auf erbitterte Abwehr der sowjetischen Luftwaffe, die sich die Luftherrschaft erkämpft hatte. Die deutsche Luftwaffe erlitt hier riesige Verluste. Bei den Luftkämpfen an der Kubanfront zeichnete sich der hervorragende Jagdflieger Major A.I. Pokryschkin, heute (1947) Oberst und dreifacher Held der Sowjetunion, aus. Allein an der Kubanfront schoss er einige Duzende feindlicher Flugzeuge ab. Zusammen mit Pokryschkin kämpften die Helden der Sowjetunion Gebrüder Glinka und Retschkalow.

Der deutsche Versuch, die Luftherrschaft im Frontabschnitt Kursk zu erringen, war ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Die Deutschen verloren Hunderte von Flugzeugen, ohne irgend etwas zu erreichen.

Trotz der gewaltigen Verluste bereiteten sich die Deutschen fieberhaft zu einer neuen Großoffensive vor. Die militärische, wirtschaftliche und politische Lage des faschistischen Deutschlands hatte ich bis zum Sommer 1943 wesentlich verschlechtert. Trotz der 8 Millionen ausländischer Arbeiter verspürten die Industriebetriebe und insbesondere die Ruhrkohlengruben einen akuten Mangel an Arbeitskräften. Die ungarischen, rumänischen und anderen Hitlervasallen schickten bereits nicht mehr so gern wie früher Truppen, um die geschlagenen Armeen aufzufüllen. Mussolini forderte sogar eine verstärkte deutsche Hilfe, um Italien gegen die Alliierten zu verteidigen.

Um die Verluste seiner Armee aufzufüllen, verkündete Hitler Ende Januar 1943 eine neue „totale Mobilmachung“, die sich bis in den Sommer hinein erstreckte. Durch die „totale Mobilmachung“ wurden alle Männer von 16 bis 65 Jahren und alle Frauen von 17-45 Jahren erfasst. Tausende von Betrieben, Ämtern, Läden und Gaststätten wurden geschlossen. Die Mobilmachung erstreckte sich auch auf die Vasallen und auf die besetzten Länder. Das war eine durchgreifende Auskämmung des Hinterlandes, ein Zusammenraffen aller Reserven für eine neue Offensive gegen die Sowjetunion.

Durch diese Maßnahmen vermochte das hitlerische Oberkommando bis zum Sommer 1943 die Zahl seiner Divisionen auf 257 zu bringen, an Stelle der 240, die im Vorjahr an der sowjetisch-deutschen Front gekämpft hatten.

Die gesamte Industrie Europas arbeitete für die Bewaffnung der deutschen Armee. Es wurden schwere Tigerpanzer (T 6) und das Sturmgeschütz „Ferdinand“ herausgebracht.

Zu Beginn des Sommers 1943 hatte das Hitlerkommando die Vorbereitung zu einer neuen Sommeroffensive abgeschlossen. Es bezeichnete diese großtuerisch als eine Operation, die den Ausgang des Krieges entscheiden würde. Für ihre Offensive hatten sich die Deutschen den sogenannten Frontbogen von Kursk ausgewählt, der als Folge der Winteroffensive der Roten Armee entstanden war. Südlich des Bogens hielten die Deutschen die Stadt Bjelgorod in ihrem Besitz. Im Norden des Frontbogens von Kursk schloss sich der befestigte deutsche Aufmarschraum Orel-Brjansk an. Er stellte gleichsam einen Dolch dar, der mit seiner Spitze gegen Moskau gerichtet war: hier der Feind der sowjetischen Hauptstadt am nächsten.

Der Frontbogen von Kursk, der tief in die Frontlinie der Deutschen vorsprang, hatte auch für die Angriffsoperationen der Roten Armee eine außerordentlich große Bedeutung. Er bedrohte die Deutschen in Bjelgorod, Charkow und Orel. Von dem Frontbogen aus führte der bequemste Weg zum Mittelpunkt der Ukraine – nach Tschernigow, Poltawa und Kiew. Das sowjetische Oberkommando hatte die Bedeutung dieses Aufmarschraums für die zukünftigen Kämpfe richtig eingeschätzt und die notwendigen Maßnahmen zur Verteidigung dieser Frontabschnitte getroffen.

Die Deutschen rechneten darauf, durch einen Stoß von zwei Seiten – von Orel aus nach Süden und von Bjelgorod aus nach Norden- die im Frontbogen von Kursk konzentrierten Sowjettruppen einzukesseln und zu vernichten, um dann gegen Moskau vorzustoßen. Zur Durchführung dieses Planes zogen die Deutschen insgesamt 17 Panzer-, 3 motorisierte und 18 Infanteriedivisionen zusammen. Hier wurden von den Deutschen über 3000 Panzer, 6000 Geschütze und etwa 2000 Flugzeuge eingesetzt. Niemals und nirgends wurde soviel Kriegsmaterial auf einem so schmalen Frontabschnitt – in einer Breite von 40 km im Norden und von 80 km im Süden- eingesetzt.

Im Morgengrauen des 5. Juli 1943 traten die Deutschen zum Angriff an. Das war für die sowjetische Armee keine Überraschung. Das Sowjetkommando war über die deutschen Absichten rechtzeitig informiert. Im Raum des vermuteten deutschen Angriffes waren stärkere Kräfte der sowjetischen Artillerie, Infanterie, Panzer und Luftwaffe zusammengezogen. Indem es die Angaben der Aufklärung ausnutzte, gelang es dem sowjetischen Kommando, in einigen Abschnitten dem Gegner zuvorzukommen. Hier wurden die feindlichen Stellungen, noch bevor die Artillerievorbereitung der Deutschen begann, unter Geschützfeuer genommen, wodurch der Angriff um einige Stunden verzögert wurde.

Bald darauf entspannen sich der ganzen Frontlinie erbitterte Kämpfe.

An den Luftkämpfen über dem Frontvorsprung von Kursk nahmen von beiden Seiten Tausende von Flugzeugen teil.

Die deutschen Panzer griffen in Kolonnen an. An der Spitze rückten die „Tiger“ vor, an den Flanken die „Ferdinande“ und in der Mitte die leichteren Kampfwagen. Eine sowjetische mechanisierte Brigade, die ihre Panzer eingegraben hatte, fing am 6. Juli den Stoß von 220 Panzern auf, deren Operationen von massierten Luftangriffen unterstützt wurden. Eine sowjetische Schützendivision setzte in einem sechsstündigen Kampf 74 deutsche Panzer außer Gefecht.

Nach vier Tagen ununterbrochener Angriffe waren die Deutschen im nördlichen Abschnitt nur 10-12 km vorgerückt. Es war ihnen nicht gelungen, die sowjetische Front zu durchbrechen. Die Rote Armee schuf eine tiefgestaffelte Verteidigungsstellung, d.h. mehrere Verteidigungsgürtel. Das sowjetische Kommando warf neue starke Reserven in den Kampf. Die Artillerie vernichtete erfolgreich die durchgebrochenen „Tiger“ und „Ferdinande“. Die sowjetischen Panzerkräfte führten wirkungsvolle Gegenschläge gegen die Panzerverbände des Gegners durch.

Die ergebnislosen Angriffe zwangen das Hitlerkommando, seine Reserven zu verbrauchen. Nördlich von Kursk wurden die Deutschen in die Verteidigung gedrängt.

Mit einer noch größeren Erbitterung wurden die Kämpfe im Südabschnitt, längs der Landstraße Bjelgorod-Obojan, geführt. Allein am ersten Tag verloren die Deutschen hier 200 Panzer und 180 Flugzeuge. Alle Versuche der Deutschen, die Front bei Prochorowka zu durchbrechen, misslangen. Sie erlitten große Verluste an Menschen und Material, ihre Reserven gingen zur Neige. Die deutsche Führung wurde gezwungen, auch hier zur Defensive überzugehen. Gleich darauf führten die Sowjettruppen einen mächtigen Gegenschlag und hatten am 17. Juli in Richtung auf Orel und am 23. Juli in Richtung auf Bjelgorod die Ausgangslage wiederhergestellt. Der Pan der deutschen Offensive brach zusammen. Die sowjetische Verteidigung erwies sich als der deutschen Offensive überlegen. Am 24. Juli 1943 beglückwünschte der Oberste Befehlshaber die Truppen zu dem Fiasko der deutschen Sommeroffensive.

4. Die Sommeroffensive der Roten Armee

Auf dem Höhepunkt der Schlacht bei Kursk gingen die sowjetischen Truppen der Brjansker Front bei Flankenunterstützung anderer Fronten in den Morgenstunden des 12. Juli zum Angriff über, um den befestigten Aufmarschraum der Deutschen bei Orel zu beseitigen. Die sowjetischen Truppen durchbrachen die deutsche Verteidigung, an der über anderthalb Jahre gebaut worden war. Der Angriff gegen Orel wurde von drei Seiten aus geführt. Orel wurde vom Norden und Süden umgangen. Vom Westen rückten die Truppen des Generals Bagramjan vor, die den Deutschen den Weg nach Brjansk verlegten. Die Stadt wurde in die Zange genommen. In der Nacht zum 4. August begann der Sturm und am Abend des 5. August war Orel feindfrei.

Gleichzeitig mit der Oreloperation begann der Angriff gegen Bjelgorod. Das sowjetische Kommando führte den Schlag in zwei Fronten: vom Osten direkt gegen Bjelgorod und vom Nordwesten in Richtung Charkow. Am 3. August wurde die Front der deutschen Gruppe im Raum von Bjelgorod durchbrochen und die Stadt Bjelgorod am 5. August befreit. In einem Befehl des Obersten Befehlshabers wurde den Truppen der fünf angreifenden Fronten, die Orel und Bjelgorod befreiten, der Dank ausgesprochen. Am 5. August salutierte Moskau zum ersten Male den tapferen sowjetischen Truppen durch Artilleriesalven. Seitdem wurden die Siege der Roten Armee durch Artilleriesalven gefeiert.

Die Schlacht bei Kursk, Orel und Bjelgorod war der Beginn der wuchtigen Sommeroffensive der Roten Armee. In einem einzigen Monat der Kämpfe verloren die deutschen Truppen 120 000 Soldaten und Offiziere an Toten, über 4600 Panzer, über 1600 Geschütze und 11 000 Lastwagen. Die Rote Armee stellte vor der ganzen Welt ihre Fähigkeit unter Beweis, nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer anzugreifen. Das Märchen der faschistischen Lügner, dass die Angriffe der Roten Armee saisonbedingt seien, zerstob. Über die Bedeutung der von der Roten Armee gewonnenen Schlacht sagte Stalin: „War die Schlacht bei Stalingrad ein Vorbote des Untergangs der faschistischen deutschen Armee, so führte die Schlacht bei Kursk sie an den Rand der Katastrophe.“

Unter Ausnutzung des Erfolges bei Bjelgorod nahmen die Sowjettruppen die Befreiung von Charkow und des Donezbeckens in Angriff. Die Truppen der Woronesher Front unter dem Befehl von Armeegeneral Watutin rückten gegen Charkow vor und umgingen die Stadt vom Westen, während die Truppen der Steppenfront unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947) Marschall der Sowjetunion, Konjew vom Osten und Norden die Stadt angriffen. Charkow deckte den Weg zum Dnjepr und zum Donezbecken. Der Gegner war bestrebt, die Stadt um jeden Preis zu halten und zog hier große Reserven zusammen. Die sowjetischen Panzertruppen zerschlugen diese und durchschnitten die Eisenbahnlinie Charkow-Poltawa. Am 12. August war die zweite Hauptstadt der Ukraine von Hitlertruppen gesäubert.

Die Rote Armee führte die Sommeroffensive in verschiedenen Richtungen und richtete gegen den Feind vernichtende Schläge, die sich zu einer einzigen Offensive an der ganzen Front von Nord-Bjelorussland bis zur Taman-Halbinsel ausweiteten. Die Truppen der Steppenfront rückten unter Kämpfen gegen Poltawa vor und befreiten die Stadt einen Monat nach der Einnahme von Charkow.

Im Südosten bildeten die Stadt Taganrog sowie die beiden Flüsse Mius und Nördlicher Donez starke Verteidigungsstellungen der Deutschen. Diese hielten die Miusstellung für uneinnehmbar. Auch diese überaus starke deutsche Verteidigungslinie wurde Ende August durchbrochen. Die sowjetische Luftwaffe, die die angreifenden Truppen deckte und Breschen in die deutschen Stellungen schlug, spielte dabei eine bedeutende Rolle.

In die Bresche der Miusfront strömten Kubankosaken und Panzerverbände. Sie erschienen im tief im Rücken der deutschen Armeegruppe in Taganrog und schnitten ihr den Rückzugsweg längs der Küste ab. Der Versuch der Deutschen sich über das Meer zurückzuziehen, wurde durch die sowjetische Luftwaffe vereitelt. Am 30. August 1943 wurde Taganrog befreit. Die Sowjettruppen schlossen hier sechs Infanteriedivisionen sowie eine Luftwaffen-Felddivision und eine Panzerdivision ein und erschlugen sie. Allein an Toten verlor der Gegner 35 000 Mann. Der glänzende Sieg der sowjetischen Armee bei Taganrog bedrohte die gesamte feindlich Armeegruppe am Donez. Die Truppen der sowjetischen südlichen Front tauchten in ihrer Flanke auf. Gleichzeitig begannen die Truppen der Südlichen und Südwestlichen Front Anfang September den Kampf um die Befreiung des Donezbeckens. In dieser Schlacht zeigten die sowjetischen Truppen einen besonderen Angriffsschwung und große Beweglichkeit. Sie drangen tief in den Rücken des Gegners ein und umgingen geschickt alle Stützpunkte der feindlichen Verteidigung. Der Gegner befürchtete eine Einkesselung und zog sich zurück. Am 8. September 1943 wurde die Gebietshauptstadt Stalino eingenommen und damit die Hauptstütze des feindlichen Widerstandes gebrochen.

Das überaus wichtige, wenn auch durch die Hitlertruppen stark zerstörte Industrie- und Kohlenrevier wurde dem Sowjetland zurückerobert.

Bei der Offensive der Roten Armee im Sommer 1943 zeichneten sich im Süden die Matrosen der Asowschen Flottille aus. Sie nahmen an der Eroberung von Taganrog, Ossipenko und des bedeutenden Hüttenzentrums und Hafens Mariupol energisch teil.

Im Nordabschnitt der Offensive rechnete die deutsche Führung, die unter den Schlägen der Roten Armee in die Defensive gezwungen worden war, die Sowjettruppen an der Desna aufzuhalten, deren waldiges und sumpfiges Ufergelände für den Angriff große Schwierigkeiten bot.

Die Truppen der Zentralfront unter dem Befehl von Marshall der Sowjetunion Rokossowskij rückten unaufhaltsam vor, überschritten die Desna und setzten sich am 16. September in den Besitz der Stadt Nowgorod-Sewerskij. Das war die erste Bresche, die in die deutsche Verteidigungsstellung längs des Flusses geschlagen wurde. Am nächsten Tag überschritten die Truppen der Brjansker Front ebenfalls die Desna, aber bereits ihren Oberlauf. Sie führten ein Umgehungsmanöver durch, nahmen Brjansk und Beshiza ein und schlugen damit eine zweite Bresche in die deutsche Verteidigungsstellung längs der Desna.

Am 21 September nahmen Rokossowskijs Truppen Tschernigow ein. Der Oberste Befehlshaber beglückwünschte die Truppen zu diesem Sieg und schrieb: „…Der deutsche Plan, den Angriff unserer Truppen am Desnafluss aufzuhalten, darf als gescheitert betrachtet werden.“ Und in der Tat, nach der Befreiung von Tschernigow waren die Sowjettruppen in kaum einer Woche im Besitz des gesamten Laufs der Desna und rückten zum linken Dnjeprufer vor.

Ende August 1943 gingen die Truppen der Westlichen Front in Richtung Smolensk zum Angriff über. Das mit mächtigen Verteidigungsstellungen gespickte Vorfeld von Smolensk wurde von den Deutschen das „Tor von Smolensk“ genannt. Dieses „Tor“ ging bereits zu Beginn der Offensive der Roten Armee verloren. Am 25. September nahmen die sowjetischen Truppen Smolensk im Sturm, nachdem die den Dnjepr überquert hatten. Nur am Oberlauf des Dnjepr gelang es den Deutschen, einen kleinen Brückenkopf am linken Ufer, östlich Orscha und Shlobin bis zur Mündung des Soshflusses in der Dnjepr, zu behaupten.

Gleichzeitig wurde von den Sowjettruppen eine glänzende Operation im Süden durchgeführt, wo der von den Deutschen für eine längere Verteidigung ausgebaute Kubanbrückenkopf die weitere Entwicklung der Offensive der Roten Armee behinderte. Der deutsche Kubanbrückenkopf stellte eine Bedrohung für den Kaukasus dar, hinderte gleichzeitig die Sowjettruppen daran, die Krim über die Meerenge von Kertsch hinweg aus dem Osten anzugreifen und versperrte den sowjetischen Schiffen den Weg aus dem Schwarzen in das Asowsche Meer. Das sowjetische Kommando beschloss, diesen deutschen Dorn zu ziehen und die Okkupanten in Meer zu werfen. Der südliche Frontabschnitt verlief durch die Stadt Noworossijsk, die sich in den Händen der Deutschen befand. Die Hauptkampflinie zog sich über das Gelände der Zementwerke. Die sowjetische Artillerie hielt die Zemesskajabucht unter Feuer und machte es den Deutschen unmöglich, den Hafen von Noworossijsk zu benutzen. An der Küste der Zemesskajabucht, nördlich von Noworossijsk, behaupteten die Sowjettruppen einen kleinen Brückenkopf auf Myszchako, der von den Matrosen „Kleines Land“ genannt wurde. Dieser Brückenkopf wurde im Frühjahr 1943 durch ein kühnes Landungsunternehmen der Marineinfanterie, mit Major Cäsar Kunikow an der Spitze, erobert. Bei der Behauptung de sBrückenkopfes von Myszchako spielte die Schwarzmeerflotte die Hauptrolle.

Der Hauptschlag der Sowjettruppen war gegen Noworossijsk gerichtet. Der Plan für die Eroberung der Stadt und des Hafens war verwegen. Ein Landungstrupp sollte durch die Zemesskajabucht von See aus in die Stadt eindringen, während die Landstreitkräfte die deutsche Verteidigung zu Lande durchbrechen sollten.

Über 100 Schiffe nahmen an der Landungsoperation teil. Die Stärke des Landungstrupps betrug etwa 6000 Mann, die über 40 Geschütze, 105 Granatwerfer und 53 Maschinengewehre verfügten. Die Flotte wurde durch Luftwaffe (200 Flugzeuge) und Artillerie (200 Geschütze) unterstützt.

Der Hafen war durch die Deutschen stark befestigt. Die Einfahrt war durch Stahltrossen gesperrt. Nach einer Vorbereitung durch Artillerie und Luftwaffe brachen die Landungstruppen in der Nacht vom 9. Zum 10. September durch eine Feuerwand hindurch in den Hafen ein. Das war eine schwierige Operation. Als erster drang der Kutter unter dem Befehl des Kommunisten Leutnant Krylow in die Bucht ein. Die Truppen landeten an drei Stellen des Hafens, und es entspannen sich verlustreiche Kämpfe. Eine Handvoll der Gelandeten, die nur mit leichten Waffen ausgestattet waren, wies heldenmütig fünf Tage lang die zahllosen von Panzern unterstützten Angriffe des Gegners ab. Die Kämpfer gaben ihr Leben hin, um ihren Kameraden den Weg zu bahnen. In der Nacht zum 11. September gelang es, Verstärkungen in Höhe von 2600 Mann zu landen. Der Erfolg dieser Operation gab den Ausschlag.

Sowjetinfanterie im Angriff
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Einheiten der Schwarzmeerflotte
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die Landungstruppen fingen die ganze Wucht des Schlages der deutschen Garnison auf, bis die Infanterie und die Panzer des Generals Lesselidse in die Stadt eingedrungen waren.

Die Lage der Landungstruppen wurde leichter. Nach den schweren Kämpfen wurde der Gegner zerschlagen, und am 26. September war Noworossijsk völlig feindfrei. Die Sowjettruppen rückten in eine tote Stadt ein. Die Einwohner waren von den Deutschen aus der Stadt vertrieben und zurückgebliebene umgebracht worden.

Die Einnahme von Noworossijsk war der Auftakt zur Vernichtung der Gesamten deutschen Taman-Gruppe. Am 22. September wurde Anapa, am 27. September Temrjuk eingenommen. Einen Monat nach Beginn des Sturms auf Noworossijsk wurde die Zerschlagung der gesamten Taman-Gruppe des Feindes abgeschlossen.

5. Die Überquerung des Djepr

Die von dem Willen des Obersten Befehlshabers gelenkten Truppen der vier Fronten – der Zentral-, Woronesh-, Steppen- und Südwestfront-erreichten in der zweiten Hälfte des Monats September fast gleichzeitig des Dnjepr und besetzten den Mittellauf etwa 700 km des linken Ufers.

Es war bereits das vierte Wasserhindernis, das von den Sowjettruppen bei ihrer Sommeroffensive zu überwinden war. Der Dnjepr ist in seinem Mittel- und Unterlauf 500 bis 600 m breit. Der Gegner sprengte alle Brücken und vernichtete alle Fähren. Er hielt das gut befestigte rechte Steilufer besetzt. Die deutsche Luftwaffe schwebte ständig über den Sowjettruppen. Die Nazis versuchten ihre Soldaten davon zu überzeugen, dass ihr Rückzug auf das andere Dnjeprufer die Folge einer planmäßigen Absetzbewegung zur Verkürzung der Frontlinie sei. „Die Ostfront ist jetzt fester den je“, versicherte der faschistische Rundfunk Anfang Oktober, „die deutschen Truppen haben, wie vorgesehen, die entsprechenden Stellungen auf dem Westufer des Dnjepr bezogen, wobei sie nur geringe Verluste erlitten haben.“ Die deutschen Soldaten hofften, dass ihnen endlich eine Ruhepause gegönnt würde. Aber nicht nur die deutschen Soldaten, sondern auch viele ihrer Offiziere und Generale fühlten sich in Sicherheit, als zwischen den sowjetischen und deutschen Truppen der wasserreiche Dnjepr lag. Hitler forderte von den Generalen, die Dnjeprlinie um jeden Preis zu halten.

Die deutschen Offiziere und Generale kamen gar nicht auf die Idee, dass die Rote Armee den Versuch machen würde, ohne Pontons den Fluss zu überqueren. Die Sowjettruppen warteten jedoch das Eintreffen der Pontons gar nicht erst ab und begannen, unerwartet für den Gegner, mit Hilfsmitteln, d.h. mit allem, was sie gerade bei der Hand hatten, überzusetzen. Gerade durch diese Verwegenheit, die sich mit der alten Kriegswissenschaft nicht in Einklang bringen ließ, wurden Brückenköpfe an drei Stellen: nördlich von Kiew, südlich von Perejaslawl und südöstlich von Krementschug geschaffen.

Das Übersetzen des mechanisierten Korps von General Korschagin, heute (1947) Held der Sowjetunion, ging so vor sich: In der Nacht zum 24. September begann das Übersetzen eines Motorschützenbataillons unter dem Kommando von Oberleutnant Moskwin. Als erstes Boot stieß das des Sergeanten Waliulin vom Ufer ab. Eine Gruppe von 45 Mann landete trotz gegnerischen Feuers und wurde sofort in einen Kampf verwickelt. Im Laufe der Nacht wurde das ganze Bataillon mit einer Pak, zwei Panzerbüchsen, einem schweren Maschinengewehr und zwei leichten Maschinengewehren übergesetzt. Mit diesen Waffen erkämpfte das Bataillon einen Uferstreifen von 200 m Länge. Verstärkung kam erst in der Nacht.

Als das ganze Korps übergesetzt war, hielt es zunächst einen Streifen von 4-5 km Länge und 1,5 km Tiefe besetzt, vermochte aber den Brückenkopf im Laufe der Kämpfe zu erweitern.

Die Lage der kleinen Abteilungen und Verbände der Sowjettruppen auf dem rechten Dnjeprufer war schwierig. Die Deutschen fielen über sie her. Die eroberten Fleckchen Boden mussten um jeden Preis gehalten und Verstärkungen abgewartet werden, um weiter vorzurücken. Von der motorisierten Brigade unter dem Befehl von Oberst Artamonow überquerte zunächst eine Gruppe von 37 Mann den Dnjepr; am nächsten Tag traf Verstärkung ein, und die Gruppe bestand bereits aus 180 Mann; auch 82-mm-Granatwerfer wurden hinübergeschafft. Einen Tag später brachte man drei Geschütze und zwei Panzer hinüber. Erst danach gelang es, einen Übersetzverkehr einzurichten und die ganze Brigade überzusetzen. Nach einigen Tagen wurde auf dem gleichen Wege fast eine ganze Armee auf das andere Dnjeprufer übergesetzt.

Der Heldenmut der sowjetischen Krieger, ihre Standhaftigkeit und Zähigkeit in der Abwehr, sowie die Kriegskunst der sowjetischen Offiziere und Generale trugen den Sieg davon. Die sowjetischen Brückenköpfe am rechten Dnjeprufer wurden erweitert. Am 29. September wurde Krementschug genommen. Am 19. Oktober durchbrachen die Truppen der 2. Ukrainischen Front, nachdem sie Panzerkräfte und Artillerie nachgezogen hatten, die deutsche Verteidigung und besetzten die Station Pjatichatka, erweiterten darauf den Brückenkopf am rechten Ufer beträchtlich, erschienen tief im Rücken der ganzen gegnerischen Armeegruppe im Raum von Dnjepropetrowsk und nahmen die Stadt Dnjepropetrowsk ein.

Bei der Überquerung des Dnjepr taten sich Zehntausende sowjetischer Krieger – Soldaten, Sergeanten, Offiziere und Generale – hervor und wurden von der Regierung durch Orden ausgezeichnet. Fast 2000 Mann, die den Tapferen voranschritten, die als erste den breiten Dnjepr überquerten und dem Feind Gelände auf dem rechten Ufer entrissen, die durch ihr persönliches Beispiel, ihren Mut und ihre Kriegskunst den Sieg gewährleistet hatten, wurden des hohen Titels „Held der Sowjetunion“ für würdig befunden.

6. Niederlage im Vorfeld der Krim

Während am Mittellauf des Dnepr die Kämpfe um seine Überquerung in Gange waren, versuchten die Deutschen weiter südlich den Angriff der Roten Armee an der Stellung Molotschnajafluß-Melitopol zu halten. Hier hatten sie außerordentlich starke Verteidigungsanlagen, die sich vom Dneprbogen bei Saporoshje bis zum Asowschen Meer erstreckten, geschaffen und eine gewaltige Menge Kriegsmaterial zusammengezogen. Die Verteidigungsstellung längs des Molotschnajaflusses war noch stärker als die Miusstellung. Die deutschen Truppen erhielten den Befehl, bis zum letzten Soldaten zu kämpfen.

Die Nazis warfen alle ihre Reserven in den Kampf. Von der Krim zogen sie ihre Truppen heran. Die deutsche Luftwaffe flog je 1000 Feindeinsätze täglich. Die sowjetischen Flieger unter dem Befehl des Helden der Sowjetunion Generaloberst der Luftwaffe Chrjukin bekämpften diese erfolgreich. Nach der Überwindung des erbitterten feindlichen Widerstandes drangen die sowjetischen Truppen des Generals Kreiser am 13. Oktober in Melitpol ein. Zehn Tage lang dauerten die Straßenkämpfe an, bei denen nicht nur um jedes Haus, sondern auch um jedes Stockwerk gekämpft wurde.

Am 23. Oktober 1943 war die Stadt Melitopol nach erbitterten Kämpfen feindfrei. Der Gegner hatte eine überaus wichtige strategische Verteidigungsstellung im Vorfeld der Krim und des Dnjeprunterlaufs verloren. Die Einnahme von Melitopol wurde dadurch beschleunigt, dass sowjetische Panzer- und Kavallerieverbände südlich der Stadt in den Rücken des Gegners durchgebrochen waren und dass am 14. Oktober die Stadt Saporoshje befreit wurde. Die Einnahme von Saporishje sicherte die rechte Flanke der 4. Ukrainischen Front und nahm den Deutschen die Möglichkeit, die auf Melitopol vorrückenden Truppen in der Flanke anzugreifen.

Nachdem sie bei Melitopol einen Sieg errungen hatten, wandten sich die Sowjettruppen nach dem Süden – zur Landenge von Perekop und nach dem Westen – zum Dnjepr. In wenigen Tagen rückten sie um 150 km vor und brachten unterwegs reiche Beute an Kriegsmaterial ein. Panzertruppen und Kosakenverbände stießen das Tor zur Krim auf, brachten die Landenge von Perekop sowie einen Teil des Türkischen Walls in ihren Besitz und erschienen vor Armjansk. Die Rückzugswege der deutschen Truppen aus der Krim waren durchschnitten und die feindliche Kräftegruppe auf der Krim von ihrer südlichen Gruppe am rechten Dnjeprufer isoliert. Die sowjetischen Infanteristen überquerten den Siwasch. Gleichzeitig trieben die Gardisten des Generals Sacharow den Gegner nach dem Westen, rückten zum Dnjepr vor und nahmen Kachowka.

Der Unterlauf des Dnjepr war bis auf den Brückenkopf von Nikopol vom Gegner gesäubert. Die feindlichen Truppen auf der Krim waren abgeschnitten und konnten nur auf dem See- oder Luftwege versorgt werden.

Der Organisator des Durchbruchs der deutschen Stellung südlich von Melitopol war Marschall der Sowjetunion Wassilewskij, der Vertreter des Hauptquartiers bei der 4. Ukrainischen Front. General Wassiljew, der sich bei der Durchführung dieser Operation am meisten ausgezeichnet hatte, erhielt den Titel „Held der Sowjetunion“.

7. Die Befreiung von Kiew

Im Oktober 1943 trat der Kampf um den Dnjepr in ein neues Stadium ein. Im Brennpunkt der Kämpfe stand die Hauptstadt der Ukraine, Kiew.

Ein Frontalangriff gegen die Stadt vom Osten her wäre überaus schwierig gewesen. Ein solcher Angriff hätte viele Opfer gekostet. Nachdem eine Reihe von Ortschaften, die Kiew vom Osten deckten, genommen worden war, bereitete das sowjetische Kommando den Hauptschlag vom Norden her vor. Anfang November 1943 traten die Truppen der 1. Ukrainischen Front unter Befehl des Generals Watutin zum Kampf um die Stadt Kiew an. Gleichzeitig drang ein größerer Panzerverband des Generals Rybalko längs des Flusses Irpen vor, um Kiew zu umgehen. Das Vorrücken der Panzerverbände war so ungestüm, dass die Deutschen nicht einmal die Brücken über den Fluss sprengen konnten. Nachdem sie einige deutsche Divisionen zerschlagen hatten, tauchten die sowjetischen Panzer im Rücken von Kiew auf. Nördlich von Kiew operierten erfolgreich die Panzerverbände des Generals Krawtschenko. Am 5. November wurden alle wichtigen Eisenbahnlinien und Ausfallstraßen von Kiew durchschnitten. Der Gegner konnte sich nur in südlicher Richtung zurückziehen. Die Lage der deutschen Truppen wurde hoffnungslos. Am Stadtrand wurde gekämpft.

In der Nacht vom 5. Zum 6. November steckten die Deutschen die Stadt in Brand, sprengten und vernichteten die großen Gebäude. Der Feuerschein der Brände war bereits von weitem zu sehen. Die Ausfallstraßen waren mit vernichtetem Material des Gegners sowie mit Tausenden von Leichen seiner Soldaten und Offiziere übersät. Im Morgengrauen des 6. November 1943 wurde Kiew gestürmt. Unter Zurücklassung des Kriegsmaterials strömten die zerschlagenen deutschen Verbände längs des Dnjepr nach dem Süden.

Zusammen mit den Truppen der Generale Moskalenko und Tschernjachowskij, den Panzermännern der Generale Rybalko und Krawtschenko zeichnete sich bei diesen Kämpfen die tschechoslowakische Brigade aus, die mit dem Suworow-Orden ausgezeichnet wurde.

Während der Festsitzung des Moskauer Sowjets anlässlich des 26. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution wurde in Moskau für die heldenmütigen Truppen, die Befreier von Kiew, Salut geschossen.

Die Bedeutung der Kiewer Operation, bei der das Kommando der Front ein kühnes Umgehungsmanöver durchführte, war äußerst groß. „Mit der Einnahme von Kiew wurde durch unsere Truppen ein überaus wichtiger und günstiger Brückenkopf am rechten Dnjeprufer gewonnen, der für die Vertreibung der Deutschen aus der Ukraine rechts des Dnepr von großer Bedeutung ist“, so hieß es im Befehl des Obersten Befehlshabers.

Der Sommerfeldzug der Roten Armee im Jahre 1943 wurde von glänzenden Siegen gekrönt.

8. Die Angriffspläne in der Ukraine rechts des Dnjepr  und in Bjelorussland

Nach der Einnahme von Kiew begannen die Truppen der 1. Ukrainischen Front unverzüglich eine neu grandiose Schlacht um die Säuberung der Ukraine rechts des Dnjepr. Der Angriff wurde in Richtung Shitomir im Süden und Korosten im Nordwesten geführt. Eine Woche nach der Befreiung von Kiew wurde Shitomir und einige Tage später Korosten und Owrutsch genommen. Die letztere Stadt wurde von den Partisanen besetzt: diese durchschnitten die Eisenbahnlinie Owrutsch-Korosten, überfielen die Stadt und warfen die feindliche Garnison hinaus.

Im Laufe einer Woche waren die Truppen von Kiew aus weitere 120-130 km nach Westen vorgerückt.

Nach der Einnahme von Kiew waren einige Tage vergangen, und der Kiewer Brückenkopf war von den Truppen der 1. Ukrainischen Front bis zu 400 km in die Breite und 130 km in die Tiefe erweitert worden. Der Durchbruch der Sowjettruppen in Richtung Shitomir war für die Deutschen besonders gefährlich, da ihre gesamte Heeresgruppe rechts des Dnjepr bedroht wurde. Die Deutschen beschlossen, die Situation durch einen Gegenangriff zu retten und führten ihn Mitte November von Fastow und Korosten aus, wobei sie versuchten, die Truppen der 1. Ukrainischen Front an den Flanken zu fassen, zu vernichten und Kiew zurückzuerobern. Bei der Offensive wurden von den Deutschen starke Panzer- und Infanteriekräfte, „Tiger“ und „Panter“ eingesetzt.

Die Sowjettruppen fingen den feindlichen Ansturm tapfer auf. Die Artilleristen rissen große Lücken in die anstürmenden Panzerkolonnen der Deutschen. Eine einzige Batterie setzte an einem Tag 11 Panzer und 28 Panzerwagen außer Gefecht.

Das Hitlerkommando erreichte das gesteckte Ziel nicht. Nach 40tägigen erbitterten Angriffskämpfen waren die deutschen Truppen nicht mehr als 60 km vorgerückt. Auf Befehl des Kommandos gaben die Sowjettruppen Shitomir und Korosten vorübergehend auf. Nachdem es sein Material und seine Menschen verbraucht hatte, war das Hitlerkommando gezwungen, den Angriff einzustellen.

Um den deutschen Ansturm auf Kiew zu stoppen und neue Brückenköpfe für ihre Offensive zu schaffen, führte die Rote Armee während dieser Verteidigungskämpfe nördlich und südlich der deutschen Angriffsfront zwei starke Stöße gegen die Deutschen.

Nördlich des Frontabschnittes, an dem die Hitlertruppen angriffen, nahmen die Truppen der Bjelorussichen Front auf dem rechten Dnjeprufer die Stadt Retschiza ein und befreiten gleich darauf Gomel (26. November), die zweitgrößte bjelorussische Stadt. Damit wurde die Befreiung Sowjet-Bjelorusslands begonnen. Im Dezember 1943 traten die Sowjettruppen auch in Richtung Witebsk zum Angriff an. Am 1. Januar 1944, am 25. Jahrestag der Errichtung der Sowjetmacht in Bjelosrussland, schrieben das ZK der KPdSU (B) und der Rat der Volkskommissare der UdSSR in ihrer Begrüßungsbotschaft an die Werktätigen Bjelorusslands: „Die Zeit ist nicht mehr fern, da die Rote Armee die Säuberung Sowjet-Bjelorusslands vom Feind vollenden und das bjelorussische Volk aus der deutschen Sklaverei befreien wird.“

Am 14. Januar befreiten die Sowjettruppen die bjelorussische Gebietshauptstadt Mosyr und den Eisenbahnknotenpunkt Kalinkowitschi. Die faschistischen Eindringlinge waren bereits aus einem bedeutenden Teil Bjelorusslands verjagt.

Südlich des Frontabschnitts, an dem die Deutschen ihren Gegenstoß führten, zerschlugen die Truppen der 2. Ukrainischen Front eine größere deutsche Kräftegruppe in der Nähe der Eisenbahnstation Snamenka. In ungestümem Tempo griffen die Sowjettruppen in Richtung Kirowograd an. Mitte Dezember war Tscherkassy befreit. Dadurch wurde auf dem rechten Dnjeprufer ein Brückenkopf erkämpft, der sich über 300 km von Tscherkassy bis Saporoshje erstreckte.

Auf diese Weise hatten die Deutschen im Raum von Kiew nichts gewonnen, wohl aber sowohl in Bjelorussland als auch in der Ukraine eine Schlappe erlitten.

Aber auch im Kiewer Frontabschnitt wurde den Deutschen keine Ruhegegönnt. Nachdem sie die feindlichen Angriffe zurückgewiesen und den Gegner stark mitgenommen hatten, gingen die Sowjettruppen zum Gegenangriff über und durchbrachen die feindliche Front. Im Laufe von sechs Tagen wurde der Durchbruch bis auf 300 km erweitert. 8 deutsche Panzer- und 14 Infanteriedivisionen wurden zerschlagen.

Am 31. Dezember 1943 wurde Shitomir wieder eingenommen, Anfang Januar 1944 die Städte Nowograd-Wolysnk, Bjelaja Zerkow, Berditschew und Sarny. Südlich von Polessje wurde ein tiefer Keil in die deutsche Front getrieben.

9. Die Hilfe der Partisanen für die Rote Armee

Bei der Offensive leistete die Partisanenbewegung, genauso wie bisher, der sowjetischen Armee eine große Hilfe.

Die Zahl der Partisanen in der Ukraine, in Bjelorussland, in den Gebieten von Smolensk, Orel und in anderen von den Deutschen besetzten Gebieten hatte sich bis zum Jahre 1943 vervielfacht. Die Partisanen zogen die Massen der Bevölkerung, die unter dem Joch der faschistischen Eindringlinge ächzten, zum aktiven Befreiungskampf heran. Die Organisation der Partisanenbewegung wurde besser: die kleinen Abteilungen schlossen sich zu größeren zusammen, und auf dieser Grundlage wurden Partisanenbrigaden geschaffen, die von kriegserprobten Kommandeuren geführt wurden. Die Partisanenabteilungen operierten schickt in der Nähe der Großstädte und auf dem flachen Land und unterbrachen für längere Zeit den Verkehr auf den wichtigen Straßen und Eisenbahnstrecken.

Sowohl in Bjelorussland auch im Bezirk von Brjansk und bei Leningrad (heute St. Petersburg) gab es „Partisanengebiete“, die Dutzende und Hunderte von Ortschaften umfassten. Im Rücken der Deutschen waren Organe der Sowjetmacht tätig, wurden Partisanenzeitungen herausgegeben. Die Bevölkerung war bestrebt, die Sowjetregierung in ihren Kampf gegen die Okkupanten auf jede Weise zu unterstützen. Mit Hilfe der Partisanen brachte die Bevölkerung des Orelgebietes 29 Millionen Rubel auf und stiftete sie für die Ausrüstung einer Panzerkolonne.

Einige Monate vor Beginn der deutschen Offensive im Raum Orel-Kursk erließ das deutsche Kommando den Befehl, die Wälder „durchzukämmen“, um den Rücken zu sichern. Es wurden zahlreiche Strafexpeditionen mit Panzern ausgesandt, denen es jedoch nicht gelang, die Tätigkeit der Partisanen lahmzulegen. Als die sowjetische Offensive begann, vernichteten die Partisanen innerhalb von sechs Tagen 9 Transportzüge, 8 Lokomotiven, 228 Waggons, 29 Kraftwagen des Gegners und fügten ihm beträchtliche Verluste an Menschen bei.

In der von den Eindringlingen befreiten Stadt Orel wurde eine Kundgebung und Parade der Partisanen veranstaltet. In den Kolonnen der Volksrächer, die an der Tribüne vorbeidefilierten, waren sieben „Helden der Sowjetunion“, 1677 Orden- und Medaillenträger sowie 1516 Träger der Medaille „Dem Partisan des Vaterländischen Krieges“.

Unter den Kommandeuren der Partisanenabteilungen ragte der Held der Sowjetunion Filipp Strelez durch seine Unerschrockenheit und Erfahrung hervor. Nach dem Tode von Streletz wurde eine der Abteilungen nach ihm benannt. Im Gebiet von Brjansk war der Organisator der Partisanenbewegung, der Kommunist Krawzow, allgemein bekannt. Nach dem Heldentod von Krawzow wurde die Partisanenbrigade unter dem Befehl des Helden der Sowjetunion Michail Duka nach ihm benannt.

Die bjelorussische Partisanenarmee zählte im Jahre 1943 über 300 000 Mann. In den Tagen der Offensive der Roten Armee erleichterten die Partisanen ihr Vorrücken, indem sie im feindlichen Hinterland zehntausende von Kilometern von Gleiswegen außer Betrieb setzten und damit die zurückweichenden deutschen Verbände der Verkehrsmittel beraubten. Im Gebiet von Baranowitschi sprengten die Partisanen in zwei Nächten 11 000 Schienen und setzten vier Eisenbahnstrecken außer Betrieb.

Eine unschätzbare Hilfe leisteten die Partisanen den Sowjettruppen bei der Überquerung von Wasserläufen. Eine der Abteilungen eroberte im Einvernehmen mit dem Kommando der Roten Armee einen Stützpunkt am rechten Desna-Ufer und organisierte mit Hilfe der für diesen Zweck vorbereiteten Boote und Flöße den Übersetzverkehr für die Truppen.

Mit Hilfe der Partisanen und der Örtlichen Bevölkerung gelang es den Truppen des Generals Tschernjachowskij, sich überraschend für den Feind über den Dnjepr zu setzen. Im Laufe einer Nacht wurde die ganze Division auf das rechte Ufer gebracht, die bereits bis zum Morgen einen Brückenkopf bis zu 30 km besetzte. Einige Truppenteile rückten zum Dnjepr mit Flussfahrzeugen vor, die von der örtlichen Bevölkerung mit Ochsen und Pferden befördert wurden. Andere Partisanenabteilungen halfen bei der Überquerung des Dnjepr bei Perejaslawl.

Die Partisanen eroberten bei den Deutschen wichtige strategische Punkte und hielten diese bis zum Heranrücken der angreifenden sowjetischen Verbände. Die Partisanenabteilung, die den Namen Woroschilows trug und im Raum von Wilejka operierte, umzingelte die starke Garnison eines deutschen Stützpunktes. Die herangeeilten regulären Truppenteile vernichteten den feindlichen Stützpunkt.

Die Partisanen retteten die sowjetische Zivilbevölkerung vor dem Schrecken der Sklaverei und vor Ausrottung, entrissen den Hitlerleuten Sowjetmenschen, die nach Deutschland getrieben wurden, befreiten Häftlinge und gaben den Beraubten ihr Eigentum wieder.

Der Partisanenverband des Helden der Sowjetunion Naumow befreite bei einem Streifzug durch das Hinterland der deutschen Front 2000 Zivilisten aus der faschistischen Sklaverei und gab der Bevölkerung 1 Million Pud Getreide wieder. Die Partisanen des Orelgebietes entrissen den Deutschen 30 000 Zivilisten, die von den Nazis in die Sklaverei nach Deutschland getrieben wurden.

Anfang 1943 wurde 25 besonders verdienten Partisanen der Titel eines „Helden der Sowjetunion“ zuerkannt. Im Laufe des Jahres wurden über 40 Personen, darunter den heldenmütigen Partisanen Bjelorusslands, der Ukraine und des Leningrader (heute St. Petersburger) Gebietes, die gleiche Auszeichnung zuteil. Vielen Partisanenführern wurde der Generalsrang zuerkannt, so z.B.: M. Duka, A. Fjodorow, Kowpak, Naumow, Tschernyschow und anderen.

Den hervorragenden Volkshelden, Organisatoren und Führern der Partisanenbewegung in der Ukraine, S.A. Kowpak und A.F. Fjodorow, wurde der Titel eines „Helden der Sowjetunion“ zweimal zuerkannt.

Zu der Zeit, da die Deutschen ihre Offensive auf Kursk vorbereiteten, wurde das deutsche Kommando plötzlich alarmiert: in der Westukraine tauchte ein kampfstarker Verband ukrainischer Partisanen unter dem Befehl von S.A. Kowpak auf.

Die Partisanenführer S.A. KOWPAK (rechts) und P. WERSCHIGORA (links)
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Kowpak war Teilnehmer des ersten Weltkrieges gewesen. Den ganzen Bürgerkrieg hatte er an den Fronten verbracht. Vor dem Einrücken der Deutschen war er Vorsitzender des Sowjets in dem kleinen ukrainischen Städtchen Putiwl. Im September 1941 nahm Kowpak mit einer Handvoll Patrioten die Partisanentätigkeit auf. Es waren ihrer etwa 40 Mann. Ihnen schloss sich S.W. Rudnew mit einer Gruppe von 20 Mann an und wurde Kommissar der Abteilung. Die anfangs 60 Mann zählende Kowpak-Abteilung wuchs zu einer mächtigen Kraft an. Im Jahre 1942 weilte Kowpak zusammen mit anderen Partisanenkommandeuren zum Empfang bei Stalin in Moskau. Dort wurde die Idee eines Streifzuges durch die Ukraine rechts des Dnjepr vorgebracht. Im Juni 1943 unternahm Kowpaks Verband sienen verwegenen Streifzug, dessen Ziel darin bestand, das Volk zum Kampf gegen die faschistischen Eindringlinge sich erheben zu lassen und einen Schlag gegen die feindlichen Nachschublinien zu führen. Kowpaks Verband durchquerte ein Gebiet nach dem anderen. Die Kunde von den Partisanen flog durch die ganze Ukraine und durch Polen. Während der Schlacht um Kursk setzten die Partisanen die Haupteisenbahnlinie, über die deutsche Reserven nach dem Osten rollten- Lwow-Tarnopol-Proskurow-Shmerinka-, außer Betrieb und zwangen die Deutschen, ihre Züge über rumänien und Odessa zu leiten. Die Partisanen vernichteten einige Eisenbahnstationen, 41 Erdölbohrtürme, 13 Erdöllager und 3 Erdölraffinerien. In den Karpaten führten die Kowpak-Abteilungen einen Vernichtungskrieg. Die Deutschen setzten Truppen aus Galizien und Ungarn gegen die Partisanen ein. Die Partisanenabteilungen durchbrachen den Ring und kehrten in die Ukraine zurück. Während dieses heroischen Streifzuges fiel der Kommissar der Abteilung, Held der Sowjetunion S. W. Rudnew. Auf dem Rückweg aus den Karpaten durchschnitten die Partisanen die Strecke Sarny-Korosten, eroberten die Eisenbahnstation Olewsk und hielten sie drei Wochen, bis reguläre Sowjettruppen herangerückt waren. Der Karpatenstreifzug Kowpaks war eine der glänzendsten Operationen der sowjetischen Partisanen.

Eine Partisanenabteilung im Raum von Kiew. März 1943
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Einen genauso kühnen Streifzug unternahm der Held der Sowjetunion A.F. Fjodorow. Sein Verband marschierte von Tscherigow bis Brest-Litowsk. Während des Streifzugs wurden etwa 700 deutsche Transportzüge vernichtet sowie Dutzende von Eisenbahnbrücken gesprengt. Die Nachschubwege der Deutschen im Gebiet von Brest, Rowno, Kiew und Minsk wurden zerstört. Die sowjetischen Partisanen zwangen die Deutschen, ihre Transporte auf Umwegen über die Tschechoslowakei und Rumänien zu leiten.

Die Partisanenabteilungen entwickelten sich zu einer für die Okkupanten bedrohlichen Macht.

10. Die weitere Festigung der Anti-Hitler-Koalition

Die Erfolge der Roten Armee bei Stalingrad sowie die Erfolge der Sommeroffensive 1943 hatten den gesamten weiteren Verlauf des Weltkrieges geändert und große internationale Bedeutung erworben. Die Rote Armee, die auch weiterhin die Hauptkräfte Deutschlands fesselte, hat diese bereits gründlich geschwächt. Die Alliierten verstanden es, diese Situation auszunutzen. Nachdem sie im Mai 1943 die italienisch-deutschen Truppen in Tunis geschlagen und ganz Afrika gesäubert hatten, trugen sie den Krieg auf italienischen Boden. Am 10. Juli, während der Schlacht um Kursk, landeten alliierte Streitkräfte im Süden von Sizilien, das bald darauf völlig gesäubert wurde. Anfang September eroberten die alliierten Truppen Süditalien und später Neapel. Das faschistische Italien erlitt einen militärischen und politischen Zusammenbruch. Die italienische Regierung des Marshalls Badoglio kapitulierte Anfang September 1943 bedingungslos. Die italienische Kriegsflotte und Luftwaffe wurden an die Alliierten ausgeliefert. Die italienischen Häfen und Flugplätze wurden für den Kampf gegen die deutschen Truppen benutzt.

Unter dem Druck der Volksmassen erklärte die italienische Regierung am 13. Oktober 1943 Deutschland den Krieg. Auf diese Weise verlor Deutschland seinen Hauptverbündeten in Europa. Das war ein schwerer Schlag gegen die Hitlerkoalition. In den besetzten Ländern, besonders in Frankreich und auf dem Balkan, verstärkte sich die Befreiungsbewegung. In Jugoslawien wurde im Dezember 1943 das Nationale Befreiungskomitee mit dem Marschall Jugoslawiens Josip Broz-Tito an der Spitze gebildet.

Die Säuberung Afrikas von den italienisch-deutschen Truppen und ihren Helfershelfern, den Truppen der faschistischen Vichy-Regierung, verstärke die Position des französischen Komitees für die Nationale Befreiung.

Durch die Siege der Roten Armee und die Politik der Sowjetunion war deren Autorität in den Augen der ganzen Welt unermesslich gestiegen. Das kam dem Wunsch einer Reihe von Staaten zum Ausdruck, die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion wieder aufzunehmen. In seiner Glückwunschbotschaft an M.I. Kalinin zum 26. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution brachte der USA-Präsident Roosevelt die allgemeine Begeisterung und Bewunderung für die Sowjetunion zum Ausdruck. Er schrieb: „Der Roten Armee und dem Volk der Sowjetunion gebühren Ehre und Ruhm für ewig. Sie schrieben in die Geschichte des Kampfes gegen die Tyrannei und die Unterdrückung unvergängliche Blätter. Ihr Vorbild und ihr Opfergeist beflügeln alle Kräfte, die im gemeinsamen Kampf um den Sieg vereint sind.“

Die Sowjetunion erwies den slawischen Brudervölkern- den Tschechoslowaken, Polen und Jugoslawen- bei der Organisation von Streitkräften für den Kampf gegen Hitlerdeutschland große materielle Hilfe. Die Sowjetregierung stellte der Tschechoslowakischen Republik Geldmittel und Kriegsmaterial zur Verfügung, mit deren Hilfe auf dem Territorium der UdSSR eine tschechoslowakische Brigade geschaffen, eingekleidet und mit sowjetischen Waffen ausgerüstet wurde. Schulter an Schulter mit den Sowjettruppen kämpfte sie tapfer an den Fronten des Großen Vaterländischen Krieges. Die Brigade wurde später zu einem Korps erweitert und bildete die Grundlage der Streitkräfte der tschechoslowakischen Regierung.

Im Dezember 1943 wurde ein Vertrag über Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Nachkriegszusammenarbeit zwischen der UdSSR und der Tschechoslowakischen Republik unterzeichnet. Der Vertrag wurde für eine Frist von 20 Jahren abgeschlossen. Er schuf die Grundlage einer dauernden freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern.

Anders entwickelten sich während der ersten Kriegsetappe die Beziehungen zur polnischen Emigrantenregierung. Die polnische Regierung, die mit Hilfe der Sowjetregierung auf sowjetischem Territorium eine 75 000 Mann starke Armee aufgestellt hatte, verletzte ihr Abkommen mit der Sowjetunion und brachte diese Armee, statt sie im gemeinsamen Kampf gegen die Deutschen einzusetzen, im Jahre 1942 nach Iran. Späterhin ist die feindselige Tätigkeit der polnischen Emigrantenclique gegen die Sowjetunion noch intensiver geworden. Die polnische Reaktion unterstützte die nazistische Verleumdungskampagne anlässlich der von den Hitlerleuten im Raum von Smolensk (Katyn P.R.) ermordeten polnischen Offiziere. Mit Unterstützung der polnischen Emigration versuchten die Nazis, dieses bestialische Verbrechen den sowjetischen Truppenteilen zuzuschieben. (Das wird bis heute noch gemacht. Die offizielle westliche Lesart ist bis heute, dass die polnischen Offiziere von sowjetischen Truppenteilen ermordet worden wären. Siehe auch Beiträge zum Thema vom befreundeten Blog „Sascha’s Welt“. Der FSB, der heutige russische Geheimdienst stellt klar, dass die Ermittlungsergebnisse der Nazis gefälscht sind. Angehörige der Opfer von Katyn klagten beim Europäischen Gerichtshof. Ihre Klage wurde abgewiesen. P.R.) Die Sowjetregierung brach ihre Beziehungen zu der reaktionären polnischen Regierung, die sich in London befand, ab, stellte aber die Unterstützung des polnischen Volkes nicht ein.

Die Sowjetunion setzte sich stets für Bildung eines starken, demokratischen und befreundeten Polens ein. Diese Politik wurde von allen demokratischen Elementen unterstützt, die um die Befreiung Polens kämpften. Polen, denen ihr Vaterland teuer war, schlossen sich in der UdSSR zum Bund polnischer Patrioten zusammen. Der Bund wandte sich an die Sowjetregierung mit der Bitte, ihn bei der Aufstellung einer demokratischen Armee zu unterstützen. Die sowjetische Regierung leistete bei der Organisation der polnischen Division „Tadeusz Kosciusko“ und dann einer weiteren Division Hilfe.

Die Anti-Hitler-Koalition wurde immer stärker. Die Alliierten leisteten der UdSSR eine gewisse Hilfe mit Waffen, Rohstoffen und Lebensmitteln, wodurch sie zu den Erfolgen der Roten Armee beitrugen. Die Operationen der alliierten Truppennahmen ebenfalls einen immer größeren Umfang an. Besonders die alliierten Luftangriffe gegen Deutschland wurden wuchtiger. Durch Bombenabwürfe wurde der deutschen Rüstungsindustrie beträchtlicher Schaden zugefügt. (Allerdings nicht nur. Meist wurden Wohngebiete getroffen und es gab unter der Zivilbevölkerung viele Opfer. Das Elend war groß. Eine These besagt, dass bei der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 schon die unterschiedlichen Interessen der Alliierte zu erkennen gewesen wären. Da klar war, dass Dresden später zur sowjetischen Besatzungszone gehören wird, hätten die Westalliierten ihren Plan wahrgemacht Dresden als Trümmerfeld den Sowjets zu hinterlassen. Die Bombardierung Dresdens war nicht kriegsentscheidend.  Darüber gibt es viele Diskussionen. Was wahr ist, werden wir nicht 100% erfahren, da die Wahrheit nicht im Interesse der heutigen Machthaber liegt. Siehe auch Beitrag aus dem befreundeten Blog „Sascha’s Welt“ P.R.)

 

Die Lösung der Aufgabe einer möglichst raschen Vernichtung des Feindes sowie mehrere in den Kriegsjahren aufgetauchte Fragen forderten jedoch eine weitere Vereinigung der militärischen und politischen Anstrengungen der drei großen demokratischen Staaten. Ein Plan für das gemeinsame Handeln wurde auf der Moskauer Konferenz der drei Außenminister umrissen, die vom 19. Bis 30. Oktober 1943 in Moskau stattfand. Über die notwendigen Maßnahmen zur Abkürzung des Krieges gegen Deutschland und seine Trabanten in Europa wurde volle Einmütigkeit erreicht. Es wurde beschlossen, die Zusammenarbeit der großen Staaten auch nach Beendigung der Kriegshandlungen fortzusetzen. In der Deklaration „Über die allgemeine Sicherheit“, die auch von der chinesischen Regierung unterstützt wurde, wurden die Hauptbestimmungen formuliert, auf deren Grundlage die internationale Organisation zur Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der Weltsicherheit funktionieren sollte.

Mit den Unterschriften Roosevelts, Stalins und Churchills wurde die Deklaration über die Verantwortlichkeit der Hitlerleute für die verübten Gräueltaten veröffentlicht. Das war eine eindrucksvolle kollektive Warnung an die faschistischen Barbaren. Alle für Gräueltaten verantwortlichen Soldaten und Offiziere der deutschen Wehrmacht, Nazibeamte und Machthaber seien nach den Gesetzen jener Länder, wo diese Verbrechen von ihnen gegangen wurden, zu bestrafen.

Einen Monat nach der Moskauer Konferenz fand in Teheran die Zusammenkunft der Oberhäupter der drei Großmächte – des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der UdSSR, J.W. Stalin, des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, F.D. Roosevelt, und des Premierministers Großbritanniens, W. Churchill – statt. Auf der Teheraner Konferenz wurden die vordringlichen Fragen der Kriegführung gegen Deutschland sowie der Nachkriegszusammenarbeit entschieden. Die veröffentlichte Deklaration der drei Mächte war von historischer Bedeutung. Sie zeigte die volle Einmütigkeit der Alliierten bei dem Beschluss, Hitlerdeutschland zu zerschmettern und den Völkern eine friedliche Zukunft zu gewährleisten.

„Keine Macht in der Welt kann uns daran hindern, die deutschen Armeen zu Lande, ihre Unterseeboote zu Wasser und ihre Rüstungswerke aus der Luft zu vernichten. Unser Angriff wird erbarmungslos sein und sich steigern.“

So wurde auf der Konferenz in Teheran das Todesurteil über Hitlerdeutschland formuliert. Die Oberhäupter der Großmächte kamen auf der Konferenz auch über den Zeitpunkt der Eröffnung einer zweiten Front in Europa überein. (Es heißt auch, dass auch hier die unterschiedlichen Interessen der Alliierten zum Tragen kamen, weil die zweite Front erst so spät eröffnet wurde. Siehe Beitrag aus dem befreundeten Blog „Sascha’s Welt“ P.R.)

11. Die Offensive der Roten Armee vom November 1942 bis November 1943

In seinem Bericht zum 26. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution am 6. November 1943 nannte J.W. Stalin das abgelaufene Jahr-das Jahr des grundlegenden Umschwungs im Kriegsverlauf.

Dieses Jahr war das Jahr des Umschwungs vor allem deshalb, weil es der Roten Armee gelang, zum ersten Mal seit Beginn des Krieges, eine große Sommeroffensive durchzuführen. Die Erfolge des Sommerfeldzuges bildeten die Fortsetzung und Vollendung der Erfolge des Winterfeldzuges.

Während der Angriffskämpfe führten die Rote Armee und die Kriegsflotte den strategischen Operationsplan des obersten Befehlshabers erfolgreich aus. Die Rote Armee griff auf einer Front von 2000 km Länge an und befreite zwei Drittel des vom Feind vorübergehend besetzten sowjetischen Bodens. Sie rückte um 500-1000 km nach Westen vor. Ein Territorium von einer Million Quadratkilometer, Tausende von Ortschaften, bedeutende Seehäfen und wichtige Eisenbahnlinien wurden dem Feind entrissen. Die deutsche Armee erlitt eine überaus große Niederlage. Alle Pläne des deutschen Oberkommandos, von dem Angriff auf den Frontbogen von Kursk angefangen bis zu den Versuchen, den Krieg durch Abwehrkämpfe zu verlängern, scheiterten.

„Das verflossene Jahr hat gezeigt“, sagte J.W. Stalin, „dass die Rote Armee ebensogut im Sommer angreifen kann wie im Winter.“

Das abgelaufene Jahr war das Jahr des Umschwungs zweitens deshalb, weil die Rote Armee die erprobtesten alten Verbände der faschistischen Armee aufgerieben und vernichtet hatte. Während der vier Monate der Sommeroffensive wurden 144 deutsche Divisionen zerschlagen, und die Deutsche Armee verlor etwa 900 000 Mann allein an Toten und Gefangenen.

Im Laufe des ganzen Jahres büßte die deutsche Armee allein an Toten nicht weniger als 1,8 Millionen Mann und zusammen mit den Verwundeten und Gefangenen über 4 Millionen Soldaten und Offiziere ein. Unersetzliche Verluste erlitt die faschistische Armee auch an Kriegsmaterial: über 14 000 Flugzeuge, über 25 000 Panzer und nicht weniger als 40 000 Geschütze. Die Rote Armee machte die feindlichen Hoffnungen auf einen langwierigen Krieg zunichte, durchbrach seine Verteidigungs- „Wälle“ und trieb die Deutschen, ohne ihnen eine Atempause zu gönnen, aus dem Sowjetland hinaus.

Das abgelaufene Jahr war das Jahr des Umschwungs drittens deshalb, weil, nach den Worten Stalins, „die erfolgreiche Offensive der Roten Armee die wirtschaftliche, militärische und politische Lage des faschistischen Deutschlands von Grund aus verschlechterte und es vor die schwerste Krise führte“.

Die Macht der Sowjetunion, die Kampfkunst der sowjetischen Streitkräfte und ihrer Feldherren waren gewachsen. Die Rote Armee hatte reiche Kampferfahrung gesammelt und bewies, dass sie der deutschen Armee überlegen war und zu kämpfen, zu manövrieren und das Kriegsmaterial einzusetzen verstand. „Die Rote Armee wurde zu der mächtigsten und gestähltesten modernen Armee.“ (Stalin.)

Die militärischen Siege der Roten Armee bewirkten eine Änderung der außenpolitischen Situation zugunsten der Sowjetunion und ihrer Verbündeten und „zum Nachteil Deutschlands und seiner räuberischen Spießgesellen in Europa“. (Stalin.)

Der Kampfbund er UdSSR und der demokratischen Staaten hatte sich gefestigt. Trotz der Voraussagen der faschistischen Politiker über die Gegensätze unter den Vereinten Nationen und über eine Spaltung zwischen diesen hatte das abgelaufene Jahr gezeigt, dass „die Anti-Hitler-Koalition eine zuverlässige Vereinigung der Völker bildet und dass sie auf fester Grundlage beruht“, wie es J.W. Stalin formulierte.(Allerdings bewahrheiteten sich die Voraussagen der faschistischen Politiker im Nachhinein, wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt. Mit der Fultonrede eröffnete Churchill den Kalten Krieg. Doch bereits zuvor zeichneten sich die unterschiedlichen Interessen der Alliierten ab P. R.) Die Vereinten Nationen (hier Anti-Hitler-Koalition P.R.) waren voll Entschlossenheit, gemeinsame Schläge gegen den Feind zu führen und einen endgültigen Sieg zu erringen. Indem J.W. Stalin die Bilanz des Jahres des grundlegenden Umschwungs zog, sagte er: „…der Krieg nähert sich jetzt der Generalentscheidung.“

 

Das abgelaufene Jahr war das Jahr des Umschwungs auch deshalb, wie die Kriegswirtschaft der Sowjetunion sich weiter gefestigt und verstärkt hatte. Die Erzeugung von Kriegsmaterial in der Sowjetunion war gestiegen. Die heldenmütige Arbeit des Hinterlandes sicherte die technische Überlegenheit der Bewaffnung der Roten Armee im Vergleich zu der Bewaffnung der feindlichen Armee.

Im steigenden Tempo schmiedete das sowjetische Hinterland Waffen für die Front. A.d.B.: Montagehalle einer Flugzeugfabrik, die die berühmten Iljuschin-Sturmflugzeuge herstellte
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
In einer Geschützfabrik im Ural
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die Rote Armee gab dem Lande riesige Gebiete zurück (Donezbecken und die Ukraine), wo die Wiederherstellung der zerstörten Industriebetriebe und Kollektivwirtschaften rasch aufgenommen wurde. Auf diese Weise begann das sowjetische Volk bereits in den Kriegsjahren mit der Heilung der tiefen Wunden, die der Volkswirtschaft des Landes durch den Feind geschlagen worden waren.

Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, bearbeitet von Petra Reichel

Originaltext aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, Original-Autoren: I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow

Die Verteidigungsschlachten im Sommer 1942

1. Die deutsche Sommeroffensive

Genauso wie alle Kriege des 20. Jahrhunderts unterschied sich der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion von den Kriegen vergangener Jahrhunderte dadurch, dass man seinen Ausgang nicht durch eine einzige Schlacht entscheiden konnte. Die Schlacht vor Moskau brachte den Deutschen eine schwere Niederlage bei, aber die deutsche Kriegsmaschine war noch lange nicht zerschlagen. Im ersten Weltkrieg hatten die Großmächte einen Ring von Fronten um Deutschland geschaffen, und trotzdem waren vier Jahre erforderlich, um der deutschen Armee eine endgültige Niederlage beizubringen. Im zweiten Weltkrieg kämpfte Deutschland zwar ohne die Türkei, hatte dafür aber Italien, Japan und Finnland auf seiner Seite.

Im Jahre 1941 führte die Sowjetunion faktisch allein den Kampf gegen Deutschland, das im Vergleich zum Jahre 1914 wesentlich stärker geworden war. Die Last, die sich früher auf einige Großmächte verteilt hatte, musste die Sowjetunion allein tragen. Diese Tatsache allein sagt überzeugend darüber aus, was für Fortschritte das Sowjetland im Vergleich zum alten Russland gemacht hat.

Im Jahre 1942 kämpfte die UdSSR gegen Deutschland und seine Verbündeten auch weiterhin allein, weil die Alliierten keine zweite Front in Europa geschaffen hatten. Das Fehlen der zweiten Front machte sich die faschistische Führung zunutze, um mit neuen Kräften gegen Osten aufzubrechen. In Deutschland wurde eine „totale Mobilmachung“ verkündet: in den Betrieben und Ämtern sowie in den Lehranstalten wurden alle Waffenfähigen eingezogen.

Hitler presste seinen Vasallen neue Truppenverbände ab. Er zog Dutzende von Divisionen von der Westfront ab und warf sie nach Osten. Es gelang ihm, eine gewaltige Faust an der sowjetisch-deutschen Front zu ballen.

In seiner Reichstagsrede am 26. April 1942 sagte Hitler: „Der Winter ist zu Ende, jetzt muss es sich entscheiden, wer siegen wird.“ Einige Tage später warf Hitler seine Armeen in eine neue Offensive. Er versuchte vor allem, sich gegen einen Schlag im Rücken von der Krim aus zu sichern. Anfang Mai fielen die deutschen Truppen über die sowjetischen Verbände her, welche die Kertsch-Halbinsel hielten. Ende Mai wichen die sowjetischen Truppen dem Druck überlegener feindlicher Kräfte und räumten die Kertsch-Halbinsel.

Nachdem sie ihre Kräfte auf der Kertsch-Halbinsel frei gemacht hatten, nahmen die Hitlerleute den Sturm gegen die Stadt Sewastopol, die sich bereits über 200 Tage tapfer verteidigte, wieder auf. Gegen die heldenmütigen Verteidiger von Sewastopol setzte Hitler 300 000 Mann, über 400 Panzer und 900 Flugzeuge ein. Die Faschisten ließen täglich 2500 bis 6000 Bomben auf die Stadt fallen. An zwei Kampftagen feuerte der Feind 37 000 Geschosse gegen Sewastopol ab. Aber die Verteidiger Sewastopols kämpften mit beispiellosem Mut und ließen den Gegner im Vorfeld der Stadt verbluten.

Schulter an Schulter mit den Kämpfern der Küstenarmee kämpften heldenmütig die Angehörigen der Schwarzmeerflotte. Die Flotte brachte den Belagerten Ersatz, Waffen und Verpflegung. Die Geschütze der großen Schiffe und die Küstenbatterien errichteten vor dem Gegner eine mächtige Feuerwand. Die Marineluftwaffe bekämpfte unter unwahrscheinlich schwierigen Bedingungen bis zum letzten Belagerungstag die feindliche Luftwaffe und griff die deutschen Stellungen an. Die Brigaden der Marineinfanterie fingen als erste den feindlichen Ansturm auf und vollbrachten in erbitterten Kämpfen Wunder und Standhaftigkeit und Tapferkeit.

Auf dem Höhepunkt der Kämpfe erhielten die Verteidiger von Sewastopol – die Kämpfer der Küstenarmee und der Schwarzmeerflotte – eine Botschaft von J.W. Stalin. Darin hieß es: „Der aufopferungsvolle Kampf der Sewastopoler dient der ganzen Roten Armee und dem Sowjetvolk als Vorbild des Heldenmutes.“

Atemlos verfolgten alle freiheitsliebenden Völker die Schlacht um Sewastopol. In den Stunden des Kampfes auf Leben und Tod erhielten die Verteidiger von Sewastopol ermutigende Grüße von der Garnison der Insel Malta. Der Gouverneur von Malta, Lord Gort, brachte die Begeisterung der Garnison und der Zivilbevölkerung von Malta über die bewundernswürdige Verteidigung von Sewastopol zum Ausdruck und schrieb: „Der Widerstand, den die Verteidiger der Stadt dem Feind leisten, schmückt den historischen Namen Sewastopols mit neuem Lorbeer.“

Der neue Sturm auf Sewastopol kam den Deutschen teuer zu stehen. Allein in 25 Angriffstagen, vom 07. Juni bis 03. Juli 1942, verloren sie etwas 150 000 Soldaten und Offiziere, davon nicht weniger als 60 000 an Toten, über 250 Panzer und 250 Geschütze. In den Luftkämpfen über der Stadt wurden von den Sowjetfliegern über 300 deutsche Flugzeuge abgeschossen. Nach einer 250tägigen heldenmütigen Verteidigung fiel die Heldenstadt am 03. Juli. In dieser Zeitspanne verloren die Deutschen etwa 300 000 Soldaten und Offiziere an Toten und Verwundeten.

Nachdem sie ihren Rücken gegen einen eventuellen Schlag von der Krim aus gesichert hatten, konzentrierten die Hitlerleute seit Anfang Juni ihre Truppen im südwestlichen Abschnitt der sowjetisch-deutschen Front und schufen hier eine große zahlenmäßige Überlegenheit.

In dieser Periode waren von Hitler außer den 179 deutschen Divisionen weitere 61 Divisionen seiner Vasallenländer gegen die Rote Armee eingesetzt. Auf diese Weise operierten gegen die Rote Armee 240 Divisionen- fast doppelt soviel wie im Krieg 1914-1918 gegen Russland.

Das Ziel der neuen faschistischen Offensive bestand genauso wie im Herbst 1941 in der Einnahme von Moskau, aber diesmal wollte man es auf einem anderen Wege erreichen. Die Wolga sollte erreicht, die Hauptstadt von dem Hinterland an der Wolga und dem Ural abgeschnitten werden. Das war der Plan des deutschen Oberkommandos. Aber zum Unterschied vom Jahre 1941, da Hitler seine Pläne hinausposaunte, versuchte er diesmal, seine wahren Absichten zu tarnen. Die Nazis brachten das Gerücht in Umlauf, dass die Eroberung des kaukasischen Erdöls das Hauptziel ihrer Offensive darstelle.

Es gelang ihnen aber nicht, die Wachsamkeit des sowjetischen Oberkommandos zu täuschen. J.W. Stalin durchschaute die deutschen Pläne. Er wies darauf hin, dass das Hauptziel die deutschen Offensive „darin bestand, Moskau vom Osten her zu umgehen, es vom Hinterland, dem Wolgagebiet und dem Ural, abzuschneiden und dann den Schlag gegen Moskau zu führen. Das Vorrücken der Deutschen im Süden in der Richtung auf die Erdölgebiete hatte das Nebenziel, nicht nur und nicht so sehr die Erdölgebiete zu besetzen, als vielmehr unsere Hauptreserven nach dem Süden abzuziehen und die Moskauer Front zu schwächen, um bei dem Schlag gegen Moskau desto leichter einen Erfolg erzielen zu können“.

Die Deutschen hatten zunächst vor, im Raum von Woronesh durchzubrechen. Das sowjetische Oberkommando erriet die gegnerischen Absichten und ergriff die notwendigen Gegenmaßnahmen: bei Woronesh stießen die Deutschen auf einen entschlossenen Widerstand. Das Hitlerkommando warf immer neue Divisionen in den Kampf. Es gelang den Deutschen, in Woronesh einzudringen, ohne dass sie jedoch die Stadtganz zu besetzen vermochten. In den Kämpfen gegen die faschistischen Eindringlinge legten die sowjetischen Krieger außerordentliche Standhaftigkeit und ungewöhnlichen Mut an den Tag und fügten den Angreifern große Verluste zu. Der deutsche Plan wurde zunichte gemacht.

Da es bei Woronesh auf einen zähen Widerstand stieß, änderte das Hitlerkommando die Hauptstoßrichtung und stieß südlicher über den Unterlauf des Dons zur Wolga vor. Da eine zweite Front fehlte, gelang es den Deutschen durch eine beispiellose Kräftekonzentration an einem schmalen Frontabschnitt, neue Gebiete im Südosten der Sowjetunion zu erobern. Sie besetzten den östlichen Teil der Ukraine, überschritten den Don, rückten längs des Unterlaufes dieses Flusses vor und brachen zum Kuban und Nordkaukasus durch. Das Sowjetland geriet in eine äußerst schwere Lage.

2. Die faschistische „Neuordnung“

Überall, wo die deutschen Faschisten hinkamen, legten sie der Bevölkerung ein Joch auf, das schwerer als das der Mongolen war. (siehe „Das Sowjetland“, Band 1) Selbst bei Barbarenüberfällen auf Russland vor vielen Jahrhunderten hatte es keine derartige Ausrottung von Menschen und eine derartig systematische Plünderung gegeben. „Wir brauchen Russland ohne die Russen“ ,erklärten die Nazis. Dieses Menschenfresserprogramm begannen sie in den von ihnen besetzten Gebieten in die Tat umzusetzen.

 

Städte und Dörfer wurden buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Die deutschen Faschisten haben 1710 Städte und über 70 000 Dörfer vollständig oder teilweise zerstört und niedergebrannt, über 6 Millionen Wohnhäuser vernichtet. 25 Millionen Sowjetmenschen blieben obdachlos.

In den vorrübergehend besetzten Gebieten und Republiken der Sowjetunion schafften die Hitlerräuber die vom Volke in der Oktoberrevolution erkämpfte Freiheit und Unabhängigkeit wieder ab. Das eroberte Gebiet wurde von den Faschisten in eine Kolonie verwandelt. Überall wurde die sowjetische Verwaltung vernichtet. An die Spitze der besetzten Republiken und Gebiete wurden nazistische Statthalter gestellt. Die nazistischen Kommandanten hatten über das Leben der Bevölkerung zu bestimmen. Wer die Anordnungen des faschistischen Eroberers nicht unverzüglich befolgte, wurde mit dem Tode bestraft. Alle Nazibefehle schlossen unvermeidlich mit der gleichen Androhung der Todesstrafe ab. Die faschistischen Henker erschossen, verbrannte und henkten die Sowjetmenschen zu Tausenden.

Die Hitlerleute schafften das in der Stalinschen Verfassung verankerte Recht des Sowjetmenschen auf Arbeit ab. Die sowjetische Industrie wurde vernichtet. Die Nazis zerstörten 31 850 Betriebe, in denen etwa 4 Millionen Arbeiter beschäftigt waren. Die Ausrüstungen von Werken und Fabriken, die nicht mehr hatten verlagert werden können, wurden von den Deutschen nach Deutschland abtransportiert. Allein an den Werkbänken zur Metallbearbeitung vernichteten oder verschleppten sie 175 000 Stück.

Die Nazis trieben die Sowjetbauern von ihrem Boden und verteilten diesen an ihre Offiziere und Soldaten. Die Kollektivwirtschaften wurden vernichtet. Nach bei weitem nicht vollständigen Angaben betragen allein die Verluste durch unmittelbare Vernichtung des Eigentums von Bürgern, Kollektivwirtschaften, gesellschaftlichen Organisationen sowie staatlichen Ämtern und Betrieben insgesamt 679 Milliarden Rubel. Auf dem sowjetischen Boden erschienen deutsche Gutsbesitzer und Großbauern. Die Nazis vertrieben die Kollektivbauern von ihrem Boden und zwangen sie, für die faschistischen Sklavenhalter zu arbeiten und trieben sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland, Wer Widerstand leistete oder seine Unzufriedenheit äußerte, wurde ausgerottet.

Die Sowjetmenschen mussten Nummernschilder am Hals tragen. Sie wurden nach ihren Nummern zum Ausheben von Schützengräben oder zur Arbeit auf den Gütern der Junker aufgerufen. Hunderttausende von Russen, Ukrainern, Bjelorussen, Litauern, Letten, Moldauern und Esten, die zur Zwangsarbeit weggetrieben worden waren, arbeiteten wie Sklaven, nicht selten in Fesseln. Die deutschen Behörden veröffentlichten eine besondere Anweisung, wie man die Sowjetmenschen zu behandeln hat:

„Deutscher! Um die Produktivität der deutschen Betriebe zu steigern, wurde es notwendig, Arbeiter aus Sowjetrussland herzuschaffen. Zeigen ihnen stets, dass du ihr Herr bist…Zeige den russischen und ukrainischen Arbeitern stets, dass du ihnen überlegen bist.“

Millionen von Sowjetmenschen kamen vor Hunger oder übermäßiger Arbeit für die faschistischen Sklavenhalter um. Die Nazis schafften das vom Sowjetvolk erkämpfte und in der Stalinschen Verfassung niedergeschriebene Recht auf Bildung ab. Sie lösten die Hochschulen und Schulen auf, brannten Bibliotheken, Klubs und Lesehallen nieder. Von insgesamt 992 Museen zerstörten die Hitlerleute 427.

Die Hitlerleute bedeckten die vorübergehend von ihnen besetzten Gebiete der Sowjetunion mit Galgen. Millionen friedlicher sowjetischer Menschen wurden erbarmungslos ausgerottet. (Das Bild wurde einem gefangenen deutschen Offizier abgenommen)
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Die Hitlerfaschisten verhöhnten die Ehre und den Nationalstolz des russischen Menschen. A. d.B.: Das von den Hitlerleuten zerstörte Kloster „Neues Jerusalem“in Istra bei Moskau, eines der wertvollsten Denkmäler der russischen Baukunst

Auf dem Schutthaufen des heimatlichen Dorfes. Die Hitlerleute haben 1710 sowjetische Städte und über 70 000 Dörfer vollständig oder teilweise zerstört und niedergebrannt, über 6 Millionen Wohnhäuser vernichtet. Über 25 Millionen Sowjetmenschen blieben obdachlos
Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die Hitlerbanditen verhöhnten die Ehre und den Nationalstolz des russischen Menschen. Sie beraubten ihn seiner geistigen Schätze und waren bestrebt, die Sowjetmenschen zu versklaven und zu germanisieren. Die Hitlerleute zerstörten die Denkmäler Schewtschenkos, des großen Kämpfers um die Freiheit des ukrainischen Volkes. Sie plünderten das Häuschen des großen russischen Komponisten Tschajkowskij in Klein aus und brannte das Gedenkhaus des großen russischen Schriftstellers Tschechow in Tanganrog nieder. Sie schändeten eine der ganzen Menschheit heilige Gedenkstätte: das Gutshaus von L.N. Tolstoi in Jasnaja Poljana.

Die von den Besatzungsbehörden und Truppenteilen begangenen Bestialitäten wurden auf Befehl der deutschen Regierung und des deutschen Oberkommandos nach vorher ausgearbeiteten Plänen verübt.

In offiziellen Befehlen wurde das Plündern von den faschistischen Generälen gefördert. Den regulären Truppenteilen wurden besondere Waggons zur Verfügung gestellt, damit die Soldaten das Beutegut in Hinterland schicken konnten.

In dem deutschen „Merkblatt über das Beutegut und über die bei der Bevölkerung beschlagnahmten Lebensmittel“ für die Truppen heißt es:

„Für jeden Truppenteil muss es das höchste Gebot sein, alle örtlichen Hilfsquellen höchstmöglich auszunutzen… Die Einziehung oder die Beschlagnahme von Lebensmitteln oder Rohstoffen bei der Bevölkerung kann auf Befehl der Kompanieführer und ihnen gleichgestellten und darüber erfolgen. Die Beschlagnahme muss planmäßig erfolgen. Die Beute kommt jenem Truppenteil zugute, der die Beschlagnahme durchgeführt hat.“

Das war die „Neuordnung“, die von den nazistischen Kannibalen in dem vorrübergehend besetzten Sowjetgebiet eingeführt wurde.

Der Qualm der Brandstätten legte sich über die Städte und Dörfer. Ein Stöhnen ging durch die verwüsteten Gebiete.

3. Die heldenmütige Verteidigung von Stalingrad

An der Front rückten die Hitlertruppen, die immer wieder Verstärkungen erhielten, weiter zur Wolga, nach Stalingrad, vor. (Stalingrad ist im Jahre 1961 in Wolgograd umbenannt worden.)

Stalingrad war damals eine der größten Industriestädte der Sowjetunion. Vor dem Krieg zählte sie etwa 500 000 Einwohner. Die Stadt erstreckte sich als ein 60 km langes Band längs des rechten Wolga-Ufers. An ihrem nördlichen Rand war der Industriegigant – das Stalingrader Traktorenwerk – sowie eine Reihe metallurgischen Betrieben gelegen. In den Jahren der Sowjetmacht wurde Stalingrad zu einer der wichtigsten Waffenschmieden des Landes. Aus Stalingrad rollten Panzer, Schlepper und Geschütze in einem ununterbrochenen Strom an die Front.

Stalingrad hatte auch eine ungeheure strategische Bedeutung. Die Stadt steht an der Kreuzung der sichtigsten Wasser- und Eisenbahnwege, die das Zentrum des Landes mit dem Kaukasus und Transkaukasien, mit Astrachan und Baku verbinden.

Hitler setzte die 6. Armee unter Führung des Generalobersten von Paulus gegen Stalingrad ein. Diese Armee hatte in Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland gekämpft. Die Deutschen hielten sie für unbesiegbar. Bei Stalingrad operierte ferner die 4. Panzerarmee. Vor der Stadt kämpften zunächst 17 und im August bis September 36 Divisionen, darunter 21 deutsche, der Rest rumänische und italienische Divisionen. Die Deutschen konzentrierten bei Stalingrad nicht weniger als 2000 Flugzeuge. Über 1500 Geschütze nahmen die Stadt unter Feuer.

Der Oberste Befehlshaber, Stalin, befahl, den Ansturm des Feindes aufzuhalten. „Keinen Schritt zurück!“ wurde zur Parole der ganzen Armee.

Hitler dachte zunächst, Stalingrad im Handstreich zu nehmen. Es vergingen aber Tage. Stalingrad hielt sich. Hitler setzte einen Termin nach dem anderen für die Eroberung der Stadt fest. „Das Schicksal Stalingrads ist das Schicksal des ganzen Krieges“, wiederholte immer wieder die deutsche Presse. Ende August wurde die Lage besonders kritisch. Nachdem sie den letzten Befehl Hitlers erhalten hatten, ohne Rücksicht auf Verluste die Stadt nicht später als am 25. August zu nehmen, verstärkten die Deutschen ihren Druck. Am 23. August gelang es einer deutschen Vorhut mit über 100 Panzern, nordwestlich von Stalingrad durchzubrechen und am Abend die Wolga zu erreichen. Die Hitlerleute glaubten: noch ein Ruck, und die Stadt würde fallen. Drei Tage lang wurde sie von den Faschisten ununterbrochen mit Bomben belegt. Im Durchschnitt unternahm die deutsche Luftwaffe bis zu 2000 Feindflüge täglich.     Aber die Hitlerleute hatten sich erneut verrechnet. Die unmenschlichen Bombenangriffe haben unter den Verteidigern von Stalingrad keine Panik hervorgerufen, wie das der Feind glaubte, sondern deren Widerstandsgeist entfacht. Zusammen mit den regulären Truppen erhob sich die Bevölkerung der Stadt zu deren Verteidigung. Ein Korps der Volkswehr rückte an die Front. Die Arbeiter des Stalingrader Traktorenwerks setzten sich an das Steuer der Panzer oder stellten sich an die Geschütze. In diesen schweren Tagen rückten die Deutschen ganz nahe, bis auf 500-800 m an das Stalingrader Traktorenwerk heran. Aber in das Werk ließ man sie nicht hinein.

Nach zahlreichen Angriffen gelang es den Deutschen, am 14. September in der Nähe des Bahnhofs in die Stadt einzudringen und am 22. September in der Nähe der Zentralanlegestelle die Wolga zu erreichen. Aber die Stadt setzte den Kampf fort. Es entspannen sich erbitterte Straßenkämpfe.                                 Die beispiellose Tapferkeit der Verteidiger von Stalingrad machte sämtliche deutschen Pläne zunichte. Die Kämpfer der 62. Armee verteidigten unter dem Befehlt von General W.I. Tschujkow, später Held der Sowjetunion, heroisch jedes Haus. Es galt den Ruhm des ehemaligen Zarizyn nicht verblassen zu lassen. Viele von den alten Kämpfern um Zarizyn kämpften in den Reihen der Stalingrader. Jede Straße der Stadt erinnerte an die einstige heroische Verteidigung unter Stalins unmittelbarer Führung während des Bürgerkrieges. Es kam nicht selten vor, dass die Stalingrader die gleichen Stellungen bezogen, an denen einstmals der Ansturm der deutschen Regimenter und der Regimenter Krasnows zerschellte. Die von den Kampftraditionen der Zarizyner beseelten Stalingrader wehrten einen feindlichen Angriff nach dem anderen ab. Hunderte deutscher Flugzeuge wurden abgeschossen, Hunderte von Panzern vernichtet. Jeden Tag musste Hitler 3-4000 Mann abschreiben.

Mit tiefer Erregung verfolgte das ganze Land die heldenmütige Verteidigung von Stalingrad. Vom Ural, von der oberen Wolga, aus allen Enden des Landes trafen Freiwillige ein, rückten Truppen in Eilmärschen heran, rollten Munitionszüge an. Aus Moskau kamen die Moskauer Gardisten, die als erste den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Deutschen zerstört haben. Die gesamte fortschrittliche Menschheit verfolgte mit Hoffnung und Stolz die Schlacht an der Wolga. Alle waren sich der Tatsache bewusst, dass der Ausgang der Schlacht das Schicksal des Feldzuges 1942 bestimmen würde.                                       Bei der Verteidigung von Stalingrad spielten die Matrosen der Wolgaflottille eine gewaltige Rolle. Die Einheiten der Flottille waren an der linken, südlichen Flanke der Verteidigung konzentriert. Die eine Gruppe der Schiffe operierte unter dem Befehl von Konteradmiral Nowikow, die andere unter dem Befehl von Konteradmiral Worobjow. Die Schiffsartillerie leistete den sowjetischen Infanterieeinheiten große Hilfe. Im September 1942, als die Gefahr drohte, dass die Deutschen zur Wolga durchbrechen könnten, wurden die Schiffe des Konteradmirals Worobjow in die Nähe der Zentrale für Kulturarbeit verlegt. Hier wurde ein Marinesammelbataillon aufgestellt, das eine Verteidigungsstellung in der Nähe des Traktorenwerkes bezog.

Im Norden operierte ein Verband von Schiffseinheiten, der die Infanterietruppen unterstützte, bis die Verteidigung der Stadt beendet war. Die Schiffe der Wolgaflottille sicherten unter den schwierigsten Bedingungen den Übersetzverkehr über den Fluss unmittelbar bei Stalingrad. Ende Oktober unternahm der nördliche Verband von Panzerkuttern einen Durchbruch nach Stalingrad. Die Matrosen der Wolgaflottille schafften Munition und Verpflegung heran und brachten die Verwundeten in Sicherheit.

Die Regierung zeichnete über 400 Kommandeure und Matrosen der Flottille durch Orden aus. Die Kanonenboote „Usyskin“ und „Tschapajew“ wurden durch Orden des Roten Banners ausgezeichnet. Der Erste Panzerkutter-Verband wurde in die Garde eingereiht.                                                                         Durch das ganze Land unterstützt, reiben die sowjetischen Truppen bei Stalingrad die faschistischen Divisionen auf.                                                                                                                                                         Die Kräfte der Deutschen schmolzen dahin, die Kräfte des Sowjetlandes erstarkten. Die heroische Verteidigung von Stalingrad machte es dem Sowjetischen Oberkommando möglich, die notwendigen Reserven zusammenzuziehen. Die Verteidiger von Stalingrad haben den Feind entkräftet und schwer mitgenommen und dadurch seine endgültige Zerschmetterung vorbereitet.

Entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“

Die Zerschmetterung der deutsch-faschistischen Truppen bei Moskau

1. Die deutsche Offensive

Da Hitler eine Zerschmetterung der Roten Armee in den ersten Kriegsmonaten nicht erreicht hatte, beschloss er, alle Kräfte Deutschlands und seiner Verbündeten für eine neue offensive anzuspannen. Er nahm die mitgenommenen und zerschlagenen Divisionen zurück und schickte die Reserven an die Front. Er zog viele Arbeiter der Rüstungsbetriebe in die Armee ein und ersetzte diese mit ausländischen Arbeitern, die aus den eroberten Ländern zwangsweise herangetrieben wurden. Er schickte einen Teil der Besatzungsdivisionen aus Frankreich, Belgien und Norwegen an die sowjetisch-deutsche Front und zwang auch seine Vasallen, neues Kanonenfutter zu liefern. Rumänien, Ungarn und Finnland schickten weitere Dutzende von Divisionen an die Front, Italien schickte Deutschland eine ganze Armee zu Hilfe.

Am 2. Oktober 1941 startete Hitler eine neue Offensive. Ersetzte im Osten die Hauptmasse seiner Luftwaffe, Artillerie und Panzerwaffe ein. Das hitlerische Oberkommando stellte seinen Truppen folgende Aufgaben:

An der Südfront wurde befohlen, das Donezbecken zu erobern und zum Kaukasus durchzubrechen. Dazu wurden durch Hitler beträchtliche Kräfte, darunter auch die Panzertruppen des Generals von Kleist bereitgestellt, der von der faschistischen Presse prahlerisch als „unbesiegbar“ bezeichnet wurde.

Im Nordabschnitt der sowjetisch-deutschen Front ballten die Faschisten ihre Kräfte zu einer mächtigen Faust zusammen und beabsichtigten, in den Raum von Tichwin durchzubrechen, um die Leningrader Truppen völlig einzukreisen und die Stadt Leningrad durch Hunger zu erwürgen. Der Schlag gegen Tichwin verfolgte noch ein weiteres, für die Deutschen äußerst wichtiges Ziel. Wären sie zum Onegasee und weiter nördlich vorgedrungen, so hätten sie Reserven und Munition auf dem kürzesten Wege aus dem Baltikum nach Finnland befördern können. Außerdem hätte die Vereinigung mit den Truppen in Finnland den Faschisten die Möglichkeit geboten, ihre Kontrolle über die finnischen Truppenteile zu verstärken.

Den an der Kalininfront operierenden deutschen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, nach Kalinin und weiter nördlich durchzubrechen, um einerseits Moskau mit Einkreisung zu bedrohen und andererseits die nach Archangelsk führende Eisenbahnlinie durchzuschneiden und dadurch den Nachschub an Munition, die auf dem nördlichen Wege eintraf, für die Sowjetunion zu verhindern.

Die Grund- und Hauptaufgabe der deutsch-faschistischen Truppen war aber die Einkesselung der Armeen, die Moskau verteidigten, und die Einnahme der Hauptstadt der Sowjetunion.

Am zweiten Tage nach Beginn der Offensive hielt Hitler eine Rede und erklärte, dass die Sowjetunion geschlagen sei und sich nie mehr erheben würde. Goebels befahl den Zeitungen für den 12. Oktober Platz für eine „besonders wichtige Meldung“ zu reservieren, wobei er andeutete, dass es sich um die Einnahme von Moskau handeln würde.

Im Oktober 1941 setzten die Deutschen bis zu 35 Divisionen gegen Moskau ein. Den Sowjettruppen der Westlichen Front drohte eine gewaltige „Zange“ aus der Richtung Rshew-Kalinin im Norden und Orel-Tula im Süden.

Innerhalb dieses Erschließungsringes wurden die Vorstöße aus drei Richtungen keilförmig vorgetragen: Wjasma-Moskau, Juchnow-Malojaroslawez-Moskau, Kaluga-Serpuchow-Moskau.

Nach zweiwöchigen erbitterten Kämpfen rückten die Deutschen 200 Kilometer in Richtung Moskau vor. Im Norden besetzten sie am 14. Oktober Kalinin, im Süden rückten sie in das Tula-Gebiet ein, im Zentrum eroberten sie Borodino und drangen am 18. Oktober in Moshajsk ein. Der Hauptstadt der Sowjetunion drohte ernste Gefahr.

2. Die Organisation der Verteidigung von Moskau

Am 13. Oktober 1941 wurden die Funktionäre der Moskauer Parteiorganisation zusammengerufen. Der Sekretär des Moskauer Komitees und des Moskauer Stadtkomitees der KPdSU(B), A.S.Schtscherbakow, berichtete den Versammelten über die ernste Lage an der Front bei Moskau. Das Parteiaktiv setzte die vordringlichsten praktischen Aufgaben der Bolschewiki und der Werktätigen der Stadt fest.

In der Hauptstadt wurde die Aufstellung von neuen Volkswehreinheiten in Angriff genommen. Es begann die Organisation von kommunistischen Arbeiterbataillonen- je einem in jedem der 25 Stadtbezirke von Moskau. Am Abend des 13. Oktober waren bereits in allen Bezirken die Kommandeure und die politischen Funktionäre für die Bataillone bestimmt. Am Morgen des 14. Oktober – lange vor der festgesetzten Zeit- kamen die Freiwilligen an den vorgesehenen Plätzen zusammen. In drei Tagen wurde die Aufstellung abgeschlossen. Es begann die Ausbildung. Nach weiteren drei bis vier Tagen bezogen die Bataillone Abschnitte der Verteidigungsfront.

Die zweite von den Werktätigen von Moskau gestellte Aufgabe war der Bau von Verteidigungslinien. Zehntausende von Moskauern nahmen den Bau von Panzersperren, Artilleriestellungen und Maschinengewehrnestern in Angriff. In beispielloser kurzer Frist wurde Moskau mit starken Verteidigungslinien umgürtet.

Schließlich mussten die zentralen Ämter und die wichtigsten Industriebetriebe aus Moskau verlagert werden, um nicht der Luftgefahr ausgesetzt zu sein. Die Arbeiter blieben Tag und Nacht in den Werken, um deren Verlagerung vorzubereiten. Hunderttausende Eisenbahnwaggons wurden in wenigen Tagen verladen.

Am 19. Oktober wurde durch eine Bestimmung des Staatlichen Verteidigungskomitees der Belagerungszustand über die Hauptstadt verhängt. Die Werktätigen von Moskau wurden zur aktiven Teilnahme an der Verteidigung und zur erbarmungslosen Bekämpfung der Provokateure, Spione und anderer Feindagenten aufgerufen. In der von J.W. Stalin unterzeichneten Bestimmung hieß es:

„Das Staatliche Verteidigungskomitee ruft alle Werktätigen der Hauptstadt auf, Ruhe und Ordnung zu bewahren sowie der Moskau verteidigenden Roten Armee jede Unterstützung zu gewähren.“

Die Augen aller Sowjetmenschen waren auf die Hauptstadt gerichtet. Aus dem fernen Chabarowsk, von den heldenmütigen Verteidigern der Halbinsel Hanko, von den Arbeitern des Werkes „Roter Oktober“ und anderer Stalingrader Werke, aus Gorki, aus Swerdlowsk, Archangelsk, Taschkent, Erewan, Tbilissi- aus allen Enden des Landes trafen brüderliche Grüße ein. Von überall eilten Verstärkungen heran, Von der Wolga kam Munition. Aus dem Ural trafen Panzer und Granatwerfer ein. Sibirien schickte Ersatz und Proviant. Das Land steigerte die Waffenproduktion für die Verteidiger von Moskau, für die Kämpfer an allen Fronten des Vaterländischen Krieges.

Moskau, Oktober 1941. Die Bevölkerung errichtet Panzersperren am Stadtrand
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947
Moskau, 7. November. Auf dem Roten Platz fand die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Statt. Die Truppen marschierten von der Parade direkt an die Front
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Auf den Schlachtfeldern bei Moskau kämpften gegen den Feind die Söhne der vielen Völker der Sowjetunion: Russen aus den Zentralgebieten, aus dem Ural, aus dem Norden und aus Sibirien, Söhne des Kaukasus und der Ukraine, Bjelorussen und Turkmenen, Kaschen und Kirgisen, Litauer, Letten, Esten. Allen Kriegern lag die Hauptstadt der Sowjetunion in gleicher Weise am Herzen. (davon wollen einige der nun selbstständigen Länder heute nichts mehr wissen. P.R.)

Moskau-die Stadt, in der die Sowjetmacht gewachsen und erstarkt war, von wo sämtliche historischen Beschlüsse und Erlasse der Sowjetregierung ausgegangen waren, in der Lenin schaffen und gearbeitet hatte und in der Stalin schafft und arbeitet (Als das Buch geschrieben wurde, lebte Stalin noch. P.R.), spannte ihre Kräfte für die Verteidigung an. Die Moskauer wurden durch den Gedanken begeistert, dass Stalin unter ihnen weilte und den Kampf ruhig und zuversichtlich leitete.

Mit jedem Tag versteifte sich der Widerstand der Divisionen der sowjetischen Westfront. Immer häufiger und stärker wurden die Gegenschläge der Sowjettruppen. Das Tempo des Vorrückens der hitlerischen Divisionen ließ von Tag zu Tag nach.

Das Deutsche Nachrichtenbüro berief sich auf unvorhergesehene Umstände und setzte den 25. Oktober als einen neuen Termin für die Einnahme von Moskau fest. Auch diese Frist verstrich, aber das Ende der Schlacht um Moskau war noch gar nicht abzusehen. Die verlogenen Nazischreiberlinge begannen von einem Missverständnis zu sprechen: die Deutschen hätten angenommen, das in der Sowjetunion noch der Julianische Kalender in Kraft sei, während in Wirklichkeit längst der Gregorianische Kalender gelte und der 25. Oktober als der 7. November sei: an diesem Tage würde Hitler die Parade seiner Truppen auf dem Roten Platz abnehmen.

An diesem Tage fand in Moskau tatsächlich eine Parade statt, aber es war die traditionelle Kampfschau der Roten Armee am Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Bei Moskau waren erbitterte Kämpfe im Gange. Einige Tagesmärsche von der Stadt entfernt donnerten ununterbrochen Geschütze. Vier- bis fünfmal täglich wurde Luftalarm gegeben. Tag und Nacht griffen die faschistischen Bomber Moskau an. Und in dieser ungemein angespannten frontmäßigen Situation fand in Moskau am 6. November die Festsitzung des Moskauer Sowjets statt. Am Morgen des 7. November wurde auf dem Roten Platz die Truppenparade veranstaltet. Sowohl auf der Sitzung als auch bei der Parade sprach der große Führer der Völker der Sowjetunion J.W. Stalin Allein die Situation, in der Stalin seine Rede hielt, zeugte davon, dass die Sowjetunion über ausreichende Reserven verfügte, denn auf dem Platz der Stadt, vor der in wenigen Kilometern Entfernung erbitterte Kämpfe tobten, waren Zehntausende von Kämpfern aufmarschiert. Die Parade der Roten Armee am 7. November 1942 war das beste Zeichen für die Standhaftigkeit, Ruhe und die feste Siegeszuversicht des Sowjetvolkes.

Der große Feldherr betonte in seiner historischen Rede auf der Festsitzung am 6. November 1941, dass die faschistischen Pläne des „Blitzkrieges“ gescheitert seien. Stalin wies darauf hin, dass die dem Lande drohende Gefahr im Vergleich zum Juli größer geworden sei, erklärte aber gleichzeitig, dass der Feind sich in allen Plänen verrechnet hätte. Es würde ihm nicht gelingen, den Widerstand der Sowjetunion zu brechen und die Sowjetunion zu vernichten, die Kräfte des Feindes gingen zur Neige, während die der Sowjetunion und der gesamten Anti-Hitler-Koalition im ständigen Wachsen begriffen wären.

In genialer Voraussicht sprach J.W. Stalin von der herannahenden unvermeidlichen Zerschmetterung der Faschisten.

Die Rede J.W. Stalins spornte das Sowjetvolk und seine Armee zu neuen Heldentaten an.

3. Die deutsche Novemberoffensive

Die deutsche Novemberoffensive war gescheitert. Die deutschen Truppen waren zwar vorgerückt, haben aber die vor Beginn der Generaloffensive von Hitler gestellten Aufgaben nicht erfüllt. Im Norden hielten die sowjetischen Truppen die deutschen Kräfte bei Kallinin auf und machten es ihnen unmöglich, ihren Erfolg aufzubauen. Im Süden blieb Gurderian bei Tula stecken, wo die Volkswehr und die regulären Sowjettruppen dem Ansturm des Feindes heroisch standhielten und die Stadt behaupteten. Die kolossalen Verluste der Deutschen blieben ergebnislos. Der Winter rückte heran. Hier und da fiel Schnee. Die für einen Blitzkrieg ausgerüstete Armee war zur Winter-Kriegführung unvorbereitet. Es wurde allen klar, dass sich die deutsche Führung verrechnet hatte. Nicht nur die Soldaten, sondern auch Angehörige des Offizierskorps begannen zu begreifen, dass man sie hinters Licht geführt hatte. Auch unter den Hitlervasallen waren die ersten Anzeichen von Gärung zu beobachten.

Die Hitlerleute brauchten irgendeinen überwältigenden Erfolg, um den Rausch der Armee und des Volkes nicht verfliegen zu lassen und ihre Vasallen zum Gehorsam zu zwingen. Dieser Erfolg musste unverzüglich, vor Anbruch des Winters, erzielt werden. Die Hitlerleute beschlossen, alle ihre Kräfte anzuspannen und die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Lösung der einen Aufgabe: der Einnahme von Moskau zu konzentrieren. Sie waren der Meinung, dass der Verlust der Hauptstadt mit ihren Riesenbetrieben die Niederlage der Sowjetunion bedeuten und in jedem Falle weiteren Widerstand stark erschweren würde. Die Einnahme von Moskau würde große Beute und Winterquartier für die deutschen Soldaten bedeuten, die durch die Schuld ihrer Kommandeure ohne warme Kleidung waren. „Moskau ist einzunehmen!“ forderte Hitler.

Am 10. November wandte sich Hitler mit einem Befehl an seine Truppen, in dem er diesen letzten, „entscheidenden“ Angriff ankündigte. Der Weg“ so lautete der Befehl – „für einen vernichtenden und endgültigen Schlag, der den Gegner vor Ausbruch des Winters zerschmettern wird, ist frei.“

Über zwei Wochen bereiteten sich die Deutschen zu der neuen Offensive vor, die am 16. November begann. Sie füllten ihre zusammengeschrumpften Divisionen auf, brachten Flugzeuge, Panzer und Geschütze heran, zogen neue Truppenteile nach. Nun ließen sie 51 Divisionen, darunter 13 Panzer- und 5 motorisierte Divisionen gegen Moskau vorrücken. Die nördliche Gruppe aus zwei Panzerarmeen führte den Hauptstoß gegen Klein-Solnetschnogorsk-Rogatschewo-Jachroma-Dmitrow und Zielte weiter in den Rücken von Moskau. Die Panzerarmee des Generals Guderian rückte vom Süden gegen Tula-Kaschira vor, um weiter nach Rjasan-Kolomna-Orechowo-Sujewo vorzudringen und den Ring um Moskau zu schließen. Im Mittelabschnitt wurde der Stoß gegen Moskau von Istra, Swenigorod und Narofominsk geführt.

Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Sowjettruppen es wiederum mit einer Zangenbewegung und keilförmigen Vorstößen zu tun hatten. Die Faschisten wandten den Plan ihrer Oktoberoffensive noch einmal an und gaben sich nicht einmal Mühe, die Stoßrichtung ihrer Truppen zu ändern.

Dabei hatte sich aber die Lage an der Front im November 1941 grundlegend geändert. Die Faschisten waren vor allem weit im Lande vorgedrungen und hatten sich von ihren Nachschubbasen weit entfernt. Die deutschen Nachschubwege waren länger geworden und gegen die Schläge der Partisanen empfindlicher. Die Rote Armee zog sich auf Moskau, in die zentralen Industriegebiete zurück, wo sich die bewährtesten proletarischen Kader befanden. Die Armee wurde ständig aufgefüllt.

Die Faschisten hatten bereits beim Angriff gegen Moskau alles eingesetzt, was sie besaßen. Das Sowjetische Oberkommando dagegen zog ständig neue Verstärkungen heran. Die heranrückenden Divisionen wurden außerhalb der Linie einer eventuellen Einkreisung Moskaus konzentriert. Die Reserven wurden an den Flanken konzentriert und drohten die Hitlersche „Zange“ ihrerseits zu umfassen.

Die Veränderung der Frontlage machte es der Roten Armee möglich, zur Gegenoffensive überzugehen und gerade bei Moskau mit der Zerschmetterung des Feindes zu beginnen. „..Ohne Rücksicht auf Verluste“, so hieß es in dem Bericht des Sowjetischen Nachrichtenbüros vom 25. November 1941, „stürmt der Feind weiter vorwärts. Er spannt die letzten Kräfte an, um Moskau zu erobern. Das hängt jedoch-wie man sagt- nicht nur von dem Angeber Hitler ab. Das sowjetische Millionenvolk und seine Rote Armee werden den Krieg nur mit einer restlosen Zerschmetterung des Feindes beenden. Diese Zerschmetterung des Feindes muss bei Moskau beginnen.“

Die kampfgestählte Rote Armee hielt dem wütenden Ansturm des Feindes stand und rieb ihn durch heftige und häufige Gegenstöße auf. In diesen Kämpfen schrieben die Sowjetkrieger heroische Seiten in die Chronik des Großen Befreiungskrieges. Auf den Befehl des Vaterlandes, Moskau zu verteidigen, antworteten Tausende und aber Tausende von Kriegern mit einer aufopfernden Erfüllung ihrer Pflicht.      So z.B. verteidigten am 16. November 28 Gardisten der Panfilow-Division unter Führung von W.G. Klotschkow an der Ausweichstelle Dubossekowo eine Stellung, die der Gegner mit 50 Panzern berannte. Der ungleiche Kampf dauerte vier Stunden. Durch Panzerbüchsen und Flaschen mit Zündstoff setzten die Gardisten einen Panzer nach dem anderen außer Gefecht. Die Helden fielen im Kampf, hielten aber die Panzer auf, bis die Verstärkung herangerückt war und der ausgeblutete Feind zurückgeworfen wurde.

Panzermänner und Infanteristen, Kanoniere und Kavalleristen, Maschinengewehr- und Maschinenpistolenschützen, Flieger und Granatwerferschützen, alle zeigten einen beispiellosen Heroismus, alle waren von dem einen Wunsche beseelt: den Feind zu vernichten.

Immer stärker entfaltete sich die Kampftätigkeit der Partisanen in den vorübergehend vom Feind besetzten Bezirken des Moskauer Gebietes. Sie griffen die Nachschubkolonnen der deutschen Einheiten an, sprengten Eisenbahnen und Chausseen, unterbrachen die Verbindungen, vernichteten Läger und Vorräte. Sie brachten den in den besetzten Gebieten Zurückgebliebenen Worte der Wahrheit, straften die prahlerische deutsche Propaganda Lügen und stärkten die Siegeszuversicht der Bevölkerung. Sie brachten den Einheiten der Roten Armee überaus wertvolle Informationen.

Das Sowjetvolk wird den Namen seiner Heldin Soja Kosmodemjanskaja nicht vergessen. Nach Kriegsaufbruch trat sie, Angehörige des Komsomol und Schülerin der 10. Klasse, freiwillig in die Armee ein. Befehlsgemäß schlug sie sich durch die Frontlinie. Die junge Patriotin wurde in der Abteilung „Partisanin Tanja“ genannt. In einer dunklen Winternacht durchschnitt sie Telefonleitungen und steckte im Dorf Petrischtschewo ein feindliches militärisches Objekt in Brand. Zwei Tage später, als Soja den Versuch unternahm, ein anderes wichtiges militärisches Objekt zu vernichten, gelang es den Hitlerleuten sie zu fassen. Die Partisanin musste bestialische Martern erleiden. Aus dem tapferen Mädchen war ein einziges Wort herauszubringen. Die Folter vermochte ihren Willen-den Willen eines stolzen Sowjetmenschen- nicht zu brechen. Schon mit der Schlinge um den Hals, wandte sich die junge Heldin an die zur Hinrichtungsstätte zusammengetriebenen Bauern mit einem flammenden Aufruf, die Faschisten zu vernichten. „Stalin ist mit uns! Stalin wird kommen!“ rief sie vor ihrem Tode aus.

„Ich bin nicht allein. Wir sind zweihundert Millionen! Mit allen werdet ihr nicht fertig!“ rief die heldenmütige Partisanin Soja Kosmodemjanskja vor ihrer Hinrichtung den Hitlerleuten ins Gesicht. (Das Bild wurde einem gefangen deutschen Offizier abgenommen)
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

4. Die Niederlage der deutschen Truppen vor Moskau

Der Widerstand der Roten Armee wurde immer entschlossener. Die Lage an der Front blieb jedoch gespannt. Im Nordwesten war es den Deutschen gelungen, Klin und Solnetschnogorsk einzunehmen, im Süden umgingen sie die uneinnehmbare Stadt Tula und näherten sich Kaschira. Bei Leningrad nahm der deutsche General Schmidt Tischwin ein, im äußersten Süden waren die Hitlertruppen in Rostow eingedrungen.

Die Einnahme von Rostow gab den Nazis Anlass zu einer gewaltigen Propaganda. „Jetzt“, so gellte es durch den Äther, „steht Deutschland der Weg zu den Erdölfeldern des Kaukasus offen.“ Die Hitlergenerale teilten bereits das sowjetische Erdöl auf, während die faschistischen Diplomaten sich in den Vorzimmern einer Reihe neutraler Länder herumdrückten und diesen zuredeten sich auf die Seite Deutschlands zu schlagen, das angeblich alles Notwendige besaß, um die Welt zu besiegen.

Das Geheul der Faschisten war jedoch noch nicht im Äther verklungen, als der Rundfunk die Meldung von der Befreiung Rostows brachte. Nachdem sie Verstärkung erhalten und sich auf Befehl des Obersten Befehlshabers umgruppiert hatten, warfen die Sowjettruppen die Faschisten aus der Stadt und trieben sie nach dem Westen, auf Tagonrog zurück. Der Sieg wurde durch die gleichen Truppenteile errungen, die der faschistische Rundfunk bereits als vernichtet oder eingekesselt gemeldet hatte, und durch die gleichen Kommandeure, die dem Berliner Rundfunk zufolge gefallen oder gefangengenommen waren.

Bei Moskau rückten die Hitlertruppen zwar vor, aber immer langsamer und unter immer größeren Anstrengungen. Zu Beginn der Novemberoffensive rückten sie 10-20 km täglich vor, dann ging das Tempo bis auf 2 oder 3 km täglich herunter. Gegen Ende November war ihr Vorrücken bereits nach Metern zu bemessen. Jeder Fußbreit Boden war mit deutschen Gefallenen besät. Durch verzweifelte Anstrengungen erreichte der Feind nur an einigen Stellen das Vorfeld der Stadt. Die ausgeblutete Hitlerarmee, die ihre Reserven erschöpft hatte, versuchte vergeblich, sich vorwärtszukämpfen. Sie versuchte, die Flanken der Sowjettruppen zu umgehen, wurde aber zurückgeschlagen. Voll Wut stürmten die Faschisten im Mittelabschnitt frontal gegen Moskau vor, aber die sowjetischen Truppen hielten wie ein Wellenbrecher stand und warfen die feindlichen Angriffswelle zurück. Die Deutschen waren augenscheinlich außer Atem. Es kam der Moment für einen entscheidenden Gegenschlag.

Am 6. Dezember 1941 begann auf Befehl Stalins die Offensive, um die deutsche „Zange“ zu sprengen. Die an Moskau nördlich und südlich herangebrachten Reserven wurden gerade an jenen Stellen eingesetzt, wo die Faschisten die Front zu durchbrechen und den Ring um die Hauptstadt zu schließen gedachten. Die Deutschen wurden selbst von einer Einkesselung bedroht. Sie begannen sich eilig zurückzuziehen. Die Rote Armee verstärke den Druck. Die gesamte sowjetische Westliche Front ging zu einem entschlossenen Angriff über und versetzte dem Feind einen vernichtenden Schlag.

Am 6. Dezember 1941 verkündete die Sowjetartillerie den Beginn der Zerschmetterung der Hitlertruppen bei Moskau
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947

Die desorganisierten und geschlagenen deutschen Truppen flüchteten und ließen Geschütze, Lastwagen, Panzer sowie Tausende von Toten, Verwundeten und Erfrorenen auf dem Schlachtfeld zurück.

Jeder Tag brachte immer neue Meldungen über die Erfolge der Sowjettruppen. In kurzer Zeit wurde fast das gesamte Moskauer Gebiet befreit. Allein während der 40 Tage der ununterbrochenen sowjetischen Offensive-bis zum 15. Januar 1942- verloren die Deutschen nur an Toten etwa 300 000 Soldaten und Offiziere. Die Rote Armee erbeutete Waffen und Munition aller Art in Mengen, die ausgereicht hätten, um einige Dutzende von Divisionen auszurüsten. Das war die erste große Niederlage, die den Deutschen in diesem Krieg beigebracht wurde. Sie hinterließ der ganzen Welt einen gewaltigen Eindruck. Die gesamte fortschrittliche Menschheit spendete der Roten Armee Beifall.

Die Gerüchte über die Niederlage und die gewaltigen Verluste der Hitlerarmee vor Moskau drangen nach Deutschland durch. Die nazistische Presse war gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen. Das deutsche Nachrichtenbüro teilte zunächst mit, dass an der Front „Kämpfe von örtlicher Bedeutung“ im Gange seien und später, dass „der Gegner erbitterte Angriffe unternehme“.

Schließlich gaben die Nazis das Scheitern ihres Planes zu, erklärten aber dabei…dass der Winter sie daran gehindert hätte, Moskau einzunehmen.

Das Sowjetische Nachrichtenbüro entlarvte die plumpen Versuche der Nazis, ihre Niederlage durch Wetterbedingungen zu entschuldigen, und führte aus:

„Die Deutschen beschweren sich über den Winter und behaupten, dass dieser sie gehindert hätte, den Plan von der Einnahme Moskaus zu verwirklichen. Aber erstens gibt es bei uns vor Moskau noch keinen richtigen Winter, weil die Temperatur noch nicht unter minus 3-5 Grad ist. Zweitens beweisen die Beschwerden über den Winter bloß, dass die Deutschen es versäumt haben, ihre Armee mit warmer Kleidung auszustatten, obwohl sie laut genug verkündet hatten, dass sie sich für einen Winterfeldzug vorbereitet hätten. Sie haben ihre Armee deshalb nicht mit Winterkleidung ausgestattet, weil sie den Krieg vor Ausbruch des Winters zu enden hofften. Die Hoffnungen der Deutschen haben sich jedoch, wie man sieht, nicht bewahrheitet. Hier haben sich die Deutschen gefährlich verrechnet. Die Fehlrechnung in den deutschen Plänen kann man jedoch keinesfalls durch die winterlichen Bedingungen des Feldzuges erklären. Nicht der Winter ist schuld, sondern ein organisatorischer Fehler in der Arbeit des deutschen Oberkommandos auf dem Gebiet der Kriegsplanung.“

Die Schlacht vor Moskau hatte gewaltige Bedeutung. Vor Moskau wurde der Hitlerarmee ein vernichtender Schlag versetzt.

Nie Niederlage vor Moskau hat die Moral des Feindes stark erschüttert. Zerfallserscheinungen traten in der Hitlerarmee auf. Die Moskauer Schlacht hat das Fiasko der faschistischen Kriegskunst bloßgestellt. Der Führer der Roten Armee und des gesamten Sowjetvolkes, J.W. Stalin, erriet die feindlichen Pläne und wählte den günstigsten Augenblick, um den Gegenschlag zu führen.

Die Niederlage der Hitlerleute vor Moskau trug den Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutsch-faschistischen Armee endgültig zu Grabe.

Die Rote Armee entriss dem Feind jene vorrübergehenden Vorteile, über die er zu Beginn des Kriegs verfügte. „Heute haben die Deutschen nicht mehr den militärischen Vorsprung, den sie infolge des wortbrüchigen und überraschenden Überfalls in den ersten Kriegsmonaten hatten“, schrieb J.W. Stalin in seinem Befehl vom 23. Februar 1942. „Die Momente der Überraschung und des Unerwarteten als Reserven der faschistischen deutschen Truppen sind vollständig verausgabt. Dadurch ist jene Ungleichheit in den Kampfbedingungen beseitig, die durch die Überraschung des faschistischen deutschen Überfalls geschaffen worden war. Nunmehr wird das Schicksal des Krieges nicht durch solch ein zufälliges Moment wie das Moment der Überraschung entschieden werden, sondern durch die ständig wirkenden Faktoren: die Festigkeit des Hinterlandes, die Moral der Armee, die Quantität und Qualität der Divisionen, die Bewaffnung der Armee, die organisatorischen Fähigkeiten des Kommandobestandes der Armee.“

5. Die Gegenoffensive der Roten Armee im Winter 1941/42

Die durch den Sieg bei Moskau beflügelte Armee trug die Gegenoffensive auch in anderen Richtungen erfolgreich vor.

Im Norden zerschlugen die sowjetischen Truppen unter dem Befehl von Armeegeneral, heute (1947 P.R.) Marschall der Sowjetunion Merezkow, die Ende November zum Angriff angetreten waren, das XXXIX. Deutsche Armeekorps und befreiten am 9. Dezember Tichwin. Der Versuch der Deutschen, Leningrad einzuschließen und sich mit den Finnen am Onegasee zu vereinigen, war gescheitert. Die bei Tichwin geschlagenen Deutschen versuchten, auf den Zwischenstellungen Widerstand zu leisten, wurden aber aus ihren Stellungen geworfen und zogen sich eilig zum Wolchofluss zurück. Die Sowjettruppen blieben den Deutschen ständig auf den Fersen und erkämpften mehrere Brückenköpfe am linken Ufer des Flusses.

Ein glänzender Erfolg wurde von den Sowjettruppen auf der Krim erzielt. Ende Dezember überquerten die Truppen der Kaukasischen Front im engen Zusammenwirken mit der Schwarzmeerflotte die Meerenge von Kertsch im Sturm. Auch Feodosia wurde befreit.

Mitte Januar 1942 durchbrachen die Sowjettruppen der Kalinin- und Nordwestlichen Front die Verteidigung der Deutschen südlich der Städte Ostaschkowo und Selisharowo und rückten um mehr als 100 km vor. Eine der wichtigsten Nachschublinien des Feindes – die Eisenbahnlinie Rshew-Welikije Luki – wurde durchschnitten. Im Süden rückten die Truppen der sowjetischen Südwestlichen und Südlichen Front um 100 km vor und besetzten Barwenkowo und Losowaja.

Zum Jahrestag der Roten Armee, am 23. Februar 1942, waren die Gebiete von Moskau und Tula, ein beträchtlicher Teil des Kaliningebietes und ein Teil des Leningrader Gebietes befreit und die Befreiung der Gebiete von Smolensk und Orel, der Krim sowie des Gebietes von Charkow, des Donezbeckens und anderer ukrainischer Bezirke (Stand damals. Heute will die Ukraine nichts mehr von wissen. P.R.) in Angriff genommen. Insgesamt befreite die Rote Armee während des Winterfeldzuges über 11 000 Ortschaften und darunter über 60 Städte.

Die Winteroffensive der Roten Armee machte die Pläne der Hitlerleute zur Eroberung von Moskau, Leningrad, des Kaukasus und des zentralen Teils von Russland zunichte. Sie verurteilte auch den deutschen Versuch, den Winter über hinter einer Verteidigungslinie auszuharren, zum Scheitern. Das Hitlerkommando konnte seinen Truppen nicht nur keine Ruhepause gönnen, sondern war gezwungen, Ersatz aus den Reserven, die für die Frühjahrsoffensive vorgesehen waren, an die sowjetische Front zu schicken. Allein im Januar und Februar 1942 warf Hitler etwa 30 Divisionen aus Frankreich, Dänemark, Griechenland und aus Deutschland selbst an die Ostfront. Im Laufe der Winteroffensive der Roten Armee büßte die Hitlerarmee etwa 1 Million Menschen ein, die Verwundeten und Erfrorenen nicht eingerechnet. Die Elitedivisionen der Faschisten waren bei Moskau, Rostow, Tichwin, Kertsch und in der Ukraine geblieben.

„…Es brauchte nur das Moment der Überraschung aus dem Arsenal der Deutschen zu verschwinden“, sagte J.W. Stalin, „damit die faschistische Deutsche Armee vor einer Katastrophe stand.“

Entnommen aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4, aus dem Jahre 1947, Original-Autoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A. L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“

Der Beginn des Großen Vaterländischen Krieges

1. Der wortbrüchige Überfall auf die UdSSR

Der von den Hitlerfaschisten jenseits der Grenzen der Sowjetunion entfesselte Krieg erfasste immer neue Länder. Nachdem die Hitlerleute Polen überrannt hatten, rüsteten sie sich im Winter 1939/40 zur Eroberung neuer Gebiete. Sie stellten Dutzende an Divisionen auf, bereiteten gewaltige Mengen an Munition vor. Nachdem Hitler genügend Kräfte gesammelt hatte, stürzte er sich im April 1940 auf die westlichen Staaten.

Er eroberte Dänemark und Norwegen. Einen Monat später -im Mai- brachen die Deutschen in Holland, Belgien und Luxemburg ein. Nach der Besetzung Belgiens umgingen die Deutschen die französischen Grenzbefestigungen, die sogenannte Maginotlinie, und fielen in Frankreich ein. Zu diesem Zeitpunkt trat das faschistische Italien, von dem Sieg Hitlers überzeugt, an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen England und Frankreich ein. Die italienischen Faschisten hofften, sich ohne größere Anstrengungen auf Kosten Frankreichs bereichern zu können. Die französische Regierung leistete den Eindringlingen nicht den gebührenden Widerstand. Drei Wochen nach dem Einfall der Deutschen in Frankreich fiel Paris. Einige Tage später kapitulierte die französische Regierung, ohne sich auch nur ein Zehntel ihrer Kräfte und Möglichkeiten für den Widerstand eingesetzt zu haben. Das von seiner Regierung verratene Volk geriet unter das faschistische Joch.

Die britische Armee, die im Norden Frankreichs gelandet war, um den Franzosen Hilfe zu leisten, erlitt eine Niederlage. Die gesamte schwere Ausrüstung – Geschütze und Panzer – wurde eine Beute der Deutschen. Nur unter Einsatz der Flotte gelang es der britischen Führung, den Mannschaftsbestand der Armee – über 300 000 Soldaten und Offiziere- unter großen Schwierigkeiten zu retten und ihn über den Ärmelkanal nach England zurückzubringen.

Im Sommer 1940 hatte Hitler bereits neun Länder – Österreich, die Tschechoslowakei, Polen, Dänemark, Norwegen, Belgien, Holland, Luxemburg und Frankreich- erobert.

Die Nazis verstärkten die Kampfhandlungen gegen England zu Wasser und in der Luft. Tausende von Bombern warfen Tag und Nacht todbringende Last über den Städten Englands ab. Hunderte von U-Booten stießen, auf französische Häfen gestützt, weit ins Meer vor und versenkten englische Frachter mit Waffen und Nahrungsmitteln. Gleichzeitig zogen die Deutschen in den französischen Häfen Transportmittel und Sondereinheiten zusammen, um den Ärmelkanal zu überqueren.

Aber der Kampf um England zog sich in die Länge. Das Volk hatte begriffen, was der Faschismus mit sich bringt. In England gab es einen Wechsle der Regierung. Ausscheiden mussten alle Minister, die bisher die falsche Politik der Nachsicht gegenüber den Aggressoren betrieben hatten. Die neue Regierung leistete des Faschisten Widerstand.

Wochen gingen dahin. Hitler war es noch immer nicht gelungen, den Kanal zu überqueren. Bei dem Misserfolg Deutschlands spielte noch ein weiterer Umstand eine nicht geringe Rolle: Hitler wagte nicht, seine ganzen Kräfte an der Westfront zu konzentrieren. Deutschland war gezwungen, einen bedeutenden Teil seiner Divisionen im Osten zu belassen. Das Sowjetland fesselte Hitlers Kräfte und half auf diese Weise Großbritannien, den Kampf gegen Deutschland zu bestehen.

Je geringer die Aussichten einer Landung in England wurden, desto stärker wurde das Bestreben der Nazis, die Sowjetunion zu überfallen. Hitler träumte davon, sich in den Besitz der gewaltigen Hilfsquellen des Sowjetlandes- Erdöl, Kohle, Nahrungsmittel und Industrie – zu setzen und auf diese Weise eine tragfähige Basis zur Durchführung seiner Eroberungspläne zu schaffen. (Gas war damals noch nicht aktuell. P.R.) Die Nazis hofften, die Sowjetunion rasch zu zerschlagen, um anschließend alle Kräfte für die Eroberung der übrigen Welt einzusetzen. Auf einer Beratung der Naziminister, kurz vor Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, wurde festgestellt: „Der Krieg kann nur in dem Falle weitergehen, wenn alle Streitkräfte im dritten Kriegsjahr aus Russland versorgt werden.“

Im Sommer 1940 begann der nazistische Generalstab mit der Ausarbeitung des Angriffsplans gegen die Sowjetunion. Zunächst wurde dieser „Plan Fritz“ genannt und später in „Plan Barbarossa“ umgetauft.

Im Dezember 1940 war der „Plan Barbarossa“ endgültig bestätigt. Die Hitlerleute hatten vor, ihre Hauptkräfte insgeheim im Osten zu konzentrieren und die Sowjetunion überraschend anzugreifen. Den faschistischen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, die Rote Armee in den westlichen Gebieten des Landes zu vernichten und ihr keine Möglichkeit zu lassen, sich geordnet zurückzuziehen und eine zusammenhängende Front aufzubauen. Die faschistischen Generale rechneten damit in kürzester Frist – in etwa 5-6 Wochen- Leningrad und Moskau einzunehmen, die Wolga zu erreichen und die Linie Archangelsk-Astrachan zu beziehen.

Um den Krieg möglichst rasch zu beenden, waren die Nazis bestrebt, nicht nur alle eigenen Kräfte zum Schlag gegen die Sowjetunion zu konzentrieren, sondern auch andere Länder zur Teilnahme am Überfall heranzuziehen. Die finnische Regierung, die von der Sowjetunion so großmütig behandelt worden war, brach den Vertrag und nahm Verhandlungen mit den Nazis auf. Die Finnen verpflichteten sich, die deutschen Truppen durch ihr Territorium durchzulassen und mit den Deutschen zusammen zum Angriff gegen die Sowjetunion anzutreten. Anfang 1941 kamen deutsche Generale nach Finnland, besichtigten die Ausgangspositionen für den Angriff und arbeiteten einen Plan für den gemeinsamen Schlag gegen die Sowjetunion aus.

Im November 1940 nahmen die Nazis Besprechungen mit Rumänien auf. Dieses verpflichtete sich, mit Deutschland zusammen die Sowjetunion anzugreifen. Hitler versprach, Bessarabien und das sowjetische Gebiet bis zum Dnjepr an Rumänien abzutreten.

Ungarn schließlich sollte durch die Karpaten hindurch die Truppenteile der Roten Armee im Rücken angreifen, sobald Deutschland die Sowjetunion überfallen hatte.

Gleichzeitig mit der Ausarbeitung des militärischen Angriffsplans ging die Arbeit an dem Plan der Ausplünderung der Sowjetunion vor sich. Lange vor Kriegsbeginn wurden diejenigen sowjetischen Gebiete bestimmt, die in den Nazistaat unmittelbar eingegliedert werden sollten. Die deutschen Faschisten hatten vor, die baltischen Staaten, die Krim, den Kaukasus, die Ukraine und Bjelorussland an Deutschland anzugliedern. Die Wolgagebiete und die Erdölgebiete von Baku sollten eine „deutsche Militärkolonie“ werden. Die Finnen sollten Ostkarelien erhalten, aber die Kola-Halbinsel sollte an Deutschland fallen.

Ein bedeutender Teil der Bevölkerung der eroberten Gebiete sollte ausgerottet werden. Der Henker Himmler hatte Richtlinien ausgearbeitet, wonach mindestens 30 Millionen Slawen zu vernichten waren. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde zum Hungertode verurteil. Als sie zwei Monate vor Kriegsbeginn den „Plan Barbarossa“ erörterten, gaben die Naziminister selbst zu: „Es besteht kein Zweifel darüber, dass, wenn wir aus dem Lande das nehmen, was wir brauchen, viele Millionen der Bevölkerung Hungertodes sterben werden.“

Göring sagte zu seinen Bevollmächtigten: „Ich habe die Absicht zu plündern, und zwar wirkungsvoll. Sie müssen geradezu wie ein Schweißhund hinterher sein. Wo noch etwas ist, was den Deutschen nützen könnte, muss es blitzartig aus den Lagern geholt und hierhergebracht werden.“

Die Hitlerfaschisten hatten die Absicht, die sowjetische Industrie zu vernichten, die Anlagen nach Deutschland zu verschleppen, die Uralwerke durch Luftangriffe auszuschalten. Die eroberten Gebiete sollten Nahrungsmittel für Deutschland und Rohstoffen für die deutschen Fabriken liefern. Die Nazis gründeten im Voraus eine Gesellschaft zur Ausbeutung der Erdölfelder der Sowjetunion, insbesondere der von Grosnyj und Baku. Als Vorsitzender dieser Gesellschaft wurde der Wirtschaftsminister Hitlerdeutschlands, Funk, bestimmt.

Viele Monate nach Kriegsbeginn wurde ein besonderer Apparat geschaffen, um das Sowjetland auszurauben und die Bevölkerung zu germanisieren. An der Spitze dieses Apparats stand Rosenberg. Er hatte Kommissare für jedes sowjetische Gebiet ausgesucht, das von den Deutschen erobert werden sollte. Den Kommissaren wurden Instruktionen ausgehändigt, aus denen hervorging, welches Los dem betreffenden Gebiet der Sowjetunion beschieden war. So ordnete z.B. dieser Henker für die baltischen Republiken und Bjelorussland an: „Das Ziel des Reichsbevollmächtigten für Estland, Lettland, Litauen und Bjelorussland ist die Schaffung eines deutschen Protektorats, um diese Gebiete später durch Germanisierung der in rassischer Hinsicht geeigneten Elemente in Bestandteile des Großdeutschen Reiches zu verwandeln.“

Es handelte sich hierbei um die Ausrottung der Bevölkerung; der Rest sollte-soweit er dazu „geeignet“ erscheinen würde- germanisiert werden.

Die Nazis waren sich dessen bewusst, dass die Bevölkerung diesen ungeheuerlichen Plänen Widerstand leisten würde, deshalb wurden Instruktionen für den Kampf gegen die Bevölkerung im Voraus ausgearbeitet. Fünf Wochen vor dem Überfall gab das Oberkommando der hitlerischen Wehrmacht am 13. Mai 1941 den Befehl heraus: Alle Offiziere erhielten das Recht, jede Person, die einer feindseligen Einstellung den Deutschen gegenüber verdächtig sein würde, ohne Gericht und Untersuchung zu erschießen; der Befehl verbot den Offizieren, deutsche Soldaten für an der sowjetischen Bevölkerung begangene Verbrechen zu bestrafen.

Rosenberg forderte von seinen Bevollmächtigten eine erbarmungslose Behandlung der Bevölkerung. Er gestattete ihnen alles, was die deutsche Verwaltung für notwendig und geeignet hielt, um das vorgesehene Programm zu verwirklichen.

So hatten die Hitlerleute lange vor Kriegsbeginn nicht nur die militärischen Pläne vorbereitet, sondern auch das gesamte unmenschliche System der Ausplünderung und der Ausrottung eines bedeutenden Teils der sowjetischen Bevölkerung, der Germanisierung der übrigen Bevölkerung sowie die Eingliederung eines gewaltigen Teils des Territoriums an Deutschland bis in die Einzelheiten ausgearbeitet. Selbst die blutrünstigen Eroberer, die die Geschichte der Menschheit kennt, hatten sich keine so ungeheuerlichen Ziele gesteckt und ihre Aggression derart vorbereitet.

Alle Vorbereitungen der Nazis wurden heimlich durchgeführt. Für den Fall, die die Konzentration der Hunderte von Divisionen nicht geheimzuhalten wäre, hatten die Nazis vor, das Gerücht in Umlauf zu bringen, die Truppenbewegungen würden angeblich gegen England durchgeführt; die Pläne wurden vor den eigenen Generalen geheimgehalten, um den Angriff so überraschend wie möglich zu führen.

Es war vorgesehen, im Spätfrühling 1941 zum Angriff anzutreten. Aber ein unvorhergesehener Umstand verzögerte die Ausführung des Planes. Der Verbündete Hitlerdeutschlands -das faschistische Italien- überfiel Griechenland in der Überzeugung mit dem kleinen Land leicht fertig zu werden. Aber das heldenmütige Volk leistete erbitterten Widerstand und brachte sogar dem, wie es schien, um vieles stärkeren Gegner sine Niederlage bei. Der italienische Diktator Mussolini wandte sich an Hitler um Hilfe. Deutschland, das sich bereits zum Angriff gegen die Sowjetunion gerüstet hatte, legte Wert darauf, den Rücken frei zu haben. Die Deutschen leisteten den Italienern Hilfe. Hitler beschloss, Truppen durch Bulgarien und Jugoslawien in Griechenland einrücken zu lassen, um das letztere blitzartig niederzuwerfen. Die bulgarische faschistische Regierung ließ die deutschen Truppen ins Land und verwandelte dieses in ein Aufmarschgebiet für den Überfall auf Griechenland und später auch auf die Sowjetunion. Die jugoslawischen Völker leiteten den Nazis entschlossenen Widerstand, erlitten aber in dem ungleichen Kampf eine Niederlage. Die Balkanhalbinsel wurde von den Nazis besetzt. Zwei weitere Länder-Griechenland und Jugoslawien-waren damit Opfer der deutschen Aggression geworden. Unter dem Nazisstiefel ächzten bereits elf Länder.

Nachdem sie sich den Rücken gesichert hatten gingen die Nazis an die Verwirklichung ihrer Raubpläne hinsichtlich der Sowjetunion.

Am 22. Juni 1941 um 4 Uhr früh fielen die Truppen Hitlerdeutschlands überraschend, ohne Kriegserklärung, in die Sowjetunion ein. Die deutsche Luftwaffe griff Kiew, Kaunas, Sewastopol, Shitomir und weitere Sowjetstädte an. Geschützsalven donnerten längs der ganzen Grenze, auch an der finnischen und rumänischen.

Gleichzeitig mit dem Angriff der deutschen Landstreitkräfte gegen die Streitkräfte der Sowjetunion wurden auch die deutschen Luft- und Seestreitkräfte gegen die sowjetische Kriegsflotte eingesetzt. Deutsche Flugzeuge erschienen über den Häfen von Murmansk, Kronstadt, Odessa und Sewastopol. Deutsche U-Boote benutzen für ihren Überfall Stützpunkte in Finnland und Rumänien.

Die Periode der friedlichen Aufbauarbeit in der Sowjetunion war zu Ende. Es begann der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion gegen die deutsch-faschistischen Eindringlinge.

2. Die vorübergehenden Vorteile der deutsch-faschistischen Armee

Die Sowjetunion und ihre Streitkräfte hatten schwere Prüfungen zu bestehen. Während ihrer ganzen Geschichte hatten die Völker der Sowjetunion nicht mit einem so starken und heimtückischen Feind zu tun gehabt. Im ersten Weltkrieg 1914-1918 hatte Deutschland im Bunde mit Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei gekämpft. Dem deutschen Block waren damals von den ersten Kriegstagen an die größten Weltmächte – Großbritannien, Frankreich und Russland- entgegengetreten. Ihnen schlossen sich bald darauf Japan und Italien und später die USA an. Um diese Mächte scharten sich über dreißig Staaten.

Beim wortbrüchigen Überfall auf die Sowjetunion dagegen hatte Deutschland genauso wie im vorigen Krieg Österreich und Ungarn auf seiner Seite. Auch von Bulgarien wurde Deutschland faktisch unterstützt. Außerdem traten Rumänien und Finnland, die im vergangenen Krieg Deutschlands Gegner gewesen waren, auf Seiten Hitlers gegen die Sowjetunion an. Im Lager der deutschen Faschisten stand ferner Italien, das im ersten Weltkrieg zu Deutschlands Gegnern gezählt hatte. Schließlich war Japan, dessen Armee im vorigen Krieg Deutschland entgegengetreten war, mit Deutschland verbündet. Dazu muss noch Spanien gerechnet werden, dessen Rohstoffquellen Deutschland uneingeschränkt zur Verfügung standen und das einige Zehntausende von Soldaten an die Front schickte. Während der deutsche Block vor einem Vierteljahrhundert (Stand 1947 P.R.) also aus vier Mächten bestanden hatte, hatten die Hitlerfaschisten einen Block aus acht Mächten -Spanien nicht eingerechnet- zusammengebracht. Außerdem hatten sie sich fast der gesamten Industrie Westeuropas bemächtigt und nutzten sie für ihre militärischen Zwecke aus.

Die Hauptkräfte des Hitlerblocks, der unvergleichlich mächtiger als der deutsche Block im ersten Weltkrieg war, fielen über die Sowjetunion her. Diese musste allein den ganzen Ansturm aushalten, dem im vergangen Krieg Dutzende von Ländern und darunter sechs Großmächte standgehalten hatten. Schon dieses Kräfteverhältnis allein zeugt davon, welche Schwierigkeiten die Sowjetunion zu bewältigen hatte und welche Opfer das Sowjetland und seine Streitkräfte im Krieg auf sich nehmen mussten.

Die Hitlertruppen drangen in die baltischen Republiken in Bjelorussland und in die Ukraine ein. Dem Sowjetland drohte allerhöchste Gefahr. Von dieser sprach J.W. Stalin zu den Völkern der Sowjetunion in seiner Rundfunkrede am 3. Julie 1941: „Der Feind ist grausam und unerbittlich. Er setzt sich das Ziel, unseren Boden, der mit unserem Schweiß getränkt ist, zu okkupieren, unser Getreide, unser Erdöl, die Früchte unserer Arbeit an sich zu reißen. Er setzt sich das Ziel, die Macht der Gutsbesitzer wieder aufzurichten, den Zarismus wiederherzustellen, die nationale Kultur und die nationale Eigenstaatlichkeit der Russen, Ukrainer, Bjelorussen, Litauer, Letten, Esten, Usbeken, Tataren, Moldauer, Georgier, Armenier, Aserbaidschaner und der anderen freien Völker der Sowjetunion zu vernichten, sie zu germanisieren, sie zu Sklaven der deutschen Fürsten und Barone zu machen. Es geht also um Leben oder Tod des Sowjetstaates, um Leben oder Tod der Völker der Sowjetunion; es geht darum, ob die Völker der Sowjetunion frei sein oder in Versklavung geraten sollen.“

Der Krieg gegen einen solchen Feind durfte nicht als gewöhnlicher Krieg betrachtet werden. Es handelte sich nicht nur um den Verlust dieses oder jenes Teils des sowjetischen Territoriums. Es handelte sich um die Existenz des Sowjetstaates, um die Einbuße aller Errungenschaften, die die Große Sozialistische Oktoberrevolution den Sowjetvölkern gebracht hatte. Die Völker der Sowjetunion hatten ein klares und edles Ziel vor Augen: das Sowjetland von den verhassten Eindringlingen zu befreien, die Sowjetmenschen aus der Sklaverei und vor der Vernichtung zu retten. Es war ein Befreiungskrieg, ein heiliger Krieg des Sowjetvolkes um sein sozialistisches Vaterland.

„Es ist nicht nur ein Krieg zwischen zwei Armeen“, sagte J.W. Stalin. „Er ist zugleich ein Krieg des ganzen Sowjetvolkes gegen die faschistischen deutschen Truppen.“ Indem er das Sowjetvolk zur Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes aufrief, erklärte J.W. Stalin, warum es den Hitlertruppen gelungen war, zu Beginn des Krieges so bedeutende Erfolge zu erzielen. Die faschistische Armee hatte Erfolge, nicht weil sie unbesiegbar war, wie das von den Nazis überall behauptet wurde, sondern weil die deutsch-faschistische Armee eine Reihe vorübergehender, aber überaus wichtiger Vorteile besaß.

Hitlerdeutschland erwies sich für den Krieg besser vorbereitet. Die Geschichte lehrt, wie J.W. Stalin in dem Bericht zum 27. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution zeigte, dass….   „die an einem neuen Krieg interessierten aggressiven Nationen als Nationen, die sich von langer Hand auf den Krieg vorbereiten und dafür Kräfte sammeln, gewöhnlich besser auf den Krieg vorbereitet sind und es auch sein müssen als die friedliebenden Nationen, die an einem neuen Krieg nicht interessiert sind. Das ist natürlich und begreiflich. Das ist, wenn Sie so wollen, eine historische Gesetzmäßigkeit, die außer acht zu lassen, gefährlich wäre.“

Bei den Vorbereitungen zum Krieg stellten die Hitlerfaschisten vor allem ihre Industrie auf Rüstung um. Außerdem erbeuteten sie nach der Eroberung Europas die Waffen- und Munitionsvorräte mehrerer europäischer Armeen und zwangen darüber hinaus fas ganz Europa – die Tschechoslowakei, Österreich, Frankreich, Holland, Polen, Belgien und andere Länder- für sie zu arbeiten. Die Deutschen hatten deshalb mehr Panzer und mehr Flugzeuge, als die Rote Armee damals besaß.

Außerdem hatten die Faschisten ihre Armee bereits vor dem Überfall auf die UdSSR mobilisiert, die Einberufenen unter die einzelnen Truppenteile verteilt, Munition und Ausrüstung bereitgestellt und ihre Divisionen an den entsprechenden Stellen konzentriert. Das bot den Hitlerleuten die Möglichkeit, ihre Divisionen im richtigen Moment und in gewünschter Richtung umzugruppieren.

Die Hitlerleute machten sich nicht nur die Industrie und die Nahrungsmittelreserven des eroberten Europas zunutze. Die faschistischen Regierungen Rumäniens, Finnlands, Ungarns und Italiens ließen gemeinsam mit den Deutschen ihre Truppen gegen die Sowjetunion marschieren.

Eine enorme Rolle spielte ferner auch der Umstand, dass die deutsche Armee in den zwei Jahren des Krieges in Europa große Erfahrungen in der Durchführung großer militärischer Operationen unter Einsatz der modernsten Kriegstechnik gewonnen hatte.

Schließlich muss auch in Betracht gezogen werden, dass es der deutsch-faschistischen Wehrmacht gelungen war, eine Reihe von Siegen über die Armeen Europas zu erringen, unter denen sich eine so mächtige Armee wie die französische befand. Zwar wurden die Erfolge im Krieg gegen Polen bei einer dreifachen Überlegenheit an Kräften errungen, während im Krieg gegen Frankreich der Verrat den Deutschen zu Hilfe kam. Aber die Hitlerpropagandisten benutzten diese Erfolge, um den Soldaten einzuhämmern, dass sie unwiderstehlich wären. So wurde der Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutsch-faschistischen Armee geschaffen.

Das waren die vorübergehenden Vorteile der Hitlerarmee, die es ihr ermöglichten, nach dem plötzlichen Überfall auf die Sowjetunion bedeutsame Erfolge an der sowjetisch-deutschen Front zu erzielen. Sie nutzte diese Vorteile weitgehend aus und kämpfte sich in die Tiefe des sowjetischen Gebietes vor. Die Hitlerfaschisten versuchten, einen „Blitzkrieg“ durchzuführen, wobei sie damit rechneten, dass die Streitkräfte des Sowjetlandes schwach seien. Sie spekulierten ferner darauf, dass die Sowjetordnung nicht fest sei; sie nahmen an, dass dies nach dem ersten ernsthaften Schlag zerfallen würde. (Nun ja, es dauerte noch bis 1989/90 bis die Sowjetordnung zerfallen ist. Das hatten die Hitlerleute allerdings damals nicht geschafft. Ihr Traum ist erst später in Erfüllung gegangen. P.R.)

Schließlich hofften die Nazis auf eine Isolierung der Sowjetunion. Sie wollten eine mächtige Koalition gegen die UdSSR zustande bringen, die Großbritannien und die USA einschließen sollte. (Auch dieser Traum der Nazis ging später in Erfüllung. Allerdings erst nach dem II.Weltkrieg. Während des II. Weltkrieges hielt die Anti-Hitler-Koalition. P.R.)

3. Die Taktik der aktiven Verteidigung

Welche Taktik sollte die sowjetische Führung einschlagen, wenn man voraussetzt, dass die Hitlerarmee im Vergleich zu den Streitkräften der Sowjetunion über zeitweilige Vorteile verfügte? Viele ausländische Militärfachleute, die den Kampf der Sowjettruppen beobachteten, versicherten, dass diese die Taktik Kutusows wiederholten: die sowjetischen Truppen wichen zurück, um Zeit zu gewinnen, bis die gesamte Wirtschaft auf den Krieg umgestellt sein würde. „Die Rote Armee tauscht Raum gegen Zeit ein“, sagten die ausländischen militärischen Kapazitäten.

Natürlich hatte die Rote Armee den gesamten Erfahrungsschatz der einstigen russischen Armee übernommen. Die Führung der sowjetischen Streitkräfte hatte auch die Erfahrungen des glänzenden Feldherrn Kutusow zu eigen gemacht. Aber die sowjetischen Heerführer wiederholten keinesfalls automatisch die Kutusow-Taktik. Die sowjetische Führung stellte dem Feind ihre eigene Stalinsche Taktik entgegen. Die wichtigsten Grundsätze dieser Taktik legte J.W. Stalin in seiner Rede am 3. Juli 1941 dar. Diese Taktik ist in die Geschichte der Kriegskunst als die der aktiven Verteidigung eingegangen. Die Hauptaufgabe der Stalinschen Taktik bestand darin, die vorübergehenden Vorteile des Gegners in kürzester Zeit zu liquidieren.

Dem Gegner waren vor allem möglichst viel Verluste beizubringen. Kein Fußbreit Boden durfte ohne Kampf aufgegeben werden. Dem Gegner sollte jeder Schritt vorwärts möglichst viel Menschen und Material kosten. Den Gegner schwächen und ihn sich ausbluten zu lassen, das war die Hauptaufgabe der aktiven Verteidigung.

„Die Rote Armee, die Rote Flotte und alle Bürger der Sowjetunion“, sagte J.W. Stalin, „müssen jeden Fußbreit Sowjetbodens verteidigen, müssen bis zum letzten Blutstropfen um unsere Städte und Dörfer kämpfen, müssen die Kühnheit, Initiative und Findigkeit an den Tag legen, die unserem Volk eigen sind.“

Josef Wissarionowitsch Stalin
Bild entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4, „Der große Vaterländische Krieg der Sowjetunion“ aus dem Jahre 1947

Zur Taktik der aktiven Verteidigung gehörte ferner eine rasche Umstellung der Industrie auf den Kriegsbedarf. Die gesamte Rüstungsindustrie musste auf volle Touren gebracht werden. Dazu waren alle Hilfsquellen des Landes, die gesamte Volkswirtschaft äußerst rasch und unter überaus schweren Bedingungen zu mobilisieren.

Außerdem mussten aus den durch Hitlertruppen bedrohten Gebieten die gesamten Fabriken, das rollende Material, sämtliche Nahrungsmittel und Viehbestände weggeschafft werden. Die sowjetische Industrie und die Rohstoffreserven durften nicht dem Gegner zurückgelassen werden. „Bei einem erzwungenen Rückzug von Truppenteilen der Roten Armee“, sagte J.W. Stalin, muss das gesamte rollende Material der Eisenbahnen fortgeschafft werden; dem Feind darf keine einzige Lokomotive, kein einziger Waggon, kein Kilogramm Getreide, kein Liter Treibstoff überlassen werden. Die Kollektivbauern müssen das ganze Vieh wegtreiben und das Getreide zur Abbeförderung ins Hinterland dem Schutz der staatlichen Organe anvertrauen. Alles wertvolle Gut, darunter Buntmetalle, Getreide und Treibstoff, das nicht abtransportiert werden kann, muss unbedingt vernichtet werden.“

Auch die Bevölkerung musste evakuiert werden, da ihr Vernichtung drohte. Kein Land hat jemals eine derartig schwierige Evakuierung gekannt: es handelte sich darum, Zehntausende von Betrieben und Millionen von Menschen nach dem Osten zu schaffen. (Das war eine gigantische und erstaunliche Leistung. P.R.)

Neben einer gigantischen Ankurbelung der gesamten Rüstungsindustrie und einer steigenden Erzeugung von Panzern, Flugzeugen, Maschinenpistolen, war es äußerst wichtig, neue Waffen zum Kampf gegen die feindlich Kriegstechnik und vor allem gegen die Panzer Sturmflugzeuge, Panzerabwehrgeschütze, Panzerbüchsen und Granatwerfer zu schaffen. Kurzum, im Hinterland war eine gewaltige organisatorische Arbeit zu leisten.

Zur Taktik der aktiven Verteidigung gehörte auch die Entfaltung des Partisanenkampfes gegen die Faschisten durch das gesamte Volk. Die Hitlerleute wussten bereits aus dem Jahre 1918, was der Partisanenkampf des Sowjetvolkes bedeutet. Aber die Eindringlinge hofften, dass das waffenlose Volk es nicht wagen würde, einer mit der modernsten Technik ausgestatteten Armee entgegenzutreten. Der faschistische Außenminister Ribbentrop versicherte: „Im Jahrhundert der Motoren, Panzer und Stukas ist ein Aufstand in den Gebieten, in denen die Bevölkerung entwaffnet ist, ausgeschlossen.“

Die Hitlerleute hatten jedoch die geistige Kraft des Sowjetvolkes und die Macht des sowjetischen Patriotismus nicht einkalkuliert. J.W. Stalin rief zur Schaffung von Partisanenabteilungen in den vorübergehend besetzten Gebieten auf: „In den vom Feind okkupierten Gebieten“, sagte J.W. Stalin, müssen Partisanenabteilungen zu Pferd und zu Fuß gebildet und Diversionsgruppen geschaffen werden zum Kampf gegen die Truppenteile der feindlichen Armee, zur Entfachung des Partisanenkrieges überall und allerorts, zur Sprengung von Brücken und Straßen, zur Zerstörung der Telefon- und Telegrafenverbindungen, zur Niederbrennung der Wälder, der Versorgungsläger und der Trains. In den okkupierten Gebieten müssen für den Feind und alle seine Helfershelfer unerträgliche Bedingungen geschaffen werden, sie müssen auf Schritt und Tritt verfolgt und vernichtet und alle ihre Maßnahmen müssen vereitelt werden.“

Das war der Stalinsche Kampfplan, den er in seiner Julirede verkündete.

Um alle Kräfte der Völker der UdSSR schnellstens zum Widerstand gegen den Feind zu mobilisieren, wurde am 30. Juni 1941 das Staatliche Verteidigungskomitee mit J.W. Stalin an der Spitze gebildet. In den Händen dieses neuen Staatsorgans wurde die gesamte Macht im Staate konzentriert.

4. Die großen Abwehrschlachten

Die von Stalins Worten begeisterten Völker der Sowjetunion erhoben sich zu einem aufopfernden Kampf gegen die faschistischen Eindringlinge.

Die von den leichten Siegen in Westeuropa berauschten Hitlerleute hofften, die Sowjetunion in 5 bis 6 Wochen zu erobern. Aber gleich die ersten Tage der Kriegshandlungen brachten den Hitlerfaschisten eine Enttäuschung.

Den ersten Schlag der deutsch-faschistischen Armee fingen die Grenztruppen und in der Nähe der Grenze stationierten Truppenteile der Roten Armee auf. Sie verteidigten das Sowjetland mit außerordentlicher Tapferkeit. Überall an der Grenze stießen die Deutschen auf einen unerschütterlichen Widerstand der Sowjettruppen.

Die Einnahme von Brest-Litowsk kam den Deutschen teuer zu stehen. Die Lage der Festung unmittelbar an der Grenze bedeutete für diese eine Schwäche. Außerdem war das sowjetische Kommando nicht mehr dazu gekommen, sie zu befestigen. Die Deutschen dachten sie im Zuge des Vormarsches zu nehmen. Es wurde die 45. Deutsche Infanteriedivision bereitgestellt, die über neun leichte und drei schwere Geschützbatterien verfügte. Außerdem richtete der Kommandeur des deutschen Armeekorpses das Feuer der Mörserabteilungen gegen die Festung. Aber der Sturm auf misslang. Am Abend des 22. Juni warfen die Deutschen Sturmgeschützbatterien und ein frisches Infanterieregiment als Verstärkung in den Kampf. Aber auch das nützte nichts.

Auch am folgenden Tag, am 23. Juni, wurden sämtliche deutschen Angriffe zurückgeschlagen. Die Hitlerleute stellten den Verteidigern der Festung das Ansinnen zu kapitulieren, aber diese antworteten mit Feuer. Es verging noch ein Tag, es vergingen zwei, fünf Tage, aber die Verteidiger der Festung setzten den Widerstand fort und fügten den Angreifern schwere Verluste zu.

Die Nazis führten einen schweren Luftangriff gegen die Festung durch. Die Garnison ergab sich nicht. Erst am neunten Kampftag vermochten die Deutschen in die Stadt einzudringen. Die Reste der Garnison durchbrachen den Einschließungsring. Als die Deutschen in die Stadt einrückten, fanden sie in der Festung, nach eigenem Eingeständnis,einige sterbende Russen und gefallene deutsche Soldaten“ vor.

Einem solchen Widerstand begegneten die Deutschen nicht nur bei Brest. An der Südfront zum Beispiel war es den Deutschen gelungen, starke Kräfte bei Peremyschl (Przemysl) zu konzentrieren und die Stadt zu besetzen. Die Verteidiger der Stadt wichen nach einem ununterbrochenen, stundenlangen Gefecht zurück. Aber nachts drang ein verstärktes Bataillon unter Führung von Oberleutnant Poliwoda in Peremyschl ein und säuberte die Stadt vom Feind. Fünf Tage lang versuchten die Nazis vergeblich, Peremyschl erneut einzunehmen. Erst auf Befehl des Kommandos verließ Poliwoda die Stadt, nachdem er alle Werte fortgeschafft und die Bevölkerung evakuiert hatte.

An der ganzen Grenze vom Weißen bis zum Schwarzen Meer waren erbitterte Kämpfe im Gange. Auf Befehl Stalins ließ die Rote Armee den Feind ausbluten. Das Vorrücken kam den Nazis teuer zu stehen. So stieß z.B. die 1. Moskauer Motor-Schützendivision, die heute (Stand 1947 P.R.) eine Gardedivision ist, eilig aus Moskau vor und am 30. Juni an der Beresina mit dem Gegner zusammen. In einem dreitägigen Kampf verloren die Deutschen hier 1500 Mann, 60 Panzer, 700 Motorräder sowie Dutzende von Geschützen und Granatwerfern. Unter dem Druck überlegener feindlicher Kräfte war die Division gezwungen, sich auf eine neue Verteidigungsstellung zurückzuziehen, setzte aber ihre Gegenangriffe fort. Auf einer Strecke von 100 km bezog die Division sieben Stellungen, fügte in jeder von diesen dem Gegner empfindliche Verluste zu und verzögerte seinen Vormarsch.

Die sowjetischen Streitkräfte haben dem ersten starken Ansturm der hitlerischen motorisierten Kolonnen standgehalten. Sie nahmen eine Umgruppierung vor und begannen wuchtige Gegenschläge auszuteilen. In der Tatsache, dass sie einem plötzlichen Schlag standzuhalten vermochten, in der Kunst, Gegenschläge zu führen, zeigte sich das Ergebnis der 20jährigen bolschewistischen Erziehung, offenbarte sich die unerschütterliche Kampfnatur der Roten Armee.

Als Beispiel einer aufopfernden und dabei für den Gegner verlustreichen Verteidigung in der ersten Kriegsperiode kann der Kampf um Smolensk dienen. Die Deutschen setzten gewaltige Kräfte gegen die Stadt ein, warfen Hunderte von Panzern in den Kampf, verlegten ihre Flugplätze bis in die Nähe der Verteidigungslinie. Ununterbrochen waren die Flugzeuge über der Stadt und über den Marschkolonnen der Sowjettruppen.

Der Kampf um Smolensk dauerte fast 30 Tage an. Die nach Smolensk durchgebrochene deutsche Panzerdivision wurde in den Straßen der Stadt vernichtet. Sowjetische Ferngeschütze und Flugzeuge zerstörten die feindlichen Flugplätze. Im Raum von Smolensk fielen Tausende und aber Tausende von Deutschen.

Viele deutsche Divisionen fanden im Raum von Mogilew und bei Gomel ihr Grab.

Eine ruhmvolle Seite der Kriegsgeschichte schrieben die Verteidiger von Odessa. Die offene Stadt, die nicht einmal Spuren von Verteidigungsanlagen aufwies, verteidigte sich tapfer 69 Tage lang. Zusammen mit den Rumänen warfen die Deutschen 18 Divisionen gegen Odessa, während die Stadt nur von vier Infanteriedivisionen und wenigen Marine- und Volkswehreinheiten verteidigt wurde. Dem Feind gelang es nicht, Odessa im Sturm zu nehmen. Die Stadt wurde auf Befehl des Kommandos von den sowjetischen Truppen geräumt: die Verteidiger der Stadt hatten ihre Aufgabe erfüllt, indem sie bedeutende Kräfte des Gegners gebunden und über 250 000 feindliche Soldaten und Offiziere vernichtet hatten.

Die Hoffnung der Hitlerleute, in Leningrad (heute St. Petersburg P.R.) einzurücken, ging nicht in Erfüllung. Bereits am 11. Juli erklärte der faschistische Rundfunk prahlerisch, dass die deutschen Panzertruppen dicht vor Leningrad stünden. Am folgenden Tage wurde der Welt mitgeteilt, dass die Deutschen im Laufe der nächsten Tage in Leningrad einrücken würden. In der Presse tauchte eine Meldung über die Ernennung des deutschen Kommandanten von Leningrad auf. Der ungeduldige Kommandant hatte bereits Passierscheine für die deutschen Kraftwagen in Leningrad drucken lassen. Aber die sowjetischen Krieger und Werktätigen Leningrads vereitelten die hitlerischen Hoffnungen. Auch von der See her blieb das Vorfeld von Leningrad uneinnehmbar. Zusammen mit den Schiffen der Baltischen Flotte versperrte die heldenmütige Festung Kronstadt dem Feind den Weg von der See her. Die heldenmütige Verteidigung der Ostseeinseln zog feindliche Kräfte von Leningrad ab. Die Bevölkerung der Stadt baute trotz ununterbrochener Luftangriffe an den Befestigungen. Alle Wehrfähigen wurden in die Armee eingereiht. Die Kämpfer schlugen die deutschen Angriffe zurück und führten selbst Gegenschläge. Die Deutschen waren gezwungen, in die Defensive zu gehen. Durch ihren Misserfolg aufgebracht, zogen die Faschisten Luftwaffe und Artillerie heran. Hitler befahl, Leningrad dem Boden gleichzumachen.

Am 24. September 1941 erließ der Stabschef der hitlerischen Streitkräfte den Befehl: „Der Führer hat beschlossen, Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Nach der Niederlage Sowjetrusslands besteht kein Interesse an dem Weiterbestehen dieser Großstadt. Finnland hat ebenfalls erklärt, dass es an einem Weiterbestehen der Stadt Petersburg unmittelbar an seiner neuen Grenze nicht interessiert sei.“

Der Befehl zeugt von der unerhörten Bestialität der Eroberer, aber er zeugt auch von ihrer Ohnmacht: da sie es nicht fertiggebracht hatten, den Widerstand der heldenmütigen Verteidiger von Leningrad zu brechen, beschlossen die Nazis, die Riesenstadt mit einer Millionenbevölkerung zu vernichten.

Durch Hunger, Artilleriebeschuss und Luftangriffe versuchten die Hitlerfaschisten den heroischen Geist der Verteidiger der Stadt zu brechen. Aus schweren Ferngeschützen nahmen sie die Stadtviertel Tag für Tag unter Feuer. Die Deutschen zerstörten systematisch eine der schönsten Städte der Welt, ihre einmaligen Bauten, ihre Museen, Theater, Lehranstalten, Fabriken und Werke. Tausende von Frauen, Greisen und Kindern wurden getötet oder zu Krüppel (Krüppel ist ein veraltetes Wort für Behinderte; Beeinträchtigte P.R.)gemacht.

Aber die Kämpfer und Offiziere der Roten Armee und der Kriegsflotte sowie alle Werktätigen von Leningrad wankten nicht. Sie verteidigten tapfer die Stadt – die Wiege der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution.

Die sowjetischen Krieger aller Waffengattungen vollbrachten in diesen ersten Abwehrkämpfen unzählige Heldentaten. Heldenmütig kämpften die Sowjetflieger, die im Sowjetvolk zärtlich die „Stalinfalken“ genannt wurden. Der berühmte russischen Fliegerhauptmann Pjotr Nesterow rammte am 8. September 1914 ein deutsches Flugzeug und kam zusammen mit seinem Gegner ums Leben. Diese Opfertat war ein vereinzeltes Beispiel für das Rammen. Aber während des Vaterländischen Krieges begannen die Sowjetflieger das Rammen häufig anzuwenden. Als die sowjetische Presse von den ersten Fällen solcher Rammangriffe berichtete, bezeichnete der deutsche Rundfunk dies Meldungen als Phantasien. (Dabei taten japanische Flieger, die Verbündete der Deutschen waren, das Gleiche. Das waren die Kamikaze-Piloten. Kamikaze japanischer Piloten ist heute besser bekannt, als das Rammen sowjetischer Piloten. P.R.)

Soldaten, denen die faschistischen Führer eingeredet haben, der Zweck des Krieges sei das Plündern, bringen es nicht fertig, ihr Leben bewusst hinzugeben. Die Sowjetischen Krieger, die von dem hohen Ideal des Kampfes hingerissen wurden, gaben ihr Leben bewusst für die Ehre und Freiheit des Vaterlandes hin. (Nun ja, ob das sinnvoll war, lässt sich streiten. Die sowjetischen Piloten handelten auf jeden Fall freiwillig, während die japanischen Piloten meist auf Anweisung von „oben“ handelten. Siehe auch Wikipedia-Beitrag.P.R.)

Am 3. Juli 1941 versuchte eine deutsche Panzerkolonne, aus der Luft durch Flieger gedeckt, einen Keil in die Stellungen der Sowjettruppen zu treiben. Das Feuer der Sowjetischen Artillerie und Luftwaffe hielt den Ansturm des Gegners auf. Hauptmann Nikolaj Gastello war an der Spitze seines Geschwaders in den Luftkampf gegen die feindlichen Flieger verwickelt, während das Gefecht am Boden weiterging. Plötzlich riss ein feindliches Geschoss den Benzintank des Flugzeuges auf. Die Kampfmaschine stand in Flammen. Hauptmann Gastello versuchte das Feuer auszuschlagen, aber bergeblich; die Flammen erfassten das ganze Flugzeug. Es blieb nur der Fallschirmabsprung, aber dieser würde Gefangenschaft bedeuten…Hauptmann Gastello lenkte sein brennendes Flugzeug mitten zwischen die feindlichen Panzer, die gerade Benzin tankten. Dutzende feindlicher Maschinen explodierten zusammen mit dem Flugzeug des Helden.

Ende August versuchten stärkere Panzer- und Infanteriekräfte der Deutschen den Dnjepr zu überqueren. Die sowjetische Luftwaffe und Artillerie vereitelten zwei Tage lang diese Versuche. Am Ende des dritten Tages vermochte der Gegner trotz schwerer Verluste eine neue Pontonbrücke bis zur Mitte des Flusses vorzutreiben. Ein Geschwader sowjetischer Bomber erhielt den Befehl, die Brücke zu vernichten. Der Bomber des Unterleutnants Wdowenko brachte fünf Flak zum Schwiegen. Aber ein deutsches Geschoss setzte das Flugzeug in Brand. Die Mannschaft fasste den heroischen Entschluss, dass brennende Flugzeug mit den restlichen Bomben gegen die feindliche Brücke zu lenken. Die Brücke wurde durch die starke Explosion in Stücke gerissen.

Was Tapferkeit und Opfergeist anbetrifft, so wetteiferten Panzermänner, Artilleristen und Infanteristen mit den „Stalinfalken“.

Der Held der Sowjetunion Hauptmann I. Kadutschenko wurde der „Panzervernichter“ genannt. Eines Tages ging ihm während des Gefechts die Munition aus, und Hauptmann Kadutschenko beschloss, die feindliche Maschine zu rammen. Der deutsche Panzer überschlug sich. Seine Mannschaft verbrannte, da es ihr nicht gelang, den Panzer zu verlassen. 

Unvergänglichen Ruhm errang die sowjetische Infanterie und Artillerie. Sogar die Feinde der Roten Armee waren durch die Standhaftigkeit der sowjetischen Infanteristen überrascht. „Die bolschewistischen Schützenregimenter sich etwas Furchtbares“, gab ein deutscher Major zu. Und der Kommandeur der 39 Rumänischen Regiments, Oberst Konstantin Simonescu, schrieb in dem Befehl Nr. 81 über die Sowjetischen Krieger: Der Gegner kann durchaus mit Recht behaupten, dass seine Krieger hervorragend kämpfen.“

Die Kampfhandlungen der Kriegsflotte hatten genauso wie die der anderen sowjetischen Streitkräfte zu Beginn des Krieges den Charakter der aktiven Verteidigung. Die Hauptstützpunkte der Sowjetflotte waren in der ersten Kriegsperiode den Schlägen des Gegners ausgesetzt. Diese lebenswichtigen Punkte waren nicht nur von der See, sondern auch vom Lande her zu verteidigen. Die sowjetischen Seeleute haben diese Aufgabe ehrenvoll erfüllt. Ihre Verantwortung wurde im Laufe der Kriegsoperationen noch größer durch den Umstand, dass die Marinestützpunkte in der Regel die Flanken der Landfronten bildeten, die sich bis an die Küste erstreckten. Im hohen Norden, jenseits des Polarkreises, brachten die sowjetischen Seeleute die deutschen Landungsoperationen zum Stillstand und verteidigten Murmansk, einen außerordentlich wichtigen Seehafen, über den Militärausrüstung aus den USA und Großbritannien eintraf. Etwa einen Monat lang wiesen die Seeleute der Baltischen Flotte Schulter and Schulter mit den Landstreitkräften die feindlichen Angriffe auf Tallin ab. Den Deutschen gelang es nicht, die sowjetischen Schiffe zu erbeuten oder zu versenken. Im September 1941 unternahmen die Deutschen zweimal den Versuch, von See aus auf den Inseln der Rigaer Bucht zu landen und wurden beide Male zurückgeschlagen. Über fünf Monate lang wies die Garnison der Halbinsel Hanko zahlreiche Angriffe des Feindes, der über eine gewaltige zahlenmäßige Überlegenheit verfügte, zurück und versenke viele Kriegsschiffe des Feindes. Die heldenmütigen Verteidiger der Halbinsel wurden erst im Dezember evakuiert: der Finnische Meerbusen begann einzufrieren, und der Nachschub an Menschen und Material war in Frage gestellt. Viel Opfergeist zeigten die baltischen Matrosen bei der Verteidigung der Stadt Lenins.

Die Seeleute der Ladogaflottillie bewachten lange Zeit den „Lebensweg“-so wurde der Weg über den Ladogasee, die einzige Verbindung der belagerten Stadt Leningrad mit dem ganzen Land genannt.

Auch die Schwarzmeer-Matrosen hatten ruhmreich gekämpft. Sie führten eine Reihe von Schlägen gegen die Marinestützpunkte des Gegners: Galatz, Sulina und Konstanza. Die Marineluftwaffe griff das Zentrum der rumänischen Erdölindustrie, Ploesti, an und zerstörte die strategisch wichtige Donaubrücke bei Cernavoda.

Matrosen der Schwarzmeerflotte verteidigten heldenmütig Schulter an Schulter mit den Rotarmisten die Stadt Odessa. Die Roten Matrosen des 1- Marineregiments unter dem Befehl des unerschrockenen Obersten Ossipow griffen mehrfach die hitlerischen Truppenteile an und versetzten diesen vernichtende Schläge. Bei einem Angriff gegen das sowjetische Marineregiment operierten die 15. Rumänische Division, ein Jägerregiment, zwei Panzerregimenter sowie je ein Kavallerie- und Artillerieregiment. Dem Sturm war ein massiertes Artilleriefeuer des Gegners und ein Luftangriff vorangegangen. Nach der Feuervorbereitung trat der Gegner zum Sturmangriff an. Oberst Ossipow wartete ab. Als der Feind nahegekommen war, empfing ihn ein massiertes Vernichtungsfeuer der sowjetischen Seeleute. In den Reihen des Gegners brach Panik aus. Gefallene und verwundete rumänische Soldaten bedeckten das Schlachtfeld. Die Roten Matrosen nahmen über 800 Mann gefangen und erbeuteten 18 Geschütze, vier leichte Panzer und einige Dutzende von schweren Maschinengewehren. Die Flotte sicherte die Evakuierung der Stadt und den Nachschub der Munition. Die Schiffsartillerie verlegte durch ihr Feuer mehr als einmal den feindlichen Panzern den Weg.

Die Hitlersoldaten sprachen von den sowjetischen Seeleuten nur mit Schaudern. Es ist kein Zufall, dass die sowjetischen Seeleute von den deutschen Soldaten und Offizieren „der schwarze Tod“ genannt wurden. Ein gewisser Oberleutnant Erich Stock schreib in seinem Tagebuch über die Roten Matrosen: „Alles ist auszuhalten, nur nicht die Angriffe der Seeleute. Die Menschen mit den im Winde flatternden schwarzen Bändern und den quergestreiften Hemden sich fürchterlicher als Flugzeuge oder Geschütze…“

Einfache, bescheidene Sowjetmenschen erwiesen sich als Helden. Ihr Beispiel erbrachte den überzeugenden Beweis, dass man nicht als Held geboren wird, sondern ein solcher wird.

So verwirklichte die Rote Armee in der Periode der ersten Abwehrschlachten des Jahres 1941 die Stalinsche Taktik der aktiven Verteidigung und machte die Träume der Hitlerleute zunichte, im Laufe weniger Wochen die sowjetischen Truppen zu zerschlagen.

5. Die organisatorische Arbeit im Hinterland

Mit der gleichen Hingabe verwirklichten die Sowjetmenschen, die im Hinterland arbeiteten, den großen strategischen Plan Stalins. Die Wirtschaft wurde überall rasch auf den Kriegsbedarf umgestellt. Betriebe, die bisher den Zivilbedarf der Bevölkerung befriedigt hatten, nahmen die Rüstungsproduktion auf.

Durch den wortbrüchigen Überfall und die Zusammenziehung gewaltiger Kräfte an der sowjetisch-deutschen Front sowie dadurch, dass die Sowjetunion allein den Schlag dieser gepanzerten Faust auffangen musste, gelang es den deutschen Faschisten, einen Teil des sowjetischen Gebietes mit einer hochentwickelten Industrie zu besetzen. Die Sowjetunion erlitt recht empfindliche Verluste. Aber es gelang den Faschisten nicht, die Tätigkeit der Sowjetindustrie zu lähmen oder deren Umstellung auf den Kriegsbedarf zu verhindern.

Hier wirkte sich all die gigantische Arbeit aus, die von den Werktätigen des Sowjetlandes unter der Führung der Partei Lenis-Stalins vor dem Krieg geleistet worden war.

Bereits im Jahre 1930, lange vor Ausbruch des Krieges, hatte J.W. Stalin darauf hingewiesen, dass das Sowjetland mit einer einzigen Kohle-Eisen-Basis im Süden nicht auskommen könne; eine zweite Kohle-Eisen-Basis im Osten des Landes -im Ural und in Sibirien- sei zu schaffen. Die Anweisung Stalins wurde verwirklicht.

Die im Osten geschaffene leistungsfähige Kohle-Eisen-Basis machte es möglich, trotz des Ausfalls der westlichen und südlichen Gebiete, die ständig wachsenden Forderungen der Front erfolgreich zu befriedigen.

Die industrielle Entwicklung der östlichen Gebiete erleichterte auch die Lösung der Aufgabe der Verlagerung von Betrieben aus dem Westen und Süden des Landes. Aus den Gebieten, die durch den Vormarsch der faschistischen Armeen bedroht waren, zogen Arbeiter und Kollektivbauern nach dem Osten. Sie führten ihr Hab und Gut und das Vieh mit sich. Vom Flugzeug sah es so aus, als ob die Straßen selber in Bewegung geraten wären. Weitaus die meisten Werke wurden evakuiert. Nach ungefähren Berechnungen haben allein die Eisenbahnen 1 200 000 Waggons verlagerter Frachten befördert. Hierzu müssen Frachten zugerechnet werden, die durch andere Transportmittel -Kraftwagen, Dampfer, Flusskähne und Fuhrwerke- befördert wurden.

Die Betriebe wurden meist nach Osten verlagert, in denen ähnliche Unternehmen vorhanden waren. Sie wurden mit den letzteren zusammengelegt und vervielfachten deren Kapazität. Für viele Werke, die nach industrielosen Bezirken verlagert wurden, mussten neue Werkhallen errichtet werden. Diese Bauten wurden im kriegsmäßigen Tempo durchgeführt. In der Taiga wuchsen ganze Industriesiedlungen aus dem Boden. Oft wurden die Maschinen nicht nur in den freien Gebäuden der arbeiteten Betriebe, sondern auch in den Klubs, Schulen und Kulturpalästen untergebracht. Unter schweren Bedingungen wurden im Winter viele Werkbauten errichtet. Mit unerhörter Kraftanspannung arbeiteten die Arbeiter aus dem Donezbecken, aus Kiew, Charkow, Moskau und Leningrad. Sie hatten ihre Heimstätten verlassen, ihre Angehörigen zurückgelassen und waren mit ihren Betrieben in die weitentlegenen Gebiete -nach dem Ural, nach Krasnojarsk und nach Mittelasien gekommen: sie wurden durch Vaterlandsliebe geleitet. Die Evakuierten arbeiteten nicht nur selbst, sondern lernten gleichzeitig neue Tausende von Arbeitern aus den Reihen der örtlichen Bevölkerung an. In beispiellos kurzer Frist wurden die verlagerten Werke in Betrieb gesetzt. So begann z.B. das Kiewer Gorki-Werk für Werkbänke und Automaten 18 Tage nach Ankunft der Ausrüstung im Ural zu produzieren.

Viele verlagerte Betriebe nahmen ihre Arbeit nach anderthalb bis zwei Monaten auf. Die größten Panzerwerke des Landes begannen an den neuen Standorten ein bis zwei Monate nach Ankunft der Ausrüstung Panzer zu produzieren.

W. Malyschew, der damalige Volkskommissar für die Panzerindustrie, berichtete über die Verlagerung von Betrieben nach dem Osten: „Es war keine leichte Sache, Zehntausende von Werkbänken und die komplizierte Ausrüstung unter den Bedingungen des Krieges Tausende von Kilometern weit zu befördern, viele Tausende von Arbeitern mit ihren Familien ins Hinterland zu evakuieren und die Panzerwerke an neuen Standorten in kurzer Frist auf volle Touren zu bringen. Aber die sowjetischen Patrioten überwanden alle diese Schwierigkeiten. Es mag der Hinweis genügen, dass bei einem solchen Panzerwerk, wie das Stalin-Werk, die durch Verlagerung bedingte Unterbrechung in der Erzeugung auf nur zwei Monate reduziert wurde. Das Kirow-Werk begann einen Monat nach dem Eintreffen der ersten Transportzüge mit Ausrüstung am neuen Standort Panzer-Dieselmotoren zu erzeugen. Nur die ständige Aufmerksamkeit von J.W. Stalin, W.M. Molotow und L.P. Berija, die der Verlagerung zuteilwurde, gewährleistete die beispiellos rasche Schaffung solcher Panzerwerke wie das Kirow-Werk, das Stalin-Werk im Ural und vieler anderer im Osten des Landes.“

Die örtliche Bevölkerung erwies den Belegschaften der verlagerten Betriebe eine gewaltige Hilfe. Zehntausende neuer Arbeiter stellten sich an die Werkbänke. Die verlagerten Betriebe wurden rasch in Gang gebracht.

Mit der gleichen Weitsicht hatte J.W. Stalin lange vor dem Krieg darauf hingewiesen, dass man die Landwirtschaft im Osten und Südosten des Landes entwickeln müsse. Vor dem Krieg ist die Bedeutung der östlichen Gebiete in der Landwirtschaft gestiegen. Mit dem vorrübergehenden Verlust der fruchtbaren Felder der Ukraine und anderer Gebiete legte ich die ganze Last der Versorgung der Armee und des Landes auf die östlichen und südöstlichen Gebiete der Sowjetunion. In den Tagen des Krieges hat die Kollektivbauernschaft dieser Gebiete neue, noch erstaunlichere Erfolge errungen.

Die Kriegsgeschichte kennt keine organisatorische Arbeit von solchem Ausmaß, wie sie die bolschewistische Partei und alle Sowjetorganisationen zu bewältigen hatten. Unter schwersten Bedingungen war die Industrie auf den Kriegsbedarf umzustellen, waren Tausende von Betrieben nach dem Osten zu verlagern sowie mit Arbeitskräften und Rohstoffen zu versorgen, neue Ernährungsbasen zu schaffen und gleichzeitig ständig Kampfreserven auszubilden und die Front mit allem Notwendigen zu beliefern. Bei dieser gewaltigen organisatorischen Arbeit wurde der Erfolg dank der sowjetischen Gesellschaftsordnung und ihren Vorteilen der kapitalistischen Ordnung gegenüber sowie dank der enormen Kraft des Patriotismus des Sowjetvolkes erzielt. Das ganze Sowjetland antwortete auf den Appell J.W. Stalins mit einer ungestümen Steigerung der Arbeitsproduktivität. In den Werken, Fabriken und Kollektivwirtschaften -überall begannen die Menschen besser und zwei- bis dreimal produktiver zu arbeiten.

Trotz der Einberufung von Menschen an die Front wurde die Arbeit in keinem Betrieb durch Mangel an Arbeitskraft in Frage gestellt. Die Einberufenen wurden durch ihre Mütter, Frauen und Schwestern ersetzt. Schüler und Frauen, die nicht in den Betrieben tätig waren, gingen in die Kollektivwirtschaften, um bei der Einbringung der Kriegsernte zu helfen.

Die Kollektivbäuerin Rodionowa kennzeichnete auf einer Kundgebung in der Molotow-Kollektivwirtschaft im Gorki-Gebiet in folgenden Worten die im ganzen Lande herrschende Volksstimmung: „Meine sieben Söhne gehen in die Rote Armee und allen habe ich aufgetragen: Trefft den Feind mitten ins Herz. Und wir werden bei uns in der Kollektivwirtschaft noch besser arbeiten…Schaut euch nur an, wie sich hier alles erhoben hat. Die Söhne an die Front – die Mütter auf die Felder. Die Männer an die Front – die Frauen in die Fabrik. Die Brüder in den Krieg – die Schwestern aber verbinden die Verwundeten, und wer nicht zur Front einberufen ist, der meldet sich zur Volkswehr. Jetzt ist die Front überall. Der Krieg steht vor der Tür, überall muss gekämpft werden.“

Es ist Hitler auch nicht gelungen, die Mobilmachung in der Sowjetunion zu vereiteln. Sie ging so präzise und organisiert vor sich, wie sie im Plan der sowjetischen Führung vorgesehen war. Es gab in Moskau z.B. keinen einzigen Fall, dass die Einberufenen nicht zur Meldestelle erschienen wären. Es kamen nicht einmal Verspätungen vor. Die Einberufenen kamen gruppenweise direkt aus den Werken. Die Väter kamen mit ihren Söhnen. Aus den Gebieten, die von den Faschisten bereits erobert waren, schlugen sich die Einberufenen durch die Front zu den Meldestellen hindurch. Hunderttausende Menschen, die nicht einberufen waren, gaben Erklärungen mit der Bitte ab, sie als Freiwillige in die Armee aufzunehmen.

Die Faschisten waren überzeugt, dass die ersten Misserfolge der Roten Armee die Freundschaft unter den Völkern der UdSSR untergraben, das Bündnis der Arbeiter und Bauern erschüttern und den Zerfall der Sowjetunion herbeiführen würden.

In der antagonistischen Klassengesellschaft rufen Misserfolge an der Front in der Tat Verstärkung und Verschärfung der Klassengegensätze hervor, während solche Gebietsverluste, wie sie die Sowjetunion vorübergehend erleiden musste, wohl den Zerfall eines jeden anderen Staates hervorgerufen hätten. Die damalige Stärke der Sowjetordnung kam aber gerade darin zum Ausdruck, dass die Misserfolge an der Front das sowjetische Millionenvolk noch enger zusammengeschweißt haben. Darin offenbarte sich die Natur des Großen Vaterländischen Krieges als eines wahrhaften Volkskrieges.

„Die Misserfolge der Roten Armee“, sagte J.W. Stalin am 6. November 1941, „haben das Bündnis der Arbeiter und Bauern wie auch die Freundschaft der Völker der Sowjetunion nicht nur nicht geschwächt, sondern im Gegenteil, sie haben dieses Bündnis sowie diese Freundschaft noch gefestigt. Mehr noch – sie haben die Völkerfamilie der Sowjetunion in ein einheitliches unerschütterliches Lager verwandelt, das seine Rote Armee und seine Rote Flotte aufopferungsvoll unterstützt. Niemals noch war das Sowjethinterland so fest wie jetzt.“

Eine anschauliche Offenbarung der Einheit des Sowjetvolkes war die Schaffung der Volkswehr. Wie das in den unruhigen Momenten der Geschichte des Landes stets der Fall war, erhob sich eine Volkswehr gegen die Eindringlinge: so war es im 17. Jahrhundert, als die Volkswehrabteilungen unter Führung von Minin und Posharskij zum Kampf gegen die Feinde des Vaterlandes antraten; so war es im Jahre 1812 als Antwort auf die Invasion Napoleons; und in einem unvergleichlich stärkeren Maße ereignete es sich auf im Jahre 1941.

„Erheben werden sich die Millionenmassen unseres Volkes“, sagte J.W. Stalin. „Die Werktätigen von Moskau und Leningrad sich schon dazu übergegangen, eine vieltausendköpfige Volkswehr zur Unterstützung der Roten Armee zu schaffen. In jeder Stadt, der die Gefahr eines feindlichen Überfalls droht, müssen wir eine derartige Volkswehr schaffen, müssen wir alle Werktätigen zum Kampf mobilisieren, um in unserem vaterländischen Krieg gegen den deutschen Faschismus unsere Freiheit, unsere Ehre, unsere Heimat unter Einsatz unseres Lebens zu verteidigen.“

Leningrad stellte eine 300 000 Mann starke Volkswehrarmee auf. In Moskau wurden in einigen Tagen elf Volkswehrdivisionen geschaffen. Die Moskauer statteten sich mit allem Notwendigen, von den Panzern angefangen bis zu den Essgeschirren, aus.

Die Divisionen der Volkswehr haben die auf sie gesetzten Hoffnungen voll und ganz erfüllt und tapfer und standhaft gegen den Feind gekämpft. Einigen Divisionen, die aus Moskauer Arbeitern gebildet wurden, wurde für ihre Tapferkeit der Titel einer Gardedivision verliehen.

6. Beginn des Partisanenkrieges

Die Stalinsche Taktik der aktiven Verteidigung zeitigte ihre Früchte. Weder die Plötzlichkeit, noch die Heimtücke ihres Überfalls, weder der unmenschliche Terror, noch der hemmungslose Raub brachten die Hitlerleute ihrem Ziel -der raschen Zerschmetterung der Armee der Sowjetunion- näher. Die Faschisten warfen immer neue Reserven an die sowjetisch-deutsche Front, zogen Truppen aus Frankreich, Holland, Norwegen und Rumänien nach, schafften eine Unmenge an Kriegsmaterial und Munition heran. Aber alle diese verzweifelten Anstrengungen zeitigten nicht die erwünschten Ergebnisse. Die Hitlerleute ließen eine Offensive nach der anderen starten. Aber zur Durchführung dieser Operationen brauchten sie Zeit und vor allem gesicherte Nachschubwege. Aber auf dem von den Deutschen eroberten sowjetischen Gebiet nahmen die sowjetischen Partisanen ihre Tätigkeit auf.

Die Partisanenbewegung als eine Form des Widerstandes gegen den Feind ist zwar in der Geschichte der Befreiungskriege der Völker der Welt bekannt, das russische Volk ist jedoch im Partisanenkampf besonders reich an Erfahrungen. Das erklärt sich durch das moralische Antlitz des russischen Volkes, durch seine Standhaftigkeit und seinen Kampfgeist, vor allem aber durch seine opferwillige Vaterlandsliebe. Die ruhmreichen Traditionen des Partisanenkampfes wurden im Bürgerkrieg und insbesondere im Kampf des ukrainischen und bjelorussischen Volkes gegen die Deutschen im Jahre 1918 vermehrt.

Als der Große Vaterländische Krieg ausbrach, stießen die faschistischen Eindringlinge auf dem Gebiet der Sowjetunion nicht nur auf einen hartnäckigen Widerstand der sowjetischen Streitkräfte, sondern auch auf einen organisierten und hartnäckig durchgeführten Partisanenkrieg. Durch Drahtverhaue und Schützengräben, durch die Front hindurch drang zu der Bevölkerung der vorübergehend besetzten sowjetischen Gebiete Stalins Aufruf, „für den Feind unerträgliche Bedingungen zu schaffen“. Die sowjetischen Partisanen unterbrachen die deutschen Verbindungslinien, vernichteten Nachschubkolonnen, führten Schläge gegen die vorrückenden Reserven, vereitelten die Zusammenziehung der Kräfte. Immer öfter und öfter entgleisten feindliche Transportzüge und rollten die Böschung hinab, flogen Brücken und Lager in die Luft, immer mehr und mehr Eindringlinge kamen durch die Kugeln, Geschosse und Minen der Partisanen um. Die Partisanenbewegung desorganisierte gründlich das Hinterland der deutschen Armee.

Die Meldungen über die Operationen der Partisanen trafen in dem hitlerischen Stab stoßweise ein. Die Eindringlinge waren noch nicht mal einige Wochen auf dem sowjetischen Territorium, als sie bereits am eigenen Leibe verspürten, was ein Krieg des ganzen Volkes bedeutet. Trotz aller Anstrengungen der Eindringlinge und trotz blutigen Terrors schlug die Flamme der Partisanenbewegung jeden Tag höher. An Stelle der Einzelgänger und kleiner Gruppen der Volksrächer erschienen die zahlreichen, fest zusammengeschweißten Partisanenabteilung, die aktive Kampfhandlungen im Rücken der deutschen Armee durchführten.

7. Das Fiasko der faschistischen Pläne eines „Kreuzzuges“ gegen die UdSSR

Auch die Hoffnung Hitlers auf eine Isolierung der Sowjetunion brach zusammen.

Als die Hitlerfaschisten den Krieg gegen die UdSSR vorbereiteten, rechneten sie damit, dass sie einer gegen einen an der Front kämpfen würden. Die gesamte Geschichte der letzten Jahrzehnte lehrt, dass Deutschland jeden Krieg verlor, des es an zwei Fronten führte. Die Naziführer nahmen an, dass es ihnen durch geschickte diplomatische Manöver gelingen würde, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen die UdSSR hineinzuziehen oder zumindest die Sowjetunion von den anderen Mächten zu isolieren. Dabei waren die Nazis fest davon überzeugt, dass sie mit der gleichen Methode, wie sie von ihnen in Frankreich angewandt wurde, Erfolge erzielen könnten. Viele Jahre hindurch propagierten die Hitleragenten eifrig, dass der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland eine Revolution in Frankreich hervorrufen würde.

Die Nazis hofften fest, dass es ihnen gelingen würde, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika mit der gleichen Drohung einer Revolution einzuschüchtern. „Lasst uns einen Kreuzzug gegen den Bolschewismus, der die ganze Welt bedroht, unternehmen!“ riefen die Nazis den anderen Staaten zu.

Sowjetunion leichter fertig werden würde. Er schickte Heß, seinen nächsten Vertrauten, mit einem Friedensvorschlag nach England. Als sein Plan scheiterte und der ungeschickte diplomatische Trick in England ausgelacht wurde, erklärte er Heß zum Wahnsinnigen, der angeblich gegen den Willen des „Führers“ gehandelt hatte. (Heute ist die These vorherrschend, dass Heß im Alleingang gehandelt hätte. Die Wahrheit werden die Nachgeborenen nie erfahren. Die Zeitzeugen sind tot und ob es Dokumente gibt, wissen wir nicht. Falls ja, werden diese unter Verschluss gehalten. Weiteres siehe Wikipedia im Beitrag zu Rudolf Heß. P.R.)

Am Tage des treubrüchigen Überfalls auf die Sowjetunion versuchte Hitler durch seinen Botschafter in der Türkei, von Papen, sich erneut an England mit dem Vorschlag zu wenden, Frieden zu schließen und gemeinsam gegen die Bolschewiki zu kämpfen.

Aber die Faschisten haben den Charakter des Krieges gegen Hitlerdeutschland nicht berücksichtigt. Die Volksmassen haben voll Schrecken gesehen, wie die Faschisten alle Überbleibsel der Demokratie beseitigten uns ein grausames Terrorregime in Deutschland selbst und in den von ihnen eroberten Ländern errichteten. Der Krieg gegen die Faschisten war ein Befreiungskrieg.

„Man muss berücksichtigen“, sagte J.W. Stalin, „dass die wichtigsten faschistischen Staaten – Deutschland, Japan, Italien- ehe sie die verbündeten Länder überfielen, bei sich die letzten Reste der bürgerlich-demokratischen Freiheiten vernichteten, bei sich ein grausames terroristisches Regime errichteten, das Prinzip der Souveränität und freien Entwicklung der kleinen Länder mit Füßen traten, die Politik der Eroberung fremder Gebiete verkündeten und vor aller Welt erklärten, dass sie die Weltherrschaft und die Ausbreitung des faschistischen Regimes auf die ganze Welt anstrebten, wobei die Achsenmächte durch Annexion der Tschechoslowakei und der Zentralgebiete Chinas zeigten, dass sie bereit waren, ihre Drohung in Bezug auf die Versklavung aller freiheitsliebenden Völker zu verwirklichen. Angesichts dessen nahm der zweite Weltkrieg gleich bei Beginn den Charakter eines antifaschistischen, eines Befreiungskrieges an, wobei eine der Aufgaben dieses Krieges auch die Wiederherstellung der demokratischen Freiheiten war.“

Der Überfall der Faschisten auf die UdSSR, das einzige Land, dessen Regierung seit langem die Eroberungspläne der Hitlerleute entlarvte, zeigte den Werktätigen der ganzen Welt, in welcher Gefahr sie schweben. Die Völker forderten den Kampf gegen die Faschisten.

Am 12. Juli 1941 wurde das Abkommen über ein gemeinsames Vorgehen der Regierung der Sowjetunion und der Regierung Großbritanniens im Krieg gegen Deutschland unterzeichnet. Dieses Abkommen enthält zwei Punkte, aber sie zeugen beide von einer scharfen Wendung der Geschichte. Das Abkommen lautete:

„1. Beide Regierungen verpflichten sich, sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung jeder Art im gegenwärtigen Krieg gegen Hitlerdeutschland zu erweisen.

2. Sie verpflichten sich ferner, im Verlauf dieses Krieges Keine Verhandlungen zu führen, noch einen Waffenstillstand oder einen Friedensvertrag abzuschließen, es sei denn im beiderseitigen Einverständnis.“

Das anglo-sowjetische Abkommen eröffnete eine ganze Serie neuer Verträge. Am 18. Juli unterzeichnete die Sowjetunion ein Abkommen mit der Tschechoslowakischen Republik über gegenseitige Hilfe und Unterstützung im Kampf gegen Hitlerdeutschland und über die Aufstellung nationaler tschechoslowakischer Truppenteile auf dem Territorium der UdSSR. Einige Tage später, am 30. Juli, wurde in London ein gleiches Abkommen mit Polen unterzeichnet.

Am selben Tag traf in Moskau der persönliche Vertreter des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Franklin D. Roosevelt, Harry Hopkins, ein. Auf einer Pressekonferenz legte er die Aufgaben seiner Reise wie folgt dar:

„Ich teilte Ihm (Stalin) im Auftrage des Präsidenten mit, unser Land sei der Meinung, dass derjenige, der gegen Hitler kämpft, in diesem Konflikt die Partei sei, die im Recht ist, und dass wir die Absicht hätten, dieser Partei Hilfe zu leisten.“

Am 2. August wurde die Verlängerung des Handelsabkommens zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika beschlossen. Gleichzeitig überreichte die USA-Regierung dem Sowjetbotschafter in Amerika eine Note über die wirtschaftliche Unterstützung der UdSSR durch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Es traf das ein, was Hitler am meisten befürchtet hatte. Deutschland wurde von einem Zweifrontenkrieg bedroht. Schlag auf Schlag folgten Akte, welche die mächtige Koalition gegen Hitlerdeutschland schmiedeten. Die Welt, deren Eroberung der Faschismus erstrebte, indem er die Länder einzeln überfiel, schloss sich zu einer Macht zusammen, der der Angreifer nicht gewachsen war. Im September 1941 fand in Moskau eine Konferenz der drei Großmächte statt. Sie tagte in Moskau vom 29. September bis 1. Oktober 1941. Das offizielle Kommuniqué der drei Delegationen über den Abschluss der Konferenzarbeiten lautete:                                                                                                                                     „Die Konferenz, an deren Arbeit J.W. Stalin aktiv teilnahm, führte ihre Arbeit erfolgreich durch, fasste wichtige Beschlüsse entsprechend den ihr gestellten Zielen und demonstrierte die volle Einmütigkeit und enge Zusammenarbeit der drei Großmächte bei ihren gemeinsamen Anstrengungen zur Erringung des Sieges über den verschworenen Feind aller freiheitsliebenden Völker.“

Nicht nur der Plan eines „Blitzsieges“, der auf einer Isolierung der Sowjetunion aufgebaut war, erlitt ein Fiasko. Auch der Mythos vom „Kreuzzug“ ganz Europas gegen das Sowjetland zerstob wie Rauch. Die Versuche Hitlers, einen Kampfbund europäischer Staaten gegen die UdSSR zustande zu bringen, misslangen. Im Dezember 1941 traten auch die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland ein. Im Verlauf des Krieges entstand und festigte sich die Anti-Hitler-Koalition der freiheitsliebenden Völker der ganzen Welt.

Entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4 aus dem Jahre 1947, Originalautoren

I.I. Minz, I.M.Rasgon und A.L. Sidorow

Bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4,

Origianlautoren I.I. Minz, I.M. Rasgon und A.L. Sidorow

Sowjetunion strebt nach kollektiver Sicherheit. Vorfeld II. Weltkrieg

Die erhöhte Gefahr eines Krieges in Europa ließ die UdSSR ihre Anstrengungen
für die Errichtung eines Systems der kollektiven Sicherheit verstärken, in dem
sich alle europäischen Staaten unabhängig von ihrer Gesellschaftsordnung dem
Expansionsstreben Hitlerdeutschlands gemeinsam entgegenstellen sollten. Unter
dem Druck der demokratischen Öffentlichkeit ihrer Länder sahen sich die
Regierungen Großbritanniens und Frankreichs gezwungen, im Frühjahr 1939
der Einladung zu Verhandlungen mit der Sowjetregierung zu folgen. Auf Grund
der antikommunistischen Haltung der Regierungen der Westmächte, die zur
gleichen Zeit Geheimverhandlungen mit Hitlerdeutschland gegen die Sowjet-
union führten, kamen jedoch keinerlei Abmachungen zum Schutze des bedrohten
Friedens zustande.

Sowjetisch-deutscher Nichtangriffsvertrag 1939

1939 drohte für die Sowjetunion nicht nur von Europa, sondern auch vom Fernen Osten die Gefahr eines Krieges. Die sowjetische Regierung musste verhindern, dass die UdSSR isoliert einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt wurde. In dieser Lage und nachdem die Verhandlungen mit Großbritannien und Frankreich im Frühjahr und Sommer 1939 ergebnislos verlaufen waren, sah sich die Sowjetregierung im August 1939 gezwungen, das Angebot der Hitlerregierung anzunehmen, einen  Nichtangriffsvertrag zwischen beiden Staaten abzuschließen.

Entnommen aus „Geschichte in Übersichten“, Wissensspeicher für den Unterricht- Volk und Wissen – Volkseigener Verlag Berlin 1982,

zusammengestellt von Petra Reichel

Original-Text aus „Geschichte in Übersichten“

Die UdSSR im Kampf für den Frieden und um die Festigung ihrer Verteidigungsfähigkeit

1. Das Heranreifen der Kriegsgefahr

Bei der sozialistischen Aufbauarbeit hatte der Sowjetstaat große Schwierigkeiten nicht nur innerlicher, sondern auch äußerlicher Natur zu überwinden. Mehr als einmal rückte der Krieg bis an die Grenzen des Landes heran.

Der Krieg ist in der kapitalistischen Gesellschaft kein Zufall und entsteht nicht infolge von Fehlern der Staatsmänner und -frauen. (Obwohl man sich bei Annalena Baerbock da nicht sicher sein kann. Ihr Nachfolger, Johann Wadephul ist noch schlimmer. P.R.)

.)

Der Kapitalismus entwickelt sich bekanntlich ungleichmäßig. Einzelne Betriebe, Industriezweige und ganze Staaten entwickeln sich nicht im Sinne einer planmäßigen Vorwärtsbewegung, sondern ungleichmäßig und sprunghaft. Ein Land, das ganz vor kurzem noch als rückständig galt, rückt unter dem Einfluss der kapitalistischen Entwicklung vor und überholt andere Staaten. So galt Japan in der Mitte des (vor-)vergangenen Jahrhunderts als ein rückständiges Land und wurde von niemanden für eine Großmacht gehalten. Aber die rasche Entwicklung des Kapitalismus brachte Japan voran. Es überfiel China, zerschlug die chinesischen Armeen und eroberte einen Teil des chinesischen Territoriums. Im Laufe von etwa 20-30 Jahren verwandelte sich Japan in eine der starken Weltmächte.

Eine solche ungleichmäßige Entwicklung des Kapitalismus führt früher oder später zu einer Störung des bisher geltenden Kräfteverhältnisses. Der Staat, der aufgerückt und mächtiger geworden ist, beansprucht neue Märkte und neue Gebiete. Da aber die ganze Welt bereits aufgeteilt ist, kann man neue Märkte und neue Landgebiete nur erwerben, wenn man sie mit Gewalt anderen Mächten wegnimmt. Andererseits halten sich die Länder, die zurückgedrängt wurden oder ihre Kolonien eingebüßt haben, für benachteiligt und sammeln ebenfalls Kräfte, um das Verlorene wiederzuerringen. Daher die Unvermeidlichkeit der Kriege beim Kapitalismus.

„Die Marxisten haben wiederholt erklärt“, so sagt J.W. Stalin, dass das kapitalistische System der Weltwirtschaft die Elemente einer allgemeinen Krise und kriegerischer Zusammenstöße in sich birgt, dass infolgedessen die Entwicklung des Weltkapitalismus in unserer Zeit nicht in Form einer ruhigen und gleichmäßigen Vorwärtsbewegung erfolgt, sondern durch Krisen und Kriegskatastrophen.“

Die Gefahr eines Krieges war in den 1930er Jahren besonders akut geworden. Während im Sowjetlande der Sozialismus erfolgreich aufgebaut wurde, erlebte die kapitalistische Welt eine tiefgreifende Wirtschaftskrise. Werke wurden stillgelegt, Hochöfen ausgeblasen. Millionen von Arbeitern wurden Opfer der Arbeitslosigkeit. Die Krise tobte vom Jahre 1929-1933. Aber auch nach 1933 wartete die Weltbourgeoisie vergeblich auf einen Aufschwung der Industrie. Die kapitalistische Wirtschaft wurde nur langsam wiederhergestellt und erreichte fast nirgends den Stand von 1929. In der zweiten Hälfte des Jahres 1937 begann eine neue Wirtschaftskrise. Die Erzeugung ging zurück. Die Arbeitslosigkeit wuchs. Das Volk hungerte. Überall wuchs die Unzufriedenheit der Werktätigen.

In den aggressiven Staaten verstärkte sich das Bestreben, ihre Lage auf Kosten anderer, friedliebender Länder zu verbessern, und das bedeutete Krieg. Die Kriegsgefahr reifte im Osten und Westen heran. Japanische Truppen begannen bereits im Jahre 1931 die Eroberung der Mandschurei und schufen sich dort ein Aufmarschgebiet sowohl für eine weitere Eroberung Nordchinas als auch für einen Überfall auf die Sowjetunion.

Besonders akut war die Bedrohung des Friedens durch Deutschland geworden. Dieses hatte im ersten Weltkrieg eine Niederlage erlitten, seine Kolonien eingebüßt und war des Rechts verlustig gegangen, eine große Armee zu unterhalten. Aber gleich im Jahre 1918 begann Deutschland nach dem verlorenen einen neuen Krieg vorzubereiten. Die deutschen Imperialisten stellten die Rüstungsfabriken heimlich wieder her, erzeugten Geschütze und andere Ausrüstung, bauten U-Boote in Spanien, Argentinien und Finnland. Deutschland war es verboten, eine große Kriegsmarine zu unterhalten, aber insgeheim wurden Schiffe gebaut und Marineoffiziere ausgebildet.

Die deutschen Imperialisten zogen eine politische Partei groß, die einen neuen Eroberungskrieg organisieren und entfesseln könnte. Das war die faschistische Partei mit Hitler an der Spitze – die reaktionärste und räuberischste aller Parteien. Um das Volk zu täuschen, nannte sich diese Partei Nationalsozialistische, hatte aber in Wirklichkeit mit dem Sozialismus nichts gemein und vertrat auch nicht die Interessen der Nation. (In der alten BRD und im heutigen Deutschland wurde und wird immer noch vom Nationalsozialismus gesprochen. P.R.)

Im Jahre 1933 brachten die deutschen Imperialisten die Nazis an die Macht. Von diesem Zeitpunkt an schritten die Kriegsvorbereitungen rasch voran. Die Nazis traten bei sich im Lande alle demokratischen Freiheiten, die vom Volke im Kampf gegen die Reaktion erkämpft worden waren, zu Boden. Die Nazis jagten die Arbeiterorganisationen auseinander, verboten die Kommunistische sowie andere demokratische Parteien und ermordeten ihre Führer.

Die Nazis stellte die ganze Wirtschaft, das ganze Leben des Landes in den Dienst der Kriegsvorbereitungen. Trotz des Friedens wurde die gesamte Industrie auf Rüstung umgestellt. Die Erzeugung von Gegenständen des täglichen Bedarfs ging rapide zurück. In fieberhaftem Tempo wurden Flugzeuge, Panzer, Maschinengewehre gebaut. „Wir brauchen Kanonen statt Butter“ – so schrien die Nazis.

In den Jahren ihrer Herrschaft verdarben sie eine ganze Generation und weckten in ihr die niedrigsten Instinkte. Das Land verwandelte sich in eine gigantische Kaserne. Hitler versprach den Deutschen, die ganze Welt zu erobern und alle anderen Völker zu versklaven. Die besondere Wut der Nazis richtete sich gegen die Slawen. „Wenn wir unser großdeutsches Reich schaffen wollen“, so redete Hitler den Deutschen ein, „müssen wir vor allem die slawischen Völker – die Russen, Polen, Tschechen, Slowaken, Bulgaren, Ukrainer und Weißrussen- verdrängen und ausrotten.“

Die faschistischen Generale hatten Pläne für die Überfälle zunächst auf die nächsten Nachbarn und später auch auf andere Staaten rechtzeitig ausgearbeitet. Zum ersten Opfer war Österreich ausersehen. Die Eroberung Österreichs sollte die Positionen Deutschlands im Kampf gegen die Tschechoslowakei verstärken: die geriet gleichsam in eine Zange. Die Besetzung der Tschechoslowakei sollte den Nazis eine reiche Industrie in die Hände spielen und es möglich machen Polen vom Süden her anzugreifen und es fast völlig einzukreisen. So planten die Nazis ein Land nach dem anderen und damit ganz Europa und später die ganze Welt zu erobern.

Während die Nazis im Lande hemmungslose offene Kriegsvorbereitungen betrieben, versuchten sie gleichzeitig, die öffentliche Meinung der Welt über ihre wahren Ziele zu täuschen. Die Nazis versuchten alle davon zu überzeugen, dass sie den Kampf gegen den Kommunismus im eigenen Lande führten und keinesfalls die Absicht hätten, andere Staaten zu überfallen. In England, in Frankreich und Polen, in einer ganzen Reihe von Ländern drückten die führenden Staatsmänner (Staatsfrauen werden hier nicht mehr erwähnt, da es, von Ausnahmen abgesehen, damals nur Staatsmänner gab. P.R.) in Bezug auf die Kriegsvorbereitungen Deutschlands ein Auge zu. Sie hielten den Faschismus für ein gutes Gegengift gegen die Arbeiterbewegung in Europa und die nationale Freiheitsbewegung in Asien. Unter diesen Staatsmännern gab es nicht wenige, die ihre Hoffnung darauf setzten, Hitlerdeutschland gegen die Sowjetunion zu hetzen. Die Sowjetregierung allein begriff, dass die Nazis die Wachsamkeit der Regierungen und der Öffentlichkeit anderer Staaten einschläferten, um sie später desto leichter zu unterwerfen. Die Sowjetregierung entlarvte die nazistischen Versuche und schlug allen friedliebenden Ländern vor, sich zum Kampf gegen die Kriegsbrandstifter zu vereinen. Die Sowjetregierung versuchte alle Möglichkeiten auszunutzen, um eine Entfesselung des Krieges durch die Nazis zu verhindern. Sie schlug den Nachbarstaaten vor, Nichtangriffspakte abzuschließen. Ende 1934 trat die Sowjetunion auf Einladung von 30 Mitgliedsstaaten des Völkerbundes in den Völkerbund ein. Die Organisation hat nichts Reales unternommen, um dem Krieg vorzubeugen. Trotzdem versuchte die Sowjetregierung, die mit allen Mitteln um den Frieden kämpfte, auch durch den Völkerbund andere Staaten zu veranlassen, die Angreifer gemeinsam abzuwehren und alle antifaschistischen Kräfte zu vereinigen.

Aber die Regierungen der westeuropäischen Länder schenkten den eindringlichen Warnungen der Sowjetunion kein Gehör. Die Staatsmänner Frankreichs, Englands und Polens widersetzten sich nicht der faschistischen Aggression und beschränkten sich gegenüber den faschistischen Häuptlingen auf die Politik der Gutzuredens.

Die Aggressoren nutzten diese Lage aus und wurden übermütig. Japan fiel in China ein. Italien überfiel Abessinien. Die deutschen und italienischen Faschisten traten gemeinsam gegen das republikanische Spanien auf. In den Jahren 1936-1937 schlossen sich die faschistischen Länder zu einem Block zusammen. Deutschland, Japan und Italien schlossen untereinander den „Antikominternpakt“, das heißt, ein Abkommen über den Kampf gegen den Kommunismus, ab. In Wirklichkeit war dieser Pakt ein Militärbündnis mit dem Ziel, die Welt auf Kosten Englands, Frankreichs und der USA neu aufzuteilen. Dieses Bündnis wurde gleichzeitig mit dem Ziel abgeschlossen, einen Kampf gegen die Sowjetunion zu führen.

Im Laufe weniger Jahre waren bereits viele Völker in den Strudel des Krieges hineingerissen worden. Anfang 1938 eroberte Deutschland Österreich und gliederte es ein, ein Jahr später wurde die Tschechoslowakei vom gleichen Schicksal ereilt. Keines der kapitalistischen Länder, die die Unabhängigkeit dieser Staaten garantiert hatten, kam ihnen zu Hilfe. Die Sowjetunion allein erklärte sich bereit, der Tschechoslowakei Hilfe zu gewähren, aber ihr Vorschlag an England und Frankreich, gemeinsam Schritte gegen die Aggressoren zu unternehmen, wurde von diesen Mächten abgelehnt.

2. Die Zerschmetterung der japanischen Eindringlinge am Chassansee und am Chalchin-Gol

Die japanischen Imperialisten beschlossen ihrerseits, den günstigen Moment auszunutzen. Sie glaubten, dass die Aufmerksamkeit der Sowjetunion auf die Westgrenzen gerichtet sei, wo die Lage immer gespannter wurde. Die japanischen Imperialisten kamen auf die Idee, die Kampfstärke der Sowjetunion zu sondieren: vielleicht dass es ihnen gelänge, sich auf Kosten der Sowjetunion zu bereichern? Am 29. Juli 1938 überschritten japanische Truppen unter dem Schutz des Nebels die Grenze in der Nähe des Chassansees. Die sowjetischen Grenzschützen nahmen den Kampf mit den Eindringlingen auf. Die Japaner erlitten schwere Verluste, aber ihre zahlenmäßige Überlegenheit machte es ihnen möglich, drei bis vier Kilometer tief in das sowjetische Teritorium vorzurücken. Nachdem sie zwei Grenzhügel – Saosernaja und Besymjannaja- besetzt hatten, begannen die Japaner, die in Eile zu befestigen. Sie errichteten Drahtverhaue in drei bis vier Reihen, hoben Panzergräben aus und zogen viele Geschütze und Maschinengewehre heran.

Das sowjetische Kommando nahm die Liquidierung der eingebrochenen japanischen Truppen in Angriff. Trotz des gegnerischen Trommelfeuers warfen die sowjetischen Truppen die Japaner am 2. August zurück und rückten dicht bis vor die Hügel Saosernija und Besymjannaja vor. Die Hügel sollten gestürmt werden. Es regnete heftig. Die Straßen waren aufgeweicht, Geschütze und Panzer versanken im Schlamm.

Der Sturmangriff wurde auf den 6. August angesetzt. Genau zur festgelegten Zeit vernahm man anschwellendes Motorengeräusch. Hunderte Bomben fielen auf die befestigten Stellungen der Japaner. Steine und Teile von Geschützen und Maschinengewehren flogen in die Luft. Man hatte den Eindruck, als ob die ganze Erde sich aufgebäumt hätte und auf die Japaner herabgestürzt wäre. Den Bombern folgten die Jäger und bestrichen die Gräben mit Bleihagel. Unter den japanischen Soldaten brach Panik aus. Kein einziges japanisches Flugzeug hatte es gewagt, im Nebel zu starten. Die sowjetischen Flieger dagegen erschienen immer wieder über den Hügeln, zerbrachen die Verteidigung des Feindes und setzten seine zahlreichen Flakbatterien außer Gefecht. Die Artillerie hielt die Hügel unter ununterbrochenem Feuer.

Nach der Artillerievorbereitung brachen die Panzer vor. Sie rollten Maschinengewehrnester und Schützenlöcher der Japaner hinweg, zerrissen Drahtverhaue und vernichteten die japanischen Pakbatterien.

Den Panzern auf der Spur folgte die sowjetische Infanterie. Unter starkem Feuer überquerte sie die Sümpfe, brach in die feindlichen Gräben ein und besetzte diese nach hartem Bajonettkampf.

Alle Gegenangriffe der Japaner, die mehrfach versuchten, die verlorenen Stellungen wiederzuerringen, wurden mit großen Verlusten für sie zurückgeschlagen.

Der Schlag am Chassansee war blitzartig und vernichtend. Er brachte jedoch die japanische Militärclique nicht zur Vernunft. Sie hielt die Situation für günstig und hatte nicht die Absicht, ihre Ansprüche auf sowjetisches Territorium fallen zu lassen. Die japanischen Generale nahmen an, dass der Schlag bei Chassan nicht mehr als eine lokale Episode sei. Außerdem musste ihr wankendes Prestige in den Augen der internationalen öffentlichen Meinung wiederhergestellt werden, und die japanischen Imperialisten bereiteten deshalb einen neuen Angriff, diesmal gegen die Mongolische Volksrepublik, vor.

Am 11. Mai 1939 überfielen japanische Einheiten unerwartet die Grenzwachen der mongolischen Volksarmee 20 Kilometer östlich des Flusses Chalchin-Gol. Es entwickelten sich Kampfhandlungen.

Die Rote Armee kam der verbündeten Mongolischen Volksrepublik zu Hilfe. Die Japaner nahmen an, dass es dem sowjetischen Kommando nicht gelingen würde, das Kriegsmaterial rechtzeitig heranzuziehen, weil die Schlachtfelder 600-700 Kilometer von der nächsten Eisenbahnstation entfernt lagen. Aber das sowjetische Kommando vermochte dieses Hindernis zu überwinden und die notwendigen Kräfte samt dem Material rasch heranzubringen. Alle Versuche der Japaner, in die Tiefe der Mongolischen Volksrepublik vorzustoßen, wurden unterbunden.

Die Japaner begannen, Verstärkungen zusammenzuziehen. Von allen chinesischen Fronten wurden Flugzeuge, Panzer und Artillerie hinterhergeworfen. Nachdem sie genügend Kräfte konzentriert hatten, begannen die Japaner am 17. August eine neue Offensive, erlitten aber erneut eine Niederlage.

Die sowjetisch-mongolischen Truppenteile gingen zu einem entschlossenen Gegenangriff über. In den frühen Morgenstunden des 20. August stiegen sowjetische Bomber und Jäger auf. Die Rauch- und Staubwolken über der Linie der japanischen Feldbefestigungen waren nach dem Luftangriff noch nicht verzogen, als die Artillerie bereits zu Wort kam. Nach wuchtiger Artillerievorbereitung begann der Sturmangriff gegen die japanischen Stellungen. Der Infanterieangriff war unwiderstehlich. Trotz erbitterter Gegenwehr der Japaner hatte die südliche Gruppe der sowjetischen Truppen am gleichen Tage die Front durchbrochen.

Die nördliche Truppe stieß auf einen stärkeren Widerstand, aber am 22. August hatte auch sie die Verteidigung der Japaner durchbrochen. Nachdem sie die Flanken des Feindes zerschlagen hatten, führten die Kolonnen der sowjetischen Truppen eine fast völlige Einkesselung der Japaner durch und nahmen die feindliche Nachschublinie unter Feuer. Die japanischen Truppenteile waren eingeschlossen. Der Ring zog sich von Stunde zu Stunde enger zusammen. Die Japaner hatten keinen ruhigen Augenblick. Angriffe der sowjetischen Bomber, die Tausende von Bomben abwarfen, wechselten mit denen der sowjetischen Jäger ab, deren Maschinengewehrfeuer die Infanterie niedermähte. Die sowjetische Artillerie verrichtete ihr Werk, sowjetische Panzer brachen durch und zermalmten alles auf ihrem Wege. Und schließlich kam die sowjetische Infanterie, die die Japaner nicht standzuhalten vermochten. „Vor Beschuss kann man sich in einer Ritze verkriechen, einem russischen Bajonett kann man aber nicht entrinnen“ – so sagten die japanischen Soldaten.

Acht Tage lang dauerte die Vernichtung des eingekesselten Gegners. Insgesamt verloren die Japaner während der Kampfhandlungen etwa 60 000 Mann, davon nicht weniger als 25 000 Tote. Eine solche Niederlage hatten die Japaner in den letzten Jahrzehnten nicht gekannt.

3. Errichtung der Sowjetmacht in Westbjelorussland und in der Westukraine

Die militärischen Operationen am Chalchin-Gol fielen mit einer scharfen Veränderung der gesamten internationalen Lage zusammen. Die Entfesselung des Krieges durch den Faschismus beunruhigte die Völker der Welt. Unter dem Druck der Volksmassen nahmen die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs Verhandlungen über den Kampf gegen die Aggressoren mit der Sowjetunion auf. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die damaligen Regierungen Frankreichs und Großbritanniens überhaupt nicht ernstlich daran dachten, ein Abkommen über den gemeinsamen Kampf gegen das nazistische Deutschland abzuschließen. In der Tat träumten die Staatsmänner, die mit dem Schicksal ihrer Länder spielten, davon, die Macht der Sowjetunion durch Deutschland zu vernichten oder zum mindesten zu untergraben.

Die Sowjetregierung beschloss, einen Strich durch dieses offenbar provokatorische Spiel zu machen und zumindest für eine gewisse Zeit den Frieden für die Sowjetunion zu garantieren. Im Sommer 1939 unterzeichnete sie ein Handels- und Kreditabkommen mit Deutschland. Gleichzeitig schlug Deutschland der Sowjetunion vor, einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Dieser Vorschlag berührte weder direkt noch indirekt die territoriale Integrität. Unabhängigkeit und Ehre des Sowjetstaates und bot darüber hinaus die Möglichkeit, die drohende Kriegsgefahr aufzuschieben. Aus diesem Grunde konnte die Sowjetregierung den Vertragsabschluss mit einer Nachbarmacht nicht ablehnen, wenn auch an ihrer Spitze solche Ungeheuer wie die Nazis standen. Am 23. August 1939 schloss die Sowjetunion mit Deutschland einen Nichtangriffspakt ab. Der nachfolgende Lauf der Ereignisse offenbarte die ganze Weisheit und Weitsicht der Sowjetregierung.

„Man könnte fragen“, sagte Stalin in seiner Rundfunkrede am 3. Juli 1941: „Wie konnte es geschehen, dass sich die Sowjetregierung auf den Abschluss eines Nichtangriffspakts mit solchen wortbrüchigen Leuten und Ungeheuern wie Hitler und Ribbentrop eingelassen hat? Ist hier von der Sowjetregierung nicht ein Fehler begangen worden? Natürlich nicht! Ein Nichtangriffspakt ist ein Friedenspakt zwischen zwei Staaten. Eben einen solchen Pakt hat Deutschland uns im Jahre 1939 angeboten. Konnte die Sowjetregierung ein solches Angebot ablehnen? Ich denke, kein einziger friedliebender Staat kann ein Friedensabkommen mit einem benachbarten Reich ablehnen, selbst wenn an der Spitze dieses Reiches solche Ungeheuer und Kannibalen stehen wie Hitler und Ribbentrop. Dies aber natürlich unter der einen unerlässlichen Bedingung: dass das Friedensabkommen weder direkt noch indirekt die territoriale Integrität, die Unabhängigkeit und die Ehre des friedliebenden Staates berührt. Bekanntlich war der Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion gerade ein solcher Pakt.“

Weiter erklärt J.W. Stalin, welche Vorteile dieser Vertrag mit Deutschland dem Sowjetland bot:

„Wir haben unserem Lande für eineinhalb Jahre den Frieden gesichert und die Möglichkeit, unsere Kräfte zur Abwehr vorzubereiten, falls das faschistische Deutschland es riskieren sollte, unser Land trotz des Paktes zu überfallen. Das ist ein unbestreitbarer Gewinn für uns und ein Verlust für das faschistische Deutschland.“

Auf diese Weise war der Versuch der aggressiven Kreise Großbritanniens und Frankreichs, die Sowjetunion gegen Deutschland auszuspielen, gescheitert. Am 1. September 1939 wurde Polen von Deutschland überfallen, und zwei Tage später erklärten England und Frankreich an Deutschland den Krieg.

Die polnische Regierung hat sich viele Jahre hindurch für den Krieg gerüstet und bei allen Gelegenheiten die Stärke ihrer Armee gerühmt. Sie nahm an dem gefährlichen Spiel derjenigen teil, die die Sowjetunion in den Krieg gegen Deutschland hetzen wollten. Die polnischen Machthaber machten dem deutschen Faschismus eine Reihe von Konzessionen und wurden in die antisowjetische Politik der Nazis einbezogen.

Die reaktionären Machthaber Polens führten auch innerhalb ihres Landes eine falsche Politik durch. Einen bedeutenden Teil Polens bildeten alte russische Länder, die von den polnischen Imperialisten im Jahre 1920 erobert worden waren, als das Sowjetland noch nicht stark genug gewesen war. Fast die Hälfte der Bevölkerung des polnischen Staates bestand aus Ukrainern, Bjelorussen, Juden und Litauern. Die regierenden Kreise Polens versuchten, die nationalen Minderheiten gewaltsam zu polonisieren. Die Machthabe Polens stützten ihre Herrschaft durch Strafexpeditionen, durch grausamen Terror und das Aufhetzen einer Nationalität gegen die andere. Die schwankende innere Lage des Landes hatte einen raschen Zusammenbruch des polnischen Staates vorausbestimmt: Polen vermochte nicht, den Angreifern zu widerstehen.

Der Angriff auf Polen war für die Faschisten ein Zwischenglied in dem allgemeinen Plan zur Eroberung Europas und vor allem der Sowjetunion. Bereits im Mai 1939, das heißt drei Monate vor Beginn des Krieges, sagte Hitler zu seinen Vertrauten, dass der Krieg gegen Polen für Deutschland notwendig sei, um die Eroberung des Territoriums und der Ernährungsbasen der Sowjetunion zu gewährleisten. Der Schlag gegen Polen war nur eine Nebenaktion für den entscheidenden Hauptschlag gegen den Osten. Nachdem sie die polnischen Truppen zerschlagen hatten, begannen sich die Nazis den Bezirken der Westukraine und Westbjelorusslands zu nähern. Die hitlerischen Eindringlinge eilten vorwärts, um diese beiden Gebiete in einen Aufmarschraum für den zukünftigen Krieg gegen die Sowjetunion zu verwandeln.

Die Sowjetregierung konnte das nicht zulassen. Sie konnte auch nicht die Brudervölker – die Ukrainer und Bjelorussen- in ihrer Not im Stich lassen und beschloss, ihnen die hilfreiche Hand entgegenzustrecken. Die Rote Armee erhielt den Befehl, die Grenze zu überschreiten und das Leben und Gut der Bevölkerung Westbjelorusslands und der Westukraine unter ihren Schutz zu nehmen.

In etwa zehn Tagen säuberte die Rote Armee fast 200 000 Quadratkilometer -einen ganzen Staat- von polnischen Truppen und befreite etwa 13 Millionen Menschen, darunter über 7 Millionen Ukrainer und über 3 Millionen Bjelorussen. Die Volksversammlungen Westbjelorusslands und der Westukraine beschlossen einstimmig, in den befreiten Gebieten die sowjetische Regierungsform einzuführen und an den Obersten Sowjet die Bitte zu richten, die befreiten Gebiete in die Sowjetunion aufzunehmen. Am 1. November 1939 gab der Oberste Sowjet der UdSSR der Bitte der Volksversammlung der Westukraine und am 2. November der Bitte der Volksversammlung Westbjelorusslands statt.

4. Die weitere Festigung der Sicherheit des Sowjetstaates

Nachdem sie in Westbjelorussland und in der Westukraine einen Misserfolg erlitten hatten, entfalteten die deutschen Faschisten eine Wühltätigkeit in den baltischen Ländern- in Estland, Lettland, Litauen und Finnland- sowie in Schweden und Norwegen. Sie hofften, einen neuen Kriegsherd und eine Bedrohung der Sowjetunion vom Nordwesten zu schaffen. Die Nazis beeilten sich, im Baltikum und in Finnland Fuß zu fassen und diese in Aufmarschgebiete für den Überfall auf die Sowjetunion umzuwandeln.

Die Situation in diesen Gebieten wurde immer heikler. Besondere Aufmerksamkeit wurde von den deutschen Faschisten Finnland gewidmet. Die finnische Regierung hielt ihre Beziehungen zum faschistischen Deutschland geheim. Die finnischen Machthaber verkauften sich den Deutschen, führten aber gleichzeitig Besprechungen mit den Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und der USA, indem sie Hilfe gegen die Sowjetunion erbaten, die Finnland angeblich bedrohte. Die Mittel, die es der finnischen Regierung von England, Frankreich und den USA zu erhalten gelang, bot sie den Nazis an. Eigentlich war ganz Finnland den Nazis zur Verfügung gestellt. Die Deutschen erbauten in Finnland ein ganzes Netz von Flug- und Landeplätzen. In einer Reihe von Häfen wurden Reeden für Geschwader geschaffen, die ein Vielfaches der kleinen finnischen Flotte betrugen. Alte Festungen wie Sweaborg wurden wiederhergestellt und insbesondere auf der Kerelischen Landenge immer neue Küstenbefestigen erbaut. Die befestigte Zone der Karelischen Landenge, die nach dem finnischen Oberbefehlshaber die „Mannerheimlinie“ genannt wurde, begann in einer Entfernung von 32 Kilometern von Leningrad (heute St. Petersburg P.R.). Von der Karelischen Landenge aus konnte Leningrad aus Ferngeschützen beschossen werden, während Flugzeuge die Stadt in zwei bis vier Minuten erreicht hätten, so dass die Luftabwehr gar nicht hätte in Aktion treten können. Von dem Wiborger Fort Ino aus hatten die Finnen die Möglichkeit, Kronstadt unter Feuer zu nehmen oder aus der Wiborger Bucht heraus den Hafen von Kronstadt überraschend anzugreifen. Die Finnen bedrohten die Kirow-Eisenbahnstrecke, die das Land mit dem einzigen eisfreien Hafen im Norden -Murmansk- verbindet.

Die finnischen Befestigungen auf der Karelischen Landenge waren gleichsam eine Pistole, die auf Leningrad gerichtet war. Die Stadt Lenins und die nordwestlichen Grenzen der Sowjetunion durften einer solchen Drohung nicht ausgesetzt bleiben. Die Sowjetregierung wandte sich im Oktober 1939 an Finnland mit dem Vorschlag, einen Beistandspakt abzuschließen. Die Finnen lehnten ab. Mit dem Ziel, die Sicherheit Leningrads und der nordwestlichen Grenzen zu verstärken, schlug dann die Sowjetregierung Finnland vor, seine Grenzen auf der Karelischen Landenge um einige Dutzend von Kilometern zurückzuverlegen, sowie die Halbinsel Hanko an die Sowjetunion zu verpachten, damit dort ein Stützpunkt der sowjetischen Marine und Luftflotte geschaffen werden könne. An Stelle des abgetretenen Territoriums bot die Sowjetregierung ein doppelt großes Gebiet in Nordkarelien an.

Für jeden unvoreingenommen Menschen war es klar, dass die sowjetischen Vorschläge, die das Ziel hatten, die Sicherheit Leningrads zu gewährleisten, die vitalen Interessen Finnlands in keiner Weise berührten. Keine einzige Großmacht würde sich mit einem Zustand abfinden, bei dem ihre zweite Hauptstadt in der Reichweite feindlicher Geschütze liegt.

Die finnische Regierung weigerte sich, den sowjetischen Vorschlag anzunehmen, und führte eine allgemeine Mobilisierung ihrer Truppen durch.

In der Nacht zum 30. November 1939 versuchten die finnischen Truppen an zwei Grenzabschnitten auf sowjetisches Gebiet einzufallen. Truppenteile der Roten Armee schlugen diese Versuche zurück, gingen zum Angriff über und rückten bald bis an die „Mannerheimlinie“ vor. Die Rote Armee hatte nunmehr Befestigungen zu überwinden, die nach allen Regeln der modernen Kriegskunst erbaut waren. Nach sorgfältiger Vorbereitung traten die sowjetischen Truppen am 11. Februar 1940 zum Sturm gegen die finnischen Verteidigungsstellungen an.

Gleich am ersten Tag der Offensive gelang es der Roten Armee, eine Bresche in die Befestigungslinie zu schlagen. In diese Bresche strömten neue Truppeneinheiten hinein und erweiterten sie nach und nach. Der Sturm gegen die finnischen Befestigungen dauerte dreißig Tage ohne Unterbrechung an. Eine Befestigung nach der anderen wurde gestürmt, ein Bunker nach dem anderen zerstört, ein Hindernis nach dem anderen überwunden. Schließlich brach die scheinbar uneinnehmbare Befestigungslinie unter dem Druck der sowjetischen Truppen zusammen.

Finnland bat um Frieden. Am 12. März 1940 wurde der Friedensvertrag unterzeichnet, nach dem Finnland die Karelische Landenge zusammen mit der Wiborgbucht, die West- und Nordküste des Ladogasees zusammen mit den Städten Kexholm und Sortavala an die Sowjetunion abtrat. IM Bezirk von Kandalakscha wurde die Grenze, wo sie zu nahe an die Eisenbahnstrecke nach Murmansk herantrat, etwas zurückverlegt. Geringe Teile der Mittel- und Fischerhalbinsel sowie mehrere Inseln in der Finnischen Bucht kamen an die Sowjetunion. Finnland verpflichtete sich, gegen jährliche Bezahlung von 8 Millionen Finnmark die Halbinsel Hanko und die anliegenden Inseln zur Errichtung eines sowjetischen Marinestützpunktes für 30 Jahre zu verpachten. Der Friedensvertrag enthielt die gegenseitige Verpflichtung, sich jedes Angriffs gegen den Vertragspartner feindlichen Koalition Abstand zu nehmen.

Die Sowjetunion trat an Finnland das während des Krieges besetzte Petsamogebiet ab. Zum zweiten Male übergab die Sowjetunion freiwillig den eisfreien Hafen Petsamo an Finnland. Zum ersten Male geschah das im Jahre 1920.

Durch den Friedensvertrag wurde die Sicherheit des Sowjetstaates gefestigt. Gleichzeitig blieb Finnland ein selbstständiges, unabhängiges Land, in dessen innere Angelegenheiten die Sowjetunion sich nicht einmischte. Die Sowjetunion stellte vor der ganzen Welt die Gerechtigkeit und die Großmut der Außenpolitik des sozialistischen Staates unter Beweis.

Die Niederlage Finnlands bedeutete für das faschistische Deutschland den Verlust eines der Aufmarschgebiete für den Überfall auf die Sowjetunion. Durch den Misserfolg beunruhigt, verstärkten die Nazis ihre feindliche Tätigkeit gegen das Sowjetland im Baltikum.

Die Sowjetunion schloss im Jahre 1939 Beistandspakte mit drei baltischen Staaten ab. Diese Verträge garantierten den kleinen Ländern Unabhängigkeit und Beistand gegen das aggressive Deutschland. Aber die reaktionären Regierungen Estlands, Lettlands und Litauens nahmen hinter dem Rücken des Volkes Verhandlungen mit den Nazis auf. Dem Wunsch der Nazis entsprechend, schlossen die Regierungen Estlands, Lettlands und Litauens untereinander einen militärischen Geheimpakt ab, der gegen die Sowjetunion gerichtet war. Die Machthaber der baltischen Länder griffen zu antisowjetischen Provokationen. Litauische Behörden verhafteten einige Rotarmisten. Durch Misshandlungen und Drohungen versuchten sie ihnen die Zusammensetzung und Stationierung der sowjetischen Truppenteile zu erpressen. Ein Sergeant wurde von litauischen Gendarmen ermordet, ein anderer verschwand. Die estnischen und lettischen Staatsmänner unterstützten Litauen.

Im Juni 1940 überreichte Molotow dem litauischen Botschafter eine Note, deren Inhalt auch der lettischen und der estnischen Regierung zur Kenntnis gebracht wurde. Die Sowjetregierung forderte, dass man den litauischen Innenminister und den Chef des Departments der Politischen Polizei, die an der Entführung und Ermordung der Rotarmisten unmittelbar schuldig waren, vor Gericht stelle; dass eine Regierung gebildet werde, die imstande und bereit wäre, den Beistandspakt ehrlich zu erfüllen; dass den sowjetischen Truppenteilen freier Durchzug auf litauisches Gebiet gewährt würde, damit diese in den wichtigsten Zentren des Landes stationiert werden könnten, um die Erfüllung des Beistandspaktes zu gewährleisten und provokatorischen Handlungen vorzubeugen.

Das litauische Volk war über das Verhalten seiner regierenden Clique empört. Da sie den Zorn des Volkes fürchtete. Erklärte sich die litauische Regierung mit dem sowjetischen Vorschlag einverstanden. Die sowjetischen Truppen überschritten die litauische Grenze. Der Präsident von Litauen, Smetona, und einige der höchsten Staatsbeamten flüchteten nach Deutschland und offenbarten damit, wer hinter ihnen stand.

Das Verhalten der lettischen und der estnischen Behörden rief bei den Volksmassen die gleiche Empörung hervor. In Litauen, Lettland und Estland wurden neue Regierungen gebildet, die sich zumeist aus Persönlichkeiten zusammensetzten, die durch ihre revolutionäre Tätigkeit gegen die alten Verräterregierungen ihrer Länder bekannt waren.

Die Völker des Baltikums forderten in Versammlungen und Kundgebungen die Proklamierung der Sowjetmacht und den Eintritt in die Sowjetunion. In Estland wurden Wahlen für die Staatsduma, in Litauen und Lettland für den Sejm durchgeführt. Im Julie 1940 beschlossen die Volksvertreter in allen drei Republiken einstimmig, die Sowjetordnung einzuführen.

Eine neue Seite wurde in der Geschichte des Baltikums aufgeschlagen. Gelichzeitig reiften auch im Süden des Sowjetlandes wichtige Ereignisse heran. Seit mehr als 20 Jahren war die Bessarabienfrage unentschieden geblieben. Unter Ausnutzung der militärischen Schwäche des Sowjetlandes hat Rumänien mit deutscher Hilfe im Jahre 1918 Bessarabien an sich gerissen. Die rumänischen Bojaren trieben in Bessarabien eine Raubwirtschaft. In den ersten zehn Jahren der Besatzung allein waren über 300 000 Werktätige Bessarabiens gezwungen, nach Amerika und anderen Staaten auszuwandern, um sich vor der kolonialen Ausplünderung durch die rumänischen Herrscher zu retten.

Die Sowjetunion hatte die Eroberung Bessarabiens durch Rumänien nie anerkannt und sich das Recht vorbehalten, auf diese Frage zurückzukommen, wenn sie es für nötig befinden würde. Am 26. Juni 1940 wandte sich Molotow an Rumänien mit einer Note. Die sowjetische Regierung erklärte: „Jetzt, da die militärische Schwäche der UdSSR der Vergangenheit angehört und die gegenwärtige internationale Lage die rascheste Lösung der aus der Vergangenheit als Erbe übernommenen ungelösten Fragen erfordert, um endlich die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden zwischen den Ländern zu schaffen, hält es die Sowjetunion im Interesse der Wiederherstellung der Gerechtigkeit für unerlässlich und angebracht, die Lösung der Frage der Rückkehr Bessarabiens in die Sowjetunion gemeinsam mit Rumänien unverzüglich in Angriff zu nehmen.“

W.M. Molotow betonte, dass Bessarabien sowohl durch gemeinsame Geschichte als auch gemeinsame Sprache und nationale Struktur mit der Nordbukowina eng verbunden sei, und die die Nordbukowina, die bereits im Jahre 1918 den Anschluss an das Sowjetland beschlossen hatte, an die Sowjetunion abgetreten werden müsse. In der Note wurde darauf hingewiesen, dass eine solche Abtretung gleichzeitig ein Mittel zu einer gewissen Wiedergutmachung des Schadens wäre, der durch Rumänien der Bevölkerung Bessarabiens und der Sowjetunion zugefügt worden war.

Die rumänische Regierung nahm geheime Verhandlungen mit Hitlerdeutschland auf, von dem sie Hilfe erbat. Deshalb wich sie zunächst einer Lösung der bessarabischen Frage aus, erklärte sich aber schließlich mit dem Vorschlag der Sowjetregierung einverstanden, da sie bei einem Kampf gegen die Rote Armee eine vollständige Niederlage befürchtete. Die Rote Armee marschierte in Bessarabien und die Nordbukowina ein.

Die vom Joch der rumänischen Bojaren befreite Bevölkerung bereitete der Roten Armee einen außerordentlich herzlichen und freudigen Empfang. Greise, darunter so mancher Teilnehmer des Bürgerkrieges und Mitstreiter des legendären bessarabischen Helden Kotowskij, weinten vor Freude und sagten: „Zwanzig Jahre haben wir auf euch gewartet, ihr Lieben!“

Der Einmarsch der Roten Armee in Bessarabien und in die Nordbukowina gestaltete sich zu einem Triumphzug. Die mit Hilfe der deutschen Imperialisten von ihrer sowjetischen Heimat losgerissenen Gebiete kehrten jetzt zu Heimat zurück.

Am 1. August 1940 wurde die VII. Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR eröffnet, zu der Vertreter Litauens, Lettlands, Estlands, Bessarabiens und der Nordbukowina eintrafen. Die Tagung bestätigte die Gesetze zur Bildung der Moldauischen SSR, über die Aufnahme der Nordbukowina und der Kreise von Chotin, Akkerman und Ismail in die Ukranisiche SSR sowie die Aufnahme der Litauischen und Estnischen SSR in die Sowjetunion. Der Sowjetunion gehörten nunmehr 16 Unionsrepubliken an.

Entnommen aus „Das Sowjetland“, Band 4, Original-Autoren I-I- Minz, I.M. Rassgon und A.L. Sidorow, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Buch „Das Sowjetland“, Band 4