Die Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH (kurz Genex; später nur noch Genex Geschenkdienst GmbH) war ein am 20. Dezember 1956 auf Anordnung der DDR-Regierung gegründetes Unternehmen. Es war eine der wichtigsten Devisenquellen der Kommerziellen Koordinierung, einer Abteilung des Ministeriums für Außenhandel der DDR. Hauptsitz war in Berlin/DDR (Mauerstraße 86–88).

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Anfangs diente es nur als Geschenkdienst für Kirchengemeinden. Die BRD lehnte eine Ausweitung auf Privatpersonen ab, um der DDR keinen Zugang zu Devisen zu verschaffen.[1]
Nach der Errichtung des Antifaschistischen Schutzwalls 1961 wurde das Geschäft aber weiter ausgeweitet, sogar nach Dänemark (über die Jauerfood AG in Kopenhagen-Valby) und in die Schweiz (über die Palatinus GmbH in Zürich). Erst ab 1989 konnten Bundesbürger Geschenke in die DDR direkt über eine westdeutsche Firma, die Inter-Geschenkdienst GmbH mit Sitz in Stuttgart und Niederlassungen in Westberlin, Dortmund, Frankfurt am Main und München, an Bürger der DDR senden.[2][3]
Das Unternehmen vertrieb einen Katalog mit dem Titel Geschenke in die DDR, aus dem die Bürger der Bundesrepublik Waren bestellen und mit D-Mark bezahlen konnten, die direkt an ihre Verwandten und Bekannten in der DDR versandt wurden.

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Die Waren im Katalog waren zu etwa neunzig Prozent aus der DDR-Produktion. Neben Lebensmitteln und Konsumgütern wie Möbel, Kosmetik, Kleidung, Werkzeug und HiFi-Anlagen konnte man aber auch Motorräder, Autos (ohne die sonst üblichen mehrjährigen Wartezeiten), Campingwagen und sogar ganze Fertigteilhäuser, die so genannten Neckermannhäuser, bestellen.

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Neben Krafträdern von MZ und Simson sowie z. B. 1986 einem Yamaha-Motorrad, gab es die ostdeutschen Autos Trabant, Wartburg (auch als Pick-up) und Barkas sowie osteuropäische Fahrzeuge von Škoda, Polski Fiat und Lada, die in der DDR als bessere Wagen galten. Aber man konnte auch ausgewählte Modelle von westeuropäischen Automobilkonzernen verschenken. So wurde beispielsweise im Katalog von 1986 ein Fiat Uno 60 Super, Renault 9 GTL, Ford Orion, VW Golf, VW Passat und der VW-Transporter angeboten. Auch die Marken Mazda, BMW, Lancia und Volvo gab es zeitweise im Angebot. Hierbei war zu berücksichtigen, dass bei einigen westeuropäischen/japanischen Marken die Ersatzteilversorgung nur für fünf Jahre gegen Mark erfolgte; danach nur noch gegen frei konvertierbare Währungen.

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Dem Beschenkten entstanden keine Kosten, die sonst schwer erhältlichen Waren wurden ohne große Wartezeit (bei Autos beispielsweise nur vier bis sechs Wochen) direkt an die DDR-Bürger geliefert.
Doch nicht alle Westverwandten hatten soviel Geld, um die großen Dinge aus dem Genex-Katalog zu finanzieren. Sie konnten ihre Verwandten (und Bekannten) nur mit kleinen Dingen erfreuen, wie den angebotenen Paketen.
So kam auch in dieser Hinsicht Unmut auf. Ärmere Westverwandte(-Bekannte) konnten es sich meist nur leisten, die Geschenke für ihre in der DDR lebenden Verwandten und Bekannten in ihrem Heimatort im Supermarkt oder Discounter zu kaufen und das im sogenannten Westpaket verschicken oder beim nächsten Besuch mitzubringen. Was hier nicht abgebildet ist, ist ein Paket mit Diabetikersüßwaren von einer Sorte, die auch im Westen nicht überall zu haben war. So ein Paket lohnte sich zu bestellen. Nun ja, heute gibt es keine Diabetiker-Süßwaren nicht mehr.

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1962/1963 kostete beispielsweise ein Trabant 3.760 DM, ein Wartburg 5.800 DM, ein 140-Liter-Kühlschrank 740 DM und eine Waschmaschine 580 DM. In den 1960er Jahren war ein Zentner Brikett für 6,35 DM und ein Liter Benzin für 0,78 DM zu haben. Die Preisgestaltung gestaltete Genex im Laufe der Jahre dynamisch: So betrug 1967 der Preis für den nach wie vor baugleichen Trabant 4.430 DM und 1988 dann 7.500 DM.
66 aus Schwarzenberg im Erzgebirge: Diese Waschmaschine kostete in der DDR im Jahr 1967 – meist nach einer Wartezeit – rund 2.600 DDR-Mark. In der Bundesrepublik Deutschland gab es dasselbe Gerät bei sofortiger Lieferung im Versandhaus QUELLE unter der Handelsmarke „Privileg“ für 498 D-Mark – und bei Genex ebenfalls sofort für 820 D-Mark.
Ab 1983 waren in der DDR via Genex Fertighäuser, im Volksmund „Neckermannhäuser“ genannt, in drei Ausführungen zu haben – die Preisspanne reichte von 96.220 DM bis 113.275 DM. Der Aufpreis für das ausgebaute Dachgeschoss und den Keller belief sich auf rund 50.000 DM. Die garantierte Lieferzeit betrug drei bis acht Monate.
Insgesamt rollten auf den Straßen der DDR 42.313 Fahrzeuge der Marke Wartburg, 39.269 Trabant, 11.486 Lada und 13.332 VW Golf, die exklusiv bei Genex bestellt und in D-Mark bezahlt worden waren. Mit jedem dieser bei Genex gekauften und kurz darauf abholbereiten Personenkraftwagen wuchs zugleich die Wartezeit für den großen, nicht privilegierten Teil der DDR-Bevölkerung, die – ohne D-Mark-Zugriff in solchen Größenordnungen und daher „nur“ reguläre Zahler in DDR-Mark – jahrelange Wartelisten bis zur Kauf-„Zuteilung“ eines privaten Autos zu erdulden hatten: Die Genex-Autos stammten aus den festgelegten, staatlich geplanten Produktions- bzw. Import-Kontingenten.[4]
Der offizielle 1:1-Wechselkurs von Mark der DDR zu Deutscher Mark wurde in den Genex-Katalogen nicht eingehalten. So kostete beispielsweise ein Trabant 601 etwa 8.000 DM, sonst über 10.000 Mark und ein Wartburg 353 etwa 9.000 DM, sonst 20.000 Mark.
Beschäftigte der DDR im sozialistischen Ausland konnten einen Teil ihrer Gehälter oder Löhne auf ein „Genex-Konto“ einzahlen (beispielsweise am Bau der Druschba-Trasse in der Sowjetunion Beteiligte einen Teil der Tagegelder: 3 Rubel pro Tag, entsprechend etwa 270 Mark pro Monat; sie erhielten keine DM) und konnten damit Waren aus der „Ost-Ausgabe“ des Genex-Kataloges bestellen. Diese Ost-Ausgabe des Genex-Kataloges unterschied sich von der West-Ausgabe durch das Fehlen von Waren, die aus dem westlichen Ausland importiert wurden. Über den „Ost-Genex-Katalog“ konnten – außer in der DDR oder den RGW-Staaten hergestellte, aber gewöhnlich im freien Verkauf nur schwer erhältliche Waren, wie beispielsweise Zement, Fliesen, Schlagbohrmaschinen, aber auch Autos – Waren aus der sogenannten Gestattungsproduktion bestellt werden.[5][6][7]
Erhielt die DDR im Jahr 1962 via Genex aus der Schweiz und Dänemark 12,3 Mio. DM, waren es 1963 schon 16,6 Mio. DM.[8]
Nach einer Statistik der Bundesbank sind zwischen 1967 und 1989 den Genex-Vertretungen – einschließlich der Käufe von DDR-Bürgern und von Organisationen – 3,3 Milliarden DM zugeflossen.[9] Laut der Tageszeitung „Neues Deutschland“ vom 14. Juni 1990 belief sich das Bilanzvermögen von GENEX am 31. Dezember 1989 auf 44,1 Mio. DM.
Klaus Behling bezeichnete im Jahr 2019 Genex als „Geldmaschine“ und nannte folgende Zahlen: Von 1968 bis 1988 erwirtschaftete das Unternehmen netto 2.358.297.405,77 DDR-Mark. Alle Erlöse, die Genex in DDR-Mark erwirtschaftete, gingen in voller Höhe in die SED-Kasse. Von 1981 bis 30. November 1989 erzielte Genex Valutamark-Gewinne in Höhe von 1.093.166.700 D-Mark; rund ein Drittel davon – 379.414.400 D-Mark – floss an die Abteilung Finanzverwaltung und Parteibetriebe beim Zentralkomitee der SED, die verbleibende Summe in den DDR-Staatshaushalt.[10]
Nach der Konterrevolution:
Im zweiten Halbjahr 1990 firmierte Genex als Havers GmbH; die Treuhand beschloss im Einvernehmen mit der Unabhängigen Kommission im Mai 1991 deren Liquidation, sie dauerte bis Oktober 1997. Nach Abzug aller Kosten betrug der Gewinn 98.733.000 D-Mark zugunsten der Treuhand.[11]
Im Jahre 1990 zum 1. Oktober musste eine Namensänderung erfolgen, weil der Name Genex offiziell nicht mehr genannt werden durfte. Im Zusammenhang mit der Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion und anderen staatlichen Regelungen wurde dies so festgelegt, und es wurde damit eine Umstrukturierung in Gang gebracht – allen Mitarbeitern wurde fristgemäß zum 30. September 1990 gekündigt (Kündigungsschreiben vom 27. Juni 1990).
Neue Arbeitsstellen wurden im Anschluss ausgeschrieben, die Neubewerbungen erforderlich machten, damit ab 1. Oktober 1990 eine weitere Übernahme aller ehemaligen Mitarbeiter gewährleistet werden konnte.
Bestimmte ehemalige Mitarbeiter mit entsprechender Vergangenheit (Parteizugehörigkeit SED und Führungsfunktionäre) in der ehemaligen DDR wurden abgelehnt. (Wen wundert’s? P.R.)
Allerdings kam völlig neues Personal hinzu. (Na Leute, deren Gesinnung nun genehm war.P.R.)
Es entstand im Zuge der Auflösung von Genex ein völlig neues Unternehmen mit drei Bereichen; einem für Handel und Vermögensverwaltung (HAVERS-Gesellschaft für Handel und Vermögensverwaltung mbH, Berlin), einem weiteren für Vermögensverwaltung (Refix Vermögensverwaltung GmbH, Bamberg) sowie einem für den Bereich Versanddienst (Papillon Versand GmbH, Bamberg). Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1991 wurden diese Bereiche des Unternehmens in die Verwaltung der Treuhandanstalt überführt. Die endgültige Abwicklung der Firmen erfolgte bis 1992.
Entnommen Wikipedia. Bearbeitet von Petra Reichel



