Kategorie März 2025
Inhaltsverzeichnis März 2025

Kalenderblatt

Das Ende der Postkontrolle

Erklärung des Kollegiums des MfS zum Thema Umstellung des MfS zum AfNS (Vom Ministerium für Staatssicherheit zum Amt für Nationale Sicherheit)

Über ein Gespräch am Landestheater Halle in Reaktion auf einen Brief des Landestheaters

(vorläufige) Grundsätze für die inhaltliche und methodische Gestaltung der Arbeit mit IM

Aufruf der Konterrevolutionäre

In einem Fernschreiben wandte ich der Chef des AfNS, Generalleutnant Schwanitz an alle Leiter der Bezirks- und Kreisämter

2. Fernschreiben des Chefs des AfNS Generalleutnant Schwanitz an die Bezirks- und Kreisämter

Telegramm des AfNS an alle Bezirke und Kreise vom 05.12.1989

Hinweise zum Zusammenwirken des Amtes für Nationale Sicherheit, des Ministeriums für innere Angelegenheiten und der Staatsanwälte auf verschiedenen Ebenen.

Zwei Fernschreiben an die Beauftragten des Vorsitzenden des Ministerrates

Hinweise für die Dienstbesprechung am 08.12.1989, 17:00 Uhr

Bericht über die Lage in den Bezirksämtern für Nationale Sicherheit sowie im Zusammenhang mit der Auflösung der Kreisämter für Nationale Sicherheit (15.12.1989)

Tagesbericht aus Halle
Kalenderblatt
Das Ende der Postkontrolle
In der DDR wurde die Postkontrolle durch das MfS als Abteilung M tituliert.
Hier geht es um das Ende der Postkontrolle, die noch vom noch amtierenden Rudi Mittig durchgeführt wurde. Am 08.11.1989 hatte er entschieden, dass die Außenstellen der Abteilung M, also der Postkontrolle geschlossen werden.

Rudi Mittig wies an, die Räumlichkeiten zu räumen und so zu hinterlassen, das nichts auf die Postkontrolle des MfS hinweist. Die Räume sollten so eingerichtet werden, dass sie aussehen, als wären es Räume der Post oder der Zollverwaltung der DDR.
Dann wurden entsprechende Paragraphen und verantwortliche Personen genannt, die über die Umstellung informiert wurden.
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
Erklärung des Kollegiums des MfS zum Thema Umstellung des MfS zum AfNS(Vom Ministerium für Staatssicherheit zum Amt für Nationale Sicherheit)
Mit der Ankündigung, dass am 17. November 1989 der seinerzeitige Vorsitzende des Ministerrates Hans Modrow, in seiner Regierungserklärung vor der Volkskammer einen Vorschlag zur grundsätzlichen Neubestimmung der Aufgaben und zur Reorganisation des Ministerrates, der einzelnen Ministerien und weiterer staatlicher Organe und Einrichtung unterbreiten wird.
Bezogen auf das Ministerium für Staatssicherheit wurde vorgeschlagen, dass das MfS durch ein Amt für Nationale Sicherheit beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR zu ersetzen. (Ach nee, da nahm man die BRD zum Vorbild. Der BND ist beim Bundeskanzleramt angesiedelt. P.R.)
(Die Begründung ist ja „toll“. Man geht von einer revolutionären Erneuerung des Sozialismus und der Erneuerung der DDR als sozialistischer Staat aus, die unter völlig neuen Bedingungen erfolgen muss. Menschenskind und dann folgt noch weiteres Geschwurbele. Das war Irreführung der Aufrechten. Am 09.11.1989 hat die DDR als Arbeiter und Bauernstaat aufgehört zu existieren. P.R.)

Nun soll es um „detaillierte Regelungen“ gehen, für diejenigen, die aus dem MfS ausscheiden. Auch um deren persönliche Probleme soll sich gekümmert werden. Bei der Eingliederung der ausscheidenden MfS-Angehörigen beruft man sich auf eine Fördungsverordung vom 25.03.1982 (Das war eine ganz andere Zeit. P.R.), wonach Leute, die aus den bewaffneten Organen, wie es in der DDR hieß, ausscheiden umfassende Unterstützung gegeben werden muss bei der Wiedereingliederung in die zivilberufliche Tätigkeit. Dann folgen noch einige Details.Vom Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit diesen Leuten ist die Rede.
(Heute wissen wir, dass das alles Makulatur war. Wie es für die ehemaligen MfS-Angehörigen weitergangen ist, wissen wir. Ein bitteres Ende inklusive Arbeitslosigkeit, Rentenstrafrecht und der Begegnung mit Hass und Häme. P.R.)
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
Über ein Gespräch am Landestheater Halle in Reaktion auf einen Brief des Landestheaters
In diesem Brief wurde von dem Auffliegen eines ehemaligen IM (ehrenamtlich Undercover Agierender P.R.) und in diesem Zusammenhang bestehenden Fragen zur Arbeit und weiteren Perspektive des AfNS am Landestheater Halle aufgeworfen.

Das Gespräch fand am 30.11.1989 in der Zeit von 15:00 Uhr bis 16:30 statt. Es nahmen teil:
- Leiter des Händelfestspielorchesters
- Sängerdarsteller, Leiter der Gruppe „theatro mobile“
- Regieassistentin Musiktheater, Volkskammerabgeordnete – CDU-Mitglied
- Operndirektor
Seitens des Bezirksamtes des AfNS nahmen ein Mitarbeiter und der Unterzeichner teil.
Einleitend bezog der Mitarbeiter des AfNS zum Inhalt des Briefes Stellung. Den Vertretern des Landestheaters Halle wurde erklärt, dass die frühere Notwendigkeit der Präsenz von Mitarbeitern des MfS nicht mehr existiert, da sich die Aufgabenstellungen verändert haben, bzw. hinfällig sind.
In der Diskussion wurde die Zusicherung des AfNS-Mitarbeiters abverlangt, dass keine Informanten mehr am Landestheater mehr tätig sind. Anderseits wurde vereinbart, dass unter keinen Umständen die Quellen des MfS/AfNS preisgegeben werden.
Bezugnehmend auf die Stimmungen/Meinungen gegen Mitarbeiter des AfNS bzw. dem Leumund als Sicherheitsorgan und seine Befugnisse machte der Vertreter des AfNS folgende Angaben:
Auch bei den Mitarbeitern des AfNS herrsche Enttäuschung über die bisherige Partei- und Staatsführung sowie die dem MfS übertragene Sicherheitsdoktrin, die zweifelsohne eine Allgemeingegenwärtigkeit des MfS und damit eine Verängstigung in der Bevölkerung hervorrief. (Ach du liebes Bisschen. Da wurde sich schnell umgedreht. Die bis heute umlaufenden Hetzparolen gegen das MfS wurden hier wiedergegeben. Das konnte ja nur das Ende sein. P.R.)
Bezugnehmend auf die Regierungserklärung und die bisherigen öffentlichen Verlautbarungen des Leiters des AfNS wurde auf den neuen Charakter des Amtes verwiesen, der sich nicht mehr als „Schild und Schwert der Partei“ versteht, sondern als Sicherheitsorgan der Regierung und den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen verpflichtet ist. (Nun gut, dass das MfS sich „Schild und Schwert der Partei“ nannte, finde ich auch kritikwürdig. Das MfS war doch für den gesamten Staat und seine Bevölkerung da. Es gab auch IM, die nicht der SED angehörten. Aber in der Zeit der Konterrevolution ging es nicht darum, sondern um den Geheimdienst als Diener eines bürgerlichen Staates umzuformen. P.R.)
Zunächst erläutert der Vertreter des AfNS (der sich immernoch Genosse nannte P.R.), dass sich von bisherigen Mitteln abkehrt, aber andererseits bei den Geheimdienstmethoden bleibt, wie sie in aller Welt üblich sind. Dann nochmal die Betonung, dass sich die geheimdienstlichen Mittel nicht auf Andersdenkende beziehen würden. (Ach nee, Geheimdienste schnüffeln weltweit Andersdenkende aus, sofern sie transparent handeln. Was ist das denn bitteschön für eine Aussage? Das ist doch ohnehin alles ein Geschwurbele, seil man noch nicht wusste, wohin die Richtung geht. P.R.)
Als Erfordernis einer schnellstmöglichen Herausbildung einer Vertrauensbasis in der Bevölkerung zum AfNS sollte der schnellstmögliche Abbau von Personal und materiellen Ressourcen und der Offenlegung von Zahlen dienen. Es wurde um Verständnis gebeten, dass man keine konkreten Angaben machen konnte, da dieser Prozess auf zentraler Ebene entschieden wurde.
Gegen Ende des Gesprächs wurde der seitens der Angehörigen des Landestheaters der Vorschlag gemacht, dass eine Diskussion zu diesem Thema und eine klare Stellungnahme durch Mitarbeiter des AfNS in einem größeren Rahmen stattfinden sollte.
Einschätzung des Gesprächsverlaufs:
Das Gespräch verlief in einer offenen, kritischen und sachlichen Atmosphäre. An der Diskussion beteiligten sich alle Anwesenden. Es wurde Übereinstimmung erzielt über die weitere Notwendigkeit und Existenzberechtigung eines Sicherheitsorgans. (Na denn…P.R.)
Im Original-Dokument wird die neue Behörde mit ANS und nicht, wie später üblich mit AfNS abgekürzt. Ich habe die später übliche und allgemein bekannte Abkürzung AfNS verwendet. P.R.
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
(vorläufige) Grundsätze für die inhaltliche und methodische Gestaltung der Arbeit mit IM
Nach der Umorganisation und Umbenennung hatte das AfNS ein Dokument betreffs des Umgangs mit den IM erstellt.

Heute würde man sie als ehrenamtlich Undercover agierende verstehen. In der DDR verstand die Mehrheit der Bevölkerung darunter Billigspitzel, welche die Nachbarschaft, die Arbeitskolleginnen und -kollegen und die sonstige nähere Umgebung bespitzelt. So wird uns das auch heute, nach all den Jahren, erzählt. Doch das Aufgabenfeld der IM war weitaus größer. Näheres siehe Beiträge in DIE TROMMLER-ARCHIV und im Buch DIE SICHERHEIT, dass man als Ganzes und in Teilen von der Website ISOR Sozialverein Archiv
herunterladen kann.

Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
Abschnitt aus dem Buch „Die Sicherheit“ zum Thema IM ist auch als PDF-Datei hier im Anhang.
Aufruf der Konterrevolutionäre

Die Konterrevolutionäre behaupteten,
- dass wichtige Finanz- und Sachwerte ins Ausland verbracht würden
- wesentliche Akten und Daten vernichtet würden
- verantwortliche Personen sich ins Ausland abzusetzen versuchen
Die Konterrevolutionäre riefen die Bevölkerung dazu auf mitzuhelfen dies zu verhindern.
Die Öffentlichkeit und die Deutsche Volkspolizei sollte informiert werden. Allerdings gab es bald die Deutsche Volkspolizei nicht mehr.
Die Konterrevolutionäre haben eine eigene Untersuchungskommission gebildet, die sich einerseits unabhängig nannte, andererseits mit Regierung Modrow zusammenarbeitete.
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
In einem Fernschreiben wandte ich der Chef des AfNS, Generalleutnant Schwanitz an alle Leider der Bezirks- und Kreisämter

Er wies an, dass die Vernichtung und der Transport von Dokumenten sofort gestoppt und für die Sicherheit der Unterlagen zu sorgen.
Original-Dokument entnommen aus der Broschüre „Die Stasi in der Friedlichen Revolution“, Herausgeber Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv, bearbeitet von Petra Reichel
Telegramm des AfNS an alle Bezirke und Kreise vom 05.12.1989
In den letzten Stunden hat sich die Lage weiter zugespitzt. Vor allem der Druck auf das AfNS und alle seine Dienststellen hat zugenommen.

In fast allen Dienststellen der Bezirke und Kreise des AfNS haben Bürger versucht, in die Gebäude und Räume einzudringen, um die Vernichtung und den Transport von Dokumenten zu verhindern. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf mein Schreiben vom 04.12.1989, in dem ich jegliche Vernichtung und jeglichen Transport von Dokumenten und Unterlagen untersagt habe.
In einigen Dienststellen des AfNS musste auf die Forderungen nach Betreten und Besichtigen sowie im Zusammenhang auf Versiegelung von Räumen und Panzerschränken eingegangen werden.
Einige Objekte des AfNS werden Bereits von Angehörigen der Volkspolizei sowie Mitglieder von Bürgerrechtsbewegungen (Konterrevolutionäre) bewacht. Gleichzeitig erfolgt eine Kontrolle der Personen- und Fahrzeugbewegung.
Mit einer weiteren Zuspitzung der Lage und den verstärkten Versuchen des gewaltsamen Eindringens in die Objekte des AfNS ist zu rechnen. („Keine Gewalt“ war der Werbespruch der Konterrevolutionäre. Sehr sinnig. P.R.)
Deshalb weise ich erneut darauf hin, dass mit allen Personen das Gespräch zu suchen ist.
In den Gesprächen sind die Aufgaben des AfNS und die daraus resultierenden Sicherheitserfordernisse zu erläutern. Dabei ist auch darauf zu verweisen, dass wir nicht gegen die Kontrolle unserer Arbeit sind. Die Spezifik unserer Arbeit verlangt aber auch spezifische Kontrollmethoden.
Gleichzeitig sind Ihnen meine Weisungen zur Vernichtung und zum Transport von Dokumenten zu erläutern. Handschriftlich ergänzt: .., die am 04.12.1989 außer Kraft gesetzt wurden.“
Bleiben die Forderungen bestehen bzw. erhöht sich der Druck weiter, um gewaltsam in die Objekte einzudringen (handschriftlicher Einschub nicht lesbar), gemeinsam mit dem Militärstaatsanwalt, Angehörigen der Volkspolizei, Abgeordneten und Wählern der Bürgerrechtsbewegungen (Konterrevolutionäre P.R.) (z.B. Sprechergruppen) eine Begehung des Objektes vorgenommen zu werden.


