Wie in jeder anderen Gesellschaft auch, so gab es in der DDR nicht nur Angehörige der Arbeiterklasse. Die damaligen Schülerinnen und Schüler hätten sich in ihrer Schulklasse umschauen sollen: Da waren die Eltern verschiedener Schülerinnen und Schüler Arbeiter und Arbeiterinnen, andere waren Genossenschaftsbauern und -bäuerinnen. Von anderen Schülerinnen und Schülern arbeiten die Eltern als Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte, Ingenieurinnen und Ingenieure, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Künstlerinnen und Künstler. Die Mütter und Väter wieder anderer Mitschülerinnen und -schüler waren vielleicht Handwerkerinnen und Handwerker oder Gewerbetreibende.
Alle wurden gebraucht
Was würde passieren, wenn es nur Arbeiterinnen und Arbeiter gäbe? Recht bald würden Nahrungsmittel und andere landwirtschaftliche Produkte fehlen. Die Arbeiterklasse müsste Vertreter und Vertreterinnen aus ihren Reihen in die landwirtschaftliche Produktion delegieren. Andere müssten Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte, Ingenieurinnen und Ingenieure, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Künstlerinnen und Künstler werden, weil jede Gesellschaft auch Schulen, Krankenhäuser, Konstruktionsbüros und Universitäten, die Literatur und das Theater braucht. Das galt erst recht für die sozialistische Gesellschaft.
In den 1950er Jahren hatte die SED viele, die in der Produktion arbeiteten auf das Land delegiert, wo sie die landwirtschaftliche Produktion vorangebracht hatten. Später waren die meisten von ihnen geachtete Genossenschaftsbauern. Etwa 75 Prozent der Angehörigen der Intelligenz entstammten der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. Sie wurden zum Studium delegiert und leisteten später als Angehörige der sozialistischen Intelligenz Hervorragendes auf ihrem Gebiet. Das war eine gesellschaftliche Notwendigkeit für die Arbeiterklasse, weil der Sozialismus nicht ohne Bauern, Angehörige der Intelligenz, Handwerkerinnen und Handwerker und Gewerbetreibende errichtet und gestaltet werden konnte. (Nicht nur die sozialistische Gesellschaft, sondern alle Gesellschaften funktionieren nur mit Leuten aus verschiedenen Berufsgruppen. In der heutigen kapitalistischen Gesellschaft wird der Fachkräftemangel beklagt. Man könnte in den vergangenen Sozialismus zurückgucken und die damaligen Lösungswege aufgreifen. Aber das wäre mit Kosten verbunden, die man scheut. P.R.)

Bild entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
Die Klasse der Genossenschaftsbauern bemühte sich darum, die Resultate in der Tier- und Pflanzenproduktion zu erhöhen, teure Importe einzusparen (und Exporte als Devisenbringer zu erwirtschaften. Das ging oft auf Kosten der Versorgung der eignen Bevölkerung. P.R.) und den vorhandenen Boden und andere Reserven intensiv zu nutzen. Das waren die Aufgaben, die der XII. Bauernkongress der DDR (1982) stellte.

Bild entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
Die Angehörigen der Intelligenz waren in besonderem Maße verantwortlich für die Entwicklung in Wissenschaft und Kultur, in Technik und Bildung sowie im Gesundheitswesen. Vor allem erbrachte die sozialistische Intelligenz große Leistungen beim wissenschaftlich-technischen Fortschritt, der die grundlegende Voraussetzung für Produktionssteigerungen, Kosteneinsparung und Gewinn darstellte. (Aber es hatte nicht gereicht. P.R.)
Die genossenschaftlichen und privaten Handwerker und Gewerbetreibenden lösten wichtige Aufgaben auf dem Gebiet der Dienstleistungen und Reparaturen. Zugleich befriedigten sie eine Reihe weiterer Bedürfnisse, wie z.B. auf dem Gebiet der Ernährung oder der Mode.
Gemeinsame Interessen
Alle Werktätigen der verschiedenen Klassen und Schichten rangen um bedeutende Steigerungen ihrer Arbeitsergebnisse, weil sie gemeinsame Interessen in den Grundfragen der Entwicklung hatten.
Alle hatten das Interesse an der weiteren Stärkung des Sozialismus. (Wirklich? P.R.)
Alle wollten, dass ihre Arbeit der gesamten Gesellschaft zugutekam. Die Werktätigen wollten für möglichst viele Menschen etwas Nützliches tun und natürlich auch ihre materiellen und geistig-kulturellen Bedürfnisse befriedigen.
Gemeinsame Interessen bestanden auch, weil alle Werktätigen danach strebten, aktiv Einfluss auf die Gesellschaftsgestaltung zu nehmen. (Tatsächlich? P.R.)
Vor allem aber wollten alle den Frieden. Die Interessen der Arbeiterklasse und aller anderen Werktätigen in diesen Grundfragen stimmten völlig überein. Die Durchsetzung dieser Interessen garantierte ihnen nur die Gesellschaftsordnung des Sozialismus. (Was aber damals nicht wahrgenommen wurde. P.R.)
Letztendlich, ob bewusst oder unbewusst, leisteten sie an der Seite der Arbeiterklasse solche wichtigen und eigenständigen Beiträge für den Sozialismus.
Darum waren die anderen Werktätigen die Verbündeten der Arbeiterklasse, und die Politik der SED zur Festigung der Zusammenarbeit von Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten wurde als Bündnispolitik bezeichnet.
Unterschiedliche Interessen
Wenn es auch in den entscheidenden Grundlagen übereinstimmende Interessen zwischen Arbeiterklasse und ihren Verbündeten gab, so existierten auch Unterschiede in der sozialistischen Gesellschaft. Solche Unterschiede gab es z.B. in der Arbeits- und Lebensweise, in den Traditionen und Gewohnheiten, auf weltanschaulichem Gebiet. So vertraten sehr viele Bürgerinnen und Bürger der DDR die marxistisch-leninistische Weltanschauung der Arbeiterklasse. Andere traten aus religiösen Gründen für den Sozialismus ein. Die Mehrheit der religiös gebundenen Bürgerinnen und Bürger arbeitete engagiert im beruflichen und gesellschaftlichen Leben und trug so wirkungsvoll zur politischen und ökonomischen Stärkung des Sozialismus, zum Kampf um den Frieden und zu seinem militärischen Schutz bei. (Leider gab es auch andere christlich gesinnte Menschen, welche die Konterrevolution befeuerten. Ohne die Bereitstellung kirchlicher Infrastruktur hätte es die Konterrevolution sehr viel schwerer gehabt. Es gab aber auch die andere Seite christlich gesinnter Menschen, wie den Pfarrer Holmer, der dem Ehepaar Honecker während der Konterrevolution Schutz und Obdach gewährte. P.R.)
Befreundete Parteien
Nicht jedes Parteiabzeichen in der DDR trug das Symbol der SED.
In der DDR gab es neben der SED noch vier weitere Parteien, die DBD, die CDU, die LDPD und die NPDPD. (Diese Parteien sind nach dem Ende der DDR in der FDP und der CDU aufgegangen. P.R.) Ihre Existenz und ihr Zusammenwirken unter der Führung der SED zeigten, wie in der DDR den bestehenden Gemeinsamkeiten und Unterschieden innerhalb des werkstätigen Volkes entsprochen wurde.
In den vier Parteien, die eng mit der SED befreundet waren, vereinten sich etwa 400 000 Mitglieder. Diese Parteien mobilisierten ihre Mitglieder, ihre Leistungskraft ebenfalls in den Dienst des Sozialismus zu stellen.
Die mit der SED befreundeten Parteien leisteten Hervorragendes für die Entwicklung der DDR. So kämpfte die Demokratische Bauernpartei Deutschlands, in der vor allem Genossenschaftsbauern und Angehörige der landwirtschaftlichen Intelligenz organisiert waren, gemeinsam mit der SED um die weitere Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft und des Lebens auf dem Dorfe.
Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands (im Westen auch Ost-CDU genannt P.R.)vereinte in ihren Reihen vor allem christlich gebundene Bürgerinnen und Bürger aus den mit der Arbeiterklasse verbundenen Klassen und Schichten. Sie trug zur Entwicklung des Friedensengagements ihrer Mitglieder und weiterer christlicher Bürgerinnen und Bürger bei.


Quelle Zitat Gerald Götting
entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
Der Vorsitzende der CDU, Gerald Götting, am 22. Februar 1982:
„Zur Stärkung unseres sozialistischen Vaterlandes und der gesamten sozialistischen Staatengemeinschaft gehört untrennbar der sichere militärische Schutz des Friedens, die Bereitschaft, unsere Errungenschaften auch bewaffnet zu verteidigen….
Jetzt geht es darum, die Sicherheit der Deutschen Demokratischen Republik und ihrer Bürger im Angesicht der großen Gefahren zu gewährleisten, die von der imperialistischen Politik der Hochrüstung und der Konfrontation ausgehen, und damit die friedenserhaltende Aufgabe des Sozialismus auch auf militärischem Gebiet in die Tat umzusetzen, Bewaffneter Dienst für den Sozialismus ist eine legitime Form des Dienstes für den Frieden. Dieser …Einsicht folgen ungezählte christliche Demokraten und parteilose christliche Bürger in den Reihen der bewaffneten Kräfte der DDR, in der Zivilverteidigung und in anderen vielfältigen Formen gesellschaftlicher Aktivität, die dazu dient, den Frieden zu verteidigen.“

Bild entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands und die National-Demokratische Partei Deutschlands vereinten in ihren Reihen viele Handwerker und gewerbetreibende. Sie rangen erfolgreich um höhere ökonomische Leistungen und erweiterten ihren Anteil an Dienstleistungen und Reparaturen.

Gesellschaftliche Organisationen – der FDGB und die FDJ
Bild entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
In der DDR waren viele Bürgerinnen und Bürger auch Mitglieder von gesellschaftlichen Organisationen. Die wichtigste und größte Massenorganisation war der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB). In ihm waren über 9 Millionen Werktätige organisiert. Viele von ihnen trugen im FDGB ehrenamtlich Verantwortung. Die wichtigste Aufgabe des FDGB war die gewerkschaftliche Interessenvertretung der Werktätigen. Gewerkschaftliche Interessenvertretung bedeutete, aktiv bei der Verwirklichung der Interessen der Werktätigen mitzuwirken. Die Interessen der Werktätigen lagen darin, den Sozialismus allseitig zu festigen und die Wirtschafts- und Sozialpolitik in ihrer Einheit fortzuführen. Der FDGB halt, dafür alle Bedingungen zu schaffen. Das geschah vor allem durch den sozialistischen Wettbewerb. Zugleich leistete der FDGB wichtige Arbeit beim Arbeitsschutz, auf dem Gebiet der Sozialversicherung, der Kultur und im Erholungswesen.
Eine wichtige Rolle im Leben der Gesellschaft der DDR spielte die Freie Deutsche Jugend (FDJ). Sie wurde nach dem II. Weltkrieg am 07.März 1946 gegründet. Ihre Wurzeln reichen aber weiter zurück.
In der Zeit ihres Bestehens hatten die Mitglieder der FDJ an vielen Brennpunkten des Gesellschaftsaufbaus in der DDR ihren Mann gestanden, sei es an Großbaustellen des sozialistischen Aufbaus, in den Schulen und Universitäten, im Ringen um tiefere Einsichten in das Wesen des Sozialismus. In allen Volksvertretungen der DDR war die FDJ mit eigenen Abgeordneten vertreten. Das beweist besonders deutlich, welches Vertrauen die Gesellschaft der DDR der Jugend schenkte: Sie ermöglichte und erwartete zugleich, dass die Mitglieder der FDJ sowohl mitarbeiteten als auch mitplanten und mitregierten. (Na ja, das hat ja nicht geklappt. P.R.)

Bild entnommen aus den Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse
Die Nationale Front der DDR
Alle Initiativen und Bewegungen, die Aktivität aller Parteien und Organisationen, das Handeln der Millionen Bürgerinnen und Bürger der DDR- all das floss zusammen in der großen Volksbewegung der DDR. Das war die Nationale Front der DDR. Sie war keine Organisation, für die man ein Mitgliedsbuch brauchte und Beitrag bezahlte. Die Nationale Front der DDR wirkte vor allem in den Wohnbezirken, Städten und Kreisen, Bezirken und auf zentraler Ebene. Sie umspannte die gesamte Bevölkerung. In der DDR arbeiteten etwa 17 000 Ausschüsse der Nationalen Front. In ihnen waren Mitglieder der SED und der anderen Parteien, Parteilose, Christen, Männer und Frauen, Alte und Junge, Arbeiter und Wissenschaftler, Genossenschaftsbauern und Handwerker tätig. Gemeinsam organisierten sie den Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden- Mach mit!“, leisteten vielgestaltige Arbeit auf geistig-kulturellem Gebiet und nahmen in wichtigen Angelegenheiten das Wort.
Geleitet wurde die Nationale Front der DDR vom Nationalrat. Sein Präsident war Prof. Dr. Lothar Kolditz, ein parteiloser, international bekannter Wissenschaftler.

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987, bearbeitet von Petra Reichel


Ein Kommentar zu „Die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten“